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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1892]
Helldunkel : Bilder und Lieder
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Seite 62 von 111
Autor: Schullern, Heinrich ¬von¬ / von Heinrich von Schullern
Ort: Wien
Verlag: Lesk u. Schwidernoch
Umfang: 106 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 62.067
Intern-ID: 73909
ihr .Wuchs schon bezaubernd, wie schön liess sich erst das Ant litz ahnen, das sie stets verschleiert trug,! als wollte sie es den Blicken unberufener Neugier entziehen. Alles blieb ivi e gebannt stehen, wenn sie vorüberging nnd die Jnngmannschast des Städtchens bildete förmlich Spalier, wenn sie täglich zur selben Stunde unter dem Schutze eines knurrigen Lakaien an den Strand des See's kam. Es war das Schifflein des San Pietro, das sie suchte. Ach! wie wurde dieser glückliche San Pietro

beneidet! Er war ja doch der Einzige, der ihr Antlitz sshen konnte, da er sie täglich znm Bade führte, zwischen den Felsen am Lago di Lecco. Wenn sie mit dein alten Mann àiiì über die Wasserfläche glitt, so schlug sie wohl dann und wann den gransamen Schleier zurück, damit der kühle Seewind so recht behaglich mit den Locken spiele. Wo sie badete, wußte Niemand und San Pietro schwieg, wenn man ihn darum fragte. » . Nun.war aher besonders Einer in der Stadt, eines Kaufmannes schwarzlockiger Sohn

mit mir; nehmt dies Geld und seid mir 'dienstbar nur für einen Tag. Sagt Eurer Padrona, Ihr wäret kränk^'und--ruhebedürftig und würdet einen Anderen senden, der sie mit ebenso gewandtein Arm -geleiten wolle. Ich will das Kinn täuschend mit weißein Bart verhängen und die MiHe eines Bareajuölo tief in meine Stirne drücken; — San Pietro seid nicht grausam, nehmt Alles, was ich habe, für diesen Dienst. Ten», wenn es mir nicht gegönnt ist, sie zu sehen, dann muss ich sterben!' Ein' Stein hätte sich erbarmt, San

Pietro blieb fest und seinen Pflichten treu. ^Sterben müßt Ihr' sagte er „wenn Ihr sie seht, sterben vor Sehnsucht und hoffnungslosem Gram. Was nützt — 6i) —

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1892]
Helldunkel : Bilder und Lieder
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Seite 30 von 111
Autor: Schullern, Heinrich ¬von¬ / von Heinrich von Schullern
Ort: Wien
Verlag: Lesk u. Schwidernoch
Umfang: 106 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 62.067
Intern-ID: 73909
Die Franciacurta heißt das überaus meinreiche Hügel land zwischen Brescia und Iseo. In einem kleinen Dörflein derselben hauste der alte Conte Pietro B. Er war der Letzte der männlichen Linie seines uralten Geschlechtes und, wie es, bei solchen, im Laufe der Jahrhunderte verwitterten Familien nichts selten vorkommt, ein körperlich und geistig abnormer Mensch, ein Sonderling, der von Schwermut und Wahnideen geplagt ward, ohne gerade ein vollendeter Narr zu sein, der bei fabelhaftem Reichtum oft

lächerliche Sparsamkeit ent wickelte, während er zu anderen Zeiten sein Geld hinauswarf, wie es einem anderen, noch so steinreichen, aber normalen Menschen widerstrebt hätte. Kurz, Conte Pietro, wie man ihn nannte, litt an jener .Krankheit der verrosteten Geschlechter nicht nur Englands, sondern auch anderer Länder und nicht zum wenigsten Italiens, am — Spleen. Conte Pietro war eigentlich kein Graf, obwohl man ihn so nannte, und wenn ihm irgend ein Demokrat darüber einen Vorwurf machte, dass

er sich so nennen lasse, so ant wortete er: „Ich könnte es sein, wenn ich wollte, aber ich bm zu wenig Demokrat, um solchen Titeln irgend eine Be achtung zu schenken.' Im nächsten Augenblicke konnte er sich aber wieder bis zum leidenschaftlichen Zorn erhitzen, wenn mau es wagte, Zweifel zu hegen, ob wol seine Familie in der That zu den ältesten Italiens gehöre. Wie es sich auch damit verhalten mochte. Niemand nannte den Alten anders, denn Conte Pietro. Eigentlich war der Grafentitel für ihn auch noch zu wenig

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1892]
Helldunkel : Bilder und Lieder
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Seite 63 von 111
Autor: Schullern, Heinrich ¬von¬ / von Heinrich von Schullern
Ort: Wien
Verlag: Lesk u. Schwidernoch
Umfang: 106 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 62.067
Intern-ID: 73909
des Sees und der treue Fährmann harrte, ein paar Ruderschläge feri: der verborgenen Nische, ans den gewohnten Ruf der Herrin. In diese Nische zu spähen war nur des Himmels eilenden Wolken vergönnt und den Föhren und Pinien auf den äußersten, unwirklichen, kaum für den kecksten Fuss ersteiglichen Fels?acken in schwindelnder Höhe. Eines Tages aber — wie vom Blitze getroffen, snhr San Pietro auf — drang ein verzweifelt klingender Hilferuf zu ungewohnt früher Zeit an des Wartenden Ohr, wie der Taube

Schreckensruf, wenn ihr der Adler droht. Auf Sturmesflügeln trieb er, Angst in der Seele, das Gefährt in die epheuumrankte Bncht. Sich an die rauhe Felswand pressend, hatte sie das schöne Auge in starrer Furcht gerade über sich nach den Gip feln der Felszacken gerichtet. ' „San Pietro', kam es bebend ans der edlen Brnst, „fort, fort von. hier, wir sind verrathen, man hat mich be lauscht !' Mit starken. Arm hob er das weinende Weib und bettete es sanft in den Kahn und verhüllte mit Sorgfalt ihre Schönheit

. — — — Tags darauf schwamm das Schisflein des San Pietro nicht mehr zn den Felsen am Lago di Lecco. Die geheimnis volle Schönheit war verschwundeil, die Grotte aber, in der - sie gebadet, war mm allgemein bekannt, denn mit San Pietro's Hilfe fand man darin eiiun schwarzlockigen Jüngling mit zerschmettertem Haupt uud gebrochenen Gliedern. . . .

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