?' „Nein, es ist blos Einer, und der will die Mutter Margarethe sprechen.' „Sie schläft, soll ich sie wecken?' sagte Marie unschlüssig. „Ist Christian da?' rief Mutter Margarethe im Nebenzimmer. „Er selbst nicht, aber es scheint Nachricht von ihm da zu sein', antwortete Marie, „ein Gendarm fragte nach Ihnen.' „Es ist mein guter Vetter Knapproth', jubelte die Greisin, ganz munter geworden, „o, ich komme, ich komme.' Mit jugendlicher Behendigkeit fing sie an, sich zu bekleiden. Marie leistete
ihr hilfreiche Hand. „Ach, wenn er nur kein Unglück gehabt h.it, Mariechen', senfzte dabei die Alte, „dann will ich meinem lieben Gott danken.' „Beruhigen Sie sich nur, Frau Rüthlein. Wenn es etwas Ungewöhnliches wäre, hätte es der Wacht meister unten schon gesagt. Er hat Christian sicher gesunden und nun ist Alles gut.' „Meinen Sie? Ach, das wäre ja ein Glück. Lauf hinunter, Dirn'', wandte sich Margarethe an Rose, „der Wachtmeister soll einen Augenblick warteu, gleich wäre ich da.' „Schön, Madamchen
', entgegnete die Magd und lief zur Thür hinaus, die Treppe hinunter. „Gott gebe das Beste und lenke auch Ihren Sinn, Marie', fuhr die Alte fort. „Ach, er ist so gut, unser Christian — nur ein Bischen verliebt. Doch dafür giebt es ja ein Gegenmittel. Ich habe ein hübsches Häuschen, auch ein kleines Vermögen. Das Alles gchört meinem Enkelsohn und wenn Sie wollen —' „Sehen wir zu, daß wir den guten Christian wiederfinden', meinte Marie ausweichend, „alles Andere wollen wir der Zukunft überlassen
zu mir und der Liebe zu Ihnen. Was ist da zu erhobener Stimme. „Sie allein rönnen meinem Engelsjungeki die Ruhe wiedergeben. Vielleicht sind Sie im Stande, ihn seiner alten Großmutter zur Liebe ein Bischen gern zu haben.' Damit kletterte sie, von Rose unterstützt, die Treppe hinunter. Marie blieb seufzend zurück. Auch dieser neue Fall trug dazu bei, sie mehr und mehr zu betrüben. Kehrte Christian mit seiner Großmutter im Schlosse ein, so sollte sie eine Zuneigung heucheln, von welcher sie nichts empfand
. „Meinen Christian haben Sie? Das ist herrlich. Zeigen Sie ihn mir.' „Noch haben wir ihn nicht, aber wir werden ihn sicher kriegen, Tante. Sie müssen nämlich wissen: Gestern komme ich nach Kripphausen, eine halbe Meile von hier. Sitzt da in der Schenkstube vom Krug ein junger Mensch gaiu in der Ecke und schläft, den Kopf auf dem Tische. Na, denke ich, der wird wohl müde fein, fragst ihn nachher nach seinen Papieren, und ich gehe also in den Keller, mir ein Maß Bier vom Faß einschenken zu lassen, weil die Wirthin