Unter zwei Sonnen. Nocturno
Hand nach ihm strecke, um ihn hinab zu ziehen, da sah er die rote Sonne aufgehen über dem Märchenlande mit den seltsamen Blumen, die das Auge freuen, und den goldenen Früchten, welche laben. Die Armen kamen hin und senkten neue Hoffnungen in die Felder und neue Erfüllungen gingen auf, die Hungern den fanden Früchte, die Dürstenden Quellen, die Bettler Gold, die Schönheitsucher Blumen, mit denen sie sich die Stirnen kränzten, und die Frierenden fanden Sonne. Cristofero Colombo
, ist für mich kein Land mehr mit neuer Hoffnung, mit neuem Glauben, mit neuer Liebe? — Geht jenseits der dunklen Nacht mir keine Sonne auf, schlagen keine goldenen Wellen an den jenseitigen Strand und blühen dort keine Wunderblumen, mit denen ich mir die Stirne kränzen könnte ? — — Ich bin ein Unzufriedener ! — Was will ich denn schon wieder, ich komme ja eben aus einem Märchenland, dessen goldene Pforten dröhnend hinter mir 11 Ö STJ Mailand. Ich stehe hoch droben am Mailänderdome und bewundere, wie der tiefblaue
Himmel durch die weiß marmorne Ornamentik, welche überreich das Dach besäumt,, hindurchbtitzt. Wie durch ein blankes Eismeer, dessen er starrte Wogen dem Lichtstreben der Gothik folgen, wandre ich hin. Auf den Spitzen funkeln goldene Sterne. Es ist, als ob die marmorne Gottesverehrung bis zu den Sternen sich emporrecken wollte. Weiße Wogen, weites Blau, die weiße Sonne! Mir ist zumute, wie wenn ich auf den Gletschern meiner Heimat stünde. O wie oft empfand ich auf den einsamen Firnengipfeln Freiheit