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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 264 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
sich verhalten hätte, wenn Englands Truppen ungerufen gelandet wären, hatte nur noch akademische Bedeutung, denn die englische Regierung war entschlossen, die belgische Bedingung zu erfüllen. Aber es verdient Beachtung, daß ein deutschfreundlicher flämischer Beamter im belgischen Kriegsministerium aus dem Munde des Ministerpräsidenten gehört haben will, man werde eine englische Lan dung zulassen. Allerdings steht das im Widerspruch zu einer Äußerung des Generalstabs chefs zum deutschen Militarattaché

Der Kriegsausbruch 253 erne* deutschen Invasion gegeben hat, 1 so muß das zu diesem Zeit punkt geschehen sein. Freilich war die Bereitwilligkeit der Regierung, den englischen Winken zu folgen, auch jetzt an die Bedingung ge knüpft, daß Belgien im Falle einer Verletzung seiner Neutralität nur nach ausdrücklicher Anrufung die Hilfe der Garantiemächte geleistet wurde; bis dahin wollte sie den Angreifer aus eigner Kraft abwehren. 2 Sie kleidete die Ablehnung einer unerbetenen Hilfe in derart

schroffe Formen, daß die Londoner Regierung davon geradezu betroffen war und sogar ein geheimes Einverständnis zwischen Belgien und Deutsch land witterte. 3 Hinter alledem ist deutlich der Entschluß zu erkennen, keine Inkorrektheit zu begehen, bevor Deutschland nicht in aller Form seine Absichten enthüllt hatte, und man wird nicht fehlgehen, in dem König den eigentlichen Träger dieses klugen Programms zu sehen, dessen Durchführung Deutschland eindeutig ins Unrecht setzte und zugleich dem Hochgefühl

des neuen belgischen Nationalis mus entsprach. 4 Aber weitere Sicherungsmaßnahmen schienen in der Tat geboten. Am 31. Juli spitzte sich die belgische Frage bedrohlich zu. In Brüssel wich der deutsche Gesandte v. Below aus, als ihn Baron van der Eist an die deutschen Zusicherungen von 1911 und 1913 erinnerte und eine neue Erklärung der deutschen Regierung anregte. 6 Vor allem aber erteilte diese selbst eine ausweichende Antwort, als Grey, der nun begann, die belgische Neutralität zum Angelpunkt

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 128 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
England und die dänische Landesverteidigung J-i'f Soviel Mißtrauen eine solche Garantieerklärung bei der damaligen dänischen Regierung auch begegnete, 1 so bildete sie doch die er gänzende Grundlage für die Haltung Dänemarks in den letzten Vor kriegsjahren. Stärkung der militärischen Sicherheit: das war jetzt die Parole» aber es blieb das Entscheidende, daß die Rüstung lediglich das deutsche Interesse berücksichtigte, nicht das englische. Wohl versuchte das konservative Kabinett Neergard

, das im Herbst 1908 ans Ruder kam, nicht nur eine Seebefestigung durchzusetzen, sondern auch eine Landbefestigung in Gestalt eines weiteren Fortgürtels rings um die Hauptstadt, und es scheint, daß an dieser Erweiterung des Rüstungsprogramms englische Einwirkungen nicht unbeteiligt waren. 2 Aber schon im Juli 1909 gelangte Christensen im Kabinett Graf Hol stein wieder zur Herrschaft, und indem er selbst das Wehrministerium übernahm, brachte er das Landesverteidigungsgesetz im Sinne der geheimen Besprechungen

, nicht nur vor der Öffentlichkeit jeden Zusammenhang zwischen den Rüstungen und den Besprechungen mit Deutschland zu verwischen, sondern auch von diesen selbst abzurücken, soweit sie über das hinausgingen, was das neue Verteidigungsgesetz verwirklichte. Die Erklärung, die er am 18. Februar 1909 in der Kammer abgab, bedeutete, nur für die Eingeweihten erkennbar, nichts anderes als den Bescheid an die deutsche Regierung, daß eine erneute Annäherung in der Richtung der 1 906/07 ausgetauschten Zukunftsvorbehalte nicht beabsichtigt

kam, war diesem das erste Anzeichen dafür, daß das Vertrauen Dänemarks auf die englische Flotte ins Wanken kam. Vaughan an Grey. Kopenhagen, 26. Dezember 1910. B.D. VIII Nr. 576.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 137 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
zum Abschluß zu bringen. Daß In diesem letzten Stadium der norwegischen Auseinander setzungen die Machte sich in einer Gruppierung gegenüberstanden, die mit der allgemeinen Konstellation nicht übereinstimmte, daran trug ein Vorstoß Rußlands in der Alandfrage schuld. Er erst schuf den Wirrwarr» der für die nordischen Auseinandersetzungen dieser Periode bezeichnend ist. Die Forderung, das Servitut vom 30. Marz 1856 zu beseitigen, mit der die russische Regierung Ende Juni 1907 vertraulich an das englische

Kabinett herantrat 2 und von der bald die anderen Regierungen geheime Kenntnis erhielten, komplizierte nicht nur die noch schwebende Angelegenheit, sondern berührte vor allem die Stellung Schwedens, das in der Aufhebung des Befestigungs verbots für die Alandinseln eine neue Gefährdung seiner Sicherheit erblicken mußte. Die Stockholmer Regierung wurde sofort in Lon don und Paris vorstellig und Heß durchblicken, daß, wenn dem Antrag Rußlands stattgegeben würde, Schweden seine Politik anders orientieren

über den Besitzstand in Asien führten. Zwar erteilte Grey keine offene Absage, jedoch erklärte er die Aufhebung der Aland- 1 Daß Dänemark dabei gebunden sein sollte, die Durchfahrt durch den Großen Belt für alle Schiffe offen zu halten, läßt wieder deutlich die englische Einwirkung erkennen. 2 Memorandum vom 20, Juni, das am 25. Juni in London übergeben wurde. B.D. Vili N. 95. 3 Rodt! an Grey. Stockholm, 20. Juli 1907» Ebenda Nr. 97. 4 Über Iswolskis Motive vgl. Taube a.a.O. 116 ff.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 101 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
, bei dem dieser die Zusammen- 1 Rouvier an Delcassc. Lissabon, 12. Mär?. 1903. F.D.II 3 Nr. 136. In seiner Auf zeichnung vom 17. Dezember 1913 (D.D. XXXVII 1 Nr. »4691), die auf die Vorginge vom ersten deutsch-englischen Abkommen über die portugiesischen Kolonien bis zur Vorbereitung des zweiten Vertrags eingeht, nimmt Rosen auch stu der Frage Stellung, ob und wie weit die englische Regierung an diesen Maßnahmen Portugals beteiligt war. Er vermutet wohl mit Recht, daß das Foreign Office über Sovcral dahinter stand

§0 II, Dit iberischen Staaten. 2. Portugal zugute kam. Als sich von Deutsch-Ostafrika ein deutscher Einfluß nach dem Barotse-Gebiet geltend machte, verständigte sie sich mit der britischen Regierung über die bis dahin strittig gewesene Grenze im östlichen Angola, und kurz darauf bewilligte sie, anstatt den deut schen Bemühungen um die Erlaubnis zu einem Bahnbau von der Tigre-Bai nach Port Alexander zur Erschließung der Otavi-Minen Gehör zu schenken, einer englischen Gesellschaft den Bau der Ben

Kolonien gab, drückten den Stempel auf das Zusammengehen der beiden un gleichen Staaten. Die portugiesische Regierung glaubte in der bedingungslosen An lehnung an das britische Weltreich Mutterland und Kolonien am besten geschützt. Aber in der krisenhaften Zuspitzung der Weltver- hältnisse, die für den Kolonialbesitz der kleinen Staaten schwere Ge fahren in sich schloß, schien eine weitere Sicherung geboten. So knüpfte König Carlos auch mit den übrigen Mächten an, und in dem regen Besuchsaustausch

zwischen den Staatsoberhäuptern von Por tugal» Frankreich, Deutschland und England in den Jahren 1904-05 kam das Interesse zum Ausdruck, das die europäischen Großmächte ihrerseits an dem kleinen Lande nahmen. 8 Deutschland, dein die portugiesische Regierung so mißtrauisch gegenüberstand, war an dieser Umwerbung stark beteiligt. Nicht nur, daß es während der Niederwerfung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika die portugiesischen Grenzen streng beachtete : der Besuch des Kaisers Ende März 1905

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 98 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
einen Druck ausgeübt hätte. Zunächst wurde nun eine Lösung auf der Basis gesucht, daß Deutschland an dem Anleihegeschäft beteiligt wurde, aber nach längerem Sträuben ging die englische Regierung im Sinne der damals unternommenen großen Annäherungsaktion auf die deutsche Anregung ein, unter Verzicht auf alle selbständigen An leiheabmachungen sich für den Fall einer Veräußerung des portu giesischen Kolonialbesitzes über dessen Aufteilung mit dem Reich

von neuem, das Geldbedürfnis Portugals für po litische Vorteile im Sinne seiner südafrikanischen Projekte auszu nützen. Neben den Zins- und Territorialgarantien spielten die ge meinsame Kontrolle über den Hafen und die Eisenbahn von Lourengo Marquez sowie die Verpflichtung, den Status quo in Mozambique aufrechtzuerhalten, wieder eine wichtige Rolle. Die portugiesische Regierung bot dagegen als Garantie für die gewünschten 8 Millionen Pfund die Zölle von Mozambique sowie von Portugal

selbst, und der Gesandte in London Marquis de Soveral, der sich mit besonderem Nachdruck und über die von der Regierung eingehaltene Linie hin aus für den Abschluß des Abkommens einsetzte, bezeichnete die Kontrolle Englands über die Delagoabai und die Transvaalbahn dabei als eingeschlossen. Fast schien es, als ob diesmal die Verständigung zwischen dem kleinen Land und seinen beherrschenden Protektor zustande kommen werde. Da wurde auch sie durch eine auswärtige Intervention zum Scheitern gebracht. Arn 20. Juni

protestierte der französische Gesandte in Lissabon beim portugiesischen Ministerpräsidenten. Am folgenden Tage tat der deutsche Gesandte das gleiche beim Könige: mit der Drohung, eine internationale Finanzkontrolle gegen das Land in Bewegung zu setzen, erhob er gegen das Abkommen mit England, das die fremden Interessen schädige, Einspruch. Vielleicht hätten diese Schritte nicht die gewünschte Wirkung gehabt, wenn die deutsche Regierung nicht unter Berufung auf die früheren Besprechungen auch auf England

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 100 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
eine solche in dem rückständigen Lande überhaupt vorhanden war, übte an der Regierungspolitik eine heftige Kritik. 'Während des südafrikanischen Krieges entlud sich ein wahrer Groll gegen England, dem man in Erinnerung an das Er lebnis von 1891 die bösesten Absichten zutraute, und gewisse Kreise schauten auf Deutschland, dessen Freundschaft ein wertvolles Gegen gewicht gegen die englische Beherrschung schien. Aber die Reichs regierung hielt sich zurück, und ungestört konnte England die Unter werfung Südafrikas zum Abschluß

in Lissabon ausgetauscht wurden und in denen die alte Freundschaft gefeiert wurde, legten das auch vor der Außenwelt fest. Schon damals konnte sich die deutsche Regierang» ohne Kenntnis des neuen Geheimvertrags, düpiert fühlen. Wie stark sich die britische Regierung in dieses Doppelspiel begeben hatte und wie rücksichtslos sie über das unbequeme Aufteilungsab kommen mit Deutschland hinwegging, beweist die Tatsache, daß sie, wenn sie auch selbst dabei im Hintergrund blieb, entgegen dem Sinn dieses Vertrags

insgeheim einseitig das Kreditbedürfnis Portugals be friedigte und damit half, daß sich die Voraussetzungen für das In krafttreten der Abmachungen mit Deutschland nicht erfüllten. 1 Das Mißtrauen der portugiesischen Regierung war beschwichtigt und das Vertrauensverhältnis zwischen Protektor und Schützling wiederhergestellt. Aber die Rolle, die Portugal dabei spielte, fand durchaus nicht die einheitliche Sympathie des portugiesischen Volkes, und die öffentliche Meinung, soweit

bringen. An der Haltung der portugiesischen Regierung änderten diese Vor gänge nichts. Inn Sinne der Neubefestigung des alten Freundschafts verhältnisses zum Inselreich leistete sie diesem bei der Niederwerfung der Burenstaaten die vertraglichen Hilfsdienste, und darüber hinaus tat sie geflissentlich alles, was die deutsch-englischen Abmachungen von 1898 weiter entwerten konnte, wenn das auch einseitig England 1 Die bisher dafür vorhandenen Beweisstücke bei Schwarze 71 ff.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 219 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
20S TV- Die mitteleuropäischen Staaten. /. Belgien und des Generalstabs hin. 1 Allerdings hatte auch England dabei seine Hand im Spiele, und es kam wegen der Verstärkung der Garnison von Lüttich sogar zu einer unmittelbaren Vorstellung der Londoner Regierung in Brüssel, 2 In diesen Tagen wird der Kriegsminister General Hellebaut dem drängenden Oberstleutnant Bridges auch die Erklärung abgegeben haben, die englische Gesandtschaft werde von ihm sofort einen telephonischen Anruf erhalten

, hat später den englischen Vertretern in aller Offenheit das Mißtrauen der katholischen Partei gegen das Inselreich, den einstigen Protektor der belgischen Neutralität, zum Ausdruck gebracht : England sei Partei geworden und ein vertrauens voller Appell sei nicht mehr möglich; vielmehr müsse jetzt gerade von England her der Bruch der beigischen Neutralität befürchtet werden. 6 Und das geschah, obschon seit dem Juni 1911 nicht mehr ein Altkonservativer an der Spitze der Regierung stand

, sondern ein Mitglied der Jeune Droite. Der neue Ministerpräsident Baron de Broqueville, eine bewegliche, vielleicht allzu bewegliche Persönlich keit, neigte wohl von vornherein zur aktiven Richtung, hielt aber in Rücksicht auf den rechten Flügel seiner Partei zunächst am alten Kurs fest. Das war für die Ententemächte eine schwere Enttäuschung. Aber mehr noch als die betont neutrale Haltung der belgischen Regierung beunruhigte sie ihre immer noch bestehende geringe Bereitschaft und 1 Bridges an Villiers. Brüssel

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 36 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
zwischen Frankreich und England. Da er erkannte, daß die spanische Regie rung zu großen Entschlüssen nicht zu bewegen war, nahm er um die Jahreswende 1902/03 formelle Verhandlungen mit England über Marokko auf, und es bedeutete nicht wenig, daß sich die beiden Großmächte noch am 31. Dezember einigten, die Verständigung auf die „interessierten Mächte' zu beschränken, d. h. - wie der franzö sische Botschafter in London ausdrücklich erläuterte - Deutschland auszuschalten. 1 Die englische Regierung ging

in jeder Weise mit. Zwar sprach nun auch sie ihre Bereitwilligkeit aus, mit Spanien eine Vereinbarung einzugehen, auf Grund deren keine der beiden Machte ohne Verständigung mit der andern über Marokko Ab machungen treffen sollte, aber weiter erfolgte nichts. Während die spanische Regierung sich in der Herbeischaffung papierner Siche rungen und Garantien nicht genug tun konnte, reichten sich England und Frankreich die Hand zum kolonialen Ausgleich, und zwar ohne Beteiligung Spaniens. Nur insofern löste

die britische Regierung ihre Zusage ein, als sie nach Madrid zu verstehen gab, das Abkom men werde die spanischen Interessen berücksichtigen. 2 Der schwache Staat sollte bald zu fühlen bekommen, was es hieß, mit zwei Großmächten zu tun haben, die entschlossen waren, sich miteinander zu verständigen, wenn nötig auch auf Kosten Dritter. Schon deutete sich an, in welcher Richtung das für Spanien fühlbar 'werden würde. In dem Augenblick, da England in die Verhandlungen über Marokko eintrat, ließ es erkennen

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 111 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
J00 II. Die iberischen Staaten, 2. Portugal Es war ein wahrer Großangriff, den Frankreich mit diesem Vor stoß gegen das in Vorbereitung begriffene deutsch-englische Verstän digungswerk richtete. Er konnte um so weniger seinen Zweck ver fehlen, als mittlerweile in den Verhandlungen zwischen den beiden Mächten erhebliche Komplikationen entstanden waren, die sich an die Frage der Veröffentlichung des Abkommens knüpften, England wünschte die sofortige Bekanntgabe, Deutschland vertrat den ent

gegengesetzten Standpunkt, und als die Berliner Regierung in diesem Stadium von dem Bestehen des sogenannten Windsor-Vertrags von 1899 erfuhr, dessen Mitveröffentlichung zudem von englischer Seite gewünscht wurde, da ergriff neuerdings stärkstes Mißtrauen von ihr Besitz, und sie lehnte Ende März 1914 die Unterzeichnung des neuen Vertrags ab, falls diese die Veröffentlichung der beiden Verträge nach sich zöge. So trat seit der Paraphierung des neuen Abkommens ein voller Stillstand in der Angelegenheit

: der Ministerpräsident Machado hatte sich in die Situation des Bittenden begeben; es schien erwünscht, ihn darin zu lassen. 1 Die Besprechun gen mit der Lissaboner Regierung wurden vorsichtig weitergeführt und es wurde ihr zu verstehen gegeben, daß Frankreich an Deutsch lands Stelle die wirtschaftliche Erschließung Angolas übernehmen wolle. 2 Endlich schien man in Lissabon handeln zu wollen. Ein Plan zur Reform der Verkehrs Verhältnisse des großen Kolonialgebiets wurde aufgestellt. Freilich rechnete die Regierung

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 413 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
402 V. Die Balkänstaatm. /. Die Balkankriege 1912-1 $1} ihrerseits auf Regierung und Parteien terroristisch einwirkte, um das Land an der Seite des verbündeten Griechenland in den Krieg gegen den treulosen Verbündeten zu zwingen, behielt er die Führung der Dinge in der Hand. Entgegen der Stimmung des ganzen Volkes und des Heeres setzte er durch, daß die Entscheidung der Peters burger Regierung hingenommen wurde. 1 So blieb es bei einem An trag Serbiens in Sofia auf eine Revision

der Vertragsbestimmungen des Vorjahres. Aber wie zu erwarten war, lehnte Bulgarien ab. In Sofia steigerte sich Ende Mai noch die Herrschaft des intransigenten Chauvinismus, indem der bisherige Kammerpräsident Danew, die Seele der unversöhnlichen Richtung und schon längst der eigentliche Leiter der bulgarischen Außenpolitik, die Regierung übernahm. Damit war die Stunde fur den russischen Schiedsrichter gekommen. Da er neute Mahnungen nichts fruchteten, lud der Zar am 17. Juni die Ministerpräsidenten in gleichlautenden

Überfall, der mehr auf das Konto der Heeresleitung als der schwankenden Regierung ging, am 28. Juni den zweiten Balkan krieg zum Ausbruch. 2 Bulgarien nahm allein den Kampf auf. Während die serbischen und griechischen Armeen den erschöpften bulgarischen Truppen ent gegentraten und bald auch eine türkische Armee gegen Adrianopel marschierte, griff keine Großmacht zu seiner Hilfe ein. Es hatte sich mit seiner Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung völlig isoliert. Dabei hätte die Regierung

, wenn nicht im Sinne militärischen Beistandes, so jedenfalls in Form starken politischen Drucks Österreich-Ungarn 1 Marko, Hartwig a.a.O. 757fr. 2 Die Vorgänge der letzten Junitage in Sofia bedürfen noch einer genauen Unter suchung. Der Vorstoß der Opposition, der Beschluß der Regierung zugunsten einer Reise Danews nach Petersburg, zu der es dann nicht mehr kam, und die Entscheidung für den militärischen Angriff : das alles ist nach der tatsächlichen Seite wie hinsichtlich der kau salen Zusammenhinge

12
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 189 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
respektieren werde, wie es seine Feinde tun würden.® Nach Kriegsbeginn ging die deutsche Regierung noch weiter. In einer feierlichen Versicherung gegenüber der hollän dischen Regierung verpfändete sie ihr Wort, daß das Reich die Neutra lität der Niederlande genauestens achten werde. 4 Das war das sehnlichst erwartete Stichwort für die endgültige Entscheidung im Haag. Hatte die Regierung bis dahin immer wieder versucht, mit Belgien eine Gemeinsamkeit zustande zu bringen, so tat sie nunmehr das Gegenteil

. Sie war entschlossen, aus der deutschen Erklärung alle Folgerangen im Sinne einer unbedingt neutralen Haltung zu ziehen, und als die belgische Regierung nach Ablehnung des deutschen Ulti matums ihrerseits mit den militärischen Stellen in Maastricht wegen gemeinsamer Maßregeln Fühlung nahm, begegnete sie im Haag derselben Zurückhaltung, die sie selbst bisher beobachtet hatte.® Die Interessen der beiden benachbarten Staaten hatten sich völlig ge trennt. Am 6. August erklärte die holländische Regierung formell

die Neutralität mit dem Zusatz, daß sie unerschütterlich sei. Die Kammer nahm die Verkündigung einstimmig mit einem Vertrauensvotum für die Regierung an. 1 Oers, an Viviani. Haag, 31. Juli 1914. Ebenda Nr. 422. 2 Foerster a.a.O. 53, 3 Entwurf Jagou--Bethmann über die dem englischen Botschafter Jeu gebende Er klärung vom 29. Juli >914. D. D. zum Kriegsausbruch Nr. 373. 4 Jagow an Lichnowsky. Berlin, 4. August 1914. Ebenda Nr. 810. Das direkte Zeugnis ist in die Aktenveröffentlichung nicht aufgenommen worden

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 167 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
VERHANDLUNGEN DER TRENTINER MIT DER REGIERUNG 155 dürfe, und sie richteten die Aufforderung an die Regierung, die autonome Provincial- und Gemeindeverwaltung in ihrem wesent lichen Inhalt für das ganze Gebiet aufrecht zu erhalten. Die neuen Provinzen hätten das Recht, zu fordern, daß nur unter Mitwirkung ihrer gewählten Vertreter die Neuordnung erfolgen dürfe. Deshalb sollten die politischen Wahlen möglichst bald erfolgen, damit die Bevölkerung Gelegenheit habe, sich zu äußern. Auch Provinzial

- wahlen sollten bald abgehalten werden. Demgegenüber machte Sa lata von der Absicht der Regierung Mitteilung, für das Gebiet die Provinzial- und Gemeindeverwaltung aufrecht erhalten bezw. wie der herstellen zu wollen. Die administrative Regelung solle der ge setzgebenden Körperschaft vorbehalten bleiben und erst dann durch geführt werden, wenn die Abgeordneten der neuen Provinz in das Parlament eingetreten seien. Deshalb wolle die Regierung sofort nach der Annexion die politischen Wahlen ausschreiben

, gegebenen falls im Etschgebiet allein. Es wurden dann die Hauptrichtlinien der Neuordnung erörtert, und Credaro gab kund, daß die Teilung des Gebietes in zwei Provinzen bei den Parteien auf Widerstand stoße, „die am meisten zum Triumph der nationalen Sache beige tragen haben'. Hatte der Generalkommissar damit bereits denTren- tinern ein wesentliches Zugeständnis gemacht, so ließ die weitere Verhandlung noch deutlicher erkennen, daß die Regierung auf ein Kompromiß lossteuerte, das in der wachsenden

und die Anpassung an die na tionale Gesetzgebung hoben sie die Notwendigkeit hervor, daß wäh rend der Übergangsperiode die autonome Verwaltung für die ganze Provinz gemeinsam sei, wenn auch auf der Grundlage zweier nach den Nationalitäten getrennten Landtagssektionen. Damit endigte die Besprechung; auch diesen Vorschlägen gegenüber behielt sich die Regierung die Entscheidung vor.

14
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 457 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
MO V. Dh Balkanstaat én. 7. Der Kriegsausbruch , großserbischen Aktionsprogramm der Belgrader Regierung und der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaares abzu streiten. Der Mord war eine wohlgeplante Tat, die der Erreichung der geheimen politischen Ziele diente und mit Hilfe des für diesen Zweck geschaffenen Apparats verschwörerischer Organisationen dies seits und jenseits der serbischen Landesgrenze zur Ausführung ge langte. Die Mörder waren zwar keine Serben und serbischen

Artamanow. Unter seinen Augen wurden die Mörder von serbischen Beamten und Offizieren gedungen, mit Waffen ausgestattet und in deren Gebrauch unter richtet und dann über die Grenze gebracht. Die serbische Regierung hatte volle Kenntnis von dem Mordplan und versuchte» die Atten täter an der Überschreitung der Grenze zu hindern, aber die Grenz beamten, die der Verschwörung angehörten, gaben den Befehlen keine Folge. Sie ließ danach die Dinge gehen, und die Warnungen, die sie nach Wien gerichtet

haben will, sind tatsächlich nicht erfolgt oder hatten nur den Sinn, unter Hinweis auf die in Bosnien herr schende Erregung die im serbischen Interesse an sich unerwünschte Reise des Erzherzogs zu hintertreiben. Von Attentatsvorbereitungen, deren Kenntnis erst die österreichisch-ungarische Regierung veran lassen konnte, den Thronfolger von der Teilnahme an den Manövern abzuhalten, war bei diesen Warnungen keine Rede. Genug : die Mit wisserschaft der serbischen Regierung an dem Attentat steht heute außer Frage

. 1 Anderseits darf als sicher angesehen werden, daß ihr die Mordtat im damaligen Zeitpunkt unerwünscht war. Nicht genug, daß Serbien 1 Es kann nicht Aufgabe dieser Darstellung sein, die Zusammenhänge und Vorgänge in allen Einzelheiten wiedenrugeben. Vgl vor allem die erschöpfende Untersuchung von Friedrich v. Wiesner, Die Schuld d er serbischen Regierung am Mord von Sarajewo (Berliner Monatshefte VI 307-395); dazu Hans Übersberger, Zur Vorkriegsgeschichte Serbiens (Ebenda XI 52, ff-)-

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 458 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Der Mord poh Sera/em and die serbische Regierung 447 durch die innere Aufbauarbeit in Anspruch genommen war : die Krise, in der es stand, und die Unfertigkeit, in der die Balkangemeinschaft sich befand, bildeten eine schwere Belastung. 1 Das war ja gerade der Inhalt der Auseinandersetzungen, die sich in jenen Wochen zwischen der Regierung und der „Schwarzen Hand' abspielten: daß sie von der verschwörerischen Geheimorganisation nicht länger drangsaliert

es dem serbischen Volke die Erfüllung seiner südslawischen Einheits- träume. Die serbische Regierung verfing sich nicht nur in dem Netze, das sie gesponnen hatte, sondern wollte ernstlich gat nicht heraus. Wichtige Einzelheiten der Vorgänge sind erst später bekannt ge worden, aber die Hauptergebnisse der sogleich eingeleiteten Unter suchung haben der späteren kritischen Nachprüfung durchaus stand gehalten: die österreichisch-ungarische Regierung war im juristi schen Sinne völlig berechtigt, von Serbien

gemacht werden müsse. In aller Eile wurde deshalb die seit Wochen in Vorbereitung befindliche Denk schrift bezüglich der weiteren Behandlung der Balkanfrage zu einem Abschluß gebracht, der der neuen Lage Rechnung trug, und die deut sche Regierung stimmte ihr unter dem Eindruck der Mordtat un eingeschränkt zu. Das weitere Ziel war die Ersetzung des unzuver lässig gewordenen Rumänien durch Bulgarien und die „Isolierung 1 Prinzregent Alesander gab dem russischen Geschäftsträger Befürchtungen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 147 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
, und so mußte die neue Bevölkerung im Parlament zunächst unvertreten bleiben. Um so mehr lag ihr daran, mit der Regierung zu einer Ver ständigung zu gelangen, auch unter dem Gesichtspunkte, daß Tolo- inei und sein Kreis dafür sorgten, daß die Erörterung über die Ver einigung des Trentino mit Deutsch-Südtirol zu einer Provinz leben dig blieb. Demgemäß wurden Mitte Oktober die unmittelbaren Be sprechungen mit der Regierung aufgenommen. Eine Abordnung des deutschen Verbandes wurde am 17. von Nitti empfangen

und er klärte diesem unter grundsätzlicher Verwahrung gegen, die voll zogene Einverleibung Südtirols in Italien, daß die vereinigten deut schen Parteien bereit seien, loyal mit der Regierung an der Wieder herstellung und Entwickelung ihres Landes zusammenzuarbeiten, in der Voraussetzung jedoch, daß die Regierung liberal ihrer Haupt forderung einer weitgehenden politisch-administrativen Autonomie entspreche. Die von ihnen entwickelten Vorschläge bezogen sich auf drei verschiedene Stoffgebiete

der Verwaltungsgrenze des Bistums Brixen. Dazu wurden eine Reihe von Übergangsbestim mungen für erforderlich erklärt, und im Sinne einer einheitlichen Regelung sollten die drei Gruppen der Hauptprobleme gemeinsam behandelt werden. In seiner Antwort bezog sich Nitti auf die frühe ren Äußerungen der Regierung und versicherte von neuem, die nationalen Rechte der deutschen Bevölkerung achten zu wollen..Die

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 176 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
mit den slawischen Abwehrorganisationen der neu-italienischen Gebiete an der Adria suchte er von der Regierung beruhigende Zusagen zu erhalten. Am 21. September wurden deut sche und slawische Vertreter von Giolitti in Rom empfangen. Von neuem versicherte man die Regierung der Loyalität der Bevölke rung, sprach aber den Wunsch nach einer baldigen Regelung ihres Verhältnisses zum italienischen Staate aus mit der Erwartung, daß ihre sprachliche und kulturelle Eigenart berücksichtigt werde. Der Ministerpräsident

antwortete mit der erneuten formellen Zusiche rung, daß die Regierung die kulturellen und wirtschaftlichen Über lieferungen der fremdstämmigen Bevölkerung achten wolle. Am a4- September nahm auch der Senat, und zwar einstimmig, das Annexionsdekret an. Der Trienter Bürgermeister, Senator Zippel, begrüßte den Augenblick, da die natürlichen Grenzen Italiens wie der erreicht seien, zu denen einst die Legionen des Tiberius gelang ten, und gab dem Bedauern Ausdruck, daß nicht auch die Annexion der übrigen

erlösten Gebiete ausgesprochen werden könne, womit er auf die Tatsache anspielte, daß die Verständigung mit Südslawien noch immer nicht zustande gekommen war. Der Außenminister, Graf Sforza, sprach die Erwartung aus, daß es weder einen deut schen noch einen slawischen Irredentismus geben werde, und Gio litti erneuerte die feierliche Versicherung, daß die Regierung sich im Sinne einer weisen Verwaltung von unparteilicher Gerechtigkeit für die annektierte Bevölkerung leiten lassen werde. Am 26. Sep

tember erfolgte die Unterzeichnung des Dekrets durch den König. Die Regierung wurde dadurch ermächtigt, den Friedensvertrag nun mehr zur Durchführung zu bringen, in den annektierten Gebieten Verfassung und Gesetze des Königreiches zu veröffentlichen und die notwendigen Verfügungen zu treffen, um die Gesetze mit der bis dahin in den Gebieten geltenden Gesetzgebung in Einklang zu brin-

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