¬Das¬ Sturmjahr : Erinnerungen aus den März- und Oktoberjahren 1848
; Jahrhunderte sind ver gangen, und dieselbe Fahne ragt wieder stolz an meiner Seite durch die Nacht am Gardasee. So wird das Alte jung, und was jung schien, verblaßt wesenlos. Bei Sonnenaufgang ruderten die Barken heran, die uns nach Pönale bringen sollten; einzelne Wolken, die rasch am Himmel hinglitten, deuteten nach Aussage der Fergen auf eine unruhige Fahrt. Um Uhr ging die Einschiffung vor sich, Kahn um Kahn stieß vom Ufer, noch war eine große Barke mit hohem Mäste übrig; Haspinger
und ich und die Offiziere bestiegen dieselbe. Als wir den Hafen verließen, fingen die Wellen bereits an, sich leise Zu kräuseln, Wolken, die zerstreut am Himmel hingen, dehnten sich länger und länger wie wallende Schleier. Wir fuhren am Ufer hm. Dieses ist hier durchaus unwirtlich. Hohe Felserl stürzen steil ab in die Flut, grau und nackt, nur wo der Wellengischt emporspritzt, hängt aus den Spalten duftiger Quendel nieder, oder zartblätteriges Finger- kraut mit weißer Blüte, auf vereinzeltem Rasen erheben