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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 64 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
im Jahre 1532, dessen erwarteter militärischer Erfolg leider ausblieb. Die Truppen versammelten sich mit gewohnter Langsamkeit, die Uneinigkeit der Führung machte ein cner* gisches Vorgehen unmöglich, ein einheitlicher Plan fehlte wohl überhaupt und vielleicht auch der nötige Offensivgeist. All dies sei zugegeben, aber die Reichsmacht hatte sich doch in Ungarn gezeigt und Suleiman zog die Konsequenz, indem er dem Kampfe auswich und sich frühzeitig auf seine außer* ungarische Operationsbasis

zurückzog. Also war ein takti# scher Erfolg zu verzeichnen und man erfuhr am Goldenen Horn, daß hinter Ferdinands Ungarn wirklich auch Kaiser und Reich stehen. Dieser Erfolg aber konnte in und für Un? gam wegen der politischen Zerrissenheit nicht ausgebeutet werden. Martinuzzi vertrat ja zuerst den Standpunkt, daß Ungarn nur durch unterwürfiges Entgegenkommen gegen die Pforte gerettet werden könne. Also schon vor der Einnahme ßudas im Jahre 1541 wareii die Ungarn nur zum Teil für den Existenzkampf

gegen die Türken; zum anderen Teil erblickte man das Heil des Landes bereits im Bunde mit ihnen, und diese Zweiteilung der Auf* fassung blieb bis zur definitiven Vertreibung der Türken be* stehen. Solange diese überhaupt militärisch gefährlich waren, fand man meist die Ungarn bis zu 50 % auf Seiten der Tür* ken 10 . Wirft man die Frage des „Warum' auf, so ist sie dahin zu beantworten, daß man im großen ganzen an der Ehrlichkeit des nationalen Selbsterhaltungsmotivs dabei nicht zweifeln

kann. Man war aber in einem verhängnisvollen Irrtum befan* gen, dem man in der nationalen Geschichtsschreibung nach? wirkend auch heute noch vielfach begegnet, da man bei der Beurteilung der ungarischen Politik der Pforte Ursache und Wirkung verwechselte und verwechselt. Nicht Ungarn hielt die Türken von der vollkommenen Eroberung und Einver* 10 Hub er: Geschichte Österreichs, IV.. 6. 5* 55

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 63 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
warum Mohäcs für Ungarn nicht ein Kosove Polje wurde. Die nationalen Folgen wären für Ungarn bedeutend gefährlicher gewesen. Man vergesse nicht die zahlenmäßig geringe Stärke des damaligen Ungarntums, seine völlige völkische Isoliert* heit in Europa einerseits und anderseits die Verwandtschaft mit den Turkomanen, die damals überwiegend das Osmanen« heer bildeten. Endlich darf auch nicht vergessen werden, daß bei der breiten Masse der Ungarn das Europäertum erst nur eine recht oberflächliche

Tünche war, also ein Gefahren* moment mehr für den nationalen Bestand bedeutete. Für den Türken war es von größter Wichtigkeit, in Ungarn selbst einen Verbündeten gegen die Dynastie zu haben und daher die behandschuhte Rechte sofort gegen Zäpolva und dann gegen Siebenbürgen. Ilubcr' bemerkt zutreffend» daß, hätte sich das Land einmütig für Ferdinand erklärt, so hätte der Türkengefahr, im Bunde mit Ferdinands anderen Ländern, vielleicht doch noch wirksam begegnet werden können. Der Ausbruch

des Bürgerkrieges aber machte Suleiman zum Schiedsrichter und zum Herrn der Situation. Mit zumindest derselben Wahrscheinlichkeit kann aber festgestellt werden, daß Ungarn, wenn sich das Land unter Zäpolya geeint hätte, wohl national geschlossen, aber gegen Westen absolut isoliert gewesen wäre und den Türken sicher- unterlegen wäre. Für Europa hätte sich die Türkenabwehr dann vermutlich in den österreichischen Provinzen abgespielt. Abgesehen davon aber, daß die Abwehr hier aus geographischen und militärischen

Gründen allein schon wesentlich leichter gewesen wäre, hätte sie auf dem eigenen Boden des Reiches dessen Kräfte der mutlich in größerem Maße ausgelöst und die persönlichen und religiösen Interessen gegenüber diesen zwingenden Reichs? interessen zurücktreten lassen. Ich verweise auf den Zug der Reichstruppen nach Ungarn * Huber : Geschichte Österreichs. IV., 73 ff.

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 56 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
Zum besseren Verständnis der Beziehungen zwischen der Dynastie und Ungarn muß betont werden, daß Ungarn den machtpol iti sch en Tiefstand in seinem tausendjährigen Bc* stand knapp vor der Thronbesteigung der Habsburger erreicht hatte» während dagegen die Dynastie gerade damals unter Karl V. fraglos die erste Weltmacht darstellte. Die Dynastie war im Zenit, Ungarn im Nadir der Macht. Wenn man die Geschichte historisch und nicht politisch betrachtet, muß man annehmen, daß es damals

keinen einzigen denkenden Ungarn gegeben haben kann, dem dieses Mißverhältnis nicht klar sein mußte. Nicht Sympathie, sondern nüchterne Berechnung haben Ferdinands Wahl die Wege geebnet. In den Äugen seiner neuen Untertanen hatte er einen großen Erbfehler: er war Deutscher. Es wäre ein Irrtum, wenn man darin eine nationale Aversion gegen das Deutschtum als solches er? blicken würde. Darum handelte es sich nicht, sondern um eine Aversion gegen alles Anationale, eine Gegnerschaft

Persönlichkeit, wie auch seine Geschwister Karl V. und Maria von Ungarn, ein wohl« meinender Herrscher, ein männlich gerader Charakter und von den besten Absichten getragen. Gerade diese ausgezeichs neten Anlagen hätten ihn dazu prädestiniert, den Ungarn sympathisch zu sein — aber er war ein Fremder. Kaum ge* wählt, mußte er mit Waffengewalt dem Gegenkönig gegen*

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 126 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
von Böhmen beanständet worden zu sein 23 . Es konnte ja den zeitgenössischen Ungarn nicht fremd sein, noch fremd bleiben, daß eben auch außerungarische Länder zur Erhaltung der uns garischen Staatlichkeit erheblich mit herangezogen werden mußten. Aus einer Gemeinsamkeit von Verpflichtungen aber folgern normale Menschen immer und überall auch auf eine solche von Rechten, Dies ist jedoch nur eine praktische Forde* rung aus der Wirklichkeit und soll niemals und auch hier nicht in eine Waffe

gegen das unangefochtene ungarische Staats? recht umgeschmiedet werden. Hier müssen einige interessante Details angeführt werden. Im Jahre 1572 erklärte bereits Kaiser Max II. (als König von Ungarn der I.), daß er die Hauptleute aus jenen Ländern er* nennen wolle, die die Erhaltungskosten der betreffenden Truppe aufbrächten 24 . Huber stellt für 1577 die materielle. Bilanz der Türkenabwehr zusammen. Diese kostete insgesamt 1,667.739 fl., während sich Maximilians Gesamteinnahmen, inbegriffen jene aus Ungarn

, nur auf 596.492 fl. beliefen 25 . Red* lieh kommt aus viel jährigen Untersuchungen zu folgenden runden Durchsclmittsziffenr 0 : die Türkenfront kostete jähr* lieh 1,000.000 bis 1,500.000 fl., von welchen Ungarn selbst nur beiläufig 400.000 aufbringen konnte. Gewiß hat Ungarn damit sein möglichstes geleistet und niemand zieht dies in Zweifel — es handelte sich ja auch vorerst um ungarischen Boden —, doch deckte diese Summe im günstigsten Fall 40 % des Erfordere nisses. Leider sind aber diese Details

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 62 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
diesem Zeitpunkte an 8 bis zur definitiven Vertreibung der Türken aus Ungarn, also von der gemeinsamen Defensive bis zur späteren Offensive, gleichmäßig und dauernd bei, da die Macht? und Geldmittel der Stephanskrone allein nicht an* nähernd genügt hätten. In der Bestimmung der Pragmatischen Sanktion zum gemeinsamen Schutz des Gesamtherrschafts* gebietes der Dynastie erblicke ich die Fortführung des glei* chen Gedankens, der für die Generation, die noch unter dem Eindruck der glorreichen

Befreiung Ungarns von den Türken stand» sicher vorteilhaft und selbstverständlich schien. Aus den vorangehenden Ausführungen ergibt sich eine Folgerung, die hier festgestellt werden muß: die Türken mach* ten nicht freiwillig vor Restungarn halt, sie suchten auch 17 Jahre nach ihrem ersten entscheidenden Sieg keinen modus vivendi mit Ungarn, sondern letzten Endes zwang sie das kaiserliche Prestige vorsichtiger zu handeln und dann schließ* lieh haltzumachen. Die erste empfindliche Schlappe

auf dem Festlande war die erfolglose Belagerung Wiens 1529 und zur See der erfolgreiche Zug Karls V. 1535 nach Algier. Auch konnten die unentwegten und erfolglosen Anstrengungen Frankreichs gegen den Kaiser der Pforte nicht verborgen blei* ben und erhöhten dort ebenfalls das kaiserliche Prestige. Mohäcs hatte . Ungarn niedergerungen und die übrigen rein ungarischen Hilfsquellen hätten den Siegeszug des Halb* mondes gewiß nicht aufgehalten. Was aber Ungarn nicht konnte, konnte Habsburg. Mit der Dynastie trat

eben ein neuer Machtfaktor zu Ungarn und der Türke konnte anfangs nicht wissen, was das bedeutete, was an wirklicher Macht dahinter stand und welche Konsequenzen sich daraus noch ergeben könnten. Im Enderfolg war also dies der Grund, 8 I im erÖsterreich und Böhmen zahlten seit dem Beginn das 16. Jahr hunderts jährlich 103.000 Taler für die Erhaltung der ungarischen Grenzfestungen. Gindely Ä. és Àcsàdy Ig. : Bethlen Gàbor és udrara. 29. 5 53

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 103 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
— und die, sagen wir resolute Art seiner Regierung dürften dort noch manchem der Räte Ferdinands so gegenwärtig gewesen sein, daß der krasse Unterschied zwi* sehen dem eorvinischen Ungarn und dem nun traurigen Rest* Ungarn sehr stark empfunden werden mußte. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dem ersten Habsburger nur das corvinische Ungarn, erstrebenswert, vorkommen mußte und es ist klar, daß er sich als Ziel seiner Politik — auf weitere Sicht natürlich — die Wiederherstellung desselben setzen mußte

. In diesem Augenblick schon konnte nur dies allein das raisonmäßige Zukunftswollen des Königs von Ungarn und späteren Kaisers, wie überhaupt der Dynastie Habsburg, die als solche bereits ein europäischer Machtfaktor war, gewesen sein. Die beiliegende Übersichtskarte stellt auch die damaligen Machtverhältnisse dar und illustriert deutlich, wie denkende Zeitgenossen die Situation beurteilen mußten. Ich füge hier vorgreifend hinzu, daß die Dynastie dieses Ziel bei wiederholter Entfaltung ihrer ganzen außerungaris

sehen Macht während der Türkenkriege, des Dreißigjährigen Krieges und der europäischen Vormachtkriege und trotz einer fast ständigen Gegnerschaft der Fürsten von Krdély*Sieben* bürgen, die immer wieder Aufstände im königlichen Ungarn zur Folge hatten, in rund dreiundeinhalb Jahrhunderten auch wirklich erreichte. Das Vorkriegsungarn Franz Josefs I. hält jedem Vergleich mit jenem des heil. Stephans oder Matthias' I.

6
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 135 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
Hauses in Ungarn. Aber auch Ferdinand IL, III., IV. und Leo? pold I. wurden noch „frei' gewählt. Mit Matthias IL wurde die ungarische Kanzlei von dem Hofrat und der Hofkammer wie? der ganz unabhängig. Matthias II. (1608—1619) anerkannte in seiner Krönungs* Urkunde vom Jahre 1608 ausdrücklich „das althergebrachte Wahlrecht der Stände', worauf diese wieder die Erklärung ab? gaben, daß sie von der verdienten Dynastie nicht abzugehen wünschten 1 . Praktisch sicherte man die Erbfolge in dieser Zeit

nach dem schon bewährten Rezept der Ärpäden, indem man die Wahl des Thronerben zum König stets bereits zu Lebzeiten des herrschenden Königs vornehmen Heß. Mit dieser Formel glaubte man die Kontinuität der Herrschaft der Dynastie, mit anderen Worten: das Beisammenbleiben der Herrschaftsge? biete, also das Fortbestehen der gemeinsamen Türkenfront, zur Genüge gesichert zu haben. Gewiß dankt Ungarn zum guten Teil diesem Umstand seinen nationalen Fortbestand, aber ebenso gewiß war man sich in InnerÖsterreich

und den Ländern der Wenzelskrone bewußt, daß die Türkenhilfe als Leistung, im Vergleich zu der in Ungarn tatsächlich abgewen? deten Türkennot, zurückstand. Die Nützlichkeit und Notwen? digkeit der Beitragsleistungen wurde auch nie bestritten und diese dauernden Hilfen, ebenso wie die vorübergehenden des Reiches, vermindern daher Ungarns Verdienste an der Tür* kenabwe.hr nicht. Fraglos leistete Ungarn den Löwenanteil an Gut und Blut, fraglos litt das Land schwer, das, wie ich bereits aufgezeigt

7
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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 8 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
hat ja die Neuzeit angefangen; das war ihr rich tiger Geburtstag. Nur in Polen und Ungarn sah man dies am ders. Was wäre etwa Ungarns Schicksal als Adelsrepublik à la Polen geworden? Es sei ohne jede Beschönigung zugegeben: fraglos haben die Habsburger Ungarn bis 1866 so gesehen, fraglos wollten sie mit der Adelsherrschaft — die ihnen neben: bei bemerkt bei jeder feindlichen europäischen Konflagration automatisch auch noch mit einem Aufstand in die Quere kam — aufräumen, fraglos dachten und handelten sie dabei

bona fide; fraglos aber auch wollten sie das Land nie enU nationalisieren und fraglos endlich wollten sie die Länder der Stephanskrone unter ihrem Zepter voll wiederbefreien und ver-- einigen. Ferdinand 1. hat auch laut den ungarischen Quellen ein ziemlich herabgekommenes Rumpf ^Ungarn übernommen, Franz Josef hat ein kulturell und wirtschaftlich aufblühendes Großil)ngam zurückgelassen. Was sind im Vergleich dazu wirkliche und vermeintliche Verletzungen der ständischen Verfassung? Was ist wichtiger

, die Nation, der Staat oder seine Verfassung? Gestehen wir es heute ruhig ein: nicht Österreich, nicht Ungarn und nicht österreicfoUngarn war die Großmacht, in der wir unsere Jugend verlebten , sondern Franz Josef 1. Sachlich auf diese W ir kl ich ke i ten hinzuweisen stellte ich mir zur Aufgabe und hoffe, daß ich ihr entsprochen und das Thema historisch genügend geklärt habe. Ich widerstand daher

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 172 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
dieses Unrecht von der Wahl Wladislavs II. (1490) bis zur zweiten Dethronisierung des Jahres 1848 immer wiederholte, dies fällt auch Csekey nicht auf. Ungarn übernahm wohl ge* wisse lehensrechtliche Ausdrücke und Formen, ohne sich viel um deren lehensrechtlichen, sowieso nur sinnlos scheinenden Sinn zu kümmern. Schon gar die Königstreue ist ein seh wie? riges Rätsel Für den Lehensmann nähern sich über die Treue* brücke der Lehensstaat und die Lehensherren der verschieb denen Abstufungen immer

mehr, bis sie sich im obersten Lehensherrn vereinen. In Ungarn hingegen gipfelt die Lehre der heiligen Krone in dem Satz, daß der König und der 1 Adel zusammen die Krone, das Land, die Nation, kurz den Staat bilden. Diese Gesamtheit bloß repräsentiert der König hier, während er dort als oberster Lehensherr schlechtweg auch der Staat als solcher ist. Also Staatstreue, wie nationale und dynastische Treue, decken sich nach damaligem, abend' ländischem, adeligem Empfinden begrifflich und inhaltlich

, ebenso wie sich heute noch des gesündesten und darum erfolg* reichsten Dutzendmenschen, des Engländers, im „Union* Jack' verstandene Staatsomnipotcnz zum konservativen bri ti* sehen Königsmotiv des „God save the King' steigert. Dies ist und war dem Ungarn Chinesisch! Schon unter der nationalen Dynastie der Arpäden gab es, nach dem verläßlichen ungari* sehen Historiker Pauler 0 , 28 bewaffnete Aufstände, bei wel* chen drei gesalbte Könige und eine Königin, sagen wir milde, den Tod fanden. Übrigens

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 140 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
der Ferdinande hat dann Leopold I. abgeschlossen und das neue Österreich geschaffen. Das mittels alterliche Österreich stellt einen deutschen Lehenskomplex dar, während das aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorgegan= gene, neuzeitliche Österreich schon die gleichnamige europäi* sehe Großmacht repräsentiert. Was ist gleichzeitig in Ungarn geschehen? Der 1606 ge* schlossene Friede hatte für die Dauer des Ringens im Westen Europas hier einen Stillstand schaffen sollen und können und hätte Ferdinand im Südosten

militärisch entlasten sollen, wenn Gabriel Bethlen (1613—1629), Fürst von Siebenbürgen, nicht entschlossen gewesen wäre, Ungarn immer wieder mutwillig zu einem Nebenkriegsschauplatz zu machen. Bethlen faßte seine Lebensaufgabe dahin auf, die katholische Dynastie zu stürzen, wobei sicherlich auch religiöse Momente eine Rolle gespielt haben werden, da er ein gläubiger Protestant war. Der aus Böhmen entflohene Thum hielt sich ständig an seinem Hof auf und wird diese religiöse Animosität auch noch geschürt

haben. Ihr gemeinsamer Plan war, Habsburg mit türkischer Hilfe zu vernichten 6 . Bethlen dachte an ein selbständiges Un* garn unter türkischem Schutz, was aber eine Unmöglichkeit gewesen wäre, da sich dann die Türken ganz Ungarn einver? leibt hätten. Dies findet auch Andràssy und fügt hinzu, daß 8 Huber: V., 596ff. ® Gindely : Bethlen Gabor. 60.

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 194 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
den lapidaren Satz: „Wer wird in Ungarn gekrönt? Der König.' Professor Csekev sagt weiter: „Die Nation verspricht die Verteidigung der königlichen Familie und nicht jene Osterà reictis 45 .' Professor Ferdinàndy, dessen intransigenter Nation nalismus gewiß über jedem Zweifel steht, stellt fest, daß man „den rechtmäßigen König mit gesetzlichen Mitteln des Thrones nicht berauben kann, nur auf revolutionärem Weg' 46 . Derselbe sagt weiter: „In der Pragmatischen Sanktion könne

man auch mit einem Vergrößerungsglas keine solche Wendung finden, welche dekretieren würde, daß der Verlust der Herrschaft in den Erbländern auch den Verlust der Herrschaft in Ungarn nach sich ziehen würde 47 .' Dieses Rssav Ferdinändys erschien 1920, also nach dem Umsturz, und wendet sich gegen alle Kon* junkturmenschcn, vor allem gegen die Professoren Kmety und Jàszy, und schließt mit der Feststellung, daß, wenn auch die verschiedenen neuen Ansichten zu Recht bestehen würden, „nach den alten Gewohnheiten des Landes der neue

König aus der vorhandenen legitimen männlichen Deszendenz des letzten Königs zu wählen ist' 48 . „Dieses erlauchte Ges schlecht herrscht daher (in Ungarn) kraft des übertragenen Rechtes der Nation, mithin des heiligsten und stärksten', be? 45 Csekey: 432, ,,Ä nemt a kiràlyi esaläd védolmezését igéri meg és Dem Ausztriàét.' ' - 46 Ferdinàndy: A kiràlyvàlasztàs Joga, 19. ,,À torvényes kiràlyt torvényes eszközokkel a tróntól megfosztani- nem lefoet, csak forra- dalom ut Jan.' 47 Ferdinàndy: Ibidem

20
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1937
¬Die¬ Habsburger und die Stephanskrone
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Seite 50 von 213
Autor: Brandis, Clemens Wenzeslaus ¬zu¬ / Clemens Graf zu Brandis
Ort: Zürich [u.a.]
Verlag: Amalthea-Verl.
Umfang: XII, 199 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Habsburger;g.Ungarn;z.Geschichte
Signatur: II 130.606
Intern-ID: 66688
der gegenseitigen Erbfolge, daher pactum mutuae succession nis, wiederholt und die Doppelheirat der beiderseitigen Erben verspricht. Diesem Lieblingswunsche Maximilians diente 1515 der glänzende Kongreß in Wien 14 , an welchem der Kaiser und die Könige von Ungarn, Böhmen und Polen teilnahmen. Maximi« lian adoptierte bei dieser Gelegenheit Ludwig, den Sohn Wladislavs, der bereits zum König gekrönt war. Die feierliche Verlobung Ferdinands mit Anna und Ludwigs mit Maria fand am 22, Juli

im Stephansdom statt. Gleichzeitig wurden die früheren Erb Verträge von 1462, 1491 und 1507 neuerdings be* kräftigt 15 . Als Vormünder während der Minderjährigkeit Lud? wigs wurden der Kaiser und König Sigismund von Polen, Zäpolyas Schwager, vorgesehen. Als es dann zu der Vormundschaft kam, wurde diese Ver* tragsbestimmung wohl in Böhmen, leider aber nicht auch in Ungarn eingehalten, wo sie immer wieder vereitelt wurde, so daß es bei einer farblosen Regentschaft unter dem Primas Bakäcs blieb. Georg

von Brandenburg bemächtigte sich des Einflusses auf den jugendlichen Ludwig und den Hof und übte ihn nur in schlechtestem Sinne aus. Verschwendungs* sucht, Luxus und eitle Genußsucht waren sowohl am Hof als auch im Lande vorherrschend. Im Hintergrund intrigierte grok lend Zàpolya, der Vojvode von Siebenbürgen, der, Hunyadi nacheifernd, für die Zeit der Minderjährigkeit Ludwigs hätte Gouverneur werden wollen. Überhaupt lagerte über dem Lande eine, für Ungarn im allgemeinen und für die damalige Zeit

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