Stimme; „mach' Dich an Deine Arbeiten." Und sie schob ihren Sohn in eine andere Stube. Ihr Mann hatte sich schon des Gegenstandes bemächtigt, welchen das Kind gefunden hatte, es war eine Börse aus goldenen Maschen. Er öff nete sie, Goldstücke rollten auf den Tisch und wäh rend das Kind seine Schulaufgaben begann, zählten Vater und Mutter 220 Franken auf. „Ach, wenn das uns gehörte!" rief der Arbei ter mit einer zornigen Geberde aus. „Und warum sollte es uns nicht gehören," er widerte seine Frau
mit tonloser Slimme. „Was sagst Du da?" „Leg.das weg. Wir wollen weiter davon spre chen, wenn das Kind zu Bett ist." Er setzte sich in eine Ecke, ganz stumpfsinnig, mit düsteren Augen und wagte seine Frau nicht anzusehen, welche das Mittagessen bereitete. Sie aßen stillschweigend. Wie jeden Abend, sagte das Kind vor dem Ein schlafen seine Aufgabe her und nun waren die El tern allein vor der Schublate, in welcher Jean Cheville die Börse eingefchlossen hatte. Nach einem längeren Schweigen sagte er: „Frau
, dieses Geld gehört uns nicht." Sie antwortete nicht sogleich. Ein schwerer Kampf tobte in ihr, aber die Versuchung war auch zu groß. Sie sagte endlich mit scheuer Stimme: „Du kannst ja thun was Du willst, aber über lege es Dir wohl! Die Börse ist voll Geld, das Geld, welches sie enthält, gehört reichen Leuten. Und was sind 220 Franken für reiche Leute? Ich habe einmal 60 Franken verloren, hat man sie mir je eingenommene Stellung zu ändern. Nichts im Auge als die Ehre, die Existenz und die Wohlfahrt
nur, wir wollen jetzt schlafen," sagte ihr Mann, sie kurz unterbrechend. Sie gingen zu Bett und schliefen schlecht. Am anderen Morgen war das Kind zuerst wach und umarmte die Eltern im Bett. Darauf sagte es: „Ich muß mich sehr beeilen, wenn ich die Börse noch vor der Schule abgeben will." Der Mann und die Frau blickten sich an und erröteten. „Ja, Du hast Recht, mein Kind," sagte die Mutter. „Ich werde Dich begleiten," sagte der Vater. Wenige Augenblicke darauf gingen Beide zu sammen fort. Der Vater machte große Schritte
ist." Sie waren an das Polizei-Bureau gelangt. Sie traten ein und sahen einen alten Herrn, welcher mit einem Beamten sprach. Jean Cheville blieb an der Thüre stehen. Der Beamte, welcher ihn bemerkte, sagte: „Was wollen Sie?" „Hier!" erwiderte er, indem er sich näherte, „ich komme wegen der Börse, welche der Junge gestern auf dem Boulevard gefunden hat, als er von der Schule nach Hause kam." Und er übergab dem Beamten die Börse. sowie die Anstellung auf Lebensdauer zu verati- lassen und vorläufig ab 1. Jänner 1894