Vieles war anders : volkskundliche und zeitgeschichtliche Aufzeichnung über Villanders
me, die für die Geburtshilfe und die Beteuung der Wöchnerinnen verantwort lich war. Traten während oder nach einer Hausgeburt Komplikationen auf, konnten die nur durch einen Schnellkursus in ihren schwierigen und verantwortungs vollen Beruf eingeführten Hebammen vielfach nicht wirklich helfen. Da es mit beträchtlichen Spesen verbunden war, aus Klausen einen Arzt zu holen, warte ten viele zudem erst einmal ab, bis schließlich auch der oft nichts mehr ausrich- ten konnte. Der Tod im Kindbett zum einen und die hohe
Sterblichkeit von Neu geborenen zum andern war nichts Ungewöhnliches. 36 Natürlich konnte kein Kaiserschnitt vorgenommen werden. Lag das Unge borene ungünstig, kamen Mutter und Kind oft qualvoll ums Leben. Zeigten sich bereits während der Schwangerschaft Komplikationen und gab es Anzei chen, dass das Ungeborene nicht bloß verfrüht auf die Welt komme oder abge storben sei, sondern dass auch um das Leben der Schwangeren gebangt wer den müsse, dann verwies die Hebamme gezwungenermaßen auf einen Arzt
. So erzählt eine Frau aus Gravetsch, wie es ihr im Winter 1956 diesbezüg lich ergangen ist. In Decken gehüllt, legte sie ihr Mann auf einen Heuschlitten und brachte sie so nach Klausen. Da die Wege völlig vereist waren, fuhr er mit dem Schlitten großteils über Wiesen und Äcker geradewegs bergab. Während er den Schlitten vorne über das steile Gelände lenkte, musste die Hebamme hinten mit zwei Seilen das Gefährt bremsen helfen. Der Arzt in Klausen sah sich auch nicht mehr in der Lage, die notwendige Hilfe
mit der Auflage, dass sie täglich von einem Arzt visitiert würde, der sie bei Bedarf schnell ins Krankenhaus überweisen könnte. Für sie bot sich also nur die Möglichkeit, bei einer Bekannten in Klausen um Aufnah me und Pflege zu bitten, was sie auch tat. Nach zehn Tagen verschlimmerte sich ihr Zustand wieder und der Arzt brachte sie erneut ins Brixner Kranken haus. Dort nahmen die Ärzte einen Kaiserschnitt vor. Als sie ihr dann den im siebten Monat geborenen und nicht einmal zwei Kilogramm schweren Buben
zum ersten Mal brachten, so erzählt die Gravetscherin weiter, war ihr nur mehr zum Weinen zu Mute. Sie glaubte nicht, dass man imstande sei, ein so kleines Hascherl „aufzubringen“. Der Arzt aber meinte, wenn der Bub schon die Kraft zu saugen habe, werde er es schon schaffen, sonst sterbe er halt. Es gab damals weder einen Brutkasten noch irgendwelche Stärkungsmittel für den Säugling, der in diesem Fall trotz aller Widrigkeiten aufwuchs und bald den Gleichaltrigen in nichts mehr nachstand. Vielfach