also auch für Cilli, nur die Zahl vop 20 liberalen Abgeordneten blieb sich consequent und stimmte wegen Cilli gegen das ganze Budget. Es ist an und für sich schon ein seltener Fall im parlamentarischen Leben, daß eine Partei in einer so wichtigen Frage, wie es die Budgetbewill igung ist, nicht einmüthig geschlossen vorgeht, daß im Club über so einschneidende Fragen im Interesse der Partei die Abstimmung freigegeben werden muß. Um so merkwürdiger ist aber das diesmal bei den Liberalen, als wir, gerade
, 2. August. Alfons Liguori. DiePzsrag, 30. Juli. Abdon und Sennen.Samstag, 3. August. Stefan Erfindung. Zur Lage. Wenn einer die parlamentarischen Verhältnisse, sowie das, was hinter den Coulissen gearbeitet wrrd, nicht genau kennt, möchte er fast an seinem eigenen Verstand zu zweifeln beginnen. Oder wie will er sich sonst darüber klar werden, daß die Vereinigte Linke, die Liberalen, innerhalb einer Woche ihre Meinung über eine Angelegenheit ganz diametral verändern können? Vor 14 Tagen stimmte
die ge- sammte liberale Partei einmüthig gegen die Post bezüglich der Errichtung eines slovenischen Unter- gymnasiums in Cilli: jeder Deutsche, der es wagte, für Cilli zu stimmen, wurde als ein Verräther am eigenen Volke bezeichnet, es kam zu den wüstesten Streiten im Abgeordnetenhaus^ — Am letzten Samstag dagegen stimmten 60 Abgeordnete der Linken, darunter sämmtliche Führer der Partei, wie Ruß, Kuenburg, Widmann, für das ge- sammte Budget, in welchem sich die Post Cilli be findet, sie stimmten
vor der Abstimmung am letzten Samstag, täglich hören mußten, wie einig die Partei sei und wie man eine vollkommen geschlossene Phalanx vor fich sehen werde. Mußte es bei diesen Versicherungen schon auffallen, daß niemand fich zu wagen getraute, ob die geschlossene Phalanx für oder gegen Cilli aufmarschiren werde, um so überraschter mußten wir sein, als uns die Depesche die Mittheilung brachte, wodurch wir be lehrt wurden, daß 60 gegen 20 in „geschlossener Phalanx" gestanden. Wie die Budgetpost Cilli
im Gesammtbetrage von 1500 Gulden zu einer so wichtigen politischen Frage — das war sie ja, wie uns die liberalen Politiker glauben machen wollten — werden konnte, ist oft auseinandergesetzt worden. Zuerst posaunten die antisemitisch-nationalen Blätter aus, daß durch slovenische Parallel-Klassen am Untergymnasium Cilli das Deutschthum bedroht sei, dann kamen einige liberale steyrische und nord böhmische Blätter, welche die gleiche Melodie bliesen, endlich gefiel es auch der Neuen Freien Presse