¬Die¬ christliche Kunst in Wort und Bild : oder ein practisches Handbuch zur Erforschung und Erhaltung der Kunstdenkmale mit mancherlei Fingerzeigen bei Restaurirungen oder neuen Werken
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Autor:
Atz, Karl / von Karl Atz
Ort:
Bozen
Verlag:
Selbstverl. des Verf.
Umfang:
270 S. : zahlr. Ill.. - 2., reich verm. Aufl.
Sprache:
Deutsch
Anmerkungen:
In Fraktur
Schlagwort:
s.Christliche Kunst
Signatur:
III 1.830
Intern-ID:
112123
Da verfiel nun die Baukunst in eine Leere und Geistlosigkeit sondergleichen, in einen förm lichen Nihilismus, den man auch Jngenieur-Styl nennt, weil es keine .Baumeister mehr gab, sondern nur unberufene Ingenieure, die so neben den Brücken- und Straßen bauteil auch Pläne für Kirchen anfertigten. In Frankreich und Deutschland regte sich aber zugleich ein entschiedener Wiederanschluß an die alte, unter dem Zepter der Kirche gestandeiie Baukunst und hat seit der Wiederaufnahme des Kölner
. — Kaum hat Ghiberti, st 1455 feinen antiken Nachbildungen ein mehr christliches Gepräge zu geben gewußt, so erscheint bereits bei Michael Angelo, mit Beginn des 16. Jahrhunderts eine ausgesprochene Getheilthcit zwischen Christenthum und Götterlehre, so daß' er sich erkühnte Christum als Auferstandenen ganz nackt, sogar ohne Schamtuch darzustellm. Seine im Naturalismus gefuchten Ideale gingen aber gleich bei den ersten Nachahmern in Geistlosigkeit und Sinnlichkeit über. Nur Deutschland bewahrte
ist aber dieser Barbarismns mehr in Deutschland als in Italien zu beklagen. Doch gibt es noch Äebildet- seinwollende, welche es unästhetisch finden, wenn man einen so ehrwürdigen mittelalterlichen Bau von seiner schreienden Unbild befreien und in seiner ursprünglichen Schönheit wiederherstellen will.