Nr. 38. „Bozner Zeitung (SMiroler Tagblatt)*. Montag, ixn 10. Febr. 1896. ' England Wiegelt ab. Dir derzeitige englische Negierung hat in auswärtiger Beziehung von ihrer liberalen Vorgängerin eine schlimme Erb schaft übernommen. Gladstone besitzt eine starke pietistisch-eng- lische Ader und diese ließ ihn für dir 'von den Mohamme danern unterdrückten Christen im Oriei.tr stets mehr Mitge fühl empfinden, als für einen Politiker gut ist. Dank dieser GefühlSpolitik, wurde England zum Hecrde
Rosebery »erfolgte Glad stone'» Weg natürlich weiter, aber auch Sali«bury konnte, wollte er nicht'dem Ansehen England« einen schwere» Schlag versetz«, nichts andere» thun, al» die Politik seiner Vorgänger weiter führen, wenn auch dabei die Absicht, Rußland, das in 'Ostasien England recht unangenehm zu werden anfing, in Europa zu beschäftigen, mitspielte. Bekannt ist, wie er in einer Rede den Sultan förmlich beschimpfte, ihn der Unfähig. . !eit und des schlechten Willens zieh, weil er den Armeiiicrn
nicht gleich entgegenkommen wollte, und wer weiß, hätte nicht diese «llfällige Einflußnahme der Briten zu Gunsten der Ar menier einen großen europäischen Brand entzündet, wen» nicht die übrigen Großmächte sich hineingemischt und die Sache auf Gleich gebracht hätten. England merkte endlich, daß e« bei seiner aggrcsiven Orientpolitik aus die anderen Mächte nicht bauen dürft und als verschiedene andere Konflikte dazu kamen, welche England in nicht eben beneiden»werlhe Lagen brachte» —^wir brauchen
die TranSvaalaffairc nicht erst zu erwähnen —, da zog das stolze Albion e» vor, wieder abzuwiegeln. So wie man in England versucht hatte, die ganze orientalische Frage auszu rollen, so kommt jetzt wieder von England die Beruhigung. Lord SaliSburg hat wieder eine Bankettrede gehalten und in dieser nicht mehr den Sultan gedrängt, in Armenien rasch Reformen einzuführen, die die Armenier vermuthlich nicht befriedigen, dem Sultan aber die Türken auf den Hals Hetzen müßten, sondern uutdrücklich erklärt, man müsse
ihnen, sie mögen sich bei ihren Wühlereien weder auf England noch auf eine andere Macht verlassen, während die bisherigen Thaten und Reden des englischen Mi nister» den Armeniern die entgengefeytc Ueberzeugung beibringen mußten. Ohne England hätte die armenische Frage niemals ihre derzeitige Schärfe erreichen können. Jetzt endlich wiegelt man, spät aber doch, in England, ab, nachdem stck dir bri-- tische Politik auch am Goldenen Horn, wie man sich dipl»- matisch ausdrückt, einen »Echec' geholt hat. Politische