,,Oit nach Tramin steht mein Qedank' seufzte der letzte deutsche Minnesänger, der Siidtiroler Oswald von Wolkenstein, als ihm während des großen Konzils zu Konstanz (1414- 1418) am Bodensee die dortigen Weine die durstige Sängerkehle rauh und krank machten. Voll begreiflicher Sehnsucht dachte er an die milden Weine seiner sonnigeren Heimat, unter denen damals der liebliche und doch so feurige „Traminer“ als der beste galt, nicht nur in Südtirol, sondern auch in Schwaben und Bayern, wo bereits
im Jahre 1546 in einer Verordnung der Stadt München Tramin neben Bozen als Hauptort für den Weinhandel genannt wird, und 154g hebt in der ältesten deutschen Natur geschichte der Regensburger Domherr Konrad von Megenberg, ein gebürtiger Mainfranke und ehemaliger Schulrektor in der weinseligen Wienerstadt, die Weine von Tramin und Bozen besonders hervor, wobei er bemerkt, daß dort zu ihrer Klärung seit alters Eierklar verwen det werde, Der Weinbau in Südtirol ist nämlich uralt und nicht wie am Rhein
und an der Donau erst durch die Römer eingeführt worden. Schon vor 2500 Jahren reichte er nachgewie senermaßen bis nach Brixen ins Eisacktal hinauf, und wann an den von einer südlichen Sonne bestrahlten warmen Hängen des breiten Etschtales die ersten Trauben gewimmt und zu Wein gekeltert worden sind, liegt im Dunkel seiner Vorgeschichte, in der gerade das Gebiet von Tramin eine besondere Stellung einnimmt. Dort wurde nämlich in dem benachbarten