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Seite 6 von 8
Datum: 19.05.1950
Umfang: 8
sich der Eozner Schwurgerichtshof unter dem Vor sitz des Präsidenten Dr. Assante mit einer elf Jahre zurückliegenden Straftat, die erst im Jahre 1949 bekannt wurde. Ein gewisser Zachäus Bachmann schloß als Eigentümer des Lenkweberhofes in Voran im Jahre 1935 mit dem Ehepaar Luis und Katharina Reich einen Vertrag, durch den der Hof in den Besitz des Reich überging, wobei sich der Bachmann auf Lebzeit Verpflegung und Unterkunft ausbedungen hatte. Bachmann, der dem Trünke ergeben war und, wie aus den Aussagen

zahlreicher Zeugen hervor ging, unter dem Einflüsse des Weines gerne Streit suchte, wurde des Vertrages nicht recht froh, suchte Vertragsverletzungen durch Reich, um das Abkommen rückgängig zu machen und stand bereits mit einem an deren Interessenten in Verbindung. Nun ereignete sich folgendes: Am Abend des 23. Juni 1939 wohnte Bachmann einer Unterhaltung auf dem Nachbarhofe bei, sprach dabei dem Weine tüchtig zu und blieb, als die Gäste um Mitternacht das Haus verließen, um auf einer Bank in der Stube

zu schlafen. Als ein Mädchen des Hauses gegen vier Uhr morgens aufstand, war Bachmann verschwunden. Er ward seit dem von keinem Menschen mehr gesehen, es wurde zwar auf seinem vermutlichem Heimwege seine Tabakpfeife gefunden, doch nahm man an, daß er vom Wege ab gekommen und in einen Abgrund gestürzt sei. Die Suche nach der Leiche blieb erfolg los. Gegen Ende des Krieges wurde von einer Bedienerin gehört, wie Katharina Reich im Kindbettfieber dunkle Aeußerungen über eine schwere Gewissenslast machte

. Dies kam der Behörde 1949 zu Ohren; Luis Reich wurde festgenommen, leugnete aber im Arrest mit Entschiedenheit jeden Zu sammenhang mit Bachmanns Tod. Nun hielt cs die Frau, die das Gewissen drückte und keinen Schlaf mehr fand, nicht mehr länger aus: sie stellte sich im September 1949 der örtlichen Carabinieristation und schilderte den Hergang der Tat. Demnach war Bach- inann in der verhängnisvollen Juninacht 1939, wie so oft zuvor, gegen zwei Uhr früh betrunken nach Hause gekommen. Reich, der ebenerdig

wohnte, stand auf und wurde von Bachmann mit einem Schwall von Schimpfworten empfangen. Reich legte sich angeblich wieder zu Bett. Bachmann stieg in den oberen Stock, wo seine Schlaf stube lag, und setzte die Schimpferei fort, wobei besonders Reichs Gemahlin mit üblen Ausdrücken bedacht wurde. Schließlich riß Reich die Geduld, er stand auf und erklärte seiner Gattin, er würde nun nach oben gehen, den Bachmann zur Rede stellen und ein paar versetzen. Reich ging und schlug mit einer unten zugespitzten

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Seite 1 von 6
Datum: 23.06.1941
Umfang: 6
vom 21. auf den 22. Juni überreicht har, deckt sich inhaltlich im wesentlichen mit der Proklamation des Reichs kanzlers Hitler, enthält darüber hinaus jedoch manche erwähnenswerte Einzelheiten. Sie be schuldigt z. 23. die Sowjetunion, wie in der Vergangenheit so auch in den letzten Jahren versucht zu haben, im Deutschen Reich und den non diesem besetzten Ländern eine umstürz- lerische Tätigkeit zu entfalten und Sabotage- Akte vorzubereiten. Der G.P.lt^Kommissär Krylod — heißt es in der Note — schuf zu diesem Zwecke

eine entsprechende Organisation. Man benützte z. B. die Heimkehr der Deutschen aus der Sowsetunion, um sie mit den verwerf lichsten Mitteln für die Sache der E.P.U. zu gewinnen. Nicht nur den Männern, forürern auch den Frauen wurden in der ungeziemend sten Werse Erklärungen abgepretzt, weiche die selben verpflichten sollten, der E.P.U. zu dienen. Umfassendes Material — sagt die Note des weiteren — ist auch bezüglich der in fast allen mit dem Deutschen Reich befreundeten, Ländern von den Sowjets entfalteten

antideutschen Propaganda vorhairden. Ein gewisser Simitsch, führender Mann der ..Schwarzen Hand', Organisator des serbischen Staatsstreiches, befinde sich — so steht in ernem anderen 8lbsatz der Note zu lesen — noch im mer in Moskau und entfalte dort in enger Zu sammenarbeit mit den sowjetischen Propa- gandaorganen eine rege Tätigkeit gegen das Reich. Daß der Abschluß des Freundschaftsvertrages mit dem Reich — bemerkt die Note — nur ein taktisches Manöver war, beweist mit rauher Schlagkraft ein russisches

Dokument, welches nach der Besetzung von Belgrad in der dor tigen russischen Gesandtschaft gefunden wurde und folgende Worte enthält: „Die Sowjet union wird erst im richtigen Augenblick rea gieren. Die Achsenmächte haben ihre Streit kräfte noch mehr verzettelt, so daß die Sowjet union das Deutsche Reich plötzlich wird an greisen können.' Litauen — fährt die Note fort — gehörte aus Eruud des ersten Vertrages mit Moskau zur deutschen Interessensphäre. Aber aus Wunsch Rußlands verzichtete das Reich

, wenn auch ungern und aus Friedensliebe auf feine Jnteresien in einem großen Teile dreses Lan des, welches plötzlich von der Sowjetunion be setzt wurde, ohne daß die Reichsregierung vor her verständigt worden wäre. Ein anderer Absatz enthält die Worte: Die Sowjetunion trachtet also nun schon in offen kundigem Einvernehmen mit England, das Deutsche Reich im Rücken zu treffen. Im letzten Absatz wird gesagt, nach den eng lisch-russischen Plänen hätten die deutschen Truppen in Rumänien und Bulgarien von drei Seiten

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Seite 22 von 24
Datum: 08.05.1985
Umfang: 24
S. Haffner: Das Nach leben Roms Die Verfallszeit des weströmischen Reiches und unsere Zeit Wofür man nicht zu kämpfen bereit ist, das verliert man. VoFanderthalb Jahrtausenden, im Au gust des Jahres 476, endete das Weströ mische Reich. An diesem Tage schickte der Reichsfeldherr Odoaker, ein Germa ne, den letzten weströmischen Kaiser, einen liebenswüvdig-dekadenten Jüng ling namens Romulus Augustulus, in Pension — übrigens ein Akt, der durch seine beinahe verächtliche Friedlichkeit

und Menschlichkeit auffällt, denn nor malerweise verloren Herrscher damals zugleich mit ihrem Thron das Leben. Damit ging ein Reich unter, das immer hin mehr als ein Jahrtausend bestanden und mindestens fünfhundert Jahre lang als unzerstörbar gegolten hatte. Ging es wirklich unter? Diese Frage geht uns mehr an, als man im ersten Augenblick denken möchte, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens, weil zwischen dem Unter gang Westroms und dem Sturz Europas v.on seiner weltbeherrschendcn Höhe

staatwird ganz anders. Selbst unser Mili tärwesen mit seinen Legionen und Ko horten — wir nennen sie Divisionen und Bataillone —, mit Infanterie, Kavallerie und Artillerie ist unverfälschtes römi sches Erbe. Mit den Heerhaufen und Wagenburgen der alten Germanen hat cs nichts mehr zu tun. Und so ließe sich noch manches nennen, das uns selbst verständlich ist, vom Zirkus bis zum Roman, deren Herkunft schon die Na men verraten. Das Römische Reich ist lange vergan gen, gewiß, aber dafür hat es auch lange

gedauert. Es ist keine Kleinigkeit, daß das westliche und südliche Europa fast fünfhundert Jahre lang — ein rundes Viertel seiner Geschichte, und zwar das erste, grundlegende Viertel — in einem Reich geeint war. Man muß sich einmal klarmachen, wie lang diese Zeit war, denn auf der Schule kommt sie meistens sehr kurz weg. Da hört die Geschichte Roms mit Augustus so ziemlich auf, dann erfährt man viel leicht noch etwas von dem bösen Kaiser Nero und den Christenverfolgungen, und schon ist man plötzlich

bei den alten Germanen, und das Mittelalter ist da, man weiß nicht wie. Aber Augustus war, als das Römische Reich unterging, so lange tot wie jetzt Luther, die Christiani sierung des Reichs unter Konstantin — eine ungeheure Revolution — so lange her wie jetzt Napoleons Feldzüge. Die ganze europäische Neuzeit hat nicht län ger gedauert als das Reich der Cäsaren. Und im ganzen war diese „Neuzeit“ eine glänzende Epoche. Die eigentliche De kadenz- und Untergangsperiode war im Vergleich dazu sehr kurz.’ 451

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Seite 13 von 16
Datum: 04.08.1956
Umfang: 16
Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Vor 150 Jahren, am 6, August 1806, nahm nach rund tausendjährigem Bestand das eigenartigste und ehrwürdigste Staatswesen, das die Geschichte Europas kennt, sein Ende: Das Heilige Römische Reich Deutscher Na tion. Es galt als Fortsetzung des antiken Rö mischen Reiches; von diesem hatte es den weltumspannenden Herrschaftsanspruch und die Idee der Fax Romana übernommen. Da bei erreichte es aber dodi nie an Größe, Festigkeit und Macht sein antikes Vorbild

. Immer waren seine Grenzen fließend und auch in seinen kraftvollsten Zeiten rieselte es bald da, bald dort ln seinem, seit dem Unter gang des Kalsergeschlechtes der Hohenstau fen immer brüchiger werdenden Mauern. Aber bis zu seinem Ende war es ein heiliges Reich. Empfing auch der von den Kurfürsten zum deutschen König Gewählte seit Beginn der Neuzeit die Kaiserkrone nicht mehr aus den Händen des Papstes ln Rom, sondern aus denen des Erzbischofs von Mainz und Reichs erzkanzlers im Dom zu Frankfurt

am Main, so vollzog steh dodi auch dieser Vorgang in liturgischen Formen, immer noch versprach der Kaiser hiebei, die Kirche als Vogt zu verteidigen und zu schützen. Reich und Kirche Bis ins IS. Jahrhundert hinein betete diese auf dem ganzen Erdkreis in den Oratdonen des Karfreitags für Kaiser und Reich mit den Worten; „Oremus et pro Chris nanissimo Imperatore nostro, ut Deus et Dominus Po ster subdltas illi faelat omnes • barbaras na- tiones, ad nostram perpetuane pacem" und „Sempiterne Deus

,... respice ad Romanum benlgnus Imperium; ut gentes, quae in sua ferltate confldunt, potentiae tuae dextera comprimantur." — „Laßt uns beten für un seren nllerchristlichsten Kaiser, auf daß unser Gott und Herr alle Barbarenvölker ihm un tertan mache, zu unserem ewigen Frieden“ und „Ewiger Gott,... blicke gnädig herab auf das Römische. 1 Reich; auf daß die Völker, welche auf ihre wilde Kraft vertrauen, durch deine mächtige Hand niedergehalten werden." Freilich war die mit der Kaiserkrönung Karls

des nationalgemischten Königreiches Böhmen und seiner Nebenländer zum Heiligen Römischen Reich. Zu den deutschen Reichsfürsten zählte bekanntlich bis 1803 nicht nur der Fürst bischof von Brlxen, sondern auch der von Trient, allerdings waren beide Fürstentümer überaus eng durch Schutzverbände an die gefürstete Grafschaft Tirol gebunden, die gleich allen andern österreichischen Erblän- dem im deutschen Reichsverband stand. Aber abgesehen von den erwähnten nicht sehr ins Gewicht fallenden fremdnationalen Ein schlägen

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Seite 4 von 20
Datum: 28.11.1959
Umfang: 20
ln sich, daß man das eigene Herz — wie einst in Kindertagen — auf das kommende ■ Christkind vorzube reiten habe. — An all dem ist nun freilich viel' richtiges: Die Vorfreude, die Kraft des Symbols: das- aufgehende Licht, die Erin nerung au die Jahrtausende des Harrens auf den Erlöser und die Bereitung des eigenen Herzens. Wenn wir In den Selten der Heiligen Schrift blättern, so fällt uns auf, wie oft darin vom Reich Gottes die Rede ist; ja das Leben und die Lehre Christi sind immer wieder mit diesem Bild verknüpft

: Vor der Mensch werdung Christi war das Reich Gottes in Aussicht gestellt,, es war „verheißen“. Bis schließlich Johannes, der „Vorläufer“, am Jordan zu predigen begann, wobei er eine Sinnesänderung für das anbrechende Reich ; Gottes forderte. Die vielen Menschen, die ihn anhörten, vernahmen mit Freude die Bot schaft: Endlich sollte das alte Reich, das irdische, wie sie glaubten, errichtet werden. Und daß eine religiöse Erneuerung damit verbunden war, befremdete sie keineswegs. Dann Kam der Messias

. Und er sagte von sich selbst:' „Die Zeit hat sich erfüllt; das Reich Gottes ist herbeigekommen“. — Hatte schon Johannes ein Umdenken verlangt, so ließ der Herr keinen Zweifel darüber, daß dieses'sein Reich nicht „von dieser Welt“ sei. Reich Gottes bedeutet, daß eben nicht mehr andere Mächte herrschen, sondern Gott. Nicht die Engel, nicht der Teufel, nicht die geschaffene Materie, nicht Mensch, oder Geld oder Ehre — sondern nur Gott. Wenn Gottes Reich unter den Menschen beginnt, so ändert das alle gewohnten

Vorstellungen und Formen. Selbst das, was die alttesta- mentlichen Väter lehrten, ist mit der An kunft des Messias nicht mehr genügend. Uber diese Tatsache läßt uns Christus nicht im imklaren, er hebt sie vielmehr in einer eindeutigen Gegenüberstellung hervor: „Die Alten haben euch gesagt ich aber sage euch “. Worin also besteht dieses Umdenken, die ses Neue, das mit dem Reich Gottes, mit je ner ersten Weihnacht der Welt beginnt? „Liebet eure .Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen; segnet

doch zumeist nur bruchstückhaft. Die Welt 'erwartete das Reich Gottes anders; äußerlich, politisch, so zial oder im Bereich des Geistigen. Dies ist der Grund, weshalb das wahre Reich Gottw tatsächlich jenen Glauben braucht, der „die Welt überwindet“. Es ist durchaus verständlich, daß die Menschen um Christus, selbst seine engsten Freunde, die Jünger, sich mit allen Fasern des Herzens an die liebgewonnene Vorstel lung klammerten, der Herr werde am Ende doch noch ein irdisches Reich gründen. Sie eiferten

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Seite 12 von 20
Datum: 25.02.1982
Umfang: 20
Gottes neue Welt im Werden Aus dem Fastenhirtenbrief des Diözesanbischofs Dr. J. Gargitter Im heurigen Fastenhirtenschreiben erläutert Dinzesanbischof Dr. Joseph Gargitter einen zentralen Begriff der christlichen Verkündigung. Bereits Je sus hat oft vom Reich Gottes gesprochen und im Vaterunser die Menschen angewiesen zu beten: „Dein Reich komme!“ Unter dem Titel dieser Vaterun ser-Hilfe führt der Bischof zum Teil die Gedanken com vergangenen Jahr über das geistliche Leben weiter. Zugleich

, aber auch Taufe. Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, Todesfall, Namenstag und andere Gedenktage der Familie. So wird die Familie zu einer „Insei des Glaubens“, die wie zur Zeit der Urkirche der wichtigste Ort für die Weitergabe des Glaubens ist. .Als Christen“, schreibt der Bischof, .sprechen wir jeden Tag im Vaterunser die Bitte aus: .Dein Reich komme!' Mit dieser Bitte machen wir uns das zentrale Anliegen von Jesu Leben und Wirken zu eigen. In der Schrift ist es zusammengefaßl in den Worten: .Nahe- gokontmen

ist die Gottesherrsehnft' (Mk 1. 15). Wenn wir die Vaterunser- Bitte .Dein Reich komme!’ bewußt be ten, kann sie uns helfen, die heutige Welt neu zu sehen und unser Leben darauf einzustellen.“ Der Oberhirte weist auf die Wider sprüchlichkeit zwischen der Welt, die wir täglich erleben, und der neuen Welt hin, die Christus verkündet hat. Dies wird uns besonders bewußt, wenn wir an all das denken, was uns Sorgen macht und bedroht: Terrorismus. Unter drückung. Wettrüsten, Unfreiheit, Maß. Feindschaft und Suchtgefahren

. Wie ist die verheißene Welt Gottes zu verstehen? lesus besehreibt sie fol gendermaßen: Gott selbst ist daran, je tte bessere Welt zu schaffen, von der der Mensch seit jeher träumt. Diese neue Welt, die Gott schafft, ist so herr lich, daß sie nur in Bildern und Verglei chen geschildert werden kann. Dem nach ist das Reich Gottes wie ein wun derbares Mahl, zu dem Menschen gela den sind (l.k 14—15); es ist zu verglei chen mit einem Schatz, den ein Mensch gefunden hat (Mt 15, 44 ff.). In so wun derbarer Weise greift Gott

; und in dem er sich der Menschen aunintmt, schafft er sein Reich, nämlich einen Be reich, in dein neue Lebensbedingungen herrschen und ein ganz neues Verhalten des Menschen möglich wird. Das Reich Gottes ist mit keinem irdi schen Reich zu vergleichen. Ls ist ein Geschenk Gottes. Zugleich hat cs eine menschlich sichtbare Gestalt in der von lesus gestifteten Kirche. Sie ist nicht das Reich Gottes, nber in ihr ist es in der Well gegenwärtig. Christus ist das Haupt der Kirche, der Heilige Geist die Seele. .Gerade weil diese neue

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Seite 3 von 24
Datum: 13.12.1979
Umfang: 24
c«*ac\ LITERATURKRITIK HEUTE M. Reich-Ranickl: Deutsche Literatur der 70er Jahre Wer sich mit Themen und Proble men der deutschsprachigen Gegen wartsliteratur befaßt, kann bei der Lektüre der Aufsätze und Rezensio nen von Marcel Reich-Ranicki si cherlich sehr vieles lernen. Der ge nannte namhafte Literaturkritiker ist nicht nur außergetoöhnlich bele sen und geistig beweglich, sondern verfügt auch über ein scharfes Ur teilsvermögen, verbunden mit dem klaren Willen und dem persönlichen Mut

, seine Ansicht jeweils eindeutig und unmißverständlich auszuspre chen, auch wenn sie für einen Autor, dessen Werk er sich vornimmt, nicht immer ein reines Lob bedeutet. Man muß Reich-Ranicki sehr be wundern, daß er die Geduld auf- brtngt, auch sehr mittelmäßige Neu erscheinungen sich wie eine Pflicht lektüre vorzunehmen, zu registrieren und mit dem Ethos und Ernst des zu- ständigen Fachmannes zu bespre chen. Nicht wenige Leser werden ihm dafür sehr dankbar sein, da sie so der Mühe enthoben

werden, viel Unbedeutendes selbst lesen zu müs sen. Tatsächlich könnte man das neue Buch „Entgegnung, Zur deut schen Literatur der siebziger Jahre.“ (Deutsche Verlagsanstalt) wie eine Einführung in die neueste deutsch sprachige Gegenwartsliteratur lesen. Am wichtigsten ist dabei der einlei tende Hauptaufsatz „Anmerkungen zur deutschen Literatur der siebzi ger Jahre", der eine besondere Be achtung verdient. Reich-Ranicki verweist nun in die sem Oberblicksaufsatz zunächst dar auf, daß das Bild

, das die Ge genwartsliteratur bietet, eher un übersichtlich, verwirrend, ja chao tisch sei. Es gäbe eigentlich keine Schulen, und Gruppen. Die deutsche Literatur der siebziger Jahre ließe sich auf keinen gemeinsamen Nen ner bringen. Es gibt keinen, typi schen Repräsentanten derselben, son dern nur Außenseiter. Völlig negativ ausgewirkt habe sich seit den späten sechziger Jah ren (67163) die Politisierung der Lite ratur. Sie hätte, wie Reich-Ranicki mit Recht vermerkt, das deutsche Schrifttum in eine Sackgasse ge führt

und ruiniert. Im wörtlichsten Sinn hatte man, einer Zeitmode ser vil gehorchend, die Literatur zur Magd der Politik degradiert. „Die Schriftsteller sollten nicht mehr im Namen des Individuums spre chen und. das Individuum gegen je Titel deS besprochenen Buches: Marcel Reich-Ranicki ENTGEGNUNG Zur deutschen Literatur der siebziger lahre. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart Der Autor Marcel Reich-Ranicki, ge boren 1920, war von 1960 bis 1973 ständiger Literaturkritiker der Wochen zeitung „Die Zeit

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Seite 2 von 6
Datum: 23.06.1941
Umfang: 6
war und unter der weisen Mitarbeit des Duce Siid- slawien zum Beitritt zum Dreierpalt eingeladen hatte, da organisierten England und Sowjet- ruhland gemeinsam jenen Staatsstreich, der in einer Nacht die damalige verständignngsbcreite Negierung beseitigte. Heute kann man es dem deutschen Bolle sagen: Der serbische Staatsstreich gegen dag Deutsche Reich wurde nicht ausschließ lich von den Engländern veranstaltet, sondern wesentlich von Sowjetleuten. Denn auch hierin legten wir uns noch einmal Schweigen

auf. Die leitenden Sowjetmänner gingen noch einen, weiteren Schritt vorwärts. Die Reichsregierung ist heute im Besitze von Dokumenten, welche be weisen. dah Rußland. um Serbien endgültig zum Konflikt zu treiben, die Versicherung ge neben hat, über Saloniki Massen, Flugzeuge, Munition und anderes Kriegsmaterial zur Ver wendung gegen das Deutsche Reich zu liefern. Und das geschah in demselben Augenblick, in wel chem ich dem japanischen Außenminister Mat- suoka. stets in der Hoffnung, so dem Frieden zu dienen, riet

, eine Entspannung der Beziehungen Japans zu Rußland herbcizuführen. Nur das rasche Vordringen unterer unvergleichlichen Divi sionen in Richtung Skovlje und die Einnahme von Saloniki haben verhindert, dah sich die Ab sichten dieses englisch- sowjetischen Komplotts verwirklichten. Die Offiziere der serbischen Luft waffe flohen jedoch nach Rußland, wo sie sofort als Verbündete ausgenommen wurden. Der Sieg der Achsenmächte auf dem Balkan hat den Plan vereitelt, das Deutsche Reich zu zwingen, «inen langen Kamps

im europäischen Südosten aus- zutragen. was der Sowjetunion erlaubt hätte, den Aufmarsch ihrer Armee zu vollenden. ihre Kriegovorbereitungen zn verstärken und dann zusammen mit England und mit den versproche nen amerikanischen Unterstützungen das Deutsche Reich und Italien anzugreisen und zu erdrücken. Damit hat Moskau die Vereinbarungen unseres Frcundschaftspaktes nicht nur gebrochen, sondern cs hat sie in verächtlicher Weise verraten. Und dies während die leitenden Männer des Kremls bis zum letzten

zu zerbrechen und an dem großen Kamps um Er neuerung und um die Gesittung teilzunehmen, der in Europa vom Deutschen Reich des großen Adof Hitler und vom Italien des Duce geführt wird. Danken wir dem Deutschen Reiche für die Ehre, die es dem rumänischen Volke antut, es sich in einem mächtigen und mutigen Kampfe gegen den größten Feind der Welt zuzugesellen, gegen den Bolschewismus!' General Antoncscu ruft in dieser entscheiden den Stunde alle Rumänen zur Eintracht auf, damit sie der Nation mit ihrer Brust

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Seite 26 von 64
Datum: 04.05.1989
Umfang: 64
El ttatanrifen-Nr.ioi blüffend genau fortsetzte. Nur war aus dem Römischen Reich eben ein geistli ches Reich geworden, dem es übrigens in seinen großen Zeiten auch an weltli cher Macht nicht gefehlt hat. Dieses geistliche Reich besteht vielfach sogar noch bis heute fort, und auch wo es nicht mehr besteht, wirkt es nach. Noch heute heben sich die katholischen — oder ka tholisch gewesenen — Völker Europas ganz deutlich von denen ab, deren Glau benstraditionen nicht auf Rom, sondern auf Byzanz

zurückgehen. Noch heute läuft die alte Grenze zwischen Rom und Byzanz als eine Grenze des Lebensge fühls — auch der politischen Kultur — deutlich mitten durch den Ostblock, zwischen Polen und Rußland. Aber auch die heutige Grenze zwi schen Ost und West in Europa hat tiefe historische Wurzeln, die auf Rom zu rückgehen, und zwar in diesem Fall so gar auf ein weltliches Rom. einen Staat. Denn im Jahre 800 wurde ja das 476 untergegangene, aber nie ganz vergesse ne Weströmische Reich ganz offiziell

noch einmal gegründet: Das Reich Karls des Großen war nicht als Neuschöpfung deklariert, sondern ausdrücklich als Wiederherstellung des Weströmischen Reiches. Auch geographisch ist es in seinem Kernbestand unverkennbar mit diesem alten Weströmischen Reich fast deckungsgleich gewesen, wenn auch et was verkleinert und etwas verrutsht: Spanien und Britannien gehörten nicht mehr dazu, dafür Deutschland — wenn man es nicht allzu genau nimmt — nicht mehr wie früher nur bis zum Rhein und bis zur Donau

, sondern bis zur Elbe und zum Bayerischen Wald; also ungefähr in den Grenzen der heutigen Bundesrepu blik. Ja, die Deutschen waren spät ins römi sche Europa gekommen, in ihrer Mehr zahl erst ins zweite, nicht ins erste West römische Reich; aber hier gilt das Wort: „Die Letzten werden die Ersten sein." Während das karolingische Reich bald wieder zerfiel und die Königreiche rings um. Frankreich voran, nach und nach heimliche Nationalstaaten wurden, klammerten sich die Deutschen noch viele Jahrhunderte lang

an die Reichs idee. bis man schließlich, fast ironisch, vom „Heiligen Römischen Reich deut scher Nation" zu sprechen begann, das noch bis fast vorgestern dauerte, bis 1806. Und dann stand schon wieder ein drittes Weströmisches Reich bereit — nämlich das Imperium Napoleons mit seinen ganz bewußten römischen An klängen, erst seinen Konsuln und dann seinem Kaiser, seinen Legionsadlern, seinen Senatoren und Präfekten und sei ner lässigen Nichtachtung nationaler Gefühle und Traditionen, an der es frei lich rasch

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Seite 3 von 28
Datum: 09.10.1965
Umfang: 28
. Es ist unmöglich, die mit der Op tion vom Jahre 1939 zusammenhän genden Fragen objektiv zu beurtei len, wenn sowohl die Voraussetzun gen als auch die Ereignisse selbst, die schließlich zur Option der gro ßen Mehrheit des Südtiroler Volkes für die Abwanderung in das Deut sche Reich führten, nicht ihrer gan zen inneren Tragik nach gewürdigt werden und einfach von der un richtigen Voraussetzung ausgegangen wird, als ob es sich um eine freie und unbeeinflußte Entscheidung, ent weder für die Abwanderung

in das Reich, oder für die Beibehaltung der italienischen Staatsbürgerschaft gehandelt hätte. Es ist für diejeni gen, die die Vorgänge, die sich zu jener Zeit in unserem Lande ab gespielt haben, nicht nur passiv mit- crlebten, sondern sich schon damals bemühten, hinter die Kulissen zu sehen, ein Leichtes, einwandfrei nachzuweisen, daß die nach dem Wortlaut des Vertrages „unbeein flußte und freie Entscheidung" durch ein Zusammenspiel ungeheuer wirk samer Einwirkungen die Willensbil dung eines großen Teiles

mich von dem Vorhaben einer Allianz mit Italien abbringen oder darin stören zu lassen, wenn ich eine solche für nützlich halte.“ Nach der Machtergreifung wurde im Dritten Reich jede Erinnerung an Südtirol in Zeitungen und Zeit schriften verboten und die auf Süd tirol bezogene Literatur aus dem Handel gezogen. Nach der. Besetzung Österreichs richtete Hitler am 7. Mai 1938 an läßlich seines Staatsbesuches an Mussolini einen Trinkspruch, wobei er erklärte: „Belehrt durch die Er fahrung zweier Jahrtausende

zu Öster reich und zu Deutschland gebildet, aber trotz des offiziellen völligen Totschweigens dieser Frage im Drit ten Reich war sie eben doch vor handen. Um Italien für die später als Achsenpolitik bezeichnete Bin dung mit dem Dritten Reich zu ge winnen, mußte Südtirol als Scha cherobjekt geopfert werden. Bereits zu Beginn des Jahres 1939 befaßten sich über Vorschlag Italiens die zuständigen Kreise im Dritten Reich mit der Ausarbeitung eines Planes zur Aussiedlung der Südtiro ler. Hitler

Geld mitteln versehen, kamen sie nun her ein, immer mehr, eine illegale Be wegung entstand, die Unwissenheit und Unerfahrenheit, aber auch die Begeisterungsfähigkeit und insbe sondere die tiefgehende Verzweiflung der Jugend über die durch den Fa schismus geschaffene hoffnungslose Lage ausnützend, wurden trügerische Hoffnungen auf eine baldige Aen- derung der Lage erweckt. Zur selben Zeit, da die Festigung der Beziehun gen zwischen dem nationalsozialisti schen Deutschen Reich und dem fa schistischen

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Seite 29 von 48
Datum: 17.03.1990
Umfang: 48
in Kapital gesellschaften. 6. MÄRZ: Die Volkskammer stellt die Dieses Bild ging um die Welt: DDR-Bürger beteiligen sich am Abbruch der Berliner Mauer. Foto: APA/epa Angstvision von einem „Vierten Reich" Ein Deutschland - Träume und Ängste Republik Deutschland mit dem bisher kleinsten Staatsgebiet in der deutschen Geschichte Bonn — Seit die Bürger der DDR durch ihre Flucht in den Westen und ihre eindrucksvollen Demonstrationen wider Erwarten der Politiker die Einigung Deutschlands zum Hauptthema

des Jahres 1990 gemacht haben, streitet man sich hierzulande über Umfang und Namen des künftigen ein heitlichen Deutschland. Da beschwört eine Bundestagsabgeordnete beim Gedanken einer Vereinigung von Bundesrepublik und DDR die Angstvision von einem „Vierten Reich“, und der DGB-Vorsitzende warnt vor einem neuen „Großdeutschland“. Beide leiten ihre Warnungen und Besorgnisse offenbar vom Hitlerstaat ab, der sich bekanntlich Drittes Reich nannte und ab 1938 die Bezeichnung GroBdeutsches Reich führte

. Wie viele andere. Begriffe und Aus drücke, deren sich die Nationalsoziali sten und ihr Führer bedienten, sind auch diese beiden aktuellen Angstvokabeln keine originalen Wortschöpfungen aus der Hitlerzeit. Die Bezeichnung Drittes Reich über nahmen die Nationalsozialisten vom po litischen Schriftsteller Alexander Moel- ler van dem Bruck, der 1923 ein Buch mit gleichem Titel vorlegte und darin ein Deutschland skizzierte, das in seinem mächtpolitischen Selbstverständnis und antisemitischen Wesen Hitlers

Vor stellungen weitgehend entgegenkam. Als „Reich aller Deutschen“ sollte es auch die Österreicher, die Deutschböh men, die Memelländer und alle Volks deutschen in Osteuropa umfassen. In diesem Anspruch deckte es sich mit der Vorstellung von einem Groß deutschland, wie es 1848 von den Abge ordneten der Deutschen Nationalver sammlung ins Auge gefaßt worden war. Damals verstand man unter der „groß- deutschen Lösung“ die Züsammenfüh- rang aller deutschsprachigen Bewohner der Habsburgermonarchie mit den übri gen

Deutschen zu einem einheitlichen Deutschen Reich. Es steht dahin, ob sich dieses Staätsgebilde auch wirklich GroBdéutschland genannt hätte, wie es wenige Jahrzehnte danach die Englän der mit ihrer Selbsterhebung zu Groß britannien getan haben. Eine Umbenen nung, die den Briten nie verargt wurde. Nach dem Scheitern der großdeut schen Lösung in der Paulskirchen-Ver sammlung von 1848 gewann sie 70 Jahre später, im Herbst 1918, nochmals Aktua lität, als sich sowohl die Deutschöster reicher

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Seite 21 von 44
Datum: 26.01.1989
Umfang: 44
Wie groß sind die schöpferischen Leistungen heute? Hinweise auf Äußerungen von Marcel Reich-Ranicki Der namhafte, für die Literatur in all ihren Sparten so passionier te Kritiker Marcel Reich-Ranicki hat am 31. Dezember 1988 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (unter dem Titel „Kein Grund für Trübsal“) eine summarische Bi lanz über den Stand und die Lei stungen des deutschsprachigen Schrifttums des vergangenen Jah res gezogen. Dabei ist das Ergeb nis nicht gerade in allem das posi tivste

und erfreulichste. Man müß te wohl eher von einer Stagnation, von einer weit um sich greifenden Krise der geistig-literarischen Si tuation sprechen. Große Dinge ha ben sich jedenfalls im Bereich der Literatur und Dichtung in den vergangenen zwölf Monaten nicht getan. M. Reich-Ranicki sagt das nun mit einer eher positiv-abschwä- chenden Wendung: ,J)as Jahr 1988 war in der deutschen Litera tur das schlechteste nicht.“ Und in den Schlußsätzen dann aber doch ziemlich deutlicher: ,JSchon wahr, wir leben nicht eben

in einer Blü tezeit der deutschen Literatuf. Aber trotzdem könnte man „nicht ohne Optimismus“ in die Zukunft sehen. Unter den Namen, die heute (nach wie vor) im Vordergrund stünden, nennt Reich-Ranicki na türlich Günter Grass, Siegfried Lenz, Thomas Bernhard, Martin Walser und Peter Handke. Man muß nun auch nicht immer vorbe haltlos vom hohen Rang und Wert der Werke all dieser hier genann ten Autoren ausnahmslos über zeugt sein. (So mancher wird es auch nicht uneingeschränkt sein!) Als bedeutender

erscheinen Reich- Ranicki hingegen die Leistungen der Lyriker, wobei — mit besonde rem Lob — Karl Krolow genannt wird, sodann Günter Kunert und natürlich — nicht zu vergessen! — Ulla Halm. Sie wäre ja, wie Reich- Ranicki es formuliert, „das stärk ste Talent', „das zur deutschen Dichtung im Laufe der letzten zehn Jahre hinzugekommen ist“. Man mu,ß nun diese Urteile, wie angedeutet, nicht unbedingt wie ein Dogma hinnehmen. Man kann aber jedenfalls der Meinung sein daß wir geistig-literarisch und was wahres

Schöpfertum betrifft ivohl eher in einer,dürftigen Zeit' in einer weit um sich greifender Krise leben. Und von dem allein was heute produziert wird, möch te und könnte nicht jeder leben Aber das Reich des Geistes unc der Dichtung ist ja — glücklicher weise — ein sehr wei tes, kaum aus zuschöpfendes, wenn man die Ver gangenheit sinnvoll mitein be zieht. Und man wird (oder dürfte) deshalb gut daran tun, sich etwa an die Ansicht und Weisung Edu ard Sprangcrs zu halten in dem Sinn, daß man sich zuerst die gro

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Seite 1 von 6
Datum: 13.09.1937
Umfang: 6
Ncich antwortete Hitler: „Dieser Besuch spricht für sich.' Nach einigen Sekunden fuhr Hitler fort: „Wir sind ruhig und cs ist nicht notwendig, die Phan tasie spielen zu lassen. Wir wollen nieman dem etwas Uebles tun, wie wir auch in der Lage sind, nicht zu fürchte», daß andere uns Uebles tun.' Im weiteren Verlauf des Pressegesprächs führte Hitler aus, daß früher das entwaff- netc Deutsche Reich inmitten Europas für an dere Länder eine Persuchung zu einem feind lichen Einfall darstellte und daher

ein Anlaß zum Kriege hätte werden können. Diese Lücke, fuhr Hitler fort, haben wir nun ausgefiillt. Ec versicherte da»», daß das heutige Deutsche Reich keinen anderen Wunsch hat als den Frieden und nur schaffen will, denn ahne den Frieden könnte das Deutsche Reich seine zahlreichen öfentlicheu Arbeiten nicht zu Ende bringen. Hitler unterhielt sich des längeren über die Kolonialfrage. Die. Welt, sagte er im wesentlichen, will nicht begreifen, daß es ganz unsinnig ist. dc»l Deutschen Reich Kolonie

,i vorzueuthalten. Warum sollten alle anderen Länder Kolonien haben, das Deutsche Reich aber nicht'.' Hat doch das Deutsche Reich ein Bedürfnis nach den für seine Produktion unerläßlichen Roh stoffen und ein Anrecht aus dieselben. Rach den Worten Hitlers muß die Kolonialfrage in der einen oder andern Weise gelöst werden. 'Wie das Deutsche Reich die Frage der Gleich berechtigung zu lösen wußte, so fühlt es die Gewißheit, auch die Kolouialsrage lösen zil töuiie». '.>Rau brailche deshalb nicht gleich an Krieg

zu denken. Beinl Kolonialproblem gehe cs nicht auf Krieg und Frieden. Hitler oppcllierte an die Vernunft und äußerte die Gewißheit, daß die Vernunft schließlich die Oberhand behalten werde. Auf jede Frage danach, welche Kolonien das Deutsche Reich beanspruche, erwiderte Hitler lächelitd, das Deutsche Reich habe zum mindesten das mora lische Anrecht darauf, seine Vortriegskolonicn zurückzuerhalteu. Auf die Frage eines Zei- tnngcrs, ob das Deutsche Reich andere Kolo- nicn anuehmeu würde, erwiderte Hitler

, nicht der 'Rame und die gecgraphischo Lage der Kolonien sei von Belang, sondern das Vor kommen von Rohstoffen. Auf die Frage eines andern, ob die Annahme richtig sei, daß das Deutsche Reich sich beeilen würde, in den ihm etwa zugeteilteu Kolonien Flottenstützpunkte zu errichten, antwortete Hitler: „Zur Schaf fung von Flottenstützpunkten braucht es eine Flotte.' Dann erinnerte er daran daß cs auch vor dem Weltkrieg i» den deutschen .Kolonien leine Militär- und Floitcusttzpunkte k gab. das Deutsche Reich

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Seite 3 von 16
Datum: 09.03.1978
Umfang: 16
tólEDPPHOTIE LITERATURKRITIK HEUTE Marcel Reich-Ranicki : Nachprüfung Sich die reichen Kenntnisse eines geistig-wachen Literaturkritikers von Rang, der in außerordentlichem Ma ße belesen ist, zunutze zu machen, ist in vielfacher Weise ratsam und sinnvoll, nicht zuletzt deshalb, weil man ja selbst mit der Zeit haushäl terisch umgehen muß und eben doch über sehr vieles Bescheid wissen soll. So kann man sich mit großem Ge winn die „Aufsätze über deutsche Schriftsteller non gestern“ von Mar cel

Reich-Ranicki, die unter dem Titel „Nachprüfung“ im Piper Ver lag, München/Zürich, erschienen sind, vergegenwärtigen. Nachprüfung bedeutet hier soviel wie neue, zweite Überprüfung im Sinne der Fragestellung, was ist an den Schriftstellern von gestern heu te noch lebendig, „inwieweit sind die gängigen Urteile noch gültig“. Unter den behandelten Themen sind natürlich nicht alle von glei chem Gewicht und Interesse. Der einleitende Aufsatz über „Fontane, der unsichere Kantonist — Bruch stücke

einer großen Konversation" zeigt gleich die typische Art, in der Reich-Ranicki seine Themen ent wickelt, wobei cs ihm jeweils ge lingt, unpedantisch-gescheit plau dernd, viel Wesentliches zu sagen und zugleich ein fein differenziertes Porträt des Autors zu entwerfen, Uber Fontanes Briefe sagt der Autor, daß sie „Rapporte aus dem Alltag eines Schriftstellers“ seien, daß sic aus „schlichtem Mitteilungsbedürf nis“ hingeschrieben wurden, ohne zugleich unbedingt das Ziel zu ver folgen, Klarheit

. Da wird zunächst seine Biographie „Jugend in Wien“, die erst 1068 veröffentlicht wurde, als eher unbedeutend bezeichnet und bewertet („alles in allem ein eher unerhebliches und mattes Buch“). Man würde über Schnitzlers Leben und Wesen aus seinen literarischen Werken ungleich mehr erfahren als aus der direkten Darstellung. Auch das „Bild der Verhältnisse in Öster reich in den achtziger Jahren“ wür de zu vordergründig bleiben. So wie Freud sich niemals selbst tiefenpsy chologisch analysieren ließ, konnte

auch Schnitzler — so meint Reich- Ranicki — nicht ein Gegenstand eines eigenen Darstellungsversuches sein. Die zweite kritische Darstellung (Eine Liebe per Sie) befaßt sich mit Schnitzlers Briefwechsel mit Olga Waissnix. Der vierundzwanzigjähri- gc Doktor der Medizin hatte die fast gleichaltrige junge Frau, die mit einem Reichcnauer Hotelier verhei ratet und Mutter von drei Söhnen war, im Frühling IS86 in Meran ken- ncngelernt. Auf diese Meraner Be kanntschaft, die die jungen Leute fünf Tage lang

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Seite 3 von 24
Datum: 20.04.1978
Umfang: 24
LITERATURKRITIK HEUTE Marcel Reich-Ranicki: Nachprüfung Aufsätze über deutsche Schriftsteller von gestern / Hinweise auf Briefe u. Tagebücher Es fällt dem Leser unseres Buches auf, daß der Autor eine besondere Vorliebe für Briefe zeigt. Sie schei nen ihm den direktesten Zugang zum Verständnis des Charakters und in neren Wesens eines Schriftstellers zu erschließen. Im Falle Thomas Manns nimmt sich Reich-Ranicki den Brief wechsel mit dem Verleger Gottfried Bermann Fischer genauer vor. In die ser

, wenn ich nach dem ,Faustus' das Zeitliche gesegnet hätte. Das war doch ein Buch von Ernst und Gewalt und hätte ein Lebenswerk gerundet, dessen lose Nachspiele mir oft pein lich-überflüssig erscheinen.“ Aus einer weiteren Besprechung der ,Briefe an einen Jugendfreund’ (es war der etwas jüngere Schulka merad Otto Grautoff) ergibt sich, was Thomas Mann betrifft, rein menschlich gesehen, kein übermäßig vorteilhaftes Bild, Die Eigenschaft selbstgefälliger Ichbezogenheit tritt sehr deutlich in Erscheinung. Reich- Ranicki

Bücher. • Daß man auch Hermann Hesscs Wesen und Charakter wohl zu ideal gesehen und beurteilt hätte, ist eine weitere überraschende Feststellung Reich-Ranickis. Es sind die Briefe des Autors an seinen Verleger Pe ter Suhrkamp, die zu dieser Kor rektur Anlaß geben. Die Geschäfls- tiiehtigkeit des asketischen Dichters scheint nicht gering gewesen zu sein. Sie würde „zu der mönchischen At titüde des Einsiedlers von Montag no ia und zu der prieslerlichen Gebär de des Sehers, der sich Viele Jahre darin

gefiel, die Askese zu predigen und indische Weisheiten zu verkün den“, in auffallendem Gegensatz ste hen. Da war die Haltung des damals schon kranken Verlegers Suhrkamp um vieles vornehmer und sympathi scher. Auch das Verhältnis des Pa zifisten Hesse zum .Dritten Reich' war nicht in allem völlig folgerich tig und klar. Jedenfalls könnte man ihn kaum als einen ,aktiven Gegner des Nationalsozialismus’ bezeichnen. Es ging Hesse wohl immer in erster Linie um die Verbreitun g seiner Wer

ke, die ja auch im ,Dritten Reich' nicht verboten waren. Daß der Dich ter seinem Verleger Suhrkamp 1945 empfohlen hatte, nicht problemati sche oder auch zersetzende Literatur vorzulegen, sondern dem Volk We sentlicheres oder — wie er sich aus drückte — „Seelenspeise“ zu bletpn, also statt Heine, Kafka, Brecht oder Benn etwa Goethe, Mörike oder Ei- chendorff fauch wenn er sich selbst neben Thomas Mann einbezog), muß man ihm nicht unbedingt zum Vor wurf machen. Da wird nicht jeder Leser die Ansicht Reich-Ranickis teilen

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Seite 2 von 6
Datum: 14.11.1942
Umfang: 6
geflohen. Berlin. 11. November. Wie qu- Meldungen englischer und amerikanischer Nachrichtendienste und Agenturen hcrvorgeht, ist der Irr der GsttrrtÄgS-Gtrlke Das .Hirumelreirh ist ftleid ).,. Dmzu ist Ehristns auf Liefe Erde gekommen, ilils Las Reich der Himmel zu erfchliofien. die Tore des Imperiums Gottes weit aufz,sprengen: das, wir kraft der Gnade seines Glanbcnslichtcs einen Blick zu tun vermöchten in die unend lichen Ännenräume Gottes, die alles menschliche Suchen uns Forschen. Wandern

wir auch die Wohnung Got tes, das Wesen seines Reiches, anders begreifen tonnen mit unserer lcibgeistigen Natur, denn in Bildern und Gleichnissen? Darum redete er „ohne Gleichnisse nicht' zum Bolle. Anch im Evangelium des diesmaligen Sonn tags stehen wiedsr zwei Bilder vom Reich der Himmel. Und gleich wird offenbar, das, dieses Reich der Himmel von Christus hier nicht end- zeitlich. wie es einmal sein wird am Tage der ewigen Vollendung. geschaut wird. Darüber spricht Christus wohl zu anderer Stunde. Dieses Mal

», das streitende Imperium Gottes. Von dieser Kirche, diesem Reich der Himmel, sagt er: cs ist gleich einen, Senfkorn, das fast unsichtbar ist. aber voll Wachstumskraft. Co wächst das Reich der Himmel auf Erden vom Kleinen zum Groszen. Vom Kleinen zum Groszen wuchs cs denn auch. Räumlich geschaut: vom Morgenland ins Abendland und über die ganze Erd- hin. Zeitlick, geschaut: vom Altertum ins Mittelalter und über die Neuzeit bis ans Ende aller Zeiten. S-clisch geschaut: vom Keim der Tausgnade bis zur Vollreife

der Manneslraft Christi und bis zur seligen Anichannng Gottes in jeder sich mühenden, anfgeichlosienen Seele Also ist das Himmelreich gleich einem Senfkorn: Ans den kleinsten Anfängen wächst es zu den höchsten Ausmaßen. Daneben steht ein anderes Bild: das Himmel reich ist gleich einem Sauerteig, der ganz unscheinbar ist. aber voll Wirkungskiast. So dringt das Reich der Himmel vom Einen znm Ganzen. Vom Einen zum Ganzen drang cs denn auch: lösend alle Rätsel des Lebens init seinen gottverklärte,, Antworten ans

all die unentwirr bare Sehnsucht der Menschen; bilocnd alle Kul tur des Lebens init seinen christcrsüllten Sen dungen an all den vielgestaltigen Formsinn der Menschen: tragend alle Laste» d'es Lebens mit seinen geistaetränkt»» Wirlkräüen in all der niederdrückenden Mühsal der Menschen. So ist das Himmelreich gleich einem Sauerteig: aus den cnastei, Wirikreiien dringt es bis in die letzten Ausläufer. Und also ist das Reich der Himmel ienikorn- nleich: es ist Weite, unendliche Weile, alle Welten

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Seite 2 von 6
Datum: 10.04.1940
Umfang: 6
gegen das Deutsche Reich auf die skandinavische Halb insel auszudchnen. um sich des dortigen Eisen erzes zu bemächtigen, auf jeden Fall aber die Ausfuhr des Erzes über den Hafen von Narvik zn verhindern. Der beklagte Abschluß des russisch-finnischen Friedens hat die englischen Kriegstreiber vernnlaht, neue Wege zum An griff cni Reich zu suchen, aber das Reich hat öicje Manöver aufmerksam verfolgt. Die Zahl der Neutralitätsoerlctzungen hat sich immer vermehrt. Schon der Fall der „Ält- marll' zeigte, daß Norwegen

. Danach erfolgte der Einmarsch, weil die Alliierten 1. dem Deutschen Reich dr'e Möglichkeit hätten nehmen wolleir, sich des Hafens von Narwik zu bedienen, 2. weil die Alliierten sich der skandinavischen Länder als einer Operationsbasis für eine Aktion gegen das Deutsche Reich hätten bedienen wollen. Der dänischen Regierung wird in der Note von der Berliner Negierung zugesichert, daß die erfolgte Besetzung einiger Punkte des däni schen Gebietes nur Zwecke militärischen Cha rakters gegen Frankreich

und England verfolge. Sie werde nur so lange dauern, als die deutsche Aktion notwendig sein wird. Die Berliner Regierung garantiert der dänischen die Respek tierung der Unversehrtheit des dänischen Ge bietes und der politischen Unabhängigkeit des selben. Diese werde weder setzt noch in Zukunft angetastet werden. Der Nichtangriffsoertrag, der voriges Jahr zwischen dem Deutschen Reich und Dänemark geschlossen worden ist. wird in der Note nicht erwähnt. Nibbentrop äuffert flrfi Berlin,. 9. April

. Mit Rücksicht auf die von England und Frank reich gegenüber Skandinavien eingenommene Haltung lud Reichsaußenminister v. Nibbentrop die Vertreter der ausländischen Preste in Berlin ins Reichsaußenministeriiun, mn st« Löer die Lag« zu unterrichten. Der Reichsaußenminister erklärte: ..Die gestern von den Engländern und Fran zosen begangen« Verletzung der norwegischen Neutralität stellt einen der flagrantesten Brüche der Neutralitatsgesetz« dar. Man kann denselben mit den unzähligen gleichartigen Neutralitäts

- Verletzungen vergleichen, die England seit der Bombardierung Kopenhagens lim Jahre 1807) bis heute begangen hat. Die Verletzung der nor wegischen Staatshoheit von feiten Englands und Frankreichs kam für Deutschland nicht über raschend. Wie in den der norwegischen und der dänischen Negierung überreichten deutschen Roten klar gesagt wird, trugen sich England und Frank reich mit der Absicht. Deutschland die Zufuhr vom Norden abznschneiden und Skandinavien in ein neues Kampsfeld zu verwandeln

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Seite 4 von 16
Datum: 30.05.1968
Umfang: 16
Reiche der Assyrer, Perser, Makcdonen und Römer ab lösten). Das letzte Drittel der Welt um faßte als das Zeitalter Christi die zwei tausend Jahre von Christi Geburt bis zum Jüngsten Gericht. Die Theorie der Vier Reiche über schnitt sich insofern mit der Konzeption der dreimal zweitausend Jahre, als die letzte Monarchie, das Römische Reich, zeitlich aus der alttcstamenflichen Pe riode in das Zeitalter Christi und der Kirche hinctnra&te. Im Grunde genom men dauerte für die Anhänger und Theo retiker

des Vier-Rcichc-Schemas die rö mische Monarchie immer noch weiter fort, da mit dem Ende des Vierten Rei ches (für das cs keine 'Nachfolge gab) das Ende der Welt cintrat. Mit andern Worten: Weil die Welt noch bestand, mußte das Römische Reich gleichfalls noch existieren. Diesen Glauben des Mittelalters teilten Cariou und Mclanch- thon ungebrochen. Bekanntlich wurde in der Vorstellung des Mittelalters das Deutsche Reich zum Römischen Reich. Carions Wcltchronik spitzte diesen Gedanken zeitgeschichtlich

so weit zu, daß sie die Erhaltung der Welt von der Erhaltung des Deutschen Reiches abhängig machte. Wir lassen sie selbst darüber sprechen: „Und hat Gott die Tcutschcn für an dere Nationen zu dieser Ehre und Hoch- heit der Welt.aufs, letzte gezogen, denn ■wie-wohl sic nicl)t das'gunze römische- " Reich' innehäben -Tdcnn Gott hat ver;. ' küridigbt, bf 'tVolle die Monarchien” zù-‘ letzt geringer machen), so bleibt doch die Hochhcit bei dem römischen Reich, und müssen alle Könige ein Aufsehen

auf dieses Reich haben. Dcrhaibcn, ob schon unsre Kaiser nicht allzeit gleich mächtig sind, so gibt doch Gott immer zu Zeiten einen mächtigen Kaiser, daß diese Hochheit erhalten werde, zu Gut (zum Besten) der Religion und Einig keit aller Länder. Und sollten die tcut schcn Fürsten, und sonderlich die Kur fürsten, solche Ehre billig hoch und teuer achten, da ihnen Gott die Hoch hcit in der Welt befohlen, Religion. Recht und Friede zu erhalten. Denn t cs ist wahrlieh viel an dieser Monarchie, wiewohl sie gering

scheint, gelegen und sollen billig die Fürsten Uneinigkeit und Zwietracht zwischen ihnen selbst ver hüten, damit sie nicht Ursach geben, daß dies Reich zerrissen und Jas rechte Haupt der ganzen Weltordnung zerstört werde, dadurch hcrriach Unordnung fol gen müßte in der ganzen Christenheit, wie ich leider besorge, daß geschehen werde. Gott gebe nur Gnade, daß als dann der Jüngste Tag bald komme, dem Unrat zu steuern. Denn die Schnft trö stet und lehrt uns klärlich, daß der Jüngste Tag bald kommen

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Seite 21 von 24
Datum: 07.11.1985
Umfang: 24
Zum Thema „Gegenwartsliteratur“ Marcel Reich-Ranicki: Lauter Lobreden In der Deutschen Verlagsan stalt in Stuttgart ist unter dem Titel Lauter Lobreden“ ein neues Buch des bekannten Literaturkri tikers Marcel Reich-Ranicki er schienen. Es bietet eine Reihe scharf erfaßter Porträts und Cha rakteristiken namhafter Autoren der deutschen Gegenwartslitera tur. Da staunt man wieder über die unwahrscheinliche Belesen heit des rasch reagierenden, blitz schnell auffassenden Kritikers

und Literaturkenners, der dem Leser heute eine fast unentbehrli che, wertvolle Orientierungshilfe bietet. Man kann sich heute ja auch leicht vorstellen, wieviel Un bedeutendes und Mediokres ein Kritiker, der am Laufenden blei ben will, heute lesen muß, daß man ihn wahrhaftig nicht zu be neiden braucht. Da ist —so oder so — von seiten des Lesers für eine solche fast unzumutbare Bemü hung und Leistung nur ein Dank fällig. Marcel Reich-Ranicki versteht es nun, wie kaum ein anderer Li teraturkritiker, seine Themen

dieser Por träts auch nicht einen Augenblick aufkommen. Zeile für Zeile spürt man das innere Engagement des Autors, der im besten Sinn ein Anreger und Animator des guten Schrifttums sein will, das ja heute, wie niemals zuvor, durch die neu en Lebensbedingungen der mo dernen Massengesellschaft, durch die Bilderflut (Fernsehen, Illu strierte u. a.), die laufend auf uns eindringt, bedroht ist. Reich-Ranicki weiß nun auch sehr gut, wie problematisch und schwierig die Aufgabe des uerant- wortungsbewußten

, so oder so, „das, was der Künstler gelei stet hat, vergröbern und oft genug verflachen“ (S. 42). Auch die Spra che und Formulierungsweise könnte im bestell Fall nicht ent sprechen. Denn: ,Alle Vokabeln und Formeln, die das lebendige Kunstwerk begreiflich und erfaß bar machen sollen, können die sem, wie sorgfältig sie auch ausge- wählt sind, nie ganz gerecht wer den“ (S. 42). Man staunt hier, daß ausgerechnet Reich-Ranicki, der Diese „Verstohlene Liebeserklä rung“ Heinz Pionteks ist in ihrer Art ein ungewöhnlich-unkonven

Kunstwerk im rich tigen Sinne zu schätzen und zu bewerten vermag. Es kann nun gerade deshalb der Leser, der sich in einem ernsteren Sinn mit Literatur und Dichtung befaßt, bei der Lektüre der Texte von Reich-Ranicki sehr vieles ler nen. Erstaunlich ist auch die Of fenheit.des Autors Jür neue Wege und Versuche, die bei einzelnen Autoren sichtbar werden. Das zeigt etwa die Studie über die „beispielhafte Versuchsperson“ Horst Krüger, Dieser Autor hat eine neue Form des Feuilletons entwickelt und geboten

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Seite 29 von 40
Datum: 12.03.1988
Umfang: 40
1938 - „Anschluß“ Österreichs Vor 50 Jahren Einmarsch deutscher Truppen - Jubel und Tränen Auf den Tag vor fünfzig Jahren, am 12. März 1938, marschierten deutsche Truppen in Österreich ein, und damit verschwand der Staat Österreich nach mehr als neunhundertjähriger Geschichte von der Landkarte Europas. Das Deutsche Reich Adolf Hitlers hatte die nach dem ersten Weltkrieg im Jahr 1918 als Rest der österreichisch-ungarischen Monarchie übriggebliebene Atpen-Donau-Republik okkupiert. Der gewaltsame

Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich war der entscheidende Schritt itteiner langen Kette von Willkürakten des bis an die Zähne bewaffneten Imperialismus Hitlers. Europa im Zeichen von Stagnation und Arbeitslosigkeit Zwischen den Weltkriegen und insbe sondere nach der Weltwirtschaftskrise in den späten zwanziger Jahren gerieten die europäischen Staaten in einen Stru del wirtschaftlicher, sozialer und politi scher Probleme. Stagnation und Ar beitslosigkeit führten zu einer starken Polarisierung

. Diese politische Struktur Österreichs, später erst Austrofaschismus genannt, wies allerdings nicht die national-expan siven Elemente des deutschen oder des italienischen Faschismus auf. Sie setzte außerdem alle, auch extreme staatliche Mittel im Kampf gegen den nationalso zialistischen Einfluß in ihrem Land ein. Österreich „Etappenziel" der Ostexpansion Hitlers Ein Putschversuch der vom Deut schen Reich geförderten, in Österreich verbotenen nationalsozialistischen Be wegung im Jahr 1934 kostete 300 Men schen

, darunter dem Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß, das Leben. Die Regie Hitler-Deutschlands bei dem versuchten Staatsstreich war nun bereits für alle Welt erkennbar; bereits drei Tage vor dem Angriff illegaler Stoßtrupps auf das Wiener Bundeskanzleramt und andere öffentliche Einrichtungen des Landes hatte die Berliner Spätausgabe des Deutschen Presseklischee-Dienstes un ter dem Titel „Volkserhebung in Öster reich“ über den Putschversuch berich- Maria-Theresien-StTqße, Innsbruck—man bereitet

sich zum Empfang der deutschen Truppenvor. Archivbild Nach dem Anschluß kam die „Wahl“ ■ Im Zusammenhang mit dem Geden ken an die Ereignisse vor 50 Jahren geht natürlich nicht allein vom .„Anschluß“ die Rede, sondern auch von der Wahl, von der Volksbefragung, die Hitler nach dem Eintreten der vollendeten Tatsa chen an die Bevölkerung Österreichs richtete, in der sich dann 99,7 Prozent mit der Eingliederung in das Deutsche Reich einverstanden erklärten. Nur wer selbst einmal unter diktatorischer Staatsgewalt

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Seite 7 von 32
Datum: 22.11.1995
Umfang: 32
Cäcilienkirche in Tras tevere bringen. Knapp 800 Jahre später wurde bei der Er neuerung der Kirche die ver mauerte Grabesgruft geöffnet. So wie der Leichnam 1599 ge funden worden war, hat ihn der zu dieser Zeit lebende Bild hauer Maderna in Marmor ge formt. Im späten Mittelalter wurde Cäcilia Patronin der „musica sacra “. Die Heilige wird gewöhnlich mit einer Orgel dar gestellt. Statue im Wiener Stephans- dnm. Das Reich Gottes Gedanken zum Christkönigssonntag am 26. November Wir leben mehr und mehr

unter Nichtchristen. Wenn von denen einer in aller Kürze wis sen wollte, was das Christen tum lehrt, so setzte uns das in Verlegenheit. Wir möchten antworten: „Das läßt sich nicht so kurz darlegen, das braucht längere Erläuterungen.“ Doch im Neuen Testament findet sich durchaus eine knappe Fassung der Botschaft Jesu. Der tritt auf und verkün det: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Be kehrt euch und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,10) Und er sendet Apostel aus „mit dem Auftrag, das Reich Gottes

zu verkünden“ (Lk 9,2). Danach lautet die Lehre Christi, kurz- gefaßt: „Das Reich Gottes ist da.“ Allerdings fragt sich dann: „Und was heißt das? Wo ist dieses Reich Gottes auf Er den?“ Als erste Antwort böte sich an, es in der Kirche zu sehen. Im Kolosserbrief etwa heißt es, Gott habe uns „in das Reich seines geliebten Sohnes aufge nommen“, und dann: „Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche.“ (1,13,18) Dagegen hat man ironisch angemerkt, Jesus habe das Reich Gottes angekündigt, ge kommen

aber sei die Kirche. Schon Augustinus stellt dazu fest: Viele scheinen in der Kir che zu sein und sind draußen, und viele scheinen draußen und sind drinnen. Die Kirche ist gewiß die Gemeinschaft al ler Getauften. Aber es gibt Taufscheinchristen, also Scheinchristen, die zwar ge tauft sind, deren Leben aber vom Glauben nichts zeigt. Und in unser aller Verhalten findet sich etliches, das sich mit der Gesinnung Christi nicht verträgt, also nicht zum Reich Gottes gehört. So ist auch in der Kirche das Reich

Gottes noch nicht tiber-all wirklich angebrochen. Eine andere Antwort sucht das Reich Gottes im Himmel oder im f’aradies. Im Evange lium heißt nämlich das Reich Gottes auch Himmelreich, man denke etwa, was Jesus am Kreuz dem Schächer antwor tet. Wo also ist das Reich Gottes? Darauf ist kurz zu antworten: Es ist überall dort, wo Gott im Verhalten der Menschen herrscht. Reich Gottes ist dort, wo die Liebe herrscht. Verkör pert im Gekreuzigten und Auf erstandenen und in allen, die zu ihm gehören

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