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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 8
Datum: 30.09.1904
Umfang: 8
V ^ . „Bozner Nachrichten', Freitag, 30. September 1904. Prinzessin Lonise von Kolmrg. Dtt^Heit'^ wird .<W. Jari^ 2.4^MHember/.gemeldet: >,ZMH.oie eben'er^oWy AegegnunK der Heiden .Schwestem Luise^ünb'Stephanie sWÄüfkläNlngM von außewr'dentlicher WichWkMzutage gefördert« wSrden.:?:Jn'den 'langeni undt'äus^-' MrlM^IMMchuygey/5die^ zwischen- den beiden Prinzessin nen Mtsc^ndM, eMben^ <mH PrinzessiwMe^ phlMle''0llH^M'^buWPMÄ jahÄang getäuM wurde. GräfiMLonyaychathier'erfahren, welche Vermüthün gen

^ noch Winoglich, WKEinzelheiten dieser An- MegiMeit nntzutheilen, nur so viel Karf man sagen,..daß die ^ Mei^ntttzigkeit'-ch'es^Mattachich Her' PrilHessin gegenübet, smne.M'olutUöble-Haltung während-der ganzen Dauer sei- nW Verkehrs mit Luise von Koburg stellte über allem Zweifel ^ is^und^durch -linwiderlegliche Beweise^im gegebenen Moment - bez eugt werden wird. Gräfin-Lonhay hat sich denn auch hier i die'MTe^Ueberzeugling von der Unschuld Mattachichs der- ^ schafft,'und sie war von dem Schicksal

des unglücklichen Ex- ? Offiziers curfs tiefste erschüttert.' ^ ^ ' MßtWerlaÄtet auch, und das ist wieder ein bezeichnendes DeWF daß der Prinz Philipp von Koburg zur Deckung jener Wechsel den im Palais zurückgebliebenen größten Theil des Schmücke seiner Frau verkauft hat. Dieser Schmuck ist per- sön^ch^Md 'privates' Eigenthum der Prinzessin Luise, die man « um, ib re Zustinunllna zum Verkaufe nicht gefragt hat rmd die auch bis jetzt nichts davon erfahren hatte. Man wird gewiß in der Oeffentlichkeit oft darüber

ge staunt haben/ warum die Gräfin Stephanie Lonyay niemals vorh^ihre.in der Anstalt befindliche Schivester besucht habe und Hl^re verstreichen ließ, ohne sich um die unglückliche Luise zu ÄMMern. Gräfin Stephanie Lmlyay hat auch darauf jetzt Alch^rß. gegeben..^ Sie wollte, als - sie von ider; angeblichen (^^anklmg.Md Intermie^ ihr^ Schwester Luise HHrte, sofM M'ihr Äen mch^fie hefttchen^ 'sie-sehen- und ihr irgend wie der PrinA Philipp Koburg, der die GräfA LMyMlbestänöig Verhinderte, die Prinzessin

Luise zu besuchM,- ,,Ellet est d^une folie furieuse, elle est ramollie!' sagte er^ ^Sie ist tobsüchtig und gehirnweich. ) Und er erklärte HyGay« ,.es. M. gefährlich,, die Prinzessin Luise zu ^ Gräfin Msse befürchten, 'sagte'Prinz'Koburg, daß ^hr'mn-die Gurgel fährt oder sie zu Boden D . gleiche Auskunft ertheilte der Kurator der Feisknantel. .1 So oft Gräfin Ste- Pham^ Lonyay sich im Laufe der Jahre, sei es bei ihrem Schwager,- dem Wmzen, oderbevdemKuratlK ihrer Schwe- ^kündigte

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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 8
Datum: 27.08.1912
Umfang: 8
„Bozner Nachrichten', Dienstag, 26. August 1912. str. 194 Humoristischer Roman von Gustav Rehfeld. „ - (Nachdruck verboten.) (16. Fortsetzung.) Der Rest des Mahles verlief unter gleichgiltigen Be merkungen. Als man sich aber von demselben erhob/zog Otto seine Uhr hervor und das Zifferblatt derselben be trachtend, sagte er: „Es ist jetzt zwei Uhr,um fünf geht mein Zug, — da wird es also Zeit, daß ich mich auf den Weg mache!' „Was, — Sie wollen bereits wieder abreisen?' rief Luise

sie rasch hinzu: „Grüßen Sie man auch Ihre Mutter recht schön von mir!' Mit ganz undefinierbaren Empfindungen versprach Otto das: „Löben Sie wohl, Herr von Mühlen? Es hat mich rechte gefreut!' sagte Luise, dem Gaste kräftig die Hand schüttelnd. „Würde Sie gern ein Stück begleiten, aber die Arbeit drängt! Sie müssen schon verzeihen, wenn ich Sie also nur bis zur Gartentür bringe!' „Aber bitte, gnädiges Fräulein, derangieren Sie sich durchaus nicht, bleiben Sie ruhig hier, finde den Weg schon allein! Wäre

untröstlich für mich, wenn Sie mei netwegen in Ihrer Arbeit zurückblieben!' ^ rief Otto lebhaft aus. Noch eine Verbeugung, ein „Leben Sie wohl, meine Herrschaften!' und fort war er. — - „Gott sei Dank, den sind wir los, der kommt nicht wieder!' rief Luise mit einem tiefen Aufatmen. „Anne marie kann sich freuen, das heißt: eigentlich nicht! Ich wünschte, sie hätte ihn gesehen! Ich glaube, der hätte ihr gefallen!' „Das glaube ich auch schon, gnädiges Fräulein,' nickte Johann, „aber ich bitt' Sie, — bloß

tun und nichts dahinter! Nein, das ist nichts für Fräulein Annemarie, — da geben wir sie nichtHin!' Luise hatte mit dem größten Gaudium den Ergüssen ihrer Pseudoeltern gelauscht. „Na, Kinder, das könnt ihr nun halten wie ihr wollt!' lachte sie. „Ich glaube nicht gerade, daß man euren Rat dabei erforschen wird, wenn es sich darum handelt, die Annemarie zu verheiraten, überhaupt ist eure Rolle als Herr und Frau von Schulzendorf jetzt ausgespielt. Da habt ihr jeder einen Taler, weil ihr. eure Sache

gut ge macht habt! Seid die geborenen Schauspieler! Nun aber schnell in eure Alltagskluft zurück, hier aufgeräumt und die Spuren beseitigt, — in einer halben Stunde darf nichts mehr von allem zu sehen sein!' Am späten Nachmittag kehrten Schulzendorfs aus Klüssow zurück, sehr guter Laune, nur etwas von der Fahrt ermüdet. „Nichts Neues passiert, Luise?' erkundigte die Haus frau sich beim Aussteigen. „Nicht, daß ich wüßte, Tante! Was soll denn hier passieren?' „Könnte nicht jemand zu Besuch gekommen

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Bozner Nachrichten
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Seite 18 von 24
Datum: 22.08.1912
Umfang: 24
schwerfällig weiterpolterte. „Fatal!' stieß Luise aus, dem Wagen nachstarrend, der eben hinter einer Staubwolke verschwand. „Muß es gerade der alte Herr Baron Lachow-Marwitz sein, den ich für den erwarteten Mühlen halte! Der wird meine Wegelagerei schön in der Nachbarschaft herumbringen! Und durch den erfährt es auch die Tante! Und alles umsonst — umsonst, denn der, auf den ich hier warte, kommt nicht mehr! Oder — horch, — tönt das nicht wirklich wie ein Schritt? Kommt da am Ende doch noch ein verspäteter

, einsamer Wanderer?' Luise blieb stehen und sah scharf nach dem langsam und gemächlich einherschreitenden Ankömmling aus. Aber Mi nuten dauerte es, ehe sie den Fremden in dem Waldesgrün genauer zu unterscheiden vermochte. Es war eine schlanke, ebenmäßige Gestalt in elegantem, grauem Reiseanzug, eine Tnristentasche an der Seite. „Donnerwetter; das kann er gerade sein, nein, das i st er!' entfuhr es ihr halblaut, und ohne Besinnen steuerte sie ihm mit Riesenschritten entgegen. „Also endlich kommen

Sie!' Der Reisende blieb erstaunt stehen und sah die ihn also ansprechende junge Riesin, die ihn mit ihrem Feder hut um Haupteslänge überragte, verblüfft an. Dann sagte er humoristisch: „Sehr schmeichelhaft für mich, von einer Dame mit an scheinender Ungeduld erwartet zu werden! Nur, fürchte ich, irren Sie sich in der Person, meine Gnädige!' Luise musterte ihn kritisch. „Denke nicht!' sprach sie nonchalant. „Glaube bestimmt, Sie sind Her von Mühlen aus Müllhlendorf im Branden burgischen und aus dem Wege

nach Rützow! Habe ich recht oder nicht?' „Ob Sie recht haben, meine Gnädigste? Entschieden!' rief Otto von Mühlen, der es in der Tat war, aus. „Und Sie? meine Gnädigste? Habe ich am Ende die Ehre —' „Ahnen Sie es nicht? Sagt es Ihnen Ihr Herz nicht?' unterbrach Luise ihn, diabolisch lächelnd. „Sollten Sie — aber nein, das ist jawohl nicht möglich!' meinte Otto kopfschüttelnd, sein holdes Gegenüber vom Kopf bis zu den Füßen messend. Dieses auffallend ge kleidete riesige Mädchen mit dem knallroten

Sonnenschirm und den unbekleideten, gebräunten Händen,— unmöglich konnte das die selten-schöne, elegante junge Dame sein, von welcher seine Mutter zu ihm mit so augenscheinlicher Be geisterung gesprochen hatte! Luise lachte kurz auf. „Warum nicht möglich?' wiederholte sie. „Es ist sogar mehr als das, es ist die Tatsache, denn — ich — ich bin Annemarie von Schulzendorf!' War es denkbar? Dieses Mädchen sollte Annemarie von Schulzendorf sein? Otto machte einen Moment ein höchst verdutztes Gesicht, faßte

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Bozner Nachrichten
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Seite 18 von 24
Datum: 15.08.1912
Umfang: 24
18 „Bozner Nachrichten', Donnerstag, 15. August 1912. Nr. 85 „Fortekeln, Annemarieken, — ja, das will ich! Allein das „Wie' und „Womit' ist vorläufig mein Geheimnis!' „Ach, Wising, wenn dir das doch gelingen möchte!' seufzte das schöne Mädchen. Drei Tage später gab Luise von Maltzahn nach dem Frühstück der Kousine einen Wink, ihr in den Garten zu folgen. „Nun, was gibt es?' fragte Annemarie nicht ohne Herzklopfen, sobald sie sich außer Hör- und Sehweite befanden. Die große Blondine zog

! Ich kann dir heute die freudige Mitteilung machen, daß mein Otto Mittwoch, den 28. Juni, mit dem Vormittagszuge auf Bahnhof Kolberg ein treffen und euch aufsuchen wird. Nimm dich, bitte, seiner recht an; er ist schüchtern; ermutige ihn! Ich hoffe be stimmt, daß er als Bräutigam deiner Tochter zurück kehren wird! Mit tausend Grüßen und Küssen deine Veronika von Mühlen.' „Also er kommt! Was nun, Luise? Sollen meine Eltern doch noch davon erfahren oder — was gedenkst du zu tun?' „Mit ^>em Onkel zu reden

, ihm' den Vorschlag zu machen, daß er morgen früh nach Klüssow fährt, um dort einmal nach dem Rechten zu sehen und daß er bei dieser Gelegenheit die Tante und dich mitnimmt!' „Wenn er aber nicht will, — was dann?' „Dann Hilst es nichts, dann müssen wir ihn einweihe n Und ich denke, wir Kriegen ihn herum!' Ohne Verzug suchte Luise von Maltzahn den Haus herrn auf, der sich im sogenannten Amtszimmer befand. Frau von Schulzendorf war in der Küche, sie war mithin nicht zu sürchten. „Na, Wising, was bringst du?' fragte

' mal, Wising, wenn du denkst, mich dumm ma chen zu können, dann irrst du aber gewaltig!' „Will ich ja auch gar nicht, Onkel!' versetzte die Blon dine errötend. „Willst du doch!' beharrte der alte Herr. „Weshalb sonst sollen wir morgen— gerade morgen nach Klüssow fahren? Du mußt entschieden etwas im Schilde führen. Mädel!' „Nun denn, — ich gebe es zu, — ja, ich habe etwas vor! Aber es ist besser, du weißt es nicht! Selbstver- > ständlich ist es nichts Böses!' sagte Luise, ihn offen an sehend. „Davon

bin ich überzeugt! Wenn ich mich nun aber weigere, — was dann?' meinte Schulzendorf, listig blinzelnd. „Dann hole ich mir Annemarie zur Hilfe, und wir be stürmen dich gemeinschaftlich so lange, bis du. nachgibst, Onkel!' lachte Luise schelmisch. „Sieh mal einer an, — so 'n Kroppzeug! Das weih draus zu laufen, wie Lehmann auf der Dielenritze! Und wenn ich mir dann deine Tante als Beistand hole?' „Behüte, Onkelchen, — die soll ja eben nichts davon wissen! Aber das tust du auch nicht,— bist ja ein Mann!' erklärte

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Bozner Nachrichten
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Seite 17 von 24
Datum: 15.08.1912
Umfang: 24
' 2. Vellage zur Nummer 185 der Bozner Nachrichten vom 15. August IS 12 Weil sie sich freien sollten. Humoristischer Roman von Gustav R e h s e i d. _ ^Nachdruck verboten.) (11. Fortsetzung Luise, die bis jetzt schweigend zugehört hatte, konnte sich nicht enthalten, mit ihrer Baßstimme herzlich auszu lachen. ^ „Armer Onkel,' sagte sie schelmisch, „so schlimm Herr von Schulzendors machte ein verlegenes Gesicht. „Ich meinte nur so im allgemeinen, Wising!' suchte er sich herauszureden, „übrigens

— höre mal,' fuhr er polternd fort, „anstatt dazustehen und mich anzugucken, wie die Riesenschlange ein Karnickel, tätest du besser, der Annemarie ein bißchen Mut zuzusprechen, damit sie sich nicht hat wie ein Lohgerber, dem die Felle fortge schwommen sind!' „Onkel, Onkel, —wieder ein paar famose Vergleiche!' lachte Luise schallend aus. „Aber im, Ernst, Annemarie, — wegen „die eine Pflaume' — ich will auch mal an fangen, allegorisch zu werden — brauchst du nicht zu weinen! Sieh mal, Mädel

, noch ist Polen nicht ver loren, — laß doch den „Knopp' erst mal herkommen und guck' ihn dir an! Vielleicht ist's doch was Apartes, so daß er dir gefällt!' „Na, das meine ich auch, Wising!' nickte Schulzendors beifällig. „Rede man so weiter, damit das Mädel aus andere Gedanken kommt, — ich muß jetzt auf das Feld!' Fort war auch er, und die beiden Mädchen blieben allein. ' ' - - „Komm, Annemarie, laß uns in den Garten gehen,' meinte Luise von Maltzahn, ihren Arm um der Kousine schlanke Taille legend

, „dort können wir ungestört Wei ler plaudern!' „Ach, Luise,' seufzte das schöne Mädchen, als sie unter, einem mächtigen Glaskirschenbaum angelangt waren, den seiner reifen Früchte zu berauben die blonöe Riesin sich sofort anschickte, um, wie sie sagte, nicht müßig zu sein und: „die Dinger müßten jetzt eingemacht werden', — „ach, Luise, — es ist zu schrecklich! Wie findest du es von. Mama, ein solches Versprechen zu geben, das ich nun halten soll? Würdest du es tun? Doch sicher auch nicht!' „Das kommt daraus

an!' entgegnete Luise nach denklich, „Ich habe dir schon vorhin gesagt: erst sehen! Was du da von NichtHeiraten sagst, ist ja Mumpitz. Im Grunde unseres Herzens denken wir Mädels alle daran; wir tun nur so, als ob es nicht wahr wäre. Sogar ich will keine alte Jungfer werden, obgleich es mich selbst wundern soll, wer sich in mich lange Hopfenstange ver gaffen wird!' . „Ich denke nicht daran, — ich will nicht daran den ken, — und ich tu's nicht, Wising!' rief Annemarie, sehr energisch mit den kleinen zierlichen

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Seite 9 von 20
Datum: 29.08.1912
Umfang: 20
1. Beilage zur Nummer 196 der Bozner Nachrichten vom 29. August 1912 Weil sie sich freien sollten. Humoristischer Roman von Gustav Rehfeld. ' (Nachdruck verboten.^ (17. Fortsetzung.; „Weißt du, wer der Reisende war, der uns gestern auf gesucht und um deswillen ich euch fortgeschickt habe?' begann Luise. „Na?' fragte Schulzendorf, ein Auge zukneifend. „Annemarie's Freier, Herr von Mühlen!' gestand Luise ein. „Mädel, bist du toll?' fuhr der Hausherr auf. „Nicht im geringsten, Onkel!' lachte Luise

. „Das Mädel hat erklärt, sie will ihn nicht. Tante hat erklärt, sie müsse ihn nehmen, weil es vereinbart sei. Da habe ich mich ihrer als der schwächeren Partei angenommen, den Brief, in welchem er seine Ankunft meldete, unterschlagen, euch gestern fortge schickt und ihn dann empfangen!' „Unglaublich!' machte der Hüne. „Aber wahr!' vervollständigte Luise. „Weißt du, Anne marie, ein schmucker Kerl ist er aber doch, der Herr von Mühlen!' „So? Meinetwegen, — ich danke für ihn!' erwiderte das Mädchen

schnippisch. „Weil du ihn nicht kennst'! versetzte Luise. „Ich kann dir nur sagen: ein reizender Mensch, bloß daß er ein minder großes Gut hat: — zwölf Schweine, wie Johann erforscht hat, vier Pferde und so weiter! Er selbst sagte: er müsse eine Partie machen!' „Da haben wir's, ein Spekulant, ein Mitgiftjäger!' meinte Annemarie wegwerfend. „Wenn, er nicht bloß so getan hat!' meinte Luise. „Ich kann dir nur sägen/ er ist ein feiner Mann, nicht etwa so ein Großbauer!' ^ ' „Nun erzähle aber mal den ganzen

, für Annemarie keine geeignete Par tie seien, — da gäben sie sie nicht hin!' Eine wahre Lachsalve ertönte als Antwort. „Das ist ja zum Sielen!' stöhnte Schulzendorf. „Schade bloß, daß ich das nicht mit anhören konnnte! Na, der Müh- len wird eine schöne Idee von uns bekommen haben! Nun erzähle aber der Reihe nach, Wising!' . Das geschah denn auch, und selten hatten die drei eine ?o vergnügte Stunde wie diese verbracht. Am frohesten war Annemarie. So sehr auch Luise die Vorzüge des nun vor aussichtlich

für immer aus der Schußlinie verschwundenen Meiers hervorhob, — das fchöne^Mädchen war zufrieden, ^aß die drohende Gefahr abgewendet war und wußte der Cousine für ihre schlaue Intervention aufrichtigen Dank. „Wenn bloß die Mutter nichts von der Beschichte er fahrt!' sagte Schulzendorf schließlich besorgt, nachdem er sich endlich von seinen ungemessenen Heiterkeitsausbrüchen er- holt hatte. m bw wird sie denn!' versehte Luise unbesorgt. „Die ^schichte ist für immer aus!'. „Wollen es hoffen!' meinte

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Bozner Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 03.07.1923
Umfang: 8
. Er begleitete Luise bis außerhalb des Stadtbildes, von wo sich der Wiesenweg im Tale weiterschlängelte, ohne daß die beiden die wachsende Entfernung vom Orte so recht wahrgenommen hätten. Da lockten ihn rote Steinnelken und gelbe Primeln zum Pflücken, und er drückte mit schmeichelnden Worten das lose Blumengewinde der schönen Begleiterin in die zögernde Hand. Bruno kehrte gewöhnlich nach seinen sportlichen Bergtonren spät abends müde, aber seelisch gekräftigt nach Hause zurück. Oskar wollte bis dahin

mit neckischen Plaudereien Luise die Zeit verkürzen und ließ es bittend sich nicht nehmen, Bruno in seinem gemütlichen Heime mit ihr erwarten zu dürfen. Luise gewährte es gerne dem Zungen Freunde ihres Mannes, dessen heiteres Ve len ibr öfters Zeichen des Zutrauens entlockte. .pcmiqekehrt, als bereits Venns als erster Stern Himmel blinkte, hatte Luise noch 5' im Haushalt zu besorgen; sie suz.m; die ^^'hange, ordnete noch manches im Wohn- zunmer und bereitete den kalten Imbiß und den Teekessel sur

frisch und würzig erhielten. Der metallene Klang der Schuhnägel und Bergstockspitzen verhallte in den Gäßchen. Nur Bruuo war uoch nicht heim gekehrt. Eine nachdenkliche Unruhe beschlich Luise; man gab das längere, unsichere Warten auf. Als Oskar im Vorzimmer seine Überkleider neh men wollte, entdeckte er plötzlich eine Depesche im Briefkasten, ivelche der Briefbote nachmittags in der Abwesenheit durch die messinggezähnte Türspalte hineinversenkt haben mutzte. „Bruno abge stürzt

, v e r w u u d e t.' Meh'r und näheres konnte im ersten Momente bis zum Eintreffen des Ziemlich entfernten Arztes nicht berichtet werden. Weil Luise den Nachtzug zum angegebenen Dörfchen kaum mehr erreichen konnte, beschloß sie nach den be schwichtigenden Auseinandersetzungen, die jeden auf tauchenden Gedanken an ernstere Gefahren be ruhigend zu unterdrücken suchten, in aller Frühe dahin zu fahren. Eine angstvolle Nacht, ein Mp- druck von dunklen Vorstellungen und bösen Zlhnun- gen lag auf ihrer Brust. Am frühen Morgen

reiste sie ab. Oskar, welcher sich Selbstvorwürfen nicht verschließen konnte, führte nachdenklich die bestürzte Frau zum Bahnhofe, immer aufs neue beteuernd, sie auf dieser bangen Reise nicht begleiten zu können; er hätte wichtige Geschäfte zu besorgen. Als Luise das Dörfchen und den friedlichen Pfarrhof unter beklemmendem Herzklopfen und Zittern betrat, mel dete ihr der Priester mit tröstenden, aufrichtenden Worten. Bruno sei, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, soeben verschieden

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Bozner Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 24.08.1912
Umfang: 8
Nr. 19 Z „Bozner Nachrichten', Weil sie sich freien sollten. Humoristischer Roman von Gustav R e h f e l d. ^ s (Nachdruck verboten.) (14. Fortsetzung.) „Unser Ziel ist erreicht!' sagte Luise, sich mit dem Ta schentuch Luft und Kühlung zuwehend. „Dies ist Rützow! Wir werden nicht über den Hof, sondern durch den Garten gehen!' „Weshalb?' wollte Otto wissen. „Weil Sie den zuerst bewundern sollen!' versetzte Luise selbstbewußt.. , . Sie öffnete eine, Pforte. „Bitte, treten Sie ein, Herr von Mühlen

!' Der Garten redete, gepflegt wie er war, in all seinen Teilen auf die deutlichste Weise von dem Nützlichkeitsprin zip, welches in Rützow obwaltete. Obst und Gemüse, Ge müse und Obst, — nur unmittelbar am Hause befanden sich einige Blumenbeete. - „Wie ich sehe, verstehen Sie Ihren Besitz gründlich auszunutzen!' lächelte Otto ironisch. ... „Das muß man doch!' entgegnete Luise scheinbar ver wundert. „Machen Sie es nicht auch so?' „Nein, — in dieser Weise nicht!' sagte der junge Mann hochmütig

. „Nicht? Na, da warten Sie nur, bis —' „Nun, — bis?' ^ „Bis Sie eine Frau haben! Dann soll es dort schon so werden wie hier!' versetzte Luise sehr bestimmt. Otto erwiderte kein Wort, er lächelte nur seltsam-vor sich hin. Sie hatten die Veranda des Herrenhauses erreicht und stiegen die Stufen hinan. Niemand war zu sehen, nie mand kam ihnen begrüßend entgegen. „Papa und Mama sind gewiß schon im Eßzimmer und erwarten uns dort!' sagte die junge Riesin erläuternd, sichrte den Gast in den Gartensalon und öffnete eine Sei

tentür. -- „Bitte, Herr von Mühlen, treten Sie näher!' forderte Luise ihn auf. „Wollen Sie mir nicht zuvor einen Raum anweisen, in welchem ich mich von dem Reisestaub befreien kann, gnädi ges Fräulein?' raunte Otto sehr erstaunt seiner Führerin zu. Doch diese schob ihn mit sanfter Gewalt hinein. „Das hat Zeit bis nachher!' sagte sie kurz. Was blieb ihm übrig, als sich zu fügen? Das Zimmer war sehr einfach eingerichtet. Ein bereits gedeckter Tisch in der Mitte, einige schwere Eichenstühle rings herum

und in der Nähe des Fensters ein Sofa mit abgenutztem braunen Ripsüberzug, auf welchem zwei son derbare Gestalten in schweigender Grandezza thronten, „sie' an einem mächtigen, grobwollenen Strumpfe strickend, „er' eine Zigarre qualmend, deren Aroma den jungen Mann An willkürlich an seinen Kutscher erinnerte. „Hier, Papa und Mama, bringe ich euch Herrn von Mühlen! Herr von Mühlen, — meine Eltern!' stellte Luise kurzerhand vor. Otto war ganz baff vor Erstaunen. Diese altfränkischen Gestalten mit den groben

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Bozner Nachrichten
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Seite 19 von 24
Datum: 03.10.1912
Umfang: 24
ihr, sich über ihr scheues Benehmen mehr und mehr verwundernd. ^ „In Gottes Namen denn!' sagte sie und öffnete die Tür des Zimmers, in welchem sich um diese Zeit die Ihrigen nach althergebrachter Weise befanden. Sie hatte sich nicht geirrt. Da saßen sie: — Herr von Tchulzendorf und ftintz Wattin in eifrige Unterhaltung« so- 19 wie Luise von Maltzahn, mit einer Handarbeit beschäftigt. Als das junge Paar eintrat, sahen sie erstaunt auf. . ^ „Alle Teufel, — Annemarie!' rief der. Hausherr aus. „Annemarie!' echote Frau

Erdmuthe, das Strickzeug sinken lassend. „Annemarie!' schrie Luise und sprang erfreut auf. „Papa, Mama, — ich hoffe, ihr habt meinen Brief er- , halten, — hier bringe ich euch den Mann, den ich liebe und ewig lieben werde! Er besitzt den wahren Adel des Geistes und des Herzens, wenn auch nicht den der Geburt. Segnet uns und seid überzeugt, daß ihr euer Kind keinem Wür digeren anvertrauen könnt!' ' ' So sprach das schöne Mädchen bleichen Angesichts und klopfenden Herzens, aber sicher und bestimmt. Dabei

hielt sie die Hand Otto's fest umschlungen mit der ihren. Der junge Mann hatte sich höslich verneigt und össnete den Mund, um zu reden, kam aber nicht zu Worte. Denn ehe' Frau von Schulzendorf ihrer gerechten Entrüstung Ausdruck zu verleihen vermochte, rief Luise verblüfft aus: „Sehe ich recht, — Herr von Mühlen?' „Fräulein von Schulzendorf!' erklang es gleichzeitig aus Ottos Munde. „Nanu, — was bedeutet denn das?' verwunderte der Hausherr sich. Annemarie yber sah ganz konsterniert zuerst auf Luise

und dann auf den Geliebten. „Herr Otto Müller, den Mann, den ich liebe!' sagte sie mit Betonung. ' „Na, da schlag einer lang hin!' rief Luise in ihrer lauten Weise. „Ich will mich hangen lassen, wenn das nicht Herr von Mühlen ist! Nun die Sache jetzt doch einmal so liegt, mag es denn auch an den Tag kommen! Und so frage ich Sie denn aufs Gewissen/ mein ehrenwerter Herr Otto Müller', sie betonte den Namen stark: „Sagen Sie selbst, Mann Gottes, ob Sie nicht der Herr von Mühlen sind, Annemarie's prädestinierter Verlobter

?' Otto war starr vor Staunen. Aber das half nichts. Jetzt mußtedie Wahrheit zu Tage kommen. „Ich will es bekennen!' sagte er somit bestimmt. „Ja, ich bin in Wirklichkeit Otto von Mühlen! Aber erklären Sie mir doch —' Er Wurde unterbrochen durch einen Schrei Annemaries. „Wie,' rief dieselbe, „ du — du wärest Otto von Müh len und nicht Otto Müller?' „Hahaha!' lachte Luise laut auf. „Ich fange an zu be greifen ! Ihr habt euch unter fremdem Namen kennen und lieben gelernt! Nicht wahr, Herr von Mühlen

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Seite 17 von 24
Datum: 22.08.1912
Umfang: 24
2. Beilage zur Nummer 190 der Bozner Nachrichten vom 22. August 1912 Weil sie sich freien sollten. Humoristischer Roman von Gustav Reh seid. (Nachdruckverboten.) (13. Fortsetzung.! „Das stimmt!' lachte Luise. „Aber mögen die drei Herren heute doch mal allein im Eßzimmer speisen, — für uns, sowie für Herrn von Mühlen wird im ehemaligen Schulzimmer gedeckt werden. Dorthin verfügt ihr euch um zehnnndeinhalb Uhr, ordentlich aufgetakelt! Verstanden?' „Ach, Gott, ach, Gott,' jammerte die Rösler, „ver

soll denn aber den Tisch, decken und die Schüsseln herein bringen?' „Und wer soll servieren?' wagte Johann sich bemerkbar zu machen. „Gedeckt wird vorher, und die Schüsseln hole ich herein, die Mamsell hilft mir dabei!' entschied Luise. „Serviert wird gar nicht; wir reichen die Schüsseln einander zu, das geht mal ganz gut!' - „Aber was sollen wir denn sagen, gnädiges Fräulein?' zeterte die Köchin. „Man muß doch reden, und mit so einem feinen Herrn kann unsereins sich doch nicht unter halten!' - » „Ach was, das geht

sind Sie immer hier in Rützow gewesen und haben sich um nichts als um die Wirtschaft gekümmert, weshalb der Briefwechsel mit Frau von Mühlen aufhörte. Haben Sie begriffen?', „Ach. Gott, ach Gott,' erklang es zur Antwort, „ich denke, es-wird ja wohl gehen! Ach Gott, ach Gott!' „Und Sie, Johann,' fuhr Luise fort, „beißey den Rittergutsbesitzer heraus und sprechen von nichts, als von Pferden, Kühen, Schafen, Schweinen, Dung, Fruchtwechsel und was dergleichen mehr ist. Das verstehen

Sie doch, was?' „I ja, gnädiges Fräuleiu, ich denke doch! Inden: daß ich sozusagen mein Lebtag zwischen Rindern und Schweinen gesteckt habe, sollt's ja wohl gehen!' schmunzelte Johann. „Na, ja!' bemerkte Luise mit vielsagendem Seitenblick. „Und Ihr: „Indem daß' schränken Sie auch nur etwas ein, — seien Sie nicht so spendabel damit, — klingt zu ver fänglich! — Und noch eins! Vergeht ja nicht, mich immer mit „Du' und „Annemarie' anzureden! Verschnappt euch ja nicht, daß ihr etwa gar „gnädiges Fräulein' zu mir sagt. Dann merkt

und soll nun noch auf die alten Tage Komödie spielen! Ach Gott, ach Gott!' jammerte die Kö chin. „Und wenn nun gar die Herrschaft zurückkömmt und der fremde Herr ist noch hier und es kommt alles au den Tag?' ^ ^ ^ - . ,, Und entsetzt schlug die Gute die Hände zusammen. „Wenn der länger als vier Stunden hier aushält, dann sollt ihr mich hängen dürfen!' erklärte Luise selbstsicher. „Der' soll hier nicht schnell genug wieder wegkommen 5ön- Ml! Zum Fünfuhrzug bringe ich ihn unter allen Um standen auf den Marsch!' Köchin

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Seite 25 von 28
Datum: 18.08.1912
Umfang: 28
Fräulein!' „Aber allemal, gnädiges Fräulein!' So ertönte es von den Lippen der beiden Getreuen. „Ihr müßt aber dabei etwas riskieren, Kinder!' fuhr die junge Dame fort. „Aber, gnädiges Fräulein, als ob wir das nicht gern täten!' meinte Johann gekränkt, während Frau Rösler sich damit begnügte, ein wehmütig-gekränktes Gesicht zu machen und Luise vorwurfsvoll anzuschauen. „Dann ist es gut!' versetzte diese befriedigt. „Nun paßt mal auf! Ich werde euch etwas anvertrauen, was ein tie fes Geheimnis

Zwischen uns bleiben muß! Erfährt meine Tante davon, so setzt es mindestens — hört ihr: minde stens — ein fürchterliches Donnerwetter!' „Ach, ja!' entsuhr es der Köchin. „So, so!' murmelte der Diener betreten. „Aber weshalb soll sie es denn erfahren?' fuhr Luise seelenruhig fort. „Wir drei sagen es ihr gewiß nicht!' „Na, ich schon gar nicht!' flüsterte Frau Rösler gedan kenschwer. „Und ich bin doch' auch nicht derjenige, welcher klat schen tut!' versicherte Johann in überzeugendem Tone. „Na, schön!' nickte

, — lieber nich! Wenn das die Frau erführe!' „Wie sollte denn die das erfahren,' widerlegte Luise ihr lächelnd, „wenn wir es nicht selber sagen? Und das werden wir schon sein bleiben lassen! Kinder, habt euch bloß nicht so gefährlich! An Kopf Und Kragen geht es euch noch nicht, darauf könnt ihr euch verlassen! Und gemacht wird's, das merkt euch, — ran müßt ihr! Sie, Frau Rös ler, legen Ihr dunkelblaues Sonntagskleid an und neh men ein Tändelschürzchen vor, die Haare werden etwas gebrannt, — verstanden

?' „Ach, Gott, ach, Gott,' jammerte die Köchin, „'s ist doch aber gar nicht mehr modern, 's hat noch Hammel- ^eulenärmel!' „Schadet nichts, — Kommt nicht darauf an', tröstete Luise, „können immerhin gern ein bißchen antik ans ehen, dafür leben wir hier in Hinterpommern! Und Sie, Johann, — Ihre Garderobe ist mir in bezug auf Ihre Li vreen bekannt, — eine solche aber darf es natürlich nicht sein! Als mein Papa müssen Sie den ländlichen Ritter- zutsbesitzer herausbeißen! Haben Sie darin etwas?' Johann

schmunzelte. „Das woll, gnädiges Fräulein!' sagte er bedächtig. „Indem daß mir nämlich der Herr im vorigen Jahre, als i>ch zur Hochzeit meiner Nichte fuhr, eine noch ganz gute schwarze Hose und Weste schenkte, die ich mir zurecht ma chen ließ. Und dann wäre da auch ein funkelnagelneuer schwarzer Rock, den ich mir dazu kaufte!' „Das sieht mir zu gezwungen aus, — ganz schwarz!' meinte Luise kopfschüttelnd. „Schwarze Hose und Weste will ich mir ja allenfalls gefallen lassen, aber auch noch einen schwarzen

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Bozner Nachrichten
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Seite 4 von 16
Datum: 20.08.1914
Umfang: 16
, soviel man nur kann, um den großen Aufgaben ge- ' Pfer „Königin Luise' lautet: „Die Konimandanten der Torpedoboot-Flotille mel den, daß H. M. S. „Amphioü' und die dritte Torpedo- jäger-Flotille heute Mitternacht den deutschen Minenleger „Königin Luise' zum Sinken gebracht haben.' Nach dem Bericht der „Eaft Anglian Daily Times' er zählten die verwundeten britischen Offiziere, daß die „Kö nigin Luise' nach einer Jagd von 30 Meilen von der „Am phion' eingeholt worden war. Der erste Schuß der „Am phion

' zerschmetterte die Kommandobrücke der „Königin Luise' und tötete den Kapitän. Die Torpedojäger „Linnet' „Larke^ und „Lance' schössen ebenfalls und machten einige Volltreffer. Der „Lance' schoß schließlich den tödlichen Schuß ab. Nach einem wütenden Bombardement hißte die ^Königin Luise' die weiße Flagge. Es wurden Boote aus gesetzt, um die überlebende Mannschaft als Gefangene auf die englischen Schiffe zu schaffen. Ein Offizier weigerte sich, seinen Degen abzugeben und wurde von dem britischen Osfi> zier

, der die Uebergabe leitete, durch' die Schulter geschossen. Die „Königin Luise' sairk bald hierauf. Der „Lance' ist eine Torpedoboot-Zerstörer von 965 Tonnen. Sein Hei matshofen ist Ehatham. .Er hat soeben erst die Werft ver lassen.' Kommandeur war Leutnant Arthur I'. Butler. Soweit der Bericht des englischen Lokalblattes. Das offi zielle daran anknüpfende Kommuniguee des britischen Ma rineamtes erzählt-nun weiter: Im Verlauf der Aktion cw der ^hemsemündnng geriet der Kreuzer „Amphion

: Eine Linie von Minen ist wahrscheinlich dur«) die „Königin Luise' gelegt worden, bevor sie zum Sinkm gebracht worden ist (fol^t die Angabe der Breiten- und Lüi- gengrade, unter denen die Admiralität die Gefahr vermnt'l). Tie Gegend ist 30 Meilen von der Küste von Suffolk. i.'er-

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Bozner Nachrichten
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Seite 2 von 16
Datum: 01.02.1906
Umfang: 16
Befehlshaber gewesen ist; seine zugleich stattliche und liebenswürdige Persönlichkeit ließ ihn dann am 26. Mai 1842 die Hand der Landgräfin Luise von Hessen gewinnen) deren Bruder Prinz Friedrich nach der weiblichen Erbfolge des Königreiches dort als künftiger Souverän be trachtet werden kmmte. Wie dann nach dem Verzicht des die kurhessische Erbfolge vorziehenden Prinzen sein Schwager, der holstein-glücksburgische Prinz Christian, durch das Lon doner Protokoll vom 8. Mai 1862 zum dänischen Thronfol ger

und dem orleanistisch vermählten Prinzen Waldemar von Dane mark, Oheim des Zaren Nikolaus des Zweiten. Seit 28. Juli 1869 mit der Prinzessin Luise von Schweden vermählt, besitzt er aus dieser Ehe zahlreiche Kinder, von denen zwei Töchter an den Punzen Karl von Schweden und den Prinzen Friedrich von Schaumburg-Lippe vermählt sind; die mecklen^ burgische Vermählung seines am 26. September 1870 ge borenen ältesten Sohnes, des jetzigen Kronprinzen Christian, wurde bereits erwähnt. Der jetzige König Friedrich genoß

geborene Königin Luise von Dänemark ist» die erste Tochter des Hauses Bernadotte, die auf einen Thron steigst. Längere Zeit erblickte man darin eine Besonderheit, daß in diesem Haus fast nur Prinzen und sehr wenige Prinzessinnen geboren tvurden. Den Vornamen Luise trägt sie als Erbin ihrer preußischen Urahnin, Köni gin Luise, deren gleichnamige Tochter an den Prinzen Fried rich der Niederlande vermählt war; dessen einige Tochter Luise wurde die Gemahlin des Schwedenkönigs Karl des Fünf zehnten

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 22.07.1910
Umfang: 8
in auffallendem Widerspruch steht. > Sommertheater. Ein neues Schauspiel, dessen Lob schon vor Zeit alle Zeitungen sangen, brachte uns der gestrige Abend. Es ist Henry Bernsteins dreiaktiges Schauspiel „Der Dieb'. Auf dem Schlosse Lagardes, welches in der Nähe von Paris liegt, lebt der vermögende Besitzer Ray mond Lagardes mit seiner Frau Jsabella, seinem 19jährigen Sohn Ferdinand aus erster Ehe, seinem Freunde Voisin und dessen Frau Maris Luise. Letztere sind jung verehelicht. Ferdinand ist in die junge Frau

Marie Luise, die mit ihm leichtsinnig kokettierte, wahnsinnig verliebt. Er liebt sie mit der ganzen Leidenschaft seiner jungen Jahre, ohne von ihr etwas zu erreichen. Es erscheint ein Herr Zambault, den niemand recht kennt, auf dem Schlosse mit seinem Kam merdiener. Nach achttägiger Anwesenheit des letzteren er klärt der Hausherr seinen Freunden, daß dieser ein Unter suchungsrichter sei, den er zu berufen gezwungen war, da seit einiger Zeit auf geheimnisvolle Art größere Summen aus dem Schreibtische

seiner Frau verschwunden seien. Heute werde derselbe den Namen des Diebes nennen. Zambauk erscheint und bezeichnet als Dieb den Sohn des Hausherrn, Ferdinand. Frau Maria Luise ruft denselben, er gesteht den Diebstahl ein und übergibt die zuletzt entwendeten bezeich neten Noten dem Untersuchungsrichter. Tief erschüttert über den Vorfall zieht sich Voisin mit seiner Gatin auf sein Zim mer zurück. Er stellt dort eine Probe an, wie es Ferdinand gelingen konnte, mit einem Federmesser eine versperrte Lade

zu offen. Der Versuch gelingt am Schreibtisch seiner Frau und er sindet darin ein Portefeuille mit 6000 Franks In halt. Es regt sich in ihm der furchtbare Verdacht, daß dieses Geld aus dem Besitze der Hausfrau stamme, es fällt ihm auch plötzlich der Luxus seiner Frau auf, welchen diese stets durch Gelegenheitskäufe zu bemänteln suchte und endlich bringt er Vöarie Luise zum Geständnis, daß nicht Ferdinand, londern sie selbst die Summe gestohlen habe. Ferdinand hatte sich aus Liebe zu ihr geopfert

. Sie verwendete das Geld Kr ihre Toiletten, um ihrem Manne zu gefallen, den hie in heftiger, abgöttischer Liebe zugetan war. Die ganze Nacht hindurch kämpft Voisin mit semer Rechtlichkeit und der Liebe zu seiner Frau, doch ist er morgens entschlossen, dem Hausherrn alles mitzuteilen. Ferdinand soll zur Strafe nach Rm de Janeiro auf die Plantagen des Vaters für zwei Jahre verbannt werden, doch als er sich verabschie bet, gesteht Marie Luise ihren Fehltritt. Voisin verzeiht ihr )?nd das Ehepaar geht statt

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Seite 6 von 24
Datum: 25.09.1904
Umfang: 24
begangen haben. ! ' . . ' . Neueke Post und Telegramme, Prinzessin Luise von Koburg und Gräfin Konyay. ! Wien, 23. September. Der Besuch der Prinzessin L u i s e von Koburg bei der Gräfin L o n y a y fand am 22. ds. nach mittags im Hotel Bristol in Paris statt. . /Ueber die Begeg nung der beiden Schwestern, die sich seit sieben Jahren nicht gesehen hatten, verlautet aus der Umgebimg der Prinzessin, daß die Schwestern länger als drei Stunden ohne Zeugen zu sammengeblieben seien. Das freudestrahlende

Gesicht der - Prinzessin Luise b!nm Wschied habe vermthen,. wie sM sie von der Begegnung befriedigt sei. Gräfin Lonyay war sehr gerührt und weinte Wer das Schicksal der Prinzessin ünh die Leidm, die jene erduldet. Sie sprach' We^ FrMdö-dqWer aus, daß die Schwester nunmehr befreit sei und sich wohl be finde. Außerdem hatte sie ihre Unterstützung zugesägt, falls Prinzessin Luise derselben bedürfe. Die Aussöhnung der bei den Schwestern werde Wohl auf den Gang der Verhandlungen mit Wien keinen Einfluß

haben, sei aber von günstigster Wir kung auf den Gemüthszustand der Prinzessin. / ^ ' Die Affaire der Prinzessin Luise von KoVurg. A Wien, 24. September. (Priv.-Tel. der „Boz. Nachr.') Die Gräfin Lonyay richtete folgendes Telegramm an den Prinzen von Koburg: „Ich habq Luise gesehen. Sie ist nicht mehr verrückt, als sie empört und entrüstet ist über Ihre Un gerechtigkeit gegenüber dieser Unglücklichen. Sie werde alles thun, um ihre ihr von Ihnen geraubte Ehre wieder herzu stellen. Prinzessin Stefanie

. In Hofkreisen verlautet, seit den Zwischenfällen mit Prinzessin Luise sei Prinzessin Klemsl- tine mit ihrem Vater überlvorfen. Es sei daher sehr leicht nwglich, daß ihre Verlobung mit dem Prisen Viktor Napo leon, die der König bisher hintertrieben, mm Hoch erfolge. / Zum Abschlüsse des Zollverträges mit Italien. ^ Wien, 23. September. Wie ein Telegramm aus Poü: meldet, haben die Zollvertragsdelegirten O^terreic^Ungarn^ bereits die Rückreise angetreten, da die VerhaMungen nur den Vertragsdelegirten Italiens

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Seite 9 von 12
Datum: 29.11.1896
Umfang: 12
machte, ihre Forderung so zu stellen, wie sie, frei von diesen Druck, es gethan haben wurde. Im Nebenraum stand Luise wie aus feurigen Kohlen. Sie zitterte danach, was aus dieser Verhandlung werden würde, und — sie war ganz die Kröte dazu — sie hätte ihre Mutter am liebsten öhrfeigen mögen, daß dieselbe sich zuerst das Spiel fast verdorben hatte und nun sich noch solange besann. Sie hätte sich nur wünschen dürfen mögen, was sie haben wollte, sie würde schon gewußt haben, was sie sich wünschen

sollte. Die Stimme der Mutter klang ihr wie eine Erlösung. „Was ich sordere kommt doch wohl weniger in Betracht, als die Frage, was mir dafür garantiert, daß es auch war wird was Sie mir versprechen,' raffte dieselbe sich endlich zu Worten auf. Er schleuderte einen ganz offenen Zornesblick auf sie. „Das garantiert Ihnen — sollte man denken — genugsam daß ich es Ihnen verspreche,' antwortete er ihr brüsk. „Jeden falls muß Ihnen vorderhand mein Wort genügen!' „Ich habe eine bessere Garantie: Luise, die alles hört

viel rich tiger, Sie sagten mir, was Ihnen der Erfolg, den Sie bezwecken, wert wäre?' Er ließ sich wieder auf den Sessel niederfallen, von dem er sich erhoben hatte. .Er behandelte die Frau vor ihm ganz wie eine Untergebene, Sie nahm kaum etwas davon wahr, wohl aber die lauschende Luise, „Hm,' stieß er aus, indem er wie zuvor wieder ein Bein über Das andere schlug, „Sie wollen partout, ich soll Ihnen einen Kaufpreis nennen. Run wohl, damit mir zu Ende kommen, es sei: die .Stellung, die Sie innehaben

sie aus die Portiere zugestürzt, um Luise zuzurufen: „Siehst du, das ich recht hatte mit meiner Ahnung! Da ist die Rettung aus aller Noth!' Aber sie be zwäng sich, klug genug. „Und was habe ich dafür zu thun?' fragte sie. „Das ist sehr einfach gesagt,' antwortete er ihr, indem er sich bequem in den Sessel zurücklehnte. „Sie werden es arran gieren, daß ich dem alten Mann allein gegenübertrete. Kann das am Ende gleich geschehen?' Sie schüttelte lebhaft den Kopf. „Ich erwarte. Frau Eichenberg jede Minute

ge stört werden kann. Das ist alles, was ich von Ihnen als Aequi- valent für mein Angebot fordere!' „Und was zu erfüllen mir nicht schwer fallen soll!' ant wortete Frau Körner resolut. „Wo verlasse ich Sie sür jetzt, um jeder Gefahr aus dem Wege zu gehen,' versetzte der für Luise durchaus mysteriöse Be sucher, indem er sich erhob. „Ich kann mich ganz sest auf Sie verlassen Madame Körner?' „Ganz sest,' entgegnete sie, auch ausstehend. Er sah sie durchbohrend an, dann nickte er. „Ich wüßte auch wirklich

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Seite 7 von 8
Datum: 26.11.1896
Umfang: 8
geendet hatte, war auch ihr Entschluß gefaßt. „Melden Sie den Herrn, ich würde sogleich erscheinen; er möge sich nur wenige Minuten gedulden,' sprach sie fest. Mit der pflichtschuldigen Verbeugung, dabei aber scharf Mutter und Tochter musternd, zog der Diener sich zurück. „Luise,' wandte die Mutter sich, kaum, daß das geschehen war, der Tochter zu, „das kommt nicht von ungefähr, das hat etwas zu bedeuten. Du wirst mir folgen uud im seZben Moment wenn ich in den Salon trete, im anstoßenden Musiksaal

Posto fassen. Man weiß ja immerhin nicht, wer dieser angebliche Herr ist! Aber täuscht mich nicht alles, Luise so führt den eine un- sichbare Hand gerade jetzt hierher!' Die Verwachsene antwortete nichts. Ihr war in dieser Stunde alles gleich. Sie konnte nur immer an Alonzo denken, und daß die Mutter ihr jede Hoffnung daran hatte.Mlsreden wollen, brachte sie um alle Fähigkeit ihre Gedanken auf etwas anderes zu richten. Mechanisch erhob sie sich,- folgte sie der Mutter und trat sie zu gleicher Zeit

vom. Vom Nebenzimmer aus war Luise Zeugin der Begegnung hörte sie, was ihre Mutter und der Fremde miteinander sprachen. Bei dem Aufschrei der ersteren, als der Befucher sich ihr vor stellte, that Luise unwillkürlich ein paar Schritte auf die Por tiere zu; aber vor derselben blieb sie stehen, sich selber tadelnd, daß sie sich sast zn einer Unbesonnenheit hätte hinreißen lassen zugleich aber und mehr noch mit der Mutter schmälend, die sich so wenig zu beherrschen verstand, daß sie auf solche Weise ihr Erschrecken

hat Sie angegriffen, Madame Körner,' : hörte sie den Fremden mit leichten Spott fortfahren. „Setzen wir uns denn. Im Spitzen spricht es sich besser und es ist ziemlich viel, was wir miteinander zu sprechen haben werden^ Bevor ich aber beginne, die Frage: Wir sind doch ganz allein? Es kann uns doch keiner belauschen? Ich übelzeuge mich wohl am besten selbst? Und er wollte gerade auf die Portiere zuschreiten, hinter der Luise stand, allein Frau Körner kam ihm zuvor. „Bitte, das ist meine Sache!' sagte

Sie mir verhelfen Madame Körner!' Sie hatte sich gefaßt. Das Gespräch mit der Tochter, ehe ihr der Gegenübersitzende gemeldet worden war, trat in ihren Gedanken wieder vor sie hin und auch, was sie gegen Luise dann als ihre Ahnung ausgesprochen hatte. Wenn diese Ahnung sich verwirklichen sollte!' (Fortsetzung folgt.)

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Seite 6 von 8
Datum: 06.08.1912
Umfang: 8
das ' schöne Mädchen schmollend. „Es ist wahr, ich saß ein wenig auf der Düne und sah auss Meer hinaus, aber gelesen habe ich nicht! Und dann kam Luise und holte mich! Den Sa lat haben wir gemeinschaftlich geschnitten, er kommt doch noch früh genug, es ist noch über eine halbe Stunde bis zum Mittag!' „Ach, sieh mal an, Mamsell Frühklug! Also noch über eine halbe Stunde bis zum Mittag?' echoete-.Frau von Schulzendorf. „Da hat es allerdings noch sehr lange Zeit! Da weiß ich auch genau: wäre die dumme Wising

nicht ge kommen, dich zu holen, so säße das gnädige Fräulein jetzt noch auf der Düne und hielte die Hände im Schoß, — wir aber könnten auf dev Salat warten! Ach, ist das eine Strafe mit dem Mädel! Und gerade meine Tochter muß so sein! Überhaupt, Luise, mit dir habe ich auch noch ein Hühnchen zu pflücken! Ich habe dir ausdrücklich verboten, der da etwas von der Arbeit abzunehmen, und du hast's doch getan! Was soll das heißen? Ich verbiete es dir noch mals ganz ernstlich, sonst wird ja aus der im ganzen Leben

keine Haussrau! Da — da läuft sie davon! Mädel, wirst du mal hierbleiben! Ich bin noch nicht fertig, habe dir noch mehr zu sagen, sollst es noch ganz anders zu hören bekom men! — Da, weg ist sie! Na, warte, dich krieg' ich noch! Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!' Mit diesen Trostesworten schritt die Erzürnte an Luise von Maltzahns Seite dem Herrenhause zu, das, ein alter tümliches, zweistöckiges Gebäude, jeder architektonischen Schönheit entbehrte, dagegen sehr bequem und praktisch ein gerichtet

Gegenstände enthielten: — vom Taschenmesser bis zu Patronenhülsen und Briefeingängen. Die unteren Extremitäten steckten in gewaltigen Stulpenstiefeln, während die eine der großen gebräunten Hände eine Reitpeitsche, die andere eine kurze Tabakspfeife hielt: der. pommersche Landjunker, wie er im Buche steht. ' ' „Hahaha!' lachte Luise mit ihrer tiesen Stimme krus tig auf. „Na, Onkel, das muß ich sagen, — der Vergleich ist wieder gut, ganz nach deiner Art, -- nur daß Tanting kein Kettenhund und Annemarieken

und ich keine Gänse sind, auch keinerlei Ähnlichkeit mit genannten Tieren haben!' ^ ° „Was die Mädels gemacht haben? Das fragst du noch. Schulzendorf, das sagt dir nicht dein kleiner Finger?' Die Hausfrau stand still, stemmte die Arme in die Seiten und sah den Gatten vernichtend an. „Dann will ich es dir sagen!' fuhr sie fort. „Anstatt Salat zu holen, wie ich ihr vor zwei Stunden aufgetragen habe, geht deine Tochter nach der Düne, um dort Gott weiß was zu machen, und Luise wagt es, sie heimlich zu such

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Seite 10 von 20
Datum: 29.08.1912
Umfang: 20
nur mit Mühe bemeisternd. „Ich verstehe sie auch nicht!' meinte Frau Erdmuthe nachdenklich. „Veronika behauptet, ihr Sohn sei hier ge wesen, und wir wissen nichts davon! Oder —halt, mir kommt eine Idee! Sie schreibt, unsere Annemarie sei keine Riesin, habe kein blondes Haar und keine tiefe Stimme, sie sei nicht derb und urwüchsig! Das alles aber paßt auf Luise! Entschieden! Unh du erzähltest neulich, als wir in Klüssow gewesen waren, ein Reisender sei hier gewesen, habe dir seine Muster gezeigt

, — ein drolliger Kauz! Kann er das nicht gewesen sein?' „Aber, Tanting,' erwiderte Luise uusicher, „Herr von Mühlen wird sich doch nicht unter der Maske eines Hand lungsreisenden in unser Haus schleichen? Das ist doch nicht anzunehmeu!' „Nein, nein, das ist nicht anzunehmen, Mnthing!' stand der Hausherr ihr mit biederem Kopfschütteln bei. „Was du da denkst, das ist Mnmpitz, — müßte ja ein Kerl wie ein Geblnd Wurstsuppe sein, — haha!' „Schulzendorf. — deine Vergleiche, — ich sage es dir jo oft!' entgegnete Frau

Freundin wiedersehen und jene mysteriöse Sache auf klären!' „Dann reise allein hin und kläre sie aus, ich begleite dich uicht!' rief das schöne Mädchen leidenschaftlich. „Was soll das heißen, Annemarie? Du begleitest nuch nicht, wenn ich es wünsche?' sagte Frau Erdmuthe streng. „Ich sage dir: Du begleitest,mich — auf jeden Fall!' „Nie und nimmer!' Und in heiße Tränen ausbrechend, stürzte Annemarie aus dem Zimmer. „Tanting, laß sie doch, wenn sie nicht will!' legte Luise sich für die Kousine ins Mittel

. „Ich verbitte mir deine Einmischung, Luise!' versetzte Frau Erdmuthe gereizt. „Ich werde tun, was ich für gut befinde! Ich fange übrigens an, zu argwöhnen, daß du m Annnemarie's Interesse eine zweideutige Nolle gespielt hast. Sieh dich vor! Wenn ich etwas derartiges entdecke, sind wir geschiedene Leute!' Ohne ein Wort zu erwidern, erhob Luise sich trotzig und ging hinaus. „Muthing, wie du nun wieder bist!' sagte der Hausherr mit sanftev! Vorwurf. „Laß das doch! Annemarie ist unser einziges Kind

dich nur nicht auslachen, mein Bester! Ich fahre mit Anne marie hin, und sie heiratet den jungen Mühlen, — dabei bleibt es!' Und sie maß ihren Gatten mit niederschmetterndem Blick und rauschte da,in hinaus. Mit einein ganz eigenartigen Gesicht sah Schulzendorf ihr nach. „Die tut 's, die tut 's!' stöhnte er, auf seinen Sitz zu rücksinkend. „Die fährt hin und die Annemarie muß mir, und dann — Bombenelement, wenn das dann herauskommt, was dieser Racker, die Luise, da ausgefressen hat, — das Wetter, d a s Wetter

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Seite 9 von 16
Datum: 25.04.1897
Umfang: 16
das brachte sie dazu, die Worte zu wagen, welche sie ihm auf die seinen ins Gesicht schleuderte. - - , Mit jähem Griff hatte er sie au beiden Schultern gepackt, als ob er sie zermalmen wollte. „Was willst du damit sagen?' stieß er aus. Ein Stöhnen, das ihr der Schmerz seiner brutalen Berühr ung auspreßte, war ihre erste Antwort. „Nur das, was auch andere sagen!' entfuhr es ihr dann aber. „Frage doch Luise und ihre Mutter! Sie werden dir zwei fellos eine, bessere Antwort geben

können als ich!' Er hatte sie jäh losgelassen und war um zwei, drei Schritte von ihr zurückgetreten, eine Wirkung, die ihr so unerwartet, wie willkommen war. „Luise und ihre Mutter?' wiederholte er. „Was weißt du von beiden? Was haben sie dir gesagt?' Seine Worte waren für sie furchtbare Verräter. Ihre von Grund ans intrigante Natur witterte sofort darunter das Rich tige, nämlich, daß diese Luise und ihre Mutter Dinge von ihm wissen mußten, welche zu fürchten er Ursache hatte. „Das sage ich dir lieber nicht!' antwortete

. - Er ließ sie mit einem Ruck los, daß sie gegen die hinter ihr stehende Etagere prallte und die Nippes auf derselben umfielen oder herabstürzten. Aber was galt das ihm? Er war wutüber wältigt und kannte sich gleichsam selber nicht mehr. „Nun, wird es bald? Sprich!' gebot er ihr. Sie hatte sich von ihrem Schreck rasch erholt. Sie begegnete mit der ganzen Finsterheit, die in ihrer Seele wohnte, sei nem Blick. „Luise behauptete, es koste sie nur ein Wort und du und ich und was sonst nicht hier ins Haus

gehöre, flöge aus dem selben hinaus, ehe wir selber es recht wüßten!' antwortete sie ihm ausnahmsweise einmal wahrheitsgetreu. Ihm war es nur zu klar, wovon Luise gesprochen hatte. Auch Fran Körner hatte es schon nötig befunden, es ihm ins Gesicht zu schleudern, daß er sich die Mühe sparen solle, sie zu beseitigen; wenn sie nicht mehr da sei, dann wäre auch sein Ge heimnis nicht länger geschützt, denn außer ihr wisse noch eine andere Seele um das ganze, welche indes nur dann reden

würde, wenn sie — Frau Körner — das nicht mehr könne. Diese andere Seele, von welcher Fran Körner redete und welche über jedem Zweifel erhaben unbedingt die letzte Szene am Sterbelager des alten Joachim Petersen belauscht oder auch welcher die Mutter sie mitgeteilt hatte, konnte niemand anders gewesen sein als Luise. Der angebliche Hans Petersen lächelte still vor sich hin, ein diabolisches Lächeln. Wenn es weiter nichts war! Mit zwei elendigen Weibsbildern wollte er schon fertig

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Seite 3 von 32
Datum: 17.09.1911
Umfang: 32
v. Fritsch, die ihre erbitterste und boshafteste Feindin war, sich aber der besonderen Sympathien des äiönigs Georg erfreute, trat plötzlich in das Zimmer der Kronprinzessin und machte ihr die heftigsten Vorwürfe über ihre Zuneigung .zu dem Lehrer ihrer Kinder, Herrn Andre Giron; Luise ge riet außer sich vor Zorn über diese ungerechte Verdächtigung n. forderte Frau v. Fritsch auf, sofort mit zu ihrem Gatten, dein Kronprinzen, zu kommen und vor diesem ihre Anklagen Zu wiederholen; die Hofdame begann

zu schluchzen und zu Avcinen und nach langem Lamentieren entfernte sie sich, wH- rend Luise zu ihrem Gatten stürzte und ihn mit Tränen in Ben Augen anflehte, mit ihr aus Sachsen abzureisen.- ,,Gehen wir nach Aegypten, mit dir allein werde ich mich in Sicherheil suhlen, rette mich vor meinen Feinden!' Friedrich August 5ag jedoch unglücklicherweise zu jener Zeit an einem Bein bruch darnieder, den er sich auf der Jagd Zugezogen hatte. Me ihre Bemühungen, ihn zu einem Entschluß zu bewegen, waren vergeblich

. Er redete ihr gütlich Zu und meinte, ihre Schwangerschaft hätte sie nervös gemacht, sie sei von Hallu zinationen verfolgt, die sie überall Feinde sehen ließen, auch nötigte ihn der Gesundheitszustand seines Vaters, in Sachsen zu bleiben, später, meinte er, wolle er mit ihr reisen, wohin sie wolle. „Später! Später! Dann wird es. zu spät sein,' schluchzte Luise.. , Ihr Gatte in seinem blinden Vertrauen in die Rechtschaf fenheit der Menschen wollte es nicht glauben, daß jemand seine Gattin

,> ohne daß man sich im Volke weiter um die näheren Umstände kümmern 'Würde. Die Rolle, zu der Sie hierher berufen wurden, haben'Sie übrigens erfüllt, nachdem Sie dem Lande einen Thronerben geschenkt haben, Sie werden daher hier nicht weiter ge braucht. Ich säge von Ihnen, was ich denke, Luise, Sie sind verrückt. Nun, meine liebe Luise, gibt es zum Gluck Plätze, wo man die Wahnsinnigen behandelt, und ich werde dafür sorgen, daß Sie vor sich selber gerettet werden.' . . Luise blieb wie versteinert vor dem Mdanken

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