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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 09.06.1910
Umfang: 8
. Seine straff gespannten Sehnen ließen wieder »ach. Mit schilpenden Füßen schlich er in sein HauS, als trüge er eine Last, die ihn kaum aufrechthielt. Zum guten Glück gewahrte niemand den kläglichen Einzug. Das Gesinde war in den Hof- und Wirtschaftsräumen bei der Arbeit. So gelangte Martin unbemerkt durch die Fronttür seines Hauses zur Mutter, die er allein in ihrem Zimmer fand. Bei seinem Nahen hob sie wie elektrisiert den müde zurückgelehnten Kops. Und sie, die ihm so selten mütterliche Weichheit zeigte

jener Martin Gunder auf, den das Dorf fortan kannte, der ruhige Mann von knapper Redeweise, dem aber «Herne Unbeugsamkeit aus der hochgehobenen Stirn swud und kalter Wille aus den scharfen Augen blitzte. , - . Jetzt hörte das Wundern. und Kopfschütteln über den romantischen Bauer aus. Der Gunder Martin, der für nichts anderes mchr Sinn hatte als die möglichste Ausnutzung seines Grund und Lodens, die Mehrung semeS Besitzes, das war der richtige Bauer von altem Schrot und Korn. Und doch ahnten

sie nicht, die weisen Nach kam, daß nicht Gewinnsucht und Bauernstolz dir Triebkraft seines unablässigen und erfolgreichen Strebens war, sondern ein fieberhaftes Arbeits- dedürfniS um der erschöpfenden Tätigkeit selber willen, die ihm das Denken betauben sollte. Und ebensowenig wußten sie, wie unlöslicher noch ihn das vergossene Blut an seinen Hos kittete, denn diese Heimliebe war geradezu Fanatismus ge-: worden, seitdem Martin Gunder Lising Matte? - aus seinem Lebensbuch gestrichen, wie eme frucht- ^ leere

Frühlingshoffnung. Sie mochte, wie eS wohl bei früheren Diffe renzen geschehen, seine erneute Annäherung er- . wartet haben. Sie mochte auch in der Stille zwischen ihrem Mißtrauen, daS zumeist unbe friedigter weiblicher Gtelkeit entsprang, und ihrem Leinen seichten Herzgefühl, das wohl mehr ei» Hang zum Wohlleben war,, schwanken, Martin Kaste nicht danach. Er mied das Madchen ge flissentlich. Während der nächsten Wintermonate bekam «r sie kaum zu Gesicht. Ale die Wintersaat gelegt, alles Erforderliche in Land

weniger, um den ernsten Sohn aus der Einförmigkeit seiner stillen Stunden aufzujagen, als ihn von feiner Schwär merei für die hübsche eitle Deern, die gar nicht ihre Vorliebe war, zuheilen, denn sie wußte nichts von dem endgültigen Bruch der beiden. Martin quittierte solche Geschichten mit einem Achselzucken. Um der fröhlichen kleinen Grille nicht zu begegnen, die überall zu finden war, wo nur eine Fiedel klang oder scherzhafte Schnurren die Runde machten, war er ja im Haus geblieben. Das sagte

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 20.08.1864
Umfang: 6
8 Z » Zz-L'Z . S s?» - Z As ^ a »A S o ?--A s ? -z S'?:« >-- Z Z ?Z.o.sZ?<^? » » q -^a'l Q > vz» ? j « s -o » ?>s > ---?'«- c> s ' -5 «»»-? o»> ->-Z -> » Z z« z L d»A a 's Ä 'Z -Z 3'S Beilage zu Str. 189 der Bozuer Zeitung Nachrichten fiir StM und Land. Samstag 20 August lLV4. Der leichte Gewinn. Eine Dorf- und Stadtgeschichtr, (Schluß.) Auch diese Schulden mußte Martin tilgen und noch manche schöne Summe zahlen, um das Still schweigen Dritter in Betreff dieses Unglückes zu erkaufen. So schwer

ihm dieß dermal ankam, schmelzte es ihn doch nicht so sehr, als das Schick sal semes Lieblings, der sich die Augen auSwei nen zu wollen schien, während die Mutter verzwei felt» die Hände rang. Stumm, brütend in schwerstem Kummer saß eines Morgens Martin am Tische in seiner Kanzlei, als Harttnger mit verstörtem Gesichte eintrat, Doktor Falter, fast außer sich vor Aufregung, folgte ihm rasch und sie sprachen lange sehr aufgeregt zusammen, so daß Poll aufmerksam wurde. Der Grund war leicht angegeben

, zu voreilig gegeben worden, und er sollte lange genug schon an der Börse thätig ge wesen sein, um mehr Borsicht zu gebrauchen. Je größer aber der Verlust war, um so entschie dener stimmte Falter dafür, daß durch neue Opera tionen das Verlorne wieder hereingebracht werden müsse, daß man sich nichts von der verzweifelten Lage dürfe anmerken lassen, und der Schwindel wurde auf das höchste gesteigert. Martin mußte Wechsel unter schreiben, dort und da Geld auftreiben und Kredit suchen, wo es nur immer augiug

, so daß er Tage lang nicht zu Athem kam, und die Nächte in Kummer durchwachte. — Von Tag zu Tag stieg die Gefahr, daß das Aeu- ßerste eintreten werde. Hartinger und Falter mach ten dem Genossen die rücksichtslosesten Vorwürfe, denn er sollte an allem Schuld sein und als er da gegen sich entrüstet erhob, wollten sie ihn ganz ver lassen. Seufzend mußte er sich in fei» Joch fügen, denn er allein verstand doch gar zu wenig; die beiden Andern blieben aber fortan schroffer gegen Martin und hatten viel und heimlich

zusammen zu konveriren. Da trat eines Morgens ein kleines, ältliches Bäu- erlein in die Kanzlei und fragte um Martin Poll. Hartinger und Falter, um deren Mundwinkel ein müh sam unterdrückter Lachkitzel spielte und die sich bedeu tungsvolle Blicke zuwarfen, wiesen auf den ehemali gen Taubenkönig, der betrübt und rechnend an einem Schreibtisch saß und erstaunt den Fremden ansah, der um ihn fragte. — „WaS wollt Ihr, wer seid Ihr denn?' — „I nu! kennt Ihr denn den Vetter Lenz nicht mehr? Freilich

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Bozner Zeitung
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Seite 9 von 10
Datum: 13.08.1864
Umfang: 10
'M-sz-xZ Z-S's . ?<I> .lill'/ lnyl. S S S s Äi L Beilage zu Nr. 184 i»er Bozuer Zeitung Nachrichten fiir Stadt und Laild. Saiilstafl 13. August l»64. Der leichte Gewinn. Eine Dorf- und Stadtgeschichte ,j (Fortsetzung). ES war ein klarer, sonniger Herbst-Nachmittag, als Margarethe und Wilhelm eben der leichtfertigen Dirne wieder zuzusprechen suchten; da kam ein Wagen »-in größter Eile angefahren, Martin sprang aus dem selben. umarmte die Seinigen und verkündete seinen Entschluß — in die Stadt

beginnen, wo schon alles zum Empfang des Taubenkönigs und seiner Familie vorbereitet war. Martin und seine Kinder schienen des Glückes voll zu sein, eilten zu den Nachbarn und Bekannten, so daß sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in der Gegend verbreitete und Poll zahlte der Duca- tewMahm seine Schuld sammt Zinsen ab, daß sie nur staunte. Woher dieser Goldsegen gekommen war, daS wußte niemand gewiß; bald sprach man von einer Erbschaft, bald vom Lotteriegewinn oder großen Ge schäften. Gewisses wußte

niemand, denn Martin schwieg und eben die Ungewißheit machte ihn zum Helden des TageS, erwarb ihm ein mährchenhastes Ansehen. Während sich alles rings um im Wirbel zu drehen schien und von ungebundenster Heiterkeit erfaßt ward, blieben zwei Leute ernst und sinnend unter der Linde vor dem Taubenhof zurück; sprachlos, nur durch Thränen in den Augen redend, hielten sie sich bei den Händen: Echtmann und Margarethe fanden nicht Worte für das, was sie im Innersten fühlten. — Erst nach langem Schweigen sagte

, die sie mit in ihren Strudel hinabziehen, schien es um ,hre Ohren zu rauschen, indem sie wortlos saß unter dei altehrwürdigen Linde. Alle Hoffnung auf eine Umkehr sollte indeß nur allzu bald vereitelt werden; denn Martin betrieb den Abschluß seiner Geschäfte mit rastlosem Eiser und suchte einen Käufer für seine Wirthschaft, bis sich eines Morgens ein solcher im Taubenhofe einfand. ES war dies ein fremder Mann, der aus der Durch reise von dem beabsichtigten Verkaufe gehört haben wollte, besah unter Polls Führung das ganze

Anweseu, erklärte sich damit vollkommen zufrieden und versprach, am nächste» Tag in bester Form Rechtens die Aus zahlung des Kaufpreises bewirken zu wollen. Zwischen zwölf und vierzehn Tausend Gulden schwankten beide Theile, doch mochte Martin sich billig finden lassen, da er sogleich baar das ganze Geld ausbezahlt erhalten konnte. Wer hierbei so wenig als sonst jemals gefragt wurde, das war Margarethe und so schwer es ihr auf das Herz fiel, als sie den Fremden in Stall und HanS und Feld herumgehen

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 03.06.1910
Umfang: 8
Nr. 123 Martin Guncter. Roman von C. Drefsel. (Nachtrvck vertotlu.) Die müde Frau im Korbstuhl spürte nichts von der Kraft und Fülle des fruchtschweren Spät- sommertageS. Ihr Siechtum stellte ihr Sei» außerhalb der Lasten und Segnungen des länd lichen Lebens. Jenes emsige, fröhliche Wirken in Mühen und Hoffen, das die Bebauung der eigenen Scholle in sich trägt, war ihr langst versagt, obschon sie den Jahren nach zu den Lebenslustigen zahlte. Eine durch jähen furchtbaren Schreck ent standene

Lahmung der Beinnerven, die an den« Tage begonnen, da man ihr den blühenden Mann, vom Hufschlag eines störrischen Pferdes zer schmettert, tot heimgebracht, hatte die stattliche Frau zu dem Schatten ihres früheren Selbst ge- macht. Dem Name» nach war sie freilich noch die angesehene Gunderhosbäuerm, allein im Hause schalteten Willkurlich die Mägde, denen sie kaum mehr denn Scheinherrin galt, die Landwirtschaft aber besorgte ebenso tüchtig als unbeschränkt der einzige Sohn. Martin Guuder ehrte

ein Kreischen sast, das »ennöch machtlos in dem jauchzenden Leben draußen unterging» wie der einzelne Laut im Herdengeschrei. Möglich auch, daß die Leute nicht hören »ollten auf den Ruf kranker Hilflosigkeit. Die Bäuerin vermeinte es; denn als nun die Tür i ging und Martin Äotrat, den sie am wenigsten ! erwartet hatt^^da pe ihn auf dem Feld ge» ' glaubt, rief sie «hm aufgebrächt? entWen;' -Heißt.dick Zucht halten auf dem S«ud«hof? z i Skemand gehorcht mehr, und du selber scheinst au« aller Ordnung. Roch

seinen jungen Schultern trug er die Bürde eines nicht kleinen Ländbesitzes und dazu das Wohl und Wehe der ihm zugehörigen Justleute, und so war er immer in ruhigem Ernst seinen Weg gegangen, der jungen Würde bewußt und pflichtgetreu mit jedem Gedanken. Diese Bitternis in dem frischen gesnndgesärbteir Gesicht mußte befondere Ursache haben. „Was redest du. da, Martin? Was meinst du eigentlich?' sragte sie ängstlich geworden. „Daß ich jetzt erst mal drei Jahre lang den bunten Nock traget» muß, und der Hof

. So jung, wie du bist. Dein Vater hat in seinen Mannesjahren nicht besser geschafft. Ach Martin! — —' Ihr stolzer Blick verdunkelte sich in Tränen. „Und wann — wann denn, mein Jung?' schluchzte sie auf. „Zu Oktober. Mutter. Heut ging mir die Order zu.' „Daß du .'neu Fehl hättest,^ fuhr es ihr heraus. „Sähe dich wahrhaftig lieber schief und krumm, als daß ich dich jahrelang missen sollte.' Ein mattes Lächeln zog über sein Gesicht. „Ist nicht dein Ernst, Mutter. Bis dahin hat dich gerad' meine ebene

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 22.06.1910
Umfang: 8
, die seines Lebens Acker getragen. Und ein banger Schrecken packte ihn vor tiefer Schicksalsgenialt, der nichts und niemand entgeht auf Erden die jedes Verbrechen ahndet «nd selbst den sündigen Gedanken an uns Helm bichl., Tief senkte sich Martin Gunders Haupt. Wohl, mit dem Hof war's verspielt. In ' fremde Hand würde dereinst der stolze Besch, fein eifriges Lebenswerk, fallen, — mußte er dawit auch feinen Sohn verlieren? Nein, nein, ihn mochte er sich erhalten können. Und war er nicht Geist von seinem Geiste

, er blieb sein Fleisch »md Blut, sein einziger lieber Sohn. > Und Martin Gunder, der eben noch in völliger Gebrochenheit dagesessen, hatte die Energie wiedergefunden. Freilich, sie schaffte ihm den ! Jungen nicht gleich zur Stelle. Es mußte ' nun eben alles den vorschriftsmäßigen Gang gehen, es ließ sich nichts überstürzen bei den Behörden. Allein, schon der Gedanke, den Sohn mit nach gebender Liebe zurückzurufen, die allmähliche Lösung seines Militärverhältnisses einzuleiten

ins Fleisch geschnitten, als er ihn jäh davonjagte. Umsichtig und tätig war der gewesen, überhaupt in jeder Weise zuverlässig. Dabei respektvoll gegen . ihn selber, so energisch er auch das Gesinde meisterte. Und das. Gedeihen des Hofes stand ihm allezeit voran. Wer das war's eben, so wacker ' «nd redlich schafft man bloß für den eigenen Säckel. Ueber diesen Punkt kam Martin nicht fort. Wenn er dem jungen Menschen nichts anderes Vorwerfen konnte, das Schielen des armen Teufels nach dem großen Hof, fein

Scharmirren mit der Hoftochter war nun mal ein Fehler, ja ein Ver gehen, das all feine trefflichen Eigenschaften ver dunkelte. .Wäre Gesine eine arme Magd, er hätte sich schwerlich an die Deern rangemacht, an der wirk lich nichts ist, was sonst den Mann verlocken könnte/ sagte sich Martin. Er tat das freilich in völliger Verkennung ihrer feineren Vorzüge, die weder prahlten noch verblüfften, aber in ihrem milden und wahrhaften Wesen sicher vorhanden waren. Auch Gesinens wirtschaftliche Tüchtigkeit

gemacht hatte. Ueber ein braves ruhiges Landpserd hin aus war sein Ehrgeiz allerdings nicht gegangen. Jetzt trottete der zweckmäßige Gaul mit dem Hofbauer längs vielen Hektaren fruchttragenden Ackerlands, auf dem ein Meer goldener Saaten wogte. Die gut gelohnten Leute taten ihre Pflicht, die Maschinen waren in Ordnung, und Martin hätte kein passionierter Landmann fein müssen, um nicht durch diese erfreulichen Zustände wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Dagegen fühlte er sich körperlich ermatlet

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Bozner Zeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 11.08.1871
Umfang: 8
, um sein Haus so schon wie möglich zu decoriren, und besonders Lncys Zimmer mit allem Comfort zuschmücken. Von Eichen w arsoeben von einem Spazierritte zurückgekehrt, und befragte Martin, ob die gnädige Frau in ihrem Zimmer allein sei. „Ja, Herr Baron,' erwiederte dieser, d. h. eS ist -eigentlich noch ein junger Mensch bei ihr.' „Ein junger Mensch, wer ist das?' »O, ich weiß nicht, er hat eine schmucke Uniform «n und ist ein hübscher Bursche.' „Hübsch, und wie lange ist er dort?' „O, gleich nachdem der Herr

und Lebendigkeit verlieh, die halbgeöffneten Lippm ließen den Schmelz der kleinen Perlzähne erkennen. Lieutenant Wilson. in seiner kleidsamen Uniform, die dem dunkelblonden jungen Mann überaus gut stand, war wie Martin gesagt, ein schmucker Bursche; die hellbraunen großen Angen, daS kräftige Colorit, die große, schlanke Figur, die grade und stolz aufge- richtet vor dem Baron stand, gab letzterem, wie mit einem Schlage, das Ansehen eines alten Mannes, und Lucy, die eS nur bei ihrem ersten Wiedersehn

, es könnte sonst sein, daß mein Verlangen darnach immer größer und ich zum Widerstande gereizt würde. Doch nun sei wieder mein Ueber guter Maun, gib mir einen Kuß! Ich werde eine Spaziertour unternehmen. Du hast mi aufgeregt!' Nachdem der Baron Lucy beruhigt verlassen hatte, begab er sich in seine Gemächer, um vor dem Mit tagsmahl noch ein wenig zu schlummern. Er ertheilte Martin den Auftrag, seine'Gemahlin zu begleiten. Als die junge Frau nun zum Ausgehen gerüstet eine elegante Toilette gemacht, wurde sie durch den Marquis

, doch die Baronin war anderer Meinung. Von ihrem Besuche bei Nina sollte Martin nichtK wissen, damit auch der Baron nichts davon erfahre. Sie ries Martin deshalb an ihre Seite und beauf tragte ihn, in der Conditorei etwas Confect für sie zu kaufen, indeß sie in der Straße noch einiges besor gen wolle. Martin, der seine junge Herrin vergötterte, ging mit dem erhaltenen Thaler vergnügt in das Haus^ ohne sich auch nur umzublicken. Jetzt war sie wieder srei; sie ging eilends vorwärts: in der Nähe des HauseS

des Präsidenten angekommen^ hatte sie aber nur die Freude Nina soeben in den Wagen steigen und Lieutenant Wilson ihr folgen zu sehen! Jetzt ward's ihr doch selbst etwas zu arg; eS mußte: doch am Ende wahr fein, daß beide verlobt. Sie kehrte etwas mißgestimmt wieder um, trat in einen Buchladen, ließ sich mehrere Bücher vorlegen und wählte in ihrer Zerstreuung eine Kindersibel. — Als sie nun verwirrt hierüber schnell den Wagen ver ließ, begegnete ihr Martin mit einer ungeheuer großen Düte. .Welche Düte!' rief

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Bozner Zeitung
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Seite 10 von 10
Datum: 06.08.1864
Umfang: 10
den Fremden zum Thore hinaus und verschwand den Augen der Leute beim Taubenkönig. Margarethe hatte mit zunehmender Umnh: die wach sende Vertraulichkeit der Männer gesehen; aber — den Charakter Martins wohl kennend — keinen Wi derspruch gewagt. Die wilde Hummel trieb wie im mer ihre Possen, Poll aber stand wie versteinert und sah den Abfahrenden nach; ihm war, als müßle er den Pferden in die Zügel fallen und heim bringen, was sein war. Längst war nichts mehr vom Wagen zu sehen, als Martin

noch immer regungslos aus demselben Flecke stand ; er wußte wohl nicht, wo er war und leise legte sich eine weiche Hand auf seine Schulter, eine Frauenstimme fragte voll Innigkeit: „Was Hat'S denn gegeben, was ist's mit dir, Martin?' Mit zitternden Händen fuhr er sich über die Stirne, wie auS einem bösen Traum erwachend, dann sagten seine Lippen tonlos: „Nichts! Nichts!' und wanken den Schrittes eilte er dem Walde zu; es drängte ihn allein zu sein. Die nächsten Tage hindurch fand Martin keine Ruhe daheim

und kam doch zu keinem klaren Ge danken. Daheim freilich ließ er sich nichts anmerken, zwang sich zu Scherzen und Lustbarkeit, so daß nur das liebevolle Auge seiner Margarethe den Zwang erkannte, aus welchem seine gute Laune entsprang. Fünf Wochen etwa waren seit Hartingers Besuch vorübergegangen, Martin war eben im Begriffe, in den Weingärten nachzusehen, da langte der Postbote ihm einen großen Brief über den Zaun herüber und ein Rezepisse dazu, das er unterschreiben mnßle. Im ersten Augenblicke

stand er wie erstant vor Aufregung, sein Blut begann zu toben und der Herzschlag schien die Brust zersprengen zu wollen. Martin hatte Har- tingerS Schrift erkannt, las es auf der Außenseite des Briefes, daß Geld darin sei und traute seinen Augen kaum, als er die Zahl Eintausend dreihundert und fünfzig angegeben fand. Eilig lief er in'S HauS, zählte daö Geld, las den kurzen Brief Jakobs und gab dem Briefboten ein reichliches Trinkgeld. Wie ein Träumer saß er vor dem erhaltenen Geld, Jubel erfüllte

sich, sorglos wie die Jugend immer ist, ihres Vor theils und kümmerten sich nicht weiter. Margarethe dagegen legte ihr Seidenkleid ohne Freude in den Kasten, suchte vielmehr Martin auszuholen und als er ihr seinen Gewinn eingestand, warnte sie den Sorg losen. Denn gar so leichten Verdienst vermochte die ehrliche Frau nicht für redlich verdient zu halten, sie meinte, es könne der Segen Gottes nicht daran hän gen und ohne den vermöchte das Geld wohl unsern Sinn zu verblenden, nimmer aber glücklich

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 20.08.1864
Umfang: 6
zu fallen — und da sie eben sonst niemand zur Hand hatte, halste sie die „Bleß' und weinte viele, heiße Thränen hätte sie doch dadurch ungeschehen machen können, was geschehen war?! — Als Martin nach und nach sich besser fühlte, ent nahm Echtmann aus dessen abgerissenen Äußerungen, wie die Sachen in der Stadt stehen dürften und wie schmälich der zum Opfer erkorene Poll ausgebeutet worden war. Wiederholt fuhr denn Wilhelm in die Stadt, um zu schlichten was thunlich war und fand einen trostlosen Zustand

sie den Betrug mit dem Ableben der Ducaten -Mahm, ließen einen Gesinnungsgenossen die Rolle des Vetter Lenz spielen und als Martin vollends in das Garn gegangen war, ihnen sogar das Reisegeld hatte unfreiwillig verschaffen müssen, entflohen sie während seiner Trau erfahrt so eilig, daß die Gerichte sie nicht mehr errei chen konnten; sie waren mit der Beute in die neue Welt geflüchtet. — Zum Glück konnte eS den Behör den bewiesen werden, daß Poll der Getäuschte, Hin tergangene war, daß ihm somit kein böser

Sonnenschein lag über die Gegend auSgegossen. als der Taubenkönig zum ersten Mal wieder unter der Linde saß. Der ehrwürdige Pfarrer, nach dessen Trost Martin seit seiner Krankheit oft begehrte, war nach beendetem Gottesdienste herübergekommen und saß mit Echtmann neben ihm, indem der letztere er zählte, wie er in der Stadt alles geordnet hatte. To bias und seine Susanna waren bereits heimgekehrt; er noch bleich und leidend von der heilenden, schweren Verwundung, sie ein Bild des Jammers beinahe, in Folge

, so nennt eS sein Sehnen — Heimweh.' — „Wahr ist'S und Schmach über mich, daß ich es erst jetzt einsehen lern'', warf Martin ein und j sah zum Tobias und seinem Weib hinüber. „Jetzt nachdem ich mich und alle meinigen, für die ich hätt' sorgen sollen, für alle Zeiten hab'in'S Unglück gebracht. Für mich gib?S keine ruhige Stund' mehr auf der Welt und alle Hoffnung ist vorbei.' — „Halt da, ist das mein Beichtkind, welches so lästerlich spricht?' sagte den Finger erhebend der greise geistliche Herr

Sie mich nur aus, hochwürdiger Herr', sagte Martin traurig, „ich will nicht murren, ich hab' es ja ehrlich verdient, aber wenn ich da um mich sehe, aus alles blicke, was mein war und denke, wie es jetzt ist? Mein Hab' und Gut verloren, mein Weib, meine Kinder in Krankheit und Noth, kaum ein Obdach für die Zukunft — da — da wird's mir so schwer m,:'S Herz, daß ich kaum genug Gottvertrauen finde, um nicht zu verzweifeln.' — „Dazu, lieber Nachbar', fiel Echtmann ein, „ist lein Grund vorhanden ; vertraut auf Eure Nächsten

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Seite 9 von 10
Datum: 06.08.1864
Umfang: 10
lang mitzu machen, nachher setz' ich mich zur Ruhe, kauf' mir ein kleines Gut und verzehr' die Interessen von mei nem Kapital. Aber wir reden immerfort von mir allein, sagt mir einmal, Martin, wie denn Ihr lebt und was Ihr treibt da herin in den Bergen?' — „Nun, das ist leicht gesagt: Ihr kennt ja unser Leben, es ist ziemlich eintönig und beschwerlich; Arbeit ohne End' in.Feld und Weingarten, im Stall und Wald draußen, 's ist ein schwerer Verdienst und kostet viel Schweißtropfen das ganze Jahr

von seinen zusammengepreßten Lippen und ein schwerer Seufzer rang sich aus seiner Brust los, während Martin vor sich niedersehend, den Kopf in die Hand stützte. — „Schau warum willst du'S nicht anders haben ? Bist du anstellig, ein offener Kopf, laß das Erdum graben denen, die zu nichts bessern taugen.' „Ja, wenn'S so leicht wär' ... ich möcht wohl . . . aber . . sagte sinnend Martin, den der leichte Gewinn und die fröhliche Aussicht sichtlich zn blenden schienen. Da war nun der Doktor rasch bei der Hand und wußte

es so glattweg und klar zn er zählen, als wäre das Geschäft in der Stadt nur ein wahres Kinderspiel. Freilich kam er wieder mit „In die Kost geben,' „Conlisien', „Leihkaus'. „Borkauf,' „Agiotage,' „Kontreminiren' und ähnlichen Aus drücken, die ihm fremd waren, al'er dazu war ja Falter da, er wäre wie Hartinger nur eine Maschine gewesen, ein Mittelglied der Unternehmungen und Ja kob sagte voll Treuherzigkeit, ihm die Hand reichend: „Schlag' ein, sei mit von der Partie?' Zögernd rückte Martin die grüne

' verstanden und beuützt. Jetzl ist's noch gut und ein günstiger Zeitpunkt, lang wird'S aber nimmer so dauern; denn sobald einmal der Menge der Leute die Augen aufgehn, ist'S mit dem leichten Gewinn vorbei und wer dann kommt, hat sein Glück verpaßt. — Aber thu' wie du willst, Martin, ich will niemand berede», überleg dir'S vald, denn morgen Früh müssen wir wieder in die Stadt zurück. Es werden gerad neue Creditpapiere aufgelegt, dabei ist ein großer Fang zu machen und den lassen wir nicht aus, da muß

ich persönlich dabei sein.' In heiterster Stimmung gingen Hartinger und Falter in ihre Stuben hinaus, aber Martin blieb nach denklich zurück, unruhig schritt er auf und nieder, schritt dann den Feldweg hinauf und gegen die Anhöhe zu, obwohl es schon dunkel war und schien von emem ge waltigen Gedanken gar mächtig ausgeregt. Spät in der Nacht erst kam er heiin und erschrack beinahe, als ihn die besorgte Margarethe ansprach, welche ihn er wartet batte, so sehr hatte er über der Welt in sich die Welt außer

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Seite 3 von 8
Datum: 02.12.1909
Umfang: 8
hat seine Verfehlung — durch das ein stimmige Verdikt der Geschworenen schuldig ge sprochen — mit 6 Monaten schweren, durch einen Fasttag allmonatlich verschärften Kerkers zu büßen. Ranb. Der Staatsanwalt erhebt gegen die Taglöhner Heribert Novelli, 1885 in Mezzocorona geboren, und Linus Alessandrini, geboren 1889 zu Civezzano, die Anklage wegen vollbrachten Raubes, begangen in der Nacht vom 10. auf den 11. ^November an dem Gemeindediener von Altrei, Martin Ludwig, indem die beiden den letzteren niederschlugen

und seiner Baarschaft von 40 Kr. beraubten. Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde: Der Gemeindediener von.Altrei, Martin Lud wig, traf am 10. November 1909 mit dem Schnell zuge um 10 Uhr abends in Bozen ein, um am nächsten Tage den Girlaner Markt zu besuchen. Er begab sich vorerst in die Bahnhofrestauration 3. Klasse, und setzte sich an einen Tisch, bei dem schon mehrere junge Leute Platz genommen hatten. Unter ihnen befand sich auch Heribert Novello. Martin Ludwig beging nun die Unvorsichtigkeit

, sein Geldtäschchen, in dem sich eine 20 und zwei 10 Kr.-Note befanden, vor seinen Tischgenossen zu öffnen und mit seinem Geldbesitze zu prahlen. Nach einiger Zeit entfernte sich Ludwig, um sich ein Nachtquartier zu suchen. Ungefähr um 1 Uhr nachts traf er am Bahn hofplatze zufällig mit Novello zusammen, mit dem er sich wegen der Beschaffung eines Nachtlagers in ein Gespräch einließ. Novello gab sich als Traminer aus und erbot sich, dem Martin Ludwig ein gutes, billiges Quartier bei der „Schletta' zu verschaffen

, wo es auch guten Wein gäbe. Sie gingen nun miteinander durch die Stadt, und kamen an das linke Talserufer in die Nähe des Gasthauses „Lanner', stiegen über die Treppe eines dort befindlichen Häuschens hinan, begehrten Einlaß, ohne daß ihnen jedoch geöffnet wurde. Hierauf setzten sie sich auf eine Bank; dort will Martin Ludwig bemerkt haben, daß sein Begleiter an seiner Weste, in der er das Geldtäschchen ver wahrte, herumgriff, was ihn auf den Gedanken brachte, daß es Novello auf sein Geld abgesehen

habe; dies bewog ihn, sich zu entfernen. Novello aber zerrte ihn zurück mit der Ver sicherung, es werde schon aufgemacht, wenn sie noch einmal klopfen. Plötzlich faßte Heribert Novello den Martin Ludwig mit beiden Armen um die Brust und warf ihn zu Boden, so daß Martin Ludwig unten, Novello oben lag. Der Ueberfallene versuchte sich wohl zu wehren, brschte seinem Gegner auch zwei Kratzwunden am Halse bei, es gelang ihm aber nicht, des ihm an Kräften überlegenen jungen Mannes Herr zu wer den. In der hilflosen

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Seite 6 von 8
Datum: 27.06.1910
Umfang: 8
Nr. 142 Nr. Z43 Martin Guncter. . . Roman von C. Dressel. i ' Machdrv« verboten.) (19. Fortsetzung.) ' Keiner weiß daS besser zu schätzen, denn ich.* Sein Herz zuckte. »Lisino, der waren schon drei . Jahre zu viel, und doch stand dahinter das gute schöne Glück,' mußte er denken. — .Es ist schon so, wer nicht Treue hält, kann auch nichts an- j deres halten im Leben. Ihr ist alles unter den ^ Händen fortgeglitten, Eheglück, Wohlfahrt und Ansehen. HauS und Hof hat sie lassen müssen und zuletzt

. Nur will ich zuvor mit Gefine darüber reden.' Die war in ihrer warmen Schwesterliebe so gleich einverstanden. »Ja, Vater, ebne Achims Weg, soweit du kannst. Wir haben nichts mehr von dir zu verlangen.' „Ihr werdet darum nicht Not leiden. Es reicht sür alle.' . ^ .Können wir uns nur gerad' auf dem Hos halten, ist's schon gut. Wir arbeiten gern. Unsere Kinder sollen es auch lernen.' .Ist man ihrer sicher?- dachte Martin. Er sprach aber den Zweifel nicht aus und sagte nur mild: „Er bleibt euch, so Gott

. Einst war sie ja wohl die erste hier, und sie soll nicht die letzte sein, käme sie jemals in Reue und Heimweh und redlichem Arbeitswillen Wriick. Das venvrcck' ick Dir.' ..Bozner Zenung' (Tüsnrc'. - ' ,!.nN ' Danach saß Martin Gunder geraume Weile schreibend in der Amtsstube. Schon morgen wollte , er nach Hamburg-fahren,- dam» er zurück war, wenn Achim kam. Wurde er indes länger dort aufgehalten, so sollte der Sohn ein Schreiben vor» finden, das ihm die Erfüllung seiner Wünsche verhieß und Vaters

daS Schmutzwasser auf der Chaussee. Ein grauschwarzerHimmel sah hinein. In den dürren Pappeln toste und klapperte der Wind. Sein wildes Lied hört« sich an wie . ' klagender Sterbesana. . . ^ Dennoch gab Martin dem unheimlichen Ein- i druck nicht nach. Ein Zurück kannte er nicht. Für ihn hatte es immer nur ein Vorwärts geheißen. - Als .wetterharter. Landmann machte er sich selbst aus dem bösesten Wintergraus nicht allzu viel. ES handelte sich auch nur um den Weg einer guten Stunde, wenn er schnell ausschritt

um garnt. Die Schuld, die Torheit ihrer blinden Leidenschaft hatten sie nun schwer heimgesucht; sie mochte klein und bescheiden geworden sein im Unglück. Einen Gebeugten aber kann die stützende willige Hand aufrichten. Des Mannes hatte Sanne in ihren Bittbriefe» niemals mit rühmlichen oder liebevollen Worten er wähnt. Es mußte längst ein Riß durch die un selige Ehe gegangen sein, und Martin, der im Laufe der Jahre seiner Lütt ein nachsichtigerer Richter geworden, war nur zu geneigt, die Haupt schuld

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Seite 5 von 8
Datum: 06.06.1910
Umfang: 8
Hosrichter hat vom Kriegsgericht einen dahingehenden Beschluß zugestellt «halten. Martin Guntler. Roman von C. Dressel. lNachdmck veib.te».) (2. Fortsetzung.) Sie nickte hastig. »Die und' fröhliche Ge sellschaft muß ich haben. Schau, Martin, bei uns daheim ist immer ein lautes, lustiges Lärmen, eS verschlägt uns nicht viel, das knapp« Nqchderdecke» strecken, und ich lach' und sing' für mein Leben gern. Da sollt ich nun zwischen den munteren Meinen undall den guten Bekannten, die bei uns aus- und eingehen

viel nachdenke», Martin. Nicht jeder Bau« «acht sich so hübsche Gedanken.- .Die komm« alle au» mein« Heimatlieb«, Listng. Mein Laad, «ein aoot hillig Land l' ' ^ - Er sprach's in ernster Feierlichkeit und breitete unwillkürlich die Arme aus, als möchte er ihn ans Hey drücken, den Boden, der sein LaterbauS trug, d« ihm Lebensarbeit gab, in dem feine tiefe Waldfreude wurzelte um» seine ^ LiÄ^entspmngenMar ^für das Madchen> da» neben ihm in dergoldenenHeimaisonne stand. Dann sänken chm die Arme matt herab

. »Darum ist auch das Scheiden so bitter hart,' schloß er leise. Die Tim trat jetzt ungeduldig von einem Fuß auf den andern. »Und dir brennt der Boden unt« den Sohlen,' scherzte « wehmütig. »Adjüs denn, lütt Mausel. Tanz nur, soviel du magst. Denk ab« auch mal en büschen an den fernen Soldaten bau«.' Sie legte ihre Hand leicht in die seine. .Brauchst doch erst Oktober fort, da sehen wir uns natürlich noch, und'» hat Zeit mit dem letzten Abschied. Und nimm's nicht so arg schwer, Martin. Siehst mal

ein and« Stück Welt. Sie freuen sich doch meist alle auf die Stadt. Es ist doch auch 'ne Ehre, des Kaiser» Rock zu tragen. Daran mußt dich aufrichten, Martin.' Er sah dem. rasch forteilenden Mädchen nach, bis sie ,m dichteren Unterholz verschwand, und selbst dann verharrte « noch versonnen an seinem Standplatz. »Sie hat ja recht»- sagte er sich, .soll fie ihre fröhliche Jugend in einsam« Braut- jchast vertrauern? Bei den Dirnen geht das Altwerden schnell, ihr« paar Frühlinge sind bald abgeblüht

, und darum wollen fie doppelt leben in ihr« kurzen guten Zeit. Und doch, mir blieb' sie dieselbe und würde sie hundert Jahre alt, immer, immer, mein siit Listng.' Endlich schlug auch er den Rückweg ein. den« die Sonne stand schon tief. Di« grauen Föhrenstämme verwandelten sich jetzt in Purpursaulen, um ihre violettarüuen Kronen lohten stammende Aureolen. Aber Martin, den sein dunkler heimlich« Wald sonst am schönsten dünkte in diesem Farbenzauber, dessen lebhafter Naturfilm nie müde wurde» da» ver

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 08.06.1910
Umfang: 8
Nr. 127 „Bozner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt) Mittwoch, de» 8. Juni 1910. Martin Sünder. Roman von C. Dressel. < (Nachdrvi! verboten.) (S. vortsetzun«.) „Du' bist ab« kurioS, Martin. Und so verändert. Mein Herrgott, nun seh'ich't erst, wie schaust du denn aus? War'S denn so arg?^ „Hast vor meinem Geficht auch 'en Ab» scheu, du?' »Unsinn.' „So gib mir die Hand — nein, hier die rechte.' Da zittert« sie wieder am ganzen Körper. Eie kroch förmlich in sich hinein vor Angst. »Lisino

, ist das deine Lieb' ?' rief er schmerzlich. »Nicht mal solch' kleinen. Jehl kann sie ertragen? Komm, übenvind' dich/- lieber Schatz. Du wirst dich dran gewöhnen. Du mußt es^ doch, Lisinö.' .Das ist'S ja nicht,* murmelte sie mit blassen Lippen. »WaL sonst? Sprich Deern, sag's nur, wie'S dir zu Sinn ist. Aber Wahrheit wlll ich, Wahr heit. Wissen muß ich jetzt, wie ich mit vir dran bin.' »LsK wir Zeit, Martin.' »Nein, hast'L nun Wochen bedenken können. Wußtest am End' auch, wie anders die Sach' nun mit uns liegt

. Brauchst nicht mehr drei Jahr' zu warten, kannst jeden Tag Gund erbos- dauerin werden. Sag' Deern, soll ich's Aus gabst bestellen?' »Nicht jetzt — nicht gleich, Martin.' Un schlüssig, gequält stieß sie eS hervor. Er stampfte mit dem Fuß aus. »Willst mich narren? Red' jetzt, auf 'ne ernste Frag' gehört sich ehrliche Antwort.' .Ji^bitt' dich, nicht so auf der Stell', ich muß mich doch —' sie schluckte und fing an zu weinen. Die Tränen auf dem runden, sorglosen Ge» sicht des hübschen Mädchenk rührten

und be sänftigten ihn zugleich. ..Wüßt' ich nur, wie'S dir umS Herz ist. Magst mich denn so wenig, Lising?' flüstert« er beklommen. Und sie schluchzte: »Ich Hab' dich gern — tust mir so leio — und doch — Martin, Martin» wärst du doch Soldat geworden.' Sein hageres Gesicht wurde grau. »Ja, Deern. den Gefallen kann ich dir nicht, mehr tun. Ich mein' auch, es müßt' dich eher freuen, jetzt bald Hochzeit halten zu können.' »Das schon, aber ' Wieder sah sie scheu an ihm vorbei. »Was aber?' »Dann könnt' ich doch Staat

machen mit dir, und ja» ich mag nun mal lieber nen Mann, vor dem die Leut'Respekt haben,' fuhr es ihr trotzig heraus. Seine Augen sprühten. »Das will ich ihnen raten.' Er reckte sich empor. . »Unglück ist keine Schande. Ich kann den Kopf hochhalten vor meinen Leuten. Obenan werd' ich stehen im Dorf, sollft's noch erleben.- „Du siehst nicht aus nach stolzer Lebens» sreud' — auch nicht wie einer, der die rechte - Schneid hat,' murmelte sie. Martin zuckte. Sie aber fuhr nun ungestüm fort: »Schau, ich Hab' den Anton

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 24.06.1910
Umfang: 8
Fieberwahn be- i freien. Sie hatte in ihrer Praxis zu oft die Eilende, oder doch lindernde Wohltat geistiger , Trosteinwirkunoen aus Gemütsdepressionen sowohl als Fieberdelirien erfahren. Schon flog ein Kabeltelegramm über den Ozean nach dem fernen Gunderhos: „Achim sehr ' irank — ein versöhnliches Wort, eine gute Ver heißung könnte ihn Vielleicht retten. Juliane Eoert.' Am ganz.n Leibe zitternd, hielt Martin Guuder die Depesche in der Hand. Endlich, end lich Nachricht aus Afrika. Aber sie iii

,l?»>w ,Bozner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt) Lebensgesahr — die nächste mochte eine Todes- kunde sein.' .. > Gott im Himmel, es war ja alles vergeben, alles gewährt, wenn Achim nur am Leben blieb. So h'le jener Brief mit Vaters willigen Zuge ständnis^» den Sohn wirklich nicht erreicht ? Ach, daß es erst zu diesem Aeußersten kommen mußte! Martin war so verstört, so niedergeworfen von seiner zitternden Angst, daß ihn selbst die Unterzeichnung des Telegramms mit dem be kannten und jetzt so verhaßten Namen

die Familie zur Winterzeit. nicht mehr auf der großen Diele gemeinsam mit dem Gesinde, sondern wie Gesine es- seit einigen Jahren eingeführt, in der Hausfrau gemütlicherem Wohnzimmer. Der Gunderhofbauer — das war Martin noch immer, wenngleich eigentlich nur mehr nominell, da die schaffende und. erhaltende Kraft des großen An wesens im Grunde der strebsame junge Schwieger sohn genannt werden mußte — also Martin Gunder hatt.! nichts gegen diese, wie manche andere Neuerang auf seinem Hof einzuwenden gehabt

.. Auch die Kinder dursten, soweit sie schon am Tisch sitzen und eigenhändig essen konnten, mit dabeisein. Das geschah nun wieder Großvater zu Gefallen, der an der heranwachsenden zweiten Generation Freude zu haben schien und, sonst ein wortkarger Mann, in der kleinen Gesellschaft bisweilen zugängiger wurde. Laufe der. se^2 hjx Gesine jetzt zavlte, Laren drei Kinder auf dem Gunderhos geboren worden. Zwei Jungen und die kleine nun einjährige Deern. Der älteste, jetzt fünfjährige Bub' hieß natür lich Martin

. ,, Der Hofbauer hatte die Patenehre freilich: nur mit wehmütigen Nachgedanken angenommen.. „Als Martin Gunder wird der Jung' ja nie auf meinem Hof sitzen,' sagte er sich, «und kann ich wünschen, daß er mir sonstwie nacharte? Wer mochte Wohl sein Leben noch einmal leben? Ich gewiß nicht. Herbrochen ist's mir unter den Händen, so stark ich es auch zu fügen wähnte. Nun, kein Menfch ist unersetzlich, heißt's. Jeder könne des andern Stelle ausfüllen, — und ' ist doch keiner dem andern gleich

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Seite 6 von 12
Datum: 16.08.1902
Umfang: 12
. Und eine solche Fran sollte er gegen ihren Willen zur Rückkehr zwingen, dem Hause seiner Väter eine Herrin aufdrängen, die nnr unwillig ihre Freiheit aufgab? Sie hatte sich selbst, ihr Herz nicht gokannt, es war Alles eine entsetzliche Täuschung gewesen . . . Nur seine Liebe nicht, denn selbst jetzt liebte er sie noch ... Nein, das wäre schwach und erbärmtich, er wollte sie nicht mehr lieben, sie war es nicht werth. — -Eine Hand berührte seine Schnlter. „Saldow! Ich hörte soeben im Hotel von Dir —' „Martin

, hier?' „Mit ihrer Mutter — eine schöne Frau, um schwärmt fast wie die Tochter —' „Wie die Tochter!' rief Saldow mit flammendem Blick. „Du sprichst von meiner Frau, Martin!' „Und du gabst mir den Auftrag, Dir die Wahr heit zu berichten. Ich sage uur, was ich gesehn habe.' Da erzählte Saldow dem Freunde unter dem Rauschen der Wogen und dem leisen Säuseln des Windes von Miras Schweigen und ihrer Abreise als Antwort auf die Ankündigung seiner Ankunft. „Wann müßte sie Deinen Brief bekommen haben?' „Vor zwei Tagen

, eisigen Ausdruck an, eine aschgraue Farbe breitete sich über sein Gesicht. „Ich hatte gehofft,' sagte er nach einer Weile mit heiserer Stimme, „Du könntest mir beistehen und das Geheimniß lüften, daß ich wohl ahnte, aber nicht zu faffen vermochte.' „Vcrurtheile Deine Frau nicht eher, als bis Du sichere Beweise hast,' sagte Martin ernst. „Es kann ein unglücklicher Zufall fein, der sich aufklären wird. Ich will Dich nach Florenz begleiten, Du sollst nicht allein sein.' „Ich fahre nicht nach Florenz

, ich fahre direkt nach Hause,' war Saldows Antwort. „Nicht zu Deiner Frau, um eine Aufklärung zu verlangen?' „Nein, ich will ihr Vergnügen nicht stören.' „Du mußt es thun, Du wirst sonst keine Ruhe finden,' sagte Martin. „Es kann der Wendepunkt Eures Lebens sein —' „Das ist er, nur anders, als Du meinst, Martin. Ich reise zurück und bin bereit, Hildegard jede Bot schaft von Dir zu übermitteln.' . Martins Blick leuchtete auf. „Ich hoffe, die Zeit ist nahe, wo ich offen um sie werben kann.' „Ich fürchtete

, Du wärest krank, Du ließest uns so lange ohne jede Nachricht —' „Ich mißgönnte mir selbst die Zeit zum Schreiben, ich arbeitete fiir Hildegard.' „Und hast mir doch Deine Zeit geopfert! Das will ich Dir nie vergessen, Martin.' „Nur drei Tage,' sagte Martin schnell. „Und sie genügten, em Lebensglück zu vernichten und mich elend zu machen,' sagte Saldow leise und ein Zittern durchlief ihn. Die Freunde trennten sich in Genua. Martin that, was er von Saldow verlangt hatte, er reiste nach Florenz und fragte

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 10.06.1910
Umfang: 8
steigerten, und kamen wieder und holten sich Rat von dem fortschrittlichen jungen Bauern, der jetzt aus seiner kargen Verschlossen heit heraustrat und ihnen gern mitteilte, was sie erfahren wollten. .. Ja, er hielt so wenig mit seiner Weis heit zurück, daß die schlauen Bauern ihn hinterrücks wieder den dummen Hans nannten. Sie hätten es eigentlich kluger gefunden, wenn er den Profit allein ausgenutzt hätte. 1 Einige amter ihnen eckmnten aber dankbar Martin Gunders selbstloses Interesse

als chre gute irdische Vorsehung. Denn mit allen An gelegenheiten, in denen sie sich nicht selber raten und helfen konnten, drängten sie sich jetzt um den Gunderhofbauer, hinter dessen junger Stirn sie probate Weisheit und lautere Gesinnungstüchtigkeit gefunden. So war eS selbstverständlich, daß sie ihn zuletzt einmütig zu ihrem Schulzen wählten — ausgenommen der Sägemüller, der, selber auf die Würde spekulierend, insgeheim gegen Martin gehetzt hatie. Erfolglos. Denn seine eigene immer mehr

unter der Schulzenverwaltung des Gunder- hosbauern. . . Die Ehrenwahl des Sohnes und damit feine vollständige Anerkenntnis erlebte die sieche Günderbänerin noch. Bald danach legte sie sich zum ewigen Schlaf, und so trat an den verein samten Martin die Notwendigkeit heran, seinem Hofe die Frau zu geben. - ' Es hatte ihn bis dahin nichts zu.-der Heirat gedrängt. Er sah das weibliche Gesinde einiger maßen von der Mutter beaufsichtigt und drückte bei vorkommender Lässigkeit ein Auge zu, sofern nur das innere

er sich vor, „aber die Wirtschast muß' in starke Frauenhand, und mein Vätererbe ruft nach dem jungen Erben. Unsinn, so weiter ins Blaue zu schuften. Ich will wissen, für Wen ich strebe. - Ich will einen Sohn haben, der mir die Arbeit dankt, der als ein neues Glied' meines Leibes hier dereinst auch in meinem Sinne waltet. Und werden es der Kinder mehr, keins braucht zu hungern, denk'ich.- So ging Martin Gunder, ein Neunund zwanziger bereits, auf die Brautschau. Jetzt traf er die übliche Großbauerwahl, bei der die Vernunft

entscheidet und das Herz wenig dreinzureden hat. Bei Martin schwieg es völlig. Ihm war es lediglich um Uebereinstimmung äußerer Verhältnisse zu tun. Unter den güter- gesegneten Bauerntöchtern suchte er die, deren Mitgift seinem Vermögen entsprach, und im übrigen fragte er nur danach, ob sie körperlich gesund und von durchschnittlichem Bauernve'r- stand sei. Er klopfte nicht umsonst an, als er die Zweite Tochter eines reichen Marschbauern zum Weibe begehrte. Regine war nicht sonderlich hübsch

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Seite 2 von 6
Datum: 07.07.1894
Umfang: 6
als ein Höhenkurort ersten Ranges. Der Gnadenwald, ein reizendes Hochplateau, ca. 1000 Meter über dem Meere, dreiviertel Stun den von der Stadt uud Eisenbahnstation Hall eul- scint, bietet mit seiner stärkenden Alpcnlust Gelegen heit zu einem in jeder Beziehung prachtvollen Svm- merausenthalt. Der Hauptort St. Martin hat inmitten von Wiesen und Waidesgrün eine sehr schöne Lage, gutes Triukwasser und tägliche Postveibinduug. Mit der Unterkuust war es bisher schlecht bestellt. Das Wirthshaus zum Speckdacher

in St. Martin hat nur wenig Räume, genügt aber bescheidenen Anfor derungen. während die Wirthschaft bei de, „Gnnggl' in St. Maitin auch die einfachste» Bediusnisse nicht »u befriedigen vermag. Da fehlt eben der Bcsähignngs Nachweis. Es gibt leider noch Wirthsleute genug in unserem Lande, die ihr eigenes Interesse nicht ver stehen oder protzig sogen: „Wir brauchens nicht.' Nun, dann sollen sie ihre Bude sperren. Solange sie aber offen steht, darf man verlangen, daß auch das Allernothwendigste geboten

w,rd. Der Gnad.nwald, der mit seinen in ebener Fläche sich hinziehenden Fichtenwäldern überreiche Gelegenheit zu schattigen Spaziergängen nach den verschiedenen Richtungen bietet, war in Folge unzureichender Unterkunft und Wohnlichkeit bis jetzt nur Durchzugsstation. Der hie stge Kaufmann Herr Hepperger hat nuu im vorigen Jahre einen größeren Gutskomplex in St. Martin erworben nnd den sog. „Gnadenwalderhof' mit Penston, Bad und Restauration errichtet. Neu ein gerichtet sind 20 Zimmer mit 42 Betten. Der Gatten

bare Privatwohnungen. Sehr lohnend ist auch von Innsbruck aus eiue Wagenpartie über freundliche Mittelgebirgslandschaften in 1 dreiviertel Stunden nach Gnadenwalderhof. Ausflüge können von St. Martin aüs viele in nächster Umgebung mit schöner Rundsicht und guter Unterkunft gemacht werden. In vier Stunden z. B. kommt man durch das Hallthal auf die 2725 Met. hohe Beltelwurffpitze. einen der lohnendsten Aussichtspunkte Tirols. Der schönste Ausflugsort in nächster Nähe von St. Martin

aus ist der Badeort Baumkirchen. Er liegt am Südab- hange des Gnadenwaldes. Das dortige Mineralbad, besonders von Frauen häufig besucht, erfreut « sich schon seit 200 Jahren eines vorzüglichen Rufes. ES ist von der Station Bolders aus in 10 Minuten, von St. Martin aus in dreiviertel Stunden zu er- reichen. Die gegenwärtige Eigenthümern, Frau Witwe Theres Mayr bat das Etablissement sehr in Auf. schwuug gebracht. Es stehen 30 freundlich eingerich. tete Fremdenzimmer mit 36 guten Betten zur Ver. fügung und ebenso

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Seite 6 von 6
Datum: 22.08.1871
Umfang: 6
Genugthuung von ihm zu verlangen. Doch der Baronin blieb nicht lange Zeit zum Grü beln, Martin erschien ganz verstört in ihrem Gemach und meldete den Hauearzt an. Lucy, obgleich gewohnt, ihn öfter bei sich zu sehen, brachte eS in Verbindung mit ihrem Manne und eilte ihm entgegen mit dem Ausruf: „Albrecht, mein Gatte, ein Unglück!' „Der von Fräulein v. Dehnhardt gefolgt? Arzt trat auf sie zu und sagte: „Fassen Sie sich, gnädige Frau, noch ist nicht Alles verloren. Ihr Gemahl ward leider verwundet

, er ist auf dem Wege hierher, Sie waren sein einziger Gedanke — so raffen Sie all« Kraft zusammen, um dem Lei denden Hülfe und Trost spenden zu können.' „O mein Gott und das geschah Alles um meinet willen, ich bin schuld daran!' jammerte Lucy, „doch wo ist er, ich muß zu ihm?' — „Gemach Frau Baronin, daS würde nicht gehen, er ist auf dem Wege hierher, in treuen Händen. — Doch ich möchte Martin requiriren, um mit thätig zu sein, unterdeß werden Sie sein Lager wohl so bequem wie möglich herrichten lassen.' Lucy

flüchtete trostlos in die Aime der Tante Louise, die sie so gut sie konnte beruhigte und dann im Verein mit ihr alles Nöthige anordnete und vollführte. — Martin, der gänzlich den Kops verloren hatte und immer über seinen Herrn jammerte, ergriff die Pluder hosen statt des Frackes und fuhr so gul eS gehen wollte hinein, stülpte BrigittinS Gartenhut aus und wollte so losstürmen, als diese ihn noch glücklich er wischte und anders kostümirte. So nahete sich denn der traurige Zug und der Baron

für sie, Albrecht nicht verrathen zu haben, daß sie sein Geheimniß kenne, und wie glücklich war sie, ihrem Gatten nun wieder ihr volles Vertrauen, ihre volle Achtung schenken zu können. „Nein Lucy, täuschen wir uns nicht, meine Augen werden sie niemals mehr schauen, doch nun kann ich ruhig sterben — ich danke Dir für Dein Versprechen, worin ich zugleich Deine Engelsgüte und Milde gegen mich sich ausspricht. — Martin wird Dich leiten, wenn Du meine Tochter aufsuchst, er und der Mar quis waren die einzigen

, die hier darum wußten. — Martin war mir ein treuer Dierer!' Der Baron lehnte erschöpft inS Kissen zurück und Lucy reichte ihm leise weinend einige stärkende Tropfen. Zisch wenigen Minuten raffte er sich wieder auf und fuhr mit noch matterer Stimme fort: „Lucy, wenn Deine Thränen, die Du um mich weinen wirst, getrocknet sind, dann bricht ein neneS Morgenroth für Dich an, dann werden sich Dir bald Viele nähern, die der Reichthum, den ich Dir hinter, lassen werde, locken wird. Viele aber werden sich Dir nahen

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Seite 10 von 10
Datum: 30.07.1864
Umfang: 10
dem schönen Gespann mit Interesse, welches alsbald beim Tauben könig anhielt und die Menge nöthigte, rasch bei Seite zu treten. Geschmeichelt von diesem ansehnlichen, wenn gleich ihm noch unerklärlichen Besuche, erhob sich der Landwirth, als ihm ein lustiges „Grüß' Gott, lieber Martin!' von einem Herrn zugerufen wurde, der eilig aus dem Wagen stieg und dem erstaunten Poll die Hände schüttelte. In freundlichster Weise, aber schweigend und ungewiß mit sich selbst, wen er vor sich sähe, erwiederte Poll

Umwandlung hat stattgefunden mit Dir.' — „Wirklich? Nun, deshalb sind wir doch, wie ich hoffe, die Alten geblieben, und du mußt mir schon für mich und den Doktor für eiu paar Tage Unter stand geben, denn ich hasse das WirthshauSleben und habe wegen eines Herrschaftskaufes und über einen großartigen Kobleuhandel da herum zu machen.' — „Willkommen, vom ganzen Herzen willkommen!' rief Martin hocherfreut und gab die Befehle wegen Unterbringung der Pferde und des Wagens, trieb Frau und Töchter an nach Küche

, wenn eine Feuersbrunst das halbe Dorf eingeäschert hätte, es würde nicht so viel Aufsehen erregt haben, als dieser Besuch. Mit der Schnelligkeit des elektrischen Funkens ging diese Nach richt nun von Ohr zu Ohr, der Taubenkönig war der Held des Tages, alle Welt suchte in seinen Hof zu gelangen, um das lebendige Wunder leibhaf tig zu sehen, und da der überglückliche Martin heute eine großartige Gastfreiheit entwickelte, blieb den gan zen Tag über sein Haus, sein Hof und sein Garten von Freunden und Nachbarn förmlich

belagert. Der Lehrer Josef war entschieden überwunden, fand außer Tobias kaum noch einen Zuhörer für seine Abenteuer, und Martin Poll war in einer so frohen Stimmung, daß er hätte Geld auswerfen mögen unter die Leute. Au ihm war der vornehme, reiche Hartinger gekom men, ihn zog er auffällig allen vor, ihm vertraute er die geheimsten Einzelheiten seiner Geschäfte und meinte, das andere Bauernvolk sei zu ungebildet dazu, ihn zu verstehen. Etwas weinselig und voll Selbstzu friedenheit stimmte daher

der mit so viel Vertrauen za sich selber ausgerüstete Martin in das geringschät zige Lächeln mit ein, welches Jakob für die Umgebung hatte, die nicht ermüdete, den zum gnädigen Herrn umgewandelten Baner zu bewundern. Doktor Falter seinerseits unterstützte diese vertrau-' lichen Mittheilungen durch einzelne, kurze, mit Fremd wörtern reich untermischte Reden, feuchtete seine Kehle eben so oft als die beiden Freunde an, und lieferte den Beweis, daß er den besten Appetit besaß auf zehn Meilen in der Runde. Seine besondere

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Seite 6 von 8
Datum: 07.06.1910
Umfang: 8
„Bozner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt) Dienstag, deil 7. Tun: 191V. ' ^ -S' I !> 1 ? . i- Martin Gunäer. Roman von C. Dreffel. Machdn»! vnb.irn.) (2. Fortsetzung.) Da verfinsterte sich seine kaum erhellte Stirn. Im scharfen Rundblick hatte er in der nun schnell hereinbrechende» Dunkelheit einen Lichtsunken gewahrt. Im Pferdestall schien dies rote Glühpünktchen hin und her zu flirren. Das war aber zum Glück kein Alarmsignal, sondern wiederum eine Ungehörigkeit, wie er sofort erkannte. Da machte

sich jemand ohne Not zu schaffen. Die Tiere mußten in jetziger Jahreszeit noch bei Tage besorgt werden. EL war Prikte Order aus dem Gunderhos, daß niemand ohne des Bauern ausdrückliche Ge- nehmigung die Ställe: und Scheunen mit Licht betrat. Mit ein vaar Sprüngen war Martin drüben, sah den Pferdejungen verbotenerweise an der Häckselmaschine, und da lag dem halb wüchsigen Bengel auch schon seine schwere Hand im Nacken. Er schüttelte ihn wie ein Bündel Stroh. „Krautbauer du, mit Licht im Stall? Wart

' ich will dich noch Pascholl lehren.' Rechts und links flogen dem Jungen ein paar kräftige Maulschellen ins Gesicht, daß der den Griff' der Kurbel fahren ließ und sich heulend den Kopf hielt, während das Schneidewerk in toll«» Wirbel kreiste. Da stierte Martin plötzlich wie hypnotisiert aus die schwirrenden, im Licht unheimlich auf. zuckenden Eisenzahne. Grinsend fletschten sie iqn an. Und wie eine Vision sah er daneben die Hand des langen J»chen mit den zwei fehlenden Fingern, — die wundertätigen, die ihm drei lang

wollte sich der Günderhofbaüer erniedrige»? Nimmermehr. Er war und blieb der ehrliche furchtlose Mensch, dn vor keinem die Augen Niederschlug. UÄer sich selber entsetzt, zog er hastig die'Hand zurück und doch — einen Atemzug zu spat. Ein rauher Schrei gellte vurch den Abend, schrill deL Jungen Geheul übertonend. Dann atemlose Stille.'.!. Martin war ohnmächtig um gesunken. Ueber den Bogen rann aus klaffender L>andwu»de sein zunaeSBlut wie ein roter Strom. Der Junge, im ersten Schreck verstummt, lief schreiend. Hilfe

zu. holen. Danach lag Martin Gunder wochenlang im Kreiskrankenhaus. .Er hatte sich in diese zwingende Notwendigkeit fügen müssen. Wer hätte ihn daheim sorglich pflegen können? Die gelähmte Mutter war selber wartungs bedürftig. Zudem erforderte seine bösartig wer dende Verwundung beständige ärztliche Ueber« wachung. Ohnehin schien es das beste, er ging den Seinen sowohl, als den Nachbarn einstweilen aus dem Wege. Eine kränkhaste Scheu vor jedem bekaimten Gesicht hatte ihn befallen. Er meinte in Kaller

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Seite 8 von 16
Datum: 18.06.1910
Umfang: 16
er es nicht mehr ansehen, das schmale seinzügige Jünglingsgesicht mit seiner flammen den Begeisterung, die ihm Achims gestrige Gleich gültigkeit für den weiten Landbetrieb nun so grell beleuchtete. Endlich zog Achim, dem Baters starre Ruhe nachgerade unheimlich wurde, Doktor Everts Brief aus der Tasche. Vielleicht, daß der nun seine Sache besser führte. Und Martin nahm das Blatt und las, was ihm der gelehrte Herr von seines Sohnes Be gabung und Fleiß und sittlichem LebenSernst schrieb. Er habe außerordentliche

in der Fremde nichts zu suchen. Gott im Himmel, daß ich dir das erst sagen muß. Hast du gar keine Heimatliebe in dir, undankbarer Zunge?' „Doch, Vater, und ebenso Hab' ich dich von Herzen lieb. Nie aber ist ein Mensch dem andern gleich. Auch wir zwei sind verschieden geartet. Deshalb, ein Leben in deinem Sinn, es ist nicht das richtige für mich. Dir und mir erwüchse kein Segen daraus, zwängest du mich in den Hof. Und wenn ich dir wert bin, Vater, lieber Vater —' - „Still. Kein Wort mehr. Martin Gunders

einziger Sohn geHort auf den Gunderhof. Damit basta.' : „Du liebst deinen Hof mehr, als mich, Vater!' rief Achim außer sich. Martin zuckte. Dann sprach er langsam: „Schweres Hab' ich ihm dereinst geopfert, ein schönes Juaendglück hat er mir genommen. Er ist mir viel schuldig, aber wert noch mehr. Un löslich sind wir verkittet, mein Hof und ich, durch Blut verkittet. Nichts Höheres als. Haus und Hof, nichts Lieberes als mein ureigenes Hei matland. Und daß ich dir dies heiligste Gut be stimme

, in den unbeschränkten Zinsgenuß kommst du dagegen schon am einund zwanzigsten. Dann wird dir die Urkunde darüber zugehen, ich kann's dir aber schon gleich schwarz auf weiß zeigen.' Schwerfällig ging er auf den Arnheim zu, in dem er auch wichtige Papiere zu bewahren pflegte. „Neil,, Vater, »ein —, nur das nicht. Ich glaub's dir aufs Wort. Ich verlange auch nichts, — nur bitten möcht' ich dich, ein letztes Mal von ganzem Herzen bitten —' Aber Martin Gunder entschied unbewegt: „Es bleibt bei dem Nein. Und daß du's

nicht verheimlichen sollen, aber nur ein Jahr mehr hat's dich gekostet, man hat mich ausnahmsweise eher dazu gelassen ' „Und wie unendlich lange Zeit ich auf dich gewartet Hab', weißt du das? Tausendmal mehr» als es sich dem junger unreifer Kopf ausgerechnet hat,' rief jener in schmerzlichem Zorn. Achim wußte nichts hierauf zu sagen. Eine schwüle Stille trat ein. Nach einer Weile sprach Martin Gunder ruhiger: „Dennoch ist's besser, wir Hausen nicht gleich unter einem Tach zu sammen mit dieser leidigen Sache

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