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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 12
Datum: 21.08.1897
Umfang: 12
er sich jetzt dem Bctt seiner Gattin. Luise saß am Kopfende desselben. „Habe ich nicht immer gesagt, dass sie von himmlischer Güte sein muss,' flüsterte Mary. „Es ist wahr, Frauchen,' entgegnete Gerhard ernst. „Doch der Arzt hat Dir geboten. Dich ruhig zu verhalten.' Mary nickte und zog die Rechte des Gatten an ihre Lippen und drückte einen langen Knss auf dieselbe. „Aber Fräulein Waldern muss auch fernerhin bei mir bleiben; bitte sie darum. Lieber.' „Ich bleibe gern,' sagte Luise schnell. Stundenlang saß

sie dann regungslos an dem Lager der Patientin. So war es Abend geworden. Die Zofe hatte längst die verschleierte, von der Decke des Gemaches herabhängende Ampel angezündet, als Marys Augen sich endlich wieder öffneten. Es lag jetzt ein seltsamer Glanz in denselben. „Wie fühlen Sie sich jetzt, theure Frau.' sagte Luise mild; „ich sende zu», Arzt, falls sich Ihr Zustand verschlimmern sollte.' „Zum Arzt? — nicht doch; ich wünsche nur meinen Gatten herbei —' Den leuchtenden Blick nur in das Gesicht des Mädchens

haben würde und ich — nicht die kleine hässliche Mary Gerding gewesen, sondern eine schöne Frau.' Sie unterbrach ihre Rede. Die Thür hatte sich in diesem Augenblick geräuschlos gcöfsuet und Gerhard Türmer trat zu den Damen. Nachdem er Luise mit einer achtungsvollen Verbeugung begrüßt, neigte er sich über seine Frau und berührte die Stirn derselben mit den bärtigen Lippen. Dann erkundigte er sich theilnehmend nach ihrem Befinden. Als diese aber niit ihrem wundersamen Lächeln erklärte, dass eS ihr gut gienge, warf

er — 81 — „Das ist mir lieb,' entgegnete der Arzt. Der Alte nannte nun Namen und Stand der Verunglückten. „Allmächtiger!' rang eS sich jetzt jedoch über die Lippen Luisens. Soeben hatte der Doctor eine vorbeifahrende Droschke zum Halten nöthigen lassen. Nun wendete sich der junge Arzt an Luise und sagte bittend: „Nicht wahr, gnädiges Fräulein, Sie leisten mir bei der Ueberführung der Patientin Beistand?' „Nein, nein, nein, nein!' hätte sie ausrufe» mögen. Aber ein Blick in das leidcuSvolle Gesicht der Verunglückten

genügte, ihr eine ganz andere Antwort auf die Lippen zu legen. In der That erklärte sie sich nun, wenn auch mit merklich bebender Stimme, dazu bereit — mit dem Arzte zusam men — die arme Frau, welche die Gattin des EisenbahndirectorS Türmer war, in das HauS ihres Gemahls zu geleite». Es war wirklick die Gemahl!» Gerhard Türmers, welche hilfsbereite Hände null auf den Polstern des Mietwagens betteten — wirklich sie, die Luise dann, das Herz voll unsäglichen Mitleids, mit ihren Armen stützte. Bald hielt

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 24.08.1897
Umfang: 8
. Auch in d:n übrigen Fractionen der Gemeinde Canal San Bvvo wurden feierlicher Gottesdienst gehalten. — 36 — Stimme. „Ich bitte Dich, Luise,' setzte er darnach hinzu, „gehe nicht eher, als bis Du der armen Mary die letzte Ehre erwiesen. Denn —' Er ließ den Satz unbeendet, weil Luise mit bezeichnender Geste nach der Thüre deutete, hinter welcher die Verstorbene lag. — Dann sagte sie leise: „Ich werde thun, wie Du es wünschest und wozu auch mein eigenes Herz mich drängt. Doch nun leb wohl, Gerhard!' — „Leb

wohl,' flüsterte er, ihr die Hand reichend. Noch einmal trafen die Blicke der langgetrennten Menschen sich, dann verließ Luise das Haus. Bleich und thränengefüllten Auges trat sie bald in Lottes Wohn zimmer. „Aber Lnising um des Himmelswillen, wo in aller Welt hast Du so lange gesteckt?' rief ihr die kleine Räthin schon von weitem entgegen. Wie betroffen aber war diese dann, als ihr die Freundin mit fliegendem Athem erzählte, was sie erlebt. Eine Weile blickte die junge Frau Luise starren AugeS

zu harren, nach dessen Verlauf Dich der Geliebt? Deiner Jugend heimführen wird —.' „O, Du — Du!' hauchte Luise, aber sie widersprach nicht. Während der Tage, die zwischen dem Ableben Frau Mary Turniers und der Stunde lagen, in welcher sie zu Grabe getragen wurde, hatte Luise Gerhard mit keinem Blick wiedergesehen. Er wie sie fühlte, dass die Rück sichtnahme auf die Dahingeschiedene ein derartiges Meiden verlangte. Erst auf dem Friedhof stand sich das Paar erneuert gegenüber

sich die Trennung dieser vielgeprüften Men<- -- 37 — schen ohne ein letztes Wort herzlichen Verabschiedens. Schon eine Stunde später aber fuhr Luise an LottenS Seite nach dem Bahnhof, um die oft besprochene Heimreise anzutreten. Kaum war das Gepäck besorgt, als auch der Ruf des Beaniten ertönte, welcher die Freundinnen nöthigte, nach dem schon bereit stehenden Zuge zu eilen. „Leb' wohl Theuerste! Und Dank, tausend Dank für jede Freund lichkeit, die ich in Deinem gastlichen Hause empfangen,' rief Luise darauf

, tausendmal willkommen!' rief der stattliche junge Mann der Heimkehrenden schon von weitem entgegen. Dann eilte er mit großeu Schritten auf sie zu und umschlang sie mit seinen Armen. Nachdem sich die Geschwister darauf genügend geherzt nnd geküsst hatten, fragte Luise: „Aber wie kommst Dn schon jetzt nach Z., Lieber?' „Ich hatte mir früheres AuStreten aus meiner bisherigen Stellung erbeten, nachdem Du mir mitgetheilt, dass Du meinem Plane zustimmst — das heißt — bereit bist mit mir zusammen

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 26.08.1897
Umfang: 8
natürlich nicht daran, ^?ie selbst in das HauS ziehen zu wolleu, denn da würde mich Bruno schön anschauen. Dagegen wage ich, an Sie das Ansuchen zu stellen, mir zu lieb nach dem nayen S. zu reisen; dort befindet sich nämlich ein StellenvermittlungSgeschäst, in welchem Sie mir eine passende Persönlichkeit aussuchen könnten.' „DaS will ich natürlich auch von Herzen gern thun', entgegnete Luise, worauf Herr Bergmann sie mit den Ansprüchen bekannt machte, welche er an seine künftige Empfangsdame zu stellen

gedächte. Inzwischen hatte Frau Harten auf blitzblank geputzter Wiessingplatte den Kasse in das Zimmer gebracht und vor die junge Herrin und deren Gast gestellt. Mit liebenswürdiger Gewandtheit machte Luise nun die Wirtin und Bergmann ließ es sich Wohlsein in ihrer Nähe. q» Trotzdem das Wetter sich plötzlich recht ungünstig gestaltete, hatte Luise doch schon am nächsten Tage die versprochene Fahrt nach S. angetreten. Nachdem sie in wenigen Stunden die Stadt erreicht, ließ

sie sich nach einem — 89 — Dann reichte sie mit zitternden Händen der schnell ans dem Wagen Gesprungenen das grüne Angebinde dar. Der kleine Vorgang aber hatte trotz seiner Schlichtheit etwas so Ergreifendes, dass Luise sich nicht zu halten vermochte. Ohne sich daraus zu besinnen, dass sie möglicherweise ihrem Stande etwas vergab, schlang die Heimkehrende jäh die Arme um den Hals der alten Frau und cntgegnete: „Dank — Dank, meine gute, liebe Harten!' Und das blasse Gesicht der Greisin tätschelnd, setzte sie hinzu: „Gott, wie freue

ich mich, dass ich wieder hier bin!' „Ja, ja, Fräulein — eS ist überall gut', murmelte die Alle unter mühsam verhaltener Rührseligkeit — „daheim aber bleibt es doch immer am besten.' Luise nickte. Unwillkürlich jedoch dachte sie in diesem Augenblicke daran, dass sie nach Jahresfrist auch an der Seite Gerhard Türmers daheim sein würde. Ein liebes Lächeln verklärte dabei ihr holdes Gesicht. Dann eilte sie schnell durch das Gärtchen uud die Stufen zum Flur hinauf, in dem sie der «Schwesternliebe Altäre gebaut

. Gleich darauf stand die schlanke Mädchen- gestalt in dem kleinen Wohngemach. Bruno nahm der Schwester jedoch Hut uud Mantel ab und führte sie zum Sopha. Vor ihm war der Theetifch angerichtet und durch Töpfe blühender Blumen geschmückt. Mit einem tiesen Athemzug ließ sich Luise in die harten Polster fallen. Während sie nun aber die duftende Labe in die kleinen altmodischen TäsSchen schenkte, hatte Frau Harten das Gepäck ihrer Herrin an Ort und Stelle tragen lassen. Nun trat sie jedoch mit einem Teller

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 22.12.1903
Umfang: 8
ich dieses frenndliche Heim wieder verlassen werde.' Luise lächelte. Und als der Akademiker gleich darauf das Gespräch iu andere Bahnen lenkte, als er mit aufrichtiger Teil nahme die Blumenzucht ihrer Mutter rühmte und vou dieser auf feiue Heimat zu sprechen kam, an welche ihn merkwürdiger weise der bescheidene Garten Madame Heins auf das leb hafteste erinnerte, da hatte das junge Mädchen anch den letzten Rest ihrer Schüchternheit überwunden. Es währte nicht lange, so plauderte sie mit dem Mietsherrn ihrer Mutter

in einem Ton uud eiuer Weise, als hätte sie sich schon hnndertmal mit ihn» unterhalten — als wäre er ein alter Freund der kleinen Familie. Darüber stand die Zeit natürlich nicht still. Aber Luise vergaß, daß das halbe Stündchen lange verflossen, welches Mama stets für ihr Mittagsschläfchen in Anspruch nahm. So kam es denn, daß sie mit jähem Schreckensrnf in die Höhe fuhr, als plötzlich in der offenen Haustür die schlanke, immer noch zierliche Gestalt Fran Heins sichtbar lvnrde. Gleich daranf näherte

, daß er jedem angenehm fein mußte. Trotzdem hatte Frau Hein doch mit den Achseln Heznckt, als Luise sie gefragt, wie ihr denn Herr Ärndt gefiele. Wär auch eigensinnig bei dem Entschlüsse geblieben/ ihrem Mieter uutcr allen Umständen die Zimmer wieder zn kündigend Luise war damit durchaus nicht mehr einverstanden. Sie zeigte ja bereits die lebhafteste Teiluahme für den stattlichen Akademiker. Trotzdem hatte sie ihn bisher auch nur gehen und kommen gesehen, ohne ihm irgend welche Gelegenheit ge geben zn haben, mehr

als ein Wort des' Grußes all sie richten zu können. Bis —! Es war am 28. Jkli in der Mittagsstunde. Frau Hein hatte sich, wie alltäglich, zn ihren» Mittagsschläfchen nieder gelegt und Luise allein im Wohnzimmer zurückgelassen, als Lotte mit der Meldung in das Gemach trat, das; ein Neines Mädchen im Garten sei, welches Stachelbeeren zu kaufeil wüusche. „Ich bin aber gerade bei der Wäsche, Fräulein,' setzte sie bittend hinzu, „möchten Sie da wohl so gütig sein, die Beeren zn Pflücken?' „Warum

denn nicht,' erwiderte Luise nnd war in» Nu bei der kleinen Käuferin. Bald hockte d^e schlanke Mädchen-- gestalt denn auch vor einem mächtigen, mit großen, rotglühen de» Beeren fast überreich bedeckten Stachelbeerstrauch und pflückte von dem reichen Segen in das Quartmaß, welches Lotte ihr mitgegeben. Die kleine Käuferin half ihr dabei, wobei frei lich manch eine der köstlichen Früchte in den» winzigen Münd chen verschwand, jvozn es Luise auch nicht an Anfmunterungen fehlen ließ. Schnell war trotzdem der blecher

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 07.08.1897
Umfang: 10
ist wieder mit — 60 — Die Stimme des Herrn Wild unterbrach hier das Gespräch der beiden. Einen jungen, stattlichen Mann am Arm, sagte er nun, nur zu Luise gewendet: „Sie erlauben wohl, gnädiges Fräulein, dass ich Ihnen meinen Neffen vorstelle: Doctor der Medicin Alfred Wild. Der gute Junge ist nur heut ebenso unversehen wie Freund Turnier ins HanS geschneit!' Und jetzt auf Luise deutend, sagte rr rasch: Fräulein Luise Waldern — Steuer raths Lnising,' fuhr er mit komischer Betonung fort, „von der uns die kleine Räthin schon

und eS gehörte wenig Menschenkenntnis dazu, um ihnen anzusehen, dass sie Gefallen an einander fanden. Als Luise nach dem Frühstück an Lotte die Frage richtete: „Da ent spinnt sich wohl etwas für die Zukunft?' zuckte die junge Frau nur die Achseln. Wie Luise dann jedoch hinzusetzte: „Aber warum denn nicht, Lotting? Schon dein Aeußern nach Passen die beiden ja so gut zusammen,' entgegnete die kleine Rathin: „Irma ist arm wie eine Kirchenmaus. Und was soll der junge Mediciner wohl mit so einer Unnöthigen

er dabei ganz zu guterletzt. Niemand achtete dar auf, dass das Auge des Mannes nun einen kurzen, forschenden Blick in das Gesicht des jungen Mädchens warf und dieses dabei die Farbe wechselte. „Der Tag ist heute wirklich zu einem vollendeten Freudentag für mich geworden,' sagte Wild dann, während sich der Wagen wieder in Bewegung setzte und er neben demselben herritt. „Noch vor meinem Kaffeestündchen überraschte mich Freund Türmer,' setzte er hinzu, einen scheuen Seitenblick auf Luise werfend

hatte Luise Wäldern die unerwartete Kunde vernommen. Nur mit Mühe vermochte sie dabei einen SchreckenSrns zu unterdrücken. Ihr ganzes Seelenleben gerieth ja in Erregung bei der Vorstellung, dem Manne unter die Augen treten zu sollen, welchem ihre Jugendliebe gegolten und der ihr noch immer theuer war. Wie sehr, wie innig — das empsand sie erst jetzt. Gerade deshalb aber dünkte eS ihr so fürchterlich, dass sie diesem unerwarteten Wiedersehen nicht entgehen konnte. Er war der Gatte

einer andern — und sie liebte ihn noch immer! Der Gedanke machte sie schaudern. Und sie hätte laut aufschreien mögen. Da fühlte sie, wie Lottes warme Finger um ihre Richte sich schlangen. Nur einen Augenblick trafen sie die Blicke der jungen Frau; die Warnung, welche sie aber damit erhielt, fiel auf keinen unfruchtbaren Boden. Mit Aufgebot ihrer ganzen Kraft bezwäng sich Luise. Nun Steurrrath< Luise. Iv

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 29.07.1897
Umfang: 8
, Tuchlauben S, und die Durchsicht ihrer illu strierten Preisliste, die auf Wunsch gratis verschickt wird. — 42 — das Schicksal auch sonst noch gebracht und hier in Folgendem erzählt wer den soll. Eigentlich hatte Lottes Hochzeitstag einen Abschluss im Leben Luise WaldernS beendet. Die Zeit jugendlichen SchwärmenS lag hinter ihr und mit den Tagen, die nun begannen, kamen die Jahre des Ringens und Strebens. Sie hatte dieselben freilich selbst heraufbeschworen, denn eines Morgens trat sie mit entschlossener

Miene in das Wohnzimmer zu ihrer hochverehrten Mutter, und die Arme sanft um die Gestalt der edlen Frau schlingend, flüsterte sie: „Mama, ich ertrage das Leben nicht mehr so wie es jetzt ist. Ich fürchte, meine Erinnerungen bringen mich noch um den Verstand.' Die lieben Augen in dem sanften Frauengesicht hoben sich. Aber die Stenerräthin schaute nicht befremdet zu dem theuren Kinde auf, sondern nickte Luise thcilnehmend zu. „Du hast zu wenig Beschäftigung', erwiderte sie dann, „wenigstens zu wenig

desselben TageS wurde dem Papa die Sache vor getragen. Freilich zeigte sich derselbe anfangs ein wenig erstaunt, meinte auch: „So lange er lebe, hätte seine Tochter nicht nöthig, für Geld Leuten dienstbar zu werden.' Bitten und schmeicheln brachten den freundlichen alten Herrn aber bald dazu, sich in die Wünsche seines Töchterchens zu fügen. Nun war er es aber auch, der selbst eine Zeitungsanzeige aussetzte, in welcher sich Luise zum ertheilen von Unterricht erbot. Bruno uud Georg, die beiden jüngeren Brüder

des Mädchens, giengen mit derselben sofort in die Annoncenexpedition deS Stadtblattes. Welche Wohlthat der Stenerrath mit seiner Erlaubnis nicht bloß Luise, sondern auch und dies vor allem den Söhnen erwies, ahnte er jedoch damals kaum. Er wusste ja nicht, wie schnell sich sein und der theuren Gattin Leben abwärts senken sollte, und dass Luise es sein würde, welche die weitere Ausbildung der Knaben durchzuführen vermochte. Aber schon in — 43 — dem Jahr, in welchem der ruhmvolle Krieg mit Frankreich beendet

, der ge rade aus Z. unverhältnismäßig viele Opfer an frischen, jungen Leben forderte, brach in der kleinen Stadt eine Epidemie ans. Der Würgengel Typhus verbreitete darin Angst und Sorge. Fast der zwanzigste Theil der ganzen Einwohnerschaft musste seiner grausen Macht erliegen. Unter den vielen heimwärts Gerufenen befand sich auch das Ehepaar Waldern. Damals schützte Luise ihre beiden Brüder vor dem Schicksal, zu dem ersten besten untergegangenen Handwerker in die Lehre gegeben zu werden. Noch die Thränen

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 10.08.1897
Umfang: 8
, ich könnte es nach dieser Stunde Mary entgelten lassen, dass ich im Grunde genommen ein unglücklicher Mensch bin. Unterbrechen Sie mich nicht, wenn ich bitten darf. Was ich sagen will, sage ich doch. Denn Sie müssen es ja erfahren, dass ich meinem Weibe Treue zu halten gewillt bin, sonst kommeu wir zu keiner gegen seitigen Aussprache. Ja, ja, Sie können niir ruhig einen freundlichen Blick gönnen, ohne sich als Ehevernichterin zu fühlen, Luise: Ich denke nicht daran, mich dieses Wiedersehens halber von meinem Weibe zu trennen

. Ich darf nicht daran denken, wenn ich nicht zum Mörder an einem Wesen werden will, dessen einziger Fehler eS ist, falls Sie von feiner äußerlichen Reiz losigkeit absehen wollen, dass es mich zu leidenschaftlich liebt.' „Dann dürfen Sie sich aber auch nicht einen unglücklichen Menschen nennen, Gerhard', flüsterte Luise. ES war ihr schwer geworden, ihn in der alten vertraulichen Weise anzureden. Und doch schien sie ihm damit eine so große Freude zu bereiten. Wenigstens zuckte es wie Sonnenschein

über sein ernstes charaktervolles Ge sicht und die Hand des Mannes streckte sich nach der ihren aus. Nur eine kurze Spanne Zeit lagen ihre Finger dann in der feinen. Aber Luise nannte diesen Augenblick innerlich doch „den glücklichsten' in dem langen Jahrzehnt, welches sie. von Gerhard getrennt, verlebt. Gleich darauf aber durchschauerte eS ihre Seele, dass sie vielleicht eine Sünde begehe, wenn sie so fühle. Und rasch, mit einer fast heftigen Bewegung, entriss sie ihm ihre Hand wieder. „ES darf

: „Ich bin durch Wild — den ich für — SteuerrathS Luising in Z. zu interessieren gemusst, auf dem Laufenden erhalten worden. Das heißt, ich kenne ihre Lebensschicksale, Luise. Ebenso wie ich weiß, dass Sie jetzt auf dem Punkt stehen, sich einen neuen Erwerb zu suchen. O, wie gern möchte ich diese Sorge von Ihren Schultern nehmen. Aber darf ich es es denn überhaupt wagen —' „Nie — nie — nie!' unterbrach Luise ihn hier auch schon. Als sie sich aber erheben wollte, um einer Fortsetzung des Gespräches zu entfliehen

, drückte er sie mit sanfter Gewalt wieder auf den grünen Moosteppich nieder und sagte erst: „Ich weiß eS za, dass Sie so denken, Luise, ich bin deshalb auch weit entfernt davon, Ihnen meine Hilfe anzubieten. Arbeiten Sie auch ferner für das tägliche Brot, aber gestatten Sie mir wenigstens, Ihnen einen Rath zu ertheilen.' Und als sie mit leisem Kopfneigen hierzu ihre Einwilligung gegeben, begann er davon zu sprechen, dass sie vielleicht besser thnn würde, eine Pension für heranwachsende Töchter

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Der Bote für Tirol
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Seite 2 von 4
Datum: 03.06.1853
Umfang: 4
, weil über die voit ihm gestellte Anfrage erst bei einer nächstens abzuhaltenden sie: Mein Großvater hat es mir erzählt. Zu meiner Zeit befragte man die alten Lente. . . Der Vater meines Großvaters hatte den feierlichen Einzug des Herrn von Fenelon in Cambray gesehen .. . Man hat eS mir sehr oft wiedererzählt. Ich glaube, daß Tante Luise, wenn sie darüber nachgedacht hätte, nns von dem »Frieden der Damen' und dein Aufenthalte KarlS V. in Cambray hätte er zählen können; nnd das Gedächtniß des Herzens war ihr eben

sie sehr, aber ich fürchte, wir liebten sie kaum, weil wir sie nicht kann ten, nnd doch hätte dies einsam stehende Herz viel leicht die Liebe eines Kindes bedurft, nm sich zn er wärmen nnd zu erfreuen! Ohne Bande irdischer Zu neigung hatte Tante Luise wenigstens die Frömmig keit, welche Alles ersetzt, aber auch diese übte sie, wie ihre anderen Tugenden, geräuschlos. Um Morgen ging sie, was für Wetter es anch war, zur ersten Messe nach der Hanptkirche, ich glaube, daß sie dort oft zum Abendmahl ging, und ich glaube

, aber ohne daß Jemand ihre Leiden und ihre Klagen erfuhr. Obgleich sie das achtzigste Jahr erreicht hatte, er laubte ihr ihre Gesundheit doch noch auszugehen, sie wollte auch, obgleich sie sich leicht beklemmt fühlte, allein zur Prozession des GottesfesteS gehen, aber meine Mutter verließ sie nicht. Nach Hause zurück gekehrt, schien Tante Luise ermüdet zu sein und zog sich in ihr Zimmer zurück; wir sahen nach ihr zu wiederholten Malen und meine Mntter bezeigte einige Unrnhe. Am Abend bat uuS Taute Luise

, uns zurückzu ziehen; sie fühle sich ruhig, sagte sie, und zum Schla fen geneigt. Ich umarmte sie; sie machte das Zeichen des Kreuzes auf meine Stirn und sagte: „Schlaf' wohl, Anialie!' und wir zogen uns zurück. Am andern Morgen stand Tante Luise nicht auf, um «euu Uhr hatte sie noch nicht geschellt; mein Vater und meine Mutter sahen sich unruhig an, endlich sagte meine Mntter: „Ich will hinanfgchen, mein Lieber.' Und sie stieg die Treppe hinauf. Mein Vater ging hinter ihr her, und ich weiß

ansah. Er trat vor, neigte sich auf daS Bett nnd sagte mit einer Stimme, welche mit in's Herz drang: »Unsere gute Tante Luise ist nicht mehr . . .' uud indem er diese Worte sagte, erhob er den Vorhang. Ich sah Tante Luise rnhig liegen mit geschlossenen Augen, in den gefallenen Händen hielt sie den Rosen kranz, mit welchem sie eingeschlafen war. S»e war nicht bleicher als gewöhnlich, aber ihre Zuge hatten etwas Strenges und Hartes, welchrS ich noch nicht kannte. . . Dieses Etwas war der Tod — Luise

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 05.08.1897
Umfang: 10
: „Nun natürlich, Lnising!' begann sie lebhast: „Ich finde, dass Dein Mann nur gut zu machen sucht, was Du — in arger Voreingenommenheit sündigst. Liebste!' Mit ernster Freundlichkeit suchte Luise danach zu beweise», dass Lotte sich irrte und sie anch j^tzt noch mit den Knaben den ersten Platz im Herzen des Gatten einnehme. Aber die junge Frau wollte ihr nicht glauben und wurde dabei so aufgeregt und maßlos, dass Luise kaun, imstande war, in ihr die harmlose Lotte Bergmann von ehemals wieder zu erkennen

. Da die ganze Unter redung überdies nur dazu gesührt hatte, dass die Freundinnen nahezu auf den Punkt gelangt waren, der sie mit einander veruneinigen musste, brach Luise dieselbe vorsichtig ab und gieng auch für die Zukunft einer Wieder holung derartiger Auseinandersetzungen mit aller Entschiedenheit auS dem Wege. Inzwischen hatte sich natürlich Tag an Tag gereiht und der Sonntag war gekommen, an dem die Breden'sche Familie „sammt und sonders' auf der Wild'schen Besitzung erscheinen sollte. Weil die Kinder

durch den Forst gieng, zu einer wahrhaft angenehmen. Zum erstenmale, seit Luise in S. weilte, zeigte sich Lotte heute endlich auch einmal andauernd wieder in der Heiterkeit ihrer Judend. Auch Breden war ein ganz anderer Mensch, ob infolge dieser Veränderung seiner Frau, blieb freilich dahingestellt. Immer hin war es Thatsache, dass eine gemüthliche Unterhaltung die kleine Reise» — 53 — Im großen und ganzen scheinst Du doch weit entfernt davon zu sein, die Erwerbsthätigkeit der Frauen am Platze zu finden

wieder die »uigebänUgte Heftigkeit dnrch seine Stimme — „bleibe ich nach wie vor auf das ALerentschiedenstc bei dem einmal gefasSlen Entschluss.' „Das heißt. Du leidest es nicht, dass Irma —' Er unterbrach sie: „Möchtest Du nicht die Güte habe», nnseren lieben Gast nicht gleich an, ersten Abend mit dergleichen AnSeinandersetzungen zu peinigen.' Es klang das so herrisch von seinen Lippen, dass Luise erschrocken zu- sammensuhr. — Wenn sie aber einen Auftritt befürchtete, so irrte sie; denn Breden gab

in seiner geschickten Weise den, Gespräch eine andere Wendung, und ehe Luise eö sich versah, uuterhielt man sich schon wieder von der Ver gangenheit. Sie wusste selbst nicht, wie eö da gekommen, dass nun plötzlich auch der Name Türmer von den Lippen des Rathes fiel nnd er dann rasch darauf sagte: „Der hat Glück gehabt! Ohne ein Streber zu sein, ist er doch aus- fallend rasch emporgestiegen. Es hat immer etwas für sich, gnädiges Fräu lein, der Gatte einer Millionärin zu fein. Schade nur, dass seine Frau

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Der Bote für Tirol
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Seite 7 von 10
Datum: 05.08.1897
Umfang: 10
: „Nun natürlich, Luising!' begann sie lebhaft: „Ich finde, dass Dein Mann nur gut zu machen sucht, was Du — in arger Voreingenommenheit sündigst. Liebste!' Mit ernster Freundlichkeit suchte Luise danach zu beweise», dass Lotte sich irrte und sie auch j^tzt noch mit den Knaben den ersten Platz im Herzen des Gatten einnehme. Aber die junge Frau wollte ihr nicht glauben und wurde dabei so aufgeregt und maßlos, dass Luise kaun» imstande war, in ihr die harmlose Lotte Bergmann von ehemals wieder zu erkennen

. Da die ganze Unter redung überdies nur dazu gesührt hatte, dass die Freundinnen nahezu auf den Punkt gelangt waren, der sie mit einander veruneinigen musste, brach Luise dieselbe vorsichtig ab und gieng auch für die Zukunft einer Wieder holung derartiger Auseinandersetzungen mit aller Entschiedenheit ans dem Wege. Inzwischen hatte sich natürlich Tag an Tag gereiht und der Sonntag war gekommen, an dem dir Breden'sche Familie „sammt und sonders' auf der Wild'schen Besitzung erscheinen sollte. Weil die Kinder

durch den Forst gieng, zu einer wahrhaft angenehmen. Zum erstenmale, seit Luise in S. weilte, zeigte sich Lotte heute endlich auch einmal andauernd wieder in der Heiterkeit ihrer Judend. Auch Breden war ein ganz anderer Mensch, ob infolge dieser Veränderung seiner Frau, blieb freilich dahingestellt. Immer hin war es Thatsache, dass eine gemüthliche Unterhaltung die kleine Reise» — 53 — Sin grc^en und ganzen scheinst Dn doch weit entfernt davon zu sein, die Erwerbsthätigkeit der Frauen am Platze zu finden

wieder die rugebänkigte Heftigkeit dnrch seine Stimme — „bleibe ich nach wie vor auf das Alierentschiedenste bei dem einmal gesasSten Entschluss.' „Das heißt, Du leidest eS nicht, dass Irma —' Er unterbrach -sie: „Möchtest Du nicht die Güte haben, unseren lieben Gast nicht gleich ani ersten Abend mit dergleichen Auseinandersetzungen zu peinigen.' Es klang das so herrisch von seinen Lippen, dass Luise erschrocken zu sammenfuhr. — Wenn sie aber einen Auftritt befürchtete, so irrte sie; denn Breden gab

in seiner geschickten Weise dem Gespräch eine andere Wmdnng, und ehe Luise eS sich versah, unterhielt man sich schon wieder von der Ver gangenheit. Sie wusste selbst nicht, wie es da gekommen, dass nun plötzlich auch der Name Türmer von den Lippen deS Rathes fiel und er dann rasch darauf sagte: „Der hat Glück gehabt! Ohne ein Streber zu sein, ist er doch aus fallend rasch emporgestiegen. Es hat immer etwas für sich, gnädiges Fräu lein, der Gatte einer Millionärin zu sein. Schade nur, dass seine Frau

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Der Bote für Tirol
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Seite 7 von 14
Datum: 24.12.1903
Umfang: 14
, wo es ihm uuu endlich wirklich gelungen, ein knrzes Zusammensein mit Luise zu erzwiugen, reifte auch sofort der Ent schluß iu ihm, keine zweite derartige Gelegenheit vorübergehen zn lassen, ohne der Erwählten seine Liebe zu erkläre«. Hatte er aber erst das Jawort der Tenren, so sand sich auch wohl das „Weitere', meinte er hossnungsfreudig. Deuu die Furcht der Mut ter gründete sich doch 'wohl nnr auf deu Gedanken, daß er sein Spiel mit dem Töchterchen treiben wollte. Ernsten Absichten gegenüber

würde sie sraglos andre Seiten aufziehen. War er doch der Sohn eines reichen, hochangesehenen Mannes nnd konnte als solcher seiner künftigen Gattin ein glänzendes Los bieten. Was nun aber Luise selbst aubetraf, so besaß er mit seine« vier«ndzwanzig Jahren doch genügende Kenntnisse des Francn- herze«s, «m zu wissen, daß er dem j««gen Mädchen keineswegs gleichgültig sei. — Während so u«ser Bruder Studio daranging, sich die Zu kunft iu den leuchtendsten Farben auszumalen, spielte sich im Wohnzimmer

des Vorstadthäuschens ei« we«iger erquicklicher Auf tritt ab. Ohne eiu Wort' zu spreche«, hatte Frau Hei« Luise bis über die Schwelle des gauz hübsch eingerichteten Gemachs geführt. Wie sie aber mit zitternden Händen die Tür hinter sich geschlossen, ließ sie endlich den Arm des Mädchens frei nnd mit einer Heftig keit, die Luise nie vorher in dem Wesen der sanften Fran be merkt, kam es über die Lippeu derselben: „Ich verbiete Dir ein- für allemal, in meiner Abwesenheit mit diesem Herrn Arndt irgend welches Gespräch

zn führen. Noch mehr — ich will nicht, daß Du überhaupt die Annäheruug ciues Mannes au Dich gestattest!' „So hat also uuser Mieter doch recht,' erwiderte Luise, auch' erregter als es sonst je ihre Weise: „Dn hassest die Männer und willst 'mich empfinden lehren, wie Dn selbst empfindest. Aber warnm? Hast Du im Leben so bittere Ersahrungen gemacht? Sollte mein Vater Dir so viel Weh zngesügt haben, daß Tu seinet wegen das ganze Geschlecht verachtest?' — „Dein Väter!' wiederholte Frau Hein

, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Aber sie trocknete sie schnell wieder „Luise, komm i« das Hans — ich warte bereits mit dem Kaffee anf Dich!' uud ohue dem sre«iidliche« Gruß ihres Mie ters auch nur die gerittgste Beachtung zu schenke«, so erfüllt schien die Zeele der Dame darüber, daß sie die Tochter in der Gesellschaft des jnngen Mannes getrossen hatte, faßte sie die Hand des Mädchens nnd zog sie fast heftig in die Höhe. Aber noch ehe die Damen die Laube verlassen konnten, vertrat der Akademiker

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Der Bote für Tirol
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Seite 1 von 8
Datum: 05.04.1906
Umfang: 8
im Bezirke Kitzbühel und isus» im Bezirke Trient für Feuerwehrzwecke je 200 15, der Freiwilligen Feuerwehr in Mala im Bezirke Trient 100 X sowie der Freiwilligen Feuerwehr in Panchi» im Bezirke Cavalese 200 aus Aller höchsten Privatmitteln allergnädigst zu bewilligen geruht. Prinz Wilhelm und Prinzessin Luise zu Schau»»bnrg-Lippe 5. Ein tragisches Geschick hat es gefügt, daß gestern fast gleichzeitig der greise Prinz Wilhelm und dessen seit langer Zeit schwerkranke Schwiegertochter Prin zessin Luise

Bathildis Prinzessin von Anhalt vermählt gewesen, die ihm am 10. Februar 1902 im Tode voranging. Diesem Ehebunde entstammen drei Söhne und vier Töchter. Der älteste Sohn, Se. Durchlaucht Prinz Friedrich Georg, Rittmeister im k. und k. Husarenregiment Nr. 9, war mit Ihrer kön. Hoheit Prinzessin Luise von Dänemark vermählt, die gleichfalls gestern verschieden ist. Der zweite Sohn, Albrecht, Rittmeister im k. und k. Dragonerregiment Nr. 6, heiratete im Jahre 1897 Ihre-kön. Hoheit die Herzogin Elsa

schwerer Krankheit ist gestern Ihre kön. Hoheit Prinzessin Luise zu- Schaumburg-Lippe aus »schloß Ratiboritz im Alter von 31 Jahren verschieden. Prinzessin Luise, eine Tochter Sr. Majestät des Königs von Dänemark, war am '17. Februar 1875 geboren und hatte sich am 5. Mai 1896 zu Kopenhagen mit Sr. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich zu Schaumburg-Lippe ver mählt. Dieser Ehe entsprossen drei Kinder: Prin zessin Marie Luise, geboren 10. Februar 1397, Prinz Christa,,, geboren am 20. Februar 1898

. und Prinzessin Stephanie, geboren 19. Dez; 1899. Prinzessin Luise lebte in den letzten Jahren zumeist in Ödeuburg, wo ihr Gemahl als Rittmeister des k. und k. Husarenregiments Nr. 9 in Garnison stand, besuchte aber zeitweise ihren ^hwiegervater in Nachod. Dort erkrankte sie vor? einige« Wochen schwer; in der letzten Zeit ließen sich Anzeichen einer stetigen Besserung erkennen, da trat in den jüngsten Tagen wieder eiue Verschlimmerung ein und gestern vormittag nm 9 Uhr. wenige Stunden nach dem Tode

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 12
Datum: 25.05.1901
Umfang: 12
wollen aber der neuen Bahn keine Schwierigkeiten bereiten, weil sie sich mit den anderen Alpenländern solidarisch fühlen und ihnen vom ganzen Herzen den Aufschwung gönnen, den sie von dieser Linie erwarten. Redner fordert jedoch f?.r Tirol die Unterstützung deö Fremdenverkehres durch Ausgestaltung der Communi- — 8 - Schwester in das Gesicht der jüngsten that. Sckon an diesem Abend hatte der Doetor nur Auge und Ohr für die kleine, reizende Schwägerin. — Luise zeigte sich aber auch in einer Eigenschaft

an diesem Abend Martha zu warnen — ihr zuzurufen: „Hüte Dich!' Sei dem, wie ihm fei, ich konnte es nicht über das Herz bringen, Uneinigkeit in die Seel:n der Schwestern zu säen und ließ es mir genug sein, Luise in das Nebenzimmer zu rufen und ihr zuzuflüstern: „Kind, es ist die leibliche Schwester, an deren LebenSglück Du mit Deinen koketten Blicken und gefallsüchtigen Reden rüttelst!' — Ihre großen, strahlenden Augen schauten mir einen Augenblick sonderbar forschend in das Gesicht. Dann warf sie die dunklen

ließ sich weder am Vor mittag noch am Abend sehen. Aber schon an dem darauf folgenden Tage überraschte sie ihn in ihrem hinter dem Hause liegenden Gärtchen — gerade in dem Augenblicke, als er Luise das Geständnis seiner heißen Liebe machte und ihr den ersten KusS auf die Lippen drückte. Es war eine Nichtswürdigkeit sondergleichen! Wer wollte es der heftigen — leidenschaftlich angelegten Martha verargen, wenn sie mit Hellem Zorn die Hand gegen die Schwester erhob, welcher sie Jahre hindurch Mutter

gewesen. Luise verließ übrigens noch in derselben Stunde das Haus, «sie flüchtete sich zuerst zu meiner Frau nach Eichenriege und gieng dann in die Familie einer Schwester des „Doctors', die in der Nähe aus dem Lande wohnte. Von dort aus löste sie ihr dienstliches Verhältnis, und von dort aus — wurde sie auch die Gattin Heinrich FekdenS. „Wie unklug von der Doctorin, sich Martha auf diese Weise auf drängen zu wolle», nun sie z» so unerwartetem Reichthum gekommen. Luise müsste doch den Charakter

werde, möchte ich doch wissen, weshalb Deine Schwester Martha so wenig freundlich mit Tante Luise und ihrer Tochter verfährt. Ich hab' die Mutter schon nach dem Grunde dieser unnatürlichen Feindschaft gefragt, aber Du kennst sie ja, Väterchen, sie stand mir nicht Rede und meinte kurz, wenn auch nicht außergewöhnlich unfreundlich, das wäre eine lange Geschichte und die zu erzählen hätte sie keine Zeit. Der Alte nickte traurig mit dem weißen Kopf: „Ja, das ist so die Art meiner Frau

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 07.08.1897
Umfang: 10
Hause fuhr. Beim AuSsteigen brachte sie es dann fertig, Luise in das Ohr zu flüstern: „Und ich bin fest überzeugt, das alles könnte Dein sein, wenn Du nur wolltest. Ich weiß, Wild geht wieder auf Freiers- füßen. In wem aber fände er wohl eine reizendere Herrin für seinen prächtigen Besitz als in Dir —' „Um des Himmels willen, still,' raunte Luise jedoch tief errathend der Redenden zu, denn Wild stand jetzt dicht bei den Damen. Gleich darauf bemerkte sie eS ganz deutlich, dass er nur zu Jrnia

hinanfsührte, setzte er hastig hinzu: „Ich führe die — 59 — Herrschaften vorerst auf ihre eigenen Zimmer, falls Sie noch «was an Ihrer Toilette zu ordnen haben. Nachher nehmen wir das Finihslück ge meinschaftlich ein. Sobald angerichtet ist, lasse ich Sie durch ein lautes Tamtam rufen.' Natürlich hatte Wild feine Gäste derartig untergebracht, dass das Bredensche Ehepaar allein in einem Zimmer wohnte, wie auch Luise ein solches ungetheilt zur Verfügung stand, während Irma mit den Kindern zwei nebeneinander

liegende Räume bezog. Fast eine Stunde vergieng übrigens, ehe das in Aussicht gestellte Tamtam alle in den Speisesaal der Villa rief. Dort, wo sich der ganze Reichthum des Hausherrn zeigte, traf dann der erste Blick Luisens die hohe Gestalt des Jugeudgeliebten. Es schwindelte sie dabei. Beiden sah man eS deutlich an, dass sie mit hoher Erregung diesem Wiedersehen entgegengeschaut. Dennoch trat Turnier, der niit den Jahren eine vollendet ritterliche Erscheinung geworden, raschen Schrittes auf Luise

zu. Ohne jede Verlegenheit streckte er ihr die Hand entgegen — und ohne Verlegenheit, wenn auch leise bebend, legte sie ihre Rechte in die seine. „Ich bin dem Zufall für dieses Wiedersehen ausrichtig dankbar,' sagte Türmer dann mit leiser Stimme, während er mit festem Griff die weichen Fmger des Mädchens umspannte, das ihn« heute in dem schlichten Gewand von weißem Kaschmir fast noch schöner und jugendlicher erschien als vor zehn Jahren. Luise antwortete nicht. Aber in ihren Augen'lag es wie eine stumme Bitte, so dass

er sofort einlenkte und nur von den Z . . . er Verhältnissen und ihren Brüdern zu sprechen begann. „Ich hörte,' sagte er im Laufe der Unterhaltung, während er seine Hünengestalt zu ihr herabbeugte, in welcher Weise «ie für die jungen Leute gesorgt haben. Wirklich, Luise — oder muss ich sagen: gnädiges Fräulein? Sie stehen wahrhast groß und edel vor meinen Augen da.' „O, nich doch, nicht doch,' flüsterte sie. Und wieder traf ihn jener seltsam bittende Blick. Er verstand denselben. Einen Augenblick

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 12
Datum: 21.08.1897
Umfang: 12
begann darauf sofort von nenem feiue Belebungsversuche. Luise stand ihm dabei hilfreich zur Seite. Bald schienen sie auch ihre Bemühungen gekrönt zu sehen und die grauen Augen Marys öffneten sich langsam. Erstaunt schaute die kleine Frau auf die fremden Menschen an ihrem Bett. Als sie aber dann mich den Gatten gewahrte, verklärte plötzlich ein schönes Lächeln das an sich so wenig anziehende Gesicht. „Ich habe Dich gewiss erschreckt, Theurer,' hauchte sie nur. „Ich bitte, sich vorläufig jedes weiteren

Wortes zu enthalten,' mischte der Arzt sich ein. Und als d!e Kranke fragend zu ihm aufschaute, setzte der Director vorstellend hinzu: „Herr Doctor Berthmd, liebe Mary! Er und die Dame hier haben Dich nach Hause geleitet. Bitte, füge Dich nun auch der ärztlichen Verordnung.' „Wenn Du es so wünschest, mein guter Mauu, gewiss! Uud doch!? — Sie hob die Augen flehend zn dem Gesicht des Doctors und flüsterte: „Nur ein paar Worte erlaube» Sie mir noch. Ich —' nnd jetzt streckte sie auch Luise beide Hände

. Als Luise auf diese Frage in sichtlicher Verlegenheit nur ein paar unverständliche Worte stammelte, blickte sie plötzlich befremdet in das schöne Gesicht des Mädchens. Dann zuckte es jäh in ihren müden Augen und sie flüsterte: „Doch vor allem darf ich um Ihren Namen bitten, ^zch möchte doch so gerne die Edle zu nennen wissen, welche sich so barmherzig meiner angenommen hat.' Luise Wäldern erschrak. Mein Gott durfte sie es denn wagen, Frau Mary die Wahrheit zu bekennen?! Unwillkürlich blickte

sie dann auf Ger hard, als sollte er ihr in dieser heiklen Angelegenheit beistehen. Die Kranke war ihren» Blick gefolgt. Unvermuthet leuchtete eS nun in den bleichen Zügen auf: „Ich glaube jetzt zu ahnen, wer Sie sind,' hauchte sie dabei, «ich darauf gewaltsam aufrichtend, wendete sie sich an ihren Gallen und rief: „Gerhard, ich beschwöre Dich — sage mir, ist — ist diese Dame — dieser Engel,' setzte sie in grenzenloser Erregung hinzu — „Luise Wäldern?' Der Director war rasch an das Bett seines kranken WeibeS

getreten. „Nuhig, um Gotteswillen, ruhig, Mary,' flüsterte er auf die Aermste herab. Während er sanft mit der kraftvolle» Rechten über das Gesicht Marys glitt, setzte er bewegl hinzu: „Sie ist es, Liebe! Aber noch einmal: Ich bitte, ich flehe Dich an, sei ruhig!' Doch die Kranke hörte nicht aus die mahnenden Worte des Gatten. Mit leidenschaftlichen Geberden streckte sie jetzt Luise ihre Arme entgegen. „O, Sie Gute,' rief sie dabei immer wieder. „Wissen «sie auch, dass ich — ich —' Ihre Stimme erstarb

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 31.08.1897
Umfang: 8
im Augenblick öffnete: „Gerhard!' jubelte sie nun. „Luise, meine Luise!' klang eS dagegen von bärtigen Lippen. Daraus hielten sie sich umschlungen — nach elf langen Jahren zum erstenmal wieder. — „Mein Gott, giebt es jetzt aber auch keine neue Trennung?' flüsterte das Mädchen, während sich ihr Kops an der breiten Brust des Mannes barg, dem all' ihre Liebe gewidmet. „Ich ertrüge es nicht mehr, wenn noch einmal die Stunde käme, die nnS anscinanderrcißen sollte.' „ES kommt keine solche mehr, Geliebte

— bis der Tod nnS scheidet.' Dann küsste er säst inbrünstig die Lippen seiner Braut und sagte dann leise: „Run mache Dich zum ausgehen bereit. Theuere. Wir wollen auf den Friedhof gehen — zn den Gräbern Deiner Eltern. Dann aber heißt es auch das Aufgebot bestellen. Denn natürlich denke ich nicht daran, in eine lange Verlobung zu willigen. Wenn Du willst wie ich, feiern wir in vier Wochen — im engsten Freundeskreis unsere Hochzeit.' Anfangs wollte Luise freilich nicht in eine so beschlennigte Verbindung

willigen. Als der geliebte Mann sie aber mit seinen Bitten bestürmte—als er ihr sagte: „Er ertrüge das Alleinsein in seinem großen Hause in S. nicht länger,' sagte sie schließlich „Ja' und traf alle nothwendigen Vor bereitungen. Irma, die natürlich längst die glücklichste Frau Doctor Wild war — der übrigens in Z. schnell zu einer Praxis gekommen, so dass der alte Wild nicht nöthig hatte, für den Unterhalt des jungen PaareS zu sorgen — Irma gieng ihr mit Rath und That au die Hand. Ja, sie wusste Luise

. Auch die Kinder — nur die beiden jüngsten ausge nommen — dursten hierbei thätig sein. Es war eine Lust, die muntere Gesellschaft zu beobachten, zu der sich abends auch noch Luise und ihr Bruder gesellten. Da wurde gelacht und gescherzt — Punsch getrnnken und Süßig keiten genascht. Selbst der ehemalige Consnl und der Rath schienen wieder jung geworden unter dem lustigen Treiben. Dazu hatte man noch so viele Heimlichkeiten unter einander — besonders Irma gegenüber, für die ohne jede Frage eine ganz besondere

mit der Familie Struerraths Luise. 1Z5

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 8
Datum: 10.08.1897
Umfang: 8
Gestalten, zwei weibliche und eine männliche, — 64 — „Nun Luise, wollen Sie mein armes Weib vollständig glücklich machen, indem Sie ihm gestatten, wie eine Freundin sür Sie zu haudeln?' Sie sah ihn an: „Zürnen Sie mir nicht, Gerhard', erwiderte sie darauf, „aber — aber ich meine doch, eS ist besser — wenn auch diese Beziehung nicht zwischen uns angeknüpft wird.' „So nieineu Sie — wir wären — beide — zu schwach —' Er sprach den Satz nicht zu Ende. Dann erhob er sich hastig. Und mit jähem Ruck eiuen Zweig

von dem Baum niederreißend, unter dem sie gesessen, stieß er hervor: „Aber Sie haben vielleicht recht, Luise. Wir sind eben anch nur Menschen nnd kein Gesetz der Welt ist stark genug, um die Ge fühle zu ersticken, die sich vielleicht in dieser Stunde eben so heiß in Ihrem Herzen regen, wie in dem meinen.' „Gerhard!' Fast wie ein Schrei war eS über Luisens Lippen gekommen. Hoch- aufgerichtet in ihrer ganzen lenschen Schönheit, stand sie nun vor dem leidenschaftlich aufgeregten Manne. Dann aber wendete

: „Aber ich wünsche das nicht. Nein und tansendnial nein! Sie soll leben und glücklich sein, soweit sie eS vermag. Ich aber? Nun, mir wird die Arbeit auch fernerhin über die Leere in meinem Herzen hinweghelfen, wie sie mir all die Jahre hinweggeholfen hat. Dem Mann ist die Liebe ja nicht das A und Z feines Daseins.' — Inzwischen hatte Luise bereits den größten Theil ihres Weges znrück- — 61 — Wetter ist wahrlich köstlich', sagte er dabei. „ES wäre deshalb geradezu sündhaft, wenn wir eS nicht im Freien genössen

.' Da Lotte und Luise ihm beistimmten, machte man sich anch sofort auf den Weg. Aber die Herren hatten sich jetzt von den Damen getrennt, bis auf den Doctor, der neben Irma nnd den Pslegbefohleucn derselben dahin- schritt, was dem jungen Mädchen aber durchaus nicht angenehm zu sein schien — wenigstens sagte sie nach einer Weile in sanft bittendem Ton: „Wollen «ie sich nicht lieber den Herren beigesellen, Herr Doctor? Ich fürchte, Ihr Herr On'el könnte es übelnehmen, wenn Sie ihm Ihre Gegenwart

bleiben soll ein vertrauliches Wort mit einander zu reden', sagte er dabei in mühsam verhaltener Leiden schaft. Und sich mit schnellem Blick davon überzeugend, das Lotte, welche bisher iu der uuuiittelbareu Nähe ihrer Freundin gestanden, mit ihrem ältesten Jnngen tiefer in den Park gegangen war, di- übrige Gesellschaft aber außer Hörweite saß, setzte er hiuzu: „Luise, sehen Sie mir einmal Steuerraths Luise. 1t?

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 04.06.1901
Umfang: 10
. Von den 60 Häusern des Ortes ist nur eines unversehrt geblieben. Nachrichten »ber Schiesistands- und Landes« vertheidigunnswescn. Mühlau. Am ommenden Sonntag kein GescllschastSschießen. — 20 „Nun —-?' Das alte Fräulein Holle lief Athem. ES zuckte in ihrem harten Gesicht und in den Augen flimmerte es seltsam. Dann strich sie sich langsam über die Stirn und leise — als wenn ihr doch schwer würde, ein so hartes Wort anSzusprechen — suhr sie fort: ..Luise, ich werde Dir nie vergeben — nie vergessen bis in das Grab

mich schon srüher — Du siehst, sie hat bereits das Zimmer verlassen.' Frau Luise war sehr blass geworden uuter den nicht misszuver stehenden Worten der Schwester. Aber sie gab ihr Spiel trotzdem noch nicht vcrloren. Freilich, die Tasse mit dem ihr credenzten Kasse ließ sie unberührt und das Strickzeug steckte sie eilig wieder in den Pompadour. Dafür aber hob sie jetzt die kleinen gefalteten Hände zu der Schwester empor uud schluchzend, als sollte eS ihr das Herz brechen, jammerte sie laut: „Martha

,' sagte das alte Fräulein in diesem Augen blick und setzte mit eisiger strenge hinzu: „Du musst aus alter (zrsahrung wissen, Luise, dass ich jede Art von Heuchelei geradezu verabscheue ' „So — so hrißt Du mich also wirklich gehen?' schrie die Doctorin. „So verschließt Du Deiner einzigen Schwester und deren doch ganz, ganz schuldlosen Kindern in Wahrheit Deine Thür?' Martha neigte zustimmend den Kopf mit den fest darum gewundenen dicken, beinahe schneeweißen Flechten: — 17 — Es wäre gewiss freundlich

und gut von dem alten Fräulein gewesen wenn sie sich in diesem Augenblick überwunden und gesagt hätte: „Beruhige Dich nur, mein Kind — Ihr seid hier gern gesehen!' Aber so weit gieug bei Martha die Rücksichtnahme auf die unschuldige Tochter der schuldigen Mutter nicht. Ä.>»'artha konnte nicht vergessen, welche abscheulich: Rolle Luise in ihrem Leben gespielt — und sie wollte es auch Ja, wenn Elisabcths Charakter ihr auch wirklich Sympathie einflößte, so mochte sie das Mädchen doch nicht lieb

haben — der Mutter wegen. Ihr brennend Zürnen sollte Luise treffen, bis inö zweite und, wenn eS sein konnte, inö dritte Glied. Als die junge Nichte jetzt schluchzend an das Fenster trat, that sie, als sehe sie die Empfindlichkeit des Mädchens nicht. Rnhig gosS sie an ihrer Stelle den Kaffee ein. Ohne ein Wort zu sagen, schob sie dann der Schwester das erste gefüllte Täsöchen zu uud setzte die zweite vor den Platz, auf welchen Elisabeth sich setzen sollte. Während sie sich nun aber selbst bediente, sagte

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 14.08.1897
Umfang: 10
Jnnge. Und was den Unterschied des Alters anbetrifft — na, so kenne ich viele Ehen, die geradezu musterhaft ausgefallen und in welchen doch das gleiche Verhältnis herrscht.' So kam die Sache denn zustande und schon beim Abendessen — wenn auch im engsten Familienkreise — wurde die Verlobung gefeiert. Wild strahlte vor Glück. Und wenn man von seinem jungen Bräutchen auch nicht dasselbe sagen konnte, so erschien Irma doch auch »ich, gerade missvergnügt. An seinem Verlobnngsabend legte Wild Luise deu

Wunsch v.'r, mit seiner küustigen jungen Frau nach T. überzusiedeln. „Irma braucht eine Gesellschafterin — eine Stütze richtiger. Und ich denke, hiezn ist niemand so geeignet, als nnser liebes Fräulein Lnising,' meinte er. „Ach ja, ja, kommen Sie mit mir/ bat Irma nun auch. Eine so aufrichtige Innigkeit aber lag dabei in dem Ton ihrer Stimme, dass Luise sofort bestimmt wurde, in den Plan zu willige»«. „Nach acht Wochen machen wir Hochzeit,' meinte Wild nun. „Wäh rend ich dann mit meinem Weibchen

für eine zeitlang auf Reifen gehe, halten Sie in T. Ordnung, Fränlein Luise, und bereiten uns das i/cestchen, in dem wir nachher zu dreien das gemüthlichste aller Stilleben führen wollen.' „Topp,' entgegnete Luise. Man sah es ihr an, sie willigte freudig in das ihr gemachte Anerbieten. „Und während der Wochen bis zu Ihrer Hochzeit. Irma?' fragte sie dann. „Bleibst Du natürlich hier,' rief Lotte jedoch, die seit dem Bekenntnis Irmas, dass sie sich mit Wild verloben würde — wie umgewandelt erschien

. „Wir werden unser Pflcgctöchtcrchen doch ausstatten,' sagte sie dann. „Da gilt es alle Hände zu rühren. So geschickt, wie Du immer gewesen und so fleißig dazu, Luising, bist Du hier doppelt am Platz/' Luise sah auch das ein. Und wenn sie auch lieber anderswo ihre Hütte aufgeschlagen hätte, machte sie doch keinen Einwand. So wnrde denn beschlossen, dass sie blieb. Es war übrigens der erste gemüthliche Abend, den Luise im Breden- schen Hause verlebte, dieser Abend von Irmas Verlobung. Uud zum

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Seite 5 von 8
Datum: 17.06.1887
Umfang: 8
. Sein Sohn Franz Joseph Michael waltete als Landvogt zu Vaduz. Hier wrrrde ihm am 9. Juli 1733 ein SpröfSling Johann Nepomuk geboren; derselbe widmete sich mit Glück und Eifer der Rechtsgelehrsamkeit und amtete in den Jahren 1808 bis 1315 al« StadtgerichtS-Assessor zu Inns bruck. Seine erste Frau Luise war die hübsche und verständige Tochter des städtischen Shndicus Jakob Jgnaz Red er er von Feldkirch, der sich wäh rend der französischen Kriegsläufe mannigfache Ver dienste um seine Heimat erworben

hatte. Luise schenkte ihrem Gemahle eine Tochter Eaton (Katharina) und drei Söhne, deren mittlerer eben Hermann Heinrich Rudolf war. Dessen Geburtsstätte, das ehemals Schönach'sche, jetzt Obexer'sche HauS, steht in Inns brucks vornehmster Straße, die man später nach Oester- reichs großer Kaiserin genannt hat. Die Geburt er folgte anl 1. November 1812 um 4 Uhr früh, und der 1. November wurde auch stets von ihm und der Familie als sein Geburtstag gefeiert, während man in neuerer Zeit

eines Landrichters in Dornbirn. Hier auf dem heimatlichen schwäbischen Boden traf die Familie ein verhängnisvoller Schicksalsfchlag. Der tückischen Lungenkrankheit, welche Luise ererbt hatte, erlag sie am 22. October 13162). Damals endete eine Wirksamkeit, die bei längerer Dauer einen unbe rechenbaren, aber gewiss nur den wohlthätigsten Ein fluss auf die ganze Lebensführnng Hermanns ge- 1) Den Namen Gilm leitet Steub in seinen „oberdeut schen Familiennamen' (München, Oldenbourg, 1870) S. 10? von Giselmar

- — Luise war geboren am 18. Mai 1735, erreichte somit nur ein Alter von 31 Jahren. Wonnen hätte. Die Mutter schwebte für und für al» verklärte Lichtgestalt vor seinem geistigen Auge. Seine Begabung für die Liederkunst galt ihm als ihr „blü hende« Vermächtnis', und in ergreifender Weise — freilich . wohl in voller dichterischer Freiheit — schil dert er der geliebten Theodolinde deren schmerzlichen Hintritt: Komm einen Augenblick mit mir, doch leise Tritt auf! Siehst du daS Sterbebett und bleich

an ihrem Herzen einschläft; oder endlich, wenn das Mädchen den Beilchen auf dem abendthaubcnetzten Grabe Grüße nnd kindliche Berichte an die Todte übergibt? Alle diese zarten Gebilde wahrer Empfin dung wären nicht entstanden ohne die schmerzliche Sehnsucht des Dichters nach der ihm so früh ent rissenen Mutter, und sie konnten daher füglich hier «icht unerwähnt bleiben; Luise Niederer aber mus4 unter die edlen Frauen der Literaturgeschichte gereiht werden, die auf ihre Söhne tiefe« Gefühl und reiche Begabung

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Seite 3 von 8
Datum: 24.03.1911
Umfang: 8
den Will- konimgruß der Erzherzoginnen erwidert. Kaiser Wilhelm schritt hierauf an der, rechten Seite unseres Kaisers die Ehrenkompagnie ab, worauf die Vorstellung der beiderseitigen Suiten folgte. Das Deutsche Kaiserpaar zog, hierauf den. deutschen Botschafter und dessen Gemahlin in, ein Gespräch, indes; d ie Mitglieder unseres Kai serhauses mit dem Prinzen- Jo.achiii; von, Preußen und, der Prinzessen V^ikto^ria, Luise konversierten, Kaiser. W i lhel m> wandte - sich nny an. einige derznr- Auswartung erschie

nenen Hof- nnd Staatswürdenträger uud zeich nete diese mit kurzen Ansprachen' aus, u. ä.' auch Bürgermeister Dr. Neu maher, der auch von Kaiser Wilhelm der Kaiserin vorgestellt wurde, wobei der Deutsche Kaiser auf seinen im Rathause stattgcfundcnen Besuch verwies. Kaiser Fra uz Joseph reichte uuumehr der Deutschen Kaiserin, Kaiser Wilhelm der Erz herzogin Maria Annunziata. Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand der Prin zessin Viktoria Luise den Arm und schritten zum Ausgange. Prinz Joachim

Salou, das Vieur Lague und das Napoleouzimmer, Kai ser W ilhelm das Feketiiizimmer, den Gobe linsalon und ein anstoßendes Schlafzimmer. Prinzessin Viktoria Luise wohut in den Erzherzog Karl-Appartements, Prinz Joachim im sogenannten Hietzinger-Trakt in den Gisela- Appartements. Inzwischen hatten sich im Ma ria Theresienzimmer zum Empfange eingefun den: Tie obersleu Hofchargen, die Ministerprä- sideuren, die gemeinsamen Minister, Botschafter Marigraf Pallavicini, der Hofmarschall für Ungarn Gras

Kaiserin versammeln, während die übrigen Gäste sich im Maria Theresienzimmer einfinden. Nach der Tafel findet im Spiegel- nnd großen Rosazim mer Cercle statt. Die Marschallstafel findet gleichzeitig im Antoinettezimmer statt. Abends um 8 Uhr 5l) Min. erfolgt die Abreise des Deutsche» K'a i f e rp a a r e s uud der Prin zessin Viktoria Luise vom Hetzendorfer Bahnhof der Südbahn, woselbst Kaiser Franz Joseph sich von seinen Gästen verabschiedet und nach Schönbrunn zurückkehrt. Das Deutsche Kaiserpaar

ist bereits eröffnet. Anmeldungen werden täg lich an der Theaterkasse in den bekannten Kassenstunden entgegengenommen. Es werden wieder zwei Serien (rot und grün) zu je zehn Vorstellungen im Abonnement veranstaltet. Die Preise sind folgende: Loge im Parterre oder ersten Rang 120 Kronen, Loge im zweiten Rang 100 Kronen, Fauteuil 36 Kronen, Sperr st^ 28 Krouen. Telegvapl)ische Depesche». (Telegramm des l. k. Tel.-Korr..Bureau.) Berlin, 24. März. Das Kaiserpaar. Prinz Joachim und Prinzessin Viktoria Luise

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