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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 21.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 17 der „Bozner Zeitung' vom 21. Jänner 1899. N»chdruck »erbeten.) Ada, ^ Roman von * 5 (107. Fortsetzung.) Hugo gieng zu Luise und erfaßte ihre 1 beiden^ Hände und versuchte ihr in die Augen . zu sehen. »Sage einmal aufrichtig, Luise, nicht wahr. Du liebst den Assessor nicht? Und unsere ^herzensgute, kluge, liebe Mama ist nahe daran, i der öffentlichen Meinung zuliebe ihren eigenen Herzensliebling unglücklich zu mächen. Aber sage mir die Wahrheit. Ich schütze

Dich, und die klatschsüchtige Frau von Branden werde ich nächsten? ersuchen, unser Haus zu meiden, da sie Dich aus dem Hause hinaus klatschen will.' Luise wagte nicht, den Blick zu erheben und Hugo in die Augen zu sehen, aus Angst, dieser könne ihren Seelenzustand und die Liebe zu ihm entdecken. »Du irrst, Hugo!' sagte sie mit einer unnatürlich klingenden, motonen Stimme. »Ich liebe den Assessor von Schubert m der That, und es ist mein festes Entschluß, ihm sobald wie möglich als seine Frau zu folgen.* Entsetzt trat Hugo

zurück und ließ Luisen» Hände fallen. Er wurde bleich und Schweiß tropfen zeigten sich auf seiner Stirn. „Du liebst den Assessor von Schubert, Luise? Du liebst ihn wirklich? DaS ist nicht wahr! Du lügst um Dich und mich zu be trügen. Sage, daß Du lügst Luise, oder Du treibst mich zum Aeußersten l* Mit Würde trat Frau Weichert zu ihrem Sohne und legte ihre Hand schwer auf seine Schultern. »Du bist auser Dir mein Sohn!' sagte sie streng. »Bei ruhiger Ueberlegung wirst Du das Unangemessene Deiner Worte

und Deines jetzigen Benehmens einsehen. Deine Schwester müßte Dir zu gut und erhaben erscheinen, um sie zu einem Spielzeug für Deine Launen erniedrigen zn wollen. Denn was anderes könnte Luise jetzt noch für Dich, den verheiratheten Mann sein? Du hattest Das Glück, das Du jetzt vergeblich ersehnst, einst so nahe, daß Du nur die Hand darnach auszustrecken nöthig hattest. Damals erschien Dir werthlos. waS Du heute so heiß begehrst. Willst Du der einst Verschmähten noch einen neuen, um vieles schwereren Schlag

versetzen, indem Du sie erniedrigst? Wenn Deine Leidenschaft Dich blind macht, so daß Du jede Rücksicht, welche Du Deiner Schwester schuldest, beiseite setzest, so denke daran, daß ich Die Augen um so wachsamer offenhalten werde. Ich schütze Luise, mein Sohn, und einer ähnlichen Szene wie heute soll sie sicher nicht mehr ausgesetzt sein.' Frau Weichert liebkoste nun Luisens Wangen und saate dann Merkt. * Eine sensationelle Verhaftung. In Berlin ist dieser Tage der Graf von und zu Egloffstein-Arklitten

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 01.03.1899
Umfang: 6
, vornehme Dame von mir wollen könnte.' Sie nickte der Freundin zu und begab sich in den Salon. „Fräulein Luise Weichertl* hörte die Mureni Magda im Tone deS höchsten Erstaunens ausrufen, ehe die Portieren sich hinter dem jungen Mädchen geschlossen hatten. Magda die Hände entgegenstreckend, trat Luise dieser entgegen. „Ich bin gekommen, Sie tüchtig auSzufchel- ten und Sie zu Ihrer alten Tante zurückzu führen!' sagte Luise, sofort auf de» eigentlichen Zweck ihres Besuches kommend. - Magda

war es nicht möglich, auf den scherzhaften Ton, den Luise angeschlagen, ein zugehen. Was zwischen ihr und ihrer Tante, verhandelt worden, war zu ernster Natur, als daß man mit einem Scherz darüber hinweg gehen konnte. Allerdings wußte ja Luise nicht, welcher Art die Differenzen waren, die zwischen Magda und der Tante bestanden; sie glaubte, daß das junge Mädchen nur aus Eigensinn und Laune die Pflegerin der Kindheit verlassen habe. Magdas ernste Miene und der Ton, in dem sie nun von der Sache sprach, belehrten

Luise allerdings dar über, daß der Bruch zwischen den beiden Frauen ein ernster und voraussichtlich unheil barer sei. So schmerzlich ihr daS auch war — denn es zog sie zu beiden: zu Frau Weber wie zu Magda, mit mächtiger Sym pathie — ihr Taktgefühl gebot ihr dennoch, nicht weiter in Magda zu dringen. So zieng sie denn über diese heikle Sache leicht hinweg und brachte die Angelegenheit zur Sprache, welche eigentlich sie zu Magda führte. „Und es ist also Ihr fester, unwiderruf licher Entschluß

, sich der Bühne widmen zu »ollen?' fragte Luise ihre Blicke fest und eindringlich auf Magda richtend. »Ja, Fräulein Luise fest und unwiderruflich l Ich bin ja bereits kontraktlich an eine unserer ersten hiesigen Bühnen gebunden.' Magda hatte das mit einem gewissen Stolz gesagt — so das Luise ein feine? Lächeln nicht unterdrücken konnte. Dieser Kunst enthusiaSmuS schien dem jungen Mädchen wirklich ernst zu sein. „Fräulein Magda,' sagte Luise herzlich, würden Sie der Jugendfreundin, der Genossiin Ihrer Kindheit

ein offenes Wort verzeihen?' „Ihnen — Fräulein Luise, gestatte und verzeihe ich alles!' antwortete Magda schnell und warm. „Nun denn, dann will ich mit meiner Ansicht nicht hinter dem Berge halten. Offen und ehrlich sollen Sie aus meinem Munde hören, wie ich, von meinem Standpunkte auS, hierüber denke. Nehmen wir einmal an, daß Sie wirklich ein Genie sind und daß eS Ihnen möglich wird, die schönste Staffel des RumeS zu erklimmen. WaS haben Sie dann erreicht? Sie haben Ihren Ehrgeiz befriedigt

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 13.02.1899
Umfang: 6
— im Falle, daß Du Dich über das Heikle des Gegen standes hinwegsetzen willst. Deine Hilfe.' »Ich stehe Dir in jeder Beziehung zur Disposition,' antwortete Luise zuvorkommend, aber kühl. Und mit ungewohnter Wärme, in beinahe bittendem Tone sagte Ada jetzt, nahe an ihre Schwägerin heranrückend und den vollen Arm um deren zarte Schultern legend: Sieh', Luise, Du wirst mich und mein Thun vielleicht nicht begreifen und verstehen. Es wird Dir räth selhast erscheinen, daß ich scheinbar in die mir gestellte

Falle gehen, dem Prinzen das Rendezvous im Pavillon gewähren will. Luise wandte entfetzt den Kopf nach Ada und starrte diese sprachlos an. »Ich bin des Kampfes,' fuhr Ada unbeirrt fort, .den ich seit meiner Lerheirathung gegen meinc Feinde zu führen gezwungen war, herzlich müde. Ich will mich nicht ergeben, o nein, daran denke ich nicht; ich bin eine geborene von Wartenegg, aber ich will meine Gegner kampfunfähig machen, indem ich einen mächtigen Bundesgenossen werbe, der alle Angriffe

verständige« ich muß eine letzte Unterredung mit ihm haben. Ich soll bei dieser Gegenheit auch noch gewisse Briefe in Empfang nehmen, die den Diebesfingern des Doktor Levy entgangen sind. O Luise! Wenn Du ein Herz hast, so wirst Du mir nachfühlen, waS ich empfinde. Be denke, was ich feit jener entsetzlichen Stunde gelitten habe. Tausende von Dolchstichen hätten-mein Herz nicht tiefer verwunde» können, als die tückischen und hämischen An griffe meiner Feinde es gethan. Wie Nadel spitzen dringen

mir die versteckten Bosheiten, mit denen Helene von Branden mich unaus gesetzt peinigt, in das Herz. ES würde mich wahnsinnig machen, wenn dieses Leben immer so weiter gehen sollte. Es muß endlich eine Aenderung eintren. Luise. Du magst über mich denken, wie Du willst, ich kann nicht anders handeln. Eine so willkommene Ge legenheit. meine Lage zu ändern, darf ich nicht unbenützt vorübergehen lassen. Ich muß den Prinzen sprechen. Ich muß den Prinzen sprechen, er muß meine Feinde zum Schweigen bringen!' Ada

hatte sich in eine exaltierte Stimmung, die ihr sonst fremd war. geredet. Sie glitt plötzlich vor Luise nieder, und deren Kniee umfassend rief sie mit vor Thränen erstickter Stimme: »Luise, ich flehe Dich an, erfülle meine Bitte und begleite mich in den Pavillon, damit kein Makel auf meine Ehre fällt und mein Gatte nichteine neue Gelegen heit erhält, mich zu verachten. WaS ich noch keinem Menschen, mir selbst kaum zugestehen gewagt. Dir sage ich eS jetzt. Luise, ich liebe Hugo unaussprechlich und seine Kälte bricht

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 22.11.1909
Umfang: 8
uns ebenso zart als innig. Breitenborn war mir der trcueste Freund und dazu ein unvergleichlicher Lehrer in der schweren Knust des Lebens. Er hatte eine merkwürdige Gabe, das Schwache und Kleinliche auszumerzen und ein gesundes Selbst vertrauen zu wecken. Dabei wirkte er erzieherisch ohne jede Pedanterie, lediglich durch das Beispiel — die Hauptsache freilich.' „Und keiner von denen, die den Horizont der Frau gerade nur bis an die Tür ihres Hauses ziehen,' warf Luise ein. „Gewiß nicht. Er gönnte

.' „Sie mögen recht Haben, Luise. Ich habe den großen Vorzug eines wcitgreifeuden Neise- lcbens auch nie unterschätzt. Bei einer vergrößerten Peripherie der Anschauung kann sich die Seck nicht verengen. Wie oft würde sie erschüttert durch eine Völkertragik vor der das eigene Weh in nichts versank. Und wenn ich sah, welchen Gewaltsamkeiten ein Urland in seinem Werde prozeß unterworfen gewesen, wie es die Segnungen der Zivilisation mit zahllosen blutigen Opfern be zahlen mußte, so dankte ich dem Herrn

und Bewunderer nicht schnöde im s Stich lassen wollen,' schloß Luise mit einem aus» ! munternden Lackeln. „Ach!' Marion hob in müder Abivehr die Hand. „Ob nicht hundert Federn darauf warten» daß ich die meine niederlege? Was verhalf mir denn zu dem bißchen Bekauntsein? — Zufall — Glück. Tie leichtflüssige natnrwahre Schilderung unserer interessanten Reisen machte mich zur beliebten Schriftstellerin, ich weiß nicht wie.' „Oho, Sie wollen sagen, eiue geistvolle 'Aussassung. von glänzendem Stile getragen

, macht Ihre charakteristischen Rciseslizzen so eigenartig packend, daß sie förmlich verschlungen werden.' „Luise, mit dieser fürchterlichen Schmeichelei fallen Sie ganz aus der Rolle. Strengen Sie sich nicht weiter an, ich weif; genau, mein leicht errungener Ruhm überdauert uicht den Tag. Ich weiß auch, woran es mir fehlt. Die scharfe Analyse, die strenge Logik, welche zum Beispiel Ihre Schriften so bemerkenswert auszeichnen, geben mir völlig ab. Ich schreibe eben nur Frauenbücher.' „Und jeder liest

, nein, verschlingt dies amü sante Geplauder, während der meinen Bestimmung schließlich die Makulatur ist.' „Aber, Luise, uud Ihr neuestes Buch ist nicht nur viel verbreitet, sondern auch brillant kritisiert worden. Sie verlangen eben denkende Leser; und nun ist den dummen Menschen endlich ein Licht ausgegangen, das Sie und Ihr großes Können hell uui strahlt/' „Abendsonne/ meinte Luise ruhig. »Sie glänzt, aber sie wärint nicht mehr. Doch für solch einen letzten schönen Schein ist man dankbar

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 20.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 16 der „Bozner Zeitung' vom 20. Jänner 1899. Nachdruck verboten.) Ada. Roman von * 5 *. l106 Fortsetzung.) Luise drückte verzweifelt ihr Geficht in die Kissen des Sofas, um das Schluchzen zu ersticken, da8 ihre Brust zu sprengen drohte. So lag sie eine lange Zeit, sich ihrem Schmerze überlassend, bis nach und nach ihr Herz lang» samer schlug, ihre Brust ruhig athmete und das wilde Schluchzen sich in schmerzliches leiseS Weinen auflöste. Endlich trocknete sie ihre Augen, nahm

dem Assessor Richard von Schubert. Luise war vollständig ruhig geworden, sie hatte ihren Entschluß, Schubert die Hand zu reichen, noch einmal überdacht und war nur zu dem Resultat gekommen, daß sie nur so und nicht anders handeln konnte und daß sie recht daran gethan, da sie selbst wenig Glück erfahren, wenigstens ein anderes Men schenherz zu beglücken. Sie hatte ihre Zeichen mappe hervorgesucht, um sich mit ihrer Lieb lingspassion zu beschäftigen. Mit einem Seufzer nahm Luise den Stift zur Hand

und versuchte durch das Entwerfen einiger komplizierter Muster für Stickereien sich zu zerstreuen und ihre Gedanken in die Bahn der Alltäglichkeit zu lenken. Es klopfte leise an Luisens Thür und auf ihr .Herein l' trat Frau Sophie Weichert in daS Zimmer. Sie gieng schweigend auf da? junge Mädchen zu, hob dessen Kopf ein wenig n die Höhe und blickte prüfend in die ver weinten Augen ihrer Pflegetochter. ' »Zürnst Du mir, Luise, weil ich Dir zu- Nltti. den Sohn meiner Jugendfreundin zum Gatten zu nehmen

? Ich meinte eS gut mit Dir, Kind; glaube mir, jeder Schmerz kernt sich vergessen, ebenso wie jede Wunde schließlich heilt.» Luise zog die Hand ihrer Mutter an ihre Lippen. »Du meinst, daß jede Wunde heilt, Mama? Es sterben auch sehr viele an ihren Wunden.* »Aber nicht meine kluge, vernünftige Luise l' Frau Weichert küßte Luise auf die Stirn. »Du bist zu jung, Kind, um Dein Leben zu vertrauern und Dich nur mit illusorischen Hoffnungen zu nähren. Du hast ein Recht, das Leben zu genießen und glücklich

zu sein wie alle andern Menschen auch. Ich hege die freudige Hoffnung, daß Du an der Seite Richard von Schubert reichen Ersatz für scheinbar verlorenes Glück finden wirst.» »Meinst Du, Mama?» Luise lächelte ein wenig ungläubig. „Ich bin der festen Ueberzeugung, mein Kind! Richard ist der beste und bravste Mensch, ich habe ihn in letzter Zeit so recht kennen gelemt. Er liebt Dich in einer schwärmerischen Weise, und es müßte merk würdig zugehen, wenn zwei so gute Menschen wie Du und Richard nicht glücklich miteinander

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 20.02.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 41 der „Bozner Zeitung' vom 20. Februar 1899. Rachdruck verbot«».) Ada. Roman von * (131. Fortsetzung.) .Komm, Kleine!' sagte er liebreich zu ihr, zog Luisens Arm in den seinen und führte sie au» dem Pavillon. »Hier ist kein Aufent halt für Dich; diese Stätte ist entweiht skr ein so reines Wesen wie Du! Diese Scene «ar ebenfallt nicht für Deine Ohren be rechnet; verzeihe mir, daß ich mich so hin reißen ließ.' Luise drückte leise) ohne zu antworten, Hugo» Arm, den diese Bewegung

süß durch- fchauerte. Hinter einem JaSminbusch versteckt standen Levv und Hilda, die sich vor Erstaunen nicht zu fassen vermochten. Hugos Stentorstimme war auch bis zu ihnen gedrungen und auch diese feigen Seelen hatten gezittert. Aber Hilda wollte die Früchte ihrer schlau erfundenen Intrigue genießen, sie wollte den Eklat in feinem vollen Umfange erleben. Da sah da» Ehepaar plötzlich den Prinzen schnellen Schritte» dem Haufe zueilen, und jetzt erschienen Hugo und Luise! Wo war Ada geblieben

? War statt ihrer die Schwägerin a« Plätze erschienen und war der ganze Plan mißlungen? Hilda biß die Zähne zu sammen vor Wuth, sie hätte da» Mädchen, jene Luise zermalmen können. Nur die Züge de» Doktor Levy trugen einen fast steinernen Au»druck. .Nun gibt e» wohl hier nicht» Interessante» mehr zu erleben und wir können auch das Feld räumen! Mit dem Eklat war es dies mal nichts!' sagte er mit einem cynischen Lächeln, al» Luise und H»go in da» Hau» gegangen. »Ich glaube, Frau Weichert war doch noch klüger

al» meine geistreiche Frau.' 32. Kapitel: Im Weichert'fchen. Familienzimmer faßen Frau Sophie Weichert, Ada und deren Bruder Fred am TheetifchAalDI Hugo ^«nd Luise einträte». . ! ',' 1' >42 z 5 Der junge Baron war erschienen. unZ.sich durch boSMeS^-Un MMHyMMer zu rächen, der thm muerdmg« eme bedeutende Summe die er von ihm erbeten, abgeschlagen hatte. Hugo hielt eS'mit seiner Ehre^ nicht vereinbar) da» leichtsinnige Leben feine» Schwa ger» ferner zu protegieren. Frau Sophie Weichert/'welche sehr er- müdet war, zog

sich bald zurück, und die vier : Hugo, Ada, Luise und Fred befanden sich allein. Auch Ada, welche nicht die Kraft in sich süblte, gleichgiltig zu bleiben — sie fühlte sich bedrückt und unruhig, wollte sich erheben und da» Zimmer verlassen. Eine gebietrische Handbewegung ihres Gat ten, der sich ebenfalls nicht beherrschen konnte, bannte sie an ihren Platz. »Noch einen Augenblick, Madame, wenn ich bitten dürfte t' Erschrocken über diesen Ton sahen Hugo Alle an. Luise schien mit eine« flehenden Blicke

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Seite 5 von 6
Datum: 21.03.1899
Umfang: 6
eS jetzt noch Erschütterndes für sie geben! »Vor allem, Luise,' sagte Frau Weichert schonend, nachdem sie sich neben diese gesetzt und ihre Hände in den ihrigen hielt, „beant worte mir eine Frage: Hast Dn Dich in unserer Umgebung glücklich oder unglücklich gefühlt? Hättest Du gewünscht, in einer anderen Umgebung, unter anderen Menschen ausge wachsen zu sein?* »Aber Herzensmama,* rief Luise erstaunt, „wie kannst Du nur überhaupt eine solche Frage stellen! Meine Kindheit, überhaupt mein ganze» bisherige» Leben war Dank

Eurer Für sorge und «üte, ein solche» wie e» wenigen Bevorzugten beschieden sein mag! Nicht um alle» in der Welt hätte ich ander»«« al» bei Euch aufwachsen mögen.* Frau Weichert drückte in freudiger Auf wallung dankbar die Hand Luisen». »Und Du hast niemal» Deine rechte Mutter vermißt?* fragte sie dann zaghast. Du hast Dich niemal» gegrämt, nur ein.Pflegekind' zu Heißen?* .Ich hieß wohl so bei anderen,* sagte Luise im Tone warmer Zärtlichkeit, »bei Euch war ich e» nicht? Du, mein Mütterchen» hast stet

» eine so verschwenderische Fülle herz licher Liebe über mich au»gegössen, daß mir nie der Gedanke gekommen ist. daß eine wirk liche Mutter ander» zu ihrem Kinde sein könne, «l» Du stet« zu mir warst!* Frau Weichert legte nun den Arm um Luise und zog sie an sich. »Aber Deine rechte Mutter. Luise,* sagte sie entschlossen, »welche ebenfalls gerechten Anspruch auf Deine Liebe hat. lebt in unserer Nähe. DaS heißt, sie hat vielleicht nur noch kurze Zeit zu leben und wünscht vor ihrem Tode noch einmal ihr Kind zu umarmen

. Ich selbst, Luise, habe bi» vor kurzer Zeit keine Ahnung davon gehabt, daß Deine Mutter al» eine arme Witwe, die ihr Brot kärglich mit Handarbeiten verdiente, viele, viele Jahre in unserer nächsten Nähe gewohnt hat. Du aber bist noch nicht eingeweiht, Kind, in unsere Familiengeschichte. Ich will Dich in Kürze über Dein Herkommen unterrichten. Bisher hieltest Du Dich für eine arme Verwandte au» meiner Familie, so hatte ich wenigsten» auf Deine Fragen Dich belehrt! Da warst jedoch in einem Irrthum besangen

ihre arme Mutter ge kämpft. während sie selbst im Ueberflusse und im Reichthum gelebt. Frau Weichert ließ Luise ihren Schmerz au»weinen und kein egoistische» Gefühl ließ sie diese Thränen der armen Amalie miß gönnen. Der Schmerz de» Kinde», da» seine Mutter, kaum gefunden, wieder verlieren soll, war gewiß berechtigt. Still und unbemerkt schlich sich» Fraw Weichert von dannem. ' Worte waren hier überflüssig^ ZA'' Der TodeSengel hatte seine Fittiche» schon», ausgebreitet, um die Seele Amalie Web

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Seite 3 von 8
Datum: 10.12.1898
Umfang: 8
mich das Bild, .welches Ihr Beide. Du und Mama dar stelltet^ eigenthümlich an. Es regle sich unwill kürlich' der. Wunsch in mir. daß es meine Frau sein möchte, die an Deiner Stelle sitze, 'oder^ nein,'ich drücke mich falsch aus, ich «Mischte einen Augenblick, Du märest wirklich meine Frau, Luise, und erwartest mm sehnlichst, daß der Gatte als Dritter in diesem gemüthlichen Buyde erscheine. Ein vermessener Wunsch, nicht wahr. Schwesterchen?' Luise rückte unruhig ihren Stuhl ein rvernz von Hugo

und traut machen kann, daß man kein Verlangen trägt nach dem Nerven aufreibenden Gesellschaftsleben. Der «ine so,der andere sol Habeich recht, Mama? wandte sich Luise fragend und mit liebenswür digem Lächeln an Frau Weichert. „Wie immer, mein Kind! Du bist so ver stündig und hast so gesunde Ansichten, daß es sür mich etwas herzerfrischendes hat. Dich dekatieren.zu hören. Aber da Du nunGesell- > schaft hast, liebe Luise.^ will ich doch heute noch den Geburtstagbrief an meine alte Freundin, Frau

von Schubert, beendigen, sonst kommt er wirklich noch zu spät. Ich schreibe stets des Abends, da habe ich immer die besten Gedanken. Also, liebe Kinder, unterhaltet Euch indessen; ich bin bald wieder bei Euch.' Frau Weichert legte die Arbeit bei Seite und begab sich auf ihr Zimmer. „Luise!' „Hugo!' Der erste Ausruf glich fast einem Seufzer, der zweite war eine theilnehmende Frage. „Ich bin sehr unglücklich Luise.' „Ich weiß es, mein armer Hugo.' Ein Zug des Mitleids verschönerte Luisens.zartes liehliches

Gesicht noch mehr. Hil^ zückte »hvT-w.i«dec nähe? , und ergriff ihre Hand. ' „Du sagst: .Mein lieber Hugo/ Luise: das verräth Theilnahme für mein Geschick. Ich glaube, das Schicksal hat uns Beiden, da es 'uns als Bruderbund Schwester neben einander stellte, einen falschen Platz angewiesen; wir würden besser als Mann und Frau zu sammenpassen.' Luise zog erregt ihre Hand aus der ihres Bruders. „Hugo! Es kommt Dir nicht zu. der artige Kombinationen zu machen; Du hast eine Frau und darfst

in mir nichts anderes sehen, als Deine Schwester. Und ich glaube, daß dieser Titel mich wohl zu so großer Theil nahme berechtigt, wie ich sie für Dich hege.' Hugo seufzte und strich mit der Hand über die Stirn. „Du bist das Muster einer edlen Frau, Luise; beneidenswerth der Gatte, der Dich einst sein nennt!' „Ich weiß nicht zu beurtheilen, Hugo, ob ich >- anders bin wie andere Frauen; ich weiß nur so viel, daß wie und was ich bin. ich es durch Deine Mutter wurde. „Meine Mutter!' sagte Hugo mit weicher Stimme. „Gebe Gott

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Seite 6 von 8
Datum: 23.11.1909
Umfang: 8
, sank schlaff herab. .Geben Sie das Ungetüm her, ich trag's dein Kleinen hinaus,' erbot sich Luise gefällig. Aber Marion hielt das Buch fest umspaunt, während sie leise sagte: „Eberhard hieß mein ein ziger Bruder. Und dann fragte sie zögernd hin» auf: Bist Du mit Deinen Eltern hier?' „Papa ist heute nicht da. Krieg' ich jetzt mein Buch?' „Ja, gleich. Kommen Sic. Luise, ich möchte wir deu armen häßlichen Jnngen mit dem lieben schönen Namen näher ansehen.' Sie gingen die Höhe hinan, deren von Palmen

. Luise, die beim Steigen leicht den Atem ver lor, nahm die Sitzgelegenheit wahr, und während sie um so munterer die Blicke in die Rnnde schweifer ieß, hatte Marion sich zu dem Knaben gewandt, der nun sein Buch mit einem blöden Lächeln zurückempfing. In einer von Abneigung und Mitleid ge mischten Empfindung betrachtete sie das unschöne, entschieden leidend aussehende Kiud, das in seiner verblüffenden Achnlichkcit mit Bellas reizloser Schmächtigkeit in keiner Weise an den stattlichen Bater erinnerte

sie abwesend. „Frau Geheimrat Breitenborn,' korrigierte Luise nachdrücklich. Du kannst Dir was darauf einbilden. Kleiner, daß diese schöne und vornehme Dame sich für Dich bemühte.' «Mein Papa ist auch sein und groß. Sie nennen ihn alle Herr Oberbürgermeister, und wir wohnen in einem ganz großen Hanse, Papa und ich, prahlte das Kind.' „Und mußt in einem engen Wägelchen aus harren, was Hilst dir da das reiche Vaterhaus,' dachte Marion, und wieder regte sich das Er barmen des Weibes in ihr, das kein leidendes

über des Kleinen Haar, als Luise nun um Fortsetzung der Wanderung bat. Des Knaben matter Blick folgte uuruhig der forteilenden Dame die so freundlich zn ihm gewesen. . „Komm' wieder,' rief er ihr dringlich nach. Zögernd sah sie zurück. „Wir treffe,! uns wohl noch einmal,' nickte sie frcnndlich. und dann ging sie so hastig weiter, daß Luise, die etwas kurzatmig war, kaum mit ihr Schritt zu halteu vermochte. Endlich «lachte Marion an einem felsigen Vorsprnng Halt, den sie als ihren Lieb lingsplatz bezeichnete

, auf den« sich zahllose rote Sonnenrosen leise schaukelten. Im engeren Zusammenleben mit der jungen Witwe hatte Luise laugst bemerkt, daß diese mit unter von eiiler großen Redeunlust befallen wurde, in der ein forciertes Gespräch sie geradezu verstimmen konnte, und da sie selber eine mehr innerliche Natur war, empfand sie diese Schweig samkeit keineswegs als peinlichen Zwang. Viel mehr suhlte sie sich Marion nie näher, als in solch einem wortloseil Zusammensein. lind so verfolgten die Freundinnen

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Seite 5 von 6
Datum: 23.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 18 der „Bozner Zeitung' vom 23. Jänner 189S. Nachdruck verboten.) Ada. » » » - Roman von (10S Fortsetzung.) Sie hatte heute wieder ihren .guten Tag', die junge Witwe, und ihre immer vortreffliche Laune belebte augenblicklich die etwas stille Gesellschaft der drei Personen. Luise war es sehr lieb, daß Helme gekommen, hatte sie doch nun nicht nöthig, sich ««»schließlich ihrem Bräutigam zu widmen, dessen schmachtende Zärtlichkeit sie inkommo dierte. Helene von Branden zeigte

sich heute von einer ganz neuen Seite und frappierte dadurch nicht nur Frau Weichert und Luise, sondern auch den Assessor. Er ließ sich von dieser neuen Erscheinung blenden und bedauerte fast sein harte», vorschnelles Urtheil. Vielleicht hatte er ihr doch zu viel gethan, vielleicht irrte er sich, vielleicht war sie nicht schlecht, sondern nur leichtsinnig und meinte es mit Luise wirk lich so, wie sie that. Helene übte sich nämlich heute in ihrer neuen Rolle. Sie war merkwürdigerweise heute gar

nicht boshaft; sie erzählte keine einzige pikante Neuigkeit, wie sie doch sonst stets solche zum Besten gab. Kurz und gut, sie war eben nicht mehr Helene von Branden, sondern eine Andere, von dieser ganz Verschiedene. Schmachtend und sentimental sprach sie viel von der wahren Herzensfreude, die e» ihr mache, zwei so gute und ihr so liebe Per sonen, wie Luise und Richard von Schubert, glücklich vereint zu sehen. Ja, als sie dem letzteren, schelmisch mit dem Finger drohend zu seiner Verlobung gratulierte

, fügte sie mit einem scheinbar unterdrückten, schmerzlichen Seufzer hinzu: »Es ist alles Bestimmung im Leben, Herr von Schubert, glauben Sie mir! Und Ihnen war Luise bestimmt; nur sie allein, die Edle und Gute.ist würdig Ihre Gattin zu werden, wie ich ebenfalls für meine kleine Freundin keinen besseren Mann wüßte, als Siel' Dann wandte sie sich schnell ab und that, als müsse sie ihren herben Schmerz, daß sie diesen Eldelsteinzu spät erkannt, niederkämpfen. Es gelang ihr sogar, einige Thränen hervor

sich zu gleicher Zeit, und da er, eitel wie alle Männer, sich durch den gut gespielten Schmerz der Branden ge schmeichelt fühlte, begleitete er sie galant an ihren Wagen. Dort küßte er — wie um Vergebung bittend für sein hartes Urtheil — ihre Hand, und noch einmal wallte eS heiß in ihm auf, doch nur einen Moment, dann ließ er Helenens Hand fallen. Richt um eine Welt hätte er Luise für Helene hingegeben. Auf dem Heimwege überlegte er noch einmal genau, wie die kokette Frau einst mit ihm gespielt und ihn genarrt

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Seite 5 von 6
Datum: 20.03.1899
Umfang: 6
mit dem seinen zu verknüpfen. Ihr Ruf sei ihr zu kostbar, «m ihn durch eine Verbindung mit einem so handelsüchtigen Menschen, der vor keiner That zurückschrecke, auf das Spiel zu setzen. Der alte Baron, müde des ewigen Aergers über den leichtsinnigen Sohn, überließ diesen vollständig seinem wohlverdienten Schicksal. Mochte der Sohn während der fünfjährigen Festungshaft, welche man ihm diktieren würde, über sein unwürdiges Lebm nachdenken. Als Ada erfuhr, daß ihr Bruder den Assessor von Schubert erschossen habe und Luise

, nein Sophies sagte sie, »versuche nicht, mich zu täuschen! Es ist besser, wenn wir ruhig und gefaßt dem Unvermeidlichen entgegensehen, und ich muß Dir offen gestehen, mir wird das Scheiden nicht so schwer. Wer so viel gelitten wie ich verlernt es, die Welt als ein Eden zu betrachten, in dem mair unausgesetzt »eilen möchte. Ich bin recht müde des Kampfes und sehne mich nach Ruhel Nun, da ich Luise gut und in glück lichen Verhältnissen, auch Magda versorgt weiß, wird es mir leicht zu sterben

. Kann ich doch über das Geschick derer beruhigt sein, die ich so innig liebe und nun hier zurück» lassen muß.' Ein schwerer, etwas gepreßter Seufzer entrang fich der Brust Amaliens. »Du wirst es jetzt vielleicht erklärlich finden, Sophie,' suhr sie nach einer kleinen Pause fort .wenn ich nun, nachdem ich mein Schicksal kenne, da» Bedürfnis fühle, einmal mein Kind an mein Herz zu drücken. Ich habe eine so unendliche Sehnsucht in mir, ich möchte, daß Luise wenigstens einmal mich mit dem süßen Namen .Mutter' ruft

. Auf dieses Glück habe ich ja so lange verzichtet; viel leicht ist nun gesühnt, waS ich dem Kinde «inst angethan, indem ich ihm die Mutter ent zogen. Bevor ich sterbe, möchte ich Luise als Tochter umarmen! Willst Du mir diese Bitte gewähren und — Deine Luise' — hiev flog ein schmerzliches Lächeln über die blassen Züge der Kranken — .hierauf vorbereiten?' Da brach Fra» Weichert in Thränen aus. Es erschien ihr jetzt so egoistisch, datz sie dieser Mutter so lange ein Recht vorenthalten, daß doch dieser allein

zukam. Sie bat Amalie um Verzeihung für diesen Egoismus und versprach, noch heute Luise in daS Ge heimnis einzuweihen. Da Magda nun zurückkehrte, so verabschie dete sich Frau Weichert. Noch einmal, als fie Amalie die Hand reichte, bekräftigte sie durch einen bezeichnenden Blick das. gegebene Ber« sprechenen. — Mit würdigem Ernst trat Frau Weichert nach einer Stunde aus dem Arbeitszimmer ihres Sohnes. Sie hatte Hugo darüber infor miert, wer die Witwe sei und welches erschüt ternde Ereignis

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 27.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 22 der „Bozner Zeitung' vom 27. Jänner 1899. Nachdruck verboten, V Ada. Roman von * 5 *. (112 Fortsetzung.) Ada verzog spöttisch den Mund und blickte Luise ironisch an/ als wollte sie sich von der Wahrheit dieser Behauptung überzeugen. Frau Weichert warf ebenfalls einen schmerz lichen Blick anf Luise, und sagte dann mit einem wehmüthigen Äang in der Stimme: .Vielleicht ist Ada so gütig, in Ihrem Wagen Luise mitzunehmen, wenn sie ihre gewohnte Spazierfahrt unternimmt

. Ich habe heute Nachmittag etwas anderes vor, was nicht auf geschoben werden kann.' Ada bejahte höflich das an sie gestellte Ansuchen. Hugo sah seiner Mutter zärtlich in das Gesicht. „Und Du fühlst Dich wirklich nicht krank, Mütterchen?' »Nein, mein Sohn! Aber eS ist heute der Todestag Deines Vaters; Du weißt ja, ich bin an diesen traurigen Gedenktagen immer noch sehr mißgestimmt.' Hugo senkte den Blick und schwieg. Luise reichte ihrer Pflegemutter die Hand. „Sei nicht so traurig, Mama! Ich war heute

Vormittag schon draußen bei Papa und habe ihm sehr schöne Blumengrüße mit genommen.' Frau Sophie Weichert erhob sich, gieng zu Luise und legte deren Köpfchen an ihre Brust. Du gutes, gutes Kind l' Dabei brach ihre Stimme in Thränen. Auch daS Gesicht Adas zeigte jetzt eine ernste Miene. „Verzeihe, Mütterchen,' sagte Hugo bit tend und küßte die Hand seiner Mutter, „daß ich kein so guter Sohn bin, wie Du ihn eigentlich verdientest. Meine Gedanken sind jetzt durch Mancherlei sehr in Anspruch genommen

.' „Mache Dich nicht schlechter als Du bist, Hugo,'' sagte seine Mutter weich, „ich möchte Dich nicht um ein Haar anders haben, als Du bist.' Hiermit endigte das Tischgespräch. — — Nach einer Stunde hielt AdaS offene Halbchaise vor der Thür, und die beiden Damen, Frau Weichert junior mit Luise, beide in eleganter Frühjahrstoilette, nahmen darin Platz. Frau Sophie Weichert winkte ihnen noch «inen Gruß vom Fenster aus zu, und als der Wagen davongerollt war, machte sie sich zum Ausgeben bereit. Da Frau

Leute zu dem Ent schlüsse zu veranlassen, sich von ihrem LieblinE zu trennen. Es gelang mir schließlich dennoch, meinen Willen durchzusetzen; ich nahm das Kind mit mir und Luise ist mir so theuer geworden, als wäre sie mein eigenes Kind.* Ein Schrei der Ueberraschung drang über Amaliens Lippen und die plötzlche freudige Nachricht veranlaßte in ihrem Gesicht einen jähen Farbenwechsel. Ihre Augen bekamen einen fast übernatürlichen Glanz, und ihre Stimme klang ihr selbst fremd, als sie jubelnd ausrief

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 13.01.1899
Umfang: 6
SMge-M-M^1A.-der- „Bozner Zeitung' VM 13. Jänner 18W. -M- > .'i ^ ^ . Poman voM * ^ ' ^ (100 Fortsetzung.) Und Luise l Würde sie so' kampflos sich ein zweitesmal von! einer anderen verdrängen lassen? Würde sie .ruhig zusehen,'wenn der Mann, welchen sie anbetete, abermalt,anstatt ihrer eine Fremde wählen würde? Nein t. Allerdings war- sie für Helene eine Heilige— wenn auch nach den pessimistischen Ansichten der Branden nur eine Scheinheilige — aber diesmal, wo es sich um Helme handelte

, würde Luise aus ihrer kühlen Reserve heraus treten. Und das Mindeste, was sie diesmal thun würde, wäre gewiß das, den Bruder vor einer zweiten leichtsinnigen Wahl zu warnen und ihm abzurathen, die intriguante Helene — sie wußte sich von, Luise durch- t schaut — zu heirathen. Also auch Luise mußte unschädlich ge macht werden, und Helene begann in Ge danken schon° wieder eine neue Intrigue zu spinnen, aus weiche Weise- sie' diesen Zweck 1 erreiche. Das einfachste'war, Luise aus dem - Hause

ihres Pflegebruders baldmöglichst zu i entfernen: .Das Mittel hiezu hatte Helene vermöge ihrer scharfen Kombinationsgabe auch - sofort gefunden. Man mußte Luise auf das Unpassende ihres längeren Verbleibens im : Hause aufmerksam machen und ihr verschiedene Gerüchte hinterbringen, die sie darüber belehren, wie alle Welt ihre Lieb» zu dem Pflezebruder bemerkt und ihr Verhalten, daß sie im Haufe des verheiratheten Pflegebruders bleibe, getadelt habe. : Das sollte das Vorbereitungsmittel sein, um Luise,, die - bisher

alle Heirathsanträge zurückgewiesen, zu. bewegen, endlich auf einen derselben. zu reagieren^ Mittel zum Zweck hierzu sollte—- unbewnßt — ein früherer Verehrer HelenenS, der ihr jedoch abtrünnig geworden und zu Luise übergegangen war, sein, ^ Helene wüßte, daß der Assessor von 5 Schubert eine ernste Neigung zu Luise gefaßt Zuhabe und daß es nur einer geringen Auf- Z munterung bedürfe, um, ihn . einen Antrag D^wägen zu lassen. Helene beschloß, den Asses- sörszu'sich eichuläden und ihm bei dieser Ge legenheit

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 18.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 14 der „Bozner Zeitung' vom 18. Jänner 1899 Nachdruck verboten.) Ada. Roman von * 5 *. (104 Fortsetzung.) Sie schaute mit trüben Mienen und um florten Blicken vor sich hin. Inzwischen war Helenens Wagen wieder vorgefahren und diesmal benutzte die schöne Wittwe denselben, um endlich nach Hause zu fahren und die Familie Weichert von ihrer lästigen Gegenwart zu befreien. Luise hatte ihr Köpfchen an die Lehne des Stuhles auf welchem sie saß, zurückgelehnt

, und unter ihren geschlossenen Wimpern stahl sich eine Thräne l'.ervor. welche von Frau Weichert unbemerkt blieb, da diese, aus dem Fenster blickend, dem Wagen Helenens nachsah. Als sie sich jetzt umwandte und ihre Tochter bleich und mit geschlossenen Augen sitzen sah, schritt sie ängstlich zu ihr hin. „Bist Du krank, mein Kind? Wenn Du nicht wohl bist, wollen wir zum Sanitäts- rath schicken!' Luise schlug die Augen auf und sah ihre Mutter mit einem so traurigen Blick an, daß es der alten Dame tief ins Herz schnitt

den Kopf ihrer Tochter an ihre Brust und strich liebkosend über das schöne kastanienbraune Haar. „Meine arme Kleine! Sie hat Dir sehr weh gethan, die boshafte Frau von Branden, nicht wahr? Das Herz ist Dir schwer, ich sehe es wohl! Weine Dich aus, Luise, dann wird es Dir leichter zu Muthe. Und wenn Du wieder frisch und wohlauf bist, wenn Deine lieben Augen wieder klar und muthiz in die Welt blicken, dann sprechen wir auch über den Sohn meiner lieben Jugendfreundin, über den Assessor von Schubert

. Versprichst Du mir, der Werbung dieses schönen, jungen, so braven Mannes ein williges Ohr zu leihen, mein Herz?' Frau Weichert zog Luise inniger an sich und diese schlang in aufwallender Zärtlichkeit beide Arme um deu Nacken der alten Dame. Jetzt ließen sich auch ihre Thränen nicht mehr hemmen und ein erleichterndes Schluchzen hob ihre Brust. Erst heute zeigte sie zum ersten Male offenkundig ihren Schmerz über ihr verlorenes Glück. Noch niemals hatte sie so wie jetzt zu erkennen gegeben, was Hugo

ehrfurchtsvollen Scheu. Da hatte heute Helene mit ihrer Rücksichts losigkeit dieses Heiligthum profaniert und den Tempel in Trümmer gelegt. Jetzt gab es für sie nur einen Weg und der mußte sie so bald als möglich aus diesem Hause führen, gleichviel, wohin, nur fort von hier, wo ihr längeres Verbleiben zum Verbrechen wurde. 25. Kapitel. „Sie ahnen nicht. Fräulein Luise, wie unendlich glücklich Sie mich durch die Annahm« meiner Werbung machen.' Die braunen Augen des Assessors von Schubert leuchteten

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 17.01.1899
Umfang: 6
von Branden als geschehen voraus setzte. das konnte ja jetzt noch erfolgen, sie — Ada — konnte- sich ' mit dem Prinzen' versöhnen. - Mit einem triumphirenden Lächeln, auf den Lippen, lvur Helene in das Weichert'sche Wohnzimmer eingetreten. Sie war überzeugt, daß der ^schlau eingefädelte ^Koup gelingen und ihre Bemerkung hinsichtlich de»^' Prinzen bei Ada die uöthige Wirkung hervorbringen 'würden Jetzt-gatt-es-hier^nach-dem- entioor- - fenen^Planszvshandeln' und^ber. Luise dM war es ange nehm

,-die^: Letzter^ Gllein'-DzM treffen, - und ''wirklich Mang-es'ihr bald, die Zchülfreundin auf das gewünschte delikate Thema zubringen. In sehr geringen ^ 'homöopathischen' Dosen träufelte sie dem unbefangenen Mädchen das Gift ins Herz, welches dieses- eigentlich 'so erst recht zum Bewußtsein feines Unglücks brachte. Helene öffnete Luise ^die.Augen üker das eigenthümliche Verhältnis, in welchem die Letztere zu ihrem Pflegebruder stehe. Sie sagte ihr rundweg ins Gesicht, wie nicht nur sie, Helene

, sondern alle Welt wisse, daß sie Hugo liebe. Ja. die böse Welt erzähl? sich sogar noch mehr; man spreche es offen ans, daß das Verhältnis, welches Weichert mit seiner Pflegeschwester unterhalte, geradezu ein Schimpf für die Fam-lie sei und daß man Luisens Schwägerin allgemein bemitleide^Unmöglich könne diese über den Stand der Dinge im «HWssMakWckhtttUsei^onftswSrdkivfieWdoch» - entweder -auf-die-Entfermln»-der nein ihrem. Haus räumen, um Jener Platz zu machen. Selhst5im^ Falles -Luise .schyld^K. Hai, fände

doch bemerken, müsse, taktlos. ^ FH» Sprachlos, die träumerischen! AuHen''sta auf das Gesicht der Sprecherin gerichtet, hörte Luise auf das, was Helene im H Tone des scheinb^ren'VMlmolkens ganz konoersationell äußert^^ßhelMßatMls wäre- has. was fis da sagts^ 'Äe ha^mkosestK Plauderei und ahne nicht, daß AWsKAwH?eundi»< jquaff einen Dolch ins Herz KW .j Luise strich- mechanisch djexLocken yonjihre^ Stirn- und-preßte die Hand gegxn diese weiße Stirn, als schmerze sie der KopH Dana löste sie die Nadeln

.. »:!) mich im -Stillen schon längst über Deii^e grenzenlosen Nailiitätgewundert. habe. .Sei nicht böse, mein Kind,'daß ich»vrrm^etder/mir angeborenen Grqd^ett und Ehrlichkeit niemals mit meiner Ansicht hinter dem Berge Halts.' Lnise lächelte bitter und uecmo chte es nicht, ihrer Freundin in die falsches Au,ien^ufeh..'n. .Sie wußte genau, daß Helene sie Mr ' ßatte kränken wollen oder irgend euch öNiiWkerr .Plan verfolge. ' ! ? Luise gab ihrem Gedanken'Helene gegews> -über sofort Ausdruck. ^ »i „Ich kann an Deine gute

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Seite 4 von 10
Datum: 24.10.1912
Umfang: 10
Nr 245 .Vozne? Zeitua »' (Südtir»l«r UagiHlatß. - Do n n er sta g, den 24. Oktober>1912.' ' Tosellis Liebesroman Es würbe bereits'kurz gerichtet, daß Maestro EnricoToselli, t^r-gegenMrtig^' noch als Gatte der gewesenen Kronprinzessin-Luise . von ^Sachsen zu gelten hat' (denn noch'ist die Scheidung diese- interessanten Paares nicht ols vollendete Tat sache zu.beträchten), im ^Heraldo de Madrid', un- ter dem .Titel „Der Gatte deiner Hoheit — Wiec Jahre ehelichen Lebens mit Luise Pen Sachsen

) und wußte njcht, was ich auf eine so un erwartete Frage antworten sollte: „Prinzessin'., flüsterte ich schließlich, „es gibt in unserem Le- ben entscheidende Augenblicke. Ich bin Künstler, und »nqn ist Künstlers nur durch hie Liebe oder durch den Schmerz.'''.Welch?« '.Fon' 'diesen beiden Wegen können Sie mir in Aussicht stellen? Sie sehen in mir M'ren Sklaven. Sprechen Sie, und ich gehorche.' Eine ihrer Hände ergriff meine Hand, die andere streichelte meine Stirn, und Luise antwortete halblaut

an mich gedacht, an das, was ich sagte, «an die letzten Worte des Brie fes, den ich gestern an Sie schrieb?' — „Natür lich, Prinzessin.' — „Nein, Sie müssen ... . . du mußt mich Luise nennen. Bin ich nicht deine ( Luise? — Meine Augen sahen sie voll Dankbar keit an; „Luise,' sagte ich, „ich Habe seit geistern unaufhörlich an Sie gedacht. Ich bin bereit, zu tun, was Sie wünschen, damit Sie wieber glück lich werden. Weder Kämpfe noch Opfer sollen mich mutlos machen, wenn Ihr Lächeln mich au'f- rÄht hält

.' — „Höre Heinrich, du wirst,gut^ sein, aber es ist meine Pflicht, dir zusagen, -warumich, kurz, bevor ich Königin hätte werdeil können, den sächsischen Hof verließ.' ^ Luise erzählt nun alte ^bekannte Geschichten: dah sie von mächtigen Feinden umgeben gewesen sei, baß man sie ins Irrenhaus habe bringen wollen usw. Dann fährt sie fort: „Jetzt bin ich vllein, verlassen, ohne - einen Freund und von 'Spionen umgeben: Willst du, daß ich vor der Welt deine Frau werde? Ich bin frei. . Nie mand

.wird es verhindern könneir.' Toselli will 'olles,<tvas. Luise will, und wünscht nur, daß sie ahm verspreche, daß sie „von diesem Augenblick on nichts tun werde, was in Skandal ausarten könnte'. „Es beginne für Sie ein' neues Leben ' ^und mit.ihm bas Glück und die5Ruhe; bas hoffe iund Wunsche ich lebhaft.' Luise' antwortet nicht jund schien inbrünstig zu beten. „Später', de nunziert Herr Toselli. „habe ich oft hören müs ?sen, wie sie die Geistlichkeit schnmhte und die Religion verspottete.' Nachrichten aus Tirol

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Bozner Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 25.02.1911
Umfang: 16
Nr. 46 „Bo.'.ner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt). !><n »5. Februar '9!l. Die Sehuls der Ehe. Roman von j)aul Air st ein. lO. Fortsetzung. Nachdruck verboten, l i u. Zkapitel. ! Luise, das allzeit gelreue und hilfsbereite Dienst- Mädchen des Nolosfscheu Hauses, wunderte sich, »aß ihre gnädige Frau schon auf war, trotzdem die Uhr gerade erst halb acht geschlagen hatte. Sie wagte deshalb nicht erst zu frühstücken, sondern eilte, so schnell als möglich in das Wohnzimmer, um dort wenigstens

etwas instand zu setzen. Aber noch auf dem Wege dahin kehrte sie wieder um. „Wollen gnädige Frau nicht erst Kakao?' Paula hautierte schon mitTelleru und Töpfen in der Küche. ..Nein, lassen Sie nur! — Machen Sie nur schnell die Zimmer — ich koche schon allein . . .' Luise ging wieder zurück und wunderte sich Von neuem. Was . . . was war das nur? Warum stand die gnädige Frau mit eimmmat so früh auf ?! Sie selbst hatte sich so schön an das lange Schlafen gcuölim, und nun ... Selbst der Herr kam heute früher

. Wäre nicht noch das Kaufen auf — »Buch' gekommen, wie früher meist, sie hätte wirklich an Träume glauben müssen. Frau Paula ging in den Zimmern herum und holte alle ihre Nähsachen zusammen. Selbst den dazu gehörigen Tisch, den sie bisher nur immer recht stiefmütterlich angesehen, räumte sie auf. ^ .Wozu nur?- sragte sich Luise. ^ Aber Paula, die unter dem Druck freudiger Erwartung lebte, sagte zu alledem nichts. Sie sprach selbst nicht, als sie zu Axel ins Zimmer kam, wo das meiste ihrer Utensilien

; seine gramdurchzogenen Züge sollten allein für ihn zeugen. Aber Paula bemerkte sie gar nicht. Bemerkte auch die beschriebenen Bogen nicht, die er ihr ab sichtlich vor die Augen schob. Auch der aufgespießte Knopf, der anklagend in seiner Tintenlache groß und breit auf dem Schreibtisch lag, entging ihr. Sie hätte sonst — wie bisher — zum mindesten darüber gelächelt, wenn Sie ging ganz ruhig und nachdem sie alles g aüfuotiert hatte^ — den zunehmen Luise zum nicht gar hell aufgelacht, wieder zu ihrem Nähtisch, ehlende

auf einem Zettel sie später natürlich mit- vergaß — nachdem sie ihre Schere an luise zum Schleifen gegeben, machte sie sich zum Ausgehen fertig. .Luise — das Esse» also um zwei Uhr, pünktlich!' . ! .Jawohl gnädige Frau, aber .... ist das' »icht ein wenig früh? Der Herr ist dann am, End« noch nicht soweit.' .Ja... «S geht «icht anders. Ich muß wieder fort. Ich muß um drei wo sein.' Damit ging sie. Axel an seiuem Tisch hörte die Tür i»S Schloß sollen. Er wartete horchend noch eine kurze Spann« Zeit

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Seite 6 von 6
Datum: 09.12.1898
Umfang: 6
, die Helne ebenso kühl erwiederte; dann schritt er stolz hinaus, und Helene empfand fast ein leises Bedauern über diesen formellen Abschied. Fünf Minuten darauf wurde Fred von Wartenegg gemeldet. 16. Kapitel. .Ich hättte nicht gedacht, Luise, daß der heutige Tag so ohne Sang und Klang vorüber gehen würde. Wir. mein Mann und ich, haben bis zu meines guten Heinrichs Tode alle Jahre unseren Hochzeitstag gefeiert.' Frau Sophi Weichert saß, miteinerHand- arbeit beschäftigt, am runden Familientisch

des Wohuzimmers. Das.Licht dersast auf den Tisch herabgelassenen Hängelampe^warf einen fahlen Schein auf das blasse Gesicht der alten Dame, der wohl .durch den.grünen Schirm,' welcher/die ^ Lampenglocke' bedeckte/ hervorgerufen wurde und so den Lügen der Frau Weichert etwas geisterhaftes verlieh. Wie ein- weyig ermüdet^ legte. He. den Kopf in die Kissen ihres Sessels zurück und' fügte seufzend hiMn 5,Ja» !ja,<Luise l «Die x MM.' Zeit hat neue Gewohnheitenich finde mich in der jetzigen ^W-lt nicht mehr zurecht

.' Das junge Mädchen richtete die bräunen Augen mit einem lieblichen Ausdruck auf die alte Dame, ließ die Handarbeit einen Moment in den Schooß sinken und antwortete in einem Tone, als solle die Antwort eine Ent schuldigung sein: »An. Aufmerksamkeit von Hngo's Seite hatte es nicht gefehlt ; dienst baren Blumen und der prächtige Brillant schmuck, den heute früh Ada auf dem Toiletten tisch gefunden, ist doch jedenfalls eine sehr schöne Errinnerung an den Tag vor einem Jahre.' „Und dennoch, Luise, wie kalt

ist diese Art deS Gedenkens! Anstatt den heutigen Abend zu Hause zu verleben, fährt Ada in die Oper und Hugo ist in seinen Klub ge gangen. Sage aufrichtig, Luise, wirst Du aus den Beiden klug?' Luise sah eine Weile sinnend vor sich hin und zuckte dann die Achseln, als wisse sie nicht recht, was sie hierauf erwidern solle. „Mama, aufrichtig gesagt, ich gebe mir keine Mühe, sie zu verstehen; sie haben so verschiedene Lebensanschauunzen und Ansichten. Hugo wußte, als er Ada heirathete, daß sie eine Dame

? Das freut mich!' Frau Weichert machte eine einladende Handbewegung. „Komm nur herein. Du störst ünS niemals!' 7' - Hugo hatte zwischen seine Mutter und Luise einen Stuhl geschoben und anf diesem Platz genommen. „SS ist hübsch, daß Ihr noch zusammen seid! Ich fürchtete, ihr tönntet Euch schon zurückgezogen haben.' Frau Weichert lächelte. „Schön jetzt? Es ist kaum neun Uhr; nun plaudert es sich am gemüthlichsten. Willst Du uns Gesellschäfi leisten? Sei unS willkommen l Du hast Deinen Klub so schnell

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Seite 5 von 6
Datum: 21.12.1898
Umfang: 6
und gemessen, nichts regte sich in demselben, wenn sie an eine Trennung von Hngo dachte oder die Möglichkeit einer Vereinigung desselben mit Luise ins Auge faßte. Jetzt hätte sie laut aufschreien mögen in wildem, leidenschaftlichem Weh, wenn sie sich vergegenwärtigte, daß sie gehen müsse, um jener Platz zu machen. Ada fühlte sich tief gedemüthigt, daß heiße Sehnsucht nach Mitgefühl und Liebe sie erfaßte. O, wenn es nur noch einmal in ihre Hand gegeben wäre, ihr Geschick zu ändern! Wenn Hugo

sonores Organ in anregender Wechselrede mit Luisens angenehmer, einschmei chelnder Stimme. Sie zwang sich, den gleich darauf Eintretenden eine möglichst unbefangene Miene zu zeigen. „Ist das ein häßliches Wetter!' rief Luise ihrer Schwägerin Ada entgegen und überreichte ihr einen kleinen Karton. „Hier, liebe Ada, bringe ich Dir eine Gabe aus unserem Wohlthätigkeitsbazar; Dein Loos hat gewonnen.' Ada nahm den Gegenstand mit kühlem Dank entgegen. Luise war sehr heiter und gesprächig. „Es war mir recht

mit einem Anflug von Bosheit. Ihre weiche Stimme war völlig verschwunden. Das ihm eigene frivole Lächeln umspielte wieder Hugos Lippen und er antwortete sür Luise. „Ich hielt es an der Zeit, Luise nach Hause zu bringen; um sie den albernen, ihr unangenehmen Huldigungen einiger Gecken zu entziehen, die durchaus von Luisens schönen Händen bedient sein wollten und die nur aller hand unnöthize Sachen kauften, um unter dem Mantel der Wohlthätigkeit eiuer schönen, jungen Dame Schmeicheleien sagen zu können.' Luise

erröthete leicht und Ada fühlte einen Stich im Herzen. Du bist ja eifersüchtig wie ein Othello!' wandte sich Ada an ihren Gatten. „Weißt Du denn, ob Luisen diese Bevormundung angenehm war?' „Jede tugendhafte Frau wird in kritischen Momenten für die Bevormundung von Seiten eines ehrenhaften Mannes dankbar sein — um wie viel mehr also unsere Luise mir, ihrem natürlichen Beschützer ihrem Bruder l Nicht wahr. Kleine fetzte Hugo, zu Luisen gewendet hinzu, ihre weiße Hand an feine Lippen ziehend. Luise entzog

und sich nun unter einem passenden Vorwand in ihre Gemächer zurückziehen konnte. Tausendmal lieber wollte sie allein sein, als das ihr seit kurzem beinahe schon verhaßte Gesicht Luisens zu sehen, und Hugos liebeglühende, stets auf Luise gerichtete Blicke bemerken zu müssen. AdaS Gedanken flogen zu ihrem Vater; sie sehnte sich danach, ihn wiederzusehen und dennoch bangte ihr vor dem Moment deS ersten Zusammentreffens. Wie würde er ihren Brief und ihre Entschlüsse ausgenommen haben? Würde er bereit sein, noch einmal ein Leben

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Seite 5 von 6
Datum: 26.01.1899
Umfang: 6
langsam., mit .allen Zeichen^ höchsten Staunens. ^Jamohl. iin unserer Familie/ wiederholte Frau Weichert mi t Nachdrucke Und.icb.alaube- nichk^das Luisen jemals der Gedanke gekomlnen Der alte Wann.stai^ seine Schwestzrifly. .Luise, Ama^ns chchM waHaYe^ Yv» ^ er hervorzubringen vermochte. Dann zuckte es HeflsWerisiH Über seinMesicht und er versuchte gerqqstsam die Thränen niederzukämpfen, die wider^seinen Willen in'' seme Augen, traten. ErMritt zu feiner Schwester, legte ihr die Häyd auf die Schulte

ihres Bruders. Die, Geschwister setzten sich dann nebenein ander auf das Sopha, und Sophie erzählte Klein nun ausführlich, auf welche Weife sie Luise gefunden, und fügte dann hinzu, wie schmerzlich e« ihr sei, nun ihre Mutterrechte an eine . Andere abtreten zu müssen. Klein erfaßte ihre Hand und drückte die selbe herzlich. „Es ist thöricht von Dir, Sophie, das Du Dich im Voraus schon so grämst und daß Du eS Dir als etwas so Schreckliches vor stellst. Luise ihrer wirklichen Mutter zuzuführen^ Die Liebe

, welche Luise für Dich hegt, wird doch stetS. dieselbe bleiben, sie ist ja schon be dingt durch daS Gefühl der Dankbarkeid, welches sie Dir und Deiner Familie schuldet. Gönne doch der armen. soviel gep>üften Amalie auch , einen Sonnenstrahl warmer Liebe. Uebrigens. weißt Du ja noch nicht einmal, ob sie es wünscht, daß man Luise in dieses Geheimnis einweihe. Jedenfalls mußt Du mit Amalie erst Rücksprache nehmen/ ehe Du gegen Luise auch nur das Geringste verlauten lassen darfst.!^ Still weinend nickte Frau

, denn Kopf gesenkt, schritt Klein an der ihn neugierig nachblickenden Dienerschaft vorüber. Frau Weichert, welche mit verweinten Augen später im Speisezimmer erschien, war auch bei Tisch äußerst schweigsam. Sie war bewegt, weil der Gedanke an den Gang, welchen sie am Nachmittag zu unternehmen gedachte, sie beschäftigte. Hugo merkte das, verändert« Wesen feiner - Mutter ebenso wie Luise, mit der er besorgte Blicke austauschte. Selbst Ada. die sich im AWmeinen wenig um die Familie ihre« Matten kümmerte

, bemerkte das eigenthümliche»^ Benehmen ihrer Schwiegermutter und be trachtete sie verstohlen und mit verwunderten Blicken. Hugo ließ es keine Ruhe, bis er seine Besorgnisse geäußert. „Du scheinst nicht wohl zu sein, liebe Mama l ES ist heute so ein herrliches Wetter, daß ich Dir eine Spazierfahrt mit Luise sehr empfehlen würde. Die Luft ist euch. Beiden gesund, denn ich finde, daß unsere Kleine auch etwa» blaG aussieht.' (Fortsetzung folgt.) Auszug amtliche^ Cours-Slatte Her Korse itt Mttw. Allge

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Seite 5 von 6
Datum: 14.02.1899
Umfang: 6
in demselben zu lesen, fragte sie: »Du wirst meine Bitte erfüllen, Luise, Du begleitest mich heute Abend in den Pavillon?' .Nein!' erklang es energisch von Luisens Lippen. Um keinen Preis wollte sie die Hand zu einer solchen Thorheit bieten. DaS Rendez vous im Gartenpavillon durfte auf keinen Falk stattfinden, zu heilig waren für Luise Name und Ruf ihrer Familie. Eine fahle Blässe überzog Ada» Gesicht bei der kurzen Abweisung, welche sie von Luise erfuhr. »Nun gut/ sagte sie mit kalter Ent schlossenheit, »so gehe

war Luise aufgesprungen, und Adas Hände umfassend, rief sie in höchster Angst: »Um Gotteswillen, Adal Du wolltest im Ernst allein zu jenem Rendezvous gehen? Du bedenkst nicht, daß der leiseste Zufall einen Eklat herbeiführen kann, der Deinen Satten und unsere ganze Familie kompromit tiert? Ada. wenn Du das zu thun fähig wärest, würde ich Dich verachten. Vor allen Dingen aber werde ich Deinem Leichtsinn, Deiner Unüberlegtheit vorbeugen; ich werde meinen Bruder noch heute von der Gefahr unterrichten

, welche seiner Ehre und unserem guten Namen droht!' »Luise?' schrie Ada. entsetzt auf. »Ich beschwöre Dich, diesen Schritt nicht zu unter nehmen. Da könntest ihn tief bereuen. Kannst Du Dir denken, wie einem Spieler zu Muthe ist. der seine ganze Hoffnung auf eine einzige Karte gesetzt hat; der sein letztes Geld daran gewag,, um alles, was er verloren, mit einem Schlage zurückzugewinnen und dessen Leben nun von dem Lauf abhänget den die auf der Roulette rollende Kuzel nimmt? In dieser Lage, Luise befinde

ich mich; ich bin eine verzweifelte Spielerin. Heute gilt eSfür mich, entweder meine Feinde zum Schweigen zu bringen und in Zukunft ein ruhiges, glück liches Leben an der Seite meines Gatten zu führen, dessen Liebe unir Verzeihung ich durch strenge Pflichterfüllung und demÜthrgeS Wesen mir zurückerobern will, oder —? Ich weiß noch nicht, ich mag nicht daran denken, waZ dieses.oder' für mich bringen könnte. So viel nur sage ich Dir, Luise, hinderst Du mich daran, dieken letzten Trumpf auszuspielen, so hast Hu einen bestimmten

, egoistischen Zweck dabei, im Auge;, dann glaube ich, da» »« Dir angenehm ist, mich von Feinden umringt zu wissen, die mich vom meinem Gatter« trennen wollen. Dann theilst auch Du die selbe Absicht mit ihnen. — Du bist danw ebenso wie Helene nur daruf bed«cht, mich von Hugo» Seite zu verdrängen, um selbst! ihn besitzen zu können.' Ada hatte mit erhobener Stimme, in fast drohendem Tone gesprochen. Luise wich ent setzt vor ihr zurück. Der Ausdruck in AdaS Augen war erschreckend. .Ich sehe. Ada.' erwiderte

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