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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 132 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Das wärmste Gebiet des Landes liegt am Bodensee und in der Ebene des Rheintales; die große Wasserfläche des Bodensees ist von merklichem Einflüsse, temperaturmildernd im Winter, abkühlend im Sommer, so daß am Bodensee die mittlere Jahresschwankung der Temperatur stark herabgedrückt ist. Der Tem peraturunterschied von Bregenz gegenüber dem nahe und fast gleich hoch gelegenen Dornbirn ist bedeutend und selbst Feldkirch an der Ausmündung des Illtales in die Rheintalebene ist im Frühling und Sommer

und Stuben hinauf ist die Temperaturabnahme im Winter eine sehr langsame, was damit zusammenhängen dürfte, daß im unteren, ungemein flach absinkenden Illtale sich die Becken im Winter durch starke Ausstrahlung mit kalter Bodenluft füllen, während in dem steileren Klostertale einerseits die kalte Luft leicht abfließen kann, während andrerseits die milden Westwinde in den höheren Tälern viel leichter Zugang finden. Die rasche Temperaturabnahme zwischen Stuben und der Arlberghöhe (St. Christoph

) ist auffällig, da sich zum Beispiel für den Winter hier eine raschere Temperaturabnahme als 1° pro 100 m ergibt, während im Frühling und Sommer der Gradient viel kleiner ist. Man könnte hier allerdings annehmen, daß das auf der Grenzscheide zwischen Tirol und Vorarlberg gelegene St. Christoph durch den kälteren Winter Nordtirols beeinflußt ist. Dann müßten aber in Langen kalte, boraartige Ostwinde vom Arlberg herab sehr häufig sein, während nach den Beobachtungen Ostwinde in Langen gar nicht vorkommen

aus, besonders im Winter, wo es um 1 4 2' kälter ist als das um fast 500 m höher liegende Gargellen. Aber auch in den übrigen Jahres zeiten ist die Temperaturdifferenz zwischen beiden Orten gering. Temperatur- Umkehr im Winter ist in diesem Teile des Landes jedenfalls eine häufige Erscheinung. Die Stationen des Bregenzerwaldes hingegen ergeben Temperatur mittel, die sehr gut mit jenen im III- und Klostertale übereinstimmen, so daß wir letztere Strecke ruhig als »Klimatische Leitlinie« des Landes auffassen

dürfen deren Verhältnisse charakteristisch für das ganze Gebiet sind. Die Differenzen, dje oft zwischen nahe gelegenen Orten gefunden werden, dürfen in Vorarlberg ebensowenig wie im Inntale befremden. Denn besonders das Illtal ist gleichfalls ein Gebiet großer Föhnhäufigkeit, die ebenfalls dazu bei trägt, den Winter Vorarlbergs milder zu gestalten, als es ohne Föhn der Fall wäre.

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Bücher
Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 44 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
46 m höher als 'Riva liegt, ist das Jännermittel um volle 2° tiefer. Am Gardasee partizipiert Tirol noch an dem durch milde Winter ausgezeichneten Gebiete der oberitalienischen Seen, das hier seine Ostgrenze erreicht. Die günstige Süd exposition. der mildernde Einfluß des als Wärmereservoir dienenden Sees, vielleicht auch die Reflexion der Sonnenstrahlung durch den Wasserspiegel wirken hier zusammen, um alle Vorbedingungen für Winterkuvorte zu schaffen. Im Etschtal liegen die Temperaturen

im Winter des Etschtales nicht vorzukommen, ausgenommen in der Val Sugana 1 . Bei ca. öOOm sinkt im Etschtal und in den angrenzenden Gebieten die mittlere Jahrestemperatur unter 10°. Bis gegen 400 m hinaufist der Herbst kühler als der Frühling, der April vom Oktober wenig verschieden. Der in den tief gelegenen Gebieten geringe Schneefall, der fast nie zur Ausbildung auch nur kurze Zeit überdauernder Schneedecken führt sowie die für Südtirol charakte ristischen Herbstregen sichern dem Frühling

, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Die Unter schiede zwischen annähernd gleich hoch gelegenen Stationen Judicariens, des Sulz- und Nonsberges sind zwar nicht unbeträchtlich, deuten aber im aligemeinen doch auf eine ziemlich große Einheitlichkeit der Temperaturverhältnisse dieser Gebiete hin, was auch noch für die Val Sugana, das Tal des Avisio und die west lichen Dolomiten überhaupt gelten dürfte. Die Temperaturabnah.me ist im Winter eine sehr langsame, im Sommer eine rasche. Milde Winter kennzeichnen

auch die höheren Lagen des Gebietes, in welchen noch mancher Höhen-Winterkurort seiner Entdeckung harrt. Die mittlere Jahresschwankung der Temperatur beträgt am Gardasee 20—21° und wird im Etschtale etwas größer, 22—23°. Der überaus milde Winter am Gardasee bedingt diesen Unterschied. Da nun mit zunehmender Höhenlage die Sommermittel sehr rasch, die Wintermittel sehr langsam abnehmen, sinkt damit auch der Betrag der jährlichen Wärmeschwankung. Das Vintschgau oder obere Etschtal schließt sich in.klimatischer

Beziehung ganz an das eben besprochene Gebiet an, das als Südtirol im engeren Sinne bezeichnet werden könnte. Der Winter bleibt bis ca. 1300«* Höhe milde und wird erst in den hochgelegenen Stationen in den Seitentälern sehr streng. Der 1 In der Val Sugana tritt im Winter oft intensive Temperaturumkehr ein (Levico, Vetriolo). Es ist überhaupt wahrscheinlich, daß die Val Sugana eine StraOe darstellt, auf der kalte Luft von Osten her in das Etschtal einstrümt und die Temperatur im untersten Etschtale

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Bücher
Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 134 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Gaschurn, die nachstehende Übersicht: Die langsame Wärmeabnahme mit der Höhe im Winter (0*20° pro 100#/, im Jänner 0'17°) ist überraschend und legt den Schluß nahe, daß Temperatur umkehr eine sehr häufige Erscheinung sein muß. Tatsächlich ist die Konfiguration des Landes hierzu wie geschaffen; die Höhen hingegen stehen im Winter ganz unter der Herrschaft westlicher Winde. Im Frühling und Sommer ist die Tempera turabnahme mit der Höhe viel rascher und gleich groß in beiden Jahreszeiten (0'58° pro 100

m). Eine in Gebirgsländern ganz regelmäßige Erscheinung ist der kleine Temperaturgradient im Herbst (0-33°). Vergleichen wir die oben stehendeÜbersicht mit der für Nordtirol aufgestellten (siehe Seite 13), so finden wir, daß im Niveau von 500 m Vorarlberg in allen Jahreszeiten wärmer ist als Nordtirol, wenn auch im Sommer der Unterschied gering ist. In den Höhenstufen von 800 und 1100 m ist der Winter wärmer als in Nordtirol, die übrigen Jahreszeiten kühler. Im Niveau von 1400 m endlich findet eine Annäherung

an die Temperaturverhältnisse Nordtirols insoferne statt, als der Winter in Vorarlberg wärmer, der Frühling kühler, Sommer und Herbst aber gleich temperiert sind wie in Nordtirol. Dementsprechend ist in allen Höhenstufen die mittlere Jahresschwankung der Temperatur kleiner als in Nordtirol. Die Differenz beträgt in einer Höhe von 500 m 1'4°, von 800w 1*4°, von llOOw 2*5°, von 1400m 0'9°. Der jährliche Gang der Temperatur neigt in Vorarlberg weniger zu Extremen, indem der Winter durchschnittlich milder, der Sommer hingegen kühler

ist. Dieser Unterschied erklärt sich ohneweiters aus der ungeschützten Lage Vorarlbergs gegenüber den ungemein häufigen Westwinden (siehe Windverhält nisse), die im Winter relativ mild, im Sommer hingegen kühl sind. Da bei Berechnung der Höhenstufentemperaturen für Nordtirol auch lokal stark gestörte Gebiete, wie das Großachental, beigezogen wurden, so treten die

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 105 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Wir finden also, daß im Niveau von 600 m die Temperaturunterschiede zwischen Nord- und Südtirol infolge der Scheidewand der Alpen sehr beträcht liche sind; diese Unterschiede gleichen sich in größeren Höhen immer mehr aus, so daß in 1400 m Höhe die Temperaturverhältnisse ganz Tirols bereits sehr gleichförmig geworden sind. Frühling und Sommer bleiben in Südtirol aber stets wärmer als in Nordtirol. Außerordentlich begünstigt sind im Winter die tiefer gelegenen Gebiete Südtirols

. Während aber in Südtirol im Winter die Temperatur abnahme mit der Höhe eine ziemlich rasche ist, erscheint dieselbe in Nordtirol im Winter als eine ungemein langsame, während im Pustertale sogar Temperatur umkehr eintritt. Die klimatische Bevorzugung Südtirols im Winter gegenüber den anderen Gebieten hört deshalb in größeren Höhen auf. Unvergleichbar mit anderen Gebieten ist das Gebiet am Gardasee und das Etschtal bis Meran; beide müssen als klimatische Oasen bezeichnet werden, was in weiteren Erörterungen noch näher

am größten in den tief gelegenen Orten und nimmt langsam mit der Höhe ab. Am größten in ganz Tirol ist die Jahresschwankung im Pustertale, wo einem sehr kalten Winter ein relativ sehr heißer Sommer gegenübersteht Hier steigt die Jahresschwankung stellen weise auf 24° in 800 m Höhe, sinkt aber in 1700 m Höhe bereits auf 18°. Von größerer klimatischer Bedeutung ist die Frage, innerhalb welcher Inter valle die Monatsmittel der Temperatur während eines bestimmten Zeitraumes schwanken. Südtirol erscheint

Nordtirols ergibt. Das Pustertal partizipiert im Winter an der großen Veränderlichkeits Nordtirol, im Sommer an der geringeren Südtirols, verleugnet also auch hier nicht den schroffen Charakter seines Klimas. Ähnlich gestaltet sich der Unterschied zwischen Nord- und Südtirol bezüg lich der mittleren Veränderlichkeit der Temperatur von einem Tage zum andern. Diese ist am größten in Nordtirol (Innsbruck: Jahr 1 '93°, Jänner 2 '47°, März 1 • 87°), nimmt gegen Süden hin langsam ab und erreicht in Riva

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Bücher
Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 104 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Unterschieden, durch'große Einheitlichkeit auszeichnen, ähnlich, wie es in Nord tirol im Inntal der Fall ist. Auch Nordtirol besitzt ein Gebiet, das dem Pustertale vergleichbar, aber niedriger gelegen und von geringer Ausdehnung ist: das Brixental und Großachental. Relativ kalt sind aber die Talsohlen im Winter in ganz Nordtirol. Stagnieren kalter Luft mit Temperaturzunahme nach oben ist häufig, aber nicht so intensiv und lange dauernd, daß die Anomalie auch in den Jahreszeitenmitteln so scharf

zum Ausdruck kommen würde. Immerhin Hegt das Wintermittel in 800 m Höhe und in 1100 m Höhe fast gleich hoch, während in Südtirol im Winter zwischen 800 und 110Orn der Temperaturgradient im Winter 0 - 5° pro 100 m beträgt. Je höher man im Winter in Nordtirol steigt, um so günstiger werden die Temperaturverhältnisse. Im Niveau von 1400 m erkennt man dann auch deutlich im Pustertale die Temperaturzunahme mit der Höhe. Im Niveau von 1400 m sind bereits in allen Gebieten die Temperaturverhält nisse

sehr gleichförmige geworden. Frühling und Sommer sind in Südtirol und im Pustertal etwas wärmer als in Nordtirol. Im Pustertale liegt diese Höhenschichte im Winter bereits über der stagnierenden kalten Luft in den Tälern, in Nordtirol dauert im Winter auch noch in diesem Niveau die ungemein langsame Temperaturabnahme mit der Höhe an, in Südtirol ist die Temperaturabnahme viel rascher. Alles wirkt zusammen, um die Temperaturverteilung in 1400 m Höhe in ganz Tirol recht gleichförmig erscheinen zu lassen

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Bücher
Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 135 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
, was hauptsächlich auf die im Frühling und Sommer wesentlich niedrigeren Temperaturen zurück zuführen ist. Denn im Winter ist Bludenz gleich warm wie das südtirolische Brixen, im Jänner sogar wärmer, während in Bregenz bereits der ganze Winter wärmer ist. Innsbruck hingegen, der besonders im Winter wärmste Ort Nordtirols, ist im Winter viel kälter als Bludenz, während es sich in den übrigen Jahreszeiten zwischen Brixen und Bludenz hält. Im Jahresmittel stellt das Inntal ein Über gangsgebiet zwischen Nord

- und Südseite der Alpen dar. Im Winter jedoch ist es infolge seiner nach Osten offenen Lage, infolge des Schutzes vor Westwinden und trotz der Häufigkeit des Föhns, ein relativ sehr kaltes Gebiet auch in den begünstigtsten Abschnitten. Es wäre nun freilich verfehlt, Bludenz als Winterkur- Übergangsstation in eine Reihe mit Brixen zu stellen; da spielen eben Feuchtigkeit, Bewölkung und Niederschlag eine so entscheidende Rolle, daß Innsbruck viel eher mit Brixen in Konkurrenz treten könnte. Von besonderem

Interesse ist ein Vergleich von Langen mit dem nordtiroli- schen St. Anton, zwei Orte, die nur durch den Arlb.erg getrennt sind und durch den 10 km langen Arlbergtunnel mit einander in freilich nicht klimatischer Ver bindung stehen. Bei fast gleichem Jahresmittel ist die Tiroler Seite des Arlberges im Winter und Herbst kälter, im Frühling und Sommer wärmer. Die Differenzen sind in Anbetracht der geringen Entfernung teilweise außerordentlich groß, viel größer,

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 45 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
strenge Winter in den hohen Gebirgstälern ist besonders deutlich im Passeiertale zu erkennen. Die Wintermittel dreier Stationen sind folgende: St. Martin (630 m) 0' 1°, Platt (1140 m) — 2'0°, Pfelders (1630 m) —5-3°. Die Temperaturabnahme ist in der höheren Schichte rascher als in der tieferen. Zwischen Marienberg(1320«z) und Sulden (1840 m) ergibt sich eine Differenz der Wintennittel von4'8°; der Temperaturgradient pro 100 m beträgt hier im Winter 0'92°. Ein Vergleich zwischen Pfelders

und Pejo zeigt, daß diese strengen Winter wohl nur auf die hochgelegenen Stationen in den eigentlichen Zentralalpen beschränkt sind. Die Talsohle des Vintschgaues jedoch und die tieferen Gebiete der größeren Seiten täler gehören klimatisch ganz zu Südtirol. Wesentlich anders gestalten sich die Temperaturverhältnisse im Eisacktal. Hier tritt von Bozen flußaufwärts bereits in der Talsohle rasche Temperatur abnahme ein. Das Jahresmittel Brixens liegt um 3° tiefer als jenes von Bozen- Gries, obwohl

die Höhendifferenz nur 290 m beträgt; im Winter beträgt die Differenz 2'6°. Der Brenner und Marienberg im Vintschgau liegen fast gleich hoch und überdies liegt Marienberg ebenfalls nahe einer Alpenscheide (Reschen- Scheideck); trotzdem ist die Jahrestemperatur auf dem Brenner um 2'1° niedriger. Nur die Orte auf dem hochgelegenen Ritten, der das untere Eisacktal begleitet (Lengmoos und Oberbozen), verzeichnen hohe Jahresmittel. Die beiden-Verzwei gungen des Etschtales, das Vintschgau und das Eisacktal offenbaren

ist. Ein Stagnieren kalter Luft in den oberhalb liegenden breiten Kesseln ist deshalb nicht nur möglich, sondern sehr häufig. Am ungünstigsten dürften jedoch die Temperaturverhältnisse des Eisacktales durch das bei Brixen einmündende Rienztal beeinflußt werden; denn durch das Rienztal ist die Verbindung mit dem besonders im Winter exzessiv kalten Pustertal geschaffen. Daß trotz dieser Temperaturverhältnisse Brixen ein mit Recht

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 15 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
anstieg vom April zum Mai schon von gleicher Größe, eine Bestätigung des oben Gesagten. Vom Juli zum August beginnt bereits wieder Temperaturerniedrigung, die in der Tiefe stärker ausgeprägt ist als in der Höhe. Dieses Verhältnis der Tiefe zur Höhe setzt sich auch noch im Herbst und Winter fort, da ja die höher gelegenen Örtlichkeiten im Winter relativ warm sind. Am raschesten fällt die Temperatur vom Oktober zum November, am langsamsten vom Dezember zum Jänner. Die Temperaturerhöhung

vom Jänner zum Februar ist im allgemeinen gering, am größten in den tief gelegenen Gebieten. Man kann nun versuchen die mittleren Temperaturen des Jahres und der Jahreszeiten für bestimmte Höhen stufen in Nordtirol anzugeben. Daß die er mittelten Zahlen bei der großen Verschiedenheit der örtlichen Lage und der geringen Zahl von Beobachtungsstationen besonders im Winter einer realen Be deutung fast gänzlich entbehren, ist offenkundig. Breitenunterschiede spielen keine störende Rolle ; von entscheidender

ihre Erklärung darin, daß die Orte in etwa 1100 m Höhe noch größtenteils in den breiten, unteren Gebieten der Täler liegen, während die Höhe von 1400«/ schon den steil zum Hochgebirge ansteigenden Talbezirken angehört, die der Ansammlung kalter, stagnierender Luft nicht günstig sind. Die Temperaturabnahme mit der Höhe ist eine unerwartet langsame: sie be trägt im Jahresmittel zwischen öOO und 2000 in nur 0'47° pro 100 ut, im Winter 0-33°, im Frühling O'ö-l im Sommer 0\52°, im Herbst 0 - 45°, im Jänner 0'35

°, im Juli O'öl °. Die Abnahme ist in den einzelnen Höhenschichten keineswegs gleich mäßig; am langsamsten ist sie zwischen 500 m und S00 -tu, auffällig rasch hingegen zwischen NOOjjz und l 700 ///, wo im Mittel aller Jahreszeiten der Temperatur gradient 0 88° beträgt. In dieser Höhenzone ist die Temperaturabnahme am raschesten im Winter, am langsamsten im Sommer. i V. J rae-j

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 150 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Der Gegensatz im Winter könnte befremden. Denn wenn tatsächlich der geringe Schutz Vorarlbergs gegen die Westwinde die reichlicheren Niederschläge bedingt, so müßte der Niederschlagsüberschuß Vorarlbergs über Nordtirol in allen Monaten kenntlich sein. Tatsächlich ist die Menge des im Winter fallenden Nieder schlages in Vorarlberg auch größer, da die obenstehenden Zahlen Prozente der Jahresmittel sind; letzteres ist aber in Vorarlberg unvergleichlich größer als in Nordtirol. Im Mittel für ganz

Vorarlberg beträgt der Niederschlag im Winter 255 mm, in Nordtirol 200 mm, während im Sommer in Vorarlberg zirka 570 mm, in Nordtirol 390 mm fallen. c) Zahl der Niederschlagstage; Zahl der Schneetage; Zahl der Gewittertage. In dem niederschlagsreichen Lande ist von vornherein eine große Zahl von Niederschlagstagen zu erwarten. Bregenz mit 188 Niederschlagstagen steht an der Spitze, während es am seltensten in dem relativ nahegelegenen Feldkirch regnet (150 Niederschlagstage). Es hat den Anschein

, daß Kitzbüchel bereits in der niederschlagsreichen, nördlichen Randzone liegt, die viel mehr den Niederschlagsverhältnissen Vorarlbergs sich nähert als jenen des Inn tales. Die Niederschläge sind in Nordtirol nicht nur weniger ergiebig, sondern auch seltener als in Vorarlberg, was nicht selbstverständlich ist und die geschützte Lage des Inntales erst recht deutlich macht. Die meisten Niederschlagstage entfallen in Vorarlberg auf Juni und Juli, die wenigsten auf Spätherbst und Winter. In Bregenz jedoch

beträgt der Unterschied zwischen den extremen Monaten nur 6 - 2 Tage; mit zunehmender Höhe wächst dieser Unterschied. Iq. der Höhe werden die Niederschläge im Winter seltener, im Sommer häufiger oder wenigstens gleich häufig wie in der Bodenseeniederung.

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 24 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
im Spätherbst und Winter, die in Tegernsee kaum mehr kenntlich sind. Das ganze Inntal verhält sich hier wie ein in der Innenzone der Alpen liegendes Tal, wobei es der vorherrschenden Winde wegen von entscheidender Bedeutung ist, daß das Inntal ein nach Nordosten offenes Längstal ist. Am günstigsten sind die winter lichen Bewölkungsverhältnisse in den hochgelegenen Seitentälern, wie Trins, Hall-Salzberg und St. Anton beweisen. In Trins treffen wir im Winter in jeder Beziehung Verhältnisse, die fast ganz

mit jenen in der südtirolischen Winterkur- . Übergangsstation Gossensaß zusammenfallen, obwohl letzteres niédriger liegt. Nur die Südexposition von Gossensaß dürfte diesem Orte ein Übergewicht verleihen. Wie ungewöhnlich günstig die Bewölkungsverhältnisse im Winter im mittleren Inntal sind, zeigt eine Gegenüberstellung von Innsbruck und Wien in der bereits mehrfach zitierten Arbeit von Fessler. Bezeichnet man die Tage mit einem geringeren Tagesmittel der Bewölkung als 0' 25 als heiter, so stehen sich während 15 Jahren

gegenüber: November: 117 heitere Tage in Innsbruck, 4:7 heitere Tage in Wien Dezember: 151 „ , „ „ 26 „ „ „ „ Jänner: 156 5 „ * 45 „ „ „ „ Februar: 127 , , „ , 39 „ „ „ „ März: 126 „ * n » „ n n Ii Als Bewölkungsmittel für ganz Nordtirol inklusive der stärker bewölkten Stationen in der Randzone Kirchbichl und Kitzbühel ergibt sich im Winter 5-1, im Herbst 5'2. Stärker bewölkt sind Frühling und Sommer, für die sich 6'0. beziehungsweise 5*9 ergeben. In der warmen Jahreszeit wirken die allseits das Inntal

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 60 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Die jahreszeitliche Verteilung der Bewölkung ist insofern eine sehr günstige, als die geringste Bewölkung in den Wintermonaten eintritt. Speziell der Februar zeichnet sich in dieser Hinsicht aus, während der Frühling die wolkenreichste Jahreszeit ist (Winter 38%, Frühling 50%, Sommer 45%, Herbst £6%). Nur im untersten Etschtale und am Gardasee fällt das Minimum der Bewölkung auf die wärmsten Monate, auf Juli und August. Ein zweites Maximum der Bewölkung tritt ganz allgemein im Oktober

ein, was als ungünstig insofern bezeichnet werden muß, als spätreifende Reben in Südtirol fast nicht kultiviert werden können. Bei Besprechung der Niederschlags verhältnisse ergibt sich noch Gelegenheit, hierauf einzugehen. Für die Winterkurorte des Landes ist die geringe winterliche Bewölkung natürlich von ausschlaggebender Bedeutung. Diese geringe Bewölkung im Winter ist durchaus nicht auf die südlichsten Gebiete des Landes beschränkt, sondern erstreckt sich bis in die höchsten Alpentäler hinauf; die Erscheinung

die NW-Winde in Fallwinde verwandeln. Einen etwas abweichenden jährlichen Gang zeigt Gossensaß. Wohl ist auch hier der Winter sehr wolkenarm (37%), aber der Sommer übertrifft mit 36% noch den Winter. Bereits die Temperaturverhältnisse haben bewiesen, daß Gossen saß in gleicher Weise als Winterkurübergangsstation wie als Sommerfrischort

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 117 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Diese großen Unterschiede erklären sich nicht nur durch den milderen Winter Südtirols; denn in zirka 1300 m Höhe sind ja die Wintermittel beider Landeshälften bereits gleich hoch. Wir haben aber gefunden, daß gerade der Winter in Südtirol besonders trocken ist, und dieser Faktor ist von größerem Ein fluß auf die Zahl der Schneetage als die Temperatur. Während in 600 m Höhe sich die Zahl der Schneetage in Südtirol zu der in Nordtirol wie 1 : 2'8 verhält, ist dieses Verhältnis in 1300

m auf 1: 1*8 gesunken. Letzteres Verhältnis ist nur mehr durch die Niederschlagsarmut Südtirols im Winter bedingt, während in 600 m Höhe die höhere Wintertemperatur in Südtirol von Einfluß ist. Die meisten Schneetage fallen in ganz Tirol — hochgelegene Gebiete ausgeschlossen — auf Dezember und Jänner. In den höheren Lagen des Gebirges verschiebt sich ganz allgemein der Monat mit den meisten Schneetagen gegen das Frühjahr hin, auf März und April. Diese an sich auffällige Tatsache ist leicht erklärlich. Im ganzen

Lande fallen die wenigsten Niederschlagstage auf den Winter. Eine bedeutende Zunahme tritt im Frühling ein. In größerer Höhe aber lassen die Temperaturverhältnisse um diese Zeit noch allgemein Schneefälle eintreten, so daß an der Zunahme der Niederschlagstage im Frühling vor allem die Schneetage partizipieren. Bei weiterem Vorrücken des Frühjahres fällt dann Regen mit Schnee vermischt und diese Niederschlagstage werden ja auch als Schneetage notiert. Diese Erscheinung betrifft die höheren Gebiete

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 103 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
in den Vergleich der Temperaturverhältnisse nicht miteinbezogen, weil die niedrigsten Stationen im Rienz- und Drautale (soweit die letztere in Tirol fließt), bei 700 m liegen. In der nachfolgenden Gegenüber stellung, die die Temperaturverhältnisse in 800 m Höhe vergleicht, ist das Puster tal durch zwei Stationen charakterisiert. Wieder ist der Gegensatz zwischen Nord- und Südtirol im Winter am grüßten, am kleinsten im Frühling. Aber die Differenzen selbst haben sich ver ringert. Besonders deutlich jedoch

markiert sich der zu Extremen geneigte Charakter des Temperaturganges im Pustertal. Das Pustertal ist im Winter kälter, im Sommer wärmer als Nordtirol, obwohl es südlich der Zentralalpen liegt. Aber ausschlaggebend ist hier die ungeschützte Lage gegen Osten. Das Drautal ist ja berühmt wegen seiner extremen Winterkälte und durch die Temperatur umkehr mit der Höhe. Da die meisten Talstationen des Pustertales höher als 800 wi liegen, so erscheint das nächste Vergleichsniveau, 1100 m, noch kälter

. Der Gegensatz zwischen Nord- und Südtirol ist abermals gemildert, im Herbst bereits verschwunden, am größten im Sommer. Das Pustertal ist in dieser Höhe kälter als Nordtirol, besonders im Winter. Hieraus allein ist ersichtlich, daß das Pustertal kein Übergangsgebiet zwischen Nord- und Südseite der Alpen ist, sondern ein Klimagebiet für sich mit viel kontinentalerem Charakter. Auch das Vintschgau kann nicht als Übergangsgebiet zwischen Nord- und Südtirol bezeichnet werden. Auf den milden Winter des oberen

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Jahr:
1909
Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
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Seite 50 von 164
Autor: Ficker, Heinrich ¬von¬ / von H. v. Ficker
Umfang: 162 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Signatur: III A-188
Intern-ID: 320742
Einfluß der Wasserfläche auf die Temperaturverhältnisse von Riva, das am Ufer des Gardasees liegt. In den zu beiden Seiten des unteren Etschtales liegenden Gebieten scheint ein Jahresminimum von —10° erst in einer Höhe von 900 bis 1000 m einzutreten, während ein mittleres Sommermaximum von 30° auf die Regionen unterhalb 500 m beschränkt ist. Bezeichnend für den mitunter überaus milden Winter am Gardasee ist der Umstand, daß im Jahre 1898 z. B, die tiefste beobachtete Temperatur nur — 0'3

° betrug. Ein regelmäßig in jedem Jahre ein tretendes Sinken der Temperatur unter —15° tritt erst in Gebieten ein, die über 1500 m hoch liegen. Im Vintschgau liegen die Extreme annähernd in gleicher Höhe wie in den südlicheren Gebieten des Landes. Nur in den hochgelegenen Seitentälern des Vintschgaus tritt eine rasche Erniedrigung des Jahresminimums ein, wie Sulden beweist. Auf den relativ sehr strengen Winter dieser Hochgebirgstäler wurde bereits hingewiesen. Andererseits ist in den häufig kesselartig

Jahreszeiten hat das gelegentliche tiefe Sinken der Temperatur im Winter wenig zu sagen. Insofern ist der Weinbau im Eisacktale den weniger günstigen Temperaturverhältnissen angepaßt, als hier frühreifende, aus der Fremde eingeführte Rebensorten zum Anbau kommen und sich besser bewähren als die im Etschtale heimischen Tiroler Reben, Der Unterschied zwischen Marien berg und Brixen spricht sich vor allem darin aus, daß in Marienberg noch im Mai Fröste regelmäßig eintreten, während in Brixen die Temperatur

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