und vor allem auch in der ganzen Weltanschauung. Einen Menschen, der keine Zeitung liest, gibt es praktisch nicht mehr. Und wenn einer meint, er lese keine Zeitung, so vergißt er ganz, daß er alles das, was er um sich von öffentlichen Dingen aller Art reden hört, nichts anderes ist, als eine Wiederholung all dessen, was seine Umge bung aus der Zeitung herausgelesen hat. Also auch die, die keine Zeitung lesen, und auch die, die sich in einem fort brüsten, nichts zu glauben, „was in der Zeitung steht
, weil doch alles nur erlogen sei," zappeln im Netz der Presse wie gefangene Fische. Die Presse 'bestimmt unser ganzes Sinnen und Denken. Selbst ein gescheiter Mensch, der mit Recht auf sein eigenes und ungetrübtes Urteil etwas hält, vermag sich auf die Dauer nicht dem Einfluß der Zeitung zu entziehen, ob er nun will oder nicht. Dies ist auch der Grund, weshalb immer wieder die Forderung nach einer tatkräftigen Unterstützung der christlichen Presse erhoben worden ist. Denn ein Blick auf die Tatsachen besagt
sie sich in solcher Minderzahl, daß man erschrecken 'könnte. Dies alles sind Dinge, die sich nicht ändern werden, so lange sich die Be völkerung aller Schichten der Wahrheit nicht bewußt werden will. Das neue Preßgesetz, wenn man es neu nennen will, nachdem es doch schon etliche Jahre in Kraft ist, hat nun der Zeitung eine nahezu zügellose Freiheit gegeben. Praktisch ist heute jedermann schutzlos der Zeitung aus geliefert, falls diese die Gewissenlosigkeit besitzt, sich an chm vergreifen
zu wollen. Zwar haben wir einen Berich tigungsparagraphen, aber er ist fast wirkungslos. Wenn es eine Zeitung für gut befindet, Religion, Sitte, Dhre und Anstand in gehässigster Weise anzugreifen, gibt es kaum einen Schutz dagegen. Man denke nur 'an den offenen und geheimen Religionskrieg, den die sozialdemo kratische Presse seit Jahr und Tag führt. Es muß schon sehr sonderbar zugehen, bis endlich einmal etwa eine Herabwürdigung einer öffentlich staatlich anerkannten -ueligion festgehalten werden kann oder festgehalten
wird; und wenn, dann hat der betreffende Redakteur einfach den Artikel „nicht gelesen" und kommt mit einer lächer- "ch geringen Strafe davon. Entsetzlich sind und waren die Auswirkungen der Nowissenlösen Presse auch auf wirtschaftlichem Gebiete. m haben in Oesterreich Fälle von Erpressungen durch die Zeitungen erlebt, die einfach zum Himmel schreien. Ein Wiener Blatt hat sich überhaupt nur damit befaßt, Persönlichkeiten aufs ärgste anzugreifen, aus Geschäft. Oft genug ist durch eine wohlerwogene und wohlgezielte Notiz in der Zeitung