.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)
haben mag, den kul turellen Auftrag der Hochschüler im Dienste von Volk und Heimat. Kultur als Werk des Menschen Wir haben in diesen Tagen gemeinsamen Fragens und gemeinsamer Besinnung viel darüber nachgedacht und ge sprochen, was Kultur ist und worin die wesentlichen Eigen werte des kulturellen Lebens in Südtirol bestehen. Erlauben Sie mir trotzdem, daß ich zum besseren Verständnis des Folgenden nochmals kurz umreiße, was wir unter Kultur verstehen, denn nur so kann die Bedeutung und Dringlich keit
sich nicht notwendig wie ein Organismus, sondern er muß sich in freier Selbstverwirklichung zur Persönlichkeit aus zeugen: darin besteht seine Freiheit und seine Würde. Diese Auszeugung zur Persönlichkeit, seine Selbstverwirk lichung zu wahrer und edler Menschlichkeit ist das Werk der Freiheit und des Geistes, und diese nennen wir Kultur. Kultur ist also nicht etwas naturhaft Gegebenes, sondern sie ist das Werk des Menschen, und dieses zu voll bringen mit der Kraft seines Geistes ist ihn Auftrag und Aufgabe
, die er verwirklichen muß, um er selbst zu sein. Aber seine Freiheit erlaubt ihm auch, seinen Auftrag zu verleugnen und seine Würde zu verfehlen. Kultur ist also ein sittlicher Auftrag an den Menschen. Kultur ist zuerst und in ihrem innersten Wesen „cultura animi“ — Kultur der Seele —, alle äußere Kultur gewinnt von hier aus ihren letzten Sinn; sie steht im Dienste der Selbstver wirklichung des Menschen zur Persönlichkeit: Aeußere Kul tur ist, so verstanden, das Werk der inneren Haltung. Die Selbstgestaltung
so gestaltet werden, daß in ihnen das Zusichkommen des Menschen möglich ist. Die entscheidende Begegnung des Menschen mit der Welt, die er kraft seiner Freiheit ordnet und zu seiner Welt werden läßt, nennen wir Kultur. Das Selbstwerden des Men schen vollzieht sich notwendig im erkennenden und gestal- tden Umgang mit der Welt. Kultur ist das Werk des einzel nen und der Gemeinschaft, sie ist nicht mit einem Male da, sondern wächst im Laufe der Geschichte durch gemeinsames Bemühen. Der Mensch vermag die Dinge
, ist Er gebnis und Ausdruck des gemeinsamen Bemühens der Menschen, ist Kultur. Kultur Ist geistiges Leben Kultur ist nicht etwas Totes, sie ist geistiges Le ben, ist das Werk der schöpferischen Kraft menschlichen Geistes, ist lebendige Entwicklung und Wachstum. Entwick lung und Wachstum kulturellen Lebens ist möglich, weil die Frucht des Bemühens der Väter weitergegeben wird an die Söhne, die das Ererbte in sich aufnehmen, es sich anver wandeln und auf den gegebenen Fundamenten weiterbauen. Unbewußt nimmt