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Schlern
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Page 11 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
um die Instandhaltung der Umfassungsmauern und des Bildstockes rechts vom Zugang zur Kirche. 1965 wurde die Bedachung an der Apsis ausgebessert, auch das Vordach zu den gotischen Fresken an der Südfassade wurde errichtet. Dass es aber nicht nur das Regenwasser war, das den Malereien zu setzte, sondern durchaus auch Vogelkot der unter dem Dach nistenden Vögel, geht aus einem Schreiben des Soprintendente Giuseppe Gerola hervor, der 1936 den Rat gab, unterhalb der Regenrinne zum Schutz Bretter zu befestigen

. Der einschneidendste Schritt geschah aber unter Landeskonservator Helmut Stampfer, der ab 1985 den Pestfriedhof ergraben ließ. Archäologe Hans Nothdurf- ter bereicherte mit seinen Grabungsergebnissen das Wissen um die Kirche. Restau ratorin Serra sicherte die Malereien im Innern. Im Rahmen eines Symposiums im Oktober 1990 wurden die Ergebnisse vorgestellt. Gabriella Serra wurde 2008/2009 beauftragt, das Innere zu reinigen, so dass sich nun die Kirche in einem insgesamt guten Zustand befindet. St. Prokulus bleibt

, das auch überregional zu führen ist. Allein die Neuansätze, die aus der Dendrochronologie kommen, bringen den Hinweis in Erinnerung, den Matthias Exner bereits 1990 in der „Kunstchronik“ bei der Be sprechung des Abschlussbandes zur Restaurierung und Ergrabung der Kirche gab: die Rankenmalerei in der Fensterleibung, welche den Vorschlägen um Datierung der Wandmalereien neu entfacht. Auch aus ikonographischer Sicht muss die Gesamt disposition neu überlegt werden. Gemeinde und Pfarre St. Zeno in Naturns

haben in den letzten Jahrzehnten einiges zur Vermittlung des gewiss spektakulären Kunstdenkmals unternommen. Zweifelsohne gehört die Kirche zu den auch touristisch am sichtbarsten frequen tierten Südtiroler Kulturorten. Das Faszinosum des eng bemessenen Raumes ist für jeden eindringlich spürbar, der die Schwelle Übertritt und plötzlich inmitten einer Bild- und Raumsituation steht, die weitab vor unserer Jetztzeit ihre Wurzeln hat, aber in unsere Erinnerungsgegenwart hineinstrahlt. Die Kirche ist seit 1963 regel

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Schlern
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Page 29 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
Mittelpunkt der Wissenschaften nen die Kirche von den südlich liegenden Etschsümpfen mit dem einst gefährlichen Sumpffieber; nordseitig der Kirche kann die Straße nicht gut vorbei gezogen sein, sie müsste unnötige Steigungen vornehmen und nach weiteren 500 Metern an der nächsten Gefahrenstelle (Lage der Pfarrkirche St. Zeno) wieder in die Etschniede rungen ausweichen. Die Straße ist bislang nicht lokalisiert, weil sie vermutlich unter dem Schuttkegel liegt, an dessen Ausläufern sich die Kirche

befindet. Nachrichten und Untersuchungen zur Kirche vor 1923 K urz sollen die Maßnahmen dargelegt werden, die bis zu unseren Eingriffen und den anschließenden Restaurierungen durchgeführt worden waren und die Helmut Stampfer 1990 schon einmal zusammengestellt hat 1 . Im Pfarrarchiv von Naturns liegt zudem ein Bericht der Restaurators Alfons Sieber von 1908 an die k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien über den Zustand der Fresken außen südseitig 2 , die Karl Atz ein Jahr zuvor

an der Südseite außen. Der Restaurator Hans Viertelberger aus Wien führte diese Arbeiten 1912 durch und nahm „an den weiß getünchten Innenwänden Freilegungsproben vor, deren Ergebnisse die kleine Kirche berühmt machen sollten“ 5 . In einem Schreiben vom 28. November 1912 an die k. k. Zentralkommission in Wien berichtet Josef Weingartner vom Lan- deskonservatorat Innsbruck erstmals vom Freskenfund 6 im Inneren: „Bisher sind Gemälde aus 3 verschiedenen Perioden sichtbar, von denen die jüngsten dem Beginne

des 15. Jahrhunderts, die nächsten dem 14. Jahrhundert angehören, die ältesten aber, soweit heute schon ein Urteil abgegeben werden kann, noch vor dem 12. Jahrhundert entstanden sein dürften“ 7 . 1915 hat Josef Garber diese ersten aufgedeckten Fresken in sensationeller Auf machung publiziert, indem er darlegte, „dass es sich um Gemälde handeln dürfte, die von der irischen Kunst beeinflußt sind“ 8 . In demselben Jahr veröffentlichte er auch die karolingische St.-Benedikt-Kirche in Mals, deren Malerei

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Page 39 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
2,00 x 6,50 m). Bis zum 12. April, als die Studenten heimreisten, hatten wir Schiff und Chor mit 24 Plänen und Pro filen zu Ende gegraben, den Seuchen friedhof und vorkirchenzeitliche und frühmittelalterliche Gräber aufgenom men. Auch am letzten Tag hatten wir Schnee bis in den Talboden, Frost, und ab Mittag Wind. Unter größten Widrigkeiten war die Kirche fristgerecht fertig gegraben, und siehe da, nun war die Eile anscheinend nicht mehr wichtig: Man besann sich der Verantwortung

, die man der Kirche schuldete. Im Verlauf unserer Arbeiten waren der Herr Dekan und die Pfarrge- meinde überaus großzügig und drängten uns in keiner Weise. Mehr noch suchte die Gemeinde uns zu helfen. Mir kam dies gelegen. Im Inneren konnte ich somit später in Ruhe die Mauerfunda mente zeichnen, die Mauern mussten austrocknen. Außen waren neben den beiden Flächen noch die Drainagen zu öffnen und der Seuchenfriedhof zur Gänze auszugraben, damit wir die tiefer liegenden frühmittelalterlichen Gräber erreichen

konnten, die wir in den zwei Flächen mit Grab 21 und 44 angeschnit ten hatten. Die Kirche konnte so viel leicht über den Friedhof datiert werden. Eine weitere Grabung wurde für das kommende Jahr geplant. Ich aber kehrte immer wieder allein in die Kirche zurück, um nachzudenken. Haben wir alles rich tig gemacht, nichts übersehen? Mir war klar, dass uns die gesamte Kunstgeschichte Europas über die Schulter schaute, aber wir arbeiteten kompetent, besprachen die Befunde, bevor Zeichnungen und Protokolle

angefertigt wurden. Vorgesehen war, die Kirche innen zur Gänze auszugraben und außen südseitig die oben erwähnten zwei Schnitte im Westen und Osten bis zur südlichen Friedhofs mauer durchzuziehen. Dann würde man weitersehen. Das Kircheninnere teilte ich in vier Felder ein: So sollte ein Profil längs durch die Kirche und eines Nord-Süd die Möglichkeit bieten, eventuelle Fehler, nicht erkannte Böden oder Bauhorizonte zu erfassen. Zuerst putzten wir den bestehenden Estrich, und ich konnte mit Erstaunen

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Page 38 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
Abb. 9 Das Innere mit den Ausbesserungen von Gerola. Der weiße Fleck vor den Altar stufen war eine Son- dage von Kleeberg. Erkennbar sind die Mörtelabdeckungen über der Gruft im Südosten des Schif fes. Der dunkle Fleck mit Erde rechts vom Altar, geöffnet 1923, wurde vergessen, mit Zement zu ver schließen; dies störte offenbar ca. 60 Jahre überhaupt nicht. Aufnahme: Landesdenkmalamt, Bozen, Hans Nothdurfter ger und wichtiger gewesen, die Gründe rings um die Kirche aufzukaufen, sofern

sie nicht ohnehin der Kirche gehörten und verpachtet waren, und eine Ruhezone rings um die Kirche zu errichten. Als aber den Maurern grünes Licht gegeben wurde für die Bodenbegradigung und Drainagen mit oder ohne archäologische Untersuchung, sah ich mich gezwun gen, die Grabung durchzuführen. Um möglichst viel Zeit für die Grabung zu gewin nen, bevor die Bauarbeiter anfingen, wurde sie am frühest möglichen Termin durch geführt. Ich hoffte auf erträgliches Wetter, machte einen Kostenvoranschlag für 9,2 Millionen

Lire und wollte mit dem 11. März 1985 beginnen. Das Ende der Gra bung setzte ich mit dem 9. April fest. Das waren 19 Arbeitstage mit Ostern dazwi schen, mit zwei Arbeitern und zwei Studenten 58 . Mit den Dissertanten hatte ich eine kleine Gesprächsgruppe, da sonst keine Experten für Beratungen zur Verfügung standen. Die Gemeinde ersuchte ich, eine Stromleitung in die Kirche zu verlegen, damit wir Scheinwerfer und Staubsauger anschließen konnten. Auch bat ich die Ge meinde, uns das Material

wegzubringen; wir durften es am Rande des Parkplatzes lagern. Am Samstag zuvor vermaß ich die Kirche innen und außen mit einem Geo meter. Der Boden war noch gefroren. Es war die zweite Kirchengrabung, die unser Amt in Auftrag gab. Den frühen Zeitpunkt für die Grabung büßten wir bitterlich. An 15 Tagen hat ten wir kalten Wind oder Regen mit Wind, an vier Tagen Schneetreiben, zwei Tage nur Regen ohne Wind und nur zwei Mal war es mild. Wir froren die ganze Zeit. Dabei war die Kirche so klein (5,35 x 4,84

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Page 47 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
Mittelpunkt der Wissenschaften Prokulus in Naturns Apsis überhaupt keinen vorromanischen Fußboden. Dann beschäftigte mich im mer noch die Frage, warum die rechte Chorschulter breiter ist als die linke. Ist die Gruft doch frühmittelalterlich und in der Gotik nur neu belegt worden? Was können wir nun definitiv zu den Befunden für Aussagen treffen? 1. Der älteste Befund unter der Kirche besteht aus der Nord- und Westmauer ei nes spätantiken Hauses. Der Lehmboden ist intensiv gerötet

, der vorher in Ruinen und dann in und an der Kirche bestattet, wissen wir nicht; es sind keine Studien in diese Richtung unternommen worden. Ferner fehlen 14 C- Daten vom Skelettmaterial und von den Brandresten. Für künftige Generatio nen von Forschern sollten wir solche Hilfen und die Ergebnisse baugeschichtli cher Untersuchungen zur Verfügung stellen. Das frühmittelalterliche Gräberfeld umfasst Beigaben und Mehrfachbestattun gen in steinumstellten Gräbern, die in das 7. Jahrhundert datieren. Sogar zwei

Grabkennzeichen in Form von starken Holzpfählen fand ich am steinumrande ten frühmittelalterlichen Grab 130 und am Erdgrab 46 im Süden der Kirche. Sie erinnern an die langobardischen Gräberfelder vor Pavia und Cividale. Der ältere Mann aus Grab 26 starb an einer Schwerthiebverletzung am Schädel. Hermann Dannheimer, der Direktor der Prähistorischen Staatssammlung in München, zweifelte bei der Buch-Präsentation 1990 in Naturns an, ob das Gräberfeld eine Kirche voraussetzt, da in diesem Fall Gräber die Kirche

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Page 37 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
56 . Dieser Vers ist von Dante, und Gerola ließ als Landeskonservator einen Marmorstein mit diesen Worten auch auf Schloss Tirol anbringen. Trotz aller Verdienste Gerolas sind aus heutiger Sicht zwei Beanstandungen zu machen. Die erste wäre die rücksichtslose Entfernung der gotischen Fresken und die zweite das Abschlagen aller Mauerputze im Innern vom Boden bis hinauf zu den Malereien. Dadurch wurden zum einen Fresken geopfert und zum anderen der Zusammenhang zwischen den Böden der Kirche und dem aufgehenden

auch ohne Grabung vornehmen \ Ich erhielt eine Kopie dieses Briefes nach Schloss Tirol zur Kenntnis. Dieser Ankündigung ging der Wunsch des Herrn Dekans voraus, den Fußboden der Kirche zu begradigen. Ich hatte mich 1984 geweigert, die Kirche auszugraben, weil alles daran original war: ein mittelalterlicher Bau mit berühmten vorromani schen Wandmalereien. Aus einer archäologischen Untersuchung war wahrschein lich für die Fresken kein Datierungsansatz zu gewinnen. Die Begradigung des seit Jahrhunderten schräg

liegenden Kirchenbodens war für mich kein Grund für eine Grabung, zumal der mittelalterliche Estrich mit den Flickstellen ein Dokument dar stellt, das nicht ohne Gründe herausgerissen werden sollte. Folglich hätte man mei nes Erachtens für lediglich einen Gottesdienst im Jahr dem Nachsuchen nicht nach geben dürfen. Ich glaubte, damit in voller Verantwortung für die Kirche zu handeln. Das Abtragen von 40 cm Erdreich für einen neuen Boden mit Kiesunterlage hätte die Nachrichten von tausend Jahren

Geschichte zerstört. Die im Brief des Herrn Dekans angeführten Feuchtigkeitsschäden in der Sockelzone im Inneren waren teilweise sicher auf die zementhaltigen Putze von Gerola der Jahre 1923/1924 zu rückzuführen, die er für die unteren Teile der Wände verwendet hatte. Offensicht licher Grund für die Feuchtigkeitsschäden war aber in erster Linie die Bewässerung in den Obstanlagen, die von Norden, Osten und Süden her über die Friedhofmau ern hinein die Kirche bespritzten 57 . Ich sah einmal im Vorbeifahren

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Page 96 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
liegen. Das heißt, zum Zeitpunkt der Errichtung des Sax-Grabes dürfte die Prokuluskirche schon keine Saalkirche mehr gewesen sein, sondern eine Kirche mit trapezförmi gem, eingezogenem Chor. Aufgrund der Funde im Grab wird es auf die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert 52 . Die Abfolge Zerstörung des spätantiken Hauses Anfang des 7. Jahr hunderts, belegt durch ein Fragment, vermutlich ein Körbchenohrring in einer Brandschicht westlich der Kirche 53 , und Saxgrab Mitte des 7. Jahrhunderts lassen

nur ein halbes Jahrhundert Spielraum für den Bau der Kirche: Die Errichtung einer Saalkirche, anschließend der Abriss eines größeren Teils der südlichen und nördlichen Längsmauern und die Errichtung eines trapezförmigen eingezogenen Chors in weniger als einem halben Jahrhundert erscheinen mehr als fraglich 54 . Dies insbesondere, als es im archäologischem Befund keinerlei Hinweise etwa auf einen Brand oder andere großflächige zerstörerische Ereignisse gibt. 2. Übereinstimmungen in den Fundamenten

Der archäologische Befund deutet auf einen vorhandenen Erstbau mit eingezo genem Chor hin: Die Nord-, West- und Südmauer des Kirchenschiffes gehören eindeutig zum ältesten Teil der Kirche. Das Fundament der nördlichen Triumphbogenmauer, wie auch jenes der Nord chorwand, deuten auf einen gemeinsamen Bauabschnitt mit der Nordmauer des Schiffes hin: Geringe Fundamentierung, kein Hervortreten der Fundamentstei ne in den Innenraum, keine Verzahnung im Übergang Nordwand/Triumph bogenwand wie in den Fundamenten

Hinweis für das Bestehen des Triumphbogens seit dem Erstbau der Kirche gelten. 4. Das Fundament des südlichen Triumphbogens und der Südchormauer Das Fundament der südlichen Triumphbogenmauer ist ebenso original vorhanden, es ragen mit Ausnahme des untersten Fundamentsteins keine Steine hervor. Es fehlt ein Eckstein wie in der nördlichen Mauer, jedoch liegen die Steine des Funda mentes in ähnlicher Regellosigkeit da wie im Mauerwerk des Kirchenschiffes. Das Fundament der Südmauer des Chors

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Page 19 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
auf. Vgl. dazu den Beitrag von Hans Nothdurfter, Die Prokulus-Kirche, Gedanken des Ausgräbers, in diesem Heft,. S. 27 mit Anm. 2. 2 Helmut Stampfer, Zu den frühmittelalterlichen Wandmalereien von St. Prokulus, in: St. Prokulus Naturns: Archäologie, Wandmalerei, hrsg. vom Landesdenkmalamt Bozen (Bozen 1990), S. 247- 256, besonders S. 247, und Hans Nothdurfter (wie Anm. 1), S. 27 f. mit Anm. 4. 3 Das Zitat bei Stampfer (wie Anm. 2), S. 247 mit Anm. 3, und Nothdurfter (wie Anm. 1), S. 27 mit Anm. 7. Josef

: Archäo logie, Wandmalerei, hrsg. vom Landesdenkmalamt Bozen (Bozen 1990), S. 255-319, bes. S. 265, dokumentiert. 10 Josef Garber (wie Anm. 3), S. 42 und 43. 11 Neben Artikeln im „Schiern" und in den „Dolomiten" sei nur auf folgende Veröffentlichungen Kleebergs hingewiesen: Die Prokuluskirche in Naturns im Vinschgau und die neuentdeckten keltisch-irischen Wandmalereien (Brixen 1924); Die Wandgemälde in der Sankt Prokulus-Kirche zu Naturns (Bozen 1958). 12 Giuseppe Gerola (wie Anm. 9), S. 434

. 13 Ebenda S. 420, Anm. 4. 14 August Kleeberg, Die Wandgemälde in der Sankt Prokulus-Kirche zu Naturns (Bozen 1958), S. 60, Anm. 73. 15 Josef Garber (wie Anm. 3), S. 41. 16 Die Ansichten dazu gehen weit auseinander. Hans Nothdurfter schreibt: „Die Legende vom ge stohlenen Kopf kursierte also schon 1925" (s. u.), während andere anscheinend wissen, wo sich der Kopf befindet. S. 33. 17 Otto R. von Lutterotti, Die Wandgemälde von St. Prokulus bei Naturns, in: Der Obere Weg. Von Landeck über den Reschen

nach Meran (Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes Bd. V—V11, Bozen 1965-1967), S. 490-508. 18 Vgl. dazu die Schilderung des Weinlesefestes bei Vergil, Georgica II, 527 ff. 19 Diese Mitteilungen, die von mir in „Südtirol in Wort und Bild, Jg. 25, Heft 3 (1981), S. 20-28, be sonders S. 24, veröffentlicht worden sind, verdanke ich Herrn Altdekan Georg Peer von Naturns. 20 Klaus Gamber, Die Kirche St. Prokulus bei Naturns: stammen die Fresken von einem bairischen Maler aus der Zeit Herzog Tassilos

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Page 55 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
in der Sankt-Prokulus-Kirche zu Naturns. Bozen 1958, S. 22; Federico Halbherr. In: The lllustrated London News 1925, Nr. 998. 44 Gemeint sind die vielen geäußerten Meinungen von Besuchern bei der Freilegung 1923. 45 Kleeberg 1924 (Anm. 42), S. 38; Josef Garber, aus der Gegend von Meran stammend und bis 1918 österreichischer Denkmalpfleger, auch für Südtirol; man kann sich die Gefühle nach dem kaum verlorenen Krieg vorstellen! Seither ist durch die gesamte Literatur dieses Gegeneinander der italienischen

und Thomas Kersting haben beide zwei Sommer lang 1981/1982 die Kirche im Weinberg in Säben mit Friedhof mit ausgegraben, hatten also gewisse Erfahrun gen mit frühmittelalterlichen Kirchen und zudem in Bonn bei Volker Bierbrauer studiert. 59 Der alte Boden war vom genagelten Schuhwerk der Kirchgänger abgeschliffen, die groben Sandkörner an der Oberseite mugelig gerundet, die Ausbesserungen hingegen zeigten den Kel- lenverstrich und scharfkantigen Sand, später erkannte ich den hohen Zementanteil. 60 August

Kleeberg, Die Wandgemälde in der Sankt Prokulus-Kirche zu Naturns. Bozen 1958, S. 7. 61 Frdl. Mitt. Landeskonservator Leo Andergassen, Denkmalamt Bozen, entschlüsselt hat sie Gustav Pfeifer, Landesarchiv Bozen. 62 Archäologie. Wandmalerei 1990, S. 123, Taf. 5,1, Nr. 8; Taf. 5,2. 63 Paul Gleirscher, Hans Nothdurfter, Die Kirchengrabung von St. Georg bei Völlan, Lana. In: Der Schiern 61, 1987, S. 267-305. 64 Silvia Renhart, Anthropologie: den Menschen von St. Prokulus auf der Spur. In: Schloß Tirol (1991

Interpretation herangezogen. Die Kirchen mit Rechteckchören aus dem nördlichen Voralpenraum sind steinerne Nachfolger von Holzkirchen. Sie boten sich notgedrungen als Ver gleich an, da sich in Oberitalien keine entsprechenden Kirchentypen fanden. Die Schlussfolge rung war: Datierung der Prokuluskirche über den kleinen Friedhof einer (romanischen?) Eigen kirche und über die Rechteckchöre mit bayerischen Vorbildern. 66 Matthias Exner, St. Prokulus, Naturns. Naturns 21.4.1990. Zu den Ergebnissen von Grabung

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Page 82 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
Heft Die Nord-, West- und Südmauer des Kirchenschiffes D ie Fundamente der Nord-, West- und Südmauer des Kirchenschiffes mit ihrem aufgehenden Mauerwerk bis zur später erfolgten Aufstockung gehören zum ältesten Bauabschnitt der Kirche, ihre Zugehörigkeit zum Erstbau in bestehender Form erfährt allgemeine Zustimmung. Es wird deshalb auf eine detaillierte Untersuchung des archäologischen Befun des verzichtet. Lediglich jene Fakten, welche in der Argumentation für oder wider die zentrale

des Triumphbogens. • Es wurden in allen drei Fundamenten grauer Mörtel gefunden und grünli cher Lehm. • Es wurden bei den Ausgrabungen in und außerhalb der Kirche keine weite ren FFinweise auf Vorgängerbauten oder Fundamente gefunden. Auch Hin weise auf eine Holzkirche im Bereich des heutigen Gebäudes wurden nicht ergraben. Besonders hingewiesen werden muss im Falle des Fundamentes des Nordmauer des Kirchenschiffes 18 auf die Verwendung einer in Trockenmauertechnik errichteten Mauer eines unmittelbar westlich

der Kirche ausgegrabenen vorkirchlichen roma nischen Hauses. Das insgesamt schwache Fundament zeigt dadurch bedingt eine Steigung von West nach Ost, von der Unterkante des am tiefsten liegenden Steins in der Nord-West-Ecke bis zur Unterkante des am höchsten liegenden Steins in der Nord-Ost-Ecke im Ausmaß von ca. 32 cm 19 . Nach Osten wird das Fundament im mer schwächer, im Bereich einer Aussparung, möglicherweise für eine in dem Boden verlegte Chorschranke, ist überhaupt keine Fundamentierung mehr

von ca. -40 cm unter dem Nullpunkt und ist ca. 1,54 m (Nordprofil) bzw. 1,80 m (Südprofil) lang 22 . Sie zeigt den Standort des ehemaligen südlichen Einganges in die Kirche. Die Lage der an das Mauerwerk bindenden Reste des jüngsten Bodens 23 , vermutlich aus dem Spätmittelalter 24 , zeigen, dass die Steinplatte völlig unterhalb des jüngsten Bodens gelegen ist 25 .

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Page 171 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
. Dass dies keine Dauerlösung sein konnte, wusste man, denn der zur Verfügung stehende Platz war äußerst knapp. Im Rahmen der Friedhofserwei terung wurde ein unterirdisches Mu seum eingeplant und dieses liegt heute unter dem erweiterten Friedhof. Da es eine sinnvolle Ergänzung zur Prokulus kirche darstellt, musste es so nahe wie möglich an der Kirche errichtet werden. Baurechtliche Bestimmungen erlaubten keine andere Lösung in der Nähe eines denkmalgeschützten Gebäudes. Der Besucher tritt

durch die Pforte, die in die Friedhofmauer eingelassen ist, geht über 13 Holzstufen hinab bis zu einem Podest, wo er von der Muse umsbetreuung empfangen wird. Am beleuchteten Handlauf sind wichtige geschichtliche Daten, die das Museum betreffen, angeführt. Wir gehen jetzt schrittweise in die früheren Jahrhunderte zu rück. 1880 Freilegung der gotischen Malereien an der Außenfassade der Kirche 1912 Entdeckung der vorkarolingischen Fresken 1923 bis 1924 Freilegung der frühmittelalterlichen Fresken - die gotischen

Wandmalereien wurden abgenommen 1985 bis 1986 archäologische Grabungen durch das Denkmalamt 1986 bis 1989 Restaurierung der Fresken in der Kirche 2006 Neueröffnung des Museums Geschichtliche Daten N un steigt der Besucher um weitere 18 Holzstufen hinunter, wo der Museumsparcours beginnt. Auf dem zweiten Teil des Handlaufes tref fen wir auf eine kurze Beschreibung über die letzte Reise des Ötzi, also der Gletschermumie, über die Kupferzeit und den Beginn der Herstellung von Gegenständen aus Kupfer

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Page 16 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
beim ländlichen Opferfest christlich umgedeutet und daraus ein Sym bol der Auferstehung (oder Himmelfahrt) gemacht 19 . Diese Interpretation lässt eher Rückschlüsse auf die gute humanistische Bildung des Herrn Professors Georg Chris toph von Unruh zu, zeigt aber einmal mehr, dass es an Deutungsversuchen dieser un gewöhnlichen Fresken, die von Klaus Gamber auf einen bairischen Maler zurückge führt wurden, nicht fehlt 20 . Hans Nothdurfter hat bei seinen Grabungen 1985 und 1986 unter der Kirche

mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fol gendem Ergebnis: Zu dem kleinen Friedhof gehört im 7. Jahrhundert die kleine Kirche und auch der im 14. Jahrhundert neu belegte Gruftbau ist im Kern früh mittelalterlich. Seine Schlussfolgerung daraus war: Datierung der Prokuluskir che über den kleinen Friedhof einer (romanischen?) Eigenkirche. Dass es sich um eine Eigenkirche handelt, darauf deutet auch die Errichtung der Pfarrkirche zum hl. Zeno. Als diese 1974/75 renoviert wurde, kam klar zum Vorschein, dass

die Sakristei- und Turmfundamente mit spärlichen Freskenfragmenten die ältesten Teile einer frühmittelalterlichen Kirche darstellen. Der Eigenkirchenherr stattete das von ihm erbaute Gotteshaus auch mit liturgischen Geräten aus und ernannte die diensthabenden Priester. Wer der Grundherr war, der St. Prokulus erbaute, lässt sich aus den Funden nicht beantworten. Politisch stand der Vinschgau seit dem Friedens schluss von 591 zwischen Langobarden und Franken unter fränkischer Oberhoheit und kirchlich gehörte

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Page 81 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
- und Südmauer des Kirchenschiffes. In der Südmau er, links eingezeichnet, der später zuge mauerte ursprüngliche Eingang in die Kirche, rechts davon das heute ebenfalls von außen zugemauerte, innen aber sichtbare kleine Fenster. Lage und Ver lauf dieser schwarz abgebildeten Mau ern sind unbestritten 13 . Grün der trapezförmig eingezogene Chor, außen verstärkt durch später hin zugefügte Verstärkungsmauern. Dieser trapezförmige Verlauf der Chormauern, damit auch das Vorhandensein des so genannten Triumphbogens

im bzw. als Übergang von Kirchenschiff zu Chor, wird durch die Theorie der Saalkirche als Erstbau in Frage gestellt. Rot der vermeintliche Verlauf des Rechtecksaals: Die Südmauer und die Nord mauer der Saalkirche würden weiter nach Osten reichen. Die Ostmauer der Saal kirche würde in Nord-Süd-Richtung bündig an der existierenden Ostmauer des ein- gezogenen Chors ( = die Westmauer des Turmes) im Raum zwischen Letzterer und Altar im heutigen Chorinnenraum verlaufen. Grafik 1 Grundrisszeichnung

. Die Nord-, West- und Südmau er begrenzen gemeinsam mit der Wand des so genannten Triumphbogens als östlicher Abschluss des Kirchenschiffes dessen Innenraum. Im Osten schließt sich der Chor an. Der Übergang von Kirchenschiff zu Chor ist durch einen Bogen gegeben, dessen ge dachte Mittelachse von jener der Kirche in Nord-Süd-Richtung abweicht 15 : Der linke nordseitige Einzug des Rundbogens ist 0,72 m breit, der rechte südseitige Einzug ist mit 1,08 m wesentlich breiter, die Breite des Bogens beträgt

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Page 80 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
Heft Mittelpunkt der Wissenschaften St. Prokulus in Naturns Zur Baugeschichte der St.-Prokulus-Kirche Von Michael Lochmann D ie im Jahr 2007 veröffentlichte Idee von einer rechteckigen Saalkirche ohne tra pezförmig eingezogenen Chor als Erstbau der Prokuluskirche 1 steht im Wider spruch zu den Ergebnissen der archäologischen Grabungskampagnen der Jahre 1985 und 1986 2 . Diese, bereits im Jahr 2003 in die wissenschaftliche Diskussion einge- brachte Vorstellung eines noch früheren Bauabschnittes

3 , hätte nicht nur für die bisheri gen Forschungen zur Baugenese der Prokuluskirche eine Zäsur bedeutet, sie hätte in der Folge auch zu zwingenden Korrekturen auf kunsthistorischem Gebiet führen müssen. Angesichts der überregionalen Bedeutung der ältesten Malereien in der Kirche 4 , wel che u. a. als karolingisch und in das ausgehende 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wurden 5 , entschieden sich die Gemeindeverwaltung der Marktgemeinde Naturns und der Vorstand des Prokulus-Kulturvereins für eine erneute

der Grabungskampagnen Mitte der 80er Jahre. Die zentrale Fragestellung ist: War der Erstbau der Prokulus kirche eine rechteckige Saalkirche ohne trapezförmig eingezogenen Chor und lassen sich hierfür Hinweise im archäologischen Befund finden? Ergebnisse der Mauereröffnung durch Mittermair 9 E rste Ergebnisse der mittels Radiokohlenstoffdatierung (Cl4-Datierung) und Dendrochronologie untersuchten Proben liegen bereits vor 10 , die Ergebnisse der später vorgenommenen Gegenproben 11 sowie die zeitgleich

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Page 152 of 180
Date: 01.06.2012
Physical description: 180
St. Prokulus in Naturns Mittelpunkt der Wissenschaften Abb. 28 Detail aus der Anbetung der heiligen drei Könige, mit reichen Punzierungen an Kleidung, Krone und Gürtel. Aufnahme: Manuel Schwembacher Abb. 29 Der Reichsapfel in der Hand Gottes, im letzten Schöpfungsbild . Aufnahme: Manuel Schwembacher DERSCHLERN 150 CD höher steht. Aufwändige Architektur darstellungen fehlen in den Fresken von St. Prokulus. Beachtung verdienen in der Naturnser Kirche auch die häu figen, mit einem Perlenkranz

und dem Sündenfall über Christi Geburt, Wirken und Ster ben bis hin zu dem, was noch kommen wird. Den Fassadenfresken wohnt dabei durchaus ein inhaltlicher Bezug zum marianisch und christologisch ausge richteten Kircheninneren inne - nicht nur wird durch sie der Bogen zwischen alt- und neutestamentarischem Ge schehen gespannt - es wird auch der Erlösungsweg visuell und architek tonisch erfahrbar inszeniert: Konse quenterweise ist der Sündenfall an der Außenseite der Kirche dargestellt, 51 der Weg zum Heil führt

von außen ins Innere der Kirche und gipfelt über die Mittlerschaft Mariens und ihres Soh nes im Altarraum. Mit Maria als der neuen Eva wird der Heilsplan fortge führt, gleichzeitig bieten mehrere Bil der starke Vergegenwärtigungs- und Identifikationspotenziale. Dies gilt etwa für die Schutzmanteldarstellung, den Marientod und insbesondere die Arbeitsszenen mit Adam und Eva, de ren Hauptbild in der Mitte zugleich die „praesentia“, die aktive Gegenwär tigkeit des heiligen Prokulus als Ver mittler

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