in Evangelischen Verlag, Zollikon- Zürich (der Karl Barths Schriften veröffentlicht) unter dem Titel «D:e Kirche zwischen Russland und Ame rika» erschien, trägt sie Hermann Diem in besonders zugespitzter Form vor. Sein Ausgangspunkt ist die be kannte Erklärung, die der Bruderrat der Evangelischen Kirche Deutsch- ands im August 1947 abgegeben hat und die durch eine leidenschaftliche Selbstanklage von sich reden machte. Dort hiess cs: «Wir sind in die Irre ‘ gegangen, als wir begannen, eine «christliche Front
Angebot der Gnade Gottes an alle durch eine politische, soziale und wellanschau liche Frontenbildung verfälscht und die Welt ihrer Selbstrechtfertigung überlassen». Das Missverständnis Eine Selbslanklage des Bruderra tes ist gerechtfertigt durch die Tat sache, dass ein belrächtlicher Ted der Evangelischen Kirche Deutsch lands sich im Dritten Reich schwer kompromittiert hat , und. dass es ' schon immer zu seiner Gewohnheit gehörte, sich hemmungslos dem Na-
PROBLEME DES ABENDLANDES Soll die Kirche kämpfen? Politik und Religion Wer gewiss ist, dass aus dem abendländischen Herzen das Bild Christi und seiner Lehre niemals wieder herausgerissen werden kann, und dass auch die christliche Kirche ihres Fortbestandes sicher ist, könn te leicht in die Nachbarschaft derer geraten, die sagen: gerade weil dies so ist, soll sich die Kirche jeglicher Eingriffe in die Politik enthalten. Man belegt diese Auffassung gerne mit mehr oder weniger falsch ver standenen
Bibelstellen. Viele, die diesen Standpunkt einnehmen, sic hen durchaus im Banne einer sehr hohen Auffassung christlicher Mis sion. Andere freilich verbinden ins geheim politische Spekulationen da mit, wenn sie sagen, die Kirche müsse hoch erhaben über dem Par teien- und Völkerstreit sichen, — Christus habe sich an alle Menschen gewendet, gerechte und ungerechte, Menschen aller Völker und aller po litischen Systeme. Es ist wahr, Christus hat sich an alle gewendet. Um dies zu beweisen, braucht inan
keine Bücher zu schrei ben. Es ist auch richtig, dass sich die Kirche leicht Schaden zuzicht, wenn ihre Diener sich über Gebühr in die politischen Händel einlassen. Am meisten, wenn es machlpolitische Händel sind. Wenn man aufs Mit telalter verweist, auf den Streit mit den Kaisern des Heiligen Reiches oder auch mit denen von Byzanz, ver gisst man oft, dass dies nur aus den Ideen der Zeit zu begreifen ist, vor allem aus der damaligen Idee, dass der Glaube nur gesichert sei, wenn die Kirche