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Seite 6 von 20
Datum: 17.07.1975
Umfang: 20
Dolomiten LITERARISCHE BEILAGE Donnerstag, den 17. Juli 1975 — Nr. 15^ Tribschen Vier Wochen nach Nietzsches erster Bcgegnung*mit Wagner heißt es in einem Brief an den Freund Rohde: „Wagner, wie ich ihn kenne, ist die leibhaftige Illustration dessen, was Schopenhauer ein Genie nennt... ich wollte, wirkönn.. ten zusammen den kühnen, ja schwin delnden Gang seiner umstürzenden und aufbauenden Ästhetik gehen, wir könnten uns von dem Gefühlsschwung seiner Musik wegreißen lassen, von die sem

ein. Er überwand 6eine Zweifel, ob die Einladung des Meisters aus dem letzten Herbst wirklich noch gelte, und fragte sich nach dem' Landhaus auf dem vor springenden Ufer durch. Bald stand er unter dessen Fenstern. Jemand spielte drinnen Klavier. Lange- verharrte der junge Mann still und vernahm einen vielfach wiederholten Akkord. Wagner war damit beschäftigt, die Klage Brünn hildes aus dem „Siegfried“ zu kompo nieren: „Verwundet hat mich, der mich erweckt!“ Worte, die bald einen viel sagenden Bezug

auf den Lauschenden gewinnen sollten. Auf sein Läuten er fuhr Nietzsche durch den Diener, Herr Wagner arbeite und dürfe vor zwei Uhr nicht gestört werden. Aber seine Karte dürfe der junge Herr dalassen. Damit ging er ins Haus zurück. Als Nietzsche sich bereits zum Gehen gewandt hat(g, kam der Diener ihip nachgelaufen: Herr Wagner lasse fragen, ob der Herr Pro fessor derselbe Herr Nietzsche sei, den er unlängst in Leipzig bei seiner Schwe ster, Frau Brockhaus. kennengelernt habe. Nietzsche bejahte und erhielt dar

ihm Wagner seine Photographie und be gleitete ihn nach Luzern hinein. Der Ältere war dazu ausersehen, Nietzsches Persönlichkeit zu erwecken, bei seiner Entwicklung zu einem der be deutendsten Denker der Neuzeit eine entscheidende Rolle zu spielen. Freilich ließen ‘den verehrenden Nietzsche die Erfahrungen des Zusammenpralls mit einer ihm so gegensätzlichen Natur wie der Richard Wagners erschüttert und verzweifelt zurück. Es wurde Nietzsches Schicksal, Idole zu stürzen. Daran dachte freilich

während der Tage am See noch niemand, die, sonnen erfüllt und friedlich, Nietzsche in seiner Anbetung des Meisters bestärkten. Gern stahl er den Pflichten in Basel die Stun den seiner Besuche ab. Es bedeutet viel, daß er, als der Bruch mit Wagner längst vollzogen war, schreiben konnte: „Ich lasse den Rest meiner menschlichen Be ziehungen billig; ich möchte um keinen Preis die Tage von Tribschen aus mei nem Leben weggeben. Tage des Ver trauens, der Heiterkeit, der sublimen Zufälle — der tiefen Augenblicke

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Seite 8 von 12
Datum: 13.02.1958
Umfang: 12
auf allen so seltsamen Lebensstationen, für die ganz Europa das Stichwort ahgab, bis zur Seßhaftwerdung in Bayreuth, Wo der Traum des Revolutionärs: einen Tempel der Kunst für eine Regeneration der Menschheit zu schaffen, seine Weihe fand. Mit der zyklischen Aufführung der Welt anschauungstetralogie „Der Ring des Nibelungen“ steht Richard Wagner auf der H"ho seines Wollens, das, sechs Jahre da nach, mit der Uraufführung des „P a rsIf al“ nur eine Stabilisierung, aber keine Auswei tung mehr finden

“. Dieses Ethos der Kunst eines Wagner — fand es sein , „verständnisvolles Publikum“? Wer wollte es leugnen, daß sich in Wagners Frauen- und Heldengestalten jene Idee, die Menschliches mit Göttlichem zu verbinden suchte, manifestierte, daß bis heute die Kraft des Dramas, die Macht der Musik eine Vielzahl von Menschen ergriff? Aber ist der „Mensch der Zukunft", wie ihn ein Nietzsche, Wagners Antipode (der dessen Gedanken als erster als überdeutsch empfand), zu erkennen glaubte, im kommenden Jahrhundert

, unserem also, tatsächlich geboren worden? Hat das „Volk“, das in den „Meistersingern“ über vergängliche Institutionen triumphiert, seine ihm vom Künstler zugewiesene Aufgabe erkannt und die Idee des Schöpfers verklärt? Ist Bayreuth, das Symbol seines Regenera tionsgedankens, mehr geworden als nur „ein teures Andenken, ein ermutigender Begriff, ein sinnvoller Wahlspruch“ — Worte, mit de nen Wagner seine Schöpfung charakterisierte? — Gewiß: Bayreuth lebt Die „Jungen“ von Wahnfried, Wieland und Wolfgang

Wagner, die eine bisher nicht für möglich erachtete Vereinfachung des szenischen Bildes demon strieren und die Wandlung des Traditions begriffes dem modernen Stilempfinden angli chen, zeigten, daß diese Entwicklung die Ebenen verschièbt, auf die man Wagner seit Jahren wie auf einen Nenner festgelegt hatte. Jenseits aller Disputationen über das Für oder Wider dieser Reform hat sich aber die Leuchtkraft der Wagnerschen Musik herr licher und größer ausgebreitet, als man es vor 75 Jahren wohl vorausahnte

war, sich zu behaupten und zu do minieren in einer kunstwidrigen Zeit“. So se hen wir Menschen der Gegenwart Wagners „Verklärung" — dennoch Ist dies der größte Sieg, den je ein Künstler, auf dem immer der Hauch des Tragischen liegt, erringen kann. Dr. Walter Eggert Die Tasse aus dem Zwinger Ehe Minna Wagner das Zimmer verließ, blickte sie noch einmal zu ihm hinüber. Er saß am Tisch vor dem Fenster über seinen Noten blättern. Seit man in Paris war. hatte sie täg lich dieses Bild vor Augen: Richard hockto am Tisch

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Seite 9 von 16
Datum: 06.09.1952
Umfang: 16
war von der Verpflichtung, im Schlachthof zü schlachten, befreit, Sie be saß selber ihren eigenen kleinen Betriebs schlachthof. Der Schlachterei stand der Meister Schel lenberger vor, ein tüchtiger Fleischer, der an die fünfzehn Jahre schon im Betrieb war. Bolle arbeitete mit mehreren Viehhändlern. Den weitaus größten Teil des Schlachtviehs aber lieferte der Viehgroßhändler Wagner, der wöchentlich bis zu dreihundert Schweine schickte. Das Verwiegen der Schweine wurde vom alten Eckardt vorgenommen. Am Tage

nach der Auseinandersetzung mit den Mitglieder der Bolleschen Familie stand Karl unten bei der Waage und sah zu, wie der alte Eckardt eine neue Ladung Schweine von Wagner verwog. Er stand so, daß ihn Wagner nicht sehen konnte. Mit einem Bleistift notierte er sich, unbe merkt von dem Wiegenmeister, die Gewichte der neunundachtzig Schweine, die angefahren wurden. Als das letzte über die Waage war, trat Karl vor. Der alte Wiegemeister erschrak, als er ihn so plötzlich kommen sah. Aber Karl grüßte freundlich und sagte

jo vial: „Na, da haben wir ja neues Futter für morgen. Der Wagner hat gute Ware. Sind stramme Kerle darunter. Lassen Sie einmal sehen, Meister Eckardt, wie die Gewichte sind.” Der alte Eckardt trat zur Seite, und Karl nahm die Liste vom Pult. Und mit einem Blick hatte er den Betrug erkannt. Die notierten Gewichte waren durch schnittlich fünf bis zehn Prozent höher, als die Waage angezeigt hatte. Karl verzog keine Miene, Er nahm dann die Liste in die Hand und sagte zu Eckhardt, --,'nst

infolge Ihres Alters und Ihrer schwachen Augen zu schwer fällt. Ich tue es auch. Also, Herr Eckardt. seien Sie vorsich tig, ich warne Sie!“ „Ich... ich bin Ihnen so dankbar, Herr Große." « Am nächsten Tage stand Streckeband an der Waage. Der Viehgroßhändler Wagner, der vierzig Schweine brachte, stutzte, als er statt des alten Eckardt den Meister Streckeband an der Waage sah. „Nanu, is denn der alte Eckardt krank ge worden?“ , . . „Nee!" grinste Streckeband, der im Bilde war. „Den hat Herr Große

an eine andere Stelle gesetzt. Seine Augen sind zu schwach. Er sieht die Zahlen immer so verkehrt.“ Der Viehhändler wurde blaß vor Schrek- l(€Tl „Der... Große! Det is euer Betriebsleiter?" „So ist es, Herr Wagner. Det Is’n Junge. Nee, nich dran zu tippen. Da könn’ wir Alten nich mit. Un Augen hat der, Dunnerlitzchen, die sehen im Dunkeln. Wissen Sie was, Herr Wagner, mir hat die Nacht geträumt, wir hät ten hier ’n andern Großlieferanten. Nu, wat meen Se?“ Wagner wurde immer unruhiger. Bei den letzten Worten

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Seite 4 von 10
Datum: 05.09.1957
Umfang: 10
Stadt zum Empfang der Wagner-Enthusiasten, Hoteliers und private Zimmervermieter er warten zwar nicht die ersten Klänge des „Rhoingoldes“, dafür aber die gute Bezahlung durch die Besucher der Festspiele. Dabei muß gesagt werden, daß die Preise nicht unbillig überhöht werden. Schon Nietzsche hatte er wart. daß Bayreuth auch wegen des Publi kums sehenswert sei. Früher wanderten die einen zu Fuß. die anderen in Karossen zum Festspielhügel hinaus, richtiger müßte man von einer Wallfahrt sprechen

im Garten der Villa Wahnfried. Der Kult um die Person Richard Wagners wurde immer in Bay reuth weitcrentwickelt, nachdem er durch Wag ner selbst begründet, durch seine Witwe Co- sima fortgesetzt und durch den Sohn Sieg fried, dessen Gattin Winifred und nun durch die Wagner-Enkel Wolfgang und Wieland wei- lergeniihrt worden war. Den neuen kühnen In- szcnicrungsvcrsuch von 1951 haben viele als gegen die Wagner-Tradition verstoßend ge brandmarkt. Es fiilit auch auf. daß das offi zielle Deutschland

nun in der neuen Aera der Wagner-Enkel weniger zahlreich vertreten ist. Das hängt natürlich auch mit der neuen dcut- srhen Einstellung zur Kunst Wagners zusam men, nicht allein mit den neuen, vielbekämpf ten Regieversuchen. Wagner und der Umbruch Der Umbruch des Jahres 1945 machte auch eine Neubewertung Wagners notwendig, weil in der Zeit des Dritten Reiches Wagner der deutsche Musiker gewesen war, das Haus Wahnfried sich der besonderen Gunst, ja der Freundschaft des damaligen deutschen Staats chefs erfreute

. Die Verbindung der Familie Wagner, noch Siegfrieds und seiner Gattin Winifred mit ihm ging allerdings noch in die Zeit vor der Machtergreifung zurück. Daß der Wagnerenthusiast Adolf Hitler Bayreuth und die Familie Wagner förderte, ist selbstver ständlich. Richard Wagner selbst hatte schon seine Mu sik als die deutsche Musik propagiert, die Ab sage an die „welsche" Musik der Italiener und der Franzosen, repräsentiert ln der sogenann ten Großen Oper und in der Belcanto-Opera, ist in den . Meistersingern

" nicht zu überhören. Appellierte schon Wagner selbst, um sich durchzusetzen, an das nationaldeutsche Emp finden. so kam er diesen auch schon durch seine Themenwahl entgegen — germanische Vorzeit und Mittelalter. Außerdem entsprach die pa thetische. ins Grenzenlose und Mythische ge hende Musiksprache Wagners, die aber doch zutiefst dem Sinnlichen verhaftet blieb, dem damaligen deutschen Charakter nach 1871. Ein neues, mächtiges Reich suchte nach einer Kunst — die Wagners bot sich dar. Bach, Haydn, Mo zart

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Seite 21 von 28
Datum: 12.02.1983
Umfang: 28
Der einsame Tod von Venedig Richard Wagner zwischen Himmel und Hölle — Von Carl F. Pichler Am Dienstag, dem 13. Februar 1883, stirbt um 15.30 Uhr in Venedig Wagner an einem Herzkrampf in den Armen von Cosima. in Anwesenheit von Dr. Keppler und Betty Bürkel, der Dienstfrau. So steht es als Vermerk im Totenschein Nr. 169 bzw. unter Nr. 335 im Totenregister der Stadt Venedig. Wuchemd-ekstatische Verehrung, Hoffnung auf ein neues Zeitalter und... grenzenlose Ablehnung — das sind Hauptaspekte

des Leipziger Tondich ters seit seinen Zeiten bis heute. Wagner ist sein permanenter Wider spruch, seine permanente Bestätigung — aber auch der Aufbau seiner eigenen Zerstörung. Bei Wagner ist nichts vermessen — weder seine Vergangenheit, sein Leben noch seine Nachwelt. Einzigartig, wie „der furchtbar begabte Gnom aus Leip zig“ (Th. Mann) aus einer mythisch-sur- realen Geschichte-Vergangenheit die Zukunft vorausahnt und noch immer ahnen läßt — sei es im sozial-politischen Engagement wie in der Musikszenerie

. Schon 1852 schrieb er: „Ich blieb uner schüttert bei dem Vorsatz, meine Nibe lungendramen in der Weise auszufüh ren, als ob'das heutige Operntheater gar nicht bestünde.“ Das muß eindeutig auf seine Aversion gegen die allmächtige und gar zu über bewertete französisch-italienische Opemschemata hin gedeutet werden (Donizetti, Mayerbcer usw.). Wer von einer exemplarischen Wag ner-Interpretation spricht, oder wer meint, sie hier oder dort zu erleben, muß an Wagner selbst scheitern

nur bei Wagner zu vermu ten. Dagegen sprechen Musik und Texte etwa bei Mozart, Verdi, R. St rau ss oder Berg. Aber niemand vermag den Kenner wie den Dilettanten so zu verärgern oder anderseits in Ekstase versetzen wie Wagner. Von Langeweile gequält verläßt Leo Tolstoi eine Siegfried-Vorstellung nach dem ersten Akt, nachdem er ohnehin schon zu spät ins Bayreuther Festspiel haus gekommen war; indessen tosender Appjaus am Ende für Siegfried-Mimen und Wanderer (Wotan). Mit geschlosse nen Augen — total entzückt

— sitzt A. Bruckner in der „Eule“ in Bayreuth und lauscht dem Schlußgesang .Brunhilds bis zum Sonnenaufgang. Nestroy persifliert den Tannhäuser „Mein einziger Tannhäuscr, Häu- Häu Häu- Häuser". Dem traurig-lustigen Wie ner gefällt Wagner jedoch im Grunde Nietzsche hingegen will ihn „im Zucht haus sterben wissen", also nicht in Vene dig; so seine Aussage nach dem „Verbre chen Parsifal“. Die Faszination Wagner ist die immer infragestellende Exegese seines „Ge samtkunstwerkes“ und seines Lebens

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Seite 3 von 16
Datum: 14.02.1963
Umfang: 16
Seite 3 > tfJU.-Sr* V; >; Donnerstag, den 14. Februar 1963 — Nr. 38 „Dolomiten l u Das QCoQe Jmate wm 5&ayceiUà Vor 80 Jahren, am 13. Februar 1883, starb Richard Wagner Rotgolden rpiegelt sich die Sonne in den unruhigen Wassern des Canal Grande und aiuf den zerschundenen Fassaden der Palazzi beiderseits der großen venezianischen Ver kehrsader tanzen munter die vielfältigen Sohemen des Widerscheins. In wenigen Augenblicken wird sie hinter der majestäti schen Kuppel der Salute untergehen. Un weit

aufgehört hatte... So geschah es am 13. Februar 1883. Der Sterbende hieß Richard Wagner und die junge Frau war Cosima, seine zweite Gattin, die ihn 47 .Tahre lang überlebte. Die Musikwelt wird dieses Jahr das 80. To desanniversarium des großen Komponisten begehen, aber sie wird sich auch an ein ande res denkwürdiges Datum erinnern, an den 22. Mai 1813, an dem er das Licht der Welt erblickte. Es war in Leipzig. In der Feme donnern die Kanonen der Schlacht von Bautzen. Ein letztes Mal noch jagt Napoleon

seine Feinde ln die Flucht. Nicht für lange. Am 14. Okto ber erblickt Johanna, Gattin des Polizeisekre tärs Friedrioh Wagner vom Fenster des von den jungen Eheleuten bewohnten Hauses • „Zum roten und zum weißen Löwen“ ein Rei- terdefilee inmitten desselben ein bleicher, untersetzter, wie vor sich hindösender Mann einen Schimmel reitet... derweil in einer Ecke des Zimmers das vor zwei Monaten in der Thomaskirche, jener des Kantors, getauf te Söhnchon Richard in seiner Wiege schlum mert. Hier, bei Leipzig

, zum leidenschaftli chen Widersacher eines Schlendrians zu wer den, der das Theater, insbesondere die Oper, in den Fesseln eines automatischen Kunst- betriobes verkümmern ließ, so daß es seinem eigenen Schaffen keine entwicklungsfähige Basis mehr bieten konnte.“ Nichts hat Wagner eigentlich zu der Kar riere bestimmt, ln die er in seinen jungen Jahren einstieg. Gewiß, das Milieu in dem er aufwuchs, war für die Vorbereitung sei ner Berufung geeignet. Der „Kunstvirus“ ni stete sich bei den Wagners ein als der Schau

spieler Ludwig Geyer, ein feiner kultivierter Mensch, mit dom jungen Ehepaar eng be freundet, nach dem Tode des vom Typhus dahingeraffton Vaters Friedrioh Wagner des sen Gattin Johanna ehelichte. Als Geyer, stets etwas kränklich, seinerseits vom Tode gezeichnet war, ließ er den jungen, erst 16jährigen Richard an sein Krankenlager kommen. Johanna setzte ihn ans Klavier und bat ihn zwei Stücke von Wobor zu spielen. Ein heller Schimmer bestrich nun das An tlitz Geyers, der mit zitternder Stimme die Worte

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Seite 9 von 16
Datum: 12.08.1939
Umfang: 16
«oswtafcbcm UL tXOTSYIl He.« — «Sf» r Reisefieber ©ne Dahnhofhumoreske von Robert Kind. »Dalli, dalli! In zwanzig Minuten fährt der Zugl' »Aber wir haben doch Platzkarten.' »Platzkarten!' höhnte das Familienober haupt. »Platzkarten! Wenn uns der Zug oor der Aale HH.iii'.n't, iuummi O.c .-.i Platzkarten nichts. Gib den Koffer her. Und daß ihr jetzt alle beisammen bleibt, ver standen?' Die Taxe hatte Herr Wagner bereits ent lohnt. Es stand also wirklich nichts im Wege, das Bahnhofsgebäude

licher Weife Ausdruck gab. Die kleine Frau Wagner war eigentlich die einzige, die am wenigsten vom Reisefieber ergriffen worden war. aber nun packte auch sie di« Auf regung. Sie riß den Kleinen hoch, nahm Gretchen an die Hand und befahl Fritzchen, sich an ihrem Rockzipfel zu halten. Als es io weit war. konnte endlich der Weg zum Bahnsteig angetreten werden, wobei Herr Wagner, in jeder Hand einen Koffer, hoch roten Kopfes die Führung an sich nahm- Der Zug fuhr vom Bahnsteig 2 ab. Vor der Sperre

die Fcchrkarten her.' »Die Fahrkarten?' Frau Wagner fal ihren Mann fassungslos au. »Die hast d du.' „Ich? Daß ich nicht lach«. Ich habe st« dir doch in die Hand gedrückt, als wir gin gen. Sieh nur nach. Du wirst sie in deiner Handtasche haben.' »Nlm schlägt's aber dreizehn, Egon. In der Weste hast du sie. Ich habe fa mit eige nen Augen gesehen, wie du sie dahin gesteckt hast!' Herrn Wagners Miene wird seltsam [itiv l. „In der Weste? Du träumst wohl? Wie kann ich die Karten in der Weste

haben, wenn ich sie dir in die Hand gegeben Habel' »Sieh doch wenigstens nach!' Das tat Herr Wagner, jedoch mit nega tivem Erfolge. Die Weste barg keine Fahr karten. Weder in den beiden linken, noch in den rechten Taschen. „Ist denn fo was möglich?' schluchzte Frau Wagner. „Wo hast du dann die Kar ten? Du kannst sie doch nur verloren haben! Um Gotteswillen ' Herr Wagner wurde blaß. »Her mit der Handtasche!' »Ich habe die Karten nicht.' »Natürlich hast du sie.' Aber so natürlich war das durchaus nicht. Die Handtasche barg

alle möglichen Dinge, jedoch die Fahrkarten waren nicht darunter. Wie durch einen Nebel sah Egon Wagner die Uhr auf dem Bahnsteig. Zehn Minuten fehlten an der Abfahrtszeit. In zehn Minu ten fuhr der Zug, und vor dem Bahnsteig stand die ganze Familie zuzüglich zwei mächtigen Koffern, stand da wie erschlagen und rührte sich nicht. »Nicht ich', sagte Herr Wagner dumpf, „du hast sie verloren. Ich gab sie dir.' „Das ist nicht wahr. Du hast sie ein gesteckt. Ich habe es doch gesehen!' Wie zwei Kampfhähne standen

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Seite 22 von 28
Datum: 27.05.1988
Umfang: 28
Der Stifter des Bayreuther Grals Vor 175 Jahren wurde Richard Wagner geboren - Sein Vermächtnis ist lebendig geblieben - Der Erlösungsgedanke bestimmte sein ganzes Werk Richard Wagner »Ich bin nach Paris gegangen, an den Hauptplatz der Welt, wo die Kunst aller Nationen in einen Brennpunkt zusammenstromt, wo die Künstler al ler Nationen Anerkennung finden. Hier werde ich erfahren, ob man mich betrogen hat, als man mir Talent zu sprach, oder ob ich wirklich welches besitze.« Diese Satze vertraute

im Jahre 1840 Richard Wagner seinem Tagebuch an, der gleiche Wagner, der gemeinhin als der deutscheste und zu gleich als der selbstbewußteste aller Komponisten angesehen wird. In einer solchen Bemerkung offen bart sich der Wagner, der Zeit seines Lebens in Paris das eigentliche musi kalische Zentrum sah und sich auch der engen Verpflichtung der musikali schen Entwicklung in den verschiede nen europäischen Kulturraumen be wußt war. Sie spricht aber auch jene Unsicherheit aus, die Wagner in allen Phasen

seines Schaffens beherrschte und die er nur durch vorgetäuschte Selbstsicherheit überspielte. Er war als Künstlerpcrsoulichkeit ungleich vielschichtiger, als ihn die Wagner- Bilder der nachfolgenden Generatio nen darzustellen vermochten. Am 22. Mai dieses lahres lährtc sich zum 175. Male der Tag, an dem Ri chard in Leipzig das Licht der Welt er blickte. Er sollte, trotz aller Kritik, eine der herausragenden musikalischen Erscheinungen des 19. Jahrhunderts werden. Seine Bedeutung liegt jedoch weder

. Aber allein die Tristan-Musik läßt die ses peinliche Beiwerk verblassen, das das Wagnerbild negativ zu beeinflus sen drohte. Richard Wagner war also weder der teutonische Blut- und Boden-Musiker, den die Völkische Bewegung und das Dritte Reich aus ihm zu machen ver suchten, noch der mit pathologischen Zügen behaftete, überdrehte Pseudo romantiker, als den ihn einige mo derne Eiferer anschen. Seine Bühnen werke gehören zu den bedeutenden Zeugnissen europäischer Kunst. Trotz mancher zeitbedingten

; solange es verwahrt der Stein, macht es der Welt sich offenbar.« Ralph Cornelius Vom Schwan zum U-Boot Kleine Geschichten um den großen Komponisten rp - Im Herbst des Jahres 1865 stand es schlecht um Wagner. Die Münche • iNfüjl ner nannten ihn einen Verschwender, und seine Beziehung zu Cosima - die damals noch die Gattin des Dirigenten Hans von Bülow war - wurden in der Gesellschaft lebhaft diskutiert. Nur Ludwig II. von Bayern hielt seine Hand schützend über den Meister. Die Gunstbezeigungen

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Seite 8 von 40
Datum: 20.07.1991
Umfang: 40
Einwohnern, zieht Jahr für Jahr fast 400.000 Besucher an, welche die Ruinen und die benachbarte Kirche von Gellone sehen möchten. P.A. 40 Jahre Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth Auf der Suche nach dem künstlerischen Ideal D er 29. Juli 1951 markiert für die Ri chard-Wagner-Festspiele ein markan tes Datum. Wilhelm Furtwängler dirigierte auf dem „grünen Hügel“ Beethovens IX. Symphonie. Mit demselben Werk hatte Ri chard Wagner 79 Jahre zuvor (1872) den Grundstein für das Festspielhaus gelegt. 1951

— vor 40 Jahren — war „Die Neunte“ Symbol eines echten Neubeginr.s, heute definiert und weltweit bekannt als „Neu- Bayreuth“ und als „Werkstatt Bayreuth“. Richard Wagners Enkel Wieland und Wolfgang hatten zuvor unbefangen und zugleich kühn und überzeugend den grü nen Hügel von seiner durch ihre Mutter Winifred personifizierten braunen Vergan genheit „entrümpelt“. Die Brüder, damals erst gut 30 Jahre alt, haben den Weg frei gemacht „für eine neue große Konzeption eines zeitgemäßen Wagner-Stils

“, wie ein Zeitgenosse schrieb. Eine Kulturgeschichte Heute sieht Wolfgang Wagner die Fest spiele „als alljährlich neu stattfindenden und nun schon sehr lang andauernden Versuch der Verwirklichung des künstle rischen Ideals meines Großvaters“. Für den 70jährigen (Ailein-)Herrscher am grü nen Hügel ist Bayreuth kein luftleerer Raum und kein Elfenbeinturm. Die Fest spiele sind für ihn „die einzigartige Mög lichkeit, zu demonstrieren, daß die Menschheit nicht nur eine Kriegsge schichte, sondern auch eine Kulturge

schichte hat“. In einer Zeit umwälzender Entwicklungen stellen die Festspiele ein Refugium und ein Gegengewicht dar und lassen „den Menschen die Wurzeln seiner Identität wieder neu empfinden“. Der Weg von der Stunde Null bis zur Etablierung Neu-Bayreuths war begleitet von Geburtswehen. Bayreuth 1945: Wie land 23, Wolfgang 26 Jahre alt. Der Ruf der Wagner-Familie war durch die engen Be ziehungen der Mutter zum Nazi-Staat so gut wie ruiniert. Winifred Wagner war langjähriges Mitglied der NSDAP, persön

lich befreundet mit Adolf Hitler und hatte die Festspiele zu „Kriegsfestspielen“ mit „Kraft-durch-Freude-Publikum“ umfunk tioniert. Das Vermögen ,der Familie war gesperrt. „Haus Wahnfried“, durch Bom ben beschädigt, wurde geplündert. „We sentliche Teile der Bibliothek kamen weg“, erinnert sich Wolfgang Wagner. Verzicht Winifred Wagners „Aus der Perspektive eines Schuttarbei ters“ versuchte Wolfgang Wagner nach und nach mehr Einfluß zu gewinnen. Auf dem Weg „aus dem braunen Zirkus

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Seite 4 von 12
Datum: 28.09.1960
Umfang: 12
ln der schwäbischen Hauptstadt lebten, da schrieben sie sich gar nicht Sarnthein. Sie trugen einen ganz an deren Namen, der rein bürgerlicher Abstam mung war; sie nannten sich schlicht und ein fach „Wagner". Die Mitglieder dieser bürger lichen Familie Wagner gehörten zur Gilde der Augsburger Handwerker, sie waren Weber, wie einst der Stammvater der heutigen Gra fen und Fürsten von Fugger, deren Ahnen es als Besitzer tiTolischer Bergwerke im Un- terinntal (bei Schwaz) zu unerhörtem Reich tum brachten

; Ein Angehöriger der Augsburger Webers- familte Wagner mit dem Vornamen David hatte es in der zweiten Hälfte des 16. und ln der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch Fleiß und Tüchtigkeit zu großem Wohlstand gebracht. Diesen Wohlstand verdankte er zu einem großen Teil seinen geschäftlichen Be ziehungen zürn Land Tirol und hier wieder war es besonders die Stadt Bozen, mit der sich David Wagner aufs engste verbunden fühlte. Er kam sehr oft von Augsburg in die schöne Stadt an der Talfer, dabei gewann

er die Stadt und Ihre Bevölkerung so lieb, daß er sich entschloß, seinen Wohnsitz von Augsburg nach Bozen zu verlegen. Nun blühte sein Handel mit Webwaren mächtig auf, Da vid Wagner wurde in, Bozen ;gar bald ein schwer reicher Mann, der im 'öffentlichen Leben großes Ansehen; genoß und einfluß reiche Stellungen elnnalimi Neben seiner Stadtwohnung in Bozen be saß er auch einen schönen Ansitz, das In der Umgebung der Stadt gelegene’ Schlößchen Rottenbuch. Dieses genügte ihm alber bald nicht mehr

als Erholungssitz, er erwarb 1635 auch das mittelalterliche Schloß Rein - egg, das zu Beginn de« 13, Jahrhunderts den Herren von Velthurns, dann den Herren von* Villanders, von.Schenna, von'Rottenburg und - •den Vintler gehörte. - Inzwischen hatte sich aber mit der Augs- ■ burger Weberfamilie Wagner in Bozen eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. David Wagner war durch kaiserliches Dekret vom 18. Juni 1501, ausgestellt in Regensburg;’ In den Adelsstand erhoben worden und zwar hatte ihm der Kaiser-das Prädikat

„von und zu Rottenbuch“ verliehen. Im Jahre 1633 war dem „David Wagner, Edlen von und zu Rot tenbuch auf Reinegg" Titel und Rang eines „Landsmannes in Tirol“ verliehen worden. Er hatte zu den beiden genannten Schlössern Rottenbuch und Reinegg auch noch das im 13. Jahnhundert erbaute Schloß Kränzl- stein bei Sarnthein erworben, das im 14. Jahrhundert Stammsitz eines gleichnami gen Adelsgeschlechtes war und später den Herren von Nordheim gehörte. Von der Mitte des 16. bis in das 17. Jahrhundert hinein war es Eigentum

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Seite 23 von 24
Datum: 28.08.1989
Umfang: 24
Das Bayreuther Festspielhaus, 1871-76 von Gottfried Semper erbaut. Darin verwirklichte Richard Wagner seine Vor stellung von einem »demokratischen Theater«. Von Kind an Festspiel-Luft geatmet Wolfgang Wagner begeht am 30. August seinen 70. Geburtstag - Mit ihm und seinem Bruder Wieland begann in Bayreuth eine neue Ära BRG - Wer dem freundlichen älte ren Herrn mit der goldgeränderten Brille ganz zufällig irgendwo begeg net, würde ihn auf den eisten Blick weder für einen Künstler

« in der originalen Bayreuther Inszenie rung vorstellen kann. Es ist seine In szenierung, die musikalisch von Gi useppe Sinopoli betreut wird: für Ja pan gewiß ein außergewöhnliches Er eignis. Die Leitung der Bayreuther Fest spiele fiel ihm gewissermaßen auf dem Wege der Erbfolge zu. Ihr Rang ist, solange er die Zügel auf dem Grü nen Hügel in der Hand hält, untrenn bar mit seinem Namen verbunden. Wie sein allzu früh verstorbener Bru der Wieland ist Wolfgang Wagner mit dieser Hinterlassenschaft seines berühmter

Großvater so trefflich ver- / stand. Das war niemand Geringeres als Richard Wagner. " Nein, die prominente Abstammung ist Wolfgang Wagner nicht in den Kopf gestiegen. Snob- Allüren oder Künst ler-Nimbus, das paßte nicht zu ihm. Es ist ihm eher peinlich, gefeiert zu wer den. Und deshalb kommt es dem En kel des großen Richard zupaß, daß er seinen 70. Geburtstag am 30. August auf dem Flug nach Japan begeht, wo das Bayreuther Ensemble in der Zeit vom 3. bis 13. September ein mit Span nung erwartetes

Gastspiel gibt. Wolf gang Wagner ist stolz darauf, daß er Wagners Witwe Winifred als künstle rischer Berater zur Seite trat, setzte sich die Erneuerungstendenz sogar verstärkt fort. Tietjen schuf mit dem Bühnenbildner Emil Preetorius einen Inszenierungsstil, der den Naturalis mus zugunsten einer mehr symboli schen Deutung zurückdrängte. Tietjen war es auch, der dem jungen Wolfgang Wagner eine umfassende Ausbildung in allen Sparten des Thea ters ermöglichte. Als seine erste Insze nierung brachte

er im Kriegsjahr 1944 aus Anlaß des 75. Geburtstages seines Vaters Siegfried Wagner dessen Oper »Andreasnacht« an der Berliner Staatsoper heraus. Diese Erfahrung als Regisseur und Theaterpraktiker kam ihm natürlich zugute, als Wini fred Wagner 1951 die Leitung der Bay reuther Festspiele ihren Söhnen Wie land und Wolfgang übertrug. Damit begann für Bayreuth eine aufregende neue Ära. Sie prägten gemeinsam den neuen Aufführungsstil der Musikdra men ihres Großvaters, der eine radi kale Entrümpelung der Szene bedeu

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Seite 5 von 20
Datum: 17.07.1975
Umfang: 20
in eine Welt; die er so'unmittfelbar wohl noch nicht erfahren oder ken nenlernen konnte: wir meinen die Psychologie und Lebensform des Künstlers, des schöpferischen Men schen. Dietrich Fischer-Dieskau woll te keine einseitige) fachlich bestimm te Darstellung bieten,' sondern die Gesamtpersönlichkeit der beiden schöpferischen Menschen Wagner und Nietzsche dem . Leser näher brin gen, ihre Anlagen und ihren Chärak- •IMIIIIIIIIIMMIIIimMMItlltllllllMMIMtmlMIMmiMIIIIMIMI IM SÜDEN So häng ich denn auf krummem

. Das Schwär men für die Kunst und für geistige Ziele konnte eine Intensität errei chen, von der man sich heute kaum noch eine Vorstellung machen kann. Manchmal glaubt man während der Lektüre, den Lebensweg zweier Träumer vor sich zu sehen, die den Boden der Wirklichkeit längst ver-, lassen haben. Es war sicherlich kein Zufall, daß Typen wie Wagner und Nietzsche sich in so schicksalhafter Weise begegneten, daß sie sich ge genseitig — in Freundschaft und Gegnerschaft — bereichern vnd an regen konnten

. Gemeinsam war bei den im besonderen'das für sie ent scheidende Ziel, die Menschheit — und zunächst ihre Deutschen — durch die Kunst zu erneuern. Sodann hatte die Philosophie Schopenhauers auf den einen und den anderen — wenn auch in verschiedener Weise — einen großen Einfluß ausgeübt. Dem Komponisten Wagner bot sie den „Schlüssel zu einem tieferen Ver ständnis seiner Arbeit“, war doch nach Schopenhauers Deutung die Mtfsik ein unmittelbarer Ausdruck des Weltwillens. Nietzsche lernte vom eigenwilligen

Philosophen den Mut zur Wahrhaftigkeit, auch wenn er sich dann — wie man weiß — von seiner pessimistischen Weltschau ab gewandt hatte. Man liest diese Darstellung des inneren Werdeganges der beiden schöpferischen Menschen in der im Buch gebotenen Ausführlichkeit sehr gerne und ist außerdem darüber er freut, auch vieles über das rein menschliche Verhältnis der beiden Freunde und auch Nietzsches zu Co- sima Wagner, dieser ungemein gebil deten, kultivierten Frau, zu erfahren. Es entsprach der inneren Anlage

, und Neigung des Dichter-Denkers, durch den Umgang mit genialen Menschen eine Bereicherung des eigenen Le bens zu suchen und neue schöpferi sche Anregungen aufzunehmen. Nietzsche blieben vor allem die Tage von Tribschen am Vierwaldstätter See in lebhafter Erinnerung. Diese Zeit war die unbeschwert-glücklich ste ihrer Freundschaft, die er auch später nach dem Abfall von Wagner nie mehr vergessen konnte. „-Damals hatte etwas in der Luft gelegen, das er nie wieder spüren durfte, etwas ganz Unsagbares

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Seite 8 von 64
Datum: 25.06.1990
Umfang: 64
J3 $ù(Qntffen~Nr.l43 KULTUR Samsteg/Sphntag, 23./2Ì Juni 1Ö90 Vor 135 Jahren am Kgl. Hof- und Nationaltheater zu München Erstaufführung von Wagners „Tristan“, einem Schlüssel werk der Romantik von Martin Korn - PietMondriaii: Komposition 1938 — 39. Repro: ,,D' Mondrian in Venedig Ein Fixpunkt in der Kunst unserer Zeit von Andreas Hapkemeyer chreiben wollte Richard Wagner(1813 bis 1883) J eigentlich eine leicht aufführbare Oper, die, hne großen Aufwand an vielen Opernhäusern ;espielt

das Jahr 1854, in dem sich Wagner, bis dahin .■in eher erfolgloser, aber darum nicht weniger ielbstbewußtef Musiker, sich zum erstenmal mit lern Plan einer „Tristan“-Oper trägt. Wagner, Dichter — er verfaßte alle Textbücher seiner Mu- ■ikdramen selbst — und Musiker, hatte damals rach einer sehr unsteten Lebensphase (er wurde lls Dresdener Revolutionär von 1848 steckbrief- ich gesucht) bei dem Züricher Kaufmann Otto vVesendonck Zuflucht gefunden. Die heftige und leidenschaftliche Beziehung zu iesseri

Frau Mathilde kann zusammen mit der iamals für Wagner sehr wichtigen Philosophie des großen „Pessimisten“ Arthur Schopenhauer als Katalysator für die Entstehung des Dramas um die oeiden Liebenden Tristan und Isolde gesehen wer den. Wagner färbte Schopenhauers „Verneinung des Willens zum Leben“ erotisch ein — und nahm dabei unbewußt essentielle Aussagen der späteren Psychoanalyse Siegmund Freuds vorweg. In Zü rich-entstanden die größten Teile der Oper, der Rest — nachdem ein Scheitern

von Wesendoncks Ehe die Trennung von Zürich unumgänglich machte — wurde in Venedig und später in Luzern vollendet. Eine alte Sage von Liebe und Tod Für sein Musikdrama wählte Wagner eine Sage, die auf keltische Ursprünge zurückgeht und in mehreren Varianten überliefert ist. Bei Wagner wirbt Tristan für König Marke, seinen Onkel, um Isolde, die durch eine frühere schicksalhafte Be gegnung mit ihm verbunden ist. Auf der Seereise zum Bräutigam trinken beide versehentlich einen Liebestrank. Bei einem heimlichen

Treffen am Hofe des Königs werden die beiden überrascht und Tristan verwundet. Er flieht in seine heimatli che Burg und erhofft Genesung nur von einem Besuch Isoldes. Sie kommt auch, aber Tristan erliegt dennoch seinen Wunden. Isolde stirbt den Liebestod, gerade als König Marke kommt, um beiden ihren Verrat an ihm, ihre Untreue zu ver zeihen. „Tristan und Isolde“ ist bei Wagner in erster Linie die Geschichte einer radikalen Beziehung. Die Handlung spielt zwar im Mittelalter, die Figu ren zeigen jedoch

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Seite 9 von 16
Datum: 21.05.1938
Umfang: 16
, schnitt nicht bester ab. Huhn, Kalbfleisch. Leber, Nieren, Ochsenschwanz. Kalbsmilch und Hirn finden auch hier nur ZUM 125 ♦ Seburtstage Mcharö Wagners <geb. am 22 , Mal 1813 Zu Ccipjlß) Don Dr. Anton Mayr. Es gibt in der Musikgeschichte kaum einen Meister, um den ein so heftiger Kampf ent» l'rannt ist, wie seinerzeit um Richard Wagner. Er laste hartnäckigen Widerstand und er bitterte Anfeindungen aus. Bei keinem ist aber der Triumph so glänzend gewesen wie bei ihm. Was ihm als Tagespreis zufiel

Wagner einen weiteren Vorstoß in seine Wesensart. Ist die Verwendung der Grundmotive noch durchaus der symphoni schen Arbeit gleich, die Wagner selbst mit „lchljchtcr Beethoven-Nachahmung' kenn zeichnet, so geschieht die Steigerung des dra matischen Ausdrucks durch „leitende' Aus- l-rucksinotive. — Die Erfindung der Leit- »lotivtechilik durch Wagner ist wohl vor bereitet durch die Melodieverwertung von grundsätzlich gleicher Art, wie sie am Ende des 18. Jahrhunderts die Gluckschule machte

. Der Umschwung zu „wildem Ungestüm', der sich nach den „Feen' einstellte, ist einer seits bedingt durch die Schriften des „Jungen Deutschland' anderseits aus seinem Wesens- zug. der zu Extremen neigte. Das aus dem neuen Geiste geborene Werk ist das „Liebesverbot oder die Novize von Palermo'. Wagner machte den Weg von der dcutlchcn Romantik weitab auf die Gegenseite der italienischen Oper ins Lager der Musiker, die allein „stinrmgemäß' zu schreiben verstehen. Die ntuTttaRfcb dr» sehr amd* «-kchaber

sich nun nach Paris in der Rich tung der großen historischen Oper. Mit dem halbfertigen „Rienzi' begibt sich Wagner von Riga nach Paris und vollendet dort das Werk. Im Rienzi haben wir die erste große Spiegelung des Menschen im Werk, dies be wirkt auch den starken Einschlag von Echtheit und läßt die Rienzigestalt lebenswahrer er scheinen als alle zeitgenössischen Opernhelden des gleichen Kreises. Innere nnd äußere Rot der Pariser Epoche von 1839 bis 1842 bewirkte die Wandlung des Kosmopoliten zum deutschen

Dramatiker. Wagner zimmert sich sein für kurze Zeit zer- Ichlagenes Kunftideal neu. „Der Deutsche ist imstande Musik zu schreiben bloß für sich . .. gänzlich unbekümmert, ob sie jemals exekutiert »nd von einem Publikum vernommen werden sollte'. Das ist die Stimmung, dis neu gewonnene Kunstanschauung, aus der der „F l i e g e n d e Holländer' entstand. I» großen, starken Strichen ist der Kern des Merkes mit Lebens verneinung — Mitleid — Erlösungswillen Umrissen. In den letzten Pariser Tagen kam Wagner

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Seite 4 von 14
Datum: 01.08.1973
Umfang: 14
AUS DEM KULTURELLEN LEBEN Auftakt auf dem Grünen Hüge! Glanzvolle Eröffnungsvorstellung der Bayreuther Festspiele mit den „Meistersingern“ Die Handwerker verließen gerade das neue, mit Holz und unverputzten Backsteinen eingekleidete Foyer des Festspielhauses, als die ersten Pre mierengäste schon eintrudelten; die Sonne hatte in diesen traurigen Tagen der verregneten Festivals von Verona und Bregenz wenigstens mit der Richard-Wagner-Stadt ein Einsehen, und die Bürger von Bayreuth ihre Freude

auf/iel —: Wagner ist kein Privileg der älteren Generation mehr, dis Jugend beginnt sich wieder verstärkt für seine Opern zu interessieren. Steht gar ein Geschmackswandel bevor? Zwar ist heuer keine Neuinszenierung im Programm der Bayreuther Festspiele zu finden, aber an den 30 Abenden werden all die alten, bewährten und umstrittenen Aufführungen der letzten Jahre wieder zu sehen sein, darunter Götz Friedrichs zeit- und sozialkritischer „Tannhäuser“ und — zum letzten Mal — Wieland Wagners „Parsifal

“. Und Beamter lieh Fan seinen Smoking Einem Beamten und einem Stadtrat der Stadt Bayreuth hat ein Urlauber seinen „ettikette-üblichen“ Besuch der Wagner oper „Parsifal“ zu verdanken. Unerwar tet doch noch in den Besitz einer Karte für die Bayreuther Festspiele geraten, fehlte dem Wagner-Fan der Smoking. Bei der Pfandlcihanstalt war ein Abend anzug passender Größe nicht auf. Lager. Verzweifelt ging der Gast zum städ tischen Bürgerdienst zurück, der ihm zuvor die Pfandleihanstalt empfohlen hatte. Dort konnte

ein städtischer Be amter mit der in Frage kommenden Konfektionsgröße und einem Smoking „vermittelt" werden. Ein Stadtrat steuerte die passenden Schuhe bei. neben ein paar Umkleideräumcn für eilige Besucher ohne Hotel feierte bei der diesjährigen „Meistersinger“-Eröff- nungsaufführung auch eine neue, com putergesteuerte Beleuchtungsanlage für 400 Scheinwerfer Premiere. Fünf Jahre ist diese „Meistersinger“- Inszenierung von Wolfgang Wagner nun schon alt, und so haften ihr auch immer noch die alten Mängel

) und im ersten Bild des dritten Akjes (Hans Sachs’ Musen-Werkstatt) sehr unvorteilhaft aus. Wer etwa die alte Münchner Hartmann-Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“, und hier die klare Aussagekraft und die leuchtende Helle der Bühnenbilder von Helmut Jürgens gesehen, ja geradezu liebgewonnen hat, der wird sich für diesen Rückfall an das ewig einlullendc Dunkel bei Wolfgang Wagner wirklich nicht so recht begeistern können. Doch die Realisierung der Fcstwiesen- Szene im dritten Akt gehört zweifellos

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Seite 13 von 20
Datum: 11.02.1933
Umfang: 20
: 10.30: Kirchenmusik. 11: Ratschläge für Zeit, Sportplauderei Pius Caliari. 1238—1230: Orchester-Komert. 17: Tanzmusik der „Manuelitas'^ aus dem Grieser Kurhaus. 17.53—18: Sport. 20.10: Lustspiel „Qualcuno' v. Molnar. Aordgruppe Mailand: -331.4:905 Turin 273.7:1096 Genua 312.8:959 Triests 247.7:1211 Florenz 501.7:593 Sonntag. 12. Februar: 11: Uebertragung aus Orttsei vom Skirennen. 18.10: Sport. 21: Oper laut Ansage Montag. 13. Februar: 17.30: Konzert aus der Rom. Philhar monie. 20.15: Wagner

«. 19.35: Modernste Musik (aus Triefte). 20: Schallplatte«. 20.30: Plauderei. 20.15: Battete«. 23: Konzert. Suogruppe 'Rom 111.2:680 Neapel 318.8341 Non: Kurzwellen (2 RO) 25.4:11811 Sonntag. 12. Februar: 18: Sport. 18: Spott. 2230: Sport. 20.15: Operette „La donna permtta' von Pictri, Montag. 13. Februar: 1740: Konzert für zwei Klaviere dar Pianisten Jean Wiener und Clement Doucet aus der Röm. Philharmonie. 20: Schallplatten. 20.15: W^ner« Feier. In der Pause Matto Gorst: ..Wagner u. D'Annunzig

Kammermusik. — Königs berg-Heilsberg 276:1085. 20.50 Eeistl. Volkslieder f. Sopran m. Bariton und Laute u. oblig. Instrumenten. — Mün chen 533:563. 20.00 Rekchssendung aus Bayreuth: Genio huius loci, Gedenk stunde im Hause Wahnfried. Dichtung v. Reisiger. 20.50 Richard Wagner- Abend der Philharmoniker. Leitung: Haenel-Christiansen. Solisten: Sabine Offermann. Sopran; Snoeck. Violine. Lohengrin-Porspiel. Gebet der Elisa beth aus Tannhäuser. Ballade d. Senta aus Der fliegende Holländer. 2 Stücke rür Violine

und Orchester: Träume: Albumblatt. Preislied a. Die Meister- uraet von Nürnberg. Rierm-Ouver türe. Aus der Tonhalle. München. — Wien 517:580. 20.15 Der Tanzdämon, Hörspiel. — Budapest 880:515. 20.30 Wagner-Konzert. — Prag 489:614. 21 Ahr 20.05—22.00 Konzert anläßlich des 50. Todestages Richard Wagners. — Stock holm 435:689. 20,00 Vortrag v. Selmck Lagerlöf. — Straßburg P. T. T. 18.30 bis 2030 Kammermusik. . ). — Budapest 550:545. 1940 Zrahms-Konzttr. 20 Ahr . Berlin. 418:716. 2035D«r fliegende Holländer

v. Rich, Wagner. — «gram 387:877. 20—23.08 Die Meistersinger o. Nürnberg. Oper v. Rich. Wagner. — Bukarest 384:761. 20.00 Kammermusik. Beethoven. . Brüssel II 338:888. 21.00 Symphonie- Konzert. — London-Regional 356:843. 21.00: Sälonmusik. 21 Ahr Hamburg 372:806. 21.00 Brahms- Schubert-Konzert.. — Wie« 517:580. 21.45 Schallplatte«. — Belgrad 431:696 21.00 Rich. Wagner-Konzert. — Parts 1724:174.21.00 Funkzirkus 21.30 Presse. 21.45 Bunter Abend. — Toulouse 335: 778. 21.00 Opern-Arien u. Opern-Frag

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Seite 4 von 6
Datum: 04.09.1940
Umfang: 6
?. Ein so arglose? Gc- müt wie da? von Friedet Wcrnicke, könnte vieil,-cht anneinnen, e? liandeic sich hier um eine Art Tascheufernrohr sür Herrn Mofskes astronomische Studien. Aber da? ist ein Irr tum. In dem Behälter ist eine scharf gela dene antomatischo Pistole. * Kart Wagner steht anf der Schwelle der Tür in da? Reich des Fräulein Wilke, der langjährige» Blichhalterin. „Die Ehest» nickst hier?' Das ältlich? Fräulein bebt den Kops. „Sehen Sie sie, Herr Wagner?' fragt sie spiiz zurück. Wagner fällt

kann, ohne et was gekauft zu haben. Als er gegangen ist, erscheint Karl Wagner sofort wieder im Heiligtum des Fräuleins Wilke. Sic sind da allein in dem schmalen Raum mit den vielen dicken Geschästsbächern. „Sagen Sie mal. liebes Fräulein Wilke', fragt Karl Wagner sehr höflich und vor sichtig die Allgewaitigc, „die Chefin hat wohl jetzt sehr viel Privatentnahmen?' Eigentlich bnrf ja mm Fräulein Wüte das nicht verrate». Sie würde auch kein Wart sagen, cvenii es nicht gerade Karl Wagner wäre, der fragte. Aber — sie wärt

: 2 Damenfahrrädcr; 2 Geldbörsen; 1 goldene? Kettchen. b Ucbcrgabe eines großen Kreuzes an dir Stadt Perugia. Eine bedeutungsvolle Kund gebung wird heute, 1. ds., in Perugia statt- findcn, bei der ein hölzernes Kruzifix überreicht wird, das die Künstler des Oberctsch der umbri- schcu Stadt gelegentlich der dortigen traditio- nellen religiösen Feste scheuten. 2lm 2. ds„ mit dem Zuge um 11A0 llhr fuhr eine 2lbordnung mit dem dürren Zeigefinger auf eine be deutsame Spalte. Die Zahlen, die Karl Wagner da sieht

weg.' Den geschäftlichen Weg glaube dir der Kuckuck. 'Aber nicht die alle Wilke». E? wird immer verrückter in der Atlantisbuch- handlung! Das alte Fräulein hat durchaus recht. E? ist kein geschästiicher Weg, den Karl Wagner norhat. Trotzdem e? anfangs jo aussteht. Denn warum sali der Erste Verkäufer einer Buchhandlung nickst geschäftliche Ber- anlassung haben, die Preußische Staats bibliothek nuf.zusuchen nnd dort in den Lese- faat zu gehen? Da sicht er nun in dem hohen, kreis runden Kuppclsaal, der erfüllt

ist von dun- tlen, praktischen Leietijchen mit hübschen grünen Lampe», -md von holten Bücher- rccucken ringsum. Doch Karl Wagner ge ll stet r? offenbar nicht »och den Wissen- schosten Er stöbert in den Borlesungs- nnd Dozenienuerzeichnisse» der deutschen Hoch schulen herum. Er stöbert lange. Dann bat er im Ver- , zri-hnis einer süddeutschen Universität den von Bolzano ab. welche das Kunstwerk über geben wird. Da? Kreuz wurde von Bildhauer '.'Ihn? Piazzo von Ortisei nach dem Entwurf von Prof. Dan.c Marozzi

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Seite 15 von 36
Datum: 22.09.1973
Umfang: 36
und Indispositionen. Kein Zweifel: 1973 wird in die Chronik der Wagner-Stadt als Jahr des Mittelmaßes eingehen. Beispiel eins: Die Dirigenten. Für Karl Böhm, Pierre Boulez, Herbert von Ka rajan oder Carlos Kleiber war es bis dato nicht nur eine Ehre, sondern innere Verpflichtung auf dem .Grünen \ Hügel" zu dirigieren. Doch heuer? Pierre Boulez will erst 1976 wieder den „Ring" dirigieren, Carlos Kleiber erst • nächstes Jahr den „Tristän“, Karajan schuf sich in Salzburg einen, lukrative ren Walhall, und Karl Böhm

scheint .endgültig mit Wolfgang Wagner (und Bayreuth) gebrochen zu haben. Böhm mag ein schwieriger Mensch sein, aber als einer der letzten großen Wagner-Dirigenten darf er doch die Be dingung stellen, nicht alle „Tristan“- Äufführungen dirigieren zu müssen. Da ihm dies nicht gewährt wurde, zog. er sich schmollend zurück, und dem Pu blikum entging daher in diesem Jahre ein neuer .Parsifal" und es wird im nächsten Jahr auf seinen „Tristan" und in Zukunft vermutlich ganz auf' Böhm vernichten müssen

. Silvio Varviso („Meistersinger“) und Heinrich Hollreiser („Tannhäuser“) sind zwar ehrenwerte, „zuverlässige“ Diri genten, aber Bayreuth im Sinne Richard Wagners („das Beste ist gut genug“) ist das nicht mehr. Bleibt Horst Stein, der den „Ring“ musikalisch leitete: Ein kraftvoller Dirigent, der die steten Wechsel vom heroischen zum lyrischen Element prächtig meisterte, der aber doch die Sänger zu wenig zur Geltung kommen ließ. Beispiel zwei: Die Sänger. Wagner- Tenöre waren zu allen Zeiten Mangel ware

aus Bayreuth. Die von Eugen Jochum dirigierte diesjährige Premiere unter der szenischen Betreuung und Spielleitung von Hans-Peter Lehmann wurde vom Festspielpublikum nach dem ersten Akt schweigend, nach dem zweiten mit lebhaftem Applaus und am Schluß nach einer Pause der Stille mit stürmischem Beifall aufgenommen. Der Abschied fiel schwer, denn die Bayreuther Aufführung besitzt Modell charakter. Doch ihr Schöpfer Wieland Wagner, der den „Parsifal“ als visionä res Mysterium 1951 inszeniert

ebenfalls, was man von René Kollo als Stolzing nur mit Ein schränkungen - behaupten kann.- Das Preislied zwar („Morgendlich leuchtend im rosigen Schein“) hat man selten so eindrucksvoll und -mit solch einer inne ren Wärme gesungen - gehört, aber bei der „Erzählung“ („Am . stillen Herd in ....Winterszeit“), mußte ^ Kollo so .fürchter- 'V ; Adams „Walküre” Auf zerbrochener Scheibe erreichte „Die Walküre“ von Richard Wagner in der Inszenierung Wolfgang Wagners aus dem Jahre 1970 eine Suggestion

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Seite 5 von 14
Datum: 10.07.1968
Umfang: 14
Zeit der Festspiele ... Unübersehbare Menschenmengen füllen die Arena von Verona bei den Opcriiiuifführimgcn Tuli und August sind die beiden l'cst- spiclmonatc. Auch bei uns bat es sieh vielfach eingebürgert, daß in das Ur laubsprogramm der Besuch einer oder mehrerer. Fcstspielvorslcllungcn einbe zogen wird. Für jeden Geschmack wird etwas geboten, von der Wagner- und Mozart-Oper bis zur Operette auf dem Sec, vom „Klassiker“ bis zum moder nen Theaterstück, dargeboten von besten Kräften

“ und „Tristan und Isol de“ am Programm. Bei den „Meistersingern" ins zeniert Wolfgang Wagner, dirigieren Karl Böhm und Borislaw Klobucar; es singen: den I laus Sachs abwechselnd Walter Berry und Theo Adam; weiters Gwyn- netli lones (Eva), Waldemar Knientt (Walther), Karl Ridderbusch (Veit Pog- ncr), Thomas Hemslcy (Sixtus Beck messer). Gerl Nienstedt (Fritz Kolhner), Erwin Wohlfahrt (David), Annelies Bur- meislcr (Magdalena), Hennin Esser (Kunz Vogelsang), Sebastian Feiersinger „Der Ring

des N i b e I u n g c n“ : Inszenierung Wieland Wagner, Dirigent Lorin Maazel, szenische Betreuung und Spielleitung I laus Hotter. — „D a s R h c i n g o I d" : Sänger: Theo Adam (Wotan), Gerd Nienstedt (Donner), Hennin Esser (Froh), Wolfgang Wind gassen (Loge), Annelies Burmeister (Fricka), Helga Dermesch (Freja), Gu stav Neidlinger (Alberich), Erwin Wohl fahrt (Mime), Karl Ridderbusch (Fa solt), Josef Grcindl (Fafner), Marga Höffgcn (Erda), Dorothea Sieberl (Wog linde), Elisabeth Schwarzenberg (Wcll- gunde), Sicglinde Wagner

(Floßhilde). — „Die Walküre": Sänger: James King und Richard Morteli (Sicgmund), Josef Grcindl (Hunding), Theo Adam (Wotan), Lconie Rysanck (Sieglinde), Berit Lindholm (Brünnhilde), Annelies Burmeister (Fricka und Siegrune). In grid Stcger (Gerhilde), Helga Dcrncsr.li (Ortlindc), Gertraud Hopf (Wallrau- 1c), Siegiindc Wagner (SchWertteile), Liane Synck (Hclmwigc), Marie Louise Gilles (Grimgerdc), Unni Rcugtvedt (Rossweiße). — „Siegfried“: Sän ger: Jess Tliomas (Siegfried), Erwin Wohlfahrt (Mime), Theo

Feldhoff (Hermann Orici), Fritz Linke (Hans Schwarz). Hans Franzen (Hans Foli/.), Kurl Moll (einen Nachtwächter). •• „I. o h e a g r i n" : Inszenierung Wolf gang Wagner: Dirigent Alberto Frede: es singen: james King und |eau Cox ab wechselnd den Lohengrin: weiters llea- tlicr llarpcr (Fisa). Ludmilla Dvora- kova und Grace llolfman (Olirmi), Donald Mac Intyrc (Tclramund). Karl Riddcrhusch (König IIcinrich), Thomas Stewart (Heerrufer), Horst lloffmann, Hermine Esser, Dieter Slcmhcck und Heinz Fcldhol'f

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Seite 10 von 16
Datum: 21.05.1938
Umfang: 16
, Chorleiter Andrea Morosiui. Anschließend Nach richten und Tanzmnv» Anstand Sonntttst, 2S. Mal la: 14.10 Wanderlieder «. Erzählimgen. hlandsenber: 1S.10 Richard Wagner. t ölmmtfif. Königsberg: 19.10 Tempo. Tempo! Alle drei Minuten etwa» ander«». München: 19.05 Der fliegende Lolländer. Romantische Oper in drei Ans zagen von Richard Wagner. Stuttgart: 19.20 Zu Richard Wagner« 125. Geburtstag: Der Ring der Nibelungen. Bühnenfriilpiel für drei Tage und -inen Vorabend. 1. Tag: Die Walküre. Große» Orchester

. Breslau: 20 Väderland Schlesien im Rundfunk. Heut melden sich der Bäder drcic, und damit schlicht die Sendereihe. Danzig: 20 Lrrrra, da sind wir wieder! Danziger LandeSorchestcr ist von seiner Seereise znrückgekcbrt und spielt zur Unterhaltung. Frankfurt: 20 UntcrhalMngSkonzert. Hamburg: 20 Auf nutz: Kameradschaft! Webrmacht und SA spielt und singt. Königsberg: 20 Die Walküre. 1. und 2. Akt. von Wagner. Leittmg Brückiier. Leivizg: feit 17.30 Die Meistersinger von Nürnberg. Saarbrücken: 20 au» Wien

: Wagner-Konzert. Wien: 20 Richard Wagner. Zur 125. Wiederkehr feine» Geburtstage». Vor- und Zwischenspiele au» seinen Werken. ES spielen die Wiener Symphoniker. Beromünster: 20.05 (Basel) an» der MartinSkirche Messe in D-Moll (Nelson- Mcffe) für Gemischten Chor. Soli. Orchester und Orgel von Joseph .Haydn (1732-1809). Bukarest: 20 Der Freischütz Oper von C M. v. Weber. Ka'-en- bagen-KalundVorg: 20 Richard-Wagner-Konzert. Lai bach: 20.30 Konzert. Prag: 20.10 UnterbaltnngS. musik. Preßbnrg: 20.10

Militärkonzert. Sotten«: 20.05 Konzert. Haydn: Messe D-Moll. Stocküolm: 20.15 Wagner-Konzert. Strafibnrg: 20.30 Dolkslieder silr Chor. Tmilons«: 20.30 Leichte Musik. Saarbrücken: 21 Wer viele» bringt, wird E&X9 Manchem etwa« bringen . . . Kleine Stücke MUU von großen Meistern in Wort und Ton. Wien; 21 Die Trotzige, Bmrernkomödle mit Gesang in drei Akten von L. Anzengruber. Beromünster: 21.50 (Basel) Tanzmusik. Droitwlch: 21.05 England singt. Licdcrpotpourri au» allen Teilen England». Hilversum

Sokolmärschc. Sofia: 19.15 Klavier musik. 19.15 Symphonisches Konzert. Toulouse: 19.15 Filmschlagcr. 19.45 Bunte Musik. Berlin; 20 Tonnlm-Melodien. Franlfurt: wXÖJi -0 Unterhaltungskonzert. Hamburg: 20 Der junge Wagner. Bildnis eine» Werdenden. Königsberg: 20.30 Zimmer 9iv. 13. Kleine Operette von Brink. Musik Johanne» Müller. Leipzig: 20 Lustige Musikanten. München: seit 19.10 Großer Walzer-Abend. Saarbrücken: 20 UiiterhalinngS- konzert. Stuttgart: 20 Bunte Abeudunterhaltung. Wien: 20.35 au» Stuttgart

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Seite 3 von 20
Datum: 03.02.1983
Umfang: 20
Thomas Mann über Richard Wagner Ähnlich wie mit der nicht leicht auszulotenden Dichtung und gei stigen Welt Goethes, hat sich Tho mas Mann auch — und ztuar im mer wieder von neuem — mit der ganz eigenen, auch widerspruchs vollen Gestatt und Kunstwelt Ri chard Wagners befaßt. Es faszi nierte ihn dabei vor allem die Psy chologie dieses außergewöhnli chen, „welterobemden" Künst lers, das Geheimnis seines Schöp fertums, das sich — wie Thomas Mann selbst es sagt — aus einer ,Mischung

aus Sensibilität und Kraft, Zartheit und Ausdauer“ er gab, aus einer bewunderswerten Geduld und Tapferkeit. Daß es wahrhaftig einen .fCampf der Kunst“ gibt, ein zähes Ringen um das Werk, dem oft bei nahe das Leben geopfert werden muß, hat Thomas Mann am Fall Wagner in beeindruckender Weise dargestellt. Das war aber zugleich ja auch sein eigenes Drama, aus einer tieferen Sicht gesehen, sein eigenes Lebensschicksal. Deshalb ist der Essay, der d ieses Thema am ausführlichsten behandelt, .Lei den und Größe Richard

Wagner s“ (1933), so spontan-lebendig und überzeugend geschrieben. Es dürf te auch schwer sein, wenn man vielleicht charakterisierende Dar stellungen Nietzsches ausnimmt, zu diesem Thema Zutreffenderes und Vertiefteres, immer in glän zender Stilisierung geboten, fin den zu können. Überhaupt sind ja Thomas Manns Essays zur Litera tur- und Geistesgeschichte Muster beispiele ihrer Art, um die man die deutsche Literatur beneiden kann. Die Äußerungen und Stellung nahmen des großen Epikers über das Werk

und die Kunst Wagners wechseln nun über die Jahre hin und reichen von staunender Be wunderung bis zur kritischen, Zweifel äußernden Distanz. Das Rauschhaft-Barocke, Überladene, ins Kolossalische Gesteigerte be- hagt ihm nicht, erscheint ihm su spekt, und so stellt er auch diesem Repräsentanten des 19. Jahrhun derts („Wagner ist neunzehntes Jahrhundert durch und durch“) ein anderes, wohl sein eigenes Kunstideal gegenüber, das Pro gramm einer „neuen Klassizität', das gekennzeichnet sein sollte durch Klarheit

“ in sich ha be und den „Gipfel der Romantik 1 darstelle. Im selben Aufsatz aber, dem wir dieses Zitat entnehmen, findet steh auch eine andere Cha rakteristik und Formulierung, die zugleich sehr deutlich auf das Fragliche, womöglich selbst im moralischen Sinn, dieser Wagner- schen Kunst hinweist. So fragt er etwa in bezeichnender Art: „Wo ist zum zweitenmal eine solche Ver einigung von Größe und Raffine ment, von Sinnigkeit und subli mer Verderbtheit, von Populari tät und Teufelsartistik?“ (1927

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