Seite 4. Nr. 84. Samstag, „Brixener Chronik.' 13. Juli 1901. Die Seih-Versaultitlultg m Kszen. Bozen, 11. Juli. Die „Bozner Zeitung' brachte am Mittwoch um 11 Uhr, und die „Bozner Nachrichten' brachten am Abend des Mittwoch derart ent stellte und zum Theil lügenhafte Berichte über die „Seitz-Versammlung' vom Vorabend, dass, wenn diese beiden Berichterstatter sich vorerst abgeredet hätten, wie sie ihre Leser irreführen wollen, es nicht hätte besser gemacht werden können. Die »Bozner Zeitung
nationalen also behauptete. Was die „Bozner Zeitung' schreibt, kann somit unbeachtet bleiben. Etwas anderes ist's mit den „Bozner Nach richten'. Dieses Blatt schwimmt immer so wie ein Fettauge oben, schimmert in den ver schiedensten Farben; bald liebäugeln sie mit den Deutschnationalen, bald mit den Liberalen, zur Zeit treten sie für die Blutthaten der Socialisten im Bürgersaal ein, und nachdem sie anlässlich des letzten Quartalswechsels, um ihre Objectivität zu beweisen, einige scheinheilige
Augenaufschläge gemacht haben, glauben sie jetzt, nachdem die Abonnementsgelder fürs laufende Vierteljahr eingezahlt sind, sich aus lauter „Objectivität' eine Entstellung der Borgänge im Bürgersaals gestatten zu können. Die „Bozner Nachlichten' halten den „Clenealen' eine Strafpredigt und machen diese, obwohl auch sie von einer Gewalt that unserer Parteigenossen nichts wissen, für die Greuelthaten der Socialisten verantwortlich. Die „Bozner Nachrichten' machen diejenigen verantwortlich für die öffentlichen
Gewaltthaten am Mittwoch, die ihr zum Opfer fielen, und nicht diejenigen, die mit Sesseln auf die an ihren Tischen Sitzenden einHieben, mit Gläsern warfen und schlugen, die Tische und Sessel zertrümmerten und einem Niedergeschlagenen und Wehrlosen noch durch Fußtritte ein Bein brachen. Der Redacteur der „Bozner Nachrichten' war allerdings nicht in der Versammlung. Dass aber sein Gewährsmann ihn belog und ihm ein entstellter Bericht unterschoben wurde, hat er erkennen müssen; denn um einen Redacteur
werde, dass Bozen nicht roth ist. Einen solchen Beweis zu erbringen, ist doch nicht sträflich. Oder gehen die „Bozner Nachrichten' in ihrer Liebe zu socialistischen Raufbolden bereits so weit, dass schon ein Auf ruf, zu zeigen, „dass Bozen nicht roth ist', ihnen confiscabel erscheint? Wir könnten dann aber fragen, wie stehen die „Bozner Nachrichten' dem Falle gegenüber— und solche Fälle waren schon wiederholt da — wo man auch in Ausrufen forderte, zu zeigen, dass Bozen nicht rückschritt lich ist, dass