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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
¬Das¬ Kapuzinerbübl
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Seite 108 von 194
Autor: Reimmichl / vom Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 192 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.388
Intern-ID: 64901
„Wenn du zu spät kommst, Schneider, bann häng ich dich auf, ich schlag' dir alle Knochen zu Teig.' „Gewiß nicht, gewiß nicht! Wenn ich einmal et was sag, dann hat's Fundament, dann stehts fest wie ein Haus! Kannst dich verlassen', bewerte das Schneiderlein. Sein Bedränger aber rumpelte ohne AbWedsgruß zur Tür hinaus. Nun arbeiteten sechs Hände die ganze Nacht hin durch, daß ihnen die Finger brannten. Aber man cherlei Hindernisse verzögerten die Arbeit, die Na delnbrachen, das Petroleum ging

aus, und so wurde trotz aller Eile die Hose erst um sieben Uhr morgens fertig. Und um acht Uhr sollte das Brautpaar feier lich Zur Kirche geleitet werden. Fiebernd bügelte der Schneider Christl das neue Kleidungsstück, schlug es hastig in ein gelbes Packpapier, band es mit Spagat zusammen und befestigte das Paket hinten unter dem Sattel seines Fahrrades. Er selbst sprang blitzschnell auf das Rad und wirbelte wie der Wind über die Straße hin, so daß Rad und Schneiderlein einer jagenden Staubwolke glichen. Punkt

halb acht Uhr stieg der Schneider schweißgebadet vor dem Happenhofe vom Rad. Droben durch ein Kammer fenster fuhren zwei geballte Fäuste heraus, und eine tobende Stimme schrie: „Du Himmel-Herrschaft! Du verdammter Krauts schneider!' Meister Christl griff rasch nach dem Sattel. Aber, alle heiligen Nothelfer, das Paket unter dem Sattel war verschwunden. Er hatte es auf der rasenden Fahrt herwärts verloren. Einen Augenblick stand der Schneider wie betäubt an der Türschwelle, dann wurde ihm klar

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
¬Das¬ Kapuzinerbübl
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Seite 106 von 194
Autor: Reimmichl / vom Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 192 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.388
Intern-ID: 64901
schwarze Kleider habe, die ihm passen könnten. Der atte Happenbauer war auch der Ansicht, es sei schade, sich für einen einzigen Tag neue Kleider anzuschaffen und half dem Sohne gern aus. Nun hatte der Vater wohl einen schwarzen Rock und eine schwarze Weste, die dem Much paßten, aber eine schwarze Hofe hatte auch der Alte nicht. Es blieb also nichts übrig, als sich wenigstens eine neue Hose schwarzer Färbung machen Zu lassen. Am Osterdiens- tag ging der Bräutigam zum Schneider Christt

nach Platzen (denn in Grünhuben war kein Schneider) und ließ sich eine neue Hose messen. Er feilschte eine Zeitlang um den Preis, trug auch dem Schnei der bei Leib und Leben auf, daß die Hose bis Samstag abends bestimmt fertig werde. So lange Frist brauche er gar nicht, versicherte der Schneider, am Freitag abends werde er spätestens die Pania- lons schicken. Wohlgemut trabte der Hochzeiter heim wärts und überrechnete den Gewinn, der durch Er-- sparung von Rock und Weste herausschaute. Der Freitag kam

, aber die Hose kam nicht. Auch der Samstag brachte keine Hose. Der Much tat wild und wetterte über den „Lugenschneider'. Allem die Stunde Weges nach Platzen hinaus war ihm zu weit, auch reuten ihn die Schuhe, und so beschlob er, noch den Montag abzuwarten. Am Montag mußte die Hose doch sicher kommen; der Schneider wußte ja, daß er, der Much, am Dienstag Hoch- Zeit hatte. Aber auch der ganze Montag verging und bie Hose blieb aus. Als der Abend hereindunkelte, litt es den Much nicht mehr daheim. Er stürmte

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
¬Das¬ Kapuzinerbübl
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Seite 110 von 194
Autor: Reimmichl / vom Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 192 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.388
Intern-ID: 64901
den Finderlohn, sonst trag ich die Hose zum Land gericht/' erklärte der Stromer. Verzweifelt grifi der Schneider in die Tasche. Zu allem Glück hatte er Geld bei sich. Er zahlte die drei Gulden, nahm das Paket, hängte es jetzt vorn an die Lenkstange und radelte wieder aus Lei beskräften nach Grünhuben. Als er den Happenhvf erreichte, kam gerade die Musikkapelle durch die Gasse herab. Tarata«, taratam, tamtam tam tam — tschin bum, tschin bum, tschin bum. Zu gleicher Zeit stürzten der Bräutigam

und sein Vater durch die Tür heraus, rissen den Schneider bei Haar und Ohren vom Rade und zerrten ihn samt seinem Rad ins Haus hinein. Der Meister Christi aber schrie: „Verzeihung! Laßt mich, ich kann nicht helfen. Hab' das Packl verloren und muszt es erst wieder suchen. Es sind elegante Pantalons! Ein Meister stück! Feine Hosen!' Unter Schelten und Stoßen wurde das Schnei- derlein mit seinem Paket in die Kammer hinein- bugfiert. Dort eröffnete es mit zitternden Händen das gelbe Papier. Aber Entsetzen

,! Alle guten Gei ster! Nicht die schwarze, neue Hochzeitshofe kam zum Borschein, sondern eine fürchterlich zerfllckte alte Handwerksburschenhose von lehmgelber Farbe mit zwei Lederkappen an den Knien und einem breiten, aufgenähten, blauen Fleck auf der Schattenfeite. Einen Augenblick standen alle drei wie verzaubert dann begannen die zwei Happenhofer, der alte und der junge, wie närrisch auf den armen Schneider loszudreschen, und brüllten dazu: Du verhagelter Lausschneider!' „Du bvckdürre Kreatur

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