„Es kann sein', sagte kopfnickend der-alte Lange', der Mensch ist eben nur ein Gewohnheitsthier .' Einen Tag nach jenem Gespräche trat Otto Lange, mein Zeichner, mit vorgelegter Miene bei mir ein. „Nun, was bringen Sie mir Schönes, Herr Lange?' „Eigentlich — das heißt', stammelte er, „bringe ich nichts — sondern ich ' „Sondern — Sie wollen etwas, nicht wahr? Na, ich will Ihnen sagen, was Sie wollen! Uebermorgen ist das erste Weihnachtsfest und Sie möchten da irgend einer ge wissen „Jemand
von Wohnungsmiethe, Gerichtskosten und zum Kau fen unbedingt nothwendiger Dinge bestimmt und berechnet. „Wie aber nun den Versatzzettel erlangen?' so fragte sich Otto, ohne daß es auf fällt?' Vater trägt ihn im Portemonnaie, da heißt es recht behutsam und vorsichtig sein, denn das Portemonnai steckt, während der Vater schläft, meist unter seinem Kopf kissen.' Pah', sagte er schließlich, „wenn ich auch sonst durchaus kein Talent zum Spitzbuben habe, es wird schon gehen, vermissen wird er den Zettel nicht gleich
.' Am nächsten Tag, es war der 24. Dezember, stand Otto schon sehr zeitig auf, zog sich bis auf die Stiefel an und schlich dann-in den Socken in das Schlafzimmer seines Vaters. Klopfenden Herzens, als wollte er eine böse That begehen, näherte er sich dem Bette, mit zurückgehaltenem Athem griff er behutsam unter das Kopfkissen seines fest schlafenden Vaters - und — richtig —■ da fühlte er das Portemonnaie und zog dasselbe vorsichtig hervor. Schnell öffnete er es, in einem Extrafache fand er den gesuchten
und hier, zum Abschied, hier -nimm das!' und mit der ganzen Wucht seiner Rechten gab er dem unglücklichen Sohne einen Schlag in's Gesicht, daß Nase und Mund bluteten. Im Nu war die ganze Familie auf. Kaum wußten sie noch, was geschehen war. Otto wischte sein , Gesicht mit einem Taschentuche, kein Laut kam über seine Lippen. Dann stürzte er aus der Stube — „Adieu, Mutier! Adieu, Geschwister!' Die Mutter wollte ihn zurückhalten, aber er war bereits hinuntergerast, auf die Straße, um die Ecke, fort — fort. Tiefe Trauer