Rr. 135 Wer«»tt Aettm»ß. Seite S Tirols heutige Dichter. Von Tr. E. Haufe. (Nlililruik »erbot«».) (Schluß.) Den Rahmen können wir nicht schließen, ohne noch zwei Namen einzufügen, die sich selost als Volks schrift- steller bezeichnen; ich meine Josef Wichner und Karl Wolf. Von Josef Wichner, dem Größeren von beiden, hat die Neuzeit oft gesprochen. Seine Arbeiten dringen bereits über Oesterreichs Grenzpsählc hinaus, ja manche Kreise sind entzückt, daß ein zweiter Peter Hebel aufgetaucht
nicht die Binde von den Augen, sie läßt die Lüste nicht vom Frühlingsföhn erbeben, daß Eis und Schnee zu Thale stürzen und Blumen blühen und Vögel singen. Nein, sie wird von Volksbildungsvereinen in Frack und Kutte beschützt. Die Wichner'sche Volksmuse bleibt deshalb im Thale; sie kann der Sonne der Freiheit nicht ent gegen streben, sie ist mehr eine Wachsfigur. Karl Wolf in Meran machte mit seinem „Burggräfler' (Jnusbruck, Wagner, 1890), den „Bildern aus dem Volksleben,' wie der Nebentitel besagt
in der Meinung, daß Dichter Leute seien, welche Gedichte herausgeben. „Habe ich jemals den Pegasus bestiegen, so war es ein Ritt, wie über das holperige Pflaster einer Dorfstraße, und ich mußte selbst die Zähne über einander beißen, um die Zunge nicht in Gefahr zu bringen.' Daß Wolf kein Dramatiker ist, bewies er durch sein Volksstück „Andreas Hofer,' welches in den Meraner Volksschauspielen als das Hauptstück gegeben wurde; seine Anziehung verdankt es den lebenden Bildern, an denen wohl auch Maler Defregger
und der künstlerische Photograph Johannes Antheil haben, wenn man von dem glücklichen Umstände absieht, daß Merans ganze Natur, seine Berge, sein Himmel, sein Volksschlag, ein Schauspiel ist. Was hätte ein Dramatiker aus diesem Andreas-Hofer-Stoffe in Merans Natur ge macht! So schön es durch lebende Bilder großen Stiles und die Umrahmung der Natl» Merans ist, so komisch wirkt die Dichtung als Lektüre. Allein Karl Wolf hat uns in seinen „Geschichten aus Tirol' (Innsbruck, A. Edlinger, 1892; Zweite Sammlung 1895
Wolf ist kein Rosegger, einen „Waidschulmeister' wird er nie fertig bringen, weil es ihm an der Verinnerlichung, an dem träumerischen naiven Dichtergemüthe fehlt; und er ist kein Defregger der Feder, weil eines DesreggerS Muse auf die reinsten edelsten Motive hinaus will, wes halb sie ein idealisiertes Tirol schuf, während Wolf, der zwar ebenfalls nicht naturgetreu ist, durch Humor und Naturell stark zum Derben, Gepfefferten, Durchsichtigen neigt. Andererseits ist Wolf allerdings mehr Maler