Wolkenstein in Gröden : von den ersten Besiedlungen zur touristischen Hochburg
Die Kapelle am Sellajoch. Die Kapelle am Grödner Joch. Die Kapelle ist in Besitz der Fischburg, auch wenn sie sich außerhalb der Burgmauern befindet, und zwar auf dem Weg, der vom Ortsteil Ruacia oder Ampezan Richtung Fischburg führt. Sie ist der Heiligen Ottilia geweiht, der Schutzpatronin für Augen, Ohren und Hals, und wurde lange Zeit als Wall fahrtsort besucht. Über dem Altar hängt ein Bild der Heiligen als Klosterfrau, die in der Hand einen Teller mit zwei Augen hält. Über der Rosette
kann man durch ein kleines dunkles Fenster zwei Augen erkennen (es soll sich um eine Reliquie handeln). Die Kapelle weist, wie viele Kapellen des späten Mittelalters, keinen einheitli chen Stil auf: halbmondförmige Seitenfenster in romanischem Stil, ein steiles, spitzes Dach in gotischem Stil, die Muttergottes oberhalb des Eingangs im Renaissancestil und einen Altar in barockem Stil. Die Kapelle wurde vermut lich von den Grafen, zusammen mit der Fischburg oder wenig später (1620- 1640), erbaut. Dies nimmt
man an, weil man auch in der Fischburg selber eine der Heiligen Ottilia geweihte Kapelle findet. Über der Tür links kann man das in romanischem Stil eingerahmte Wappen der Grafen von Wolkenstein erken nen. Das Wappen rechts hingegen ist ein für unsere Gegenden ungewohntes Wappen und zeigt den Adler der Grafschaft von Tirol, den Buchstaben „A", (der wahrscheinlich für den Begriff „Aragon" steht) und zwei Drachen, die man auch auf der Stola von Oswald von Wolkenstein sehen kann. All das deutet darauf hin, dass die Grafen
von Wolkenstein dem Orden der Dragoner von Aragon angehörten. Man findet das Wappen auch auf einer Burgmauer zusammen mit der Jahreszahl 1672, ebenso wie am Haus Sociastel unterhalb der Fischburg (1652). Dreimal also allein im Umfeld der Grafen. Das Abbild der Muttergottes Maria Hilf in der Kapelle zur Hl. Ottilia ist ebenfalls eine Kopie des Originals von Lucas Cranach (1472-1553). Dieselbe Muttergottes Maria Hilf findet man auch in zahlreichen Bildstöcken und alten Häusern: Cia- jea (1650), Col dala Felda
(1670), Ficiulei (1727) u. a. sowie in der Kirche von Wolkenstein, wo schriftlich festgelegt wurde, dass dieses Bild von Engelhard Dietrich im Jahre 1647, also noch vor seinem Tod, gespendet wurde. Die Kapelle am Sellajoch Die Kapelle am Sellajoch wurde im Auftrag des Alpenvereins von Bozen er baut und von Hochwürden Andrea Desalla am 1. April 1936 geweiht. Durch den Bau dieser Kapelle wollte man all jenen die Möglichkeit geben den Sonntag zu heiligen, die in der Umgebung arbeiteten oder als Gast