du gegen mich bist', brauste Oskar heftig auf. ,Habe ich dir nicht erlaubt, unser Töchterchen in deiner Religion zu erziehen?' „Ja, das ist wahr', sagte Margarete in war mem Tone. „für diese Nachgibigkeit bin ich dir ge wiß von Herzen dankbar, du solltest mir aber auch erlauben, das Kind nicht allein dem Namen nach, sondern auch dem Geiste meiner Religion gemäß zu erziehen. Das kann nur geschehen, wenn seine Gouvernante eine fromme Katholikin ist. Nicht wahr, du bist mir nicht mehr böse, daß ich in diesem Punkte
etwas eigenmächtig gehandelt habe?' Sie legte zärtlich ihre Hand auf die Schulter ihres Mannes und sah ,hm bittend in die Augen. Oskar machte unwillkürlich eine leichte, ab wehrende Bewegung, so leicht, daß sie kaum be merkbar war, aber sie wurde dennoch von der zart fühlenden Frau tief schmerzlich empfunden. Heiß er rötend zog sie ihre Hand zurück. „Ich liebe es nW, wenn Ida in einer ortho doxen Richtung erzogen wird, ist :n.-.ö'.s mehr verhaßt als die Heißsporne in .-mer Religion', Mtz er ungeduldig hervor
, vor allem aber, daß unser Knabe, weder von dir noch von der katholischen Erzieherin beeinflußt werde. Sage ihr, daß sie jede religiöse Färbung von den Unterrichtsstunden fern halte.' „Tu weißt ja, lieber Oskar, daß Leo in den Hauptfächern von seinem Lehrer, Dr. Haller, unter richtet wird, die Erzieherin hat ihn mehr zu beaufsichtigen als zu belehren', anwortete Mar garete mit einem mühsam unterdrückten Seufzer. „Desto besser, jedenfalls müssen ihr die nötigen Verhaltungsmaßregeln eingeschärft
werden, damit sie keinen Mißgriff in der Erziehung macht', sagte der Graf, sich erhebcnd. „Ich gehe' jetzt zu Frau v. Tretmar, sie hat mich gebeten, ihr beim Ordnen ihrer Papiere ein wcnig behilflich zu sein. Du we?ht, die arme Frau steht seit dem Tode ihres Mnnncs ganz verlassen in r Welt und bedarf dringend eines woylme'nenden Ratgebers. Adieu Margareta' — Er nickte ihr flüchtig zu und wandte sich zur Tür. Margaretens Auge folgte ihm mit einem selt samen Blick. Liebe, zärtlicher Vorwurf und bitterer Schmerz lag darin. .Oskar
!' rief sie leise. Von dem Ausdruck, der in ihrer Summe lag, betroffen, wandte er den Kopf um. „Was willst du?' fragte er stehenbleibend. Sie eilte auf ihn zu. „Oskar, gehst du, ohne Abschied von mir zu nehmen?' „Ach so', sagte er verlegen lächelnd und be rührte flüchtig mit den Lippen die Stirn seiner Frau. „Ich wußte nicht, daß du noch immer Wert auf dergleichen kleine Aeußerlichkeiten legst. Bist du nun zufrieden?' „Nicht ganz', erwiderte sie und sah schüchtern zu ihm auf. „Ich habe eine Bitte