Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
in dem vier- undsiebenzigsten Jahre, erkrankte K. Rudolf. °) Er selbst fühlte, daß er zu „ seinen Tagen' gekommen sei; er befand sich damals zu Hagenau im Elsaß und es waren um ihn die Grafen von Leiningen, Fürstenberg, Aatzenellenbogen, von Veldenz, von Würtembcrg, Äl- brecht und Burghard von Hakgerloch, der Markgraf von Hochberg, die zwei Ritter von Baldegg. Da meinte der Kaiser , es sei Zeit, nach Speier Zu eilen, um dort in der Gruft vieler alten Könige und Kaiser des deutschen Reiches zu ruhen
von seinen Thatm. Auf dem Wege dahin aber, am 15. Juli 1291, starb er zu Germersheim, welche Stadt er gestiftet hatte. Kein Kaiser hat, wie er, ein so unbeflecktes Andenken und den Ruhm hinterlaffen, mit so klarem Verstände feine Verhältnisse erfaßt, und mit stets angemessenen Mitteln sie bemeistert zu haben. AlS er seine Würde antrat, fand er das Reich im tiefsten Verfalle, der Anar chie preisgegeben, ein Spott der Kinder geworden; als er starb, hin terließ er es in seinen innern Verhältnissen vollkommen
geordnet, die kaiserliche Würde war wieder die erste der Christenheit geWörden. Es ist ein sehr seichter Vorwurf W. Menzels, wenn er sagt, Kaiser Rudolf habe die Höhe seiner Stellung, die welthistorische Bestimmung des Reiches nicht erfaßt, und seinen Bemühungen einen zu engen Kreis gezogen. In dem Zustande, wie K. Rudolf Deutschland antraf, mußten diese seine Bemühungen vorausgehen, er mußte vorher sein eigenes Haus ordnen. Nachdem dieß, und zwar auf vollendete Art geschehen war, hätten feine
Nachfolger Zeit und auch die Aufgabe gehabt, ihre Kräfte nach außen Zu-richten. , Nie war Kaiser Rudolfs Stellung höher und schöner, als am S) Jeh. Müller.