Julius Ficker : (1826 - 1902) ; ein Beitrag zur deutschen Gelehrtengeschichte
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Author:
Jung, Julius / J. Jung
Place:
Innsbruck
Publisher:
Tipogr. Ed. Artigianelli dei D.d.M.I.
Physical description:
XIV, 572 S. : 1 Portr.
Language:
Deutsch
Subject heading:
p.Ficker, Julius ¬von¬
Location mark:
II 105.052 ; II 64.739
Intern ID:
269721
„Die Agitationen der sogenannten Gothaer oder kleindeutschen Partei sind bekannt, und es wird kaum zu viel gesagt sein mit der Behauptung, daß die Hauptstärke dieser Partei darin liegt, daß sie die deutsche Geschichtsliteratur vorwiegend beherrscht, daß insbe sondere fast alle Professuren der Geschichte und der verwandten Fächer an den außerösterreichischen deutschen Universitäten in den Händen ihrer Anhänger sind; außer dem unbedeutenden Freiburg dürfte jetzt, nachdem auch die haierischen
Professuren vorwiegend in dieser Richtung besetzt sind, keine deutsche Universität sein, wo die Geschichte nicht durch mehr oder minder eifrige Anhänger der selben vertreten wäre; und wie rührig diese, auch abgesehen von der mehr dauernden Einflußnahme, in der letzten Zeit für ihre Par teibestrebungen gewesen sind, war genügsam aus Öffentlichen Blättern zu entnehmen, wäre der Gefertigte nicht auch durch Privatmittei lungen davon verständigt gewesen 1 ). Das unbedingte Vorherrschen dieser Partei
auf dem Gebiete der Geschichte nun daraus erklären zu wollen, daß ein unbefangenes Studium auf ihre Tendenzen hinführe, daß die historischen Tatsachen selbst, wie sie sich nach neueren kritischen Forschungen darstellen, ein ungünstiges Vorurteil für die Richtung der ihr entgegenstehenden großdeutschen Österreich günstigen Partei erwecken müssen, daraus dann weiter etwa folgern zu wollen, daß es nicht in dieser Interesse liegen könne, kritische Geschichtsforschung zn begünstigen, dürfte im höchsten Grade
in den letzten De zennien vielfach einen völligen Umschwung der Meinungen anzubahnen schienen; wurden doch die Resultate ihrer Forschungen gerade von Geschichtschreibern in ihre Darstellung aufgenommen, welche der de mokratischen Partei angehören und deshalb in Bezug auf jene an deren Parteirichtungen vielfach besonders geeignet scheinen können zu einer unbefangenen Würdigung jener Resultate. Dieser drohende Umschwung ist dann aber freilich für die Gothaer Partei ein doppelter ') Der Gedankengang Fickers