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Bücher
Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Geschichte , Südtiroler Dorfbücher
Jahr:
2010
Schlanders und seine Geschichte [2] : Dorfbuch der Marktgemeinde Schlanders : von 1815 bis zur Gegenwart
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Seite 217 von 612
Autor: Kofler, Heinrich [Red.] ; Schlanders / red. von Heinrich Kofler. Hrsg. von der Marktgemeinde Schlanders
Ort: Lana
Verlag: Tappeiner
Umfang: 606 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Schlanders ; s.Heimatkunde<br>g.Schlanders ; z.Geschichte
Signatur: III A-29.436/2
Intern-ID: 524851
Josef Gorfer aus Schnals aufhalte und religionswidrige Grundsätze verbreite. Den Besitzer des Wibenhofes, Christian Spieler, habe er bereits soweit »ange steckt«, dass dieser seine jüngste Tochter nicht firmen lasse. Land richter Simon Josef Dietl verspricht dem Pfarrer sofort Abhilfe und zieht Erkundigungen über Josef Gorfer ein. Der Gemeindevor steher von Nörderberg begibt sich im Auftrag des Landrichters auf den Wibenhof, trifft don auf Gorfer, der zusammen mit dem Haus herrn Christian Spieler

. In der Zwischenzeit erstattet Pfarrer Peuger an das Vor gesetzte Dekanalamt in Meran Bericht, bittet um Weisungen und schlägt selbst vor, »diese Sache soviel wie möglich in der Stille und ohne Geräusch zu behandeln [,..].« 237 Der Dekan von Meran berichtet seinerseits dem Ordinariat in Trient, Gorfer flöße seine Gesinnungen und Handlungsmaximen denen, welche seinen ver führerischen Reden Gehör geben, ein. Die Familie Spieler habe zu Ostern weder gebeichtet noch das Sakrament des Altares emp fangen. Am 7. Juni

ßenden Hausdurchsuchung am Wibenhof wurden 39 Bücher be schlagnahmt und dem k. k. Bücher-Revisionsamt in Innsbruck über sandt. 240 Im Oktober des folgenden Jahres klagt der Pfarrer von Schlan ders erneut, die Familie Spieler beharre noch immer hartnäckig auf ihrer Trennung vom öffentlichen Gottesdienst. Ein Besuch des Wibenhofes im Sommer, in Begleitung des Gemeindevorste hers und eines dritten Mannes, sei ergebnislos geblieben, insbeson dere hätten die ältere Spieler-Tochter Anna und der Sohn Martin

seinen Vortrag beständig unterbrochen. Christian Spieler, der Hausvater, liege nun sterbenskrank danieder, sei kindisch gewor den und stehe ganz unter dem Einfluss seiner Kinder. Noch einmal besucht der Pfarrer in Begleitung des Kapuziner-Guardians P. Ste fan Althuber, eines gewandten Predigers, sowie seines Koopera tors Anton Gruber den Wibenhof, um Christan Spieler noch recht zeitig vor dessen Tod mit der Kirche auszusöhnen - umsonst. Dessen Kinder lassen sie nur bis zum Hofzaun heran, bedrohen

und beschimpfen sie als »Ketzer, Abgeschworene und kaiserliche Untertanen«. 241 Ende Oktober 1823 stirbt Christian Spieler. Pfar rer Peuger wendet sich per Expresspost an das Dekanalamt in Me ran und das Landgericht ersucht das Kreisamt in Bozen um entspre chende Weisungen, wie bei der Beerdigung des Abtrünnigen verfahren werden soll. Das Kreisamt erteilt den Befehl, Christian Spieler ohne Verzug und in aller Stille in geweihter Erde beizuset zen. Das Grab müsse danach derart geebnet werden, dass

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Kategorie:
Geographie, Reiseführer , Geschichte , Südtiroler Dorfbücher
Jahr:
2010
Schlanders und seine Geschichte [2] : Dorfbuch der Marktgemeinde Schlanders : von 1815 bis zur Gegenwart
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Seite 52 von 612
Autor: Kofler, Heinrich [Red.] ; Schlanders / red. von Heinrich Kofler. Hrsg. von der Marktgemeinde Schlanders
Ort: Lana
Verlag: Tappeiner
Umfang: 606 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Schlanders ; s.Heimatkunde<br>g.Schlanders ; z.Geschichte
Signatur: III A-29.436/2
Intern-ID: 524851
er die Familie Spieler veranlasst habe, ihre jüngste Tochter, die zwölfjährige Magdalena, nicht von Weihbischof Bernhard Galura firmen zu lassen und dass Gorfer »übrigens auch schädliche Grundsätze in Hinsicht auf den Staat oder auf die politische Regierung« begünstige, indem er für das österreichische Kaiserhaus »die nachteiligsten Schicksale prophe zeite«. 142 Dekan Tschiderer schlägt die Einsetzung einer »Untersuchungs- kommission« vor, »bestehend aus einem Geistlichen und einem politischen Kommissar

beauftragt wurde, mit Jo sef Gorfer am 10. Mai 1822 ein »Verhör« vorzunehmen. Nach Gor fer wurden auch der Wibmer Bauer Christian Spieler und dessen ältester Sohn, der 20-jährige Martin, verhört. Alle diese Verhöre er gaben dasselbe Resultat, und zwar dass die Beschuldigten erklär ten, »katholisch« zu sein, d. h. genauer »alt-katholisch«, eben tradi tionstreu, nicht »modernisiert katholisch«, dass sie nichts gegen die katholische Religion hätten, sondern nur »gegen die Geistlichen wegen

das Prüfungsamt meint, sie seien teilweise gar nicht leserlich, insgesamt jedoch »unschäd lich«. So hat das Landesgubernium in Innsbruck den »Fall Gorfer« offenbar für weniger gefährlich erachtet als die lokalen geistlichen und weltlichen Behörden. Nach Richard Staffier schweigen dann die Akten für rund ein Jahr über den Fall, bis Pfarrer Peuger im Herbst 1823 wieder nachstieß und dem Dekan Tschiderer von Meran mitteilte, dass die Familie Spieler am Wibenhof »immer hartnäckiger auf ihrer Trennung

vom öffentlichen Gottesdienste beharre«. 147 Peuger lässt erneut Bekehrungsversuche vornehmen, und zwar diesmal durch den Schlanderser Kapuziner-Guardian Pater Stefan Althueber und den Kooperator Anton Gruber, allerdings wieder vergeblich. Da der alte Spieler bereits über 70 Jahre alt war und seit einiger Zeit kränkelte, stellte sich Pfarrer Peuger die Frage, was zu gesche hen habe, wenn Christian Spieler einmal stürbe. Es stellte sich die Frage nach dem kirchlichen Begräbnis. Das sollte nun eine gravie rende

Angelegenheit von üblem Nachgeschmack werden, wahrhaf tig bis heute kein Ruhmesblatt für die Kirche von Schlanders und Dekan Peuger selbst. Am 30. Oktober 1823 starb Christian Spieler, der alte Wibenhof- bauer, und nun begann - wie Hartung von Hartungen schreibt - »der entwürdigende Kampf um die Bestattung des Toten«. 148 Geschichte des Dekanates Schlanders 49

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Geographie, Reiseführer , Geschichte , Südtiroler Dorfbücher
Jahr:
2010
Schlanders und seine Geschichte [2] : Dorfbuch der Marktgemeinde Schlanders : von 1815 bis zur Gegenwart
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Seite 53 von 612
Autor: Kofler, Heinrich [Red.] ; Schlanders / red. von Heinrich Kofler. Hrsg. von der Marktgemeinde Schlanders
Ort: Lana
Verlag: Tappeiner
Umfang: 606 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Schlanders ; s.Heimatkunde<br>g.Schlanders ; z.Geschichte
Signatur: III A-29.436/2
Intern-ID: 524851
Auf Anfrage von Pfarrer Peuger beim fürstbischöflichen Ordina riat in Trient gab dieses den Bescheid, »dass Christan Spieler, so fern er nicht die förmliche Abjuration [Widerruf] seiner falschen re ligiösen Grundsätze ablegen sollte, als Abtrünniger zu betrachten und ihm ein christliches Begräbnis in geweihtem Erdreich zu ver weigern sei, weil man ihn weder als Katholiken noch als einen einer geduldeten christlichen Sekte angehörigen Christen betrachten könne.« 149 Gleichzeitig richtete

das Landgericht Schlanders eine entspre chende Anfrage an das Kreisamt Bozen, welches den Auftrag er teilte, den Christian Spieler ohne Verzug in geweihter Erde, jedoch in aller Stille, zu bestatten. 150 Das Kreisamt Bozen begründete seine Anordnung damit, dass das geltende Gesetz die Beerdigung von Nicht-Katholiken in ge weihten Friedhöfen nicht verbiete. Auf Anraten des Landrichters von Schlanders reichte Pfarrer Peuger gegen den Bescheid des Kreisamtes Bozen Rekurs an das Landespräsidium in Innsbruck

ein, dass die Bestattung Spielers in geweihter Erde einen den »Staatsinteressen gefährlichen Indiffe rentismus herbeiführen« würde. 151 Auch sollte nach Pfarrer Peuger durch die Bestattung außerhalb der geweihten Erde für die Bevöl kerung bzw. für potenzielle künftige Abtrünnige »ein abschrecken des Strafexempel« aufgestellt werden. Schließlich habe die Familie Spieler durch ihr hartnäckiges Verhalten die Pfarrgemeinde auf das Tiefste gekränkt und geärgert. Durch dieses Hin und Her

Peuger und Landrichter Dietl ein »abschreckendes Exem pel« für alle sein, die etwa in Zukunft in Versuchung geraten soll ten, aus der gehorsamen Reihe der getreuen und untertänigen Gläubigen auszuscheren. Über diesen Vorgang musste ein Voll zugsbericht vom Pfarramt und vom Gericht an das Kreisamt Bozen ergehen. Ähnlich erging es der alten Wibmer-Mutter und den Geschwis tern, die im Lauf der Jahre nach und nach starben. Als letzter starb am 28. November 1880 der Sohn Michael Spieler. Das Sterberegis

ter enthält den Vermerk: »der letzte Manharter in Tirol, leider un- bekehrt gestorben. Leiter Dekan«. Nachdem alle Kinder ledig ge blieben waren, starb damit die Familie Spieler aus und mit ihr die sogenannte »Wibmer Sekte«; hinsichtlich der Beisetzung hatten alle Mitglieder der Familie dasselbe Schicksal. Was das weitere Schicksal des Josef Gorfer betrifft, so wurde die ser, nachdem er von Schlanders gerichtlich abgeschoben worden war, zunächst nach Landeck gebracht, wo er unter Aufsicht

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