und Sonne sich zur gleichen Stunde treffen? Nun wähle dir, welch ein Gestirn du willst?, Willst du den Mond, der aufgeht, willst du die Sonne, die dort sinkt? Welch schöner Streit ist doch in un serer Brust gewesen! Sagt nicht, ich bitte euch, die Treue sei's gewesen, die gesiegt hat! Die Liebe, dir, aus den ruhelosen Träumen auf geschreckt und übermüdet, endlich eingeschlum- mert war, wurde durch die Botschaft wieder wach und hielt, die Augen reibend und noch schlafbefängen, den braven Boten
selbst für den Geliebten. Und waren diese Boten denn nicht liebenswert? Hat man bei ihrem Anblick nicht t vergessen können? ein strenges Pflicht ein kluges Maß und anfangs auch die Botscha Hat deines Boten Ernst, gefühl, fein ruhiger Blick, seine gute Strenge dir, Stephanie, nicht zuge raunt: Das wäre ein Mann für mich! Mit dem ließe sich's gut leben! Und so wie du dich über meinen braven Berti gefreut hast, Stephanie, so habe ich mich über den bösen Franz gefreut. Ich habe mir gesagt: Wie schwer
haben wir uns doch das Leben gemacht, und wie unbe schwert,^leichtsinnig und heiter lebt es Franz! Und dennoch hast du, Stephanie, und Hab' auch ich gefühlt: dies verwirrend schöne Schwan ken kann doch die Treue tief im Herzen nicht ins Wanken bringen. Wir haben auf einmal ent deckt, welch ein unverbrauchter Vorrat an Liebe noch in uns gewesen, jene nämlich, die sich beim Anblick jener Boten gemeldet, die von ihnen selbst aufgerufen worden ist. Sie hat nicht uns gehören können, denn Liebe, die nicht verschenkt wird, geht
zugrunde und verdirbt. So haben auch dieses Mehr an Neigung wir unseren Ge liebten schenken müssen, die dadurch reicher be dacht worden sind als je zuvor. Und später dann, als wir es spürten, wie jede von uns des Geliebten Boten schätzte, war Eifersucht nicht auch ein Grund, noch mehr zu lieben? War also die Verwirrung, die mein Klient angerichtet hat, nicht allen heilsam? Hat er nicht in uns allen jene große Lust zu schenken aufgerufen? War er es nicht, der unsere Liebe aus den zu engen Banden gelöst