Nr. 1038 ,^Tiroler W a stl" Seite 11 Das Ziel. Bon Serana Floh r. Er kam aus unbekannter Ferne, nmr lange Stun den stille, menschenleere Wege gegangen und ruhte nun müde und erschöpft am Wiesenrain. Er mußte nichts vom Leben, nichts vom Hasten und Eilen, nichts vom Kainpfe um des Daseins raul)e Alltag lichkeit. Er kam aus fremden Welten, allein, ohne (Genossen. War iir des Tages helles Licht geschritten und schaute nur mit großen Blicken in die Gegend vor sich. Ferne am .Horizonte standen hol
)e, schnee bedeckte Berge wie alles Wissens und Sehnens end liches Ziel. In der Ebene, die weit und offen dein Auge des fremden Wanderers sich bot, war die Sonne des siegreichen Tages. Strahlte und leuchtete und blitzte und schuf goldenschilnnrernden Hauch auf den früh- lingSgrünen Wiesen und Feldern. Aber mitten in den: ewig wiederkehrende:: Jubel des Werdens und Wach* sens lag gwß und hock) und starr ein dunkles Ge bilde. Eller nächtigen, weißen Wolke schwerer Schat ten siel dorthin, wo die Stadt
, die seines Wis sens und Wollens, seiner stummen Sehnsucht erträum tes Ziel waren. Mitten durch diese, Mauern, die so kalt und drohend aus dem Schatten zu ihm herüber blickten, muUe er gehen. Nie noch hatte sein Fuß die Straßen einer Stadt betreten, nie noch hatte sein junges Herz zwischen engen Mauern ängstlich geschlagen. Nock) wußte seine reine Seele nichts von der Men schen Tücke und Niedrigkeit. Aber es führte kein an derer Weg in jene lick)-tumgleisten Höhen, und lang sam, zagend und widerstrebend erhob
ihn nicht! Das Gewirr der hohen Dächer verbarg ihm der leuchteten Berge fernes Ziel, keine der Straßen, oie wieder hinaus in die Weite, in die Klarheit, in die Tiefe geführt hätte. So blieb er! Lernte das Leben kennen uno das Laster, der Manschen Schilauheit uno Tücke, ihre Schliche, ihre Klugheiten, ihre Listen. Wurde irüchtern uno prak tisch wie sie, samnrelte Geld und Gut und brachte es zum angesehenen, allgemein geachteten Manne. Das Herz klopfte ihm ruhig und gelassen in der Brust, kühl war sein Blut
, die Türme, die Giebel, die Dächer, sie lösten sich aus, wurden Dunst, Nebel, der zu Boden sank und aus dem hock) und königlich das nie erreichte, mit dem Herzen so sehr ersehnte, mit den verlangenden Blicken in der Ferne geschaute, in der Jagd nach Geld und Gut vergessene Ziel herüberleuchtete. Da hatte es den Mann nimmer gehalten. Die wichtigsten Briefe hatte er achtlos vor sich auf den Tisch geworfen. Und schritt hinaus durch die engen, mcnfchenerfüllten Straßen, schritt gesenkten Hauptes, grüßte