Anno Neun und Dreizehn : biografisches Gedenkblatt aus den deutschen Freiheitskämpfen
nöthig war ... Ich sage deßhalb nicht, daß Anton gefehlt hat — für's Land ist's wohlthätig, aber er war' mir halt doch zu gut. - — Und doch. .. sprach Schneider ernst und sinnend . . . bin ich's schon nimmermehr so sehr, als ich's Euch, meiner Frau und dm Gerichten gegenüber war. Ich stehe jetzt für ein Volk und gegen ein anderes, das ist so viel, wie beiden gegenüber, denn -beide stellen Forderungen an mich und ich muß allen gerecht werden. Dazu ist Kraft und Wille Vonnöthen , der Wille
aber zehrt von der Güte. — Wie ist'S Anton . . . unterbrach die Mutter diese ernste Meditation, die der resoluten Frau gänzlich un praktisch erschien . . . ich wollte Dich schon lange fragen, wie iffs mit den schlimmen Nachrichten , die sie uns von Augsburg und Kempten aus zustecken, die sind wohl alle erlogen? was sagst Du dazu? Noch ehe Schneider die Frage beantworten konnte, trat Marianne wieder herein und erzählte, daß ein Offizier nach dem Generalcommisfär frage, er komme über Bregenz als Courier
aus Tirol. Schneider eilte sogleich aus dem Zimmer und fand im Flur den Adjutanten Teimer's, Hauptmann Stecher, der ihn mit freudiger Miene begrüßte und ein Packet Übergab , das Schneider mit Hast eröffnete und Bogen um Bogen daraus rasch überflog. Ein Blitz der Freude leuchtete in seinem Auge Plötzlich auf, seiner Brust ent schlüpfte ein Ruf der Ueberraschung und mit einem Sprunge, der nicht vollkommen zu seiner Würde und zu seinen Jahren