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Seite 3 von 16
Datum: 17.10.1963
Umfang: 16
1 \, -> ' A \ __ . ; Mittwoch, den 16. Oktober 1963 — Nr. 238 .Dolomiten“ Seite 3 Bruno Br ehm: DER EDLE RITTER helfen sollten, damit nach dem Sturz des Kaisers der Köhig von Frankreich sich' von den Kurfürsten die Kaiserkrone zusprechen lassen könne. Vor 3 00 Jahren wurde Prinz Eugen von Savoyen geboren Bei der Belagerung von Lille im Spanischen Erbfolgekrieg im Jahre 1708, wurde der Ko- lomelgeneral der Schweizer und Kommandeur der königlichen Haustruppe von den Kaiser lichen gefangen

genommen. Prinz Eugen lud den gefangenen General zu seiner Tafel ein. „Mein Vater“, erwähnte der Prinz, „beklei dete die gleiche Stelle. Nach seinem Tode hofften wir, daß mein Bruder rie erlangen werde. Aber der König zog es vor, sie einem seiner natürlichen Söhne zu verleihen, an statt uns die Ehre zu erweisen. Er ist der Herr und man darf ihn nicht widersprechen. Aber man ist doch manchmal erfreut, daß man in die Lage kommt, gezeigte- Gering schätzung bereuen zu machen.“ Der ganze durch Jahre

verhaltene Groll bebte In diesen Sätzen nach. Mit einem dieser natürlichen Söhne des Königs war der kleine, häßliche Prinz Eugen zu Ludwig XIV. ge gangen und hatte Ihn um eine Stelle in der ruhmreichen französischen Armee gebeten, aber der König hatte den Prinzen übersehen, der Sonnenkönig hatte von seinen Offizieren eine andere Vorstellung, der dieser kleine Prinz nicht genügte, von dem des Königs Schwägerin, Liselotte von der Pfalz, gesagt hatte: „Er hat nie eine gute Haltung, no* ein vornehmes

Aussehen gehabt, er ist im mer schmutzig gewesen.“ Auch der Prinz selbst war mit sich kaum zufrieden gewesen, denn als er, der für den geistlichen Stand bestimmt war, von der Kinderaussetzung der Spartaner hörte, rief er aus: „Warum nicht mordprozeß verwickelt worden war und nach dem spanischen Brüssel hatte fliehen müssen. Der König hatte für seine frühere Geliebte nichts getan und er nahm sich auch ihrer fünf Kinder nicht an, von denen Eugen das jüngste war. Eugen hatte die Kutte abgelegt

und war deshalb von seiner Großmutter enterbt wor den. Liselotte von der Pfalz nannte ihn einen schmutzigen, sehr debauchierten Buben, der es nie zu etwas Besserem bringen werde. Als Eugen, ein müßiger Herumtreiber und Schuldenmacher, wenn man sich nur an sein Aeußeres hielt, zwanzig Jahre geworden war, marschierten die Türken wieder einmal gegen Wien. Diesmal aber schickte Ludwig XIV. dem Kaiser keinen Marschall mit fünftausend Mann zu Hilfe, der unter dem großen Syste- . matiker Montecuccoli die Türken

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Seite 36 von 72
Datum: 01.05.1982
Umfang: 72
und konnte nicht sehen, wie sich etwas verspätet durch den rückwärtigen Eingang noch zwei junge Menschen zwängten. Eugen Rüth ließ seine Augen suchend über die stil len Kirchcnbesuchcr schweifen, aber er fand keine Gestalt, die der Schwester gleichgesehen hätte. Ach, er konnte nicht alle überblicken. Das Telegramm hatte sie sicherlich noch rechtzeitig be kommen, so würde sie dann auch in dem kleinen Dorf zu erfragen sein. Als der Gottesdienst zu Ende ging, drängten schon manche eilige Kirchen besucher

nach rückwärts aus der Kir che; von diesem Strom ließen sich auch Eugen und Thomas mittreiben. Sie hät ten cs sonst sehen müssen, wie auch Ursula über die Treppe herabkam. Thomas wurde von manchen Bekann ten begrüßt, ln dieser Gegend war es eine Ausnahme, wenn jemand den Heimatort für länger als etwa eine Wo che zur Arbeit verließ. An den Samsta gen kehrten sie alle wieder heim. „Nun komm einmal mit ins Doktor haus!“ drängte Thomas seinen Gefähr ten, weil dieser immer noch nach der Schwester ausschaute

. Sie schritten die alte Straße hinab und trafen schon auf dem Heimweg die Mutter des Freundes. Sie hatte beide für diesen Tag bereits erwartet und war von Thomas auch über den Besuch unterrichtet worden, den er mitbringen würde. „Es freut uns sehr, daß Sie einmal mitkommen!“ sagte Frau Hausmann mit freundlicher Offenheit. Eugen wurde da von wohltuend beeindruckt, denn er fürchtete nichts mehr, als sozusagen als Außenseiter in fremde Familien einzu dringen. Roman von Franz Braumann 8 Junges Herz im Sturm

Copyright by Moldavia-Verlag, Wien Eugen hatte sich ebenfalls vorgestellt, aber er spürte doch Irgendwie in den Augenwinkeln der Arztfrau ein leises, nachsichtiges Lächeln, vielleicht deswe gen, weil er sich gar so zurückhaltend benahm. „Ich will doch gleich mal nach mei ner Schwester sehenl* wollte sich Eugen nach der ersten Begrüßung wie der zurückziehen. Aber Frau Hausmann ließ das nicht gelten. „jetzt kommen Sie einmal mit uns zu einer kleinen Stärkung! Sie müssen doch schon oinlge Stunden

auf den Bei nen sein. Und wer weiß, ob es vorher schon ein richtiges. Frühstück gab!“ Eugen spürte es schon aus diesen Worten, daß man im Doktorhaus auch auf Essen und Trinken etwas gab. Heu lte war er weniger als sonst geneigt, sich dagegen zu sträuben, da er diesmal schon vor Frau Klaras Aufstchen das Zimmer verlassen hatte. Frau Hausmann wies auf ein schmal brüstiges, etwas zu hohes Haus auf der linken Straßenseite. fühlte sich ein wenig als zweite Mutter des Thomas. „Grüß Gott, Thomasl Und wie gut

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Seite 10 von 16
Datum: 10.10.1963
Umfang: 16
und bedrohlich war, und daß einer es war, der das Mögliche schuf, wo keinem stumpferen Blick ein Mögliches vorher erschienen wäre ; da wird unsere Brust frei, wir fühlen, was ein Mensch vermag, die Gewalt des Geistes hebt uns empor, wir vermögen eines Menschen Großhelt zu erkennen und müssen ihn unbe dingt lieben ... Hofmannsthal, Worte zum Gedächtnis zum Prinzen Eugen Er, der so viel von den Leiden des Krieges wußte! Von den zerschmetterten Leibern, dem Wehgeschrei der Verwundeten, dem furcht baren Geruch

, den 10. Oktober 1963 — Nr. 233 Schloß Belvedere, die Sommerrcsidenz des Prinzen Eugen Prinz Eugen kehrt dem französischen Königshof den Rücken Prinz Eugeni us von Savoyen, den das Lied den edlen Ritter nennt, ist auf fremder Erde aus fremdem, fürstlichem Blute entsprossen, an einem Österreich feindlichen Hofe ln fremder Denkart aufgezogen worden, und nach menschlicher Voraussicht mußte es sein Beruf werden, gegen Habsburg Dienste zu tun, sei es als Krieger, sei es als Diplomat und Staatsmann, vielleicht

hinaus. Er hat Österreichs Heer ge schaffen, das lebendige, vielsprachige. Prinz Eugen verbrachte seine Jugend an dem Hofe des französischen Königs Ludwig XIV., bei dem sein Vater als Kommandant der Schwei zergarde und Statthalter einer Provinz in Diensten stand. Als Eugen achtzehn Jahre alt war, ging er zu dem König und verlangte, er solle ihm eine Kompanie Reiter geben, die wolle er befehligen und dem König da mit nach den Kräften, die er ln sich fühle, dienstbar sein. Aber weil Eugen von kleiner

den Prinzen seine Freunde, warum er dem König so unbescheiden ins Gesicht gesehen habe, „Sollte ich ihm nicht scharf ins Gesicht schauen“, gab Eugen zur Antwort, „da ich doch sehen mußte, ob er tauge, mein Herr zu sein oder nicht, und danach in einem Augenblicke für mein Leben mich entschei den mußte. Nun weiß Ich, daß er nicht taugt, so will ich denn nicht anders wie als Feind mit dem Degen in der Faust sein Land wieder betreten. Mir ist nicht bange, daß ich nicht in dieser Welt einen Herrn fände

, dem ich mit Lust und in Treue dienen kön ne.“ Er meinte aber den Kaiser Leopold, Römischen Kaiser Deutscher Nation aus dem Hause Österreich, von dem er viel vernom men hatte als von einem großmütigen und frommen Monarchen, und sogleich machte er sich auf und reiste an den Hof des Kaisers. Der gröljle Sieg: Belgrad Eugen schlug die Franzosen, die in Italien eingefallen waren, das damals dem Hause Oesterreich gehörte, in vielen Schlachten, er schlug sie, als sie sich mit dem Kurfürsten von Bayern verbündeten

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Seite 5 von 12
Datum: 14.04.1951
Umfang: 12
Gestalten um den Prinzen Eugen Geschichte und Abenteuer Ein ungewöhnliches Buch hat der Histo riker Max Braubach unter dem Titel «Geschichte und Abenteuer» vorgelegt (Ver lag F. Bruckmann, München.. 458 S.). Der Bonner Ordinarius für Geschichte geht neue Wege in diesem seltsamen Buch, das wirk lich exakte Geschichte, quellengetreu und gewissenhaft, und zugleich Abenteuer, frei von romanhafter Ausschmückung und phan tastischer Deutung, in einem bietet. Ueber- reiches Aktenmaterial

und weitläufige Lite ratur sind in diesem Band «Gestalten um den Prinzen Eugen» kritisch durchforscht und wissenschaftlich verarbeitet und es wird eine wirksame Erhellung geschicht licher Vorgänge geboten. Aber diese Aus führungen, die in jeder rein und streng wis senschaftlichen Zeitschrift stehen könnten, sind eine Lektüre, die sich leicht lieist wie beste Belletristik und spannend wie ein Kriminalroman. Das Leben schreibt die un wahrscheinlichsten Geschieh temi, dies zeigt sich gerade

vom normalen Weg des Solldlaten, Diplomaten, Staatsmannes, Den kers und Literaten — zu stürzen, und die dabei ihr Glück mach tarn oder schelferten», schreibt Braubach in 'dlcr Einleitung seines bemerkenswerten Buches. Und er weist dar auf hin, daß Abenteurer in ungewöhnlicher Zahl in dem Zeitalter des Pinzen Eugen vor handen sind und geradezu als charakte ristisch für diese Epoche bezeichnet, werden können. Das Eigenartige nun ist die Aus richtung sonderbarer Vorgänge und eigen artiger Persönlichkeiten

auf 'dien Prinzen Eugen von Savoyen. Und, so fährt Brau bach fort, «auf Grund der Offenlegung der Beziehungen und Verbindungen, die da be standen, erscheint so auch er in neuer Be leuchtung, in anderer, als man ihn bisher durchwegs zu seihen gewohnt war. Nicht als ob der treue Diener dreier Kaiser aus dem Hause Habsburg, der viel bewunderte und gerühmte ,edle Ritter’ ein Abenteurer im abträglichen Sinne dieses Wortes gewesen wäre! Aber wenn es recht abenteuerliche Vorkommnisse in seinem Lebern

und seiner Laufbahn gab, so brachten ihn Herkunft, militärische und politische Tätigkeit, private Neigungen und Wissensdrang tn nahe Be rührung mit höchst merkwürdigen Gestal te: eine gegenseitige Anziehung ist dia doch wohl anzunehmen, die freilich vielfach in scharfe Abstoßung, in bittere Feindschaft und Haß umschlug.» Die Zeit, in der Eugen lobte, war überaus bewegt. Kräfte maßen sich in ihr. Ideen welten lagen in Widerstreit, Theologen- kämpfe und fortschrittsgläubiger Rationa lismus regten

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Seite 1 von 8
Datum: 24.08.1938
Umfang: 8
Luftkämpfe, bei denen 20 rote Apparate abgeschossen wur den. darunter 17 Jagdflugzeupe und 3 Bom- vor warfen die Roten aus wichtigen Stellungen hinaus. Dieselben ließen 385 Tote, 12 Ma- ber. Am 21. wurden die militärischen Objekte schinengewehre, 22 automatische Gewehre mn^ des Bahnhofe«-von Tarrago^ck bWFlug- eine Unmenge von Munition und Geschossen zeugfabriken von Reus bombardiert. NMcher MW« „Prinz Eugen von Frau v. Horthy in Kiel getauft Hauptbahnhof Generaladmiri ß Kiel, 22. August. Seit Sonntag

, den Admiral von Horthy und dessen Begleitung. Nachdem Montag vormittags Frau von Horthy, die Gemahlin des ungarischen Reichs verwesers, den neuen Kreuzer l der deutschen Kriegsmarine bei seinem Stapellauf auf den Namen „Prinz Eugen' getauft hatte, stach am Nachmittag auf der Kieler Förde die dort versammelte, fast gesamte deutsche Kriegsflotte in See zur Parade vor Hitler und Admiral von Horthy. Von den großen Einheiten waren vertreten das Schlachtschiff „Gneisenau', die Panzer schiffe „Deutschland

befanden sich eine große Anzahl Reichsleiter und Reichsminister, unter ihnen Dr. Göbbels, Dr. Ley, Minister Funk. Es ist kurz vor 10 Uhr. Die Stationsjacht „Nixe', die den Reichskanzler und den Reichs- verweier zur Werft bringt, nähert sich langsam der Anlegestelle. Reichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart hält die Taufrede und nun vollzieht Frau von Horthy den feierlichen Taufakt: „Prinz Eugen' heißt das neue Schiff der deutschen Kriegsmarine nach Oesterreichs und Deutsch lands großem Feldherrn

und Staatsmann aus dem Hause Savoyen. In den Mittagsstunden begab sich Admiral von Horthy auf der „Nixe' zum Marine- Ehrenmal in Laboe, wo er im Rahmen einer schlichten Feier einen Kranz zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen deutschen Seehelden niederlegte. „Der edle Ritter' Der jüngste Kreuzer der deutschen Kriegs- marine. den die Gemahlin des ungarischen Reichs- verwesers von Horthy im Beisein des Reichs kanzlers Hitler getauft hat. trägt den Namen des Prinzen Eugen von Savoyen, den das deut sche Volkslied

als den „edlen Ritter' verherr licht und der sich in bewegter Zeit im Dienste Oesterreichs auf den Schlachtfeldern Europas um die abendländische Christenheit verdient gemacht hat. Eugen war der größte Feldherr des alten Oesterreich, das ihm die endgiltige Zuriickdrän- gung der Türken in Europa, die Brechung des französischen Uebergcwichts und die Neubegrün dung seiner Eroßmachtstellung verdankte. Die Benennung des neuen deutschen Kreuzers nach dem Prinzen Eugen, einem Sprößling aus dem Hause Savoyen

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Seite 12 von 28
Datum: 27.03.1982
Umfang: 28
brauchen, Fräulein Tesch, den ken Sie an mich! Ich bin immer für Sie da!“ Dann rollte der Autobus in die dunk le Nacht hinein. Der junge Assistenzarzt Dr. Eugen Rüth schreckte vom Dröhnen des Wek- kers auf. Er griff mit geschlossenen Au gen zum Nachttischchcn und schob den unbequemen Lärmer unter die gesteppte Decke seines Bettes. Auch dort schrillte der Wecker noch fort, doch nicht mehr so dringlich, daß Eugen nicht noch einen kurzen Nachschlummer riskieren konnte. Aber seine Ruhe währte nicht lange

. Jemand klopfte an seine Zimmertür. „|a, komme gleich!“ rief Eugen miß gehenl Er blickte noch lächelnd auf die angerichtete Unordnung in seinem Zim mer. Aber wozu gab es eine Krux? Er nannte seine ehrenwerte Vermieterin Klara Spielmann noch nach dem alten üblichen Studentenausdruck „crux“, das Kreuz, das man sich mit einer solchen aufhalste, so man eben eine nötig hatte. Bis Eugen heimkam, bis dahin stand wieder alles an seinem richtigen Orti In der Küche traf ihn ein vorwurfs voller Blick von Frau

Spielmann. Eugen quittierte: „Diesmal bin ich unschuldig an der Hetze, Frau Klara. Hatte nur versehentlich den Wecker auf halb acht gestellt. Heute wäre eigentlich mein freier Vormittag, und ich müßte erst um zwölf im Spital sein.“ „Ach!“ seufzte Frau Klara bei dieser Auskunft. „Diese ewigen Unfälle. Si cher gibt es wieder ein paar dringende Operationen!“ Eugen schüttelte zwischen den heißen Kaffeeschlucken den Kopf. „Mitnichten, Frau Klara! Herr Dr. Hausmann, mein Bed »n d«r Lahn »chwer- mutig

: „Herr Doktor, ein Anruf vom Spital! Sie werden ans Telephon gebeten!“ Eugen wurde hellwach. Er sprang aus dem Bett, warf sich den Morgenrock um und rannte hinüber in Frau Klaras Wohnzimmer. Die Fernsprechmuschel lag auf dem Rauchtischchen; er durfte nur aufheben. „Ja, hier Dr. Rüth — ja, bin es sel ber! — Ach, dieser Luftikus! — wo er steckt? — Keine Ahnung! — Ja, ja, in einer Viertelstunde bin ich dort!“ Knacks! schlug der Hörer auf den Griff, daß Frau Klara in der Küche drü ben zusammensuckte

. Er murmelte eine halblaute Verwünschung zwischen den Zähnen. Bevor Eugen wieder in seine Bude zurücktrat, rief er noch in die Kü che: „Bitte, rasch einen Schluck Kaffee, Frau Klara! Muß gleich ins Spital!“ Frau Klara hatte den Kaffee schon ge richtet, sie hielt den jungen Herrn Dok tor nicht auf! Sie hatte an ihrem Zim merherrn nicht allzuviel auszusetzen, — nur daß er immer so schwer aus den Fe dern zu bringen war! Eugen hatte sich indessen rasch das Gesicht geschabt und fuhr fast gleichzei tig in Hose

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Seite 14 von 32
Datum: 03.04.1982
Umfang: 32
!“ fügte er schmunzelnd hin zu. „Was, verspotten auch noch?“ entgeg- netc Eugen, der sich längst schon wieder über das kleine Mißgeschick getröstet hatte. „Ich schenk dir meinen nächsten Vor mittag als Buße!“ lenkte Thomas lachend ein. Thomas wurde ernst. „Und dabei hab’ ich dem Chef nicht einmal alles gesagt! Ich selber hab’ den Wagen im jähen Ausweichen gegen den Baum gesteuert. Der Fuhrknecht ist platt vor mir auf die Straße gestürzt: ich konnte nicht anders, wenn es nicht zu allem Über fluß

noch einen Überfahrenen geben sollte. Allerdings bin ich jetzt so etwas wie schadenhaftpflichtig für den beschä digten Wagen. Heinrich meinte zwar, davon könnte keine Rede sein, und er will auch den Unfall so schildern, als wäre er am Steuer gesessen. — aber ehrenhalber muß ich doch mittun beim Zahlen.“ Eugen lächelte fast ein wenig schaden froh. „Wenn das mir passierte! Dein alter Herr kann wenigstens in die volle landiirztliche Tasche greifen!“ Er trat schon zur Tiir, um noch für die restlichen paar freien Stunden

eben zu!“ lächelte Eugen. Er nickte und wollte gehen. Aber Thomas faßte ihn noch um Arm und hielt ihn zurück. „Wurte doch noch ein wenig und hilf mir nuchden- ken! Du versäumst doch nichts, und mir ist vielleicht geholfen!“ „Wie könnte ich dir helfen? Soll ich vielleicht sogar noch mitkommen zu dei nem ulten Herrn und einen Fürsprecher ubgeben?“ Eugen mischte sich höchst ungern in anderer Leute Privatangelegen heiten, besonders wenn sie geldlicher Nutur waren. „Mitkommen! Vielleicht ist das dus

Richtige!“ schnappte Thomus sogleich zu! Du brauchst dabei selbst gar nichts zu tun. Aber wenn ich nicht allein mit ihm beisammen bin. fällt alles viel mil der aus!“ Aber Eugen schüttelte abwehrend den Kopf. „Das will ich mir noch sehr überlegen, mein Lieber!“ Er sprang die flache Stiege hinub, und bis er vor dus Tor des Sankt- Marien-Spitals kam, hatte er die Sorgen seines Freundes schon vergessen. Vor ihm tauchte wieder der klare Vorgang der eben erlebten Magenoperation auf. letzt besaß er den ganzen

: Der verlorengegangene Dr. Hausmunn ist wieder aufgelaucht!“ „Also doch kein Unglück!“ utmete Frau Klara auf. „Was Sie nicht wissen! Rast mit dem Auto seines Freundes gegen einen Baum! Schwere Wunden am ganzen Körper!“ „Wer, wer?“ hörte Eugen noch, dann schlug er die Tür seines Zimmers zu. Lachend warf er den Rock über die Stuhllehne. Da hatte wenigstens die Krux wieder einen halben Tag lang etwas über diese schreckliche Zeit zu lamentieren! Er nahm einige Bogen Konzeptpapier uus dem Schrank und setzte

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Seite 18 von 24
Datum: 14.08.1982
Umfang: 24
! Das wird mein Bruder sein!“ „Hallo, Eugen, bist du cs? Ja? — Das freut mich, daß du dich auch wie- > der einmal an deine Schwester erin nerst! — Wann kommst du? — Nicht?“ Nun schwieg sic eine Weile. Ihr Ge sicht gewann allmählich einen seltsa men Ausdruck, halb Betroffenheit, halb Freude. Eugen wollte noch eine Erklärung ha ben, doch Ursula rief nur in den Ap parat: „Später, wenn ich bei dir bin, Eugen! Dann sollst du alles erfahren!“ .Auch Direktor Hofherr wurde von ihrer plötzlichen Freude überfallen

: „Kann ich heute für den Nachmittag be urlaubt werden? Ich muß sofort in die Hauptstadt!“ Der. Direktor zuckte die Achseln. „Wenn Sie durchaus müssen, dann geht es wohl nicht anders!“ Ursula fuhr mit einem Herzen voll seltsamer Gefühle in die Stadt. Sie nahm sich nicht Zeit, sich dort bis zum Spital durchzufragen, sondern nahm ein Taxi. Eugen war hocherstaunt, als sic schon einige Stunden nach dem Anruf vor ihm stand.. „Dachte gar nicht, daß Weinberg so nahe läge!“ lächelte er. Doch dann führte

Sie von mir fortgingen!“ Ursula raffte sich schnell auf. „Wie sollte es zu spät sein, Frau Blanck? — Was wollen Sie tun?“ „Sterben!“ flüsterte die Frau. „Wozu wäre ich sonst noch fähig, jetzt, da ich nicht einmal mehr zu einer Arbeit etwas nutzet* Vielleicht stand es wirklich so um Frau Blanck. Ursula hatte sich von Eugen zu wenig aufklären lassen. Aber sie schüttelte den Kopf. „Ihr Lebenswil le ist nur geschwächt! Wenn Sie Ver trauen haben, kommt auch der Lebens mut wieder!“ Sie faßte ihre Hand und ließ die Augen

, Frau Blanck!“ Die Kranke blickte Ursula nach, bis diese die Tür hinter sich geschlossen hatte. Eugen wartete bereits auf dem Gang. „Aber nun erzähle mir!“ drängte er. „Ich muß dich doch einmal vertrö sten. Wo kann ich am ehesten ein Tele gramm absenden!“ „Ein Telegramm?“ fragte Eugen er staunt. Aber dann legte er seinen wei ßen Mantel ab und ging mit der Schwe ster zu dem nahen Postamt. Erst als das Telegramm lief, hatte Ursula für ihn Zeit. Sie erzählte ihm alles, auch das, was sie damals Thomas

verschwiegen hatte. „Wie steht es mit der Kranken?“ frag te sie zuletzt. Eugen zuckte die Achseln. „Diese Art Kranke sind unberechenbar. Wenn sie wollen, werden sie gesund; wenn sie nicht wollen, sterben sie. Frau Blancks Herz ist widerstandsfähig. Die Entwöh nung ist das schwierigste.“ „Sie wird es erreichen — jetzt, da sie wieder zu ihrem Mann zurückkehren will!" entgegnete Ursula hoffnungsvoll. Eugen blickte von der Seite her auf die Schwester. Zuweilen beneidet er sie um ihre Zuversicht

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Seite 3 von 12
Datum: 21.05.1953
Umfang: 12
Elisabeth, eine Tochter Maria Theresias und Aebtissln des Adeligen Damenstiftes in Inns bruck (gest. 1808). der Erzherzog Johann und Erzherzog Karl Ludwig, den Bruder Franz Josefs (Statthalter von Tirol 1855 bis 1880) auf. Ich erinnere ferner an die Bozner Erz herzoge Rainer den Aelteren (gest. 1853) und Heinrich (gest. 1891) und an den Erzherzog von Arco Albrecht (gest. 1895). Der letzte ln dieser Reihe Ist Erzherzog Eugen, der in Inns bruck und Igls lebt. Er hat nicht nur sehr viel Geschichte gesehen

Weltkrieg. Erherzogs Friedrich, und der Königin Maria Christine von Spanien, der Gemahlin Al fons XII. und Mutter Alfons XIII.. um nur die wichtigsten zu nennen. Wegen Raummangels kann ich hier nicht einen JubüäumsarUkel mit allgemeinen Rede wendungen schreiben. Ich glaube, daß auch den Lesern besser gedient ist. wenn idi eine knappe Lebensbeschreibung zu bieten suche. Erzherzog Eugen wurde am 21. Mai 1863 in Groß-Seelowitz in Südmähren als Sohn des Erzherzogs Karl Ferdinand (1818 bis 1874, General

von Innsbruck und aus dem aktiven Dienst. Dar über schwebt ein Geheimnis. Eugen war sonst mit Erzherzog Franz Ferdinand befreundet und er hat z. B. diesem, der damals lungen krank war, im Winter 1895-96 auf einer Schiffsreise den Nil aufwärts Gesellschaft ge leistet. Conrad von Hötzendorf deutet in sei nen Erinnerungen an. daß Franz Ferdinand trotzdem auf die rasch wachsende Popularität Eugens eifersüchtig geworden sei und daß dieser deswegen abgehen mußte. Dazu würde passen, daß nach 1912

die unzweifelhaften Verdienste, die sich Eugen in seinen hohen militärischen Stellungen bisher erworben hatte, recht verspätet von offizieller Seite Dank und Anerkennung erfuhren. Zu Ende Februar 1914 nahm Eugen allerdings an Gene- ralsbosprechungen ln Wien teil. Der Erzher zog war damals Oberst-Inhaber der österrel- schen Infanterieregimenter Nr. 4 (Wiener Hausregiment) und 41 (Mannschaft aus der Bukowina. Sitz Czernowitz) sowie Chef des ostpreußischen Kürassierregiments Graf Wran- gel Nr. 3. Seit 1900 Residenz

in Innsbiuck Während seiner Tiroler Zeit von 1914 hat er die Kaisermanöver am Nonsberg von 1905 geleitet. Conrad von Hötzendorf war von 1903 in Tirol sehr bekannt von 1905 bis 1907 als bis 1006 als Kommandant der 8. Infanterie truppendivision ln Tirol, Viktor Dankl, auch Kommandant der 16. Infanteriebrigade in Trient sein Untergebener. Eugen hat 1906 Conrad dringend für den Posten des Gene ralstabschefs empfohlen. Im Jahre 1909 galt der Erzherzog als einer der drei Kandidaten für den höchsten Rang nämlich

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Seite 7 von 10
Datum: 28.08.1962
Umfang: 10
Jahres I. Konflikt zwischen Eugen IV. und der Basler Synode Der neue Papst Eugen IV., gewählt am 3. März 1431, bestätigte ihn. Cesarini betätigte sich zunächst als päpstlicher Vertreter bei einem Kreuzzug gegen die Hussiten in Böh men über dringenden Wunsch des deutschen Königs Sigismund. Sein Stellvertreter eröff nete im Juli diese Synode. Dabei war kein ein ziger Bischof anwesend. Da bis zum Herbst hinein die Besucherzahl der Oberhirten sehr gering blieb, hob sie Eugen IV. auf. Dies rief

einen Sturm der Entrüstung hervor. Die Kon zilsteilnehmer verweigerten den Gehorsam und erneuerten den Beschluß des Konstanzer Kon zils, daß ein solches über dem Papst stehe. Sie tagten also weiter und forderten den Papst auf, .das Auflösungsdekret zurückzunehmen Zwei Jahre dauerten darüber die Verhand lungen. Eugen IV. wurde von verschiedenen Seiten dazu gedrängt, z. B. auch von manchen Kardinalen, ebenso von Sigismund, dem Herr scher Deutschlands, das größtenteils auf Seite der Basler Synode stand

. Diese konnte sogar einen "bedeutenden Erfolg erzielen. Es erschie nen nämlich dort Vertreter der gemäßigten Hussiten, Utraquisten genannt, von Böh men, wo diese vorher schrecklich gewütet hatten, und schlossen mit der Synode am 30. November 1433 die „P r a g e r K o m p a k - tate n“, durch die ihnen der Laienkelch und andere Zugeständnisse gewährt wurden, wo durch sie zur Kiiche zurückkehrten. Darauf hin gab Eugen IV. nach und nahm am 15. De zember 1433 die Auflösungsbulle zurück. Inzwischen

glieli die Sy node mehr einem modernen Parlament als einem Konzil. Sie beschloß unter anderem auch eine gründliche Reform der päpstlichen Kurie, ohne nur den Papst zu fragen. Alle Reservationen, Annaten- und Taxenzahlungen an ihn wurden abgeschafft, wodurch er den Großteil der Einkünfte verlor, weshalb er in Armut geriet, zumal er wegen eines Aufstan des in Rom sich nach Florenz flüchten mußte, Die Zahl der Kardinäle wurde auf 24 be schränkt. Auch erließ die Synode eine neue Papstwahlordnung. Eugen

IV. protestierte einige Male gegen solche Eingriffe in seine Rechte, aber vergebens. Neuer Zusammenstoß zwischen Papst un Konzil Zum zweiten Streit zwischen Eugen IV. und der Basler Synode kam es infolge der Frage, wo das Unionskonzil stattflnden soll. Der oströmische Kaiser Johann Vili. P a - laeologus, dessen Hauptstadt Konstanti nopel von den Türken, die schon den größten Teil der Balkanhalbinsel erobert hatten, be droht war, suchte dringend militärische Hilfe im Abendland. Da er indes einsah

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Seite 12 von 24
Datum: 24.07.1982
Umfang: 24
aber schlürften grämlich und verschlafen ihren Kaffee. Vielleicht sah Ursula genau so gräm lich drein! Sic schämte sich beinahe, als sic dies dachte. Sic mußte sich doch ent scheiden können, die sonst so selbstsi chere Ursula! Ursula erhob sich bald, und mit je dem Schritt fühlte sic sich wieder be herrschter und wacher werden. — — Eugen erwartete die Schwester be reits am Bahnhof; sie hatte ihre An kunft schon einige Tage früher nach Hause gemeldet. Er hob ihren Koffer aus dem Wagen. „Ach

, du, der ist ja so schwer, als ob du schon wieder übersiedeln wolltest!“ rief er lachend. „O ihr schwachen Männer!“ spottete Ursula. „Ich habe ihn bisher ganz allein getragen!“ Auf der Straße draußen umfing sie wieder der Atem der Heimat. Es wehte ein anderer Wind, die Menschen blick ten freundlicher, sogar die Autos hup ten fröhlicher, schien es Ursula. Heimat, o Heimat! Allmählich löste sich wieder die Last von ihrer Seele. Sie standen mit dem Gepäck auf der Plattform der kreischenden Elektri schen, da fiel es Eugen

noch ein: „Richtig, damit ich nicht vergesse: Thomas wird am zweiten Weihnachts tag auf einen Schibesuch zu uns kom men! Er hat plötzlich sein Herz für Bergheim entdeckt! — Du machst doch auch mit?“ Ursula ging ein Stich durchs Herz! Er hatte gestern zu ihr von dieser Ver abredung kein Wort mehr gesprochen — aber vielleicht kam Thomas nun wirklich! „Wenn du meinst, Eugen, daß ich euch nicht behindere!“ cntgcgnctc sie stockend und blickte gelegentlich auf ein Schaufenster, vor dem eben die Straßenbahn hielt

. „Behindere — im Gegenteil!“ Eugen lachte ein wenig. „Mir schien cs fast, als gelte sein Interesse mehr dir als den sanften Schifähren um Bergheim!“ Und dann Waren sic zu Hause. Die Mutter umfaßte Ursula mit Ihrer gan-’ zen, vereinsamten Liebe. Aber nach der ersten Freude blickte sic doch ein we nig abschätzend auf die Tochter. „Du bist schmaler geworden — und auch blasser. Du vergönnst dir doch ge nug Essen?“ „Reichlich, Mutter!“ beschwichtigte sie Ursula. „Die Mahlzeiten beim Obe ren Wirt sind doppelt

, weil Eugen und Ursula nur wenig teilnahmsvoll zuhörten. Eugen nickte langsam mit dem Kopf. „Es muß wohl so sein, Mutter. Das meiste, wovon du erzählst, weiß ich sel ber nicht mehr. Eine Mutter bewahrt doch die Jugendzeit der Kinder besser auf ab diese selber.“ Später besuchte die Familie Rüth die Mittemachtsmette in der Stadtpfarrkir che. Die Mutter kniete friedlich und er geben in der Nähe der großen Krippe. In ihrem Herzen kehrte wieder der Frie de ein. Hatte sie denn nicht Ureache ge nug, dankbar

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Seite 4 von 16
Datum: 16.10.1969
Umfang: 16
Dolomiten LITERARISCHE BEILAGE Donnerstag, den 16. Oktober 1969 — Nr. 236 Donn Prinz Eugen: Mitformer österreichischen Wesens Es wäre naheliegend, d ! e Übersicht der bedeutendsten Sphären, die Hof mannsthal durch die Charakterbilder großer Österreicher zur Anschauung brachte, bei der Spitze zu beginnen, bei den Herrschern. Doch steht am Beginn jenes Österreich, das als „geistiger Be- grifff" in die europäische Geschichte und Kultur eintritt, nicht ein Herrscher, sondern ein Feldherr, der Prinz

Eugen von Savoyen, in Hofmannsthals Urteil „der größte Österreicher“,, also ein Mann, der als Franzose geboren wurde und die Sprache seiner Wahlheimat nie ganz zu beherrschen lernte. Damit wird das österreichische fast in demselben Sinn zu einer geistigen Seinsphäre er hoben wie das Katholische, das sich über alle rassischen und nationalen Be schränkungen erhebt. Weder ist ein Mensch vom Österreichertum ausge schlossen, weil er in einem fremden Land geboren ist und einem Volk ent stammt

, das in der Monarchie nicht ver treten ist, noch wird er dadurch zum Österreicher, daß er diese Bedingungen erfüllt. Auch angeborenes Österreicher- tum wird erst durch innere Entschei dung, durch gläubige Bejahung österrci-, chischcn Wesens zu einer Wahrheit und Wirklichkeit. Der Prinz Eugen hatte sich für Österreich entschieden und war dieser Entscheidung bis zur letzten Stunde seines Lebens treugebliebcn. Da durch ist Hofmannsthals Bewunderung für Eugen tiefer begründet als durch die historische Bedeutung

des Kothurns die Al- longcperücke gebraucht, nicht näher ge bracht. Erst in seiner Schilderung des thercsianischen Menschen wird er uns in jener Fassung, die man mit Vorliebe Rokoko nennt, verständlich und wert. Prinz Eugen ist der Ausnahmefail eines echten Barockmenschen, der uns in der Darstellung Hofmannsthals menschlich nahekommt, im schönsten Sinn volks tümlich wird. Hofmannsthal betont am Prinzen Eu gen die Zugehörigkeit zum Barock: „...ein gewaltiges Jahrhundert hatte ihn geboren; unter den riesigen

Söhnen jener Zeit, Richelieu, Wollenstem, Kur fürst Friedrich Wilhelm von Branden burg, Wilhelm von Oranien, hebt sich auch seine Gestalt empor.“ Das Bild, das der Österreicher vom, Prinzen Eugen in sich trägt, stimmt frei-' „Unversehens blühen ihm unter schöpferischen Händen, und überall, aus kriegerischen Taten die Werke des Frie dens hervor. Hinter seinem Heer geht der Pflug und im Walde die Axt des Kolonisten... Er gründet, wo er hin kommt, und was er gründet, hat Be stand. Triest ist sein Werk

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Seite 4 von 12
Datum: 21.05.1953
Umfang: 12
lieh Salzburg und legte dort wertvolle Samm lungen an. er stellte Schloß Busau ln Mähren wieder her. Ein heute allerdings vergessener Komponist Josef Nesvera aus Olmütz wid mete seinem Gönner eine «St.-Eugenius- Messe». Vielseitige Kommandos im ersten Weltkrieg Wir gelangen nun zum ersten Weltkrieg. Eugen blieb zu Beginn des Kampfes merk würdigerweise unverwendet. Nach der ver unglückten Herbstoffensive Potioreks gegen Serbien mußte aber der Erzherzog einspringen Er wurde vom 22. Dezember 1914

bis zum Mai 1915 Kommandant der Balkanstreitkräfte, die damals allerdings wieder in Ungarn stan den. Der Name Eugen sollte im Südosten Er innerungen an den Prinzen Eugen von Sa voyen wachrufen. Er dachte schon an eine neuerliche Offensive gegen Serbien, mußte aber zu viele Divisionen an die schwer be drängte Karpathenfront abgeben. Als Italien in den Krieg eintrat war Eugen, der 1915 zum Generalobersten ernannt wurde, sogar vor übergehend Befehlshaber aller Streitkräfte gegen den Balkan und gegen Italien

schweren Alpenwintern, wäh rend welcher ja nun die Truppen in höchsten Bergstellungen verharren mußten, gewarnt. Die Mai-Offensive 1916 im untersten Südost winkel von Tirol stand vor der Türe. Eugen warnte vor ihrem Beginn, ihm schien gerade das dortige Gelände nicht günstig zu sein, der Stoß wurde ihm zu schmal, er wollte später die Offensive, deren Verlauf er per sönlich beobachtete, nach Osten verbreitert wissen. Der Angriff blieb stecken, weil plötz lich Truppen nach der russischen Front ab gegeben

werden mußten. Eugen hätte es aber gewünscht, daß die im ganzen glücklich begonnene Offensive sich noch hätte etwas auslaufen können. Vom März 1916 bis zum März 1917 war Eugen Kommandant der nach ihm genannten Heeresgruppe, die sich nur auf Tirol beschränkte. Er wohnte damals im Hotel Austria in Gries bei Bozen. Immer wieder mußte er aus Tirol Truppen nach dem Isonzo abgeben; er war hierin, so wie im Winter 1914/15 gegenüber der Karpathen front, wirklich hilfsbereit bis zum äußersten, denn die Tiroler

Frontlinie blieb dadurch manchmal gefährlich dünn und schütter be setzt. Vom März 1917 bis Jänner 1918 wurde Eugen wieder Kommandant der Südwestfront mit dem Sitz ln Marburg, später in Udine. Um die Jahreswende 1916/17 wurde er Feld marschall. Er erhielt am 15. Jänner 1917 das Großkreuz des Milltär-Maria-Theresienordens. Conrad und Eugen hätten schon im Frühjahr 1917 zusammen mit deutschen Truppen eine Offensive gegen Italien gewünscht. Der Erz herzog sollte von Tirol her angreifen, so wie es später

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Seite 22 von 28
Datum: 24.01.1970
Umfang: 28
Einer schwimmt gegen den Strom Hausarzt des Humors — Glückwunschblatt zum 75. Geburtstag von Eugen Roth Bin Millionär unter den Lyrikern, präziser gesagt, ein Lyriker mit Mit- Vtonenauflagen, Ist der aus München-Schwabing stammende Eugen Rath, der mit seinem sprichwörtlich berühmt gewordenen Versbuc h „Ein Mensch” den verbreitetsten deutschen Gedichtband überhaupt verfaßt haben dürfte. Am 24. Jänner wird dieser Erzähler und Lyriker, der sich mit der gereimten Maxime: „Ein Mensch meint, gläubig

toie ein Kind, daß alle Menschen Menschen sind”, gleichsam seinen eigenen humanitären Wappenspruch schrieb, fünfundsiebzig Jahre alt. Er heißt Eugen Roth, pfeift auf jeden Iiterarischen-'Demier eri, ist ein wasch- uihi farbechter Schwabylonier und kann im übrigen mit einiger Genugtuung dar auf verweisen, daß die adretten Kinder seiner Muse in Millionenauflagen ver breitet sind. Mit seinen nachgerade sprichwörtlich populär gewordenen Ver bänden hat dieser Spaßmacher, der den Doktorhut

des Philosophen trägt, die originelle Form eines geiststrotzenden Epigramms durchzusetzen gewußt, die sein eigenstes dichterisches Eigentum ist. Viele von Eugen Roths witzträchtigen und paprikahaltigen Maximen, die prä zise ins Schwarze treffen, gehören längst zu den geflügelten Worten der Deut schen. Zum Exempel: „Ein Mensch erblickt das Licht der Welt— Doch oft hat sich herausgestellt, Nach manchem trüb verbrachten Jahr, Daß dies der einzge Lichtblick war.” Angemacht mit dem Salz der Satire, dem Pfeffer

teren Versbönde seiner Feder wie „Der Wunderdoktor”, „Mensch und Un mensch”, „Die Frau in der Welt geschichte” und „Gute Reise* und der Band „Eugen Roths Tierleben”, ein zwei bändiges Kompendium der Tierwelt. Daß indessen Eugen Roth nicht nur ein Humorist von Gnaden, sondern dar über hinaus ein Lyriker und Erzähler von respektablem seelischen Tiefgang ist, macht etwa der Gedichtband „Rose und Nessel” und machen seine Novellen sammlungen „Das Schweizerhäusl” und „Abenteuer in Banz” deutlich. Gerade

in den beiden zuletzt genannten Titeln weist er sich als ein Dichter von einer seltenen Fülle und Leuchtkraft der Spra che aus, der immer dem Inwendigen, Wesentlichen des Lebens auf der Spur ist. W r enn Eugen Roth, wie er das etwa in seinem „Abenteuer in Banz” tut, eine MBinlandschaft beschwört, vermeint man den Atem dieser Welt am Strom zu verspüren: „Und dann bin ich am Main gewesen. Der Fluß ist schwarz und still an dem buschigen Berg hin geflossen, und Uber den grünen Stauden drüben ist steil

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Seite 4 von 12
Datum: 21.05.1963
Umfang: 12
J \-/ . ■■ «KaMkÀìhófe-l ’T'Jf 'l i ji •-*/.* -A - :' Seite 4 ; „Dolomiten" - Er verteidigte Tirol Erzherzog Eugen — Offizier und Ordensmann Zum 100. Geburtstag des Feldmarschalls und Hoch- und Deutschmeisters Am 21. Mai 1863 wurde in Groß-Seelowitz in Mähren Erzherzog Eugen Ferdinand Pius Bernhard Felix Maria geboren. Er war das fünfte von sechs Kindern des Erzherzogs Karl Ferdinand (1818—1874) und dessen Gemahlin Elisabeth (1831—1903) und ein Urenkel Kaiser Leopolds II. Erzherzog Eugen

er fuhr eine den Tradi tionen des Kaiserhau ses entsprechende Ausbildung. Außer den G.ymnasialfiichern erlernte er u. a. die ungarische und tsche chische Sprache. Kom positionslehre sowie das Klavier- und Geigenspiel. Er war auch ein guter Zeich ner und Maler. Als Handwerk, das er wie jeder Erzherzog erler nen mußte, erwählte sich Eugen das eines Tischler;» und Zim mermanns, wobei er es bis zum Polier brachte. Obwohl er auf all diesen Gebie ten beachtliche Kennt nisse und Fälligkeiten erreicht

hatte, war er von Jugend auf be geisterter Soldat. Die Vorliebe für diesen Beruf lag ihm im Blut, waren doch sein Vater General der Kavallerie und sein Großvater, Erzherzog Karl, k. u. k. Feid- marschaii und Gene ralissimus. Erzherzog Eugen mit vierzehn Jahren Leutnant bei den Tiroler Kai serjägern und 1881 Oberleutnant im 2. Husarenregiment, avanciert er in rascher Folge. Doch er ver dankt dies nicht nur seiner Herkunft, son dern auch seinen Leistungen und seiner militärischen Ausbildung. Er war der einzige Erzherzog

für Tirol und Vorarlberg (1 90 0), General der Kaval lerie (1901) und schließlich Armeeinspektor (1908). . Hoch- und Deutschmeister 1912 schied Erzherzog Eugen aus dem ak tiven Militärdienst, um sich ganz dem Deutschen Ritterorden zu widmen, dessen Profeß er am 11. Jänner 1887 ab gelegt hatte und zu dessen Hoch- und Deutschmeister er am 19. November 1894, nach dem Tode des Hoch- und Deutsch meisters Erzherzog Wilhelm, ernannt worden war. der Deutsche Ritterorden besaß damals außer zahlreichen Kompendien

, Schulen und Krankenhäusern mehr als 26.000 Hektar land- und forstwirtschaftlichen Boden, der vor allem in Schlesien und Nordmähren lag und daher der Güterverwaltung in Freudenttial unterstand. Erzherzog Eugen weilte oft und gern in Freudenthal und auch in Troppau und erfreute sich wegen seines schlichten, herzlichen und humorvollen Wesens gerade in unserer Heimat größter Beliebtheit. Er ließ die Deutschordensburg Eulenburg in Nordmähren, die 1622 von der gesamten Ar mee Torstenson 22 Täge berannt

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Seite 15 von 32
Datum: 30.01.1982
Umfang: 32
gewählten Papstes, kam cs unter dem neuen Papst Eugen IV. 1431 zur Eröffnung des neuen Kon zils von Basel. Das Konzil von Basel versuchte an fangs ehrlich und mit besten Absichten, die Kirche zu reformieren. Da vor ql- lern Theologen . Und niedere . Kleriker hier die Macht ausübten, löste Eu gen IV. schon am 18. Dezember-1431 aas Konzil wieder auf. Dieses-aber wi dersetzte sich und tagte ohne päpstliche Erlaubnis weiter. Am 15." Dezember 1433 mußte Eugen IV. die Kpnzilsäuflö- sung zurücknenmen

und das Konzil von Basel wieder anerkennen. Sein An sehen’wurde zusätzlich durch séine Ver treibung .aus Rem geschwächt’. Auf dem Konzil kam es bald zu im mer schwereren Auseinandersetzungen zwischen der päpstlichen Partei und den. Konziliaristen, die am 7. Mai 1437 zur endgültigen Spaltung des Konzils führten. Die Konziliaristen blieben in Basel, die Anhänger des Papstes Eugen abèr zogen nach ■ Ferrara,-wo der römi sche Papst ein neues Konzil eröffnetc, das dann nach Florenz verlegt tyurde. Jetzt gab

an seinen Vater, der ihn wegen seiner unehelichen Kin der getadelt hätte und dem er dann schrieb, er sei doch in seiner Jugend selbst kein Heiliger-gewesen. Man darf •ber über den vielen und oft gedruck ten Briefen Encas über sein Liebcslcben nicht vergessen, daß er damals noch kein Priester war. Kein Zeitgenosse hat ihn jemals wegen seiner Frivolitäten ge tadelt. Enea und Cusanus gingen beide von der Partei des Konzils zur Partei des Papstes Eugen über, aber aus verschie denen Motiven und zu verschiedenen

Zeilen. Der Philosoph und Theologe Cu- snnus suchte die Eintracht in Europa. Als Eugen IV. über die besseren Verbin dungen nach Konstantinopcl verfügte und Cusanus es als ein Lebensziel an sali, die Union mit den Orthodoxen zu bewerkstelligen, ging er zur Partei Eu gens IV. über (1436). 1444 schrieb er als Sekretär des Kaisers an seinen Freund: „Ich gehöre dem König, ich gehorche dem König und ich folge dem König, re' Was er will, werde ich auch wollen, ich ben seiner Karriere aber immer

noch das Wohl der gesamten Christenheit im Auge. Als Cusanus 1437 von Basel zu Papst Eugen IV. gegangen war, blieb Enea noch acht Jahre im Lager des Konzils. Im Frühjahr 1438, als das Konzil in Basel ein Verfahren gegen den abtrünni gen Cusanus cinlcitcte, kam Enea als Sekretär des Bischofs Bartolomeo von Novara nach Wien, um den neuen Kö nig Albrecht II. zu überreden, das Kon zil anzuerkennen. Enea hatte zu Deutschland immer ein zwiespältiges Verhältnis: Wenn es sein mußte, konnte er cs in den höchsten

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Seite 29 von 40
Datum: 20.09.1986
Umfang: 40
Prinz Eugen und der Barock Ausstellungen in Niederösterreich und Wien bis in den Oktober Am 2$. «April 1736 trugen 14 Marschälle den mit dem kaiserlichen Bahrtuch bedeckten Prunksarg zur Beisetzung der sterblichen Hülle des in seinem Winterpalais in der Himmelpfortgasse verblichenen Prinzen Eugen von Savoyen durch das Portal des Stephansdomes in die Domgrnft. Seitdem sind 250 Jahre vergangen. Österreich gedenkt des großen Feldherrn und Diplomaten, des Staatsmannes und Politikers, des Förderers

zu den MarchfeldschlÖssem des Prinzen Eugen — später kaiserlicher Besitz, dann vom Militär benützt. Der nach langer Ver nachlässigung fast zerfallene SchloQhof, erbaut von Johann Lucas von Hilde brandt, wurde sorgfältig restauriert. Völ lig restauriert wurde auch das Jagd schlößchen Niederweiden, erbaut von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Bisher wurden 170 Millionen Schilling (17 Milliarden Lire) für die Wiederin standsetzung beider Schlösser aufge wendet. Die Ausstellung ln beiden Schlössern

ist keine Kunstausstellung und auch kei ne. lehrhafte, didaktische Schau. Sie- stellt den Menschen Prinz Eugen als gro ße Persönlichkeit inmitten der von ihm mitgeprägten Barockzeit, Inmitten des Kriegsgeschehens und des Aufstieges damaliger Zeit dar. In Schloßhof zeigt Ein kleines Festival mit internationa ler Orgelmusik und internationalen Or ganisten gibt es in zweiter Auflage in Meran und Umgebung, das sehr in den Schatten anderer Musikveranstaltungen geraten ist. Die Passerstadt mit ihrem Umfeld

, von seiner Sammellei denschaft besonders für Bücher und Ge mälde. Zahlreiche Bilder und Plastiken bieten eine Apotheose des Prinzen; es seien nur genannt die Statue von Baltha sar Permoser und die Denkmäler auf dem Heldenplatz vor der Wiener Hof burg. ‘ Im Schloß Niederweiden wird vor nehmlich die'Sozialstruktur und Wirt schaft des barocken Zeitalters gezeigt, Entwicklungen in Gewerbe und Handel, das Jagdvergnügen, aber auch Industrie und Bergbau, Glauben und Aberglau ben, Prinz Eugen mit den Marchfeld schlÖssem

als Bauherr, Rackève auf der Donauinsel Csepel bei Budapest, das Wiener Stadtpalais sowie das Belvedere mit seinen Gartenpalästen und dem Park. Ausstellungen In Wien Das Mäzenatentum des Prinzen Eugen erschöpfte sich nicht in seinen Aufträ gen als Bauherr; er hatte auch eine be merkenswerte Gemälde- und Kupfer stich-,Karten-und Büchersammlung. In Ergänzung zu der Ausstellung ln , Schloßhof und Niedorwelden sollte sich ' niemand den Besuch der Wiener Paläste des Prinzen Eugen entgehen lassen

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Seite 20 von 32
Datum: 30.09.1972
Umfang: 32
Er Uat 28.000 Türken erschlagen Vor 275 Jahren rettete Prinz Eugen das Abendland — Die Schlacht bei Zenta Männer machen Geschichte! Von Frankreichs „Sonnenkönig" Lud wig XIV. ist bekannt, daß er seine gewinnende äußere Erscheinung mit einem instinktsicheren Gefühl verband für die Auswahl der Vollzieher seiner absoluten Herrscherprinzipien, die in dem umstrittenen Wort gipfel ten: „L'etat c’est moi.“ Aber für seine von einer Folge von Kriegen gekennzeichneten Regierungszeit

sollte es eine Katastrophe werden, daß er versuchte, den jungen Prinzen Eugen, Sohn des Grafen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan und von Soissons und seiner Gemahlin Olympia,- einer Nichte des allmächtigen Kardinals Mazarin, für den geistlichen Stand zu bestimmen. Der Prinz dagegen wählte eine andere Karriere. Den kleinen, zarten und häßlichen Prinzen Eugen aber zog es mit aller Macht zum Militärdienst. Als König Ludwig das Gesuch des 20jährigen Savoyers um eine Offizicrsstelle mit Hohn zurückwies, trat dieser kurz ent

schlossen an Habsburg heran und wurde 16S3 sofort Offizier in der Reiterei des Markgrafen Ludwig von Baden. Es war ein historischer Augenblick. Frankreich verlor den Mann, der Österreich zur militärischen Großmacht machen, Euro pa von der Türkengefahr befreien und die Kriege Ludwigs XIV. gegen halb Europa ins magere Patt drängen sollte. Zu Beginn seines kometenhaften Auf stiegs auf der militärischen Stufenleiter wurde Prinz Eugen sofort ins Schlacht getümmel geworfen und am 7. Juli 1683

unter den zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen 35.000 Mann Ludwigs von Baden in Ungarn in ein Gefecht ver wickelt, in dem sein älterer Bruder eine tödliche Verwundung erlitt. Am 14. Sep tember gelang dann dem österreichi schen Heerführer Prinz Karl von Loth ringen zusammen mit dem polnischen König Sobieski und dem Reichsheer die ruhmreiche Entsetzung von Wien. Bei der Niederlage der Türken war Prinz Eugen einer der ersten, der mit seinen Dragonern mitten durch die tür kischen Krummsäbel hindurch ans um strittene

jetzt als große' Feld herrn kennt.“ Nach der Erstürmung Ofens (1687) wurde Prinz Eugen Feldmarschall-Leut nant. Er war erst 25 Jahre alt, als er 1688 bei der Erstürmung Belgrads zu sammen mit Kurfürst Max li. Emanuel von Bayern in die Bresche sprang. Ein längeres Zwischenspiel führte Prinz Eugen für einige Jahre in die west europäischen Händel, bis er — 34 Jahre alt — 1697 wieder in den bedrängten Osten des Reiches berufen wurde. Hier waren die Türken mit massierter Heercs- gewalt im Vormarsch gegen ein hoff

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Seite 18 von 28
Datum: 11.02.1978
Umfang: 28
Schiller besuchte Gesamtschule Der Herzog von Württemberg hatte den neuen Typus geschaffen Als eine Vorläuferin der modernen Gesamtschulen darf — obgleich da mals von allgemeiner Chancengleichheit noch keine Rede war — die histo rische Karlsseliule in Stuttgart gelten. Denn sic führte von der Grund schule bis cur Universität. Zu ihren Schülern gehörte von 1773 bis 1780 Friedrich Schiller. Gegründet wurde sie von Herzog Karl Eugen von Würt temberg. der vor 250 Jahren — am 11. Februar 1728

lahrcn folgte Karl Eugen seinem Vater Karl Alexander, der 1737 starb, auf den Thron. Vom 13. bis 16. Lebensjahr lebte Karl Eugen am Hofe Friedrichs des Großen. Das hin derte ihn nicht daran, während des Sie benjährigen Krieges wiirttcmhergisehc Truppen für die Franzosen zum Kampf gegen den Alten Fritz zu stellen. Schon mit 17 lahrcn wurde er für mündig erklärt, so daß er die Thronfolge ati- treten konnte. Reif dafür war er aber offensichtlich noch nicht. Verschwen dungssucht und Zwangsrekrutierung

ver schärften den Konflikt mit den Land ständen. Der Bau der Schlösser Lud wigsburg. Solitudc und Hohenheim ver schlang erhebliche Summen, die Kurl Eugen durch willkürlich erhohene Steu ern zu decken suchte. Erst durch den ..Erbvcrglcich“ von 1770 wurde der Streit um das Uestcucrungsreeht beige- lcgt. Bald darauf trat auch in seinem per sönlichen Leben ein Wandel ein. Nach dem Tode seiner ersten Frau Elisabeth von Bayreuth, die sich 1756 von ihm getrennt hatte, wählte er 1771 Franzis

ber 1795 starb. Die Karlsschule gründete Herzog Karl Eugen 1770 als „militärische Pflanzen schule“ auf Schloß Solilude. 1775 wur de sie zu einer „Herzoglichen Militär akademie“ erweitert, mit der 1761 ge stifteten „Académie des Arts“ ver schmolzen und 1775 nach Stuttgart ver legt. Kaiser loseph II. erhob sie 1781 zur Universität. Sic umfaßte sechs Fa kultäten (aber keine theologische). Her zog Karl Eugen kümmerte sich sehr um den Ausbau seiner Karlsseliule. doch sein Nachfolger, sein Bruder Ludwig

Eugen, zeigte weniger Interesse und gab die Lehranstalt 1794 auf. An der Karlsseliule herrschte strenge Disziplin, und sie vermittelte ein fun diertes Wissen, wobei auch die Litera tur zu ihrem Recht kam. So Ins der ragende schauspielerische Leistung. Ka rin Zwerger. das erste Mal so richtig nuf der Bühne, bringt eine sehr sympathische Marianne. Selbst die kleineren Rollen waren mit Frieda Oberhofer. Kuno Zwerger und Christa Maffei recht gut besetzt. Ein besonderes Lob verdient

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Seite 10 von 12
Datum: 06.09.1956
Umfang: 12
das Feld. Mit Mühe hielten sich die Truppen Oesterreichs am Ausgang des tirolischen Etsch tales und im Nordostwinkel Italiens fest. Der berühmte Alpcnlibergang des Prinzen Eugen von Savoyen über die Trlcntlner Berge im SUdosten Alttirols lm Jahre 1701 hatte keine großen Folgen gehabt. Wohl hatte Herzog Viktor Amadeus von Savoyen, von nun an der besondere Schützling der Seemächte Eng land und Holland, lm Jahre 1703 Frankreich den Krieg erklärt. Das offene Land von Sa voyen und Piemont wurde bald

nur unerfahrene oder unfähige Generale die bour- bonischen Truppen ln der Lombardei und vor Turin. Auf der anderen Seite hatte Prinz Eugen von Savoyen den Oberbefehl und sel ten hat er sein Feldhcrrcngenle so klar ge zeigt wie damals. Er kümmerte sich nicht mehr um alle damals geltenden Regeln der langsamen Ermattungsstrategie. Kaiser Jo sef I. hatte ihm Vollmacht gegeben, nudi Außergewöhnliches zu wagen. So umging er die bourbonischen Truppen u. a. am Südrand Alttirols und stürmte In der ärgsten Sommer hitze

südlich vom Po vom Osten nach Westen durch Oberitalien. Die deutschen Truppen haben an schnellen Märschen und an Strapa zen das Größte vollbracht. Die bourbonischen Generale rechneten nicht mit dieser Schnel ligkeit. Sie kamen immer zu spät, wenn sie irgend eine schwierige Stelle sperren wollten. Ein Nebenfluß de3 Po nach dem anderen konnte von Eugen ungehindert überschritten werden. Die gefährlichen Stelle von Stradolla und Voghera fand man unbesetzt. Blick von der Supcrga Am 2. September 1706 stand

Prinz Eugen mit 30.000 Mann In der Nähe von Turin. Er vereinigte seine Truppen mit den wenigen, die Herzog Viktor Amadeus noch hatte. Von den Gcbirgshöhen lm Osten von Turin, wo heute die berühmte Superga steht, musterten die beiden Vettern, Eugen und Viktor Ama deus von Savoyen das französische Heer, dns die Stadt belagerte. Am 7. September stießen sie zu. Feuiliade beging denselben Fehler wie Kara Mustafa 1683 vor Wien. Er gab nicht vorübergehend die Belagerung auf; er mas sierte

nicht seine sämtlichen Truppen und trachtete nicht, mit weit überlegener Zahl das Entsatzheer zu vernichten oder mindestens zu verjagen. Wurde man von der entsetzenden Armee besiegt-dann durfte man auf die Ein nahme der Festung ohnehin nicht mehr rech nen. Warf man aber das Entsatzheer nieder, dann fiel dem Sieger die Festung wie eine reife Frucht zu Füßen. Feuiliade ließ das Be- lagcrungshccr vor Turin stehen und so konnte sich nur ein Teil der bourbonischen Truppen gegen das Entsatzheer unter Eugen von Sa voyen

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Seite 23 von 44
Datum: 19.04.1986
Umfang: 44
Prinz Eugen, der edle Ritter Er starb vor 250 Jahren / Ebenso großer Heerführer wie Gelehrter „Um halb neun Nachsicht, Prinz Eugen von Sauoy, der sidter 1683 in meines Hauses Dienst, im Feldt sidter 97 in Comando Actionen gross Dienst gethan, 1703 Kriegspräsident wordten, mir sidter 1711 in allem dient, ihn Bett todt gefundten tuórdten nach tanger Krankheit. Gott sey der Seel gnädig. In sein 73. Jahr." S p notierte Kaiser Karl VI. in seinem Tagebuch am 21. April 1736. „Weiser Ratgeber dreier

Kaiser" — Leopold I., Joseph I., Karl VI. — und „Ruhmreicher Sieger Ober Österreichs Feinde“ steht auf seinem Reiterdenkmal auf dem Heldenplatz vor der Hofburg in Wien. Friedrich II. von Preußen nannte ihn „Atlas der österreichischen Mon archie“. Geboren wurde Prinz Eugen am 18. Oktober 1663 als jüngster Sohn des Prin zen Eugen Moritz aus dem Herzogsge schlecht von Savoyen-Carignan und der aus sizilianischem Geschlecht stammen den Olympia Mancini, einer Nichte des aus den Abruzzen stammenden französi

schen Staatsmannes Jules Kardinal Ma- zarin (eigentlich Giulio Mazzarini). Y°m französischen König wegen sei ner Unansehnlichkeit abgewiesen, flüchtete Eugen zu Kaiser Leopold nach Passau, der ihn in die kaiserliche Armee aufhahm. Er nahm teil an der siegrei chen Entsatzschlacht von Wien am 12. September 1683, entschied 1687 die Schlacht bei Mohäcs, wurde 1693 Reichsfeldmarschall und erhielt 1696 den Oberbefehl, errang den großen Sieg bei Zcnta 1697 und den Gipfel seines Ruhms als im Volkslied

besungener „Prinz Eugen, der edle Ritter“ mit dem Sieg von Belgrad 1717. Er ist vor allem als Türkensieger in die Geschichte eingegangen. Er hat seine strategische Kunst aber nicht weniger im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 bis 1714 gezeigt—mit seinem ebenso genia len wie kühnen Obergang über die Les- sinischen Alpen Und Siegen bei Carpi und Chiari, mit der Gefangennahme des Marschalis Villeroy in Oberitalien, mit dem Sieg bei Höchstädt 1704, dem Ent satz von Turin 1706, den Siegen von Ou- denaarde 1708

und Malptaquet 1709. Es folgte 1714 der Frieden von Baden und Rastatt und im Osten'1718 jener von Passarowitz/Poiarevac. Eugen war nicht allein der größte Feldherr seiner Zeit, Ratgeber und Ver trauter dreier Kaiser mit staatsmänni- schem Scharfblick, er war auch Freund der Kunst und Wissenschaft. Er sammel te leidenschaftlich Kunstwerke und Bü cher und erwarb eine auserlesene Biblio thek, so gab er während des Kampfes um Belgrad aus dem Feldlager von Semlin/ Zemun 1717 den Auftrag, die ln Augs burg zum Kauf

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