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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 13.02.1903
Umfang: 8
Nr 25 ..'A?;ner ?.n?una' sSüdrirvler Taqblatt) svr?itaa. den 13. Februar l903 Gesühnte Schuld. Roman von C. Matthias. Machdruck verboten.) 33. Fortsetzung. Wieder fuhr der Sturm in den Schornstein: das Feuer, welches hoch aufgeflammt hatte, wurde fast aus geblasen. Dichter Rauch erfüllte den Raum. „Brrr', machte Christian ausspringend, man er stickt hier fast. Erlauben Sie, daß ich die Thür öffne?' „Thun Sie, was Sie wollen, bezahlen müssen Sie die Unruhe doch', sagte der Gastgeber. „So leicht

erfrier' ich nicht. Wenn es Ihnen kalt wird, werden Sie die alte Thür schon wieder schließen.' Christian that, wie ihm geheißen. Das Feuer aus dem Herde flackerte hell auf und verbreitete seinen Lichtschein vor der Hütte. Christian trat unter die Thür. Nach wie vor fiel der Schnee in dichten Flocken. Zhm fröstelte; als der Rauch sich ein wenig verzogen, schloß er die Thür wieder und kehrte auf seinen Platz zurück. „Sehen Sie', meinte der Alte, „lange halten Sie es draußen nicht aus. So'n bischen Rauch

ist ut für die Augen. Sie sollten nicht so zimperlich S» sei em.' . . Christian antwortete nicht, er war ärgerlich über die brutale Manier seines Wirthes. Er beschloß, nicht mehr die Thür aufzureißen und im Sitzen ein wenig zu schlummern. Aber er kam über den Borsatz nicht hinaus. Wieder füllte sich die Stube mit dichtem Qualm. Christian glaubte zu ersticken und öffnete abermals die Thür. < Diesmal sagte der Alte auf dem Bette nichts, er schien zu schlafen. Der junge Mann spähte in die Dunkelheit hinaus, der Hund

sich schwerfällig vom Lager. ,,Na, was ist da zu machen?' „Wir müssen nachsehen, was da geschehen ist', mahnte Christian, „wir müssen die Verunglückte auf suchen.' „Nicht für einen preußischen Thaler gehe ich durch den fußhohen Schnee', sagte der Alte, und schien große Lust zu haben, sich wieder aufs Bett zu legen. „Sind Sie des Teufels, Mann?' rief der Jüngling, der etwas wie Heldenmuth in seiner Brust spürte. „Ich gebe Ihnen zwei Thaler, wenn Sie die Frauensperson draußen aufsuchen.' „Das ist freilich

etwas Anderes', meinte der alte Jager schmunzelnd, „zwei Thaler, da geh' ich durch Dick und Dünn. Denn man jüh', meinte er kouragirt, und zündete eine alte Laterne an. „Also, wo hat es geschrieen?' Christian zeigte die Richtung an. ,,Da, da', sprach er aufgeregt und horchte in die Dunkelheit hinaus. -..Ich höre Nichts', meinte der Forstaufseher, „aber wir wollen suchen. He, Packan', rief er den Hund an, der «och immer leise kläffend dastand, „such, mein Thierchen!' Und Packan bellte laut, und setzte sich schweif

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 12.02.1903
Umfang: 8
Nr. 34 „Vozner Zeitung' (Südtiroler TaM«^ Donnerstag, den 12. Februar 1903. GMHnte Schuld. Roman von C. Matthias. Machdruck veÄotea.) 32. Fortsetzung. XXVH. Die Waldhütte. „Großmutter, jetzt bin ich ein gemachter Mann', nef Christian eines Morgens aus, als er, einen ge öffneten Brief in der Hand, an das Bett von Mutter Margarethe trat, die an solchen trüben Wintertagen, wie der gegenwärtige, jgerue lange zn schlafen pflegte. „Was ist geschehen, mein Liebling?' fragte die Greisin

, sich aufrichtend. „Ich habe sie erhalten, die Freistelle am Veraschen Konservatonnm in Berlin. Jetzt kann ich meine Kunst pflegen und ein großer Musiker werden.' „Gott segne Dich, mein Junge', sagte die gute alte Frau, ihre Hand auf das Haupt ihres Enkels legend. „Da erkenne ich meinen Christian wieder, der für seine Zukunft und das Glück seiner alten Großmutter besorgt ist. Was schreibt denn der Herr Prosenor?' „Ich soll nach Berlin kommen, und mich in den nächsten acht Tagen vorstellen, Unterricht im Klavicr

- und Violinspiel, Harmonielehre und Komposition, Alles umsonst und dabei freie Station bei dem Prose»or Liebewald. Kann ich es mir besser wünschen?' „Und weißt Du, wer das Alles zu Stande ge bracht hat, mein Liebling? Der Freiherr von Reciit- hofen, er ist in der Residenz und hat auf meine Bitte Dein Gesuch unterstützt.' „Der Freiherr, sagst Du?' fragte Christian un gläubig, „Ja, haßt der mich denn nicht?' „Der hassen?' antwortete die Alte mit einem Auflug von Schwärmerei. „Der kann nur lieben und Gutes thun

, aber sie dachte an die Zukunft ihres Enkels und wie eS un möglich wäre, daß er bei ihr bleiben könne, wenn etwas Rechtes aus ihm werden solle. So zeigte sie ihrem Liebling die nassen Augen nicht, sondern plauderte mit ihm von der Zukunft und überhäufte ihn mit guten Lehren, wie er sich in der Fremde benehmen müsse. Christian stand der Großmutter geduldig Rede. Er dachte wirklich an sein Fortkommen und nur ein ganz Nein wenig an — Marie, die er noch immer in dem verborgensten Theile feines jungen Herzens trug

. Seit seiner Rückkunft in das Haus der Großmutter hatte er ihren Namen nicht mehr genannt. Die Wunde, die er bei dem Duell davongetragen, war freilich schnell geheilt, aber die in seinem Herzen war ungeheilt geblieben. Da er mit Mutter Margarethe über sein Herjens geheimniß nicht sprechen konnte (denn Christian fühlte wohl, welch lächerliche Rolle er bei dem Rencontre ge spielt hatte), so verschloß er das Geheimniß seiner Jugendliebe m sich. Er träumte wohl von der Geliebten, aber er nannte

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 14.02.1903
Umfang: 12
Nr. 36 ..Bonner Zeitung' sSüdtiroler Taabl><»> SamStaa, den 14. Zv.bruar 1W3 Gefichnte Schitld. Roman von C. Matthias.. Machdruck verboten.) 3t. Fortsetzung. XXVII. Gefunden. Wenige Tage nach dieser Begebenheit langten Marie und Christian in Berlin an. Zwei Tage hatten sie in der Hütte Jochen Nimmersatts zubringen müssen, der treu seinem Wunsche, Geld zu verdienen, keine Mühe gescheut hatte, Lebensmittel aus der Stadt herbeizuschaffen. Als Marie soweit hergestellt war, daß sie sich bewegen

konnte, war Jochen selbst mit einem primitiven Holzschlitten, von einem alten Schimmel gezogen, vorgefahren, und hatte seine Gäste nach der Station Hoheuthal gebracht, weil die Reisenden in Güldenboden Nachforschungen befürchteten. Auf Empfehlung^ der Frau Professor Liebwald hatte Marie bei einer Mnsikcrfamilie Gimaldi Wohnung genommen und bemühte sich durch Stundengeben ihre musikalischen Fertigkeiten zu verwerthen. Christian, welcher sein Gepäck aus Güldenboden auf telegraphische Requisition

. ! Seine Schwärmerei indessen konnte dem einsichts vollen Mädchen auf die Dauer nicht angenehm sein. Sie fühlte wohl Freundschaft und Dankbarkeit gegen Christian, nie aber wollte ihr der Gedanke in den Sinn, daß sie sein Weib werden könnte. Allerdings sah sie mit klarem Blicke, daß alle seine Hoffnungen sich auf ihren Besitz konzentrirten, sie fürchtete, ihm durch Zerstörung dieser Hoffnung wehe zu thun. Und dennoch sagte sie sich, daß etwas geschehen müsse, um den Jüngling von seiner Leidenschaft zu heilen

. Wenn sie auf die Zerstreuungen der Resident gebaut hatte, so ging ihre Erwartung nicht in Erfüllung. Christian stellte sich unveränderlich in jeder freien Stunde bei ihr ein, er klagte wohl nicht, aber das junge Mädchen bemerkte deutlich, daß er unter ihrer schwesterlichen Gleichmüthigkeit litt. „Ich muß fort aus Berlin, auch hier ist meines Bleibens nicht', sprach sie zu sich. „Finde ich hier auch meine Existenz, ein Zufall kann Rechthofen zu Christian führen und ich wäre verrathen.' Eines Tages besuchte den Musiker

nicht bereuen.' „Morgen, morgen', erwiderte Marie auf alle diese Zureden und zog sich in ihr Zimmer zurück, um in der Einsamkeit mit sich ins Klare zu kommen. Da bot sich nun mit einem Schlage die Gelegen heit, die letzten Glieder der Kette abzuschütteln, welche sie mit Schloß Stubenheim verband. Jetzt freilich fühlte sie, daß sie mit diesem Entschlüsse den Rest einer stillen Hoffnung opfern würde, der verborgen in ihrem Herzen schlummerte. Christian war das letzte Band, welches sie mit Rechthosen

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 26.07.1864
Umfang: 4
, nachdem er einige kleinere deutsche Fürsten, unter ihnen auch den Herzog von SchleSwig- Holstein. Friedrich I . beeinträchtigt und beleidigt hatte, von diesen angegriffen, entthront und gefangen ge- setzt wurde, wie der schleSwig-holstein'sche Herzog da« dänische Reich seinem Lande hinzufügte, und wie so Deutschland »inen raschen, glänzenden Triumph über daS stolze, trotzige übermüthige Dänemark feierte. Dieser dänische König war Christian II (1513—1823.) welchem sein Vater Johann bei seinem Tode

(2. März 1513) die eigentlichen dänischen Lande, ven östlichen Theil SchleSwig-HolsteinS und die Insel Fehmarn hinterließ, während Friedrich, der jünger« Sohn Christi- an'S I., bei der Erbtheilung 1430 den rechtlichen Theil des HerzogthumS erhalten halte. Nach einem wilven, zügellosen Jugendleben, daS bei Sem König Johann ernstlich Besorgnisse erregte, trat Christian zuerst ge- gen die aufständischen Bewohner von Norwegen that kräftig und entschieden auf und rettete so dieses Land für die Krone

Dänemarks, während Schweden verlo ren ging und seiue Unabhängigkeit von Dänemark er, kämpfte. Roch zu Lebzeiten feines VaterS Johann war Christian in der Verwaltung des Reiches thätig, und erwarb sich dabei einen richtigen Einblick in die Verhältnisse innerhalb wie außerhalb desselben. Als er dann zur Regierung gelangt war, stellte er sich folgende Ziele auf: eine enge, feste Verbindung der drei nordischen Reiche Dänemark. Schweden, Norme- gen, unter der sichern Hand Eines Herrschers; Ein schränkung

, welche« die Denkart deS jun- gen Fürsten sei und wie er die Herrschaft zu führe» gedenke. Denn kurze Zeit nach seinem Regierung«, antritte ließ er drei der vornehmsten Ritter, zwei Ab- lefelt und einen Sehestedt. mit 3K Genossen hinrichten, weil sie eine von Städter» empfangene Beleidigung mit offener Gewalt und Fhede zu rächen sich erkühnt hatten. Unterdessen hielt Christian um die Hand der Prinzessin Isabella, Enkelin Kaiser Maximilians vou Deutschland, eine Tochter Philipp»' de« Schönen und der spanischen

Plane und die frühere geistige Regsamkeit bei Christi an wach; besonders der Krieg mit Schweden weckte ihn dazu auf. Von Frankreich und von dem habSbur- gisch-burgundischen Hause erbat und erhielt er durch ziemlich bedeutend« Geldsummen, Mannschaften und Kriegsmaterial al« Unterstützung ; im deutschen Reiche wurden Söldnerschaaren für ihn angeworben, und zahlreiche Regierungen — die Herzoge von Braun» schweig, Pommern, Mecklenburg, sowie Christian'« Oheim Friedrich von SchleSwigHolstein, der Graf

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Seite 4 von 8
Datum: 09.01.1903
Umfang: 8
um Sie verdient, so nehmen Sie an, ich wäre ihr zweiter Vater, und umarmen Sie mich': Rechthofen drückte einen leichten Kuß auf ihre frischen Lippen. Ein leiser Seufzer ertönte bei diesem Zärtlichkeits- beweHe hinter ihnen. Christian war ein zufälliger Zeuae des Kusses gewesen. Der Seufzer, der sich seiner Brust entrang, Laug fast wie ein Zeichen der Eifersucht. Rechthofen schaute verwundert hinüber. Er sah Christian leichenblaß am Ende des Ziuuners stehen. „Ah, da ist ja auch der berühmte Virtuose

und Zukunftsmusiker Christian', sprach er unbefangen und reichte dem Jünglinge seine Hand hin. „Wetter noch einmal, junger Mann, Sie sind groß und stark geworden, nur ein wenig blaß — aber das giebt sich.' Der Angeredete starrte den Freiherrn mit un gewissen Blicken an. Er hielt sich an der Lehne eines Wolsterstuhles ^fest und mochte wohl die Hand nicht sehen, welche ihm der Freiherr entgegenstreckte. Tiefe Stille zog einen Augenblick durch daS Gemach. Die erste war Marie, welche das Peinliche Schweigen

Herr,, denn ich kann sie nicht finden. Marie ist bei mir wohl aufgehoben und ick würde mich nach ihr bangen, wenn sie mich verließe.' „Nun denn, so kommen Sie mit mir, Margarethe', sagte Rechthofen und schritt der Hinterstube zu. Die Alte folgte kopfschüttelnd. Marie und Christian blieben im Zimmer zurück. Das Mädchen hörte, wie der arme Junge schluchzte, aber sie fürchtete sich zu fragen, was ihm fehle. Rechthofen hatte im Hinterstübchen Halt gemacht. Zutraulich faßte er seiner alten Amme Hand

. „Sehen Sie denn nicht, Mütterchen, daß Ihr Christian die Kleine liebt? Was soll aus der Leiden schaft werden, wenn die Beiden länger unter einem Dache bleiben?' Margarethe schaute den Herrn mit großen Augen an. Diese Erklärung hatte sie nicht ermattet. Jetzt aber, da sie sich die Begebnisse der letzten Tage über legte. kam ihr so manches Anzeichen ins Gedächtniß^ welches ihr die Richtigkeit seiner Behauptungen klar machte. „Herr, Sie mögen Recht haben', sprach sie nach kurzer Pause

.' „Nun denn, so mögen Sie in Frieden ziehen', sagte die Greisin fast feierlich. „So schwer mir der Abschied auch werden wird, Marie, jetzt lasse ich Sie ohne Sorgen von hier.' Ich darf also auf Sie rechnen??' fragte der Freiherr. Marie reichte ihm bescheiden die Hand. „Ich komme, sobald Sie mich rufen', sprach sie. „Ich bin stolz auf das Vertrauen, welches Sie. mir schenken.' Christian hatte nichts gesprochen. Er lauschte dem Vorgänge mit geisterbleichem Gesicht. Als Marie khre Hand in die des Freiherr« legte

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Seite 4 von 8
Datum: 15.01.1903
Umfang: 8
? Ach, wie habe ich mich nach diesem Augen- I'lick des Wiedersehens geb.in.zt!' Marie stieß einen Schrei der Ueberraschung aus. Sie war durch die Begegnung, welche einem Uederfalle auf ein Haar ähnlich jäh, Heftig erschrocken. Als sie aber den Wegelagerer genauer ins Auge faßte, schwand ihre Aufregn ng. „Christian', rief sie erstaunt aus streckte dem jungen Manne die Hand entgegen. „Wie kommen Sie hierher? Was macht Mutter Magarethe? Ist sie auch in Stubenheim?' „Nein, Fräulein', entgegnete

Christian, „ich bin allein hierhergekommen. Die Großmutter weiß nichts davon. Aber mich litt es in Liesenburg nicht mehr. Ich mußte sehen, was Sie treibe» in diesem stolzen Schlosse, wohin man Sie so plötzlich entführte. Ich wollte erkunden, ob Sie uns in unserem stillen Häuschen ganz vergessen haben?' »Ich, Euch vergessen?' fragte das Mädchen in vor» wurfsvollem Tone. „Mein lieber Freund, das kann Ihr Ernst nicht sein. Wie können Sie nur an diese Möglichkeit glauben? Die Pflege, welche Ihre Groß mutter

mir, einer armen, hilflosen Waise «»gedeihen ließ, hat mein Herz zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet. Ich verehre Ihre Großmutter und denke stets an sie mit den aufrichtigsten Gefühlen der Zuneigung und Liebe.' „Und nur von meiner Großmutter sprechen Sie', schmollte der junge Mensch, „von mir armen Teufel reden Sie kein Wort? Freilich, ich bin nur ein un ansehnlicher Bursch', mit dem man nicht viel Umstände macht. Haben Sie denn gar nicht ein wenig an mich gedacht?' „Gewiß, lieber Christian', entgegnete Marie

scherzend, „Sie gehören ja mit zu unserer kleinen Familie. Ich danke Ihrem musikalischen Talente so viele frohe Stunden.' „Ach, wie habe ich diese schönen Stunden zurück gesehnt', seufzte Christian. „Als Sie uns verlassen hatten, mochte ich die Tasten, des alten Klaviers nicht mehr berühren. Ich griff nur nach meiner Geige und spielte die Weisen, die ich einst mit Ihnen ertönen ließ. Ach, bei ihrem Klänge träumte ich nur von Ihnen, die mich so ganz, allein gelassen/' „Da wird Ihre Großmutter

, ist mir gleich gültig, denn eine Zukunft ohne Sie, Marie, die ich liebe —' „Aber Christian', rief Marie und entzog ihm vollends ihre Hand, die er bisher mit krampfhafter Ge walt festgehalten hatte. «Ja, Fräulein, es muß heraus. Ich liebe Sie und niag ohne Sie nicht mehr leben. Ich habe die Großmutter verlassen und bin hierher gekommen, um es Ihnen zu sagen, daß ich mir ein Leid anthun werde, wenn Sre nicht wieder zu uns zurückkehren.' „Christian, sind Sie wahnsinnig? Solche Worte will ich nicht hören

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 16.01.1903
Umfang: 8
, dann wird man mit Fingern auf Sie und aus ihn weisen. Aber noch i ist es Zeit, der Schande vorzubeugen. Darum müssen Sie fort von hier. Retten Sie Ihre Ehre, bringen Sie sich selbst vor diesem Ungeheuer in Sicherheit. Ich will Sie leiten. Fliehen Sie mit mir.' „Christian', rief das Mädchen streng, ,,Sie be leidigen mich und meinen Wohlthäter, dem ich Alles verdanke. Es wäre besser, Sie verließen mick sofort. Jedenfalls will ich solche Worte nicht mehr hören.' Marie wandte sich entrüstet zum Gehen. „Ha, Sie lieben

, welche man dem schwächlichen Mensche» nicht hätte zutrauen mögen, hatte Christian das widerstrebende Mädchen iu seine Arme gepreßt und hochgehoben. Ein lauter Aufschrei entlang sich den bebenden Lippen der so plötzlich Ueberfallenen. „Unsinniger', rief sie, „laß mich frei! Das nennest Du Liebe? Schmach ist's, wa^ Du mir anthust. Ist denn gar keine Hilfe, keine R^-ung?' „Hollah, hier ist Beides', <-ieß sich eine Stimme im Gebüsch vernehmen, und eine hochgewachsene Ge stalt sprang auf den Weg. Eö war der Baron von Bistritz

, welcher das Gewehr in der Hand plötzlich neben dem kämpfenden Paare stand. „Lassen Sie das', schnarrte er Christian an, „lassen Sie die Po^en, Sie jugendlicher Schwänner, und verduften S,e gefälligst, wenn Sie nicht Be kanntschaft mit diesem Gewehrkolben machen wollen.' Christian hatte entsetzt das zitternde Mädchen losgelassen und starrte dein boshaft lächelnden Baron in das Gesicht, der sich über das wenig geistreiche Aussehen des jungen Entführers höchlichst zu amüsiren schien, denn er schlug eine helle Lache

würde.' „Also auch das haben Sie belauscht,' rief Christian außer sich, „Herr, Sie sind ein Elender!' Mit diesem Ausrufe trat der junge Mensch auf den Baron zu und schien nicht übel Lust zu haben, die hochadelige Bnist seines Gegners zu packen. Bistritz aber bewahrte seine ganze Ruhe. Als Christian kampfbereit auf ihn zugetreten war, erhob er phlegmatisch seine Hand und versetzte dem jungen Menschen — eine kolossale Ohrfeige. Dann wandte er dem Geschlagenen verächtlich den Rücken zu. Der Erfolg der Zurechtweisung war für Chnstian

Bistritz fort, sich an ihre Seite drängend, „Sie sind die junge Dame, welche ich gestern bei meiner Ankunft am Fenster gesehen habe. Erlauben Sie mir, daß ich mich Ihnen vorstelle. Mein Name ist Baron von Bistritz, Anton Erich Joachim von Bistritz —' „Ich bin erfreut, Sie kennen zu lernen', sagte das geängstigte Mädchen, „aber ich bitte Sie, Herr Baron, sich nicht weiter zu bemühen. Ich finde meinen Weg sicher allein und der arme Christian denkt nicht daran, mich weiter zu belästigen. Herzlichen Dank

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 26.07.1864
Umfang: 4
an die Lübecker und die übrigen Hansestädter, an der Ostseeküste. andererseits an seine eigenen Un terthanen/denen er ein milder, gerechter Herr war. ' Inzwischen erhoben sich mehrere Stimmen f-r den vertriebenen Fürsten, und ganz besonders schrieb Mar tin Luther voll zornigen Eifers gegen die Ritter. Welche gegen ihren Herrn und König aufgestanden waren, und ihn vom Throne gestürzt hatten; aber diese Theilnahme-Bezeigungen für Christian konnte» ihm nicht zur Wiedererlangung seiner Krone hel fen

Friedrich'S, Christian'S, der Stadt Lübeck, der Niederlande und Großbritanniens, zur Berathung über die Verhältnisse Dänemarks; aber die Ver- Handlungen zerschlugen sich bald. Einige Jahre nach her, 1830, trat Christian, bisher ein Anhänger der lutherischen Lehre, zur katholischen Religion zurück; dieser Wechsel seines Glaubens, wiewohl er ihm die Gemüther seiner Unterthanen entfremdete, verschaffte ihm die Zuneigung und thätige Unterstützung iiielire- rer katholischer Höfe, mit deren Hilfe er eine kleine

- simd. Rostock und WiSmar schickten Schiffe und Mann, schaften. Ehe jedoch ein ernstlicher Kampf begonnen.' ehe die'HilfStruppen der Verbündeten Hur Anwendung gekommen waren, entschied sich durch Christian'S Ge-' fangennehmung der ganze Krieg ' uiid^die ganze'Zu-' kWt'deS unglücklichen Fürsten plötzlich. Christian nämlich.^einer Einladung des dänischen Befehlshabers zu 'friedlicher Unterredung Folge leistend, kam im -Juli-' tS32 nach Kopenhagen und wurde hier auf Andrin gÄ'der Räthe Triedrich'S

von Christian 'S III. Vater eine drohende Haltung geget, den jungen König anzunehmen; eS erhob' die Fahne deS gefangenen Fürsten, obgleich der wahre Grund seines feindlichen Auftretens der Zorn darübe: löär, daß Dänemark auch anderen Völkern, insbelondere den Holländern, Handel nach und in seinen Städten? zugestanden hatte. Die Truppen der Lübecker brachen j in Holstein ein. während die Flotte unter dem Gra fen Christoph von Oldenburg, dem Bundesgenossen Lübecks, nach Seeland und Schonen ging und Kiese

von seinem einstigen Stolze gänz lich befreit und durch die lange, drückende Haft au Körper und Geist tief geschwächt. Christian III. von Natur gutmüthig ur.d milde, der »nöthigen Grausam keit und Strenge abgeneigt, fand sich zum Nachgeben gern bereit und so kam ein Vertrag zwischen beiden zu Stunde (1346). des Inhalts, daß Christian IL allen Ansprüchen auf Dänemark und Norwegen ent sagte und Christian III. als berechtigt anerkainite, wofür er die Freiheit, eine seinem Range entsprechende Wohnung zu Kallundborg

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Seite 4 von 8
Datum: 22.01.1903
Umfang: 8
?' „Nein, es ist blos Einer, und der will die Mutter Margarethe sprechen.' „Sie schläft, soll ich sie wecken?' sagte Marie unschlüssig. „Ist Christian da?' rief Mutter Margarethe im Nebenzimmer. „Er selbst nicht, aber es scheint Nachricht von ihm da zu sein', antwortete Marie, „ein Gendarm fragte nach Ihnen.' „Es ist mein guter Vetter Knapproth', jubelte die Greisin, ganz munter geworden, „o, ich komme, ich komme.' Mit jugendlicher Behendigkeit fing sie an, sich zu bekleiden. Marie leistete

ihr hilfreiche Hand. „Ach, wenn er nur kein Unglück gehabt h.it, Mariechen', senfzte dabei die Alte, „dann will ich meinem lieben Gott danken.' „Beruhigen Sie sich nur, Frau Rüthlein. Wenn es etwas Ungewöhnliches wäre, hätte es der Wacht meister unten schon gesagt. Er hat Christian sicher gesunden und nun ist Alles gut.' „Meinen Sie? Ach, das wäre ja ein Glück. Lauf hinunter, Dirn'', wandte sich Margarethe an Rose, „der Wachtmeister soll einen Augenblick warteu, gleich wäre ich da.' „Schön, Madamchen

', entgegnete die Magd und lief zur Thür hinaus, die Treppe hinunter. „Gott gebe das Beste und lenke auch Ihren Sinn, Marie', fuhr die Alte fort. „Ach, er ist so gut, unser Christian — nur ein Bischen verliebt. Doch dafür giebt es ja ein Gegenmittel. Ich habe ein hübsches Häuschen, auch ein kleines Vermögen. Das Alles gchört meinem Enkelsohn und wenn Sie wollen —' „Sehen wir zu, daß wir den guten Christian wiederfinden', meinte Marie ausweichend, „alles Andere wollen wir der Zukunft überlassen

zu mir und der Liebe zu Ihnen. Was ist da zu erhobener Stimme. „Sie allein rönnen meinem Engelsjungeki die Ruhe wiedergeben. Vielleicht sind Sie im Stande, ihn seiner alten Großmutter zur Liebe ein Bischen gern zu haben.' Damit kletterte sie, von Rose unterstützt, die Treppe hinunter. Marie blieb seufzend zurück. Auch dieser neue Fall trug dazu bei, sie mehr und mehr zu betrüben. Kehrte Christian mit seiner Großmutter im Schlosse ein, so sollte sie eine Zuneigung heucheln, von welcher sie nichts empfand

. „Meinen Christian haben Sie? Das ist herrlich. Zeigen Sie ihn mir.' „Noch haben wir ihn nicht, aber wir werden ihn sicher kriegen, Tante. Sie müssen nämlich wissen: Gestern komme ich nach Kripphausen, eine halbe Meile von hier. Sitzt da in der Schenkstube vom Krug ein junger Mensch gaiu in der Ecke und schläft, den Kopf auf dem Tische. Na, denke ich, der wird wohl müde fein, fragst ihn nachher nach seinen Papieren, und ich gehe also in den Keller, mir ein Maß Bier vom Faß einschenken zu lassen, weil die Wirthin

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Seite 4 von 8
Datum: 20.01.1903
Umfang: 8
, ich ahne. Gewiß vermißt sie ihren Neffen.' „Christian, ganz recht. Können Sie der jammernden Frau eine Auskunst geben?' „Freilich. Ich traf Christian im Parke.' Rechthofen athmete tief auf. Unwillkürlich ergriff er die Hand des Mädchens und hielt sie in der seinen fest. ,,O vortrefflich! Doch eine Frage. Wurden Sie bei Ihrem Zusammensein mit Christian von einem Herrn gesehen?' „Allerdings. Der Baron von Bistrch glaubte mir einen Gefallen zu erweisen, Christian fortzujagen, der unartig

war.' ^ ^ . „Der junge Mann könnte sich diese Thorheiten aren. Doch von ihm ist nicht die Rede. Was sprach Witz mit Ihnen?' „Lassen Sie mich darüber schweigen, gnädiger Herr', eutgegnete Marie schüchtern, „ich bin recht ab stoßend gegen den Baron gewesen.' „Das sollen Sie auch, das ist mein Wille', sprach Rechthofen mit verhaltenem Zom. „Er nahm mich gegen Christian in Schutz, ich lohnte ihm durch Unfreundlichkeit.' „Bistritz verdient Ihre ganze Verachtung', grollte Rechthofen. „Glauben

ich geahnt, welche traurige Folgen die diesjährige Treibjagd haben würde, ick hatte sie gewiß abgesagt. Ich will meine Mutter sehen, sobald sie mich enipsangen kann. Doch jetzt gehen wir.' Während sie sich nach dem Empfangssalon begaben, erzählte Marie das Zusammentreffen mit Christian und die Heldenthat des Barons. „Ich habe sein häßliches Benehmen scharf getadelt', sprach sie, „ich habe ihm gesagt, daß er durch seinen Leichtsinn die alte Frau betrübe und mir durchaus keine Freude bereite.' Rechthofen

. „Weshalb geht er so mürrisch von mir, habe ich ihn gekränkt?' flüsterte sie. Sie konnte keinen Grund seines plötzlich ab stoßenden Benehmens finden. Senkend öffnete sie die Thür. Frau Rüthlein kam ihr mit lautem Gruße ent gegen. „Mariechen, gelobt fei Gott, daß ich Sie wieder sehe.' „Ohne Sorge, Großmütterchen', rief Marie, „ich habe Christian gesehen und gesprochen.' „Welches Glück, welches Glück', sagte die Alte, dem Mädchen schluchzend um den Hals fallend, „aber wo ist er nun, und wie kommt

ist. O, er wird mir diese Bitte nicht abschlagen. Habe ich ihn doch auf meinen Armen getragen und vor Schaden geschützt, als er noch ein kleines Kind war. Jetzt soll er mir behilflich fein, meinen Christian zu retten. Wo ist der Freiherr, Mariechen?' „Er ging zu seiner Franken Mutter. Der Herr glaubte, meine Gegenwart würde hinreichen, Sie zu beruhigen.' . „Ach, gerade das Gegentheil', schluchzte die Alte, „jetzt sterbe ich vor Angst. Nur mein lieber Freiherr kann mir Trost bringen, ich muß zu ihm. Ach, da ist er selber

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Seite 4 von 8
Datum: 08.01.1903
Umfang: 8
? Ach, mein alter Kopf, ich kann mich auf nichts mehr be sinnen. Wer mag nur das Mädchen sein? Der Frei herr wird es mir wohl morgen sagen, und auch mit wem es Ähnlichkeit hat.' Geschickt entkleidete sie die Patientin und bettete sie sanft in den weichen Kissen. Dann sandte sie ihren Enkel Christian in die Stadt, den Arzt zu holen. Dieser kam alsbald und besichtigte die Kranke mit aufmerksamem Blicke. Er erkannte sofort in dem Mädchen die Gerettete wieder, welcher er die erste Hilfe geleistet

, daß Sie aber m allen Gefahren em sittenreines Mädchen geblieben sind, adelt Sie nun in meinen Augen. Oder glauben Sie, daß Ihr musikalisches Talent ein Fehler in meinen Augen ist? Auch mein Enkelsohn Christian ist ein Musiker. Wie wird er sich freuen, wenn er hört, daß er eine musikalische Hausgenossin gefunden hm. Nun könnt Ihr zusammen spielen, daß es eine Lust ist, und ich will bei dem Ohrenschmaus wieder jung werden.' Mutter Margarethe freute sich in der That auf die Stunde, in welcher sie ihren Enkel Christian

zu Marie führen dürste. Christian folgte eines Tages dem Rufe der Greisin mit Herzklopfen. Was hatte ihm die Alte nicht Alles über die Hausgenossin erzählt. Errvthend verbeugte er sich vor Mane, die ihm freundlich die Hand reichte. Als ihm die Großmutter erzählte, daß die junge Dame mit ihm zu musiziren wünschte, da leuchtete sein Auge vor Heller Freude. Eilig holte er seine Geige. Marie setzte sich ans Klavier, und bald klangen beide Instrumente in lieblichster Harmonie. Die Musik schlang ein neues

festes Band um die kleine Familie. 10 Mutter Margarethe war gai» glücklich. Ins besondere wüßte sie der Hausgenossin Dank, daß sie Christian zu immer fleißigerem Studium anspornte. „Christian ist der einzige Sohn meiner verstorbenen Tochter, und er hat das ganze musikalische Genie von meiner guten Grethe geerbt', pflegte die Greisin zu sagen. ' > ^'' „Unter Ihrer Leitung, Fräulein Marie, wird der Junge mal sicher etwas Großes werden.' , Christian trug der neuen Hausgenossin eine schwärmensche

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Seite 9 von 10
Datum: 12.03.1869
Umfang: 10
hinaus, wo Christian auf einein Stuhl saß. Der treue Diener erhob sich und sah seine Herrin fragend an. — Christian flüsterte sie, dir üvergebe ich meinen Mann. — Was ist eS denn? fragte betrübt der Greis. — Beklage mit mir deinen armen Herrn: sagte die junge Frau schluchzend. — Er ist also krank, wie ich es gefürchtet habe. — Sein Geist leider, nicht der Körp.r. — DaS kommt von dem angestrengten Arb?iten. Ich habe es immer gesagt, Madame. Herr Walburg arbeitet mehr als drei unserer tüchtigsten

CommiS. Und das kann tun gutes Ende nehmen, das mug den Geist zerstören. — Christian, fühlst du dich start genug, diese Nacht zu wachen? — O gewiß, Madame! versicherte der Alte. Ich werde einem Ändern den Dienst »ich« anvertrauen, der mir am He-zen liegt. Ich wache u> d werde Ihnen morgen Früh berichte-,, was während der Nacht vorgegangen ist. — Mein Manu verbirgt ein Papier in seinem — Ich weiß es; gestern Abend habe ich ihn über rascht, als er den Brief, d-r schon sehr alt zu sein scheint, las

. Da hat er geweint, unier arm r Herr, und laut geschluchzt. Ich f bä-ne mich nicht, ihnen zu sazen, daß ich mit ihm gew.int habe. — Beobachte, beobacht«-, Christian. Jener Brief enthält die Lä ung oes traurigen Räth e!s. Doris betrat ihr Bodoir, wo sie weinend auf eine» Sessel sank. Mitternacht war vorüber, als sie ihr Beil aussuchte, um schlummerlos die lan^e Naa,t zu verbringen. II. Am nächsten Morgen berichtete Christian, daß Herr Waldurg irüh sein Zimmer verlassen habe uns in das Comptoir hinabzegangen sei

, umzu arbe ten. Die Nacht, fügte der Greis hinzu, ist rusig verflossen, ich glaube sogar, daß mein armer Herr ein wenig geschlafen hat. Doris befahl, den HauSarzt. Doktor Martini, zu rufen. Dann ließ sie die Kammer, rau kommen und vegann ihre ToiUtie. M ta war eine alte Juig- ftau von fünfzig Jahren; sie hatte schon der H,mt«c der jungen Frau gedient und war, wi- Christian, als ein Er stück auf die gegenwäriige Generation über gegangen. Doris schätzte die alt« Dienerin, undd'-se hing

war. Uud n,l< konnte ihr dieser Umstand auch entgangen sein, da si< seit vier Jahren Z und des u> getrübten Glück» gewesen, das o-e leiden Galten in ihrer Ehe gesun e». Die kluge Alte glaubte zwar auch an eine Krankheit Walburg's; al> ste ab.r von Christian ge hört hatte, daß in altes Papier den Kaufcerm it» Angst und Schrecke , setzte» schüttelte sie bcvenMch den grau n Kopf und wlvcrsprach d r Ansicht , daß Si mons, der verMbene Vater der jungen F au, d^ch wohl nicht so re ch zweien sei, als man aUa

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Seite 4 von 8
Datum: 07.01.1903
Umfang: 8
der Alten einzugehen, ich habe eine Unglückliche gerettet. Sie ist in meinem Wagen. Nun sorgt dafür, daß sie unter Dach und Fach kommt.' „Christian', rief Margarethe, „Christian, komme schnell heraus', dann trat sie dicht an den Wagen und schaute hinein. „Da liegt das arme Kind', sagte sie bedauernd, „bleich wie eine Lilie, und der Verband ist auch los gegangen. O, Herr wie konnte das geschehen?' „Das erkläre ich Ihnen später, Mutterchen. Jetzt nur keine Zeit verloren, Sie sehen, die Aermste ist ohn

mächtig.' Christian, ein hochaufgeschossener Bursche von etwa neunzehn Jahren, kam nun aus dem Hause heraus- gelausen. Seine langen blonden, nach Künstlerart zu rückgestrichenen Haare flatterten im Morgenwinde. Als er des Freiherrn ansichtig wurde, bückte er sich grüßend tief zur Erde, so daß ihm die Haarsträhnen über die Augen fielen und er fast seine Brille verlor. „Christian, halte die ungeduldigen Pferde', rief Rechthofen dem schlottrigen Jüngling zu, „und mache keine Komplimente

. Ihnen zu Liebe thue ich ja Alles, wenn eS auch etwas Unrechtes ist.' „Es ist nichts Unrechtes, Mutter. Jenes arme Kind würde verfolgt werden, wüßte man ihren Auf enthaltsort. Das ist Alles. Weitere Erklärung will ich bei meiner Wicherkunst geben. Bis dahin lebt Alle wohl.' Mit einem innigen Blicke auf die Kranke, welche wieder mit geschlossenen Augen dalag, verließ Recht hofen das Haus. Christian hütete noch immer die Pferde. Mit freundlichen Worten nahm ihm Rechthofen die Zügel aus der Hand, bestieg

den Wagen und fuhr grüßend davon. Christian sah ihm neugierig nach, bis das Gefährt in einer Staubwolke verschwunden war. Dann kehrte er in das Haus zurück, um wieder an seine Arbeit zu gehen. Er komponirte nämlich eine große Konzen- ouverture. Ueber seinen musikalischen Phantastereien hatte er längst vergessen, daß das kleine Hans eine neue Bewohnerin erhalten hatte. Als der Wagen davonrollte, öffnete Marie aber mals die schweren Augenlider. „Er ist fort', flüsterte sie, „jetzt bin ich ganz ver lassen

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Seite 6 von 12
Datum: 24.01.1903
Umfang: 12
, welches er in der Linken getragen und zielte auf den Verwundeten. In diesem Augenblicke erscholl dicht hinter Bistritz ein lauter Schrei. Eine lange schwarze Gestalt streckte wie beschwörend ihre Hände zum Himmel empor, drehte sich um sich selbst und kollerte ächzend zwischen das Gebüsch. Es war Christian. Des Freiherrn Kugel hatte ihn getroffen. Als Rechthofen abdrücken wollte, sah er, wie jener hinter der Gestalt seines Gegners gespenstergleich austauchte. Dieser Anblick verwirrte ihn derartig, daß der wohlgezielte

Schuß sehl ging. Christian war ans seinem Schlummer erwacht und ahnungslos ans dem Gebüsch gekrochen. Der Schnß brachte ihn wieder dorthin zurück. Bistritz war entschlossen, dem Feinde den Garaus zu machen, ehe es die Sekundanten hindern konnten. Allein die bereits erhobene Todeswaffe wurde ihm durch einen Säbelhieb aus der Hand geschleudert. Wüthend kehrte er sich um. Dicht neben ihm, hoch zu Rosse, hielt der Gendarm Knapproth. In der allgemeinen Aufregung war es ihm möglich gewesen, ungesehen

diesen der Gendarm an, „ich kenne meine Befugniß. Also nicht gemuckst!' „Lassen Sie den Mann', meinte Bistritz, „jeder Widerstand muß meine Lage verschlimmem. Haben Sie die Güte, unser Fuhrwerk herbeizurufen.' Löbesan machte sich grollend aus den Weg, in dessen Knapproth absaß und zu dem stöhnenden Christian trat. ..Da haben wir Dich ja wieder, mein Junge', jprach er. «Na, sobald wirst Du wohl nicht wieder uusrelßen, es thut mir nur leid, daß Deine Dummheit ein so trübes Ende nehmen mußte. Aber wer

den Rücken zu. Knapproth schien sich daraus nichts zu machen, er hob den jammernden Christian auf und lehnte ihn an einen Baumstumpf. „Thut's sehr weh?' „Ach ja, das brennt wie Feuer', seufzte der arme Junge. „Ach, wenn ich das gewußt hätte!' „Aber wie kamst Du denn dort ins Gebüsch? Ich dachte, Du lägest längst auf dem Grunde des Sees.' „Ich wär eingeschlafen und als ich die Kämpfen- den hörte, schreckte ich aus. Ich sprang in die Höhe und da hatte ich es schon weg. Ach, wie das brennt', jammerte

er lauter. »Ja, so eine vermaledeite Kugel thut weh. Aber Geduld, es wird schon heilen.' „Meinst Du Onkel, daß ich am Leben bleibe?' „Nun natürlich, es ist ja kein edler Theil verletzt, Doch, da kommt schon der Wagen mit dem dicken Gutsbesitzer. Hänge Dich an meinen Hals, mein Junge, ich will Dich in den Wägen schleppen,' Ohne die Herren weiter um Erlaubniß zn fragen, trug der baumstarke Mann, den verwundeten Christian in den Jagdwagen des Barons. Dann bestieg er seinen Gaul und ritt zu dein- immer

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Seite 4 von 8
Datum: 23.01.1903
Umfang: 8
ihm zusammenschauernd einen Augenblick nach, denn die Herbstkühle hauchte sie fröstelnd an. Dann begab sie sich auf ihr Zimmer. Dort erwartete sie, Marie zu finden. „In einer halben Stunde habe ich meinen Christian wieder', rief sie jubelnd in das Zimmer, hinein. „Denken Sie sich, der liebe Junge hat sich in den schwarzen See stülpen wollen. Und das Alles Ihretwegen, Mariechen!' Aber keine Antwort schallte ihr entgegen. Das Zimmer stand leer. Rosa, welche auf Margarethens Klingeln herbei kam, sagte

ihr, das Fräulein sei bei der Gnädigen und spielte Klavier, lauter lustige Sachen. „Nun denn, so zeige Du mir den Weg nach dem Dorfe, ich mag sie jetzt gar nicht sehen. Sie hat für meinen Jammer gar keinen Sinn, sonst könnte sie jetzt nicht spielen. Habe ich erst meinen Enkelsohn wieder, dann komme ich zurück, um Abschied zu nehmen. Dann will ich ein eindringliches Wort mit der spröden Dame sprechen.' In der alten Frau stand es fest, daß ihr Christian zur Belohnung für seine Dummheiten Mariens Hand erhalten

von Jägern besucht. Zuletzt, im vergangenen Jahre, hatten Bistritz und Rechthofen dort ein Stell dichein gehabt, damals allerdings in der Absicht, einer erklecklichen Anzahl des Geflügels das Lebenslicht auszublasen. Auch Christian hatte vor zwei Jahren, als er sich zur Erholung in Stubenheim aufhielt, dort Vogel schlingen gelegt. In seiner Phantasie eignete sich die blanke Wasserfläche vorzüglich zu einem Selbstmord aus unglücklicher Liebe. So führen denn die Querwege des Schicksals allerlei Leute

zugleich in jene Waldeinsamkeit. Christian war schon bei Morgengrauen am Ufer des Sees erschienen. Nachdem er, ganz wie Knapproth erzählte, die Schenke des Dorfes verlassen, war er nochmals in die Nähe des Schlosses geschlichen und hatte nach Mariens Fenstern gelngt. Da aber nichts ihre Anwesenheit verrieth, da sich im schlafumwobenen Schlosse Niemand sehen ließ, der Mitleid mit seinem tragischen Geschicke fühlte, Hatte sich der verschmähte Jüngling auf den Weg gemacht, um sein Schicksal zu vollenden

. Mit schlotternden Knieen strebte er auf dem kaum erkennbaren Waldwege der Einsamkeit zu. Einige Male purzelte er über neugierige Baumwurzeln, welche sich zu weit in den Pfad hineingewagt. Allein die Beulen, welche er beim Fallen sich au ferner heißen Stirne stieß, machten seinen Entschluß nur fester. Der hellscheinende Mond zeigte ihm den wohlbekannten Weg. Aber heute kam er ihm gar weit vor. Christian war rechtschassen müde, hatte er doch seit achtundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen. Nur der Gedanke

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Seite 10 von 10
Datum: 02.04.1869
Umfang: 10
unzusammenhängend und sank in die Kiffen zurück. Ich eilte zu der mir wohlbekannten Schatulle und fand den Brief, den ich in meinem Kleide verbarg. Dieser Brief war auf folgende Weise in unsere Hände gerathen. Eine Frau traf Christian auf der Hausflur und verlangte, daß er siezn Herrn Simons führe. Als ihr gesagt ward, daß der Herr verreist sei, bat sie den Bedienten, er möge den Brief, den sie ihm gab, seinem Herrn einhändigen, sobald er zurückkehre. Christian, ein argloser Mensch, legte den Brief

auf den Schreibtisch, wo ihn Madame Simons fand. Die von einer Frauenhand geschriebene Adresse er regte die Eifersucht, und die Eifersucht veranlaßte Madame, den Brief zu sich zu nehmen und zu er brechen. Halb ohnmächtig sank sie in meine Arme, als sie die Zeilen gelesen hatte. Bon da an begann der häusliche Krieg, den ich Ihnen geschildert habe und der mit der Entfernung des Knaben endigte. So viel Mühe wir uns auch gaben, jene Frau zu ermitteln, wir konnten keine Spur finden. Christian hat an das Papier

war, daß sie sich leicht des Briefes bemächtigen konnte, den, wenn er so wichtige Aufschlüsse enthält, Simons vor seinem Tode wohl ver-uchtet haben würde. Glauben Sie mir, Herr Doktor, fügte Rosa eifrig hinzu, dieses Weib ist zu Allem sähig. Den Chri stian hatte sie schon damals dergestalt unter dem Pan toffel, daß der gutmüthige Mensch vor ihr zitterte. Bald standen beide hier, bald dort und flüsterten heimlich mit einander — o, ich hare sie oft überrascht. Was Christian wußte, erfuhr Meta, und was Meta wollte, that

Christian. Der einfältige Mensch fürchtete den Einfluß der Wirthschafterin, denn sein bequemer Po sten war ihm lieb. Achten Sie auf die Meta. Je länger ich daran denke, je größer wird mein Argwohn gegen diese Person. Nun, sie braucht ja Herrn Wal burg nicht mehr, sie besitzt ein hübsches Vermögen und kann ohne den Lohn einer Dienstherrschaft leb.n. Bedenken Sie nur, lieber Herr, mich hat mau fort geschickt, als Madame die Augen geschlossen, und jene Person, die so oft die Kranke geärgert, dieses Weib

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Seite 2 von 4
Datum: 11.10.1882
Umfang: 4
und Vorbau ten sehr beschädigt, wie 6—8 Werke zerrissen M00 fl. Christian Prinoth, Pezcosta, Schaden an Wiesen und Vorbauten 500 fl. Alois Desaler, Schaden an Mühle, Drehbank und Vorbauten M fl. Marianne Holzknecht, Ciedepount, Schaden an Vorbauten 600 fl. Anton Pitschieler, Schaden an Wiesen und Vorbauten 800 fl Alois Maro der, Wiese und Vorbauten 14.000 st. Christian Waldpoth, Wiese 400 fl. Christian Schmal^. Ge meinderath. SchnWan r. Wiesen zc. 1200 fl. Battista Demetz, Wiese Vorbauten 50 fl^ Franz

Jnsan, Vorbauten 400 fl., Werke der Schmiede und Müller zc. zusammen 500 fl. Josef Bnnkel- der, Pospar, Wiese und Vorbauten 200 fl. Chri stian Schmalzl, Gemeinderath, in der Gemeinde Kastelruth befindlich, Schaden an Grund und Wiesen 2500 fl. Battista Demetz, in der Gemeinde Kastelruth, Schaden an Grund 600 fl. Josef Dellago, Vorwerke, Wiesen zc. 1500 fl. Rosalia Welponer, Müller, Wasserleitung und Werke 500 fl. Ueber-Waffer Christian Pitfcheider, Wiese und Werke 400 fl. Engelbert Noglcr

, Goldschmied und Führer. Vor bauten ?c. 500 fl. Äalthafar Stufer, Werke, Wiese» zc. 200 fl. Wittwe Perathoner. unter Palma, Wiesen zc. 300 fl. Mathias Mahlknecht, Werke zc. 500 fl. Josef Waldboth, zu Minert und Valpuu, Wiesen zc. l'M fl. Battista Pera thoner. Müller und Mathias Thaler, Schmied 1500 fl., Säge und Mühle, alte Spital, Wiesen nnd Grnnd 500 fl. Ferdinand Stufleßer, Wiesen, Berg zc. 500 fl. Josef Lartschneider, Postwirth 250 fl Christian Sotriffer, Wiesen zc. Marianne Senoner, Wiesen

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Seite 5 von 8
Datum: 16.04.1869
Umfang: 8
, und darum ließen sich die Worte Meta's veistehen. die mit einer zwei ten Person in Wortwechsel gerathen zu sein schien. Der Doktor lauschte durch das Fenster. Die Haus hälterin stand m»t geballten Fäusten vor dem Ungen Christian und zischt? wie eine Schlange die Worte: — Unglücklicher, verräthst du eine Silbe, so leugne ich die ganze Geschichte! — Siehst du denn nicht, daß Franz krank ist? fragte der Bediente im weinerlichen Tone. — Ich sehe Alles! — Meta, aber du kennst den Grund der Krankheit

, du bist so aufgeregt — höre mich doch nur an. — Ick will nichts wissen, und nun schweige! Dein Bekenntniß wird die Krankheit nicht vertreiben^ es wird sie noch ärger machen. — Element, rief Christian weinend, jetzt laß mich auch einmal zu Worte kommen. Ich habe gestern Morgen, weil mich die Angst fast tödtete, das Ge spräch zwischen Franz und dem Doktor belauscht. — So! und was hast du denn aus diesem Ge spräche erfahren? — Daß Franz sich einbildet, er sei der Sohn des verstorbenen Herrn Simons. Ja» sieh

mich »ur an, es ist so! Ich habe deutlich MS Wort ves Ge spräches verstanden, das Franz mit dein Doktor ge führt. Ader hier kann kein Doktor, hier müssen wir helfen, und das bald. Meta konnte vor Schrecken kaum noch redendes schien, als ob ihre geläufige Zunge gelähmt sei. Sie trocknete sich mit der Schürze die Augen und reichte dem weinenoen Christian die >Hand. Wenn eS s» ist. stammelte sie, so dürfen wir nicht schweigen; aber Mann, meine Seele, wir müssen vorsichtig verfahren, damit die gute Doris nicht hinter das Geheimniß kommt

. Das Uebrige findet sich. — Ich v-rstebe Dich, Christian. Jetzt habe ich Dienst bei der Madam- — gib mir den Schlüssel zu dem Zimmer; nach einer halben Stunde wird der Kontrakt in dem Kasten liegen — wir bedürfen seiner nicht mehr. Gehe in die Stadl und oesorge ruhig deine Geschäfte. — Aber vor eils Uhr, Meta; um diese Znt pflegt er eine Stunde zu ruhen und den Sekretär zu durch suchen. Die Haushälterin breitete oie Arme aus, Christian die seinigen — Beide hielten sich einige Augenblicke umschlungen

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Seite 4 von 8
Datum: 22.01.1915
Umfang: 8
eingestellt haben als in Amerika: denn richtig sei es nicht gewesen^ wenn es auch nicht finster geworden wäre. Also müßte er sie bei ihrem Glauben lassen. Christian Klemens, der sich größere Schadenfreude versprochen hatte, stand den ganzen Abend über in der Ladentür und spähte nach den Nachbarn aus. Aber sie ließen sich nicht blicken. DochXgegen acht Uhr kam eine große massige Gestalt aus dem Gittertor des Nebengartens. Christian Klemens dienerte sogleich, und nun endlich wurde seine kleinliche Eitelkeit

befriedigt. Der reiche Brauereibesitzer sagte ihm eine Schmeichelei über die Einschulung des Jungen auf dem Gymnasium. Es entspann sich zwischen beiden ein Gespräch, das den Steinmetzmeister, der noch im dunkeln Laden auf dem Seisenfäßchen saß. mit heimlichem, humorvollem Lachen erfüllte. Christian Klemens schwatzte dem Riesen mit unverständ licher Zusammenhanglofigkeit etwas vor, vom Schneckenhaus und Schneckengäng und von Sandlöchern auf der Altstadt. AuS den Sand» löchern sollte Hans raus in die Welt

Menschenkinde nach, das auf dem überaus schmalen Bürgersteig neben den kleinen, niedrigen Häusern dahinging, als wäre es em Wesen aus sagenvoller Reikenzeit. „Der spielt auch', sagte Christian Klemens nach einer Weile. „Wann kommst du wieder rauf zum Müller?' fragte der Steinmetz. „Überhaupt nicht mehr. Werde mir immer mein Geld abnehmen lassen', brummte der Krämer. „Und der Torfbauer spielt nicht meh^ weil er das Gewonnene behalten will. Ihr seid Kerle!' Der Steinmetz schüttelte den Kopf

. „Für mich ist das Spiel ein steifer Gros. Ich kann ohne daS Spiel nicht leben.' L. Kapitel. An einem Junitag kam HanS atemlos heimgestürmt. Der Hut hing ihm im Nacken seine Augen leuchteten, seine Wangen war« heißrot. „Baterl' rief er, als er in dar Laden trat, „wir haben morgen ein Schulfeft. „Wozu? Zum Faulenzen doch bloß^ meinte Christian Klemens. Er hatte am Wen» vorher Karten gespielt und hatte zwanzis Mark verloren und saß nun voller Jngriw» bis oben an. (Fortsetzung folgt) Herausgeber und verantwortlicher

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Seite 1 von 17
Datum: 03.06.1865
Umfang: 17
Besichtigung schon seit längerer Zeit durch und durch faul war. Ihr Gutachten er kennt zwar an, daß der Erbprinz von Augustenburg dem Verzichte seines Baters vom 30. Dezbr. 1852 nicht beigetreten sei, hebt jedoch andererseits den Um stand hervor, daß aus der von der dänischen Krone der Angustenburger Linie zu Händen des Herzogs Christian Karl Friedrich August von Augustenburg (Bater des Prätendenten) gewählten Abfindung ein Familien-Fideicomiß begründet worden sei, zu dessen Errichtung das Gesetz

einen Familienschluß erfordert,, und daß in diesem Familienschtuß Erbprinz Friedrich der Verwendung jener Gelder zu Errichtung des Fidei- kommisses seine Zustimmung ertheilt habe. Das ist jedoch lanter Wind. Der Herzog Christian — es ist nicht überflüssig, diese Thatsache immerfort zn wie derholen, — hat gar keine Abfindung von Dänemark bekommen, nicht einmal einen rothen Heller, sondern die dänische Regierung hat die Augustenburgischen Gü ter zwangsweise verkauft und noch dazu unter dem Preise. Hätte sie das Geld

dem Herzog Christian nicht geschickt, so wäre das ein einfacher Diebstahl ge wesen. Zu dem Verzicht hat man den Herzog Christian mit allen Mitteln genöthigt, er ist aber nach allen, Grundsätzen des Fürsten- und Völkerrechts uugiltig, weil kein Prinz bei Lebzeiten seiner Erben aus eine Succession für diese verzichten kann. Der Verzicht des Herzogs Christian war für Dänemark so viel werth, wie die russische Cessionsurkunde an den Großher zog von Oldenburg — nicht das Papier, darauf sie stand. Die erste

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