Gossensass : Blätter der Erinnerung an die Gletscherwelt Tirols.- (Ellmenreich's Bücher aus Tirol)
Gast diese günstigen Winter Verhältnisse ausgenützt und sich in Gossensass eingefunden und längst sind die Zeiten vorüber,, wo man sich im Gröbner’schen Hause einem ruhigen Winter schlummer überlassen konnte. Schon aus Schaubachs »Deutschen Alpen« ist das heitere und verhältnissmässig milde Winterklima des Pflerschert-hales bekannt. Eine mächtige ununterbrochene Bergwand, wie sie in gleicher Lage und in gleichem Winkel gegen die mittägliche Sonne, von gleicher Höhe und Ausdehnung kaum irgendwo
wieder vorkommt, hält die rauhen Strömungen des Nordens ab. Die südliche Umrandung ist weit niedriger und gestattet den er wärmten Lüften, die über deren Nadelwälder hinstreichen, freien Zutritt. Während so die Steilwände des Nordens die Strahlen zurückwerfen, kann der helle Mittag des südlichen Hochgebirges in voller Glorie walten. Man kann sich vorstellen, dass es eine eigentümlich an regende und gut durchsonnte Luft sein muss, wenn bei einer durchschnittlichen Erhebung von mehr als 1200' Metern der Winter
so ist, dass auf der Sonnenseite die Schafe meist noch um Weihnachten auf die Weide gehen, dass die Bienen stöcke den ganzen Winter sich im Freien befinden, die Bienen oft im Februar ausfliegen und Anfangs Mai schwärmen. Das Thal hätte von einem Künstler, der am Südabhang unseres Hauptwalles das Modell eines »Davos« zusammenstellen sollte, nicht günstiger angelegt werden können. Wer ohne Sachkenntnis« über derartige Verhältnisse ur timi lt, der sagt, dass es keinen grösseren Unsinn geben könne
, als die Leute in den Winter des Hochgebirges schicken. Solchen Anschauungen gegenüber helfen keine Schilderungen, nur der Augenschein. Ich für. meinen Th eil bin überzeugt,
