Üölomitel-Nr. 56 Dienstag 9. Marz 1993 fl r=»-W-=»-? Prof. Sigmunds Demokratieverständnis Prof. Richard Sigmund be hauptet in seinem Leserbrief („Dolomiten“ vom 2. März), daß der Kommentator X. und ich die Aufführung der „Schöp fung“ „mißbraucht“ hätten, um f, ihn künstlerisch wie auch poli tisch zu mißkreditieren. Es ist wirklich unverständ lich, wie Prof. Sigmund es als „Mißbrauch“ bezeichnen kann, wenn man in einem demokrati schen Rechtsstaat zur öffentli chen Aufführung eines Musik werkes
mit einem Leserbrief Stellung nimmt. Hat Prof. Sig mund vergessen, daß in einem demokratischen Rechtsstaat die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit funda mentale Rechte der Bürger sind? Man muß sich daher fragen, ob Prof. Sigmund die Begriffe „Demokratie“ und „Bürger rechte“ in einem demokrati schen Rechtsstaat noch nicht verstanden hat. Die Leitung der „Freiheitli chen“ wird wohl nicht umhin können, sich mit einem sol chen „Demokratieverständnis“ auseinanderzusetzen; denn wenn die Leitung der „Freiheit
lichen" auch ein derartiges De mokratieverständnis hätte, so könnte man in einem demokra tischen Rechtsstaat auf eine derartige politische Kraft wirk lich verzichten. Prof. Sigmund muß meinen Leserbrief nicht richtig gelesen haben, denn ansonsten hätte er festgestellt, daß in diesem mit keinem Wort seine politische Tätigkeit erwähnt wurde. Trotzdem verschiebt Prof. Sig mund die Auseinandersetzung auch mir gegenüber auf die Ebene politischer Anflegelei. Dies muß wohl ein Zeichen
da für sein, daß sich Prof. Sig mund mit objektiven und sach lichen Argumenten etwas schwer tut. Weiters behauptet Prof. Sigmund, daß „Stellung beziehen“ heißen würde, „An regungen mit hinauszunehmen und zu leben versuchen“. Prof. Sigmund sollte zur Kenntnis nehmen, daß „Stel lung beziehen“ im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch be deutet, daß man eine Meinung oder Anregung überdenkt, kri tisch überprüft und diese dann entweder annimmt oder ab lehnt. Was aber Prof. Sigmund darunter meint, würde ein un kritisches
Annehmen der von ihm vertretenen Meinung be deuten. Prof. Sigmund sollte sich klar werden, daß mündige Bür ger weder verpflichtet noch ge willt sind, seine Anregungen einfach kritiklos hinzunehmen und „zu leben versuchen“. Dr. Hans Lunger, Bozen Das Massaker vor der Haustür Letzte Woche sah man im Fernsehen armselige, meist ausgehungerte Menschen, zum Großteil Frauen, Kinder und ältere Männer, die sich bei Schneetreiben und Kälte mit einem Koffer oder armseligen Bündel im Treck auf der Flucht