davon war die bekannte „citazione' vor das „Tribunale penale' von Bolzano. Seitdem die ses böse Papier bei Tage in meiner Rocktasche knisterte und bei Stacht durch meine Träume geisterte, erging es mir wie dem armen Gret- rh-en.im „Faust': „Mir war. ich weik nicht wie —: zu Mute'. — Nein, Spak bei Seite, mir war wirklich nicht wohl zu Mute. Bis zu mei nen! 43. Lebensjahre war es mir mit Mühe und Not gelungen, meiner Strafkarte ihre holde Jungfräulichkeit zu bewahren. Nur ein mal während des Krieges
, da heißt es im un erbittlichen „codice penale': „Brummen von 14 Tagen bis zu einem Jahre.' Begreiflicher weise hörte ich Ketten klirren, sah mich schon in der eisernen „gabbia', von unbarmherzigen Karabinieri bewacht, fühlte mich als zum Ab schaum der Menschheit gehörig und las in den langen Wochen vor dem Ladunastermin Tag und Nacht Professor Georg Fuchs sensationelles Werk: „Wir Zuchthäusler'. .Dem braven ehren haften Mitbürger ging ich scheu aus dem Weg> ich gehörte ja nicht mehr
zu ihm. ich war ein Deklassierter, einer von den vielen Bedauerns werten, dem die „citazione penale' aualvoll in der Nocktasche knisterte. — Endlich der ominöse, fatale Tag, der über melile bisher jungfräuliche Strafkarte entschei den sollte. Die Nacht vorher verbringe 'chi schlaflos, von tausend Angstgefühlen gequält, Carl Moor, Rinaldo Rinaldini. der ..bayrische Hiasl' und der „Düsseldorfer Mörder' spucken durch mein müdes Gehirn, bis endlich die „rosenfingrige' Aurora sich den wonnigen Schlaf aus ihren schönen Augen reibt
. Um 8 Uhr geht mein Zug, um 7 Uhr bin ich bereits auf der Station, um ja das fatale Vehikel nicht zu versäumen, das mich dem gefürckteten „Tri bunale penale' immer näher brinaen soll. Maia bassa. Bilpiano, Terlano. Bolzano! Es ist S Uhrl Um Gottes Willenl Nur ia nicht den Termin versäumen! Ich bin ja für Punkt 9 Uhr geladen. Das Schreckgespenst eines Ber- säumnisurteiles flimmert mir von 1>->n Augen. Wie von Furien gejagt, stürze ich zur „Uscita'; drücke dem Portier besinnungslos meine Ne tourkarte
in die Hand und rase, diverse unschul dige und harmlose Passanten über den Häufet rennend, durch die. Bahnhofallee an der „Rina-^ /cente' vorbei dem Tribunale zu. Mit fiebern-^ den Pulsen und berstender Lunge lande ich im>, Meiten Stock vor dem ominösen Saale, jenemZ unheimlichen Beichtstuhle, vor dem alle Sünder? von Atto Adige antreten müssen, um ihre mehr oder minder schweren Sünden zu bekennerr, ihre mehr oder minder schweren Bußen zu erhalten. Aber wie seltsam! Ich ' scheine ja nicht der einzige