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Brixener Chronik
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Seite 9 von 16
Datum: 10.06.1911
Umfang: 16
, Samstag, den ^0. I^uni ^9^- XXlV. Jahrg. WfllWM oder sonalStmo- ei» lilshowort sa kstyolilche Ashler. Der 13. Juni bringr für ganz Oesterreich eine wichtige Entscheidung. Der politische Kampf unseres Reiches spitzt sich immer mehr auf diesen einen Gegensatz zu: christlich sozial oder sozial demokratisch. Im verflossenen Abgeordnetenhaus war die christlichsoziale Partei mjt 95 Abgeordneren die größte Partei, aber die zweitgrößte war die sozialdemokratische mit 86 Abgeordneten. Andere Varieien zerfallen

immer mehr und verlieren an Einfluß; sie werden förmlich zerrieben im Kampfe der beiden großen Parteien. Das Abgeordnetenhaus wurde aufgelöst, weil vornehmlich die sozialdemo kratische Partei die Arbeit des Parlaments, des Volkshauses, die Arbeit zum Nutzen des arbeitenden Volkes hinderte; sie stellte wohl viele Forderungen, bewilligte aber nichts und machte Schwierigkeiten, um das Abgeordnetenhaus an der Arbeit zu hindern. Die bevorstehende Wahl wird die Entscheidung bringen, welcher Partei

hat ein solches christliches Regime wie Wien. Berlin und andere große Städte fallen der Herrschaft der Sozial demokratie immer mehr anHeim. Eins christlich soziale Reichspartei stärkt und stützt die christlich- soziale Partei in Wien. Das christlichsoziale Wien aber hat einen mächtigen Einfluß auf die Reichs- regiemng und dos Parlament. Wien ist das Herz der ganzen Monarchie. Jedwede Schwächung der christlichsozialen Reichspartei ist für Oesterreich und für die katholische Sache von den verhängnisvollsten Folgen begleitet

. Deshalb ist es Pflicht für die Katholiken, christlichsozial zu wählen. Wer sozialdemokratisch wählt, stimmt für die Partei des Umsturzes, jür die Partei, bei welcher Religionshaß Parteisache ist, für jene Partei, welche die Religion aus der ganzen Oeffentlichkeit, aus Ehe, Schule und Volkswirtschaft, ausschließen will und mit der Religion auch alle Gewissen- hastigkeit und alle Verantwortung, alle Gerechtigkeit und alle Liebe; der stimmt für jene Partei, welche die Klasse der Arbeiter

gegen alle anderen Stände verhetzt und es ihr erst recht unmöglich macht, zu ihrem Rechte zu kommen. Denn Gewalt erzeugt mcht Recht, sondern wieder Gewalt. Arbeiter, wählt nicht sozialdemokratisch, stimmt nicht für die Partei, welche unter der Herrschaft des Judentums euch ausbeutet und vergewaltigt und bri ^ ^ Abhängigkeit des Kapitalismus Wer liberal wählt, der hilft wenigstens mittel bar der Sozialdemokratie. Die freisinnige Partei kommt im Abgeordnetenhaus? nicht zur Geltung. Ue lst zerspalten in viele kleinere

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 13.06.1911
Umfang: 8
im ..golckenen Stern' in vrixen am y. Zum. Auf vielfache» Wunsch veröffentlichen wir, teils im Auszug, teils dem Wortlaute nach, die Programmrede, welche Dr. Schoepfer in der Wählerversammlung des Kandidaten General Athanasv. Guggenberg gehalten hat. Der Landtagsabgeordnete Dr. Schoepfer be sprach in seiner Rede die wichtigsten Programm punkte der christlichsozialen Partei. Mehr als früher sei im Parlament des allgemeinen Wahlrechtes das Bestreben geltend, sich zu großen Parteien zusammen zu schließen

. Die erste Frage, die sich Neichsratswähler zu stellen haben, sei darum die: „Für welche Partei entscheide ich mich und was soll mich bestimmen, gerade fürdiese Partei meine Stimme abzugeben?' In Beantwortung dieser entscheidenden Frage legte der Redner die wichtigsten Ziele der christ lichsozialen Partei dar. Die christlichsoziale Partei ist nicht die Partei einer einzelnen Berussklasse, sie will sein und ist einePartei des ganzen, von ehrlicher Berufsarbeit lebenden Volkes. Sie ist in dieser Hinsicht

im schärfsten Gegensatz zur Sozialdemokratie, welche es ablehnt, Partei des ganzen Volkes zu sein, sondern nur die Partei des klassenbewußten Arbeiterproletariates sein will. Die christlichsoziale Partei hingegen hat sich zur Aufgabe gestellt, die Interessen aller arbeitenden Stände zu vertreten, mag nun diese Arbeit mehr körperlich oder geistig sein. In ihr findet dämm der Bauernstand, der Handelsstand und Gewerbestand, der Arbeiterstand, der Stand der von fixen Bezügen Lebenden, der Stand

der verschiedenen Beamtenklafsen die harmonische und darum auch die wirksamste Vertretung. Eine solche Partei hat deshalb auch das allererste Recht, bei Wahlen, die aus dem allgemeinen, gleichen Wahlrechte hervor gehen, auf den Schild gehoben zu werden. Man hat versucht, diese Interessengemeinschaft der Berufs stände zu zerschlagen, diese aufeinander zu Hetzen und damit auch die chrichstlichsoziale Partei zu untergraben; man hat versucht, die festesten Stützen der Partei gegen sie zu mobilisieren

, so den Ge- werbestand. Es wurde von dm Wiener Juden blättern hinausposaunt, die Wiener Gewerbetreibenden seien von der Partei abgefallen; nun stellt sich aber dieser angebliche Abfall als eine Aktion des jüdischen Großkapitals heraus, wobei der Wunsch Vater des Gedankens war. Man hat versucht, die Beamten schast der christlichsozialen Partei abwendig zu machen; insbesondere hat die Sozialdemokratie sich als die patentierte Freundin der Beamtenschast aus gespielt und jede Partei in Fordemngen zu gunsten der Beamten

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Seite 4 von 8
Datum: 17.04.1895
Umfang: 8
Aöiie 4. Das österreichische Parlament. Aus der Nede des Abgeordneten Ar. Schor«. Die Thätigkeit und Beschlussfassung des Abgeordnetenhauses steht unter dem Einflüsse der Coalition der drei großen Parteien — oder wird vielmehr bestimmt durch die Wirksamkeit der parlamentarische»» Commrsswt» der koa lierten Parteien. Diese Commission ist ein Vertrauensmänner - Comite, in welches jede roalierte Partei eine gleiche Anzahl Vertreter entsendet hat. Wenn der parlamentarischen Com mission in erster

genommen haben, zu beherrschen. Eine solche maßgebende Direktion der Clubführer oder der parlamentarischen Commission hat in mancher Beziehung ihr Gutes, aber gewiss auch ihre Schattenseiten, und es traten die letzteren umso- mehr hervor, wenn die Fühlung mit den Partei genossen nicht gesucht und erhalten wird, und wenn Meinungen und Anschauungen, die außer halb der parlamentarischen Commission bestehen, entweder gar keine oder nur geringe Beachtung geschenkt wird. Dies wirkt nicht nur verletzend

angegriffen. Aber man würde ganz fehlgehen, wenn man etwa annehmen, sollte, dass nicht auch in den Kreisen der katholisch- eonservativen Partei große Bedenken dagegen obwalten. Auch wir fühlen und erkennen die Schwierigkeiten, die vielen Widersprüche, die in der Coalition gelegen sind, die Haltlosigkeit des gegenwärtigen Zustandes. Und dies ist wohl be greiflich, wenn man die eigenthümlichen Umstände ms Auge fasst, unter welchen die katholisch- conservative Partei in die Coalition gerathen ist. Graf

Taaffe ist aus Anlass seines Wahlreform- projectes gestürzt worden durch einen eombinierten (gemeinsamen) Angriff der liberalen Partei und der Gruppe der Großgrundbesitzer,welchenGegnern sich nach ansänglichem Zögern auch die Polen angeschlossen haben. Die Coalition ist darauf nicht etwa durch Clubbeschlüsse zustande gekommen, sondern war das Ergebnis der Vereinbarungen und Abmachungen der maßgebenden Führer der drei großen Parteien und eine Folge der Bildung des Coalitionseabinetes Windischgrätz

. Die katholisch-conservative Partei war nicht in der Lage, auf die Entwicklung der Dinge einen Einfluss zu nehmen, sie wurde vor eine vollendete Thatsache gestellt und musste sich entscheiden, ob sie in das neue ohne ihr Zuthun geschaffene politische Verhältnis eintreten wolle oder nicht. Und die Entscheidung war in der That keine leichte! Tagelang wurde damals berathen und erwogen, ob sich unsere Gruppe nicht angesichts der neuen politischen Lage als eine selbständige unabhängige Partei constituieren

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Seite 4 von 8
Datum: 12.11.1901
Umfang: 8
1S0l unter der Ueberschrift: „Katholisch- confervativer Parteitag in Sterzing am 28. Ok tober 1901' einen Wahlaufruf: „An die ge ehrten LandtagSwähler', worin über die christlich- sociale Partei in Tirol Folgendes behauptet wird: 1. „Diese Partei hat bisher dem Liberalis mus gegenüber Gewehr bei Fuß gestanden und gar nicht den Versuch gemacht, seine Positionen anzugreifen. Sie hat besonders bei Wahlen fast nur gegen die katholisch-conservative Partei ge kämpft, nur auf unsere Kosten

sich auszubreiten gesucht. Selbstverständlich hat sich die christlich- sociale Partei in diesem Kampfe des Beifalls der kirchenfeindlichen Parteien erfreut.' 2. „Die Versuche, vor den Wahlen einen Ausgleich zu erzielen, sind trotz unseres selbst losesten Entgegenkommens gescheitert, und sie mussten scheitern; denn unsere christlichsocialen Gegner sind auf eine sachliche Einigung nicht eingegangen, sie wollten nur nehmen, aber nicht geben. Sie verlangten, dass man ohne Rücksicht auf die Wähler ihnen Wahlkreise

zu sichere, welche noch vor wenigen Monaten ihre conservative Gesinnung bei den Reichsrathswahlen unzweideutig bekundet haben.' Demgegenüber berichtige ich thatsächlich: 1. Es ist unwahr, dass die conservative Partei von der christlichsocialen Partei im Lande heftig bekämpft wird. Wahr vielmehr ist, dass die christlichsociale Partei am Zustandekommen der Verständigungs- eonferenzen redüch mitgearbeitet, und dass der Gefertige als Obmann der Parteileitung wieder holt Schritte unternommen

hat, um die Ein berufung des vom conservativen Landtagselub eingesetzten Verständigungscomi'es zu betreiben; wahr ist ferner, dass in dieser Conferenz die Ver treter der christlichsocialen Partei ganz entschieden für ein friedliches Einvernehmen zwischen beiden Parteien eingetreten sind und hiefür auch bestimmte Vorschläge gemacht haben. 2. Es ist unwahr, dass die christlichsociale Partei in Tirol dem Liberalismus gegenüber Gewehr bei Fuß gestanden ist und gar nicht den Versuch gemacht hat, seine Positionen

anzugreifen-, wahr ist vielmehr, dass die chnstlichsociale Partei in Tirol den Liberalismus in seinen ver schiedenen Phasen, besonders auch, wo er im Gewände der Socialdemokratie und des Radical- nationalismus aufgetreten ist, in der Presse so wohl, als auch in Versammlungen, auch in gegnerischen, oft bekämpft hat. Wahr ist serner, dass die christlichsociale Partei in Tirol diese ihre gegnerische Stellung zum Liberalismus auch in ihrem Programm sehr deutlich ausgesprochen und darin auck grund sätzlich

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Seite 1 von 8
Datum: 04.08.1908
Umfang: 8
mentarischen Tätigkeit erholen, alles Parteileben stockt und selbst von einer Versammlungs tätigkeit, einst dem Stolze der aufstrebenden christlichsozialen Partei, fast gar nichts zu hören ist, mag es vielleicht am Platze sein, einmal ein Stündchen der Betrachtung jenem Faktor zu widmen, von dem leider im Laufe des Jahres noch immer viel zu wenig die Rede ist, der noch immer in den tonangebenden Kreisen der Partei viel zu wenig geschätzt und beobachtet ist, dessen geradezu fundamentale Bedeutung

für die Partei noch immer, selbst von den hellsten Köpfen, nicht erfaßt und gewürdigt wird; jenem Faktor, dem ohne jeden Zweifel ein wesentlicher Teil an den Erfolgen her christlichsozialen Partei zugeschrieben werden muß, der aber in unerhörter Bescheiden heit immer und immer auf sich selbst vergißt und alle Zeit, jahraus jahrein, der Allgemeinheit dient und die gute Sache fördert, ohne je an sich selbst zu denken. Wir meinen — die christliche Presse. Einen Tag im Jahre haben nach Gilm selbst die Toten frei

. Die christliche Presse gehört aber zum Lebenspendendsten und Lebenskräftigsten in der christlichsozialen Reformbewegung; ohne sie wäre die Partei einem Baume gleich, dem die Blätter und damit die Atmungsorgane, jene Elemente fehlen, ohne die er wederblühen, noch Früchte bringen kann. In den Blättern, in denen so viel von der Partei die Rede ist und die im Dienste der christlichsozialen Vertreter, noch mehr aber im Dienste der Partei-Ideen und der christ lichen Bevölkemng aufgehen, darf einmal, das ist gewiß

und für die Auf gaben des Piusvereins vorhanden ist. Man hat die Sache so hingestellt, als hätte der Piusverein der christlichsozialen Partei ihre Presse gleichsam gestohlen und sie anderen als den Partei- Interessen dienstbar gemacht. Der Wahrheit könnte durch nichts mehr in das Gesicht ge schlagen werden als durch diese Behauptung. Niemals hat der Piusverein irgend welche parteipolitische Direktive ausgegeben. Wenn er die Herausgabe der „Piusvereinskorrespondenz' durch Herrn Dr. Koch ermöglicht

hat, welche den katholischen Blättern Nachrichten und Artikel zu äußerst billigen Bedingungen vermittelt, so liegt darin nicht im geringsten eine parteipolitische Tätigkeit, am allerwenigsten eine gegen irgend eine christliche Partei gerichtete Aktion. Die Artikel können von der Redaktion gebraucht werden oder nicht, je nachdem, ob sie der Richtung und dem Geschmacke des Blattes entsprechen. Niemals ist diesbezüglich irgend ein Einfluß auf die Blätter auch nur versucht worden

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Seite 6 von 8
Datum: 19.03.1907
Umfang: 8
. Der christlichsoziale Reichsparteitag spricht den Abgeordneten der Partei seine freudige An erkennung dafür aus, daß es ihrer entscheidenden, aufopfernden Mitwirkung gelungen ist, den Völkern Oesterreichs das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht für den Reichsrat zu erkämpfen. Der Parteitag erhofft von dieser wesentlichen Er weiterung der Volksrechte eine Nenerstarkung unseres geliebten Vaterlandes Oesterreich und den Beginn einer volksfreundlichen Gesetzgebung auf breitester Grundlage. Am Beginne neuer

grundsätzlicher Kämpfe entfaltet der Parteitag mit verdoppelter Kraft das sieggewohnte Banner der christlichsozialen Partei; er weist hin auf die segensreichen, in Stadt, Land und Staat errungenen Erfolge der Partei. Den folgenden Hauptleitsätzen der christlich sozialen Partei, in denen ihre erprobten Grund sätze wiederholt werden, erteilt die Versammlung einmütig ihre Zustimmung: Die wichtigste politische Aufgabe der nächsten Zeit ist die Neugestaltung des jetzigen unhalt baren Verhältnisses zu den Ländern

der mit dem Auslande abgeschlossenen Handelsverträge eine Zolltrennung von Ungarn nicht möglich ist, so darf doch auch bis dahin ein ,Ausgleich' nur dann geschlossen werden, wenn den ökonomischen Interessen unserer Reichs hälfte im vollen Umfang und mit größter Sorg falt Rechnung getragen und jede Zweideutigkeit beseitigt wird, die neuen Kniffen Ungarns einen Stützpunkt bieten könnte. Die Losung der christ lichsozialen Partei ist und bleibt: „Lieber die „Brixener Chronik.' wirtschaftliche Trennung

als weiter entehrende Knechtschaft!' Dieser Ruf ist von der christlich sozialen Partei ausgegangen und es ist ihr alleiniges Verdienst, wenn er in die weitesten Kreise gedrungen ist. Möge sich das christliche Volk Oesterreichs der Führung unserer Partei anvertrauen, dann wird den Worten die Tat folgen. Die Erniedrigung Oesterreichs gegenüber den - Magyaren war nur möglich durch die Verhetzung ! der österreichischen Volksstämme gegeneinander. - Die christlichsoziale Partei verurteilt eine künst- l liche Schürung

des nationalen Kampfes, aber sie wird die Güter und Interessen unseres deutschen Volkes mit voller Ueberzeugung hochhalten. Die christlichsoziale Partei ist eine deutsche Partei und sie wird allezeit für den Schutz des ideellen und materiellen Besitzstandes des deutschen Volkes eintreten. Sie wird wie bisher einer parlamen tarischen Organisation zum Schutze des deutschen Volkes ihre volle Unterstützung leihen. Zu den erhabensten Gütern des deutschen Stammes rechnet die christlichsoziale Partei

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Seite 5 von 8
Datum: 05.05.1910
Umfang: 8
im christlichsozialen Lager. Ganz Tirol mit Ausnahme von ein paar Städten hat sich bei den Reichsrats- wablen im Jahre 1907 für die christlich soziale Partei ent- 5 ,-kMen für jene Partei, die aus dem Volke hervorgegangen ist. Im Jahre 1907 wurde im ^ Wahlkreise Vintschgau— Meran- Passeier mit großer Mehrheit ein Christlich s ozialer: Dr Dorfmann, gewählt. (Er erhielt 6754 Stimmen von 8453.) Daß auch diesmal wieder ein Christlichsozialer aufgestellt wurde, hatte darum seine volle Berechtigung; denn der Wahlkreis

gehörte ja zum Besitzstand der Christlichsozialen. Nicht die Christlichsozialen haben also den Streit und die Unruhe in den Wahlkreis hineingetragen; denn sie verteidigen nur etwas, was sie früher besessen haben. Der Kandidat der Christlichsozialen für die Wahl am 6. Mai 1910 ist Josef Hölzl, Bürgermeister in Untermais. Er ist Vize- vbmann des Kath. Tiroler Bauernbundes, ein strammer, christ lichsozialer Parteimann und wird im Reichsrat der großen, christ lichsozialen Partei, dieser einzigen echten

Volkspartei, beitreten. — Zu einer echten Volkspartei gehört vor allem, daß dieselbe die Religion des Volkes, die Rechte und Interessen des katholischen Glaubens und der Kirche vertrete. Die christlich- soziale Partei tut dies; denn sie ist gegenwärtig die Kartei der Katholiken Oesterreichs. Die christlichsoziale Partei ist hervorgegangen aus der großen Organisation der Katholiken Oesterreichs und baut sich auf derselben auf. Alle Abgeordneten der Reichspartei sind Katholiken. Der christlichsozialen

Reichspartei gehören alle katholischen Abgeordneten der deutschen Kronländer an, dreizehn Geistliche, darunter mehrere Dekane und Prälaten, eine ganze Reihe von Männern, deren Namen Klang und Ruf Äs mustergültiger, hervorragender Katholiken haben; die Leitung Her Partei ist in ausgesprochen katholischen Händen, der.einstige Mrtt Dr. Lueger wurde von den Päpsten selbst öfters hoch belobt, ja mit Auszeichnungen überhäuft. Der jetzige Führer Prinz Liechtenstein ist ein tiefgläubiger, begeisterter Katholik

. Hinter der Partei steht das katholische Volk Oesterreichs. Durch Jahre hindurch wurde in Klöstern, in Kongregationen, in Schulen usw. eifrig gebetet, es wurden eigene Wallfahrten unternommen, auf daß die katholischen Abgeordneten sich einmal zu einer Partei zusammenschließen. Und als es endlich geschehen war, ging ein Jubel durch das ganze katholische Oesterreich, zugleich ertönte aber auch ein stürmischer Wutausbruch aller Freidenker, Christentumfeinde und Sozialisten. Als die ehemals konservativen

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Seite 2 von 8
Datum: 25.06.1895
Umfang: 8
Ksite 2. „HriMM Groink.' Sahrg. ^11:. jenem System, das alle zu beruhigen suchte und alle missvergnügt machte, weil es C o n s e r v a t i v i s- mus und Liberalismus, Radicalismus und Absolutismus, Christenthum und Antichristenthnm, Gott und Belial in einem Sacke einschließen wollte. Lieber fast die offene Herrschast der Loge und des Antichrist als diese Halbheit ... Es muss Klarheit und Entschiedenheit eintreten.' Durch den Zusammenbruch der Coalition ist die katholische Partei wieder ganz

frei geworden für den Kampf gegen den Liberalismus, für jenen Kampf, der ein Lebenselement für jede katholische Partei bildet, jenen Kampf gegen den gemeinsamen Feind, der umso nothwendiger ist, je gewaltiger und verderblicher die nächste Folge des Liberalismus, die Socialdemokratie, auf tritt. Es geht nun einmal nicht an, die Social demokratie bekämpfen wollen und zugleich die liberale Partei als eine „st aats er haltende' Partei anerkennen und sich mit ihr zu verbinden auf der Grundlage

der Gleichwertigkeit, die dem Liberalismus noch die Möglichkeit bietet, seine Grundsätze aufrecht zu erhalten und zu ver breiten. Diese Anschauung wird gerade durch das bekräftigt, was jetzt zum — Lobe oder zur Ent schuldigung der Coalition gesagt wird. Das einzige, was ihr nachgerühmt wird, ist: Die liberale Partei sei durch die Coalition geschwächt worden, Graf Hohenwart habe die liberale Partei in Schach gehalten und gezähmt. Es ist von großem Nutzen, dass man die Schwächung der liberalen Partei in dieser Weise

als ein erstrebens wertes Ziel hinstellt. Angenommen, dass Graf Hohenwart dieses Ziel durch die Coalition er reicht hat, so wird man doch auch so gerecht sein, der christlich-socialen Partei ein derartiges Verdienst außer der Coalition zuzuerkennen. Umso leichter wird man sich aber auch auf diesem Boden wieder finden. — Wird doch jetzt als glaub würdig (!) berichtet, Graf Hohenwart habe sogar die Unterstützung der Jungczechen (!) gesucht, um die liberale Partei zu schwächen, und die Jung ezechen seien

auf dem Wege, regierungsfähig zu werden. Noch eine andere Freiheit oder Unabhängig keit ist gegenwärtig außer Frage. Die conservative und die liberale Partei waren in der Coalition Regierungsparteien. Jetzt ist es auch die con servative Partei nicht. Es ist nun zwar leicht denkbar, dass eine ganze liberale Partei in einem Staate als Regierungspartei sich eines behaglichen Daseins erfreut, aber es wird in keinem con- fessionslosen modernen Staate vorkommen, dass eine ganze katholische Partei

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Seite 1 von 8
Datum: 12.07.1904
Umfang: 8
) 30 k. Wv. 84. Brixen, Dienstag, den ;2. Iuli ^0^. XVIl. Jahrg. Die ChristlichsoMlen nm eine Wiener Partei? Wir geben im folgenden den Hauptinhalt Her Rede des Herrn Reichsratsabgeordneten Dr. A. Geßmann wieder, die er bei der Wähln Versammlung in Brixen am 4. Juli gehalten hat. „Gern habe ich,' bemerkte Dr. Geßmann eingangs seiner Rede, „die Einladung meines Kollegen, des Herrn Abgeordneten Schraffl, und des Herrn Bürgermeisters von Brixen, Doktor v. Guggenberg, angenommen; denn ich halte es für die Pflicht

eines Angehörigen des engeren Kreises unserer Partei, aufklärend zu wirken. Ich wünsche auch, daß hier Einwände und Ent gegnungen vorgebracht werden.' Man bezeichnet die Christlichsozialen in gewissen Kreisen als Katholiken zweiter Ordnung. Gegenüber diesem Vorwurf wies Dr. Gegmann darauf hin, wie vor 20 Jahren in der Neichshauptstadt die Priester verachtet und verhöhnt wurden, heute aber überall ehrfurchtsvoll gegrüßt werden; wie früher die Kirchen dort leer standen, heute überfüllt sind. An der Jmmakulata

unberechtigt und unwahr. Die Stadt Wien hat ein Jahresbudget vouüber 160 Millionen und zahlt allein über 43°/„ der Personal-Einkommensteuer. Wir haben in Oesterreich nur drei aktive Kron länder: Niederösterreich, Böhmen und Mähren, welche für die anderen Kronländer aufkommen. Wir in Niederösterreich tun dies ja gerne. Ferner sagt man mitunter: Die christlich soziale Partei ist nicht für die Bauern. Auch das ist ganz falsch. Die Wiener Christlich- sozialen haben es verstanden, auch die Interessen

der bäuerlichen Bevölkerung zu wahren, weil sie wohl wissen, daß eine gut gestellte Bauernschaft der beste Abnehmer für die Handels- und Gewerbe treibenden der Städte ist, nach dem alten Spruch: »Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt.' Und die niederösterreichischen Bauern haben es auch erkannt, daß die christlichsoziale Partei ebenso skr die Städte wie für die Landbevölkerung paßt; sie haben bei den letzten Landtagswahlen mit erdrückender Mehrheit in allen 21 Bezirken Hnstuchsozial gewählt

, weil sie überzeugt waren, daß die Interessen der bäuerlichen Bevölkerung m keiner anderen Partei besser gewahrt sind. Wien ist die einzige Millionenstadt, welche gegen die Umsturzbestrebungen der «ozialdemokraten Widerstand geleistet und Wen einen starken Damm entgegengesetzt hat auch auf religiösem Gebiet. Verdient das nicht Dank ? Die christlich soziale Partei hat den Volksgeist in die Bahnen echt konservativen Sinnes gelenkt und hat eine Schutzwehr ge troffen für Thron und Altar. Wir haben unter den größten

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Seite 1 von 8
Datum: 05.02.1903
Umfang: 8
- und Handelsbündnisses mit Ungarn sowie über den autonomen Zolltarif mit besonderer Rücksicht auf unsere Landwirtschaft dar. Die klaren Aus führungen wurden mit großem Beifall gelohnt. Nun betrat, freudigst begrüßt, der als einer der volkstümlichsten Redner bekannte, frühere Reichsratsabgeordnete Biehlohlawek die Rednerbühne. Er sprach dreiviertel Stunden lang in fortwährend packender, origineller, sehr^ leb hafter Weise über die christlich soziale Partei. „Ich bin nicht Berufspolitiker, ich bin ein gelernter

Schlossergeselle,' so stellte Redner sich zuerst vor; „ich habe mein Brot ehrlich verdient; keine Arbeiterkreuzer kleben an meinen Fingern. Ich habe die Feiertage geopfert, um Sie aufzuklären über unsere Partei, über welche soviel geschimpft wird, wobei das gerade Gegen teil wahr ist von dem, was uns nachgesagt wird. Die christlichsoziale Partei wird beschimpft von Judenliberalen, Sozialdemokraten, Deutschnatio nalen, Schönererianern, Wolfianern und noch von ein paar —anern; alles hat sich vereint, unsere

Partei zu bekämpfen. Warum? Weil sie nicht mit dem Großkapital sich verbündet, weil sie nicht vor der Regierung den Rücken krümmt, weil sie vielmehr dem Wahlspruch huldigt: ,Tun, was recht ist, unterlassen, was schlecht ist/' — Redner zeigte, daß die christlichsoziale Partei auch in hervorragender Weise des Bauernstandes sich angenommen hat und noch annimmt, daß sie also auch eine Bauernpartei ist. „Die Bauern Niederösterreichs haben mit Drsiviertel-Mehrheit bei den letzten Landtags wählen

sich für ° die christkchsoziale Partei erklärt und alle Mandate der Landgemeinden sind ihr zugefallen. Es sind vor den letzten Landtagswahlen den Wiener Christlichsozialen mehrere Mandate am Land an getragen worden; diese wurden jedoch abgelehnt mit der Begründung: die Bauern sollen Ver treter aus ihrem Stand wählen. Dr. Lueger entstammt selbst dem Bauernstand und ist ein großer Freund der Bauern. Bauern- und Ge werbestand sind die wichtigsten Stände; auf ihnen ruht die größte Steuerlast; speziell der Bauern stand leistet

den Hauptteil der Blutsteuer. Darum hat die christlichsoziale Partei sich von Anfang dieser beiden Stände am meisten angenommen. „Wir Wiener sind gut katholisch; wir haben die Ueberzeugung, daß Religion notwendig ist; man schimpft uns als .Klerikale', ,Pfaffen knechte' u. f. w.; wir mächen uns aber nichts daraus. Wir haben uns nicht geniert, dem heiligen Vater ein Geschenk zu überreichen zum Papstjubiläum, das 25.000 Kronen gekostet hat, obwohl die Gegner ein höllisches Geschrei er hoben

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Seite 2 von 8
Datum: 12.09.1893
Umfang: 8
Seite 2. Brixen, Dienstag, dreibeinigen Majorität gebrauchen, von der Re gierung mit einem Schein von Macht umkleiden und auf die gleiche Arena des Taaffe'schen Mario nettentheaters stellen, um nur der conservativen Partei Schrecken einjagen zu können und sie zu einem ähnlichenAbhängigkeitsverhältniszuuöthigen, zu dem sie sich herbeilässt. Die Intrigue wird aber mit allen Mitteln soweit getrieben, dass es angeblich den Anschein hat, als ob es kein anderes Mittel gäbe, die Rechte

der katholischen Kirche und des katholischen Volkes zu schützen, als in der gegenwärtigen abhängigen und unwürdigen Stellung des Hohenwartclubs. — Ist diese An schauung richtig? Wir verweisen gerade auf einige Aussprüche des Abgeordneten Dr. Ebenhoch in der letzten Rede. Es sind drei Punkte darin fest genagelt, und wenn diese richtig sind, dann wird man obige Auffassung nicht abweisen können: Dr. Ebenhoch sagte: 1. „Die Regierung müsste blind sein, wenn sie noch glauben sollte, die alte liberale Partei

, selbst in jüngster Schichte, habe im Volke noch einen Boden.' 2. Trotz alledem ist die „Vereinigte deutsche Linke' heute die erste Regierungs partei im Hause.' 3. „GrafTaasfehat bis heute stets die eine Partei gegen die andere ausgespielt' (also auch die liberale gegen die katholisch-conservative Partei). «Nicht würdig ist dieses Spiel mit Volksvertretern und mit Volksinteressen, und schäd lich ist es für das Vaterland.' Aber wenn dieses Ziel für jede Partei unwürdig ist, so ist es dies für die katholische

Partei vielmals mehr als sür die anderen, weil sie noch einen Boden im Volke hat, die liberale (nach den Worten Ebenhochs) aber keinen; „weil die katho lischen Abgeordneten nichts anderes ins Parlament geschickt hat, als das ehrenvolle Vertrauen des Volkes, das zu rechtfertigen sie (wie Dr. Ebenhoch sagt) jederzeit nach bestem Wissen und Gewissen bestrebt sind', während die liberale Partei eine kleine Jnteressentengruppe vertritt und dem Gelde oder dergleichen ihren Bestand verdankt; weil endlich

die Abgeordneten die katho- lischen Interessen des Volkes zu schützen und zu vertheidigen haben, während die Vertreter der liberalen Partei derlei hohe Rücksichten ganz aus dem Spiel lassen. Wenn durch das unwürdige Spiel mit Volksvertretern nicht bloß die Per sonen missbraucht werden, sondern auch die In teressen derer, die sie vertreten, dann wahrlich erfahren die katholischen Abgeordneten thatsächlich die unwürdigste Behandlung von allen, und man hat Recht, von einem Taaffe'schen Marionetten theater

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Seite 1 von 8
Datum: 24.05.1910
Umfang: 8
.' „Die Tiroler werden es schon machen.' Wer erinnert sich nicht heute dieses Zwiegespräches zwischen dem Abg. Dr. Schoepfer und dem sterbens kranken Dr. Lueger! Und mit . dem Andenken an den großen Bürgermeister und Parteiführer Dr. Lueger sei auch der Wahlsieg der Christlichsozialen in Tirol gefeiert und gewürdigt. Als Dr. Lueger starb, wurde offenbar, welche St< llung und Bedeutung die christlichsoziale Partei in Oesterreich und welches Ansehen im Ausland sie sich erworben, die Partei Dr. Luegers

, die Partei seines Programmes, die Partei des christlichen Volkes von Oesterreich, die politische Reichspartei der Katholiken Oesterreichs. Dem toten Parteiführer wurde die Anerkennung von Kaiser und Reich zuteil, aber nicht minder auch die Anerkennung der höchsten kirchlichen Kreise und der KathoMn des Auslandes. Wer wüßte irgend einen der großen katholischen Parlamentarier Europas zu nennen, dem solche Ehren zuteil geworden wären, selbst Windthorst nicht ausgenommen, dm berühmten Führer des Zentrums

die ehemaligen Konservativen dieser Länder mit der christlichsozialen Partei Luegers verbinden. Unvergessen sind denn auch d'e Worte, welche Exzellenz Dr. Ebenhoch an die akademische Jugend, an die Kreise, „empfänglich für Ideale', gerichtet hatte, der Treuefchwnr der Studenten bei ihrer Totenfeier. Und gesiegt hat nun in dem Wahl- kämpfe des 13. Bezirkes diese Partei Lueaers, die christlichsoziale Partei, und gesiegt hat ihr Programm, gesiegt sowohl über die, welche ohne Verständnis, ja mit Uebelwollen

und mit Gehässigkeit der christlich sozialen Partei gegenüberstehen, wie auch über die, welche gerade sie als die kath. Partei Oesterreichs bekämpfen. Für die Sozialdemolratie und die All deutschen, für die Feinde der katholischen Religion kommt im po'itischen Leben Oesterreichs keine andere katholische Partei als die christlichsoziale Reichspartei in Frage. Und die Sozialdemokratie hat dieser Aus fassung deutlich genug damit Ausdruck gegeben, daß sie ihre Wähler für den konservativen Kan didaten mobilisierte

und diese auch geschlossen in diesem Sinne tätig waren. Mag die konservative Partei Tirols das auch nicht gesucht oder beabsichtigt haben, tatsächlich hat sie mit ihrer Wahlagitation gegen die Christlichsozialen diesen Kreisen Dienste geleistet, für ihre Interessen gearbeitet und deren Mithilfe ist ihr im Kampfe zugute gekommen. Und nun ist der Wahlkamps vorüber, vorüber mit dem Siege der christlichsozialen Partei. Der Sieg ist wahrlich nicht gering anzuschlagen. Er hat womöglich dieselbe Bedeutung wie der ein stige

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Seite 2 von 12
Datum: 07.10.1909
Umfang: 12
Seite 2. Nr. 120. Donnerstag, „Brixener Chronik.' 7. Oktober 1909. AÄI. Jahrg. Ueberzeugung gelangen, daß innerhalb der christlichsozialen Partei der Klerikalismus keinen Platz finden kann und darf.' Güssen bau er hat auf diese seine Aus führungen vom führenden christlichsozialen Organ in Oesterreich, der „Reichspost', sowie von sämt lichen bedeutenderen Blättern der christlichsozialen Reichspartei, auch denjenigen in den Provinzen, eine Zurechtweisung erfahren müssen, wie sie etwa Schulkindern

zuteil wird. Die „Reichspost' schreibt, daß Herr Gussenbauer erst mit der Ein verleibung des linken Donauufers der christlich sozialen Partei zugeführt wurde und daß er noch sehr die Eierschalen des Judenliberalismus an sich trage. „Ein .Antisemit', der ... . nach dreißigjähriger Aufklärungstätigkeit der christlich sozialen Führer, nach dreißigjährigen Beweisen, wie das liberale Judentum das Schlagwort vom ,Klerikalismus' erfunden hat, um das christliche Volk zu spalten, wieder die alten, törichten

Redensarten vom ,Klerikalismus' vorbringt, sogar gegen Parteigenossen vorbringt, muß noch sehr viel lernen, bis er zu Betrachtungen über die ,Leitsätze des christlichsozialen Parteiprogramms' sähig ist. Wir wissen uns mit allen Führern der christlichsozialen Partei einig, wenn wir diese Expektorationen auf das ent schiedenste als einen gröblichen, wenn auch unzureichenden Versuch, Zwietracht in die Reihen der Partei zu tragen, ver urteilen. Da auch nicht der Schein bleiben dars, als wäre es einzelnen Fron

deuren erlaubt, beliebig gegen die Partei sich zu vergehen, muß im Namen der erdrücken den Mehrheit der christlichsozialen Partei anhänger der bestimmte Wunsch ausge sprochen werden, daß diese Vorgänge offiziell bereinigt werden.' Selbst das „Deutsche Volksblatt', das Organ des linken (nationalen, antisemitischen) Flügels der Christlichsozialen, das um die Nieder ringung des Judenliberalismus in Wien immer hin manche Verdienste für sich in Anspruch nehmen darf, weicht für sich der Frage

aus, ob die christlichsoziale Partei antiklerikal sein müsse, und schreibt nur, daß sie nicht klerikal ist: „Die christlichsozlale Partei in Wien hat ihre Parteigenossen aus allen christlichen Kon fessionen genommen, sie ist niemals eine aus gesprochen katholische Partei gewesen. Und was den Klerikalismus als solchen an belangt, liegen unzählige Enunziationen aller Führer vor, die mit großer Ent schiedenheit den von den Gegnern erhobenen Vorwurf klerikaler Tendenzen zurückw eisen. Tatsächlich hat die Partei — wir müssen

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Seite 1 von 8
Datum: 24.11.1900
Umfang: 8
sind jene, in denen wohlerworbene Grundsätze zum Schweigen ver dammt und aus den Verhältnissen mit Naiur- yothwendigkeit hervorgewachsene politische Ge bilde aus ihrem guten Rechte verdrängt werden Möchten. Wir in Oesterreich haben einen so ge arteten Zeilpunkt zu überstehen, und er spricht sich für keine politische Partei beschwerlicher aus als für die christlichsociale. Die Ursachen hievon liegen auf der Hand. Die christlichsociale Partei bildet das Centrum des österreichischen Staates und ver läuft

eS -beim wechselseitigen Anlehnen, in stürmischen ver- wandelt sich dasselbe in allerlei Reibungen und allmählich in Abnützen oder gar Zerstören; diese sind die Effecte desselben. Aus der centralen Lage einer staatlichen Partei erfließt die Nothwendigkeit einer ganz entschiedenen Politik; aber auch wieder nur Principien können die Grundlagen einer solchen Politik sein. Die christlichsociale Partei steht unverbrüchlich aus dem Boden der Principien, und deshalb ist sie die Zielscheibe von Parteien

, welche entweder keine oder falsche Principien haben, oder von solchen, welche aus rein äußer lichen Vorwändeu ihre Gegner sind u!»d, um als „Parteien' gegen sie auftreten zu können, ihre Principien nicht anerkennen, ja diesen Hohn sprechen zu dürfen glauben; denn wenn dieses nicht der Fall wäre, würde ihnen das Mittel entschwinden, mit der christlichsocialen Partei in Controverse zu treten. Dieser Stand der Dinge stellt die christlich- sociale Partei in eine andere Lage, als es die freier dastehender Parteien

ist, und. zu den letzteren gehört die sogenannte alteonservative. Diese freiere Lage der letzteren Partei bedingt «inen unvermeidlichen Unterschied von der cen tralen Lage der christlichsocialen Partei. Wozu bietet aber dieser Unterschied die Veranlassung? Ersteht aus demselben Erschwerung oder Er leichterung im Verkehr der beiden Parteien? Man möchte meinen, die letztere, und wollte man *) Dieses Schreiben wurde vom sehr geschätzten Autor nicht dem Herrn Dr. Schoepfer, sondern der Redaction der „Br. Chr.' mit der Bitte

um Beröffent- - »chung zugesendet. diese Meinung als paradox bezeichnen, so würde die Geschichte aller politischen Parteiungen über den Haufen geworden werden. Nichts ist natürlicher als die Verbindung der im Abnehmen begriffenen altconservativen Partei mit der anwachsenden Centralpartei unseres Kaiserstaates, welche den Principien jener so nahe steht. Einig, so bilden die beiden Parteien einen Complex von Kraft, dem kein anderer im gesammten Staatsgebiet gleichkommt; nicht einig, so geht das Staatswesen

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Seite 2 von 8
Datum: 24.05.1910
Umfang: 8
Seite 2. Nr. 61. Dienstag, nicht gelungen, die christlichsoziale Landespartei zu zerreißen und ihren Besitzstand Zu vermindern. Noch immer ist die Gesamtvertretung der katholischen Interessen Tirols bei der christlichsozialen Partei. Wäre die christlichsoziale Partei in diesem Kampfe unterlegen, dann wäre das das Signal zu einer weiteren, noch viel ärgeren Hetze im Lande gewesen. Der Wahlkampf hat ahnen lassen, was auch anderen Wahlkreisen bevorstand. Wir hoffen, daß die Nieder lage

— den Streit mit den selben giftigen Waffen weiterführen. Aber wir hoffen, daß die Bevölkerung endlich dieses grau samen Spieles überdrüssig wird und der- Partei den Rücken kehrt, welche nur vom Kampfe und vom Streit ihr Dasein fristet. — Es ist nicht bedeutungs los, daß dieser Entscheidungskampf gerade in jenem Gebiete Tirols zum Austrag kam, welches man mit Vorliebe das „Herz von Tirol' nennt. Zs, von <ler Heimat Zlnckreas Hökers leocket äie siegreiche chrililichsosiaie Partei cirols ihren Sruss an ckS5

Srsb cuegers! Und wie wird nun die christlichsoziale Partei den Sieg ausnützen? Die konservativen Blätter haben die Friedens bestrebungen der Christlichsozialen verhöhnt und verlacht, weil sie darin ein Zeichen der Schwäche sahen. Ob sie nun darüber nicht anders urteilen werden? Vor einiger Zeit hat eine Deputation von Vorstehern an maßgebender Stelle die Bitte vor gebracht, man möge dem häßlichen Streit in den Zeitungen, der religiösen Verhetzung ein Ende machen. Aber von konservativer Seite

wurden andere Informationen nahegelegt. Man solle die Parteien den Streit ausraufen lassen. Der Wahl kampf hat das Bi d dieses Kampfes geboten. Ob das für die kirchlichen Interessen gleichgültig sein mag? Der christlichsozialen Partei ist dieser Kampf aufgezwungen worden. Sie mußte für ihren Besitz stand im Reichsrat gerade wegen der katholischen Interessen kämpfen, sobald als der konservative Kandidat mit der Parole auftrat, daß er im Reichs rat sich ihr nicht anschließen werde, ja, als vorgegeben

wurde, daß er die gehässige Stellung einer Kontrolle einnehmen werde. FührtdiesesWahlresultat nicht eine Wendung in dem Verhalten der maßgebenden Kreise herbei, dann wird derKampsin Permanenz bleiben! Deshalb muß die christlichsoziale Partei darauf dringen, daß ein anderes Verhalten Platz greife und daß man Informationen endlich zurückweise, die so irreführend sind wie die über die Wahlaus sichten im Vintschgau. Und wie oft schon haben diese Informationen betrogen und getäuscht

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Seite 1 von 10
Datum: 05.03.1910
Umfang: 10
politische Partei zu entscheiden. Sie wählen diesen oder jenen Kandidaten nicht bloß, weil er persönlich geeignet erscheint, sondern auch und noch vielmehr, weil er dieser bestimmten Partei angehört. So war es noch immer bei politischen Wahlen, so wird es auch diesmal sein. Für welche Partei sollen sich also die Reichsratswähler des Bezirkes Vintschgau—Meran— Passeier entscheiden? Es schadet nichts, bei Beant wortung dieser Frage etwas nachzuhelfen. Von der sozialdemokratischen und von der libe ralen

Partei reden wir gar nicht. Diese beiden Parteien sind als Gegner der christlichen Grundsätze Zu bekannt, als daß man der Wählerschaft dieses Bezirkes auch nur zumuten könnte, einen Anhänger dieser Parteien auf den Schild zu heben; und speziell die verschiedenen deutschliberalen Gruppen im Parlamente haben sich erst unlängst zu einem Verbände geeinigt, der sich ganz offen als Vor kämpfer des Freisinns, will sagen des Liberalismus, bekannt hat. Es bleibt also nur die Frage übrig, sollen

-- ratsabgeordneten wieder voll werde. Sie muß es tun aus folgenden Gründen: Keine Partei will sich schwächen lassen und die christlichsoziale darf sich schon gar nicht schwächen lassen, weil sie die einzige deutschePartei ist, welche sich die Vertretung der nationalen, wirtschaftlichen, gesamtstaatlichen und religiösen Interessen zusammen zur Aufgabe ge stellt hat. Eine Schwächung der Partei — und würde auch der neu zu wählende Abgeordnete keiner anderen Partei beitreten, eine andere also auch nicht kräftigen

— auch nur um einen Mann, wäre nur ein Gewinn für die Sozialdemokratie. Die Sozialdemokratie hat ^ darauf abgesehen, die größte Partei des Abgeordnetenhauses zu werden. Sie zählt bereits 88 Mann. Nicht bloß der eigene Gewinn, sondern auch der Rückgang der christlich sozialen Partei bringt die Sozialdemokratie diesem Ziele ihrer Wünsche näher. Wem es also darum zu tun ist, daß die Sozialdemokraten an Bedeutung im österreichischen Parlamente nicht gewinnen, der hat christlichsozial zu wählen, damit die christlichsoziale

Partei die frühere Stärke von 96 Mit gliedern erreiche. Gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Die christlichsoziale Partei ist die einzige deutsche Partei des Parlamentes, welche sich die Vertretung der religiösen Interessen des Volkes, insoweit sie bei der Politik in Frage kommen, zur Aufgabe ge stellt hat. Die ehemaligen Abgeordneten der konser vativen Partei sind der christlichsozialen Partei bei getreten, weil ste gesehen haben, daß sie darin die religiösen Aufgaben der politischen Betätignng

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Seite 3 von 10
Datum: 09.11.1911
Umfang: 10
! 0er Stteolster lljegus sm loosbrucker Parteitag. Ein aufrichtiger Kerl ist der slowenische Ge- nossenführer Kristan. Der hat in Innsbruck der .Arbeiter-Zeitung' und ihren roten Nachbetern in der Provinz einen argen Possen gespielt, den ihm auch das Jnnsbrucker Parteiorgan nie verzeihen wird. Er nahm sich nämlich des viel verleugneten Genossen und Revolverhelden vom Parlamente, Njegus, an, indem er sagte: „Es hieße unserer Partei, die ich vertrete, Abbruch tun, wenn ich sagte, Njegus ginge unsere

Partei nichts an. Nein, Njegus war Mitglied unserer Partei. Es ist da weder zu leugnen, noch etwas zu befürchten; wenn sich aber Njegus zu dieser unsinnigen Tat ganz hinreißen ließ, trägt hieran die unselige Politik eines Baron Gautsch die Schuld. Die Notlage müsie schon eine ganz gewaltige sein, wenn ihre Wirkung bis nach Dalmatien hinunter reicht und auch dort eine solche Aufregung verursache, Ausregungen, die in Wien naturgemäß zur Explosion führen müssen!' Sie Partei cker kevoiulioo

. Die Sozialdemokraten leugnen besonders gerne in unserem kaisertreuen, monarchistischen Tirol, daß Revolution ihr Grundprinzip. Umsturz ihre Devise sei. Nun gibt es kein Leugnen, keine Flucht mehr. Am Jnnsbrucker Parteitag wurde es mehr als einmal unverhüllt und ohne Scheu erklärt, daß die Sozialdemokratie tatsächlich die Partei des Um sturzes, der Rebellion ist und nicht bloß etwa jener langsamen auf dem Wege der Gesetzgebung, nein, sondern auch jener der Tat, wenn es sein muß. Konnte doch der russische Genosse

schildert die gegenwärtig sehr schlechte Finanzlage der Partei, deren Wahlfonds heute nicht nur gänzlich erschöpft, sondern sogar ein Defizit von über Kr. 21.0'0 aufweist. Bei den heurigen Juniwahlen wurden ausgegeben für Böhmen Kr. 78.000, Mähren Kr. 8845, Schlesien Kr. 11.075, Bukowina Kr. 3000, Niederösterreich Kr. 91.065, Oberösterreich Kr. 2029, Salzburg Kr. 4340. Tirol Kr. 8000, Vorarlberg Kr. 1000, Steiermark Kr. 7200 und Kärnten Kr. 4000. Redner tritt warm für die Schaffung des Reichswahlfonds

ein. Die Zeiten seien sehr ernst. Man könne nicht wissen, ob das Parlament nicht bald aufgelöst werde; jedenfalls sterbe es keines natürlichen Todes. Mit völlig er schöpften Kräften müßten die Sozialdemokraten den Wahlkampf aufnehmen. Redner fordert eine bessere Kontrolle der eingehenden Beiträge. — Na, schließlich wird wohl irgend ein befreundeter soziali stisch-jüdischer Großkapitalist, deren die Partei ja nicht ermangelt, ein „unverzinsliches' Darlehen auf 999 Jahre geben, um der Ebbe abzuhelfen

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Seite 1 von 8
Datum: 08.05.1906
Umfang: 8
billiger. — Einzelne Nummern w k pro ftwfgesp«lten« NonpareiLezeiie (Z S Aentim. breit, »o Zeile« --- »« hoch) Z« k. Hlr. ss. Brixen, Dienstag, den 8. Mai xix. Jahrg. Zentrum »«d Wahlreform. Es hat — religiöse Fragen ausgenommen — unseres Erinnerns nicht viele Angelegenheiten, sei es rein politischer, nationaler, sozial- oder wirtschastkpolitischer Art, gegeben, in welchen die konservative Partei vollkommen einig dagestanden wäre. Diese Tatsache erklärt sich sehr einfach daraus, daß die konservative

Partei kein ausge sprochen politisches, soziales oder nationales Programm besitzt und fast nur durch das religiöse Moment, nämlich Abwehr der Angriffe auf die Acholische Religion, zusammengehalten wurde, wozu als weiterer gemeinsamer Zweck die Erhaltung (Konservierung) der alten politischen Privilegien für Adel und Hochklerus hinzukam. Sie wollte eine katholische und patriotische Partei sein und glaubte, mit diesen zwei Worten das ganze Programm einer „Volkspartei' erschöpft zu haben; damit, meinte

sie, sei für das Volk alles geschehen, was dieses billigerweise von einer guten politischen Partei erwarten könne. Eine Volkspartei im wahren und vollen Sinne kann aber in einem konstitutionellen Staate nur eine demokratische Partei sein, d.i. eine Partei, welche nicht nur für die Erhaltung von Religion, guter Sitte und Vaterlandsliebe im Volk eintreten will, sondern welche dem Volke seine ihm durch die Verfassung gewährleisteten/Rechte voll und ganz zuerkennt und zwar allen Staats bürgern

ohne Unterschied des Standes und Besitzes; eme Partei, welche vor allem für die wirtschaftlichen Interessen des arbeitenden Volkes einsteht, sowohl des kleinen Handels- und Gewerbe treibenden wie des Bauern und des Lohnarbeiters, die also ebenso eine bürgerliche oder Gewerbe- wie eine Bauern- und Arbeiterpartei ist; eine Partei endlich, welche sich bewußt ist, daß sie gerade durch energische Verfechtung der politischen Rechte und wirtschaftlichen Interessen aller Volksstände, d. h. durch konsequentes

und unnachgiebiges Festhalten an den Forderungen der christlichen Gerechtigkeit für alle, besonders für die Ausgebeuteten und Besitzlosen, der Religion und dem Vaterlande die größten Dienste leistet und zur Erhaltung, Festigung und Verteidigung derselben mehr beiträgt als eme rein konfessionelle Partei. Ist es ja eigentliche Aufgabe des Staates und daher auch einer politischen Partei, die irdische Wohlfahrt zufördem, während das geistliche Wohl oder das Seelenheil der Menschen zu sichern, somit die Interessen

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Seite 2 von 10
Datum: 13.12.1895
Umfang: 10
AM ». ^riSeuer Hhrsmk/ VII!. wäre ohne die vorhergehende antisemitische Be wegung? Wer den katholischen Charakter Oesterreichs will, wer der Loge und In ternationale gegenüber Kirche und Staat für den bevorstehenden schweren Kampf stählen will, wer die großen Massen der productiven, der Berufs stände materiell und moralisch aus den Fangarmen der Socialdemokratie retten will, wer mit einem Worte nicht die NerfndtMg will, muss jener Partei Dank wissen, die mit Opfermuth in un eigennütziger Weise

das große patriotische Ziel verfolgt hat, ihr Vaterland wieder christlich und die Bewohner zufrieden zu machen. Man sollte aber auch den Muth haben, diesen Dank nicht nur im stillen Kämmerlein zu zollen, sondern auch offen zu loben, was zu loben ist. Dabei möchte ich auch tadeln, was zu tadeln ist; denn nichts auf Erden ist vollkommen, und die Aus schreitungen einer Bewegung werde ich nie recht fertigen, wenn ich sie auch begreifen kann. Auch bekenne ich offen, dass wir der Taktik dieser Partei durchaus

! bei der Katholischen Volkspartei und den Antisemiten.) Wenn die Re gierung wüsste, wie fehr das officiöse Denun cianten- und Nadererthum der Volksseele verhasst ist (Sehr gut! bei der Katholischen Volkspartei und den Antisemiten), sie würde ihr offiriöses Vressburea« anders instruieren und den dies bezüglichen semitischen Lieblingsneigungen ent gegentreten. Wie ist esmöglich,fürdenDispositions fonds zu stimmen, dessen Presse uns in solcher Weise verdächtigt? Bei aller Sympathie für die christlichsociale Partei

werden wir uns jedoch unsere volle Unabhängigkeit auch ihr gegenüber wahren. Politische wie territoriale Verschieden heiten bedingen für uns unsere vollste Unab hängigkeit. Wir haben unsere eigenen politischen Ziele als Katholische Volkspartei. Wir hoffen, dass manche der alten befreundeten Parteien in diesen Zeilen kein Hindernis finden werden für die Forldauer alter Beziehungen. Wir hoffen auch, dass die christlichsociale Partei in unserer Selbst- ständigkeit kein Hindernis unserer freundschaft lichen Beziehungen

erblicken wird. Mit großem Eifer bekämpft die antiliberale Partei die jüdische Presse, gewiss ein löbliches Unternehmen, da auch der vergiftende Einfluss dieser Presse an unseren politischen und socialen Miseren Schuld ist. Es ist eine wahre Friedensaction für die Völker Oesterreichs, wenn diese Presse in ihrer Macht gelähmt wird. Selbstverständlich schwebt mir hiebei gewiss nicht die Knebelung der Presse vor Augen. Ich bin im Gegentheil, soweit es mit autoritativen, gesunden Principien vereinbar

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Seite 1 von 10
Datum: 28.12.1901
Umfang: 10
die eifrige Mitarbeit und Unterstützung der aufrichtige Dank ausgesprochen sei, im Eifer nicht zu erlahmen, zur Vervollkommnung der „Brixener Chronik' durch prompte Nachrichten, Beiträg e u. f. f. mitzuhelfen, sowie uns neue Freunde und Abnehmer zu gewinnen. Unser Programm ist das Programm der christlichsoeialen Partei in Tirol, das auch von conservativer Seite als katholisches Pro gramm anerkannt wurde. Es gilt, dasselbe auszubauen zur Besserung der Lage deö breiten Berufsclassen des Volkes, des Bauern

-, Gewerbe- und Arbeiter st an des. Wir fürs Volk! Das Vott wird dann auch für uns sein. Die SchrMetkmg. Das Ende der Mitmalen Partei in Tirol. Wie wir schon berichtet haben, hat der „Deutschliberale Verein sür Tirol' am 18. De cember l. I. sich freiwillig ins Grab gelegt. Es wurde in der letzten Vollversammlung im Hotel Stadt München' zu Innsbruck einhellig die Auflösung des Vereins beschlossen. Die Erb schaft tritt der von Dr. Erler gegründete .Verein der Deutschen Volkspartei in Tirol' an. Letzterer

will ein Glied der Deutschen Volkspartei sein, welche im Parlamente die stärkste der deutschen Parteien ist und die altliberale oder „deuisch- fortschrittliche' Parlammtspartei, welche fast nur mehr in den Sudetenländern Mitglieder zählt, überflügelt hat. Die altliberale Partei hat somit offieiell und formell in Tirol aufgehört; an ihre Stelle sind die Dsutschnitionalen getreten, za denen die drei Landtagsabgeordneten der Städte Inns bruck und Bozen (Gceil, Dr. Wenin, Dr. Pera- thon«) gehörn. Die zwei

Abgeordneten der deutschtirolischen Handelskammern werden sich zweifellos den Deutschnationalen anschließen, die somit fünf Mann hoch im Landtage einziehen. Durch den Rector MagmfieuS der Universität, der jedes Jahr wechselt, hoffen sie es auf sechs Stimmen zu bringen. Nicht ohne Interesse für uns ist die Grab rede, welche Professor Payr, der langjährige Abgeordnete der JnnSbruaer Handelskammer, seiner abgestorbenen Partei gehalten hat. ES war doch keine sehr angenehme Aufgabe, der Partei, welcher man seit

deren Gründung durch fast 34 Jahre angehörte, den Todtenschein aus zustellen und als alter Veteran selbst noch einer neuen Partei sich anjuschließen. Diese Aufgabe hat sich Professor Payr noch erschwert, indem er Hie nun gewesene liberale Partei in Tirol als eine ideale Partei hinstellte und ihr ein be geistertes Loblied sang: Ihre Mitglieder hätten gewetteifert, „die im echten Liberalismus zum unverkümmerten Ausdrucke kommenden allge meinen Menschenrechte zur Anerkennung zu bringen und alle Männer

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Seite 5 von 8
Datum: 14.03.1907
Umfang: 8
geschlossen hätte.' So sagen die Kompromißireunde in der christlichsozialen Partei. Das ist nicht richtig, ja grundfalsch! Die Geschichte der politischen Entwicklung in Tirol sogt uns, daß alle bisherigen Versuche, Frieden mit den Konservativen zu schließen, gescheitert sind. Und unsere Partei hat sich unter den demütigendsten Verhältnissen in Friedensverhand lungen eingelassen. Kam es doch vor, daß man stundenlang die Rechtgläubigkeit und Kirchlichkeit unseres Programmes zweifelnd untersuchte. Doch warum

in alten Wunden wühlen? Sollte dies mal der Friede kommen? Auf dem Jnnsbrucker Parteitag der Konservativen war eine Gruppe für den Frieden, eine andere für den Krieg mit uns und die Meinungsverschiedenheiten waren so zahlreich und weitgehend, daß man ohne Resultat auseinanderging. Waren das friedliche Aus sichten ? Und die gegnerischen Blätter und Blätt chen haben in einem fort in die Kriegstrompete ge blasen, um ihre Leser entweder gegen unsere Partei oder unsere Parteiführer zu alarmieren

. Auch das klang nicht wie Friedensschalmeien. Trotzdem gab und gibt es Optimisten in unserer Partei, welche an eine Verständigung mit den Konservativen glauben können; es ist das ehrend für sie selbst wie auch für die Partei. Ein Haupt fehler liegt aber darin, wenn man bei Friedens verhandlungen beinahe nur den Gegner berück sichtigt, nicht aber die Folgen bedenkt, welche solche Verhandlungen in der eigenen Partei haben könnten. Die Stimmungen in der Partei im allgemeinen kennen unsere Führer und Abge

ordneten am besten, welche Sommer und Winter unermüdlich unsere Täler und Berge besuchen, Versammlungen und Besprechungen abhalten und noch vielfach schriftlich mit ihren Wählern in Verbindung stehen. Wenn nun diese in einer ernsten und schweren Stunde Mitgliedern der konservativen Partei und ihrem Bischof gegenüber erklären, daß sie nicht der Meinung seien, ein Kompromiß werde zum Frieden führen, so hätten unsere Optimisten diese Stellungnahme unserer und ihrer Führer wohl bedenken sollen

, am wenigsten aber dürften sie daraus einen Vorwurf schmieden und der Oeffentlichkeit übergeben. Sie hätten jenen Weg betreten müssen, der es in jedem Verein und in jeder Partei möglich macht, die eigene Ansicht bekanntgeben und vertreten zu können. Diese unzeitigen Veröffentlichungen gaben den Gegnern eine neue Waffe, wohl den schneidigsten „Säbel', verschafften den Führern neue Vorwürse von Unverträglichkeit und Autori tätsfeindlichkeit, den Artikelschreibern und Heraus gebern volles Lob von jener Seite

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