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Seite 3 von 60
Datum: 08.04.1989
Umfang: 60
Samstag/Sonntag, den 8 .19. April 1980 Nr. 82-ttatoflläai Das Ende von Karls Exilpolitik Verratene Restaurierungsversuche in Ungarn - Die alte Reichsidee Mit dem „Feldkircher Manifest‘ vom 24. März 1919 hatte Kaiser Karl, kurz vor Überschreiten der österreichischen Staatsgrenze bei seiner Reise ins Schweizer Exil, für sich die vollen Souveränitätsrechte wiederhergestellt. Das Hauptverdienst seiner aus der Schweiz geführten Exilpolitik war im selben Jahr die Verhinderung des Anschlusses

, nach dem die ersten Versuche einer gewaltsa men Machtergreifung der Kommunisten in Deutschland und Ungarn durch Er richtung von Räterepubliken schließlich noch vorzeitig beendet werden konnten. Kaiser Karl ahnte ja bereits 1917 die drohende Gefahr. Er hatte sich mit allen “ ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen gewehrt, daß eine „Königsidee“ des deutschen Generalstabs, Lenin in seine Heimat zurückzutransportieren, um dort die Revolution auszulösen und die Kapitulation vorzubereiten, verwirk licht wurde

. Man hörte nicht auf ihn. Kaiser Karl zeigte in vielem einen gu ten politischen Instinkt, der den Herren im Deutschen Reich mangelte. So hat Kaiser Karl, den am Bündnissystem und am Ausbruch des Krieges nicht die ge ringste Schuld trifft, auch rechtzeitig er kannt, daß es der außenpolitische Kardi nalfehler der Monarchie war, sich durch das Bündnis mit dem Deutschen Reich strategisch an einen dominierenden, ag gressiven, überheblichen Partner zu bin den, denn Österreich-Ungarn konnte

von den Vorherrschaftsplänen des wil helminischen Deutschland nichts ge winnen, nur verlieren. Der Krieg war in dieses Bündnis von vornherein einge baut. der Thronfolgermord nur Anlaß und nicht tiefere Ursache des ersten • Weltkrieges gewesen. Aber auch die von Kaiser Karl in gerechter Notwehr ange strebte Lösung.aus dem Bündnis wurde vereitelt, im Gegenteil, die Fesseln wur den nur noch straffer angezogen. Und nun — man schrieb das Jahr 1921 — war es wieder soweit: Die Deutschen schworen „Rache“ und schrien „Revan che

, als Sieger des Seegefechtes von Otranto mit dem höchsten Tapferkeits orden, dem Militär-Maria-Theresien-Or- den, ausgezeichnet. Ungarn war durch die Stürme einer blutigen Revolution geschritten, hatte zwar das kommunisti sche Regime des Bela Kun überstanden, die Wunden wollten aber nicht heilen. Immer neue Terroraktionen anarchisti scher, kommunistischer und rassistisch „weißer“ Gruppen sorgten für ständige Unruhe. Kaiser Karl plante beide Restaura tionsversuche genau (24. März bis 7. April

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Seite 7 von 12
Datum: 27.01.1959
Umfang: 12
Dienstag, den 27. Jänner 1959 — Nr. 21 »Dolomiten' Seite 5 Kaiser Wilhelm II., ein Fabeltier seiner Zeit „Kinder, es ist ein tüchtiger Rekrut", riet der alte Feldmarschall von Wrangel am 27. Jänner 1859 der vor dem Berliner Kron prinzenpalais wartenden Menge zu. Der da mals geborene Mensch, der Hhhenzoller Wil helm von Preußen, aber sollte Zeit seines Le bens, mit einem verkrüppelten Arm geboren, an der unaufhebbaren und unüberwindlichen Spannung zwischen Anspruch und Leistung

, Wollen und Können, unter dem Zwang, ein tüchtiger Rekrut zu sein, leiden. Ein tragisch hoohstrebendes und versagendes Leben war diesem Mann beschießen, der im schicksal haften Jahre 1859 in die Welt trat und aul wuchs in der von nicht erfüllten Bewältigun gen gesättigten satten Zelt der aufsteigenden deutschen Industriemacht. Rückblickend darf man heute sagen, daß dieser dritte und letzte der Kaiser des von Bismarck erriohteten preußisch-kleindeut schen Kaiserreiches ebensoviel bewundert wie kritisiert, aber nicht geliebt

oder gehaßt wurde und lange Zeit der populärste Mann Deutschlands war. Wenn der Biograph J. Da niel Chamier ihn unter dem Titel „Ein Fabel tier seiner Zeit“ darstellte, so schildert er ihn als ein Symbol einer Zeit, welche gewisser maßen mit verbundenen Augen an den gestell ten Weiohen und Zeichen vorüber ins Unheil wanderte. Für die unleugbare Fehlleistung seiner Generation kann man den Kaiser Wil helm XI. nicht allein verantwortlich machen, aber er war mit seiner unglücklichen seeli schen Disposition

, den „lebenden Kadaver Oesterreich" zu zerstören, sich in einem neuen. Italien (das. er freilich nicht so groß zu machen wünschte, wie es dann wurde) einen Vasallen zu schaffen und sich die nationale Einigung Deutschlands, die Der Junge Kaiser 1888 beim alten Kanzler In Friedrichsruh er Preußen zugestehen wollte, mit Land erwerb' auf dem linken Rheinufer bezahlen zu lassen. Die „napoleonischen Ideen“, das Nationali täten- und Nationalstaatsprinzip, sollten die Minen sein, mit denen er das Europa des Wiener

Kongresses in die Luft sprengen wollte. Er begriff nicht, daß sich sein Prinzip nicht teilen ließ, und daß der nationale Ge danke am Ende nicht Frankreich deutsches Gebiet verschaffen, sondern es vielmehr Elsaß-Lothringen kosten mußte. Bei seinem Neujahrsempfang schlug der Kaiser der Franzosen einen für damalige Ver hältnisse unfreundlichen Ton gegen Oester reich ein. Wenig über ein Vierteljahr später eröffnete Oesterreich, um dem drohenden Ueberfall zu begegnen, den Krieg. Es nützte aber die Chance

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Seite 8 von 56
Datum: 08.07.2000
Umfang: 56
Samstag/Sonntag, 8./9. Juli 2000 Nr. 15G - floionttfen 8 Vor 125 Jahren: Kaiser Ferdinand I. „der Gute“ stirbt in Prag Sohn von Kaiser Franz I. und Schwager Napoleons - Marionette in der Hand Metternichs - Privatier auf dem Hradschin E iner der großen Schatten kaiser. die die Weltge schichte kennt, ist am Peter- und-Pauls-Tag 1875 nach 13 nahezu bedeutungslosen Re gierungsjahren und weiteren 27 Jahren der völlig privaten Hofhaltung in Prag gestorben - worauf ein Fünfzeiler in den „.Dolomiten

“ Bezug nimmt. Im Übrigen abergab es dazu in der überschaubaren österreichi schen Medienszene keine Stimme, die den Sterbetag Ferdinands vor fünf Viertel jahrhundert erwähnt hätte oder die gar auf die Person die ses Habsburgers eingegangen wäre. Politisch völlig bedeu tungslos, wie er der Nachwelt gegenübertritt, war Kaiser Ferdinand I. „der Gütige“ aber dennoch nicht, denn in seiner Zeit erfolgte durch den begin nenden Bau des Eisenbahnnet zes in der Monarchie eine ganz neue Epoche moderner Ver

kehrsbewältigung mit allen damit zusammenhängenden positiven und weniger positi ven Auswirkungen, das Bank wesen nahm in der Form eines neuzeitlichen Sparkassenge dankens einen zeitgemäßen Aufschwung und schließlich verkörperte „der gütige“ Kai ser Ferdinand bis zu einem be stimmtem Punkt „das mensch liche Gesicht eines viel weniger menschlichen Systems“, aus der Sicht des Alltags im Vor märz gewiss nicht ohne Bedeu tung. Metternich will ihn als Kaiser Wer war dieser Ferdinand mit dem Beinamen „der Gütige

“? Am 19. April 1793 in Wien ge boren, war Ferdinand der äl teste Sohn von Kaiser Franz II. (I.) und Bruder der später um ständebedingt sehr bekannt gewordenen Maria Luise, der Gemahlin Kaiser Napoleons. Bereits in seiner frühesten Kindheit zeigten sich arge phy sische und geistige Gebrechen, die sehr bald als irreparabel er kannt wurden, weswegen ver antwortungsbewusste Kreise bei Hof im Interesse des Rei ches allen Ernstes dafür ein traten, zum gegebenen Zeit punkt Ferdinands um neun Jahre jüngeren Bruder

Erzher zog Franz Karl - den späteren Vater von Kaiser Franz Joseph I. - als Thronfolger zu nomi nieren. Doch wie in zahllosen anderen Dingen bestimmte auch hier Staatskanzler Cle mens W. Lothar Fürst Metter nich, was zu geschehen hätte, indem er Kaiser Franz I. auf das Prinzip der männlichen Primogenitur einschwor, wo bei Metternich am Prinzip ^ nicht sonderlich viel gelegen ' war. Ihm ging es in erster Linie um die Sicherstellung der al leinigen Ausübung der Staats führung, und da schien

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Seite 23 von 32
Datum: 01.04.1972
Umfang: 32
Kaiser Karl ein Heiliger? Zur Wiederkehr des 50. Todestages am 1. April 1972 / Von Erzpfarrer Robert Mieler Das Urteil darüber steht der Kirche zu. Und man mag beruhigt sein: falls sie es jemals füllen sollte, wird es erst geschehen nach sorgfältiger Prüfung sämtlicher Dokumente und Berichte von Augen* und Ohrenzeugen. Mag vielen die Gestalt eines Kaisers in unserer Zeit, überholt erscheinen — niemals überholt sich das lichte Bild eines Menschen, der, auf die höchste Warte djeses Lehens

das Offizierskasino verlassen, wenn gewisse Gespräche beginnen wollten. Die Er füllung religiöser Pflichten war ihm jederzeit selbstverständlich.. Ein Zeuge aus diesen Jahren ist Sigismund Waitz, geborener Brixner, zeitweilig sein Reli gionslehrer und späterer Erzbischof von Salzburg. Erst als Rudolf, Kaiser Franz Josefs einziger Sohn, Selbstmord be ging, und Franz Ferdinand in Sarajewo erschossen war, wurde Karl Kronprinz. Trotzdem bezeichnete ihn eine über natürlich begnadete Ursuline, Mater Vin- zenzia

, gestorben 1902, als den nächsten Kaiser und sagte: „Man muß viel für ihn beten, denn er wird einmal Kaiser werden und er wird viel leiden müssen. Er wird ein besonderer Angriffspunkt der Hölle sein*. Auch Pius X. bezeich nete ihn schon 1911 als den künftigen Kaiser. Als dann durch den Mord von Sara jewo, den Pius X. nicht umsonst als den Funken am Pulverfaß bezeichnete, die Regierung in Österreich vor die Frage gestellt wurde, ob Krieg oder nicht Krieg, wurde der Thronfolger Karl kein einzigesmal

trage“. Er war aber auch schuldlos an allem, was der Krieg mit sich gebracht lat. Seine Tragik^wares,, daßer einen jereits verf^éneo,jfcaree|j ; ’w schieben jekam. Karr sFarfthbni. af die soge nannte Sixtusaffäre. Es war einet seiner Versuche; eipen ehrenvollen Frieden zu erreichen. Mit Hilfe seines Schwagers Sixtus versuchte er Fühlungnahme mit den Gegnern, besonders mit Frankreich. Sein Bundesgenosse, der. säbelrasselnde Kaiser Wilhelm, dem mail wegen seiner sinnlosen und großmäulerischen Reden

, daß ich nur für ein Volk da bin. ich bin Österreicher, Un gar, Tiroler, Kroate usw. Ich muß für alle da sein“. Oder: „Gerechtigkeit, und wenn es mich den Thron kostet“. Eines seiner Worte zeigt Karls Innerstes auf: „Als Kaiser muß ich mit dem guten Bei spiel vorangehen. Wenn jeder nur seine Christenpflicht täte, wäre nicht so viel Haß und so viel Leid auf dieser Welt“. Trotzdem war sein ganzes Streben ein Mißerfolg. Er hat die Lage nicht mehr gemeistert, weil sie nicht mehr zu mei stern war. Aber seine Größe besteht

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Seite 25 von 36
Datum: 20.11.1976
Umfang: 36
Vor sechzig Jahren starb Kaiser Franz Josef I. Am morgigen Sonnlog sind es nun genau 60 fahre her» als Kaiser Franz Josef» nach fast 68jähriger Regentschaft sein Leben aushauchte. Der zu seinen Lebzeiten bereits zu einem Mythos gewordene Kaiser starb inmitten der Kriegswirren des ersten Weltkrieges. AnläBüch seines Todestages bringen wir an dieser Stelle einige Zeitungsberichte aus der «Brixncr Chronik* und der Zeitung »Der Tiroler* zu dem tragischen Ereignis» das die ganze Monarchie

erschütterte. Kaiser Franz Josef hatte fast noch als Jüngling den Thron des Habsburger* reiches im Schicksalsjahr 1848 bestiegen, ln treuer Pflicht* Wien, 21. November. (K.- B.l Eine Extraausgabe der kaiserlichen »Wiener Zeitung“ meldet, daß Sc. k. u. k. Apo stolische Majestät Franz Joseph der Erste heute, den-21. November, um 9 Uhr abends im Schlosse Schünbrunn sanft im Herrn entschlafen sind. Wien, 21. November. (KB.) Die »Wie ner Zeitung* schreibt in ihrer Extra ausgabe im nichtamtlichen Teil: Kaiser

des Erzhauses Habsburg-Lothringen, schwere Prüfungen auferlegt worden. Man denke nur an die Kriege In Norditalien und an den Bruderkrieg gegen Preußen. Schwere Schicksalsschläge erlitt Kaiser Franz Josef auch durch den Selbstmord seines Sohnes Rudolf, durch den Mordanschlag an seine Gemahlin, dtc Kaiserin Elisabeth, und schließlich durch den Mordanschlag in Sarajewo, bei dem Thronfolger Franz Ferdinand starb. Inmitten des Weltkrieges ward er nbberufen, inmitten der schweren Prü fung, die trotz

sein Haupt. Das Erzhaus Habs- burg-Lothringcn hat sein über alles ver ehrtes Oberhaupt verloren. Die Völker der Monarchie beweinen den Uber alles geliebten Herrscher, dessen Güte, Weis heit und Erfahmng ein unschätzbares Besitztum bildete. Thronwechsel nadi 68 jähriger Herrschaft Unsagbar wehe Ist jedem Österreicher ums Herz, da uns der Tod den unend lich geliebten Kaiser Franz Josef ge raubt hat, dessen Liebe und Fürsorge für seine Untertanen ihn in einem Maße zum Landesvater gemacht

, hatten, daß man sich Österreich-Ungarn ohne Kaiser Franz Josef fast nicht zu denken ver mochte. So ist zu den Drangsalen und Sorgen des Krieges auch noch dieser so überaus schmerzliche Verlust gekom men. In den 68 Jahren seiner Herrschaft hat Kaiser Franz Josef so viel zu ertra gen gehabt, und die Sorgen eines Herr schers und sonstiges unendliches Leid und bitterstes Weh in einem Ausmaß Uber sich ergehen lassen müssen, duß man ihn mit Recht den Dulder auf dem ' Thron genannt hot. Der Starkmut aber und die beispielgebende

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Seite 5 von 8
Datum: 14.11.1956
Umfang: 8
— mit allen Menschen, die in den halbvergessenen Hütten an den Stra- ! ßen und an den Flüssen wohnen, und die Ì dasselbe tun wie ich: am Feuer sitzen, das die Balkenstube ’m Sommer wärmt, dem Regen zuhören, und in den Rauch der Pfeife oder der Zigarette zu schauen. Nur daß sie Kaffee trinken und ich Tee; das ist wohl der ganze Unterschied. | Und trotzdem erlebe ich in diesen ver- j iorenen Regentagen eine interessante Begeg- | oung. Ich lerne den „Kaiser von Lappland“ I kennen. Weiß der Kuckuck, dieser Titel

ist wohl treffend genug und stammt übrigens ganz und gar nicht aus meinem Acker. Ich hörte ihn bei den Finnen; teils mit Respekt gesprochen — teils mit Ironie. Nun, wie es B uch sei, auf jeden Fall: Kaiser von Lapp land! An einem Abend kommen neue Gäste in die Retkeilymaja. Es sind Finnen. Mit einem von ihnen werde ich bekannt. Er ist jung, blond, hat ein kluges Gesicht und hinter den geschliffenen Brillengläsern klare, helle Augen. Er ist Architekt und in Turku zu Hause, und er ist mir vom ersten

Augenblick an ungeheuer sympathisch. Seinen Wagen hat er hinter der Bleibe stehen. Will nach Ham merfest fahren. Ich lade ihn zum Tee ein lind er sagt zu mir, nachdem wir ausgetrun ken haben: Wollen Sie mitfahren zum Kaiser von Lappland? Er wohnt hier in der Nähe! Ja, ich weiß. Yriö von Grönt.agen ist sein Name. Besitzer eines kleinen Hotels. Griin- dor eines mysteriösen Lapplandordcns. Schriftsteller, Maler — er ist es, der von den Finnen als Kaiser von Lappland betitelt wird. Wer diesen Titel schuf

der Kaiser. Mittelgroß, schlank, mit dem üblichen schmalen Kopf und einer langen geraden Nase, die das Gesicht eigentümlich beherrscht. Er trägt Trainings^ hoson und einen Pullover, dessen Farben sorgfältig auf die Farben des Hauses abge stimmt sind. Am linken Oberarm ist irgend ein Wappen aufgenäht, das ich bisher in Lappland noch auf keinem Arm, Brustkorb oder Rücken eines wappensüchtigen Touristen gesehen habe; und hier laufen sie doch oft genug herum wie Sioux-Indianer, im vollen Kriegsschumtick

. Auf dem Wappen, das der Kaiser von Lappland trägt, ist so etwas wie eine Flamme zu sehen. Ist cs etwas das Abzeichen des mysteriösen Ordens? Seine Majestät — man spürt cs sofort — legt Wert auf ein betont nordisches Aussehen und auf ebenso betont Aristokiatendislanz seligen Angedenkens. Dazu trägt er lange Locken, goldblond versteht sich, die sich weich und romantisch bis In sein Genite wellen, die Lichtungen auf der hohen mar kanten Herrschorstirne jedoch nicht ganz verdeckend. In Deutschland sagt

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Seite 8 von 40
Datum: 11.12.1998
Umfang: 40
Freitag jll. Dezember 1998 Jö. jj l : j - unMATKUNM Nr. 287 - ÜOiOütftot Olmütz vor 150 Jahren: Franz Joseph wird Kaiser von Österreich 150 Jahre ist es mittlerweile her, daß der Sohn von Erzherzog Franz Karl und seiner Gemahlin Sophie, knapp IS Jahre alt. sei nein Onkel Ferdinand I., dem „Gütigen“, als Kaiser eon Österreieli nachfolgte. Mit dieser Thronbesteigung beginnt eine Ära, die fast US Jahre lang währte. An ihrem Ende stand aber die totale Zer- trummerung des Seichs, jenes „Österreichs

, wo er am 22. No vember wiedereröffnet wurde, nachdem am Tag zuvor, dem 21. November, Felix Fürst zu Schwarzenberg eine neue Re gierung gebildet hatte. So markiert das Revolutions jahr 184« eine bedeutende Zei tenwende. Vieles wurde ange rissen und in späteren Jahren aufgerissen. Mit Zahlreichen sehr tragischen Wirkungen, nicht nur für Österreich allein. DER HOF IN MÄHREN KAISER FERDINAND I. „DERGÜTIGE“... Dem neuen Ministerpräsi denten Fürst Schwarzenberg ging es nicht so sehr um die neue Verfassung

an der Spitze der Monarchie, sprich: ein neuer Kaiser mußte her. Kaiser Ferdinand I., der ..Gütige", wie er auch genannt wird, als ältester Sohn von Kai ser Franz. I. (II.) (+1835) auch dessen Nachfolger, galt von al lem Anfang an als regierungs unfähig. Daß er dennoch Kaiser wurde, hing ausschließlich mit dem Willen des Vaters zusam men, der am Prinzip der Legi timität konsequent festhielt. In der Praxis regierte von Anfang an jedoch eine sogenannte „Staatskonferenz“ für den neu en Kaiser, bestehend

“ denn in der Rolle der Frau „eines alternden Schwächlings“ (Hell mut Andics), als den sie ihren Mann empfand, verwirklicht sah. Nun galt es, Kaiser Ferdinand davon zu überzeugen, daß sein Rücktritt im Interesse der höhe ren Sache unabwendbar wäre. Zugleich ging es aber auch dar um, Erzherzog Franz Karl dazu zu bringen, zugunsten seines Sohnes Franz auf den Thron zu verzichten. Nachdem diese Vorausset zungen gegeben waren, wurde der junge Erzherzog unter dem Siegel der Verschwiegenheit in die getroffenen Pläne

doch dieser Entschluß die besondere Bin dung der Dynastie an die Kir che, unter deren Schutz die Herrschaft Franz Josephs von Anfang an gestellt wurde“. In diesem Prunksaal gab nun der scheidende Kaiser Ferdinand, der in Zivil erschienen war, während sich sein zukünftiger Nachfolger „in der Uniform ei nes Offiziers der kaiserlichen Armee präsentierte (weißer Waffenrock und rote Hosen)“, vom Thronsessel aus folgende Erklärung ab: „Wichtige Grün de haben Uns zu dem unwider ruflichen Entschluß gebracht

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Seite 16 von 32
Datum: 22.01.1996
Umfang: 32
Mòntag 22. Jänner 1996 m» und ftismiArayiM ■) Nr. 17 - ftofottrffott i Kaiserliches Lehen Sandwirtshaus Feierliche Verleihung durch Kaiser Ferdinand !. an einen Enkel Andreas Hofers Das Sandiuirtshaus nach einem alten Stich. Archiv Haller N ach dem Ableben Kaiser Franz I. im Jahre 1835 trat sein Sohn Ferdinand die Nach folge als österreichischer Kaiser an. Wie bei Regentenwechsel üb lich, leisteten auch diesmal che Erblande dem neuen Monarchen die Huldigung in feierlicher Form. Anläßlich

seiner Huldi gungsreise belehnte der Kaiser auf Schloß Tirol einen Enkel An dreas Hofers mit dem in ein lan desfürstliches Lehen umgewan delten Sandhof. Im August 1838 war es soweit. Kaiser Ferdinand I. und seine Gemahlin Maria Anna traten in Begleitung eines beträchtlichen Hofstaates von Wien aus die Rei se in Kutschen durch das Tiroler Land an. In allen größeren Ort schaften bot sich dem Herr scherpaar ein ähnliches Bild: Glockengeläute, Böllerschüsse, festlich geschmückte Häuster und Straßen

das Monarchenpaar am 18. August der feierlichen Weihe der impo santen „Franzensfeste“ bei, welche Kaiser Franz im Jahre 183 3 zu bauen beginnen ließ und die erst unter Kaiser Ferdinand nach fünfjähriger Bauzeit fer tiggestellt wurde. Darauf rei sten die Majestäten weiter bis Bozen. Im Gasthof „Zur Kaiser krone“ stieg das Kaiserpaar ab. Am Tag darauf, es war ein Sonn tag, wohnten die Majestäten so wohl am Vormittag wie auch am Nachmittag in der Pfarrkirche einem Gottesdienst bei. An schließend besuchte

der Kaiser den Hauptschießstand, wo zu seinen Ehren ein Festschießen im Gange war, und machte eine Spazierfahrt zum Schloß Sig- mundskron. DieMajestäten wa ren von der Herzlichkeit der Be völkerung derart beeindruckt, daß der Kaiser den Erzherzog Johann ausdrücklich damit be auftragte, seine Freude und sein Wohlgefallen über die rührende Anhänglichkeit der Bozner an das Herrscherpaar den Bürgern der Stadt später bekanntzuge ben. Im Triumphzug nach Meran Am 20. August ging die Fahrt weiter über Gries

, vorbei an der damals verödeten Augustiner abtei, vorbei auch unter dem Schloß Maultasch, der einstigen Frühlingswohnung der launen haften Gräfin Margarethe, der alten Landeshauptstadt zu. In Meran empfing eine jubelnde Menschenmasse das Kaiser paar; Bürgermeister Josef Va lentin Haller überreichte dem Monarchen symbolhaft die Schlüssel der Stadt. Während der kurzen Begrüßungsanspra che traten achtzehn kräftige Bauernburschen in Burggräfler Tracht an die Kaiserkutsche heran, spannten flink die vier

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Seite 3 von 23
Datum: 09.05.1984
Umfang: 23
und- Selbsterkenntnis und Rückbesinnung, sagen die anderen. Eine Landesmutter ohne Land ging den Weg von damals zum Heute mit uns: Die Kaiserin Zita, die „Italienerin“, tuie sie von Ludendorff in Österreich aus sehr durchsichtigen Gründen genannt wurde. Wenn das Sprichwort „Gottes Müh len mahlen langsam, aber sicher “ anzuwenden ist, dann auf das Haus Habsburg, deren letzte Herrscher man aus Wien verjagt hatte, die aber auch — als Kaiser Karl mit seiner jungen Gattin und den Kindern donauabtvärts ins Exil gefahren

wurden — Tausende winkender, weinender Menschen an den Ufern sahen — ein Abschied für immer? Die Kaiserin könnte — wäre sie nicht so tief religiös — hämisch auf das Ergebnis der Zerschlagung Mitteleuropas verweisen. Viele, nann ten sie „Verräterin“, weil man ihr anno 1917 die Bemühungen um Frieden unter stellte. Die Ludendorffschen in Preußen schürten diese Mär, als Kaiser Karl über die Verwandten Kontakte suchte, um Mitteleuropa zu retten. — An ihrem 92. Ge burtstag. zu der ihr auch die „Dolomiten

andere — mit Recht reformie ren wollten. „Corpus christianum" Noch ein Schritt zurück in der Ge schichte: Vormehrals450 Jahren—1530 — hat Papst Clemens VII. in Bologna Karl V. zum Kaiser des Heiligen Römi schen Reiches Deutscher Nation ge krönt. Es war die letzte Krönung durch einen Papst. „Weihnachten 800“ ist eines der be kanntesten Daten: Damals hatte mit Karl I. dem Großen die Kette der Kaiser krönungen begonnen, die 730 Jahre spa ter in Bologna abriß. Zu seiner Zeit war Karl V. seinen Spaniern zu deutsch

" können): „Die Alten hatten nur ein Ziel vor Augen, die Ehre. Wir Christen haben deren zwei: Die Ehre und das Gewissen!“ Haben die Habsburger nicht oft so ge handelt, was ihnen — um in der jüngeren Geschichte zu bleiben — angekreidet wurde: Sie galten oft als Zauderer. ;,Im mer feste druff...“ — das lag ihnen nicht. Die Liebe der Völker blieb ihnen so erhalten. Als Karl V. gekrönt wurde, stand diese Handlung im Mittelpunkt der Kritik vie ler Zeitgenossen. War’s nur ein Schach zug? Kaiser und Papst betrachteten

zu allen Zeiten ihres Zusammengehens das Imperium Romanum als Vorstufe des Imperium Christianum, wie schon die Kirchenväter des 5. und 6. Jahrhunderts. Die Pax romana, eine Wirksame’Befrie- dung des Erdkreises, sah der Kaiser als. eine Aufgabe im Zusammenwirken mit dem Papst. Der Versuch mißlang—aber Europa kann heute auf diesen Funda menten, die die festesten, stabilsten sind, weitergebaut werden; alle anderen sind auf Sand gebaut. 1917: Schicksalsdaten Man muß — nimmt man Bezug auf das Schicksal

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Seite 4 von 12
Datum: 18.05.1962
Umfang: 12
nur die Apostel daran teil- nahmen. Dabei traten der hl. Petrus und der hl. J a k o b u s durch ihre Reden beson ders hervor. In Nicäa im Jahre 325 Trotz der grausamen Christenverfolgungen in den ersten drei Jahrhunderten breitete sich die christliche Lehre in Vorderasien, Nord afrika und Südeuropa rasch aus. Zentrum wurde Rom, die Hauptstadt des römischen Reiches, das damals die genannten Länder und noch dazu West- und einen Teil Mittel europas umfaßte. Als das Christentum durch Kaiser Kon stantin I. 313

alle übrigen Geschöpfe hervorge bracht habe. Trotzdem ihn der Bischof von Alexandrien aus der Kirche ausSchlöß, gelang es ihm durch Wort und Schrift zahlreiche Anhänger zu gewinnen, sowohl in Ägypten wie in Vorderasien, sogar -mehrere Bischöfe. Dadurch entstand im Orient große Unruhe, wodurch die Einheit des Reiches gefährdet wurde. Deshalb berief Kaiser Konstantin mit Zustimmung des Papstes Silvester, der zwei Priester als seine Stellvertreter sandte, ein allgemeines Konzil nach N i z fi a im west lichen

Kleinasien. Es tagte vom 20. Mal bis 25. Juli 325. Dazu erschienen über 200 orien talische Oberhirten, auch Kaiser Konstantin. Den Vorsitz führten, wie es scheint, die päpst lichen Legaten und Bischof Hosius, der Ver trauensmann des Kaisers. Das Konzil ver urteilte die Lehre des Arius scharf und bannte ihn. Es erklärte klar und deutlich, daß Jesus Christus wirklich und wahrhaft der Sohn Gottes ist. Manche Bischöfe unterschrieben nur schwe ren Herzens diese Beschlüsse. Sie vertraten die Anschauung

seine Anhänger das Über gewicht. Dieser Zustand dauerte auch noch unter Kaiser Valens (364/78) an, der gleich falls die katholischen Bischöfe heftig ver folgte. Das I. Konzil von Konstanfinopel Durch seinen Nachfolger, Kaiser Theo- dosius (379/95) erfolgte ein radikaler Um schwung der Religionspolitik. Er setzte sich zur Aufgabe, den Arianismus niederzuringen. Deshalb veranstaltete er im Mal 381 eine all gemeine Kirchenversammlung des Orients in Konstantinopel, die später als allgemeines Konzil auch von Rom

anerkannt wurde. Der damalige Papst Damasus war selbst weder anwesend noch vertreten. . Diese General synode bestätigte die Beschlüsse von Nizäa. Sie verdammte also den Arianismus und ver wandte Ketztereien, wozu auch der M a - cedonl an Ismus gehörte, der seinen Na men vom gleichnamigen Patriarchen von Kon stantinopel erhielt. Seine Anhänger ver warfen die Gottheit des Heiligen Geistes, indem sie behaupteten, er sei nur ein Geschöpf des Sohnes Gottes. Kaiser Theo- dosius erklärte die Dekrete

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Seite 31 von 56
Datum: 04.04.1987
Umfang: 56
Sixtusaffäre und Kaiser Karl Vor 70 Jahren übermittelten die Brüder der Kaiserin Zita geb. Prinzessin von Bourbon-Parma die sogenannten „Friedensbriefe“ Das Jahr 1917 brachte nicht nur im ersten Weltkrieg und in der internationalen potit ischen Konstellation eine Weltutende, sondern erschütterte den letzten österreichi schen Kaiser, Karl I., durch einen gutgemeinten und schließlich unglücklich ausge gangenen Friedensversuch in seinen Hoffnungen, für Volk und Land einen doch noch erträglichen

Ausgang des Krieges zu erwirken. In einer geheimgehaltenen Verständi gung mit den Ententemächten hatte er seine beiden Schwäger, Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma, als Vermittler zwischen Österreich und Frankreich eingeschaltet. Als der legendäre Monarch Österreich- Ungarns, Kaiser Franz Joseph I., am 21. November 1916 für immer die Augen schloß, folgte ihm sein Großneffe Karl (Franz Joseph) auf den Thron. Ihm zur Seite (die heute 95jährige) Prinzessin Zi ta von Bourbon-Parma. Seine Eltern hat ten

es sich gewiß nie träumen lassen, daß ihr Sohn'einmal ein solches Erbe antre- ten würde, denn vor ihm standen zwei andere Kronanwärter. Aber der Sohn des Kaisers, Kronprinz Rudolf, fand in Mayerling ein geheimnisvolles Ende, und der nächste Anwärter, Erzherzog Franz Ferdinand von Habsburg-Este, fiel unter den Kugeln eines Anarchisten ln Sarajevo. Karl wird Kaiser mitten im Krieg, den er selbst nie gewollt hatte. Er arbeitet vielmehr vom ersten Tag seiner Regie rung an auf eine Verständigung hin. Es fällt

bei ihm sogar das Wort vom „Frie den um jeden Preis“. Das Völkerringen quält die Menschen und verheißt für ihn und seine Verbündeten keinen guten Ausgang. Hunger, Unruhen und Streiks erschüttern die Donaumonarchie. Noch schwieriger wurde die Kriegsla ge für die Mittelmächte im Frühjahr 1917, als nach Fortsetzung des von Kai ser Karl prinzipiell abgelehnten, ver schärften U-Boot-Krieges Amerika in den Konflikt eintrat. Zu diesem Zeit punkt glaubte Kaiser Karl erste Frie densschritte einleiten zu müssen

sie mit dem österreichischen Thronfolger in zwei einander feindlichen Lagern. Gerade dieser Umstand brachte sie näher. Die beiden Parmas waren gebürtige Franzo sen, aber in Österreich aufgewachsen. 1m Jänner 1917 bahnte die Mutter der Prinzen auf Wunsch ihres nunmehr Kai ser gewordenen Schwiegersohnes Karl ein Zusammentreffen an, das zwischen den drei Mitgliedern der Familie Parma im strengsten Inkognito im schweizeri schen Neuchätel stattfand. Es sollte ein späteres Treffen mit dem Kaiser vorbe reitet werden. Prinz

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Seite 3 von 28
Datum: 01.04.1992
Umfang: 28
von Kaiser Karl von Österreich-Ungarn / Todeskampf der Demokratie Genau heute vor 70 Jahren erlosch fern der Heimat in Verbannung auf der Insel Madeira das Leben des letzten Kaisers und Königs von Österreich-Ungarn. Erst 35 Jahre alt, hatte Kaiser Karl seine irdische Laufbahn beschließen müssen, und der Witwe Zita mit acht Kindern wurde dadurch ein außerordentlich hartes Lebensschicksal auferlegt. — Kaiser Karl, der ja erst nach dem Tode des Kronprinzen Rudolf und des in Sarajevo ermordeten Thronfolgers

Franz Ferdinand von Österreich-Este zum direkten Thronfolger aufgestiegen war, mußte wohl oder übel diese Lücke personell schließen. Kaiser Karl kam mit der ihm zugeteilten Regierungszeit in die schlimm ste Zeit des Ersten Weltkrieges und in die Phase der Auflösung der Habsburgermonarchie hinein. Seine christliche Grundhaltung und seine Ehrlichkeit war den inneren und äußeren Feinden der österreichisch-ungari schen Monarchie ein Dorn im Auge, und gerade deshalb mußte er viele Verleumdungen

und Herabsetzungen über sich ergehen lassen. — Am Kronland Tirol hing Kaiser Karl besonders; einer Zerreißung dieses Landes hätte er wohl nie zugestimmt. Porträt von Kaiser Karl in der Uniform des Oberbefehlshabers der österr.-ungar. Streitkräfte. Nach einem Aquarell von Franz Horst und mit authentischem Namenszug versehen. Archiv Gebetsliga Kaiser-Karl-Gebetsliga Sein Leben war geprägt von den christlichen Idealen eines Herrschers und Familienva ters. Durch seine Bemühungen um ein vorzeitiges Ende

des Völkerringens im bereits unter seinem Vorgänger ausgebro chenen Ersten Weltkrieg, durch seine Bescheidenheit und Selbstaufopferung reiften in seiner Person die Merkmale eines großartigen vorbildhaf ten Menschen. Die Kaiser-Karl- Gebetsliga für den Völkerfrie den bemüht sich seit Jahrzehn ten um die Seligsprechung die ses Herrschers. Die zahlreichen Mitglieder der verschiedenen Landesgruppen sehnen diesen Tag auch sehr herbei, an wel chem Kaiser Karl zur Ehre der Altäre erhoben wird. Durch die vielen

auffallenden Gebetser hörungen konnte das laufende Seligsprechungsverfahren für den Kaiser Karl in Rom gerade in jüngster Zeit entscheidende ' Fortschritte verzeichnen, so daß die Endphase ziemlich na he ist. Nachstehend ein kurzes Le bensbild dieses christlichen Herrschers aus dem Hause Habsburg um seinen Lebens gang besser verstehen bzw. aufzeigen zu können. Unbeschwerte Jugend und frühe Heirat Karls Vater, Otto Franz Jo seph, war ein Neffe des Kaisers Franz Joseph I„ die Mutter war Maria Josepha

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Seite 4 von 14
Datum: 20.08.1970
Umfang: 14
mit seinen Raubzügen heimsuchte. Es war das unvergängliche Verdienst Kaiser Ottos des Großen, daß er die Ungarn 955 auf dem Lechfeld schlug und sie zur' Seßhaftigkeit in Ungarn zwang. Da die Ottonen für Ruhe und Ord nung im Reich sorgten, konnten die Bi schöfe von Säben ihren Sitz hinunter ins Tal in die Ebene von Prichsna ver legen, aus dem dann die Bischofsstadt Brixen am Eisack entstand. Es geschah dies um 990 unter dem Bischof Albuin. Er stammte aus dem Geschlecht der Aribonen, dem große Besitzungen

der zweiten großen Schenkung römischer Kaiser im Jahre 1004 an die Bischöfe von Brixen, als Kaiser Heinrich II. zum erstenmal nach Italien zog. Im Jahre 1005 starb Bischof. Albuin. Er wird mit dem heiligen Ingenuin, der in der Frauenkirche zu Säben beigesetzt wurde, als Bistumspatron von Brixen verehrt; seine Gebeine wurden auf Ver anlassung des heiligmäßigen Bischofs Hartmann auf den Kassianialtar in der Domkirche übertragen. In Schlanders, in Welschellen, in Matrei in Osttirol und Arzl bei Imst

werden diese beiden Bistumspatrone als Kirchenpatrone ver ehrt. Beim selben^ Zug Kaiser Hein richs II. erfolgte "clie Schenkung des Herzogtums Trient an den Bischof Udal- rich von Trient; die beiden Schenkun gen hatten den großen Erfolg, daß der Weg von Deutschland nach Italien von verläßlichen Männern bewacht wurde. Den Wert der Brennerstraße unter strich noch mehr Kaiser Konrad II. (1024 bis 1039), der Begründer des Doms von Speyer. Während seines er sten Romzuges (1026/27) brach hinter dem Rücken des Kaisers

eine große Fürstenverschwörung aus, an der auch ein Graf Welf, Besitzer vieler Güter in der Gegend von Bozen, beteiligt war. Es entstand für den Kaiser eine gefahr volle Lage. Um einer Wiederholung vor zubeugen, erfolgten die Schenkungen des Jahres 1027. Am 31. Mai 1027 be stätigte nämlich der Kaiser die Schen kung von 1004 an Udalrich I., und am 1. Juni 1027 verlieh er dem damaligen Bischof von Trient, Udalrich II., die Grafschaft Vinschgau und die neu geschaffene Grafschaft Bozen; Ort der Schenkung

war Fontana Frigida, zu deutsch Kühlenbrunn. Die Grenzen der neuen Grafschaft lagen beim Thinne- bach bei Klausen, beim Breibach im Tierser Tal und bei Gargazon. Am 7. Juni 1027 übergab der Kaiser dem Bischof Hartwig von Brixen zu Stegon die ganze Grafschaft des auf rührerischen Welf, d. h. das Gebiet nörd lich vom Thinnebach, vom Nurital über den Brenner bis zum Inntal, zwischen Ziller im Osten und Melach im We sten, nach Meinung mancher Forscher aber im Westen bis an die Finstermünz. Zur Lage der beiden

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Seite 20 von 24
Datum: 20.08.1983
Umfang: 24
Papstreisen durch unser Land Zum bevorstehenden Besuch Papst Johannes Pauls II. in Österreich Die vielfach verbreitete Meinung, nur ein Papst habe bisher den Weg in unser Va terland gefunden, nämlich Pius VI. 17S2aufseiner Fahrt txm Rom zu Kaiser Joseph 11. nach Wien, ist falsch. Tatsächlich tvar diese Visite nur die letzte Reise eines Papstes durch unsere Lande, der im Mittelalter mehrere andere vorausgegangen waren. Mit dem Zerfall des Karolingerreiches verlor das Papsttum zunächst

seinen Rückhalt und wurde zu einem machtlo sen Werkzeug der römischen Adelspar teien und des deutschen Kaisertums. Die völlige Unterordnung der päpstli chen unter die Kaisergewalt war am ent schiedensten um die Mitte des 11. Jahr hunderts ausgeprägt. Aber die Kaiser befreiten zugleich das Papsttum von der Herrschaft des römischen Adels und stellten seine moralische Autorität wie der her. Kaiser Heinrich III. selbst besei tigte 1046 auf zwei Synoden in Sutri und Rom drei rivalisierende, von verschiede nen

Adelsparteien eingesetzte und un terstützte Päpste und setzte in der Folge fromme, der kirchlichen Reformpartei angehörende Männer als Päpste ein. Ei ner der 1046 abgesetzten Päpste, Gregor VI., der sich die päpstliche Würde er kauft hatte, mußte damals in Begleitung des Mönches Hildebrand, der später als Papst Gregor VII. neben Kaiser Hein rich IV. die Hauptfigur im sogenannten Investiturstreit wurde, den Weg über die Alpen in die Verbannung nach Deutsch land nehmen, wo er der Aufsicht des Erzbischofs

von Köln unterstellt wurde. Anstelle dei 1 drei abgesetzten Päpste wurde 1046 unter Mitwirkung des Re formabtes Odilo von Cluny und unter der begeisterten Zustimmung des Pe trus Damiani, des Führers der streng asketischen Eremiten, Suitger, Bischof von Bamberg, als zweiter Deutscher un ter dem Namen Klemens II. Papst. Der erste deutsche Papst war übrigens Gregor V. (996 bis 999), vormals Bruno, Hofkaplan und Sohn des Herzogs Otto von Kärnten, ein Urenkel Kaiser Ottos des Großen, der von seinem Vetter

Kai ser Otto III. zum Papst designiert wurde und von Deutschland nach Rom zog, wo er sich aber nur mit kaiserlicher Hilfe behaupten konnte. Im Frühjahr 1047 begleitete Papst Kle mens II. Kaiser Heinrich III., den er am Weihnachtstag 1046 zum Kaiser gekrönt hatte, „über Trient und unser Gebirg“ nach Augsburg, kehrte im Herbst wieder nach Italien zurück, kam aber nur bis Pesaro, wo er plötzlich starb. Seinem Wunsche entsprechend wurde sein Leichnam, in kostbare Pontifikalklei- düng gehüllt

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Seite 3 von 24
Datum: 01.04.1982
Umfang: 24
Kaiser Karls 60. Todestag Er starb am 1. April 1922 auf der Insel Madeira in Verbannung Als sozialer Vorkämpfer war er seiner Zeit schon weit voraus Von Bruno Wechner, Bischof von Feldkirch Kaiser Karl ist nach leidrotlen Jahren der Verfolgung als Heimatvertrie bener und Verbannter auf der Insel Madeira im Atlantischen Ozean am 19. November 1921 angekommen. Nach seinem letzten Spaziergang dort am 14. März 1922 begann die Todeskrankheit mit Schüttelfrösten, Hustenanfäl- len und Atemnot

. Mit hohem Fieber bis über 40 Grad und beiderseitiger Lungenentzündung erreichte sie ihren Höhepunkt und führte am Samstag, dem 1 . April 1922, in der Mittagsstunde, um 12.23 Uhr, zum frühen Tod. Seine letzten Worte waren: „Jesus komm! Dein Wille geschehe, Jesus, Jesus, komm!" Verläßlich verbürgt sind auch die Worte, die er auf dem Sterbebett, das baldige Kommen des Herrn vor Augen, gesprochen hat: „Ich bin mein Leben lang bestrebt gewesen, den Willen Gottes auf das vollkommenste zu erfüllen.“ KAISER

KARL VON ÖSTERREICH Der Tod des Kaisers vor 60 fahren bietet Gelegenheit, wenigstens einiges, zum Teil sicher auch weniger Bekann tes, aus seiner kurzen Rcgicrungszcit in Erinnerung zu rufen. Kaiser Karl hat ja in seinem I.cbcn viel Schweres mitge- macht und cs ohne zu klagen mit erha bener Würde und in Ergebenheit getra gen — das Unrecht der Verbannung, die Schmach der boshaften Verleumdun gen, die Angst um die Zukunft seiner völlig unversorgten Familie und den frü hen Tod in jungen Jahren

. Er mußte den Kelch des Leidens bis zur Neige trinken. Als gläubiger Monarch ist Kai ser Kurl Christus, dem Gekreuzigten, bis in den Tod nachgcfolgt. — Wie ernst cs dem Kaiser war, den Krieg so rasch wie möglich zu beenden und einen für alle am Krieg Beteiligten annehmbaren und würdigen Frieden in die Wege zu leiten, ist der erhaltenen Korrespondenz zu entnehmen, die er mit dem Friedenspapst Benedikt XV. in den Jahren 1916 und 1917 geführt hat. Wenn der Erfolg ausgebliebcn ist, dann nur deshalb

, weil auf beiden Seiten zu viele waren, denen es nicht um das Wohl der vom Krieg betroffenen Völ ker ging, denen der Kaiser weiteres Un heil ersparen wollte. Er war bestrebt, den Zusammenbruch des Reiches zu verhindern, die Monarchie zu retten und den vielen Völkern ein friedvolles Zusammenleben in gegenseitiger Ach tung zu ermöglichen. Die Katastrophe blieb aber Österreich und dem Kaiser nicht erspart. Jene Politiker, die in Ver sailles und St. Germain Friedensverträ ge beschlossen

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Seite 3 von 28
Datum: 07.11.1970
Umfang: 28
Äthiopiens Kaiser zu Staatsbesuch in Rom Erster Besuch Kaiser Halle Selassies seit 46 Jahren Von unserem Sonderkorrespondenten Hansjörg Koch Kaiser Hatte Selassie I. von Äthiopien ist gestern zu seinem ersten Staatsbesuch in Rom eingetroffen. Zuletzt war er 1924 dort und wurde durch Mussolini betont freundschaftlich empfangen. Damals bereitete der faschistische Diktator seine impe rialistische Expansionspolitik vor, die am 2. Oktober 1935 in dem Angriff auf das äthiopische Kaiserreich gipfelte

. Acht Monate später verließ Kaiser Halle Selassie als Flüchtling sein besiegtes und besetztes Land, das er erst fünf Jahre später wieder betreten sollte, nachdem britische Truppen die Italiener besiegt hatten. Obwohl Italien mit barbarischer Bru talität das Land erobert und große Teile der äthiopischen Intelligenz ausgerottet hatte, untersagte der Kaiser jede Rache an den in Äthiopien verbliebenen Italie nern. Doch erst im August 1951 wur den die diplomatischen Beziehungen zwi schen Italien

eine große Rolle in der äthiopischen Wirtschaft, Italien liefert Maschinen und Fertigwaren und leistet einen erhebli chen Beitrag zur Erschließung und Ent wicklung des riesigen Reiches. Kaiser Haile Selassie ist trotz seiner 78 Jahre ein unermüdlicher Wanderer zwischen den Welten, zumal er mit Ge schick und Energie die Interessen der Dritten Welt, die der Entwicklungslän der, vertritt. Die einzige wirklich inter essante Rede auf der Gipfelkonferenz der blockfreien Länder im September in Lusaka wurde

vom alten Kaiser gehal ten. Seine Hauptstadt Addis Abeba ist gleichzeitig auch die diplomatische Hauptstadt - Afrikas, denn hier befindet sich das Generalsekretariat der Organi sation oier. Afrikanischen Einheit, die im Mai 1963 vor allem dank seiner Bemü hungen gegründet werden konnte. Als Vorkämpfer eines panafrikanischen Na tionalismus hat Haile Selassie seinem Reich eine übergeordnete Bedeutung ge ben können. Äthiopien selbst ist ein geradezu ex emplarisches Entwicklungsland. Das zen trale Hochland

bildete eine natürliche Festung, die jahrhundertelang den An griffen der islamischen Nachbarn gegen dieses christliche Reich widerstand. Das stolze Mißtrauen des amharischen Staats volkes gegen alles Fremde erklärt sich aus der ständigen Verteidigungsbereit schaft und der langen Isolierung inner halb einer durchaus feindlichen Um welt. Auch, heute noch hat es der Fort schritt in Äthiopien schwer, weil er ge gen eine Mauer von Fremdenfeindlich keit ankämpfen muß. Auch der Kaiser hat in dieser Beziehung

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Seite 17 von 24
Datum: 11.01.1969
Umfang: 24
Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter Vor 450 Jahren starb der Tiroler Landesfürst in der oberösterreichischen Stadt Wels Tirol steht 1969 im Zeichen von zwei bedeutenden Gedächtnissen: 7 69 wurde das Benediktinerkloster Innichen vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet; 1519 starb der Tiroler Landesfürst Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter. Diese beiden Gedächtnisse werden noch zu mancher Würdi gung Anlaß geben. Im großzügig erneuerten maximilianeischen Zeughaus in Innsbruck

wird, vorbereitet von dem Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Hofrat Dr. Erich Egg, eine Gedenkausstellung „Kaiser Maxi milian und Tirol" stattfinden, zu der 600 Gegenstände aus aller Welt zusam mengeholt wurden. Anläßlich des 500. Geburtsjahres von Kaiser Maxi milian I. fand bereits 1959 in Wien in der österreichischen Nationalbiblio thek, in der Albertina und in der Waffensammlung des Kunsthistorischert Museums eine Ausstellung „Maximilian I: 1459—1519" mit 666 Schaustük- ken statt. Der heutige

erste Artikel im Gedenkjahr schildert die letzte Lebenszeit und die Bedeutung Maximilians für Tirol. Kaiser Maximilian und seine Gemahlinnen Maria von Burgund (rechts) und Maria Bianca (Mitte). Originalrclicf von Nikolaus Tiiring (1500) vom Goldenen Dachl in Innsbruck t - Schnee breitete sich über die Stadt Wels und 'die Traumhindschaft und der Wintermorgen hatte die Tiefe der Nacht noch nicht überwunden, als in der dritten Stunde des 12. Jänner 1519 in der landesfürstlichen Burg das bewegte

und reiche Leben von Kaiser Maximi lian I., dem letzten Ritter, erlosch. Schwerkrank hatte er am 4. November 1518 Innsbruck verlassen, aber er hatte seine Gebürtsstadt Wiener Neustadt, in dessen-Burg ier'am 22.-Marz 1459 ge-, boron worden war, und auch Inns bruck, wohin er nach einem Schreiben aus Kufstein noch vor Weihnachten hätte kommen wollen, nicht mehr er-, reicht. Knapp vor Vollendung seines 60. Lebensjahres ist der große Kaiser an der Wende von Mittelalter zur Neu zeit gestorben. Zeit

viel Melancholie entsteht. Auch darf sic sich nicht an Orten aufhaltcn, wo Luft und Wasser, Speise und Trank'ihr nicht zu träglich sind." Seit sein Vater Kaiser Friedrich III. im Jahre 1473 den noch nicht 15jäh- rigen Prinzen auf den Reichstag nach Augsburg mitgenommen hatte, war Maximilian diese Stadt besonders ans Herz gewachsen. Im Vorgefühl seines Todes begehrte er das bunt bewegte Leben dieser munteren Stadt zu schauen, auch an einem Hochamt in dem ihm besonders werten Gotteshaus von St. Ulrich

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Seite 9 von 24
Datum: 31.03.1962
Umfang: 24
Samstag, den 31. Mare 1082 — Nr. 76 Dolomiten Seite ft Ein Wort des Gedenkens Vor vierzig Jahren starb Kaiser Karl X. Am 1. April 1922 starb auf der portu giesischen Insel Madeira, wohin er von der Kleinen Entente mit seiner Familie verbannt worden war, der letzte Kaiser von Oesterreich und gekrönte König von Ungarn Karl I. Aus diesem Anlasse brin gen wir nachstehend eine Würdigung dieses unglücklichen Kaisers und vorbild lichen Christen, die in der letzten Num mer der Illustrierten

: Auch das beste und reinste Wollen eines Menschen vermag nichts gegen die Ungunst der Zeit. . Diese Feststellung trifft in vollem Umfang zu auf den letzten österreichischen Kaiser Karll., dessen 40. Todestag sich am 1. April jährt. Ueberhaupt teilt Kaiser Karl in vielem das Los Hadrians VI., äußerlich allein schon durch die kurze Regierungszeit, bei Hadrian von 1521 bis 1523, bei Kaiser Karl von 1916 bis 1918, innerlich betrachtet beim einen durch den ohnmächtigen Kampf gegen die kirch lichen Mißstände

und die aufstrebende kirch liche Neuerung, beim anderen durch den aus sichtslosen Kampf um den Frieden und die politisch-soziale Neuordnung seines Reiches. Vor allem aber gleichen sich die beiden in der Ablehnung, die sie erfuhren, ja in dem Haß, mit dem man sie über Tod und Grab hinaus verfolgte. Der Pöbel Roms bekränzte die- Wohnung des Leibarztes Hadrians VI., den Kaiser verbannte man auf die Insel Ma deira und ließ ihn nicht einmal tot in seine Heimat zurückkehren. Indessen, für viele unserer Zeitgenossen

liegt dies alles so weit zurück, daß wir hier kurz in der Geschichte zurückblättern müs sen. Kaiser Karl wurde am 17. August 1887 zu Persenbeug an der Donau geboren. „Nach dem Zeugnis seiner gesamten damaligen Um gebung war er ein kluges und frommes Kind, das niemals ernstlich ungehorsam war, nie eine Lüge über die Lippen brachte und sehr bald ganz strenges Pflichtbewußtsein lernte, das sein ganzes späteres Leben auszeichnete“ (Zeßner). Er schlug, wie dies üblich war, die Offlzierslaufbahn

Dreißigjährigen 1916 auf den Thron eines Kelches, das durch Krieg und Hunger, aber auch durch'die Nat.ionalitätengegensätze schwer erschüttert war. Die feierliche Königs krönung in Budapest am 30. Dezember 1916 war wie ein letztes Leuchten vor dem Unter gang. Kaiser Karls größte Sorge galt dem Frieden. Ein über seinen Schwager Sixtus von Bourbon-Parma ausgestreckter Friedensfühler trug ihm das Mißtrauen des deutschen Bun desgenossen und den Vorwurf des Verrats ein. Eine Verleumdungskampagne übelster Art

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Seite 3 von 28
Datum: 14.08.1987
Umfang: 28
im Sommer 1916 begann sich mehr zu retten vermocht. Karl war vom Schicksal dazu verurteilt, ohne seine Schuld zum Testamentsvollstrecker für die von den Siegermächten schließlich gewollte und veranlaßte Auflösung der jahrhundertealten Donaumonarchie zu werden. Kaiser Karl auf Friedenssuche Man kann über Kaiser Karl I. von Österreich denken, wie man will—eines werden ihm auch seine politischen Geg ner nicht absprechen können: Er war ein Friedenskaiser, der vom ersten Augen blick

seines Herrschaftsantritts an Frie den zu stiften und das grausame Völker morden zu beenden versuchte und darin seine historische Aufgabe sah. Das wur- toäüÄ-s&JS Schon als Kind weilte Kaiser Karl oft in Brixèn, wo die kaiserliche Familie das Kurhaus Guggenberg besonders schätzte. Im Bild das Kaiserpaar am Bahnhof in Brixen; Kaiser Karl spricht mit dem Inhaber der Kuranstalt und Bürgermeister von Brixen, Dr. von Guggenberg; auch die beiden Brüder der Kaiserin weilten damals in Brixen. Archiv Graf Forni

Zerschlagung der Monarchie und an die Schaffung einer Reihe von unabhängi gen Nationalstaaten, wie es dann tat sächlich geschah. Dazu war ihnen der Balkan aus langer geschichtlicher Erfah rung heraus doch ein zu explosives Pul verfaß, ein zu unsicherer, den Frieden und die Stabilität in Europa zu gefähr dender Faktor und schien ihnen das alte Österreich immerhin noch als der beste Wächter für Ruhe und Ordnung in die sem brodeligen Winkel Europas zu sein. Letzter Halt - der alte Kaiser - Solange der alte

Kaiser Franz Joseph noch lebte, konnte sich wohl niemand — weder in Österreich noch im feindlichen Lager—eine Auflösung der Donaumon archie so recht vorstellen. Er war die Klammer, die diese auseinanderstreben den Kräfte zusammenhielt. Österreich— das war der altehrwürdige Kaiser; am 21. November 1916 schloß er nach fast 70jähriger Regierungszeit für immer die Augen. Nun mußte der junge, erst 29 Jahre alte Karl, sein Großneffe — ohne Regie rungserfahrung und ohne das Charisma und das patriarchalische

freundliche und gütige Erzherzog Karl—wie etwa Franz Ferdinand — hätte in der konkreten Si tuation die alte Donaumonarchie nicht de ihm zum Schicksal. Wenn einer der führenden Staatsmänner Europas von damals am Ausbruch und an der Dauer des ersten Weltkrieges unschuldig war, dann gewiß Kaiser Karl. Ihm seine Frie denssuche als Schwäche oder gar als Verrat auslegen zu wollen, wie es häufig geschah, zeugt von einer Denkweise, die nach den Erfahrungen zweier Weltkrie ge heute wohl als überwunden gelten

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Seite 5 von 8
Datum: 21.11.1956
Umfang: 8
Europas letzter großer Monarch Am 2t. November jährt sich zum 40. Male der Todestag Franz Josephs I. „Das einmalige Gebilde, das weit in die Vergangenheit zurückreichte und doch in vie len Zügen die Zukunft Europas vorweg genommen hatte“, wie Ernst Jünger einmal die 1918 dahingesunkene habsburgische Mon archie bezeichnete, dieser so sehr bekämpfte und doch für die Stabilität Europas so wich tige Vielvölkerstaat, war mehr als sechs Jahr zehnte mit der Person Kaiser Franz Josephs I. verbunden

stärkeren Malle ein wichti ger Faktor des Friedens und Gleichgewichtes jenes Systems wurde, das der Staatsgr ''der von Versailles für den Kr.'ifteausglcich so dringend benötigte. Und umgekehrt fand Franz Joseph entgegen der Meinung vieler Ratgeber d'm Weg zum Zweibund als eine gerade Fortsetzung seiner einstigen Politik als eine Barrien' gegen panslawisttsehe und auch nationalistische Ideen, welche die Balkanmis sion der Monarchie in Frage stellten. Hierin erblickte der Kaiser, der nach 1866 immer mehr

keinen Schlag ersparte, unterließ er keine Stunde, die ihm nuferleg- ten Pflichten zu erfüllen. Kaiser Franz Joseph I. und Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand 1899 in Meran das als Vertreter der Metternichschcn Heili gen Allianz damals glaubte,' cingrcifen zu müssen, und sich dabei gleichzeitig politisch in den so heiklen Balkanraum als Schieds richter vorschob. Der junge Kaiser, vollkom men überzeugt, daß der Vielvölkerstaat kon stitutionell nicht zu lenken war, versuchte zu nächst, mit Hilfe

, noch eine europäische Mission zu erfüllen hat, so ver dankt es das nicht zuletzt dem „letzten Mon archen alter Schule“, der vor 40 Jahren in Schönbrunn im 86. Lebens- und 68, Regic- rungsjahr seine Augen schloß. Heinz Scheibcnpfliig Der Kaiser Als ich, knapp vor dem ersten Weltkrieg, in Kronstadt, der südlichsten Stadt seines zweigeteilten Reiches, die Schulbank drückte, I lebte niemand, der ihn gehaßt hätte. Selbst die Groß- und Urgroßväter erinnern sich nicht daran, wie oft sie ihm einst gezürnt

hatten. Die Madjaren vergaßen und ver ziehen es zwar nie, daß der Neunzehnjährige mit Hilfe der Russen ihren Aufstand 1849 zusammengeschlagen hatte, wonach man die rebellischen Generäle henkte zum Klang der Hymne „Gott erhalte, Gott beschütze, unseren Kaiser“, aber haßten sie Franz Joseph des wegen? Während des Krieges merkte ich hoch auf dem Pasubiograt an herübergewehter Zi- geunermusik, daß rechts von uns Kaiser- jägem ein ungarisches Regiment Stellung be zogen hatte. Eine Stunde später traf

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Seite 26 von 36
Datum: 16.04.1977
Umfang: 36
Sie fordern Kulturautonomie Großveranstaltung in Aquileja anläßlich der 900-Jahr-Feier der Verleihung des Her zogtums — Vier Volksstämme lebten in der .Friauler Heimat' in Frieden und Eintracht Am Palmsonntag, 3. April, wurde in Aquileja eine Tagung der Friaulischen Volksbewegung „Civiltà Mittel europea"' (Mitteleuropäische» Kultur) abgehalten. Es handelte sich um eine 900-Jahr-Feier, denn ausgerechnet am 3. April 1077 hat Kaiser Heinrich IV. dem Patriar chen Sieghardt von Aquileja

auch in all den genannte» Sprachen. In deutscher Sprache führte der Pre diger au>: „Das Herzogtum Friaul wur de heute vor 900 lahren in der damali gen Hauptstadt Italiens. Pavia, dem Patriarchen Sieghardt von Aquileja von Kaiser Heinrich IV; verliehen. Es wur de von den geistlichen Würdenträgern, welche oft auch deutscher Abstammung waren, mit Weisheit und Festigkeit regiert. Vier verschiedene Volksstämme waren durch den gemeinsamen Glau ben an Christus verbunden und haben in diesem Raum, trotz

(das österreichische Friaul) und hatte eine Fläche von zirka 9000 qkm. Die Bevölkerung spricht einen eigenen Dialekt mit vielen keltischen Elementen. Die Spruche ist irgendwie mit dem Ladinischcn verwandt. Die Römer eroberten den südlichen Teil schon vor .Christi Geburt, den übrigen erst unter Kaiser Auguslus. Friuul ge hörte zur Provinz Räticn. Die Einwoh ner nannte man zusammenfassend Rä ter. Dieser Ausdruck sagt aber nichts Ihr Symbol ist das Alle Vaterland .Europa, in dem verschiedene Völker in Achtung

auch slawisches Gebiet, darunter das kärntnerische Gailtal. Kurl der Große unterwarf 776 das Gebiet und setzte einen Markgrafen ein. Der Regent wurde bald als Markgraf, bald als Hctzog bezeichnet. Unter Kaiser Lothar I. verwaltete die Markgrafschaft der Franke Eberhard, der mit Kaiser Ludwigs des Frommen jüngster Tochter Gisela vermählt wur. Eberhard kämpfte gegen Sarazenen und Serben. Sein .Sohn Bcringar wurde 888 zum König von Italien gewählt und 915 vom Papst zum Kaiser gekrönt

, hatte aber bis zu seinem 924 erfolgten Tode um den Besitz der Herrschaft gegen innere und äußere Feihde zu kämpfen. 952 hat Kaiser Otto der Große die Markgrafschaftcn von Verona und Friaul, welch letztere damals auch als Markgrafschaft von Aquileja bezeichnet wurde, dem Her zogtum Bayern unterstellt: von 952 bis 962 galt Friaul als ein Teil Deutsch lands. Seit 962 wurde Friaul zwar wie der zìi Italien gerechnet, aber seine Verbindung mit Kärnten dauerte fort, bis 10)7 Kaiser Heinrich IV. die herzog-, liehen Rechte

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