Grottenbahn und Geisterbahn nebeneinander, Traumreise für Kinder und Gruselkabinett für Erwachsene einträchtig nebenein ander, das ist der Wiener Volksprater. (Alle Aufnahmen: Hans Trunec) Wiener Praterbummel Spaziergänge durch das Wiener Vergnügungsviertel „Im Prater blüh’n wieder die Bäu me...“ beginnt ein altes Wiener Lied, und viele solcher Lieder ranken sich um den Wiener Prater, besingen die blühen den Bäume und Sträucher, die lauschi gen Plätze und den Flieder, der Wien in Frühling
mit seinem Duft erfüllt. Im Herzen Wiens spaltet sich der Do naustrom in zwei gewaltige Arme, die zwei Wiener Stadtbezirke umfassend ei ne hi sei bilden, vom Volksmund „Macesinsel“ genannt, weil hier in frühe ren Jahrzehnten ein eigenes großes jüdi sches Stadtviertel existierte. Ursprüng lich war jedoch diese von riesigen Au wäldern bewachsene Insel kaiserliches Jagdrevier. Kaiser Josef II., der große Reformer Österreichs, hat es am 7. April 1766 den Wienern als Erholungsgebiet zugänglich gemacht. Daraus
entwickel te sich jene Ansammlung von Gast- und Kaffeehäusern, Schaubuden und Volks belustigungen, die man nach der komi schen Figur des damaligen Wiener Thea ters „Hanswurst“ zuerst „Wurstelprater“ und später „Volksprater“ nannte. Bald ist die immer größer werdende Stadt in die Auwälder hineingewachsen, Fabrikanlagen, Wohnhäuser, Siedlun gen und Stadtautobahnen entstanden, und nur mehr ein kleiner Teil des einsti gen kaiserlichen Jagdreviers, seinerzeit mit Rehen, Hirschen und Wildschwei nen, bildet
anläßlich der damaligen Wiener Weltausstellung gebaut, einem Ausstellungsproviso rium, das nachher wieder abgetragen werden sollte. Aber wie jedes Proviso rium in Wien, hat sich auch dieses hart näckig über die Jahrzehnte erhalten, zwei Weltkriege mit vielen Zerstörungen überdauert und feierte heuer am 13. Junii seinen 88. Geburtstag. Es dreht sich noch immer jeden Sommer zur Freude der Kinder und Fremden, die von oben herab auf die wie ein Ameisenstaat wim melnden Menschenmassen
nicht nur ein bekannter Wiener Walzer, so tönt es auch aus Dutzenden Lautsprechern vor den Autodromen, Berg- und Talbahnen, Ringelspielen und Schaubuden: „Hereinspaziert, herein spaziert...“ in den Vergnügungspark des Wiener Praters. Orchestrione dröhnen, kleinere und größere Attraktionen locken eine drän gende Menschenschar von Bude zu Bu de, von Stand zu Stand, von einer Sensa tion zur anderen. Aufgewirbelter Staub Eines der Wiener Wahrzeichen, das Riesenrad, 65 Meter hoch, 1897 erbaut, steht im Prater, neben