Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
Tirols nicht stören, da dort der Glaube und die Vätersitte als höchstes Heiligtum bewahrt wurde und, wenn es notgetan hätte, mit dem Stutzen verteidigt worden wäre, wie die Grenze des Landes gegen den äußeren Feind.') Es kamen die düstern Zeiten, als in Osterreich die liberal-kirchen feindliche Partei das Steuer an sich gerissen hatte. Das Gesetz über die Bildung protestantischer Gemeinden in Tirol, die Schulfrage, der Kon kordatsbruch sind die Signatur jeuer nicht nur für Tirol
, sondern für ganz Österreich traurigen Tage. So heftig der Ansturm gegen das katholisch fühlende Laud Tirol von liberaler Seite war, so schneidig war die Abwehr. Geschart um die Bischöfe des Landes, insbesondere um Vinzenz Gasser, stand das Tiroler Volk, Adel und Bauern, die Moriggl und Brandis, die Greuter, Giovanelli und Di Pauli, wie ein Fels, an dem die liberale Hochflut sich brach. Hoch hielten diese Helden trotz Hohn und Spott die Fahne der alten verbrieften Rechte Tirols, unter denen die Glaubenseinheit7
), die Bürgschaft für die Rechte der katholischen Kirche, den ersten Rang einnahm. Damals war es, als in Hinblick auf diese bedrohten Rechte diese Führer und das Volk dem Namen „konservativ, erhaltend' die Weihe der Tat gaben und zum leuchtenden Beispiel wurden der katholischen Bewegung in den anderen Ländern -Österreichs und über Österreichs Grenzen hinaus. Graf Taaffe übernahm die Regierung, nachdem die deutschliberale Partei sich unmöglich gemacht hatte. Die antikonfessionellen Gesetze wurden
zwar nicht aufgehoben, aber in der Praxis so gehandhabt, daß ihr gehässiger Charakter nicht mehr fühlbar war. Taaffe suchte in richtiger Wertung die staatserhaltenden Elemente anzuziehen, und wenn-er auch nicht geradezu wagte das liberale System zu stürzen, so war doch seine Re gierung dein Heilungsprozesse der durch die liberale Aera geschlagenen Wunden geweiht. Diese vollständige Verschiebung der Verhältnisse hatte nicht nur das Abflauen des Kampfes, sondern in weiterer Linie den Ein tritt der Konservativen
in die Regierungsmehrheit zur Folge. Die nun nicht mehr oppositionelle Haltung der Konservativen führte aber zu Miß Helligkeiten im Schöße der Partei. Während die ruhigen Elemente den günstigen Moment freudig ergriffen, auch wirtschaftlich viel für die Be- °) „Geschichte Oesterreichs von: Ausgange des Wiener Oktober-Aufstandes' von Josef Alex. Freiherr v. Helfers Prag 1872 bei F. Tempsky, Bd. III, Seite 135 ein Beispiel. Vergleiche die interessante historische Skizze in Nr. 20 vom 26. Jänner- 1909 „Nene Tiroler Stimmen