2.231 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/28_09_1915/BZN_1915_09_28_7_object_2437809.png
Seite 7 von 8
Datum: 28.09.1915
Umfang: 8
für den Ärmsten! „Ein Glück, daß er den Zug versäumt hat und offenbar erst mit dem Nachtzug an langt.' dachte Gisbert, einen Wagen neh mend, um schneller hinzukommen. ..Dann sind wir wieder da und können ihn über die erste schwere Stunde hinwegbringen.' Aber Alfred hatte den Zug nicht ver-, säumt, sondern dieser hatte nur eine Ver spätung gehabt. Er langte also bald nach Gisberts Entfernung daheim an und als dieser eine Stunde später mit Lolo wieder kam, meldete ihnen die Kinderfrau, daß der Herr Rittmeister

, nachdem er von der Ab reise der Gnädigen gehört, sich sogleich to tenbleich aus sein Zimmer zurückgezogen habe und seitdem nicht wieder erschienen sei. Sie selbst befinde sich in großer Eile, denn es sei eben der Arzt angelangt, der Bubi untersuche. „Geh du mit ihr zu dem Kind, ich will nach Alfred sehen,' raunte Gisbert seiner Frau hastig zu und ließ sich von der Frau Lößl Alfreds Zimmer zeigen. Es war verschlossen und niemand ant wortete auf sein Klopfen. „Alfred! Öffne! Ich bins Gisbert!' rief

einem Lichtspalt folgend, leise das kleine Nebengemach. Als er die nur.angelehnte Tür zu Alfreds Zimmer zurückschlug, atmete er unwillkür lich tief aus. Gottlob — da saß der Bruder am Schreib- tsich und schrieb! „Alfred!' Ein t otenblässes, verstörtes Antlitz wandte sich ihm zu. „Was willst du?' Warum störst du mich?' fragte Alfred finster. „Merktest du nicht aus meinem Schweigen, daß ich .... be schäftigt bin?' ..... Gisbert stand b-ereits neben ihm. Sein Blick überflog die Platte des Tisches. Zwei

geschlossene Briefe lagen da und ein Armee revolver ... Er legte die Hand darauf. „Ich ahnte es. O Alfred, was wolltest du tun?' Alfred antwortete nicht. Plötzlich aber chlug er die Hände vor sein Antlitz und stöhnte gequält auf: „Ich habe sie so sehr geliebt! Und trotz allem hoffte ich noch auf eine bessere versöhnende Zukunft! .... Nun ist alles aus . . Was soll ich das Leben weiterschleppen?' Da sagte Gisbert leise: „Alfred — erin nerst du dich noch der Stunde, da wir beide als Knaben, von Jammer

und Entsetzen geschüttelt uns aneinander klammerten und weinten, weil wir uns grenzenlos arm und verlassen fühlten als Waisen? Eine halbe Stunde zuvor hatte man unsern Vater gesunden mit durchschossener Schläfe . .' „Warum- mahnst du mich daran —? „Weil du auch einen Knaben hast?' „Er ist noch klein — er wird mich nicht vermissen — man wird ihn in Rodenbach erziehen, wie man uns erzogen hat.' ..Nicht verrussen? Alfred — Hand aufs Herz — hast du nie — gar nie den Vater vermißt? Kamen nie Stunden

1
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/04_07_1907/BZN_1907_07_04_9_object_2479245.png
Seite 9 von 16
Datum: 04.07.1907
Umfang: 16
?' * Wie gebannt hatten Evas Augen auf dem Fortschreiten den gericht, erst jetzt wandte sie sich der Fragenden zu und schauerte zusammen. „Nein, ich — ich dachte es mir, — aber ich — ich erkannte ihn auch zuletzt kaum.' ^ „Laßt uns. auch in das Haus gehen zuMmna, Alwine,' War Alfreds.Vorschlag. ^ 5 ^ „Ich darf nicht, ich muß hier auf ihn warten,' versetzte Eva und sah von einem zum anderen. „Dummes: Zeug, das kannst Du im Hause ebenso gut tun!'.rief Alfred, und als Eva den Kopf schüttelte, brauste

er auf über, ihre Torheit. o ^ „Du hast unrecht,' fiel -ihm da Alwine in seine heftige Rede. „Es ist ihr Vater; sie muß tun, was er ihr befiehlt. Erinnere Dich,MzS wir erst heute in der Religionsstunde gelemt Habens Eva!' ^ Spöttisch verzog Alfred, die Lippen/>,Der wird was Gutes befehlen!' ^ Alwine Warf den dunkelhaarigen Kopf in den Nacken und erklärte sehr, bestimmt: „Es bleibt immer ihr Vater, dem sie zu gehorchen hat.' - ^ Eva..sah sie mit großen erschrockenen Augen an und Preßte die Hände wie in aufquellender

blieb Herr von Waldegg einen Augenblick hinter dem Hans- Portale stehen, Nnhrend Roczinski finster und mit erbitter tem Altsdruck die Stufen hina'bschritt und Eva zu sich heran winkte. „Sie erlauben mir wohl einige Minuten ungestörter Aussprache mit meiner Tochter, ich möchte doch auch ihre Ansicht' kennen lernen. Sie ist ja groß genug!' Sein Blick ging langsam von Eva zu Alfred und Alwine. Ein höhni sches Lachen flog über sein Gesicht, als er sah, daß Alfred Evas Hand fest in der seinen hielt. Herr

von Waldegg verbeugte sich vornehm, rief Alwine zum Fortgehen und gab Alfred einen Auftrag an seine Tante, der ihn in das Hans führen sollte. Nach einem ermutigenden Händedruck folgte Alfred der Weisung, aber äugenscheinlich sehr ungern. .Me dursten sie jßoa allein lassen mit dem Manne, der eher einem Räuber, als einem ehrlichen Bürger glich. . ^ »W er Mrklich Evas Vater?' flüsterte Alwine, während D'wtt Oerm Mn>MAegg Hinanging. - „Natürlich,' antwortete dies er. „Wo ist er denn so lange gewesen?' Herr

. . Nach einiger Zeit Wurde Mn im HaNse eine Tür zuge worfen. Alfred stürmte die Treppe herab. „Ist Em noch nicht da?' „Nein, wir sollen sie mit ihrem Vater allein lassen und erst nach einer halben Stunde hereinholen.' Alwine gab sich Mühe, ruhig zu erscheinen; Alfred durfte nicht mer ken, daß sie sich gekränkt fühlte. - Aber er dachte gar nicht an sie. „Ist es nicht schändlich!' -brach er los. „So herzukommen und einfach —' - Sie richtete einen erstaunten Blick auf ihn. „Ich meine, es ist doch ganz natürlich

2
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/22_05_1915/BZN_1915_05_22_7_object_2435899.png
Seite 7 von 8
Datum: 22.05.1915
Umfang: 8
,Bozner Nachrichten', Samstag, 22 Mai 1915. Nr. Ilb War einst ein Urinzeßchen. Roman von Erich Ebe n st e i n. ' _ , ' Fortsetzung.) In Rodenbach hatte es einen bösen Tag gegeben, als Gisberts- Einladung zur Hochzeit kam. Onkel Daniel wütete förmlich in ent rüstetem Worten über diese „Verhöhnung'. Denn nur so faßte et die - Einladung auf und davon konnten ihn alle Boxstellungen Siöyllens nicht abbringen. Als er sich genug ausgetobt hatte, setzte er sich hin und schrieb Ein ladungen an Alfred

und an all seine Tribusweiler Bekannten zu einem Gartenfest, das am dreizehnten Juni in Rodenbach stattfinden sollte. . '7 - ^ ^ ^ ' - So, gerade an diesem Tage! Dadurch würde es Wohl allen klar werden, daß man in Rodenbach Gisberts Heirat keine Beachtung schenkte:-' ' ' '^ ' '' - — ^^ . Durch diesen Einfall Onkel Daniels wurde Alfred Trotz von Trotzenstein, Gisberts Bruder, in- eine peinliche Lage versetzt. Alfred war dem nur um ein Jahr älteren Bruder trotz der gegen seitigen Verschiedenheit stets gut

, daß auch Gisbert dahin versetzt wurde. Seitdem war ihr brüderliches Verhältnis nicht getrübt worden, bis Alfred, merkte, daß man in Rodenbach aus der hübschen Gerda und Gisbert ein Paar machen wollte. Von da an wurde er etwas. kühler gegen den Bruder. - ^ d ^ Jetzt aber, wo durch Gisberts Heirat die Bahn zu Gerda wieder frei geworden, empfand Alfred eine an Begeisterung grenzende Dünk- . burkeit für den Bruder und hatte sich vorgenommen, diese dadurch zu beweisen, daß er trotz Rodenbachs Groll zur Hochzeit

, reicht lange nicht aus sür derlei fürst liche Gewohnheiten.' Da fuhr Gerda aus ihrer lässigen Stellung auf und antwortete ebenso scharf:' ' ^ . . - ' - „Wer sagt dir denn, daß diese Aussicht vorbei ist? Durch Gis berts dumme Heirat kann Rodenbach nun dereinst nur Alfred zu fallen und der ist Wachs in meinen Händen. Mir liegt nicht unbe dingt an der Person des blonden Siegfried — der andere paßt mir sogar besser. Er ist viel lenksamer.' - > Angesichts dieser kaltblütigen Erklärung war die Generalin

wie der andere hinschlich. - A 5 „Und ich will leben! Endlich einmal wirklich leben^-'NMnelte Herda erbjttert in sich hinein. - ^5 Da holte sie Alfred von Trotzenstein ein. Eine Weile ritten sie in gleichgültigem Gespräch dahin, Vis Al fred seine Absicht ausführte und ihr sein Herz ausschüttete. Gerda hörte ruhig zu. 'Als er sie aber um Rat fragte, was er tun solle, da sprühten ihre blauen Augen ihn Plötzlich beinahe zor nig an. „Das wisseu Sie nicht? Sie können auch nur eine Sekunde im Zweifel sein, Herr. Oberleutnant

3
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/08_09_1915/BZN_1915_09_08_5_object_2437464.png
Seite 5 von 8
Datum: 08.09.1915
Umfang: 8
neuestens für das Bridge z. B. . . „Brigde ist ein himmlisches Spiel? So aufregend und dann,' die Generalin warf goldblonden Kopf zurück und blitzte den Gemahl mit ihren dunklen Märchenaugen stolz an, „gewinneich auch fast immer! Zan ken darfst du erst, wenn du Spielschulden Zahlen mußt.' Alfred, der etwas im Hintergrund stand, seinen Schnurrbart strich und Dolly dabei mit den Augen verschlang, dachte: „Es ist nur gut, daß er auch ihre Liebeleien als Kindereien betrachtet, sonst, bei Gott

im Spiel war wechselnd gewor den. Zwar lag augenblicklich wieder ein an sehnlicher Betrag im Geheimfach ihres Schreibtisches — das Anlegen bei der Bank hatte man längst aufgegeben, denn man brauchte das Geld ja doch immer bald wie der — aber wer weiß, was noch alles vor der Abreise zusammenkam? Vorläufig kam am ersten November wirklich Alfreds Ernennung zum Rittmei ster und Versetzung nach Wien heraus. Gerda jubelte, Alfred strahlte und bei Merenbergs wurde ein großes Abschieds fest für die Scheidenden

— mit Trotzensteins kamen auch Kornell, de Val und Gräfen- fteins nach Wien — gerüstet. Am dritten November sollte es stattfin den, am vierten wollte Gerda dann nach Wien, um eine Wohnung zu suchen. Gleich nach der ersten sicheren Nachricht — Dolly hatte sie am letzten Oktober tele graphisch aus Wien erhalten und Alfred aus der Kaserne holen lassen — fuhr Gerda zu ihrer Mutter und bat sie um zweihundert Kronen für die Reise nach Wien. Die Generalin war sehr erschrocken. „Zu mir mußt du darum kommen

, wo du das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswirfst für fremde Leute? Diese ewi gen Feste bei euch kosten ja ein Heidengeld!' „Das mußte sein, Mama. Ohne die Be ziehungen, die wir so sorgsam pflegen, wäre Alfred wahrscheinlich nach Bosnien oder Galizien gekommen.' „Und wenn? Tausende müssen dahin gehen!' „Für uns wäre das ein Unglück gewor den. Ich glaube, Alfred hätte sich aus Ver- Nr. 203 zweiflung eine Kugel in den Kopf ge schossen.' „Na ja, das ist bei modernen Menschen ja an der Tagesordnung

— die Zauberstadt — man konnte doch nicht mit leeren Händen hinkommen, sondern wollte gleich allerlei mitmachen! Und wer weiß, wie lange es dauerte, bis Kornell Alfred in die versprochenen Spiel- gesellschaften eingeführt hatte. Leicht sollte es überhaupt nicht sein, als Fremder da hineinzukommen. Die Teilnehmer waren sehr mißtrauisch und hatten auch allen Grund dazu bei der scharfen Aufsicht, die die Polizei übte. Sie machte also Lebus begreiflich, daß sie augenblicklich keinen Kreuzer habe und es sein eigenes

4
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/27_06_1915/BZN_1915_06_27_5_object_2436375.png
Seite 5 von 10
Datum: 27.06.1915
Umfang: 10
„Bozner Nachrichten', Sonntag, 27. Juni 1915 Nr. 144 War emstemPrinzeschen. Roman von Erich Ebenstein. (9. Fortsetzung) . In Rodenbach hat es einen bösen Tag gegeben, als Gisberts Einladung zur Hochzeit kam. Onkel Daniel wütete förmlich in entrüste ten Worten über diese „Verhöhnung'. Denn nur so saßte er die Einladung auf und davon konnten ihn alle Vorstellungen Sibyllens nicht abbringen. Als er sich genug ausgetobt hatte,. setzte er sich hin und schrieb Einladungen an Alfred und all

seine Tribnsweiler Bekannten zu einem Gartenfest, das am dreizehnten Juni in Ro denbach stattfinden sollte. So, gerade an diesem Tage! Dadurch würde es wohl allen klar werden, daß man in Rodenbach Gisberts Heirat keine Beachtung schenkte. ' Durch diesen Einfall Onkel Daniels wurde Alrfed Trotz von Trotzenstein, Gisberts Bruder in eine peinliche Lage versetzt. Alfred war dem nur um ein Jahr älte ren Bruder trotz der gegeuseitigeu Verschieden heit stets gut gewesen, wenn auch vielleicht mehr aus Gewohnheit

war ihr brüderliches Verhältnis nicht getrübt worden' bis.Alfred merkte, daß man in Rodenbach ans der hübschen Gerha uitd'zGisbert ein Paar machen wollte. Von da an r wurde er etwes kühler aeaeu den Bruder. . Jetzt aber, wo durch Gisberts Heirat die Bahn zu Gerda wieder frei geworden, em pfand Alfred eine an Begeisterung grenzende Dankbarkeit für den Brnder und hatte sich vorgenommen, diese dadurch zu beweisen, daß er trotz Rodenbachs Groll zur Hochzeit fahre. Und nun versetzte ihn der Onkel in diese peinliche

.' . Da snhr Gerda aus ihrer lässigen Stellung auf und anrwortete ebenso scharf: Wer sagt dir denn, daß diese Aussicht vorbei ist? Durch Gisberts dumme Heirat kann Rodenbach nun dereinst nur Alfred zu fallen und der ist wie Wachs in meinen Hän den. Mir liegt nicht unbedingt an der Person des blonden Siegfried — der andere paßt mir sogar besser. Er ist viel lenksamer.' Angesichts dieser kaltblütigen Erklärung war die Generalin anfangs sprachlos. Als sie endlich stammelte: „Aber dir gefiel doch bis her

erbittert in sich hinein. Da holte sis Alfred von Trotzellstein ein. Eine Weile ritten sie in gleichgültigem Ge spräch dahin, bis Alfred feine Absicht ausführte und ihr sein Herz ausschüttete. Gerda hörte ruhig zu. Als er sie aber um Rat fragte, was er tun solle, da sprühten ihre blauen Augen ihn plötzlich beinahe zor nig an. , „Das wissen Sie nicht? S'e könnet! auch nur eine Sekunde im Zweifel sein. Herr Ober- leutnant von Trotzenstein, wo Ihre Pflicht liegt? In der Tat, wenn Sie es über das Herz

5
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/05_08_1915/BZN_1915_08_05_5_object_2436950.png
Seite 5 von 8
Datum: 05.08.1915
Umfang: 8
Nr. 175 ,Bozner Nachrichten' Donnerstag, 5. August 1915 War einst emWnzeschen. ' Roman von Erich Ebenstein. (18. Fortsetzung) Sie ärgerte sich noch mehr, wenn dann im Laufe einer Besprechung Gerda oder Alfred ihre „modernen Lebensanschauungen' entschlüpften. „Blödsinn !' konnte dann Onkel Daniel wohl öfter zornig heraussprudeln. „Ihr tut gerade so, als ob ihr Menschen von heutzutage das Leben überhaupt erst erfunden hättet, während doch gewisse Dinge stets dieselben bleiben und keiner Mode

, mein Kind ! Ich glaube, du würdest bei des finden, wenn du dein Leben, das dir ohne die gewohnten Vergnügungen so leer erscheint, in den Rahmen eines festen Pflichtenkreises stel len würdest!' Nach derartigen Austritten weinte Gerda oft vor Zorn und Alfred, selber gereizt und ver- stimmt, hatte alle Mühe, sie halbwegs zu be> ruhigen. Endlich eines Tages sagte er ihr rundweg: „Ich halte das hier einfach nicht länger mehr aus. Abend für Abend daheim zu sitzen und diese Moralpredigten anzuhören

.! Und du würdest mir das nicht übel? nehmen?' „Im Gegenteil. Ich finde es sehr begreiflich und werde mich freuen, wenn du mir dann aller lei Neues erzählst. Es ist doch — etwas. Eine Brücke zwischen mir und der Welt. Auch brauche ich dann nicht immer die Abende bei Onkel Da niel zu verbringen, wo mich der Tabaksqualm jeden Tag krank macht. Ich gehe dann unter irgend einem Vorwand zeitig zu Bett und lese. Dolly hat mir eine ganze Anzahl entzückender französischer Romane geschickt.' So begann Alfred

nun wöchentlich ein paar mal „ansznkneifen', wie er es nannte, und Gerda zog sich dann gleich nach dem Abendessen in ihr Zimmer zurück. Als Alfred zum erstenmal auf ein „gemütliches Abendessen' zu General Merenberg geladen war, sagte Gerda ernsthaft: „Du — natürlich wirst du dich jetzt in Dolly verlieben — still, sage kein Wort dagegen, ich weiß es ja doch! Aber eines vergiß nie: einen Skandal oder auch nur ein Aufsehen würde ich dir nicht verzeihen!' „Was fällt dir ein?' lachte er verlegen, wurde dabei

so trostlos aus? Woran denkst du?' fragte Alfred, der in bester Laune war. „An . . nichts,' murmelte sie. Er umarmte und küßte sie halb zärtlich, halb mitleidig. „Du mußt es nicht so schwer nehmen, Mäus chen. Auch die Trauer geht vorüber! Im Sommer können wir schon wieder allerlei mit- machen und im nächsten Winter führen wir aus, was uns das Schicksal diesmal versagte: wir gehen nach Wien und leben dort mal so recht ans dem Vollen!' Gerda sagte nichts. Aber der trostlose Aus druck ihres Gesichtes wich

6
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/14_07_1907/BZN_1907_07_14_17_object_2479549.png
Seite 17 von 24
Datum: 14.07.1907
Umfang: 24
2. Beilage zu Nr. 159 der „Bozner Nachrichten' vom 14. Juli 1907. Semwrtta Dolores. f 1 Noman von H. von Schreibershofen. (9. Fortsetzung.) Die ersten Nummern des Programms Waren indes minderwertig und entsprachen ihren Anschauungen so wenig, daß sie Alfred voNvurfsvolle Blicke zuwarf, gegen welche er ! sich hinter Alwine versteckte, die lächelnd seiner geflüsterten Verteidigung lauschte. Zu Frau von Waldeggs Erstaunen entfernte sich niemand, es zeigte sich sogar ein unverkennbares allgemeines

Interesse unter den Anwesenden. Kopfschüttelnd fügte sie sich in das Unbehagen. Wie hatte sich die Welt seit den Tagen ihrer Jugend verändert! Auch Alwine 5van unbefriedigt und fand durchaus nichts Ueberraschendes in dem Gebotenen. ,,Jch habe mir die Sache eigentlich ^besser gedacht,' sagte sie mit leichter Verlegenheit zu Alfred. > V „Das will auch nichts heißen bis jetzt, aber gleich wird eine Tänzerin auftreten, und ich bin sehr begierig, Dein Urteil über sie zu hören . . . Jetzt kommt sie!' Alfred

die Logenbrüstung umspannt, sein Blick lag noch auf der Bühne, als sähe er die Tänzerin noch. „Das war sehr eigentümlich, sehr merkwürdig!' sagte Frau von Waldegg und sah erstaunt umher. Alfred drehte sich um. „Nun, was sagst Du?' fragte er Alwine, die unbeweglich vor sich hinblickte. „Sehr eigentümlich,' wiederholte sie geistesabwesend. „Tanzt sie noch einmal?' Und da Alfred verneinte, er klärte sie: „Dann könnten wir Wohl gehen, Mama?' Schweigsam verlief die Heimfahrt. Erst als sie zusam men am Teetisch saßen

, in dem Hotel Garni, wo sich Wald eggs für die Zeit ihres Aufenthaltes in der Stadt nieder gelassen hatten, fragte Alfred: „Hast Du sie erkannt, Al wine?' - Alwine war seither still und in sich gekehrt gewesen, bei Alfreds Frage zog sich ihre Stirn zusammen und ihre Nasen flügel bebten, als sie erwiderte: „So war es keine Einbil dung? ! - Ich - hielt es anfangs für unmöglich . . Sie sah ihn mit ernst forschenden Blicken an. „Du wußtest es schon lange?' „Seit gestern abend. Ich war mit Bekannten

ihre Tasse hastig nieder. „Was sagst Du da? Das wäre ja schrecklich! Wenn sie nichts Besseres aus unserem Hause angenommen, wenn der Erfolg unserer Erziehung das sein sollte . . . Aber nein, ich Vnde gar keine AMlWeit; es W elzzer Los Mnen Mz? tastischen Einfällen, Alwine, die so oft bei Dir spuken. Mcht wahr, Alfred?' Doch fest antwortete er: „Es ist kein Aveifel nwglich; ich war auch überzeugt, Alwine werde sie erkennen.' „O, das ist aber schrecklich unangenehm!' Frau von Waldegg fühlte

7
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/01_08_1915/BZN_1915_08_01_9_object_2436907.png
Seite 9 von 10
Datum: 01.08.1915
Umfang: 10
wirst du dann leider der einzige „Gott' sein, der das Schauspiel g.nießen kann' Es war inzwischen spät geworden und alles in Rodenbach schlief bereits bis auf das junge Ehepaar. Gerda, die ihre Nachttoilette beendigt hatte, wollte eben auch das Licht abdrehen, als unten am Tor die Klingel ertönte und gellend durch das stille Haus schrillte. „Wer kann das sein ?' sagte Alfred. der schon im Bett lag' unruhig. .Hoffentlich keine Or donnanz mit der angehnemen Uelnrraschung eines plötzlich angesetzten Nachtmanövers

hatte, sagte sie bitter: „On kel Dano braucht sich nicht mehr zu ärgern wegen morgen. Papa ist gestorben. Wir müssen gleich früh allen Gästen absagen lassen.' Dann ließ sie sich auf die Kante von ihres Mannes Bett fallen und brach in Tränen aus. Alfred tröstete sie, so gut er konnte Es hatte ihn nicht verletzt, daß ihr erster Gedanke bei der Trauernachricht der Gesellschaft galt. Er fand es im Gegenteil sehr natürlich. Der General war doch alt und nach den wiederhol ten Schlaganfällen der letzten Zeit

war fein Ende vorauszusehen gewesen. Gerda aber mußte nun der Trauer wegen auf all die geplanten Dinge — sogar auf den Wiener Aufenthalt verzichten und . . er mit ihr! Gran und eintönig lag die nächste Zeit.vor ihnen und statt lustig durchs Leben flattern zu können wie öisher, sah Alfred im Geeste düstere Trauerkleider, verweinte Augen, Schwiegermut terbesuch und tödlich langwellige Abende auf Rodenbach vor sich. Der Morgen fand ihn sehr mißmutig neben Gerda im Automobil sitzen, das sie beide

zum Begräbnis des Generals nach Teplitz führen sollte. Onkel Daniel und Sibylle, die eben erst beim Frühstück bie TrauerkuMe erhalten hatten und gerade knapp zurecht gekommen waren, um Ger da vor der Abfahrt noch rasch ein paar.herzliche 1915 9 Worte der Teilnähme zu sagen, waren sehr er schüttert. „Armes Frauchen' murmelte Sibylle, „solch ein Schlag mitten in das junge Flitterwochen- glück hinein! Sie nnr zu, Alfred, daß du Ur laub bekommst und, die arme Gerda begleiten kannst.' „Urlaub in diesem Fall

ist doch selbstredend! Ich brauche mich nur zu melden darum — die Sache wird uns keine halbe Stande aufhalten.' „Das ist gut,' Tante Sibylle stopfte rasch, noch ein paar Pakete in das Automobil, dessen Motor bereits angekurbelt war. „Tücher, wenn' es abends kühl werden sollte . . . wir haben doch schon Herbst . . . und ein bißchen Erfri schungen für unterwegs,' sagte sie. „Danke,' murmelte Gerda. „Als ob wir nicht jederzeit wo hätten einkeh ren können, um uns zu stärken!' lächelte Alfred ein bischen spött-sch

8
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/10_09_1915/BZN_1915_09_10_6_object_2437492.png
Seite 6 von 8
Datum: 10.09.1915
Umfang: 8
, man hätte mich ge beten, und als liebenswürdige Hausfrau usw. Nur mein Mann darf nichts erfahren. Er will durchaus nicht, daß ich spiele — und ich möchte doch so gern etwas gewinnen . . es macht mir rasend Spaß, weißt du. Und ich muß doch auch, wenn ich nach Weihnach ten hinkomme, ein bißchen Geld für Wien haben, von dem mein Mann nichts weiß. Paul ist so peinlich genau darin — er rech net mir immer alles nach.' „Wird Alfred auch mitspielen?' „Nein. Ich habe ihm nur erlaubt, zuzu sehen

alles was die Generalin wollte Nur daß Alfred von der Erlaubnis, zuzu sehen,.nicht viel Gebrauch machte, denn Gerda flüsterte ihm mit strengem Blick zu: „Ich wünsche nicht, daß du die ganze Zeit über in Dollys Boudoir steckst. Sie ist so unbesonnen — die Leute könnten wieder reden über euch und das Spiel nur als Vor wand sür ein Zusammentreffen ansehen.' So trieb er sich denn unter den Tanzen den herum, machte Nini Gräfenstein den Hof und führte ein paar Mauerblümchen zum Tanz. Aber er langweilte sich schrecklich

dabei und atmete aus, als Gerda ihm gegen Mit ternacht Zuflüsterte: „Bitte, hole jetzt Dolly. Sie hat wirklich lange genug gespielt und man will nun den Kotillion tanzen.' In dem Boudoir herrschte Totenstille, als er eintrat. Man hörte nur das rasche Atmen der Spielenden. Alle vier waren blaß und schienen sehr erregt. Dolly blickte verwirrt aus, als Alfred ihr Gerdas Botschaft zuflüsterte. „Gleich — gleich — nur dieses Spiel noch,' murmelte sie und spielte in Hast wei ter. „Gewonnen,' sagte

, „ich muß bis morgen mittags etwa sechstausend Kronen haben. Wir haben ein bißchen toll gespielt . . . ich selbst trieb die andern hinauf . . . und mein Mann darf nichts erfahren! Kön nen Sie mir das Geld leihen?' Alfred war bis in die Lippen erbleicht. „Sechstausend Kron!en!' murmelte er mechanisch. „Wenn Sie es nicht haben so beschaffen Sie es mir! Von Ihrem Onkel — von einem Wucherer meinetwegen — einerlei zu wel chen Zinsen.' Alfred stand noch immer wie vor den Kopf geschlagen. „Sechstausend Kronen

!' Und als er nich gleich antwortete, schüt telte sie wild seinen Arm: „Ist das Ihre Freundschaft? Muß ich einen Kavalier erst bitten um diesen kleinen Dienst oder den ken Sie etwa, das Geld wäre Ihnen nicht sicher bei — einer Gräfin Merenberg?' Er fuhr zusammen und wurde dunkel rot. „Was fällt Ihnen ein, Gräfin! Das habe ich wirklich nicht-verdient. Ich erfchrack nur um Ihretwillen. Selbstverständlich werden Sie das Geld morgen früh in Händen ha ben.' Was würde Gerda dazu sagen? Diese Frage quälte Alfred

9
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1920/12_06_1920/BZN_1920_06_12_4_object_2468137.png
Seite 4 von 8
Datum: 12.06.1920
Umfang: 8
Seite 4 „Bozner Nachrichten', den 12. Juni 1920 Nr. 131 Schwurgericht. Betrug und Diebstähl. Die Verhandlung am 10. Juni endete mit der Verurteilung der drei Angeklagten, und zwar erhielt Cäsar Oberhölle r zwei Jahre schweren Kerkers (wegen Aus stellung des „Offenen Befehles' wurde er freigesprochen), Franz Frenner ein Jahr und Albin Laner drei Monate schweren Kerkers. Veruntreuung und Diebstahl. Vor dein Schwurgerichte in Bozen fand am 11. Juni die Verhandlung gegen Alfred W q,ch - ter, geb

zufrieden. Am >12. Feber 1920 wurde Alfred Wächter mit an deren Äurschen wegen eines Diebstahles einer Brieftasche mit etwa 1000 Lire Inhalt zum Schaden des Bauers Jakob Bacher aus Telses bei Sterzing verhaftet und dem Gerichte Sterzing eingeliefert. Inzwischen hatte die Gürtler in Erfahrung gebracht, daß ihr Bruder Männer die 22.000 K. nicht erhalten hat, weshalb sie wegen dieses Geldes und auch wegen der 1500 L. deren Empfang sie ebenfalls von der Kaste nicht (Nachdruck verboten.) San Martino. Roman

sehen, den sie anbetet, und die Frau, die das nicht tut, die selbst denkt, die selbst fühlt, die ihr eigenes Leben führen will, ist schon in den Augen der landläufigen Männerwelt eine Entartete. Da kommt es denn, daß so' viele Frauen mit starker Hand die unwürdigen Fes seln abstreifen, daß sie sich mit Gewalt aus ihrem Pup^endasein erlösen. Viele gehen dabei zugrunde. Daß es aber geschieht, ist die Schuld bestätigt hatte, bei Gericht die Strasauzeige gegen Alfred Wächter erstattete. Alfred Wäch ter

zum Obsteinkaufe übergab, für sich verwendete. Bezüglich dieser Veruntreuung versuchte Alsred Wächter verschiedene Einwen dungen vorzubringen, die aber alle durch Zeu genaussagen widerlegt wurden. Wie tief bereits Alfred Wächter gesunken ist, zeigt der Diebstahl an den: Bauern Jakob Bacher. Alsred Wäch ter besuchte am 8. Feber 1920 mit seinem Bru der Franz, den Bahnarbeiter Thomas Adami und den Holzknecht Hechenblaikner den Vich- händlerball in Thuine bei Sterzing. Als sie beobachtetet:, daß sich der ziemlich

betrunkene Bauer Jakob Bacher mit dem Bauer Nikolaus Haller aus den Heimweg nach Telfes machte, schlössen sich ihnen Alfred Wächter und Thomas Adami und wie sie eingestanden an der bereits besprochenen Absicht, den Jakob Bacher das Geld abzunehmen. Adami ging mit Haller voraus, Wächter solgte mit Bacher. Bacher fiel wegen seiner Trunkenheit wiederholt zu Boden und hiebei soll ihm die Brieftasche mit 980 bis 990 Lire Inhalt aus der Tasche gefallen fein, die sich dann Alfred Wächter aneignete. Jakob Bäcker

10
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1906/15_07_1906/BZN_1906_07_15_18_object_2469065.png
Seite 18 von 24
Datum: 15.07.1906
Umfang: 24
16 „Bozner Nachrichten', Sonntag, 15. Auli 1906. Nr. 159 Es drängte ihn, dieses unliebsame Beisammensein zu be enden. Marga schien jedoch nichts zu bemerken. ' „Ich gehe mit,' sagte sie. „Wenn Gräfin Mocenigo ein kaufen geht, dauert es stundenlang, ehe sie fertig ist. Ich habe , noch Zeit genug übrig.' ' . So schritt man denn langsam durch die PrcEurazien, blieb vor diesem und jenem Schaufenster stehen, Elisabeth voller Bewunderung, Alfred Mvei^sam und zurückhaltend. Vor der Salvatischen

Auslage' verweilte Elisabeth etwas länger beim Betrachten der reizenden, feingeformten Gläser und Vasen. Da trat freundlich einladend der Inhaber des Geschäftes heran und bat die Herrschaften, zur genaueren Besichtigung einzutreten. Elisabeth zögert« einen Augen blicks doch Alfred nickte ihr zustimmend zu. „Wenn es den Damen Vergnügen macht — ich War schon öfter hier und bleibe lieber draußen in der frischen Lust!' — ' Hatte er geglaubt, nun von Margas Gesellschaft befreit zu werden, fo war der Erfolg

der nahen Mittagszeit anfing leer zu werden. „Ich wußte ja, daß Du mich verstehen würdest, Alfred,' flüsterte sie ihm zu. „Ich konnte die Gelegenheit, Dich zu sprechen, mich vor Dir zu rechtfertigen, nicht ungenutzt vor übergehen lassen.' ' ^ ^ - . , „Ich muß gestehen, Frau Baronin, , daß ich nicht begreife,. welchen. Zweck eine Unterredung zwischen uns jetzt noch haben könnte.' ^ ^ . r' ' Seine Stimme klang hart und Nrlt, so hatte Marga sie noch nicht gehört. Sie blickte ihn befremdet

aber doch noch immer lächelnd an. - „Also wirklich unversöhnlich, Alfred? Ich bitte Dich, sei wiÄ>er der alte. Laß uns aus dem Zusammenbruch un serer Hoffnungen doch wenigstens die Freundschaft retten. Glaube mir, ich konnte ni<A anders Hameln. Sollte ich Dir, der Du selbst noch im Anfang Deiner Laufbahn stan dest, zu einem Hemmschuh werden, der Dich an jeder freien Bewegung hinderte? Nein, das durfte, das wollte ich nicht. Darum reichte ich einem ungeliebten Manne die Hand. Mache nicht eine so ungläubige Miene

, Alfred. Ich spreche die Wahrheit. Nicht Liebe hat mich in die Arme Nemethys geführt, sondern die kühle Ueberlegung, daß eine Trennung das Beste für uns beide sei — das Beste fiir Dich und für mich! JA meine dafür Dank, nicht Haß zu verdienen, mit dem Du mich zu beehren scheinst.' Alfred machte eine unwillige Bewegung. „Heuchlerin!' erklang es in seinem Innern^und seine Lippen preßten sich in Verachtung zusammen. »Ich hege keinen Haß gegen Sie l' entgegnete er, wäh rend ein Gefühl unsäglichen Ekels

11
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/08_08_1907/BZN_1907_08_08_13_object_2480247.png
Seite 13 von 16
Datum: 08.08.1907
Umfang: 16
mit ihm zu erneuern, den jungen Mann hergeführt. Eva sprach nur, wenn sie einer Frage nicht ausweichen konnte uich dann mit so wenig Worten wie möglich. . . , ' . Zur Unterhaltung mit Roczinski hatte Alfred indes keine Lust. Er nahm eine Gesprächsstockung 5vahr, um sich zu empfehlen. Hatte er aber gehofft, Eva werde ihm einen Augenblick des Alleinseins mit ihr gönnen, so irrte er sich. Sie reichte ihm die Hand und blieb an ihres Vaters Seite. Nur in ihrem Blick, 'der hastig, aber fast demütig flehend

den seinen traf, lag die Bitte, ihr nicht zu zürnen. Alfred blieb eine kurze Weile auf dem Vorplatze stehen, um den letzten Eindruck zu. überwinden — da erklang RoczinskiH laute, schreiende Stimme hinter der Türe. Es waren nur wenige Worte, aber sie erhellten Plötzlich Evas Leben in seinem vollen Elende vor Alfreds Geist — und ebenso klar RoczinskiA Gemeinheit, seine Selbstsucht, seine Herzlosigkeit, alles, wogegen Eva sich wehren mußte. Kersock hatte sich der Tür wieder genähert, noch eine Se kunde

! können und sich über alles, was sie von dem fremden Manne gehört, klar werden. Aus dem dumpfen Schmerzgefühle, das sie erfüllte, tauchte als erster bewußter Gedanke der Abschen gegen das Gemeine auf, das ihr nahe getreten War. Es streckte^ seine gierigen Krallen nach ihr, nach Alfred, nach Eva aus — ja, es umgarnte Eva von allen Seiten, sie, die in Anschauungen und Gefühlen ganz gleich stand. Alwine fühlte die uner meßliche Gewalt der äußerlichen Verhältnisse, welcher der Mensch unterliegt. Nicht, was er innerlich ist, nein, ivie

er seiner Beschäftigung und Umgebung nach erscheint, das be stimmt seine Schätzung. Und sie, Alwine, hatte die schwe sterliche Gefährtin durch -ein Wort hinweggestoßen! Sie hatte in selbstgerechtem Hochmute verlangt, der Sennorita fern zu bleiben, nur der kleinen Eva ihr Herz öffnen zu brauchen. ' Aber Alfred liebte die Sennorita Dolores, wie er das Kind Eva geliebt, Alwine hatte es längst geahnt.. Wäre jene nicht einst hinweggegangen^ es 5väre zhveifellos Evas glückliches Los gewesen, an Alfreds Seite

Vergessen! Alwine ver suchte, Alfred zu entschuldigen, zu verteidigen, er war schuldlos, er konnte nicht anders. . . Aber nein, dachte sie wieder, er hatte sie verraten, sie betrogen, und bittere, oemütigende Empfindungen erhoben sich in ihr und rannten ihr zu, Alfred wie Eva seien Verräter an der Freundschaft, sie habe ein Recht, ihnen zu zürnen, Alfred zu hassen und Eva zu verachten. . ' Wie lange und wie schwer sie gerungen, hat niemand jö erfahren. Als sie überwunden, stand ihr Entschluß fest

12
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1906/12_06_1906/BZN_1906_06_12_7_object_2468183.png
Seite 7 von 8
Datum: 12.06.1906
Umfang: 8
. Und doch wäre es unverantwoMch von mir, die Ge legenheit nicht zu benutzen, in meiner Kunst weiter . zu kom> men, auf eine Sorge Mn, die sich vielleicht doch als unnütz erweist. Laß mich lieber mit der Hoffnun>g fortgehen, bei meiner Rückkehr noch alles beim alten zu finden.' ' Der Nat-erhebt sich sellf^end. -- . .. . „WiM Du es der Mutter sagen?' „Heute nicht, Papa. Bitte, sage auch Susanne nichts und auch nicht Elisabeth und Alfred. Ich wollte mi chnur erst Deiner Zustimmung versichern. Jch

werde es später allen selbst miMeilen. Es wäre für die Mama doch vielleicht ein WevlmMstropfen iu den Kelch der heutigen Freude.' Daß es auch ein Wermuthstropfen fi'rr Alfred sein könne, daran denkt sie nicht. — Er würde ja nun auch! bald seine St^ldiMreise antreten nu'lssen, da wäre eine Trennung - ja doch unvermeidlich. Und daß diese nun etwas früher ein tritt, als vorhergesehen, kann keinen Unterschied machen. Sie fürMet nur, daß AlfrA aus Rücksicht fiwNe Mutter ihren Entschluß nicht billigen tvird

. Und dem möchte sis «us dem Wege gchen, ebenso wie den Vorhaltungen SufaMves und Elisabeths, die jedenfalls nicht ausbleiben werden. Deshalb will sie erst sprechen/ wenn es unumgänglich nötig O, die Abreise vor der Tür steht und jeder Eürspruch 'zu spät kommt. Susanne glaubte, Marga habe ganz andere Dinge, mit dem Vater zu verhandeln. — Sie Rechte, daß es vielleicht Alfred Betreffe, und Märc,a ndch dem Erfolge, den er gehabt,. Mm ernstlich an eine Verlobung denke. Daß sie sich darin tauschte, erkannte

sie indessen Md. Zimchen den beiden War- eine sichtliche Kühle eingetreten und trotz der Wamren Mück- Alfred emfing,lW doch etwas Gemachtes inihrer Freundlichkeit, die auch diesem sofort auf fiel. Alfted sah etwas angegriffen aus. Die Arbeit, diet Auf regung- ehe die Entscheidung gekommen, hatten ihre Spuren Wrückgielassen - Seine Augen Mickten ernster, und das jugend liche Feuer schien aus denselben geschwunden, als liege die Welt nicht mehr so glänzend und lockend vor Mm als früher

nach '. Kräften auszunutzen. - Man fragte ihn, wohin er zu geben gedenNe. Namentlich zeigte sich Doktor Martin sehr unterrichtetund interessiert in allen Fraaen der Kunst, die bemhrt wu^en. ^. ^SeMwer5tändlich,' entgegnete Alfred, „Wetrder ich. ue vst di e bervorrMenden Bauwerke meines Vaterlandes - stu- ^ dieren> unsere großen 'Kirchenbauten im Westen und Süden,' in Speyer, Köln und Straßburg, die ich ja Nur aus AVbil-' düngen kenne. Dann beabsichtige ich noch in Frankreichdie rontanischien und gothischen

13
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1906/14_07_1906/BZN_1906_07_14_7_object_2469015.png
Seite 7 von 8
Datum: 14.07.1906
Umfang: 8
Rr. IS« Ueber alles die Kunst. Romca» von Clarissa Lohbe., . s44 Fortsetzung.! „Und nun zu etwas anderem, Elisabeth. Tu schriebst mir, Komteß Gisela sei wieder in Berlin.' In Elisabeths Augen leuchtete es auf. „Mit ihrer Mutter, ja. An ihr wirst Du Deine Freude hcchen, Alfred. Sie ist nicht mehr das verdüsterte, unglück liche Kind, das tastend nach Befreiung aus der Oede eines unbeschäftigten Lebens sucht, sie W standhaft den Weg zu HrMn Ziele verfolgt und ist jetzt im Begriff

, haben die Wangen sich wieder gerundet und das Flackern der Augen ist einem Ausdruck der Resignation gewichen, der ihr schr gut steht. — Sie wohnt vorläufig noch im Hotel, will aber zum Winter eine Wohnung mieten, und ihr Haus wie ehedem ihren Freunden öffnen. Gisela aber soll ganz frei bleiben, und tun und lassen, was sie will.' . „Die Idee der Komteß ist ja sehr schön,' warf Alfred ein, „aber nach meiner Ansicht ist sie noch zu jung, um ihre Zukunft so gairz schon festzulegen, nur der Arbeit

sich und ElisabÄH mit ihm. >,Und wohin gehen wir, Alfred?' „Ich denke nach dem M-arWplatz.f Den muß jcher Fremde zuerst sehen. ' ' ^ ^ ' XXV. ' / / , - Elisabeth war es, als bewege sie sich in einer MWhM- Welt, als sie am Arme Alfreds die von Sonnenschein WW flutete Piazza betrat. - Wie gebannt stand sie vor dem farbenprächtigen Aufbau der Markuskirche mit ihren Mosaiken und ihrem WM Dm Marmorsäulen, die die siegreichen Venezianer einst aus den zerstörten Tempeln Griechenlands entführt haben,, um Kie sen Wuck

an, das riesige Zifferblatt sank langsam herab> die Elf machte. der Zwölf Platz. Alfred zog die Schkvester fM gewaltsam fort. Der große Platz ivar sehr belebt, meistens von Fremden, die sich -damit unterhielten, die zahllosen, sie umflatternden auf dem Baden hin unb her trippelnden Tauben zu füttern. Alfred erstand von den Verkäufern vor der VoHÄle des Eampanile auch für Elisabeth eine Düte mit Körnern. Da kamen sie heran zn.Hunderten, in allen Farben schillernd, und umflogen Elisabeths Kopf, setzten

sich auf ihre Schulter und pickten die Körner aus ihrer Hand. K „Nicht wahr? Hier wird man wieder zum Kinds,' lä chelte Alfred. „Doch nun laß es genug sein, Elisabeth, wir wollen uns jetzt erst ein wenig in einem Cafe an dem berühmten! venezianischen Eis erquicken und 'von gesichertem Platze aus das Treiben hier beobachten.' - Er führte seine Schwester durch die ProKmrzien, an der Pracht der venezianischen Auslagen in den Mhaufenstern vorüber zu einem Eafe> dessen Tische weit in den Platz hinaus gesetzt im Schatten

14
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1906/12_05_1906/BZN_1906_05_12_7_object_2467351.png
Seite 7 von 8
Datum: 12.05.1906
Umfang: 8
Marga uir- muthig den Kopf, „der sich in 'der größeren Freiheit, in rei cheren Vechältnissen nicht Wohl zu fühlen vermag, weil er nicht darW g^öhnt ist.' Nfred Antwortete nicht. Eine Weile herrschte Schwei gen. Dann 'begann Marga von neuem: „Laß uns Frieden Wichen, Alfred, die Minuten mrsores Beisammenseins sind ja Wählt.' „Ich hoffe, D!lr kommst bald einmal zu der Mutter heraus oder zu uns. Da spricht's sich doch jedenfalls ange nehmer und freier noch als hiev, die gräfliche Equipage im Rücken

nicht zugchörig zu lt, in der sie jetzt lebte, sich heimisch zu machen Welch seltsawei Vockrrtheile, welche Kleinbür- 5^Aii!! Ilm so besser daher, wsnn er sich in dem Hauses vev GEfin etwas freier bewegen, freier denken lernte. stichen aus, Sie woMen dm ZlugÄnblick noch Eutzen und das Innere der Kirche sehen. Alfred geleitete die Damen, im Magen blieben. Nach Wenigen «rmten sH>n kehrten die Herren inmitten des SHvarmes ^ Kirche strömend en Andächtigen zu dem-Wagen ^ ^ Alfred sprach noch mit einer Dame

, sie grüßte zu H^^^Mber, ohne jedochansie heranAutreteN. Es War Nl»'Waruim kam sie nicht zu mir heran?' fragte Marga, als «^Wieder neben ihr im Magen saß. könnte sie? Sie hätte sich doch dann der Gräfin „Das hätte jcigefc^henkoMen.' 5- '<^cein, nein', versetzte er, !,es ist besser so. Eine Grä- M eme- BoMchMchveriM^ mcht zusammen.' ' antwortete nicht. Im Grunde Mußte sie Alfred , .. .. .. . ^. . .., Ameise. mit dem Schritt, den sie gethan, den Kreisen, in denen sie auf» gewachsen,, sich entfremdet

, daß sie auch nicht mchr in die- seben passen würde, wejttn sie etst, wie sie es ersshnte, eine große Mnstlerin Mworden.' ' ' ^ Und Ä-— Alfred? ' > ' ' . Sie warf einen forschenden Blick auf ihn — wWs er mit ihr SchrM halten können? Denn daA fühlte' sie, ^ wieder herabsteigen, und wäre es äuch Mn seinet^^en, haS Ware eine U,limoglichkeit für sie, das wollte, das konnte .sie nicht mehr—' Es kam also auf ihn an - ganz allein? äuf chn, ob sie ihlN Treue halten könne oder nicht. Dies« Schluß, zu dem sih gokarnmen

, befriedigte ihr Gewissen volsständig. Was auch geschehen mochte, sie absölvreirt sich schon iiy vomüs. Man -fuhr Nrm durch die die wn die Kirche sich reihm^n Straßen d^ Westens und kchÄe dann zu dm ÄWa zurück, wo ein Imbiß auf der Terrasse serviert war. .«. . „WahrhaMg, ich 'bin überrascht', wandtej sich Bars? 9?emethy artig zu Alfred, „Merlin ist, seitdem ich eS nicht. gesehen dÄ werden allerdings fast Kvanzig Jahre sein - kaltm.ltvieder zu erkennen. ^ ist eine GroßsüM gewov- dM^-die^Harts '.Mich^eifettr

15
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/10_08_1907/BZN_1907_08_10_7_object_2480295.png
Seite 7 von 8
Datum: 10.08.1907
Umfang: 8
alle Schwie rigkeiten und Kämpfe, die ihr, wie Alfred, bevorstanden, aber ihr Entschluß stand fest. Als sie endlich den Riegel ihrer Türe öffnete, erschien sie äußerlich ruhig, nur hatte sich eine Falte um ihren Mund gegraben und über ihrem Wesen lag es wie ein Schleier. Von Ueit zu Zeit strich sie mit der Hand über die Stirne, Wie um etwas zu verscheuchen, das sich nicht bannen lassen Wollte. War es die Erinnerung an ihr verlorenes Glück? Doch eine starke, in sich klare Natur tut nichts haU

abfand, mit Welchem namenlosen Weh sie ihr Lebensglück schwinden sah, das sollte auf immer ihr Geheimnis bleiben. Alfred so wenig wie Eva durften es jemals erfahren. So hatten die Eltern Alwine vermißt. Nachrichten aus der Fabrik riefen Herrn von Waldegg Plötzlich nach Schmöckeda« zurück. „Ich reise sehr ungern so schnell ab; ich hätte vorher Mn mit Alfred gesprochen,' sagte er vor seiner Abreise zu seiner Tochter. „Ich glaube bemerkt zu haben, daß irgend etwas nicht stimmt, er kommt kaum noch her

und macht^ick? augenscheinlich Sorgen. Kannst Du mir etwas »darüber sagen?' «Ich mochte nicht gern davon reden, Papa, aber — ich kann es nicht leugnen, es steht ettvas zwischen uns —' .Herr von.Waldegg war sichtlich erschrocken, für so Wimm hatte er das Zerwürfnis, das er ahnte, nicht ge halten. Doch Alwine war verständig, sie würde keine Tor heit begehen, durch ein übereilte Wort ihr Lebensschicksal nicht beeinflussen lassen. „Ich habe Alfred lieb, er -ist ein Ehrenmann,' war Waldeggs Mahnung

keine Zeit mehr für sie zu haben, tadelte sie. Doch Alwine übernahm seine Entschuldigung: vermutlich hätten ihn eilige Arbeiten ab gehalten, meinte sie. Und mit der nicht ungewöhnlichen Logik des Schuldbewußten empfand Alfred ihre Worte als einen Beweis ihrer Gleichgiltigkeit — und fühlte sich ihr gegenüber gerechtfertigt. - Frau Helene betrachtete Kersock durch ihre Lorgnette. „Es ist wahr, Du siehst ermüdet und überangestrengt aus. Du solltest ihn nicht so viel arbeiten lassen, Alwine

'bejahte. „Kaum wieder zu erkennen, gelähmt und sehr krank, doch genau so abstoßend wie früher. Hast Du eine Ahnung von den schwierigen Verhältnissen, Worin Eva lebte?' fragte er dann leise und hastiger; „kennst Du ihr Leben?' Wie dringend ickinschte er Frau von Waldegg hinweg, aber eine andere, passendere Gelegenheit für seine Fragen abzuwarten, erschien ihm unmöglich. Jede Minute frei williger Verzögerung ivar ein Unrecht gegen Eva. „Da ist zum Beispiel ein gewisser Ludwig —' „Lieber Alfred, Alwine

16
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/13_07_1907/BZN_1907_07_13_7_object_2479501.png
Seite 7 von 8
Datum: 13.07.1907
Umfang: 8
und ihrer Tochter Mwine. Nur zögernd hatte die gnädige Frau Alfreds Bitten nachgegeben, der Vorstellung im Elfenschlößchen beizuwoh nen ; sie hätte lieber auf die Ankunft ihres ManneS gewar tet. Doch Kersock tat geheimnisvoll, sprach von einer außer ordentlichen Ueberraschung, und« endlich hatte sie einge willigt. „Warum bestandest Du denn darauf und unterstütztest Alfred so eifrig?' fragte sie ihre Tochter, nachdem Alfred gegangen. „Dir liegt doch nichts an dieser Vorstellung!' „Weil es Alfred freut

! Meine Wünsche kommen doch erst in zweiter Linie.' Alwinens dunkelblaue Augen sahen ibre Mutter ernst an; ihr kluges Gesicht mit dem lebhaften Blick, dem ettvas großen Muicke und den frischen, gesunden Farben erinnerte sehr an ihren Vater. > „ Frau von Waldegg zuckte die Achseln. „Du kannst darin auch zu weit gehen. Gewöhnst Du Alfred daran, nur seine Wünsche zu berücksichtigen, so wird er sehr bald auch seine Ansichten als die allein richtigen anerkannt wissen wolley. Geistige Selbständigkeit muß

sich eine Frau stets bewahren.' Sie hatte zu Alwine aufgesehen, die neben ihrem niedri gen Sessel stand — und war unter ihrer Tochter lächelndem Blick ein wenig errötet. . . „Bei mir ist es etwas anderes,' erklärte sie hastig. „Ich habe erkannt, daß Deines Vaters Ansichten und Urteile rich tig sind. Hätte ich damals bei der Geschichte mit dem frem den Mädchen auf ibn gehört, es wäre uns allen viel erspart worden. Ich darf ihm unbedingt in allem vertrauen.' „Und so denke ich von Alfred.' Alwine lächelte

; es war, als breche sich ihr inneres Glücksgefühl mit Gewalt Bahn, so innig und Warm leuchteten ihre Augen auf. „Aber nickt mit Recht; er ist gar nicht mit Deinem Va ter zu vergleichen,' antwortete Frau von Waldegg, bei dem Gedanken beinahe verletzt. Alwine ivar vor ihr niedergekniet und hatte sie zärtlich umfaßt. „Liebe, kleine Mama! Dächte ich nicht, so von Alfred, wäre es da nicht sonderbar, ihn zu meinem 'Herrn zu erwählen? Soll ich versprechen, ihn zu ehren, ihm zu »gehorchen mit der bewußten Wsicht

twn Waldegg unter dem Publikum des Elfenschlößchens eine Menge eleganter, vornehmer Leute. Alfred konnte ihr einige mit Namen nennen, deren Klang jedes Bedenken ihrerseits! aus dem Felde schlug. ..... ^ '(Fortsetzung folgt.?

17
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/02_07_1907/BZN_1907_07_02_7_object_2479197.png
Seite 7 von 8
Datum: 02.07.1907
Umfang: 8
Alwine sehr bald überholt hatte. Wenn diese nicht durch ihre größere GeWissenhaftiakeit und ihren eiser nen Fleiß der Gefährtin zur Seite geblieben wäre. Nur in körperlichen Uebungen war Alwine nicht imstande, mit Eva Schritt zu halten. Der Kleinen war kein Baum zu hoch, kein Graben zu! breit s km Schwimmen übertraf sie alle Mädchen weit, und am Reck und Biarren tat sie es Alfred Kersock gleich, einem kleinen Vetter Frau Helenens, der das Ghm- - nafium in der Stadt besuchte und seine Freistunden

sich noch nicht richtig zu be nehmen. Sie schien sogar bestrebt, ihre Herkunft zu Ver gessen und das auch Von anderen zu erwarten, besonders von Alfred von Kersock, der seine Vorliebe für sie offen zeigte > . ^ > > > > ° ^ ^ ! - > > - « Diese glückliche Zeit sollte mit einem grellen Mißton enden«' - v . ^ ^ . Es War HevW und die beiden, fast! HHon hercrngMrchse^ nen Mädchen spielten im Garten Ball. Sie Warteten auf Alfred, mit dem! sie eine Ausfahrt machen sollten. Alwine, ein schlankes großes Mädchen mit ruhigen

Bewegungen/ ent deckte während ihres Spieles mit einem Male auf dein Wege, der zum Garten führte, einen Mann, der sie hinter einem Gebüsch hervor beobachtete. Es war kein gewöhnli cher Arbeiter, aber auch kein Herr, sein Anzug sah schäbig aus, und sein rötlich, gedunsenes Gesicht flößte ihr eine un heimliche Scheu ein. Sie hielt Eva! fest, die gerade an ihr vorüberlanfen Wollte, und machte sie aufmerksam.- In diesem Augenblicke erschien Alfred in der HauStüre.^ „Vorwärts, vorwärts!' rief er Ungeduldig

. „Warum seid Ihr noch nicht fertig! Der Wasgen Wartet schon.' Der Fremde War' mittlerweile näher gekommen und zog den Hut. ' ,> „Wer sind Sie, Was Wollen Sie? Wie sind Sie über haupt hereingekommen?' herrschte ihn der Jüngling an. „Dort ist der Eingang!' Alfred deutete nach dem Parktore, das nach! der Straße zu das große, umfangreiche Grundstuck abschloß. ^ l > I ! ' > > Seltsamerweise schien sich Eva! Mehr zu fürchten als Al wine. Sie umklammerte Alfreds Arm und er fühlte, daß sie zitterte

. . ' Der Fremde schwenkte seinen zerbeulten Hut, als erachte er Alwinens Frage für berechtigt und machte eine höchst theatralische Verbeugung. „Allerdings hätte ich ein An liegen an Ihren Herrn Vater. An ihn und — an jenes Mädchen.' Er drchte den Kopf nach Eva! hin; sie versteckte sich hinter Alfred, der, das Haupt Verächtlich zurückgeworfen, Eva fest au der Hand gefaßt hatte. „Da! kommt Papa,' rief Alwine und eilte Herrn von Waldegg entgegen, der die Säumigen zu holen kam.- Es war eine vornehme elegante

18
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/06_07_1907/BZN_1907_07_06_7_object_2479304.png
Seite 7 von 8
Datum: 06.07.1907
Umfang: 8
auf Eva, weil Alfred sie ihr vorzog. Sie liebte Eva, betv-nnderte sie und erkannte ihre Ueberlegenheit'an, aber es machte sie unglücklich. Dennoch bemühte sie sich, alle Gefühle in sich! zu bekämpfen, die sich gegen Eva! richteten und beschuldigte sie der Lieblosigkeit; sie Wußte ja auch, wie sehr sie gegen Eva in zahllosen Dingen zurüch'tand. Ein un klares Bewußtsein lebte in ihr, daß Eva in ihrer sprudeln den Heiterkeit, ihrer schnellen Auffassung und ihren leb hasten Gefühlsäußerungen gerade

das besaß, Was ihr fehlte — und sie tzvnßte: es War das. Was Ettat alle Herzen ohne Mühe gewann. Der Druck einer Hand' auf ihrer Schulter schreckte sie auf. Ihr Vater stand vor ihr. „Kind, was tust Du hier so allein ! Wo ist Eva ? Ist Alfred nicht mehr da?' Sie sagte mit zurückgedrängten Tränen, Alfred' habe reine Zeit mehr gehabt und Eva — nein, sie hatte Eva noch nicht wiedergesehen. Ungeduldig fragte der Vater, ob sie nicht nach seinem Befehle Eva aufgesucht habe. „Ja, aber sie war'doch nicht mehr

im Garten. Alfred Nich ich haben sie überall gesucht; zuletzt dachten wir, sie wäre Mn bei Dir.' - Die gnädige Frau hatte sie auch nicht gesehen. Sie fand Roczinski sehr unbequem und meinte, ihr Mann hätte ihn einfach! gleich wegschicken sollen. . - Ohne eine Antwort zu geben, nahm Waldegg seinen Hut und eilte in die Stadt hinunter. In einem ihr selbst! unerklärlichen Bangen blieb Alwine zurück. . Erst nach Verlauf einer Vollen Stunde kam Herr von Waldegg wieder. Roczinski war nirgends eingekehrt

sich allmählich in den Schlaf. Doch mit ten durch ihren Kummer blitzte es hin und wieder wie eine freudige Regung, die sie vergebens im eigenen Schuldbe wußtsein zu unterdrücken strebte. Nun brauchte sie nicht mehr- hinter' Eva zurückzustehen, Alfred gehörte ' jetzt ibr allein ! Am nächsten Morgen fühlte sie nur noch den Schmerz des Verlustes, der Einsamkeit, jede eifersüchtige Empfindung aber War vergessen. Gegen Mittag erschien Alfred. Cr fand das Haus in seiner gewöhnlichen Ruhe und Ordnung und meinte

!' - Verloren! — Alfred blickte umher, als suche er nach ihr, er konnte es nickt fassen. Durch das offenstehende Fen ster klang Vogelgezwitscher, der Wind wehte leise in den Bau- .men Mld der Duft von gefallenem Laub, auf das die Herbst sonne mit heißen Strahlen niederschien, stieg vom Garten herauf. Das Vergängliche in der Natur, in allem Erschaffe nen packte sein mgendfrohes Gemüt auf einmal Wie eine Of fenbarung. Mit erschütternder Klarheit stürzte .die Mr- kenntnis von der Machtlosigkeit des Menschen

19
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1912/09_08_1912/BZN_1912_08_09_2_object_2409920.png
Seite 2 von 8
Datum: 09.08.1912
Umfang: 8
Fabrik, denn er^ verar beitete den Stahl, größtenteils noch zu Lohgerberwerk- zeugen, Tuchscherblättern, Hammersätteln usw., dse er in der Nachbarschaft absetzte; nur seine Münzstempel und Münzwalzen scheinen in die Ferne gegangen zu sein — zu größerem fehlte es an Kapital. Eine Vergrößerung der Anlage stürzte ihn in Schulden, und nachdem er Jahre lang mit Nahrungssorgen gekämpft hatte, starb er, an Körper und Seele gebrochen, im Jahre 1826. Sein ältester Sohn Alfred, damals erst vierzehn Jahre alt

, übernahm das ruinierte Unternehmen, in dem damals nur vier Arbeiter beschäftigt waren. „Ich stand,' so hat Alfred Krupp später in einem Auf ruf an seine Arbeiter geschrieben, „an den Trümmern der Fabrik, mit wenigen Arbeitern in einer Reihe. Der Tag lohn für Schmiede und Schmelzer war damals von 18 Stüber auf 7'/- Silbergroschen erhöht worden, der ganze Wochenlohn betrug 1 Taler 15 Silbergroschen. Fünf zehn Jahre lang habe ich gerade so viel erworben, um den Arbeitern ihren Lohn ausbezahlen

zu können,- für meine eigene Arbeit und Sorgen hatte ich nichts.' Alfred Krupp war denn auch anfangs sein eigener Ingenieur, sein eigener Reisender und sein Nachtwächter. Der Abnehmerkreis der kleinen Fabrik hob sich, und in den vierziger Jahren machte er Stahlblech für Schreibfedern und Uhrfedern zu seiner Spezialität. Man schätzte die Krupp'schen Gußstahlwalzen bereits höher als die eng lischen Hartgußwalzen, und seine Geschäftsreisen, die sich auch nach England erstreckten, weiteten seinen Horizont. In Österreich

, aber im Deutsch-französischen Kriege zersprang Kein einziges der Kruppschen Rohre, und damit war der Erfolg ent schieden. Nach Beendigung des Krieges bestimmte Alfred Krupp, daß fein altes, kleines Wohnhaus erhalten blei ben solle, so lange die Fabrik bestehe. „Das Haus,' wie er schrieb, „worin ich mit der Familie eine Reihe von Jahren des Elends und Kummers durchlebt habe, von wo aus 1826 am 26. Oktober mein Vater zur Gruft ge tragen wurde, wo ich in der Dachstube Hunderte von Nächten in der Sorge

. Fünfund zwanzig Jahre blieb der Erfolg Zweifelhaft, der seitdem allmählich die Entbehrungen und Anstrengungen, die Zu versicht und Beharrlichkeit der Vergangenheit endlich so wunderbar entlohnt hat. Möge dieses Beispiel andere in Bedrängnis ermutigen, möge es Achtung vor kleinen Häusern und das Mitgefühl für oft große Sorgen darin vermehren.' Noch zu Lebzeiten Alfred Krupps —im Jahre 1886 — wurde das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg mit 12 Millionen Mark und 3500 Arbeitern dem Unterneh men

20
Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1915/19_09_1915/BZN_1915_09_19_5_object_2437646.png
Seite 5 von 12
Datum: 19.09.1915
Umfang: 12
den Brief zornig auf den Tisch. „Nichts ist es mit dem Kommen!' rief er unwirsch. „Alfred bekommt ^ angeblich keinen Urlaub und Bubi sei auch wieder nicht ganz wohl.' „Mein Gott!' „Na, so arg wirds nicht sein, denn Gerda findet nicht einmal für nötig den Arzt zu befragen. Lies nur selbst! Sie wagt nur die Reise nach Rodenbach nicht. Als ob es in Amerika läge!' Er stand auf und stampfte zornig im Zimmer auf und ab. Sibylle las,- seufzte und legte den Brief schweigend beiseite. Wieselchen hatte inzwischen

die Teema schine angezündet und machte sich. stumm mit dem Tischgerät zu schaffen, bis sie plötz lich erschrocken herumfuhr, als Rodenbach, vor Sibylle stehen bleibend, erregt heraus stieß: „Da steckt etwas anderes dahinter, sage ich dir! Sie haben irgendeinen Grund, der sie von Rodenbach fernhält! Aber ich werde dahinter kommen! Anfang nächster Woche fahre ich nach Wien und besehe die Dinge mal selbst in der Nähe. Will doch se hen, ob Alfred wirklich keinen Urlaub be kommen kann.' „Du glaubst

sind nicht mehr aeheizt. Wenn Sie nun selber noch . dort krank würden!' „Das ist wahr. Diese niederträchtige Frühlingsluft liegt mir ohnehin schon in allen Gliedern.' Also! Wollen Sie, daß ich morgen fahre? „Ja. Je eher, je lieber. Und wenn es geht bringen Sie Bubi doch noch mit. Ich werde Ihnen einen Brief an meinen Nef fen mitgeben.' XXIII. Alfred von Trotzenstein kam vom Dienste nach Hause. Er sah müde und abgespannt aus und seine einst so hübschen weichen Züge trügen wie immer in der letzten Zeit

rosige Glut, ihr Mund lächelte, ihre Augen leuchteten. Koralowskis breitschul terige Hühnengestalt lag sehr nachlässig in einem tiefen Polstersessel und während seine weiße, mit Diamanten geschmückte Hand den. braunen Schnurrbart strich und seine kleinen dunklen Äuglein wohlgesällig auf der Hausfrau ruhten, schien er den Da men eben eine sehr lustige und prickelnde Geschichte zu erzählen; den Dolly sagte ki chernd: „Aber Durchlaucht — so etwas er- zuylt man eigentlich Damen nicht!' Als Alfred eintrat

nicht entzückend, Durchlaucht?' Alfred konnte Koralowskis Antwort nicht mehr verstehen. Sie war lang und ei frig und wurde in halbleisen Ton erteilt. Bleich und ernst stand er vor der Gräfin die ihn mit einem Gemisch von Mitleid und Besorgnis betrachtete. „Sie sollten sich doch mehr in der Gewalt haben. Trotzenstein, murmelte sie leise. „Für eine Natur wie Gerda ist vielleicht gerade diese schroffe Strenge das Schlimmste. Es treibt sie immer mehr von Ihnen fort. Wenn ich Ihnen als gute Freundin den Rat geben

21