Wochen-Wmrdscha«. Innsbruck, 20. April. Am letzten Sonntag kam in der Wiener Erzdiöcese ein Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe zür Verlesung, welcher^gegen die Los von Rom-Bewegung gerichtet ist und nachweist, dass dieselbe keine religiöse, sondern eine rein politische Frage ist. Warum, sollte auch Rom, d. i. die katholische Kirche, Schuld sein am Nieder gang der Industrie, an der schlechten Lage des Bauern standes, an der Erlassung der Sprachenverordnung, welche ja die deutchradicalen
Köpfe so sehr verwirrt haben? Mit all' diesen Dingen und noch vielem, ja allem andern, was in Oesterreich nicht in Ordnung ist, hat natürlich der römischePapst garkeinenZusammenhang. Wozu also diese Bewegung? .Fragen wir einfach: Von wem geht sie aus? Es ist ja bekannt, wer am heftigsten schreit: «Los von Rom'. Es find jene Leute, die längst bei jedem anständigen Menschen jeden Anspruch auf Achtung verloren, die bekanntlich eben gar keine Religion mehr haben, die protestantische Lehre ebenso wenig
, weil sie son Rom abhängig ist, sind nichts anderes als Sand in die Augen Leichtgläubiger gestreut. Die katho lische Volkspartei ist in ihrer parlamentarischen Stellung natürlich von Rom ganz und gar unabhängig, über ihre Mitglieder wissen, dass sie als Katholiken die Liebe zum Vaterland höher stellen müssen,'als die übertriebenen Forderungen der Deutfch- radicalen, und dass Oesterreich nur bestehen kann durch gegenseitige Verträglichkeit unter den verschiedenen Völkern der Monarchie, dass demnach
, am Niedergänge der Landwirtschaft, wenn nicht die sehr mangelhaften Gesetze,' welche die Liberalen, als sie in der Herrschaft waren, gemacht haben? Also da mögm und müssen die Deutschen sich bei jenen bedanken, die noch überall nur Schulden machten, welche das Wirtschaften nicht verstehen. Demnach ist absolut kein Grund zum Rufe „Los von Rom', als einem hochverräterischen Streben, die österreichische Mo narchie zu ruinieren, die deutschen Provinzen einem Allein- deutschland einzuverleiben; nicht deswegen
ist die Lage im Reiche so kritisch, weil etwa Rom herrscht? sondern deshalb, «eil die christlichen Grundsätze zu wenig zur Geltung kamen und noch kommen, obwohl es etwas besser geworden. Wie kommt es denn anders, dass jetzt so viele junge Leute die religiösen Lehren nur mehr halbs kennen, vielfach ganz auf Abwege kommen, als wegen der schlechten Schulgesetze und anderer. So sei hier erwähnt,'dass vor kurzem ein 17jähriger Jüngling, der in Ungarn geboren, dessen Eltern aber in Wien wohnten, wegen