. Vielleicht werden Sie mir auf meinen offe nen Brief hin den Vorwurf machen, daß ich in der Oeffentlichkeit die Wäsche der Partei wasche, aber ich glaube; daß den Freibrief hiezu mir auch die letzte Landesversammlung gegeben hat, in der man dies reichlich be sorgte. Was mich aber dabei am meisten ent täuscht hat, war, daß die Leitung der Ver sammlung, als die Debatte in einen recht un würdigen Ton verfiel, es verabsäumte, für die Einhaltung der Regeln demokratischer Ver handlungsmethoden Sorge zu tragen
. Sie werden meinen Vorwurf, daß die Partei leitung nicht die demokratischen Spielrégeln eingehalten hat, mit dem Einwand zu ent kräften suchen, daß diese, auf legalem Wege, d. h. durch ordnungsgemäße Wahlen inner halb der Partei gebildet, die Pflicht gehabt habe, der Meinung und dem Willen der Mehr heit zum Durchbruch zu verhelfen. An sich zugegeben — aber, ganz abgesehen von der Art und Weise, wie diese Wahlen vorgenom men wurden, wird sich (dies ist auch in der Landesversammlung mehrfach offen zum Aus druck gekommen
nach glaubten, der heutigen Politik der SVP nicht ihre uneingeschränkte Zustimmung geben zu können, in zielbewußter Flüster propaganda beim Volke diskreditiert, als Schwächlinge gegenüber den Italienern, ja als Verräter am Volke hingestellt. Man spielte so die Leitung der Partei ausschließlich in die Hände des Fähnleins der Auserwähl ten. Zielsetzung und Kampftaktik Wahre Demokratie besteht gewiß nicht in der geschickten und skrupellosen Ausschal tung der inneren Gegner, nicht in deren Nie derbrüllen
, mich mit der Außen politik der Partei (damit meine ich die nach außen gerichtete Tätigkeit derselben zum Unterschied davon, was sich im Inneren von Ihr und ihren Organen abspielt) auseinander zusetzen, schon weil ich mir nicht anmaßen möchte, darüber ein Werturteil zu fällen. Politik ist keine Mathematik, sie ist die mit politischem Fingerspitzengefühl und kühlem, leidenschaftslosem Realitätsurteil gezogene Folgerung der erreichbaren Möglichkeiten auf Grund der gegebenen Lage (eigene Volkskraft, Gewicht
des Staates, vor allem auf Welt ebene, Kaleidoskop des internationaldn Kräftc- spieles usw.). Die so heftig geführte Propa ganda innerhalb der Partei, die auf die über spitzte Gegenüberstellung der sogenannten „Weichen“ und „Harten" hinzielte, um beim Volk die ersteren als Schwächlinge zu stem peln, die letzteren dagegen zu glorifizie ren, hat gewiß nicht zu einer ruhigen, sach lichen Abwägung der gegebenen Situation bei getragen. Dabei hat man bewußt Zielsetzung mit Kampftaktik vertauscht