Walther von der Vogelweide : ein Dichterleben.- (Geisteshelden ; 1)
, ist deshalb auch kein einheitlicher, geschlossener. Es ist ein leb haftes, bewegliches Wesen, leicht angeregt, bald gedämpft, tüchtig im Borstürmen, aber nicht nachhaltig und ausdauernd, den schönen Gaben steht nicht oft die rechte Schaffenskraft zur Seite. Auf diesen Boden nun leiten die großen kirchlichen Stiftungen, Bistümer und Klöster, vom elften Jahrhundert ab einen Strom von Bildung, der allenthalben befruchtend wirkt und die heimischen Talente hervorlockt. In den breiteren Thälern und besonders
im heutigen Niederösterreich gedeiht eine wohlhabende Bauernschaft, aber auch ein mächtiger Adel, den die Babenberger nicht immer niederzwingen und der den Fall dieses Hauses zu einer Junkerherrschaft ausnutzt, welcher erst die Habsburger ein Ende machen. Die meisten der Baben- bergischen Herzöge fördern eifrig alle Kulturbestrebungen in ihrem Lande und wirken also dazu mit, in Österreich den Boden für eine eigenständige Poesie zu bereiten. Wie sich diese entfaltet hat, wollen wir nun näher dar-