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Lienzer Zeitung
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Page 16 of 22
Date: 30.04.1904
Physical description: 22
den Arm der guten Frau Bertheau fahren zu lassen. Diese gab sich die größte Mühe, ein Alleinsein der beiden jungen Leute im Garten, wo der Staatsanwalt die beiden Frauen bei seinem Besuche überrascht hatte, herbeizuführen. Aber Fräulein von Sautiers wußte diese Absicht immer zu vereiteln, und Viktor mußte für dieses Mal darauf verzichten, etwas von den Gesinnungen Blanches in betreff ihres Verhältnisses zueinander zu erforschen. Er begnügte sich, beim Abschiednehmen nicht ohne eine gewisse Ironie

. Er hatte zwar für den Augenblick ihren Sohn nicht zu fürchten, aber er war überzeugt, daß die Mutter von Blanche ins Vertrauen gezogen war und ihren Einfluß auf das junge Mädchen zu seinen Ungunsten geltend machte. Ein un vorhergesehener Umstand, der Besuch des Vormundes, bei welchem Viktor sich bereits bei seiner letzten Durchreise in Trohes vor stellen wollte, den er aber nicht zu Hause getroffen hatte, kam dem jungen Mann zu Hilfe. Eines Sonntags traf er Herrn Msrignaux, das war der Name des zum Vormund bestimmten Vetters

noch einige Wochen nach Trohes kommen werden. Ver gessen Sie nicht, daß man Sie dort stets mit offenen Armen emp fangen wird. Ihre Zimmer werden von meiner Frau jederzeit für Sie bereit gehalten. Und auch Sie, Herr Staatsanwalt, sind uns herzlich willkommen. Sie dürfen Blanche besuchen, so oft es Ihnen gefällt.' „Tausend Dank, mein Herr,' entgegnete Viktor, flch verneigend. „Ich werde von dieser Erlaubnis Gebrauch machen , . . ohne sie zu mißbrauchen,' fügte er, sich halb gegen Blanche wendend, mit einem Lächeln

. Die beiden jungen Lente blieben in dem Zimmer der ersten Etage, welches an Blanches Boudoir stieß und ihr als Salon diente, allein. Man hatte die meisten von Herrn von Santiers früher bewohnten Räume geschlossen. Nach einer peinlichen Pause der Verlegenheit legte Fräulein von Sautiers die Hand auf den Klingelknopf und sagte: „Ich weiß gar nicht, wo Frau Bertheau bleibt...' Viktor hielt sie von ihrer Absicht zurück. „Verzeihung,' sagte er, seinen ganzen Mut zusammennehmend, „es ist hier soeben

habe ich sie einmal gegeben und ich werde sie nicht zurückziehen . , aus genommen, daß Sie mich selber von der Verpflichtung befreien. Was Ihre Besuche anbetrifft, so würden, falls diese mich kom promittieren sollten, nur Sie allein davon betroffen werden, da ich bald Ihren Namen tragen werde.' „Ich möchte vor allen Dingen gern wissen,' sagte Viktor mit etwas sicherer Stimme, „wie Sie mich beurteilen, was Sie von mir denken?' Sie sah ihn mit einem Blicke an, als sei sie im Begriff, ihm eine beißende Entgegnung

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Der Burggräfler
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Page 2 of 16
Date: 30.04.1904
Physical description: 16
die Einhebung eines.Landeszuschlages zur Weinver- Arrsland. 9taU«tt Itzird F»s»«r»ersh. Bei der Festtafel im Quirinal feierten König Viktor Emanuel und Präsident Loubet die Freundschaft und Bluts verwandtschaft der italienischen und französischen Nation. Es nahm sich fast wie Spott aus. Frank reich führt seinen Namen von den Franken, Italien ren seinen von den Jtalern. Das erste Auftauchen ieider Völker in der Geschichte liegt zeitlich mehrere Jahrhunderte und territorial einen halben Weltteil auseinander

lassen, daß die Sprachen- verwandtschaft'immer auch eine Blutsverwandtschaft iedeute. So dursten König Viktor Emanuel und Präsident Loubet in ihren feierlichen Toasten ganz ernsthaft von der zwischen Franzosen und Italienern gestehenden Verwandtschaft reden, ohne besorgen zu müssen, in der gebildeten Welt Kopfschütteln zu erregen; ,bie gebildete Welt klatscht vielmehr: leb haften Beisall und bekräftigt den Aberglauben- von einer engeren Blutsverwandtschaft zwischen Franken und Jtalern, Galliern

und Etruskern, oder wie die Völkerschaften alle heißen, die bei ihrem ersten historischen Auftreten im heutigen Italien und Frank reich tatsächlich noch nationale Einheiten gebildet haben. Es muß mii den historischen, moralischen und rechtlichen Argumenten für den Besuch Loubets bei Viktor Emanuel verzweifelt schlecht stehen, wenn derselbe nur mit der modernen fable conrenu* von der Blutsverwandtschaft der sogenannten roma nischen Völker begründet werden konnte. Die Be rufung darauf ist eine Verspottung

Medici begeben werde, und daß da» Viktor Hugo-Standbild im Innern der Villa Medici vom Präsidenten Loubet enthüllt werden solle. Der Präsident der Franko-italienischeu Liga hat infolge deffen die Intervention des französischen Botschafters Barrere angerufen. Das merkwürdigste bei der Sache ist, daß das Monument Biktor Hugos noch gar nicht fertig ist und daß es sich nur um ein Modell han delt, daß Loubet einweihen sollte. Die Franzosen wollten jedoch schon jetzt eine Bestimmung über den Platz

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Lienzer Zeitung
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Page 17 of 22
Date: 30.04.1904
Physical description: 22
, was ich für recht halte, in dieser Sache zu tu«/' Es lag so viel hinreißende Liebenswürdigkeit in der Offenheit, die aus der frischen Stimme des jungen Mädchens klang, daß Viktor bis ins Innerste seiner Seele ergriffen wurde. „Hören Sie mich an,' sagte er mit tiefem Ernst. „Ich stehe allein da in dieser Welt. Die wenigen Verwandten, die ich be sitze, sind mir teils unbekannt, teils feindlich gesinnt. Ich habe nicht Vater noch Mutter, nicht Bruder noch Schwester und dabei doch ein weiches, liebebedürftiges Herz

und befestigen...' „Nein,' sagte Viktor, den Kopf schüttelnd. „Wie!' rief Manche heftig errötend, „Sie beharren dabei?' „Ich beharre. .. Aber werden Sie nicht gleich böse und be antworten Sie mir die Frage: Wenn Roger von Villeroh nicht existierte, würden Sie dann glauben, mich lieben zu können oder es zu lernen?' „Vielleicht —antwortete das junge Mädchen nach einem Augenblick des Zögerns. Viktors Augen leuchteten auf. „Sehen Sie nun nicht ein, daß ich recht habe, zu beharren? Es gibt nur einen Menschen

würde?' Fräulein von SautierS lächelte nur, ohne eine Antwort zu geben. Aber das strahlende, herrliche Vertrauen in ihrem Lächeln war Antwort genug. Viktor ergriff ihre Hand. „Ich sehe, daß Sie ihn auf die rechte Art lieben,' sagte er. „Und obgleich die Liebe von allen unsern Gefühlen am wenigsten zur Entsagung geneigt ist, so ist meine Zuneigung zu Ihnen doch zu groß, als daß ich nicht imstande sein sollte, Uneigennlitzigkeit ^ üben, wenn Ihr Lebensglück davon abhängt. Aber Sie kennen das ^eben

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