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Schlern
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Page 2 of 56
Date: 01.04.1952
Physical description: 56
Der Maler Prof. Hans Weber-Tyrol Von Univ. Prof. Dr. Bruno Grimschitz, Wien Im Rahmen der Frühjahrsausstellung 1951 im Wiener Künstlerhaus und der Galerie Würthle-Wien, die tirolische Kunst der Ge genwart zeigte, bot Meister Weber-Tyrol auf Einladung des Landes Tirol in einer Sonder schau Einblick in sein Schaffen durch die letz ten ungefähr 25 Jahre, die einen interessanten, aufschlußreichen Querschnitt ergab. Dieselbe Ausstellung wurde, vermehrt durch Leihgaben aus Privatbesitz und aus Werken

jüngster Zeit, im Museum Ferdinandeum von Prof. Dr. Oberhammer zu einer noch erwei terten Kollektivschau ausgebaut, die int No vember v. J. dort gezeigt wurde. Vniv.-Prof. Dr. Bruno Grimschitz, der dem Schaffensgang Weber-Tyrols von der öster reichischen Galerie (Moderne Galerie) in Wien aus durch Jahrzehnte folgte, schrieb nachfolgende Würdigung über den Künstler und stellte sie dem 'Schiern » zur Veröffent lichung zur Verfügung. In jungen Jahren schon fiel Hans Weber- Tyrol durch seine künstlerische

Begabung auf. Die Dekorationen für das Thierseer Passionstheater brachten dem in Schwaz Geborenen ein Stipendium des Landes Tirol ein. Es ermöglichte dem Zwanzig jährigen den Besuch der Münchener Aka demie für drei Jahre. Diese Jahre an ihr sahen Weber-Tyrol als Schüler der Mei ster Gabriel v. Hackl, Nikolaus Gysis und Paul Höcker. Ein Jahrzehnt nach dem Ein tritt in die Akademie erschienen die Ar beiten des Künstlers zum ersten Male vor der Oeffentlichkeit im Münchener Glas palast

. Was die künstlerische Kraft Weber- Tyrols von dem Beginn ihres Wirkens an auszeichnete, war ihre Vielseitigkeit. Kir chenfensterkartons für die Münchener Hofglasmalerei Zettler standen neben Landschaftsbildern, Steinzeichnungen für Plakate neben Temperablättern und Aqua rellen. Dazu kamen im Laufe der Jahre Wandmalereien, Bildnisse und Tierbilder. Die Universalität des Darstellungswillens war eine erstaunliche. Die Münchener Akademieschulung und eigene, unaufhör lich betriebene handwerkliche Vervoll kommnung

brachten die glänzenden tech nischen Grundlagen für die Vielfalt der künstlerischen Darstellungsprobleme, so daß in verschiedenen Maldisziplinen, wie im Aquarell, von Weber-Tyrol eine un gewöhnliche Meisterschaft erreicht werden konnte. Was die Kunst Weber-Tyrols wei ter bestimmt, ist ihr Drang nach dem Süden, die Sehnsucht nach der Sonne Italiens, die viele der besten Deutschen durch alle Jahrhunderte über die Alpen getrieben hat. Schon im Jahre 1908 unter nahm Weber-Tyrol eine Italienreise. Acht

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Schlern
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Page 3 of 56
Date: 01.04.1952
Physical description: 56
Die Malerei Weber-Tyrols begann im konservativen Kreise der Münchener Kunst vor dem Ende des 19. Jahrhunderts. Im einheitlich geschlossenen Gesamtton charakterisierten die Farben mit maleri scher Brillanz die gegenständliche Welt. Erst nach dem Jahre 1900 begann sich die dunkle Tonigkeit zu lösen und ein Jahr zehnt später unter dem Einfluß der im pressionistischen Malerei Frankreichs auf zuhellen. Auch Weber-Tyrol trat aus der Münchener Sphäre in den Bannkreis der Malerei des europäischen

Westens. Cezanne wurde ihm geistig das erlauchte Vorbild, die Klarheit und Festigkeit seines Bild baues eine beispielhafte Form der Raum gestaltung. Die eigene Sehnsucht nach großen und das Naturvorbild verdichten den Grundformen, die Weber-Tyrol nach dem italienischen Süden führte, weil die ser mit seinen elementaren Landschafts weiten so ungleich stärker den künstleri schen Gestaltungsabsichten entgegenkam als die nordtirolische Heimat, begegnete sich in innerer Berührung mit der ratio nal

gebundenen Malerei des südfranzösi schen Romanen. Nicht, daß Cezanne die künstlerische Kraft Weber-Tyrols aus ihrer persönlichen Bahn bewegt hätte — dazu kam das starke Temperament des Tiroler Malers aus zu gegensätzlichen Herkunftsbedingungen —, aber eine un- gemein stärkende Hilfe bedeutete der fran zösische Meister für die Befreiung der eigenen Kraft. Es war über Cezanne hin aus die gesamte französische Malerei seit dem Beginn des Impressionismus, die der frühen Aufgeschlossenheit Weber-Tyrols

entgegenkam und die Spannweite seines künstlerischen Ausdrucksvermögens berei cherte. Es ist ja, geschichtlich gesehen, eine der künstlerischen Taten Weber- Tyrols, daß er eine produktive Weiter entwicklung des späten Impressionismus in einer ganz persönlichen Abwandlung seiner malerischen Werte gefunden hat. Sie wird am hinreißendsten in den Aqua rellen sichtbar, während die Darstellungs welt der Oelbilder stärker in einer linear zusammenfassenden und plastisch durch- formenden Gestaltungsart verfestigt

rahmen, das verrät die künstlerische Weisheit einer überlegenen Gestaltungskraft. Die Stili sierung aller Formen ist nicht entfernt so radikal wie in den Bildern von Egger- Lienz. Trotzdem wirkt die Bildschöpfung Weber-Tyrols mit wandhafter Größe. Ge rade in dem vollkommenen Ausgleich von zeichnerischer Struktur und farbiger Differenzierung liegt der hohe künstle rische Eigenwert der «Südtiroler Wein lese». An manchen Bildern arbeitete Weber- Tyrol durch Jahre, bis er die endgültige Fassung erreicht

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Date: 01.04.1952
Physical description: 56
, die alte, noch unrenovierte Pfarr kirche seiner Heimatstadt und die Fran ziskanerkirche mit ihrem schönen Kreuz gang, vor allem aber war es die Welt der gotischen Fresken und Glasfenster, die wohl den im Knaben schlummernden Sinn für die Farbe weckten. Er fand seine leuchtendste Verwirklichungsmöglichkeit im Aquarell. Während seiner ganzen Schaffenszeit sind Weber-Tyrol die Wasserfarben ein besonders geliebtes Ausdrucksmittel ge wesen. Ihre Flüssigkeit und die außer ordentliche Wandlungsfähigkeit

ihres Ton reichtums gehorchten wie kein anderes Darstellungsmaterial der leisesten Regung, dem schwebendsten Eindruck. So wurde das Aquarell für Weber-Tyrol zum voll kommensten Instrument für die Wieder gabe seiner Impressionen vor der Land schaft. Er beherrscht es mit virtuosestem Können, doch ist die Meisterschaft des Malers nie zum künstlerischen Selbstzweck geworden. Immer ist es der starke Ein druck, das Hingerissensein durch die Na tur, das den Aquarellen Weber-Tyrols die Intensität ihrer farbigen

Wirkung verleiht. Sie spannt sich von lyrischer Verhalten heit bis zu dramatisch bewegtem Aus druck. In diesem großen Umfang der per sönlichen Ausdrucksmöglichkeiten offen bart sich auch die unmittelbarste Freiheit der individuellen Handschrift. Zügig und souverän setzt Weber-Tyrol in breiten Flächen und Flecken, jedoch mit fein nervigster Modulationsfähigkeit das Na turmotiv in farbige Werte um. Auch hier ist es in aller momentanen Niederschrift, in der fast skizzenhaften Auflösung des Natureindrucks

, das Sichtbare in seiner gegenständlichen Form — so abgekürzt oder gesteigert es auch gegeben sein mag —, das den Kern aller Darstellung ausmacht. Nie hat Weber-Tyrol die Welt des Wirklichen angegriffen und ungegen ständlich zu werden versucht, die tiefe Ehrfurcht vor der Natur in allen ihren Erscheinungsformen, die unbedingte Ver bundenheit mit dem Glanz des Wirklichen konnten nur zur gegenteiligen Stellung nahme führen: zur farbigen Verherr lichung des Naturbildes in immer neuen und immer eindringlicheren

— eine kaum übersehbare Fülle von Mo tiven und eine nicht geringere Fülle von bezaubernden künstlerischen Dokumenten, deren unverwechselbare Eigenart in der starken Persönlichkeit Weber-Tyrols ge gründet ist. Zu den Landschaftsaquarellen treten die Bilder von Tieren, die Weber-Tyrol nicht weniger meisterlich als die Landschafts formen gestaltet. Haflinger Pferde, Rinder und Doggen, aber auch die Tiere der exo tischen Wildnis, Tiger und Leoparden, er scheinen auf den Blättern in lebensvollster

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