Bericht der Kaiserlich-Königlichen Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck ; 1895/96 - 1898/99
18 — ansichtig wurde. Sie bat ihn, den Aufenthalt des Obercommandanten geheim zu halten, und Hofer selbst bot ihm Geld an, damit er feine Lage verbessern tonne. Raffl, der scheinbar gleichgiltig feine Pfeife rauchte, weigerte sich, Geld anzunehmen, und versprach Hofer mit Handschlag, dass er ihn nicht verrathen werde. Nachdem er kurze Zeit in der Hütte ge weilt, fuhr er mit seinem Schlitten wieder davon. Der Sandwirt baute wenig auf das Versprechen dieses Mannes. Er sah ein, dass
er nun seinen Aufenthalt verändern müsse, allein der tiefe Schnee bildete ein schweres Hindernis, mit Frau und Sohn auf ungebahnten Wegen sortzu- kommen. So vergieng ein Tag nach dem andern. Hofer schickte am 26. Jänner den Anton Wild als Eilboten nrit einend zweiten Schreiben an den Kaiser Franz ab, forderte aber auch seinen getreuen Döninger auf, dass er ihn setzt verlasse, da noch Zeit sei, und wollte ihm Geld für die Reise geben. Sweth gab ihm sedoch neuerlich die Versicherung, dass er ihn niemals verlassen
werde, dass er Leiden und Freuden mit ihm theilen wolle, ja selbst mit ihm zu sterben bereit sei. Am 27. Jänner, einem Samstag, giengen die zwei Ordonnanzen nach Anbruch der Dunkelheit nach Brantach hinab, um am Sonntag in aller Frühe dem ersten Gottesdienste in St. Martin beizuwohnen und dann mit Lebensmitteln wieder zur Pscmdlerhütte zurückzukehren. Hofer nahm, von trüben Ahnungen erfüllt, in wehmüthiger Stimmung von den wackeren Männern Abschied; daraus suchten die Leidensgefährten zum letztemnale
auf dieser einsamen Höhe ihr armseliges Lager aus. — In derselben Nacht stieg eine starke Abtheilung italienischer Soldaten durch den tiefen Schnee den Brantacher Berg hinauf. Raffl hatte näm lich, um den Judaslohn zu verdienen, den Obercommandanten verrathen, und nun zeigte er den feindlichen Truppen, welche gekommen waren, Hofer gefangen zu nehmen, den Weg zur Psandler Mähderhütte. Sweth mag mit seinen eigenen Worten erzählen, was er in der Nacht vom 27. aus den 28. Jänner 1810 erlebte. „Hofers Söhn
und näher, ich lugte unter dem Dache heraus und ersah den oben erwähnten Raffl mit einem französischen Soldaten der Hütte sich nähern. Der Soldat blieb fünf Schritte zurück, Raffl dagegen gieng zur Hüttenwand hinzu, horchte, hörte vermnthlich Hofer sammt seiner